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Orchestrierte Israel-FeindschaftMarokko liegt nicht in Palästina

WM-Außenseiter Marokko muss man einfach mögen – oder etwa nicht? Dass der Freude eine antisemitische Note beigemischt wird, macht die Sache schwierig.

Palästina spielt mit: Marokkos Mannschaft nach dem Viertelfinaleinzug

W ie könnte man sich nicht freuen, dass Marokko eine der acht besten Fußballmannschaften dieser Erde stellt! Endlich mal ein Team, das nicht aus Europa oder Südamerika kommt! Noch dazu – und jetzt folgt eine Interpretation, die man erstaunlicherweise gegenwärtig selten liest – ein nordafrikanisches Team, das nach und nach eine Kolonialmacht nach der anderen vom Fußballplatz gejagt hat: in der Vorrunde Belgien, im Achtelfinale Spanien; nun wartet mit Portugal eine weitere Nation, die ihren Reichtum ganz wesentlich ihrer kolonialen Vergangenheit verdankt. Als Nächstes könnten Frankreich und die Niederlande fußballerisch dekolonialisiert werden.

Statt dieser, wie ich finde, naheliegenden Interpretation wird der marokkanische Erfolg mit jeder Menge Palästinasymbolik überlagert. Die marokkanische Elf hielt nach dem Sieg über Spanien eine Palästinafahne hoch. Ähnliches taten in der Vorrunde schon tunesische Fans. Und einige Katarer tragen mittlerweile eine „Pro-Palästina“-Binde, als Antwort auf die von ihnen als Zumutung verstandene „One Love“-Binde der Europäer.

Das wirkt zunächst infantil-trotzig: Bäh, wir haben auch unseren Protest! Politisch betrachtet wird aber hier der palästinensisch-israelische Konflikt benutzt, um eine angebliche arabische Einheit zu behaupten. Als säßen Fans aus Maghreb-Staaten im gleichen Boot wie die katarischen Herrscherfamilien! Um Proteste zu unterbinden, die ja nicht zuletzt von palästinensischen Wanderarbeitern in Katar kommen könnten, bauen Herrscherfamilien aus dem Emirat und anderen Regimen hier einen Popanz namens „Palästina-Solidarität“ auf. Nicht grundlos unterstützt Katar schon seit Jahren finanziell den Terror, den die islamistische Hamas gegen Israel betreibt.

Es gibt ein historisches Vorbild für die durchsichtige Pro-Palästina-Propaganda, die die WM so prägt. 1963 fand in Jakarta eine Gegenolympiade statt. Ganefo nannte die sich, „Games of the New Emerging Forces“. Was wirken sollte wie ein sympathisches Aufbegehren der damals sogenannten Dritte-Welt-Staaten, war das Projekt des indonesischen Präsidenten Sukarno. Es richtete sich explizit gegen Israels Teilnahme am Weltsport.

Antirassismus ist weiter nötig, er kann sich etwa in Freude über marokkanische Fußballerfolge ausdrücken. Aber dieser Freude einen antisemitischen Anstrich zu verpassen, das ist der Dreh, mit dem Banden wie das katarische Herrscherhaus ihre Macht sichern wollen.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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66 Kommentare

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  • Paula , Moderatorin

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.   

  • Die Geschichte des modernen Israels ist zwar eng mit dem Holocaust verbunden,allerdings reichen die Bestrebungen einen Jüdischen Staat in Palästina zu gründen und die Besiedlung der Gebiete durch jüdische europäische Aktivisten (Zionisten) bis in das 19. Jahrhundert zurück. Der Beweggrund dafür war der allgemeine Antisemitismus, der aber in so ziemlich allen europäischen Ländern existierte, man denke da nur mal an die Dreyfus-Affäre in Frankreich.Aus dem östlichen Europa sind viele Juden zwischen den Weltkriegen nach Deutschland emigriert.

  • Im Fernsehen war zu sehen, wie ein israelisches Kamera- bzw. Reporterteam von Fußballfans aus Marokko mit Palästinänserfahne ganz schön verbal angegriffen wurde. Der israelische Reporter war völlig verunsichert und ängstlich. Weltoffenheit sieht anders aus.

