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Pro und Contra zum Ampel-StreitSollen wir jetzt auch wählen?

In den USA wird noch ausgezählt, in Deutschland stehen Neuwahlen im Raum. Ist die Ampel am Ende und sollte es Neuwahlen geben? Ein Pro und Contra

Foto: Christoph Soeder/dpa

Ja, die Ampel ist am Ende

Es reicht. Die Ampel sollte ihr Scheitern endlich eingestehen und aufhören. Alle wissen es doch längst: Die Regierung Scholz-Habeck-Lindner hat keine gemeinsamen Ziele mehr, wenn sie denn je welche hatte, und ganz sicher keine Zukunft. Es ist deshalb nicht nur sinnlos, sondern sogar gefährlich, noch ein Jahr lang weiter vor sich hin zu wursteln, unentwegt zu streiten und auch die letzten WählerInnen zu vergraulen, die dann höchstwahrscheinlich noch weiter nach rechts abdriften würden. Ja, ein Ende mit Schrecken wäre besser als ein Schrecken ohne Ende.

An diesem Befund können auch die US-Wahl und der Koalitionsgipfel am Mittwoch in Berlin nichts ändern. Selbst wenn sich die drei Ampelmänner unter dem Eindruck der amerikanischen Ergebnisse oder aus purer Angst vor Neuwahlen noch einmal zusammenraufen und Besserung geloben: Wer soll das noch glauben?

Die WählerInnen sollten entscheiden, wer die neuen Aufgaben mit einer neuen Legitimation angehen soll

Sie selbst am wenigsten, wie die unzähligen Anfeindungen und Abgesänge auf die Ampel aus den eigenen Reihen nicht erst in den vergangenen Wochen deutlich gemacht haben. Das gegenseitige Vertrauen ist schon lange dahin, spätestens seit das unsägliche Heizungsgesetz unabgesprochen an die Öffentlichkeit geriet. Auch das Vertrauen der WählerInnen tendiert seitdem konstant gegen null.

Aber wenn jetzt in den USA das Chaos ausbricht, muss dann nicht wenigstens die Bundesregierung Stabilität ausstrahlen? Ja. Aber genau das ist der Ampel nicht mehr zuzutrauen. Gerade weil die neue US-Regierung Deutschland in jedem Fall vor neue, riesige Herausforderungen stellen wird, wirtschaftlich und militärisch, sollten die WählerInnen neu entscheiden, wer diese neuen Aufgaben mit einer neuen Legitimation angehen soll. Am besten ohne die FDP und ihren Fetisch Schuldenbremse, die den Gestaltungsspielraum der Regierung zu sehr einengt.

Natürlich sind auch Neuwahlen riskant. Die Aussicht auf einen Kanzler Merz ist keine schöne. Aber wer hofft, dass die progressiven Kräfte nach einem weiteren Jahr Ampelgewürge bessere Chancen haben, muss schon an Wunder glauben. Lukas Wallraff

Nein, die Ampel ist nicht am Ende

Es sind sich alle ziemlich einig dieser Tage: Diese Regierung ist fertig miteinander. Der ewige Streit nervt. Es sei bloß noch die Angst vor Neuwahlen bei einigen Akteuren, die das Bündnis zusammenhalte. Kann sein. SPD und Grüne dürften mit Blick auf ihre Umfragewerte kaum ein gesteigertes Interesse am vorzeitigen Urnengang haben. Die Grünen haben derzeit nicht mal eine ordentliche Parteispitze.

Und trotzdem: Ein Stand-up-Wahlkampf jetzt sofort, eine Neuwahl vielleicht im März und darauf folgende Koalitionsverhandlungen würden politischen Stillstand bis ungefähr nächsten Sommer bedeuten. Und das bei einer außenpolitisch nicht einfachen Weltlage und einem möglichen US-Präsidenten Trump, der sich bekanntlich zunächst mal um sein eigenes Land kümmern will.

Für die Ukraine, nur zum Beispiel, sind die USA und Deutschland die beiden wichtigsten militärischen Unterstützer. Schlecht, wenn die auf absehbare Zeit mit sich selbst beschäftigt sind. Die Frage ist aber auch: Stimmt die Analyse überhaupt, dass sich die Koalitionspartner nichts mehr zu sagen haben? Oder wollen sie bloß nicht mehr?