  • Hätten sich die Spieler mit der iranischen Aufstandsbewegung solidarisiert, stünde hier kaum ein Kommentar und die FIFA hätte sie abgestraft.

  • Wie viele muslimische Staaten boykottieren und sanktionieren eigentlich China wegen dessen Genozid an den Uighuren oder Indien wegen der dortigen anhaltenden und zunehmenden Diskriminierung von Muslimen?

    Stimmt, null.

    Warum zeigt sich die Solidarität der Ummah also nur, wenn es um Palästina bzw. gegen Israel geht?

    • @Suryo:

      Sollte zuvor nicht zuvor geklärt werden, ob es sich hier um die Palästinensische Nationalflagge oder die der Demokratischen Arabischen Republik Sahara handelte? Im letzteren Fall ist der Antisemitismusvorwurf gegen die marokkanischen Spieler substanzlos … und warum sollte Marokko eine derartige Provokation gegen Israel starten, wo man doch gerade die zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern normalisiert hat?



      Andererseits: Marokko und die Frente Polisario befinden sich seit Jahrzehnten in einem erbitterten Krieg um die Besitzansprüche in der Westsahara. Weshalb sollten die Marokkaner da durch das Zeigen der saharouischen Nationalflagge ihre Solidarität mit dem Volk der Saharouis zeigen.



      So oder so, etwas seltsam die Geschichte. Dass beide Themen dennoch irgendwie miteinander verquickt sind, haben wir ja wohl dem Ex-US-Präsidenten Trump zu verdanken, mit seiner Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels sowie der Anerkennung der marokkanischen Gebietsansprüche in der Westsahara … beides falsche, fatale Entscheidungen, aus meiner Sicht.

      • @Abdurchdiemitte:

        Natürlich handelt es sich nicht um die Flagge der Westsahara.

    • @Suryo:

      Boykottiert und sanktioniert Deutschland China wegen der Uiguren? Oder zählen Menschenrechte nur bei entsprechender Religionszugehörigkeit?

      • @Andreas J:

        Warum zählen für Muslime weltweit Menschenrechte von Muslimen immer nur dann, wenn sie von Israel und dem Westen verletzt werden? Warum schüttelt der Vertreter der Taliban als erstem dem chinesischen Gesandten die Hand? Warum kann eine Karikatur in einer dänischen Zeitung in Pakistan zu einem öffentlich ausgerufenen „Tag des Zorns“ mit Tumulten samt Toten führen, die Millionen inhaftierter Uighuren und die Zerstörung von Moscheen durch das chinesische Regime aber nicht?

        Wer heuchelt hier eigentlich?

  • Könnte der Autor konkreter benennen, wo hier der Antisemitismus steckt? Eine Pro-Palästina-Binde (warum die Anführungszeichen?) ist per se kein Antisemitismus, ein palästinensischer Staat war auch in Israel mal mehrheitsfähig und gewünscht. Ich habe den Artikel dreimal gelesen und finde absolut nichts Konkretes, was "der Freude eine antisemitische Note beimischt". Wieder wird Kritik am Handeln des israelischen Staates als Antisemitismus uminterpretiert. Der Autor unterliegt hier einem Freund-Feind-Denken, das der Sache nicht dient. Arabische Solidarität sowie arabisches Selbstbewusstsein könnten auch ein Schlüssel sein zu mehr Frieden in Nahost.

  • Die Palestine Flagge zu zeigen ist nicht antsemitisch

    Die Mehrheit von Juden auf der Welt leben nicht in Israel und haben wenig mit Israel zu tun,

    Deutsche Philo-Zionismus ist eine Art nicht den eigenenen Schuld zu erkennen. Es waren nicht Menschen von einer anderen Nation die sie geräubt und ermordert haben. Wir waren Ihre Mitbürger. Warum sollen Leute in Palestinä immer noch für Deutschlands Verbrechen zahlen ?

  • An die Antisemitismuskritik-kritiker:

    "Politisch betrachtet wird aber hier der palästinensisch-israelische Konflikt benutzt, um eine angebliche arabische Einheit zu behaupten"

    Darum geht es. Um die Instrumentalisierung, nicht um die Solidarität mit den Unterdrückten. Politische Bekundungen und Bewegungen können ihrer Sache schnell einen Bärendienst erweisen, wenn es ihnen nicht gelingt, sich der Instrumentalisierung zu wehren; wenn sie sich vereinnahmen lassen.



    Macht das die Solidarisierung mit Unterdrückten falsch? Nein. Aber wir müssen dann kritisch darüber sprechen. Es ist eben nicht so einfach.

  • Von wegen Dekolonisation:

    Aus Marokko kamen Jahrhunderte lang islamische Kolonisierer, die die Christen in deren Heimat töteten, versklavten und zu Bürgern zweiter Klasse degradiert.

    • @SenderJG:

      Ach so ist das jetzt … ich habe im Schulunterricht noch gelernt, dass das einigermaßen friedliche Zusammenleben von Muslimen, Christen und Juden in Al-Andalus durch die „heilige“ spanischen Reconquista beendet wurde. Es war ein fanatischer, blutiger Kreuzzug gegen die „Ungläubigen“, der 1492 mit der Eroberung Granadas, der letzten maurischen Bastion auf spanischem Boden, sein Ende fand … dem selben Jahr übrigens, in dem mit den Entdeckungen Kolumbus‘ die Kolonisation Amerikas eingeleitet wurde. Und das Ende der jüdisch-sefardischen Kultur auf der iberischen Halbinsel. Ein Werk der römisch-katholischen Kirche, nicht der Muslime.

      • @Abdurchdiemitte:

        Die Muslime von al Andalus waren keineswegs immer eine Einheit. Genausowenig wie „die Spanier“, die es damals als solche gar nicht gab. Oft kämpften Muslime auf Seiten von Christen und umgekehrt. Aber grundsätzlich versuchte man tatsächlich mehrfach, von Marokko aus Spanien (zurück-) zu erobern.

        Im übrigen wurden die europäischen Küsten jahrhundertelang von sarazenischen Piraten und Sklavenjägern terrorisiert. Afrika übrigens auch - der Dreieckshandel hing entscheidend von arabischen Sklavenjägern ab.

    • @SenderJG:

      Die Sahraoui werden das auch anders sehen.

      Man muss also nicht mal weit zurückgehen.

      Komischerweise fallen die Sahraoui im Blick der Europäer fast immer unter den Tisch.

      • @rero:

        Angesichts des derzeitigen Kurswechseln diverser europäischer Regierungen - auch der deutschen - wäre es vielleicht sogar angemessener zu sagen: sie Sahraoui werden aktiv vom Tisch befördert, weil sie Geschäftsinteressen im Wege stehen.

        • @O.F.:

          Das ist wohl leider so in einer von geostrategischen Machtinteressen geleiteten Welt, dass der Wille einer nur wenige Hunderttausende zählenden Bevölkerung eben diesen Interessen geopfert wird … die Ausbeutung von Bodenschätzen hat da eindeutig Vorrang vor Menschenrechten und dem Selbstbestimmungsrecht der Völker.



          Es sei denn, man kann dabei Russland oder China ans Zeug flicken … die eigenen Bluthunde in Marokko, den Emiraten, Saudi-Arabien etc. bleiben ungeschoren.

  • Friedrich Schiller:

    „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

    Wenn Schillers Worte zutreffen, kann Fußball kein Spiel (mehr) sein.

    • @Moon:

      ist es doch auch nicht - es ist ein Geschäft

  • Interessant der Hinweis auf den eingewachsenen indonesischen Antisemitismus, insbesondere im Hinblick auf die documenta 15.

  • "Orchestrierte Israel-Feindschaft"?



    Ich seh´s als Ausdruck der Freundschaft und Solidarität mit den Palästinensern.



    Darin auch eine Kritik an der aktuellen Politik Israels zu sehen, bleibt unbenommen. Aber orchestrierte Feindschaft?