Lindners Taktik ist eine Missachtung des Wählerwillens

Dafür, auch das würden im Deutungsgeschäft tätige Jour­na­lis­t*in­nen dieser Tage nur zu gerne tun, müsste man mal in Christian Lindners Kopf krabbeln. Denn so spalterisch seine ultraharten Positionspapiere wirken: Der Mann macht halt Wahlkampf. Die FDP steht bei 3 Prozent in den Umfragen. Lindner hat nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen, solange es zum Beispiel funktioniert, Geflüchtete gegen Bürgergeldempfänger auszuspielen (die AfD-Wahlerfolge haben es vorgemacht).

Das mag parteistrategisch richtig gedacht sein. Aber es ist eine Missachtung des Wählerwillens, des Souveräns immerhin. Koalitionsverträge, der Auftrag zu regieren: interessiert alles nicht, wenn es um Machtpolitik geht? Das ist das fatale Signal, das von einem Koalitionsbruch ausginge. Der Wahlkämpfer Lindner sollte sich fragen, ob dieser Einsatz 4 Prozent für die FDP im März wert wären. Anna Klöpper

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
Anna Klöpper
Leiterin taz.eins
Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.
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50 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Hier werden seltsame Vergleiche mit der Merkel-Regierung getroffen: weil es so ruhig war und alle mit der Regierung zufrieden waren, war sie besser??? Vergesst Ihr den Umgang mit Griechenland und die Probleme, die Europa damit aufgehalst wurden? Alle Probleme wurden ausgesessen, nur lösen sich Probleme damut ja nicht auf. Aber natürlich waren die Leute zufriedener, es gab ja keine Zumutungen.



    Die Ampel hatte mit Corona und dem Ukrainekrieg echte Probleme zu bewältigen und ich glaube nicht, dass es eine andere Regierung besser geschafft hätte. Da waren einige Kröten für alle Beteiligten dabei. Nur ist das Geld jetzt auch alle und es gehen die Verteilungskämpfe los. Das kann unter einer anderen Regierung nur dann ruhiger verlaufen, wenn dabei Entscheidungen vertagt werden oder rückwärtsgewandte Entscheidungen getroffen werden. Was der Wähler kennt, akzeptiert er leichter, egal ob gut oder nicht.



    Das kann es nicht sein! Streit muss also sein und wird auch nur weniger, je weniger an unbequemen Lösungen gearbeitet wird.

  • lass doch die CDU den Abnutzungskampf mit Trump USA austragen...nur eine Neuaufstellung der Grünen und sozialen Politik kann BRD wieder nach vorne bringen - und eben nicht im Sinne der Neoliberalen...

    • @Kaffka:

      Was ist denn an den Grünen weniger neoliberal? Die bisherigen Vorschläge kamen auch nur den besserverdienenden zu gute.



      Oder welchem Bürgergeldempfänger nutzt der Zuschuss zu Wärmepumpe oder E-Auto? Nein nicht umsonst werden die Grünen als Öko FDP angesehen. Deswegen wählen auch so viele Besserverdiener grün um das eigene ökologische Gewissen subventioniert zu bekommen.

  • Keine Neuwahlen bedeutet Futter für die AfD liefern. Sie können den sogenannten "etablierten Parteien" vorwerfen nicht mal einen soliden Abgang hinzubekommen.

  • Neuwahlen fordern - hieße ja dem Willen von CDU/CSU und FDP nach kommen.



    Also ein klares Nein - und auf die Vernunft unserer Regierungs Koalition



    hoffen.

    Zudem mal nicht so Undankbar sein

    Unsere Regierung, unter unserem Kanzler Olaf Scholz, musste von Beginn an ein vielfältiges Krisenmanagment leisten.



    Die Corona-Pandemie und



    Putins Angiffskrieg auf die Ukraine, - die dadurch steigenden Energiepreise.



    Zugleich wurden unter Kanzler Scholz wichtige Punkte umgesetzt :



    - Mindestlohn



    - Bürgergeld



    - Kurzarbeitergeld in der Krise geleistet und somit Millionen Arbeitsplätze gerettet



    - schnelle Entlastung ca. 13 Milliarden



    Euro bei den Energiepreisen, damit Heizen, Strom und Mobilität für jeden bezahlbar bleibt - Heizkostenzschuss für Wohngeldempfänger und Bezieher von Bafög, die Pendlerpauschale wurde erhöht.



    Darüber hinaus wurde die EEG-Umlage abgeschaft.



    Ein Sondervermögen für die Bundeswehr bewilligt, da die Bundeswehr von der Vorgängerregierung unter Merkel kaputt gespart worden ist.



    Also nur Kritik an der Regierung zu üben, auch wenn es Kritikpunkte gibt, ist schon etwas Undankbar.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Ich bin für Neuwahlen, schlicht weil man dann eine Blaupause hat ob der ganze Rechte Murks Bundesweit so hochkocht wie in Thüringen oder Brandenburg.



      Dann haben die auch gleich Zeit zu zeigen wie dumm man wäre diese zu wählen so blöd es dann für 1 Jahr wäre, besser als 4.

      Was heißt undankbar?



      - Corona war faktisch vorbei als die Ampel kam



      - Ukraine haben wir zu wenig und zu spät unterstützt und jammern jetzt sogar zynisch über deren Flüchtlinge



      - Mindestlohn? Zu niedrig und ohne den nötigen Zusatz dass ein Facharbeiter nicht knapp über diesen sondern ein ordentliches Stück mehr bekommen sollte



      - Bürgergeld? War ja offensichtlich nur ein Schritt vorwärts um jetzt mindestens drei Schritte hin zur Zwangsarbeit zu machen



      - Arbeitsplätze kann man nicht retten, nur erhalten - die gehen wieder sobald die Unterstützung fällt



      - Pendlerpauschale nutzlos da 49 € Ticket, lediglich ein weiterer Punkt wo die Mobilitätswende verschlafen wird



      - Da sind sie einer der wenigen die meinen Wohnen wäre bezahlbarer geworden



      - Milliarden die in der BW verpuffen während der Haushalt überlastet ist

    • @Alex_der_Wunderer:

      Und das alles mit der FDP 🤪

  • Mit gutem Grund ist der Weg zu Neuwahlen nicht einfach. Im Prinzip gibt es nur zwei Wege: Nach einer fehlgeschlagenen Vertrauensfrage kann der Bundeskanzler den Bundespräsidenten um die Auflösung des Bundestags bitten. Oder der Bundespräsident kann entscheiden, dass ein nur mit relativer Mehrheit gewählter Bundeskanzler nicht genug Rückhalt im Parlament hat und den Bundestag deshalb auflösen - das liegt aber in seinem Ermessen.



    Eine einfachere Lösung wäre es, die FDP-Minister zu entlassen - dafür bräuchte es aber einen stärkeren Kanzler als Scholz (stärker im Sinne der Persönlichkeit, nicht der politischen Macht). Eine rot-grüne Minderheitsregierung könnte problemlos bis zum regulären Wahltermin im Amt bleiben - eine Mehrheit für ein konstruktives Mißtrauensvotum zugunsten von Merz scheint sehr unwahrscheinlich.



    Allerdings rechne ich schwer damit, dass Scholz stattdessen die Karte "große" Koalition unter seiner eigenen Führung ziehen wird, wenn es hart auf hart kommt. Noch ist die SPD ja die stärkste Fraktion im Bundestag.

    • @mecker-rv:

      Und wie soll die Minderheitsregierung Gesetze durchbringen? Oder soll rot-grün nur die Zeit absitzen? Schon in der Koalition konnten sie sich beispielsweise nicht auf einen Haushalt einigen, welche Partei soll einem rein rot-grünen Haushalt zustimmen?

    • @mecker-rv:

      Ich bin ganz bei Ihnen.



      Unser starker Kanzler könnte die Entlassung von Finanzminister Christian Lindner, unserem Bundespräsidenten vorschlagen.



      Die Bundesminister werden ja auch auf Vorschlag vom Kanzler, durch den Bundespräsidenten ernannt.



      Es wäre wohl an der Zeit, sich von Lindner zu trennen.

  • Unbedingt Neuwahlen. Wer das nicht sieht, ist verblendet. So eine schlechte Regierung gab es in Deutschland noch nie.

    • @NorbertKa:

      Doch. Die ein oder andere hat sogar Weltkriege angefangen.