  • Ich verstehe nicht, was an der Solidaritaet mit dem beswtzten Palästina antisemitisch sein soll? Hier geht doch wohl schon in der Analyde einiges durcheinander.



    Und dass endlich auch einmal auf die Situation der unterdrückten Sahaouris aufmerksam gemacht wird...dazu bedurfte es einer WM in einem arabischen Land und eines stsrken marokkanischen Teams.

    • @volker mönikes:

      Warum immer nur mit Palästina? Wo sind die Armbinden, die sich mit den genozidaler Verfolgung ausgesetzten muslimischen Uighuren solidarisieren? Wo sind die Solidarisierungen mit den Rohinggya und den indischen Muslimen? Es ist die Tatsache, dass die angebliche panislamische Solidarität immer nur dann zum Ausdruck kommt, wenn es gegen Israel geht, die dem ganzen einen unguten Beigeschmack gibt.

      • @Suryo:

        „Warum immer nur mit Palästina?“



        Weil der arabische Zusammenhalt - mit dem es im übrigen ja nicht so weit her ist -, nur über gemeinsame (zumindest rhetorische, in der außenpolitischen Praxis gegenüber Israel geht’s dann wieder ganz anders zu, nämlich viel pragmatischer) Ablehnung Israels herzustellen ist ..: da haben Sie natürlich nicht ganz unrecht.



        Leider tut Israel alles - und da werden Sie mir wahrscheinlich nicht mehr folgen -, um das Misstrauen und den Hass der arabischen „Welt“ zu befördern … ich denke da nicht nur an die israelische Siedlungspolitik, sondern auch das Nationalstaatsgesetz von 2018. Mit einer erneuten Regierungskoalition unter Netanyahu wird’s jetzt natürlich nicht besser.



        Hinzu kommen Danaergeschenke des US-amerikanischen Verbündeten wie die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels. Alles andere als friedensfördernde Maßnahmen, finden Sie nicht?



        Wir sind uns ja sonst immer sehr schnell einig, Trumps Wirken als katastrophal einzuordnen … in diesem Fall etwa nicht?

  • Herr Kraus, das müssen Sie bitte erklären.



    Solidarität mit dem palästinensischen Volk hat rein GAR nichts mit Antisemitismus zu tun. Es gleichzusetzen ist eine Frechheit. Genauso wenig hat die Kritik an der völker- und menschenrechtswidrigen Politik der israelischen Besatzungsmacht in den illegal besetzten Gebieten Palästinas mit Antisemitismus zu tun!



    Überall wird hingeschaut - glücklicherweise - und Menschenrechtsverletzungen werden verurteilt. Warum nicht in Palästina? Weil Deutschland an der historischen Schuld gegenüber Israel hängt, und eine fatal falsche Konsequenz daraus ableitet bzw. das Wegschauen vom systematischen Unrecht der Regierung Israels gegenüber Palästina damit legitimiert.



    Ein schlechtes Gewissen gegenüber den Juden mit Unrecht gegenüber Palästinensern gutmachen zu wollen, macht keinen Sinn. Und ist erneutes Unrecht.

    Und noch etwas: sich solidarisch mit dem historischen Unrecht gegen die Juden zu zeigen, würde doch andersrum auch nicht als antipalästinensisch verurteilt werden, oder? Was für ein absurder Gedanke….

    • @B.M.:

      Wieder einer, der das Narativ der israelischen Lobbyisten übernimmt.

  • Ich habe mich fast daran gewöhnt, das jede Kritik an der israelischen Besatzungspolitik als antisemitisch diffamiert wird. Jetzt auch schon alles, was als Unterstützung der Palästinenser gedeutet werden kann. Muss sehr verlockend sein, so ein Totschlag-Argument. Der Sache dient es nicht.

  • 3G
    39538 (Profil gelöscht)

    Die Meldung ist eine Ente, Herr Krauss. Eine Ente, die sie mit den Kollegen vieler anderen Blätter geteilt haben.