  • Den Damen und Herren der Ampel wird mittlerweile hoffentlich deutlich, dass sie mit ihrem seit Monaten ziellosen Rumgekasper die Totengräber unserer Demokratie zu werden drohen!?

  • Ampel oder Merz? Eine Wahl zwischen Pest und Cholera!

    Aber Deutschland benötigt die Verabschiedung eines Haushalts, solange muss die Ampel sich noch zusammenraufen.

    Danach tut es bis zur Wahl im September auch eine rot-grüne Minderheitsregierung.

  • // Die Aussicht auf einen Kanzler Merz ist keine schöne.

    Das ist natürlich Ansichtssache. Es kann nur besser werden. Und eine CDU/CSU und SPD - Koalition kann Deutschland wieder etwas auf Vordermann bringen.

    • @Der Cleo Patra:

      Eher auf Hintermann, würde ich sagen. Der letzten CDU/CSU/SPD-Koalition haben wir ja einen guten Teil der aktuellen Misere zu verdanken: Gas-basierte Energiepolitik, Verschleppung der Verkehrswende mit den aktuellen Folgen für die Autoindustrie, verrottende Infrastruktur, wirtschafts- und finanzpolitisch idiotische Schuldenbremse.

    • @Der Cleo Patra:

      Es wird für schwarz/rot nicht reichen bei der nächsten BTW. Jamaika wird kommen. Das „Leihstimmenspiel" zur Rettung der FDP wird wieder funktionieren.

      • @starsheep:

        Woher haben Sie die Erkenntnis, dass es für Schwarz-Rot nicht reicht? Die Umfrageergebnisse sehen anders aus.

    • @Der Cleo Patra:

      "Und eine CDU/CSU und SPD - Koalition kann Deutschland wieder etwas auf Vordermann bringen."



      Hat ja schon bei der letzten GroKo hervorragend und überzeugend funktioniert.



      Ich beneide Sie hier um Ihren Optimismus.

      • @Encantado:

        Besser als bei der Ampel. Und es soll ja besser werden. Oder?

      • @Encantado:

        Joa, wenn man das mit der jetzigen Koalition vergleicht, dann war das schon richtig gut und auch wenn Frau Merkel jetzt so hart kritisiert wird, waren während ihrer Kanzlerschaft die Menschen wesentlich zufriedener mit der Regierung und mit ihr.

        Ich fand die CDU und viele Minister schon schlecht, dass wurde jetzt von einigen sogar noch unterboten. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass es besser wird aber wieviel schlechter kann es schon werden?

        • @Hitchhiker:

          " Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass es besser wird aber wieviel schlechter kann es schon werden?"



          Ich kann's auch nicht, aber ich fürchte wir werden es erleben.

          • @Encantado:

            Danke, für meinen Lacher des Tages :)

  • 4G
    47439 (Profil gelöscht)

    Wo ist das Problem ?



    Nach der nächsten Bundestagswahl werden wir voraussichtlich von CDU/CSU und AfD geführt ( sind ja derzeit die Mehrheiten ), dann herrscht wieder Zucht und Ordnung im deutschen Staat und die transatlantischen Beziehungen würden eine neue Blüte erleben, der Mensch ist halt ein Herdentier mit dem Bedürfnis nach Führung ....



    Es ist doch so schön einfach nicht denken zu müssen.



    ( bei mir macht sich zunehmend Ratlosigkeit breit )

    • @47439 (Profil gelöscht):

      Die AfD ist nicht transatlantisch eingestellt.

    • @47439 (Profil gelöscht):

      „bei mir macht sich zunehmend Ratlosigkeit breit"



      Bei mir auch. Es ist Vor-Merz. Bald werden aus Bürger*innen wieder Untertanen (nix *innen) und aus Kund*innen werden wieder Bittsteller (nix *innen).

      • @starsheep:

        Oh man, statt zu versuchen, vielleicht mal selbst Wahlkampf für die eigene Partei, Interessen zu machen, lieber aufgeben und irgendwelche Horrorszenarien an die Wand malen.



        Gerade jetzt sind Demokraten gefragt, die handeln und nicht vom Sofa aus meckern und schwarz sehen.

  • "Die Frage ist aber auch: Stimmt die Analyse überhaupt, dass sich die Koalitionspartner nichts mehr zu sagen haben? Oder wollen sie bloß nicht mehr?"

    Wieso sollte das die Frage sein? Ob man nicht will oder nicht kann, ist für die Bewertung von Regierungsfähigkeit komplett bedeutungslos. Und auch der Ukraine dürfte es völlig Wurscht sein, ob man sich wegen Koalitionstreitereien mit sich selbst beschäftigt oder weil man im Wahlkampfmodus ist.

  • So oder so, die Ukraine wird jetzt wohl zum Abschuss freigegeben. Zumindest würde es mich überraschen, wenn Scholz Haltung zeigt.

    • @Genosse Luzifer:

      Scholz ist einer der wenigen, die wirklich Haltung zeigen. Ständig nicht umsetzbaren Quatsch zu fordern, hat mit Haltung nichts zu tun.

  • Die Frage "Geht es Dir heute besser als vor vier Jahren?" würde von vielen Deutschen wohl negativ beantwortet werden.



    Die Umverteilung von unten nach oben hat zu einer Verschlechterung der objektiven und der gefühlten Lebensumstände geführt: Die Ampel-Regierung hat diese Situation nicht verbessert, sondern bewusst eskaliert und versucht, das mit etwas Kosmetik zu verkleistern.



    Die Zufriedenheit mit der Regierung ist zu Recht auf einem Tiefstand: 84% sind mit der Arbeit der Ampel-Koalition unzufrieden (ARD-DeutschlandTrend).

    Um soziale Ungleichheit zu verringern und Vertrauen zurückzugewinnen, könnte die Regierung folgende Maßnahmen ergreifen:

    - Gezielte Armutsbekämpfung durch Weiterentwicklung des Bürgergelds



    - Stärkung des Mittelstands durch Steuerentlastungen



    - Investitionen in Bildung und Chancengleichheit



    - Förderung des sozialen Wohnungsbaus



    - Stärkung der gesetzlichen Krankenversicherung



    - Verbesserung der Steuergerechtigkeit



    - Transparentere Kommunikation politischer Entscheidungen

    Der Erfolg hinge vom Willen zur Umsetzund dieser Maßnahmen in der Koalition ab und der ist gleich Null!



    Warum also noch ein Jahr weitermachen?

  • Die Ampel ist ein Projekt, das kaputtgeredet wurde.



    Es gibt derzeit keine bessere Alternative.



    Es sei denn, mann betrachtet die gleichnamige Partei als eine Solche.



    Dass CDU AnhängerInnen Neuwahlen toll finden, ist klar.



    Wie linke BürgerInnen das fordern können jedoch absurd.



    Die FDP wird fleißig beschimpft, vergessen wird, dass in der GroKo die CSU den Part inne hatte.



    Zukünftige Koalitionen werden nicht einfacher, wie wir an den Landtagswahlen sehen.



    Wie Vertreter der Grünen herbeifantasieren, dass mit Merz die Schuldenbremse gelockert würde, ist nicht nachvollziehbar.



    In der Not heißt es zusammen stehen, nicht spalten.



    Die Regierung wurde gewählt und steht in der Verantwortung. Es wurde ein Weg zum Umbau der Wirtschaft auf regenerativ eingeschlagen. Das geht nicht von heute auf morgen, Erfolge sind aber erkennbar. Wir müssen diesen Weg weiter gehen, Klimaschutz ist Pflicht.



    Merz will zurück zum Verbrenner und zur Atomkraft. Probleme von Morgen sind nicht mit Fehlern von gestern zu lösen.



    Manchmal führt der Weg durch ein tiefes Tal, ein Zurück bringt uns nicht weiter!

    • @Philippo1000:

      Genau!

  • "Sollen wir jetzt auch wählen?



    In den USA wird noch ausgezählt, in Deutschland stehen Neuwahlen im Raum."



    Es gibt seit vorgestern keine neuen Gründe für ein Anfeuern der Neuwahl-Debatte; die US-Wahl ist nämlich keiner.



    Könnten wir vielleicht die Schnappatmung einstellen?

    • @Encantado:

      "Es gibt seit vorgestern keine neuen Gründe für ein Anfeuern der Neuwahl-Debatte; die US-Wahl ist nämlich keiner."



      Hoppla.



      So schnell sind Statements überholt

  • "Aber es ist eine Missachtung des Wählerwillens, des Souveräns immerhin."



    Der Wähler kannte die Dynamik der letzten Monate aber nicht, sein Wille war retrospektiv nicht diesbezüglich zweifelsfrei anzurechnen. Die Hürde für Neuwahlen ist zunächst in Deutschland vergleichsweise hoch, aus Erfahrung eine gute Absicherung.



    www.bundeswahlleit...sar/n/neuwahl.html

  • Wenn jetzt Neuwahlen beschlossen würden, wäre sicher auch der Ukrainekrieg ein sehr wichtiges Wahlkampfthema.



    .



    Auch wenn heute ein schwarzer Tag für die Demokratie in den USA ist, wäre es deshalb vielleicht besser abzuwarten, ob Trump seine Ankündigungen zur Beendigung des Kriegs wahr machen wird.



    .



    Denn ernsthafte Einflussmöglichkeiten hin zu "mehr Diplomatie" hätte wahrscheinlich hierzulande nur das BSW.



    .



    Zwar hetzen so ziemlich alle Parteien - proaktiv oder per Durchwinken - gegen Geflüchtete (Wagenknecht kann sich bei ihrer Stimmungsmache gegen Ausländer ja tatsächlich auf den Bundeskanzler berufen www.instagram.com/...JhMjl3c2JoeDUydw== ), es wäre aber eine echte Entscheidingshilfe, "Unterstützung für die Ukraine" nicht mehr berücksichtigen zu müssen (oder Pistorius' "Kriegstüchtigkeit" usw. usf.)

    • @ke1ner:

      Und dann vor allem auch zu sehen, wie Trump seine Ankündigung wahrmachen will - es kann sein, dass die - auch von mir hier immer wieder erhobene Forderung - nach Verhandlungen einen ganz anderen Sinn bekommt: WENIGSTENS Verhandlungen, dem Agressor die Ukraine nicht ohne weiteres überlassen.



      .



      Dazu braucht es auch - im Rahmen des Einfluss, den Deutschland hat - eine handlungsfähige Regierung, nicht Stillstand im Wahlkampfmodus.

  • Es klang für mich ja bislang sehr einleuchtend, dass die Bildung einer Mehrheit durch eine Koalition unerlässlich sei. Aber nach dieser Wahlperiode habe ich nicht den Eindruck, dass man bei einer Koalition von einer wirklichen geschlossenen Mehrheit sprechen kann, selbst wenn man es versucht.

    Vielleicht würde es das Vertrauen in die Politik stärken, wenn alle wirklich für das eintreten würden, für das sie stehen, wenn die Probleme so oder so da sind.

  • Ich würde sagen: es ist egal. Lindner zerstört alles und Scholz - der ja schon mal zwei Ministerinnen entlassen hat, warum nicht Lindner? - lässt ihn einfach so machen. Damit ist keine Politik möglich, wie man sieht.

    Eine Neuwahl würde das Ergebnis vorziehen, das uns sowieso nächstes Jahr droht: eine CDU Regierung mit entweder einer gehorsamen SPD oder den gehorsamen Grünen, die sich ja schon für die Hochzeitsnacht mit Merz schön machen.

    Das Ergebnis ist so oder so ein Desaster. Rassismus und Neoliberalismus werden weiter geschürt werden, Arbeitnehmerrechte weiter den Bach runtergehen. Und gegen die Klimakatastrophe macht ja sowieso keiner was.

    Fertigmachen zum Untergang!

    • @Jalella:

      Gegen die Klimakatastrophe kann eh keine deutsche Regierung etwas unternehmen, dafür ist ihr Einfluss zu gering.

      • @Tom Tailor:

        Das klappt ja super.

        Deutschland (oder sogar Bhutan) können niemals Einfluss auf einen schonenden Umgang mit unserer Erde haben. Aber wenn irgendwo auf der Welt Warlords oder kleine Hitler an die Macht kommen, dann findet die Untergrabung der Demokratie viele Nachahmer.

        Vielleicht mal einfach einen Gang höher schalten. Demokratie extremistischer durchsetzen und sie dem Bürger schmackhaft machen. Die Bewahrung der Demokratie wird derzit total verschlafen und deren Politik mit unpassenden Koalitionspartnern macht Bürger wütend, was Merz und Chrupalla zugute kommt.

  • "Das mag parteistrategisch richtig gedacht sein. Aber es ist eine Missachtung des Wählerwillens, des Souveräns immerhin. Koalitionsverträge, der Auftrag zu regieren: interessiert alles nicht, wenn es um Machtpolitik geht?"

    Ist es eine Missachtung des Wählerwillens? Hat der Wähler die Ampel und einen Koalitionsvertrag gewählt? Nein, er hat eine Partei gewählt in der Hoffnung, dass diese seine Ziele/Interessen vertritt. Hat der FDP Wähler ein Bürgergeld gewollt? Wollte der SPD Wähler ein festhalten an der Schuldenbremse?

    Was der Wähler in der Regel nicht wollte, war ein Nullwachstum und schlechtere Wirtschaftsbedingungen. Denn wenn diese eintreten, haben nicht nur die Leute weniger im Geldbeutel, sondern es gibt auch nichts zu verteilen. Sei es für Wärmepumpen, sei es für Bürgergeld.

    Natürlich kann die Ampel nichts für den Ukrainekrieg und die dadurch entstehenden Kosten und für alles schlechte auf der Welt. Aber man sieht von ihr kein Lösungsangebot - nur Streit.

    • @Strolch:

      Genau so siehts aus. Die Argumente pro Ampel sind fast noch weniger überzeugend als die Arbeit der Regierung selbst.

  • Natürlich Neuwahlen, wenn die Ampel weitermacht, wie bisher, verlassen noch andere Schlüsselindustrien das Land mit einhergehender Arbeitslosigkeit gut bezahlter Fachkräfte, die Infrastruktur wird keinen Deut besser (bin gestern mit dem Zug gefahren, ein Albtraum), Bildungsmisere geht noch anderthalb Jahre weiter und das Ergebnis wird sein, dass die AFD an erster Stelle steht. Das möchte doch wirklich keiner.

    • @Leningrad:

      Und ein Kanzler Merz könnte auch nur eines der Probleme lösen? Was er bisher vorgelegt hat (zurück in die 80er) wird die Probleme noch verschärfen. Jeder Tag, den er vom Kanzleramt ferngehalten wird, ist ein Gewinn für das Land.

      Ist zwar traurig, aber leider die Wahrheit.

  • Wieso ist es eine Misachtung des Wählerwillens? Die Wähler haben ihre Stimmen verschiedenen Parteien gegeben - das diese eine solche Koalition draus machen haben "die Wähler" nicht entschieden.

  • Das NEIN Argument "Ein Stand-up-Wahlkampf jetzt sofort, eine Neuwahl vielleicht im März und darauf folgende Koalitionsverhandlungen würden politischen Stillstand bis ungefähr nächsten Sommer bedeuten. Und das bei einer außenpolitisch nicht einfachen Weltlage" ist doch das größte JA Argument - denn andernfalls droht Stillstand bis Anfang 2026, also nochmal ein halbes Jahr mehr... 🤷‍♂️



    Sich im weiteren Verlauf auf den Wählerwillen ("Aber es ist eine Missachtung des Wählerwillens, des Souveräns immerhin") machts auch nicht besser - das war eine Momentaufnahme vor mittlerweile über 3 Jahren und ja, der Regierungsauftrag gilt für 4 Jahre, wenn aber eine Regierung auf allen Plattformen, egal ob rechts oder links, bei maximal noch 30% Zustimmung steht und Zufriedenheitswerte weit unterhalb der 20% hat dann ist der Wählerwille kein wirkliches Argument mehr

    • @Farang:

      Das sind - zumindest zum Großteil - genau meine Gedanken. Die im Artikel dargestellte Argumentation funktioniert nur, wenn die Beibehaltung der Koalition keinen Stillstand bedeuten würde. Davon ist angesichts der absehbaren Entwicklung aus meiner Sicht jedoch nicht auszugehen. Eher im Gegenteil, wir erleben seit mindestens einem Jahr den totalen Stillstand und dieser wird sich wohl bis zum Ende der Legislaturperiode auch fortsetzen.

      Die Beendigung des Stillstandes ist aus meiner Sicht eher ein Pro-Neuwahlen-Argument.

  • Jetzt die Koalition zu brechen wäre ein typischer Fall von Progressiven Kräften, die hart erkämpfte Macht abgeben, bevor sie es müssen.