    Viel naheliegender ist doch, dass es um den aufflammenden Westsahara-Konflikt zwischen Marokko und Algerien geht. Der Erzfeind Spanien, lange verhasste Kolonialmacht, hat sich neuerdings auf die marokkanische Seite geschlagen. Da ist es doch naheliegend, dass nach dem Spiel gegen den Fußball-Goliath-Spanien die marokkanischen Spieler die Flagge der Westsahara hochhalten.

    Die Ironie der Geschichte ist, dass die Rückseite der Flagge der Westsahara mit der palästinensischen identisch ist: www.laenderservice...ka/westsahara.aspx

    www.dw.com/de/kehr...politik/a-61211839

    • @39538 (Profil gelöscht):

      Dass die Flagge (fast) identisch ist, war mir neu. Danke für diese Info. Trotzdem erschließt es sich mir nicht, dass die Nationalmannschaft von Marokko eine Flagge von der Demokratischen Arabischen Westsahara hochhält, ohne dass es in Marokko zu einem Eklat kommt. Aus diesem Grund bleibe ich - bis ich etwas anderes höre - dabei, dass die palästinensische Flagge hochgehalten wurde.

    • @39538 (Profil gelöscht):

      Vielen Dank für diese Information, das wirft doch ein anderes Licht auf dieses Bild.

      • @Spider J.:

        anschließe mich - einschl. der so passenden Ironie (& meinen passenden Beitrag zu canceln!;)( peinlich - echt ganz schön verrannt!) dehre!

        • @Lowandorder:

          Kann man da wiederum jetzt so sicher sein? Die FIFA verbietet ja Beflaggung (außer der antisemischen).



          Und in Marokko steht auf Solidarität mit der Westsahara doch wahrscheinlich sowas wie Todesstrafe!

  • 6G
    654782 (Profil gelöscht)

    Ganz richtig @FRANCESCO – !

    Die Rückseite der Flagge der demokratischen arabischen Republik Westssahara ist laut Wikipedia tatsächlich identisch mit der Palästinaflagge, beide in den panarabischen Farben gehalten.

    Die heutige freie Republik Westsahara ist das vormalige koloniale Spanisch-Marokko. Spanien hat sich dort schwerstes Verbrechen schuldig gemacht, unter anderem wurde Chemiewaffen eingesetzt und versucht, das spanische Herrschaftsgebiet auch auf das nördliche Kernmarokko auszudehnen. Erst in den Siebziger Jahren hat sich Spanien aus dem Gebiet zurückgezogen.

    Die marokkanischen Spieler zeigen die Flagge der kleinen freien Arabischen Republik Westsahara nach dem überraschenden Sieg gegen die haushohen Favoriten Spanien ...

    Leute, Leute, ihr mit euren Nahostreflexen!

    de.wikipedia.org/w...en_Republik_Sahara

    de.wikipedia.org/w...Westsaharakonflikt

  • Die reflexhafte Etikettierung von Solidarität mit den unter israelischer Besatzung leidenden Palästinensern als antisemitisch ist unsachgemäß. Mit den ebenso unter Menschenrechts-verletzungen leidenden Menschen in Iran ist diese Solidarität dagegen in Ordnung. Musterbeispiel für doppelte Standards.

    • @Theo Wiesengrund:

      Solidarisieren sich Israelkritiker denn etwa mit den Frauen in Iran? Oder Uiguren in China? Vllt. mit der LGBT-Community in Katar, wo die WM stattfindet? Wenn hier irgendwas ein Musterbeispiel für doppelte Standards sein soll, dann ist es die Palästinasolidarität bei der WM.

      • @h3h3y0:

        Ja, stellen Sie sich mal vor: es soll doch tatsächlich Leute geben. die sich für beides engagieren, für Palästinenserrechte und für Frauenrechte im Iran oder die Uighuren … wie halten Sie persönlich es übrigens mit dem Selbstbestimmungsrecht für die Saharouis in der Westsahara oder auch dem der Kurden? Erstere sind nur einige Hunderttausend, letztere zählen von der Bevölkerungszahl in etwa genau so viel wie die Ukrainer.

        • @Abdurchdiemitte:

          Wie viel Solidarität mit Frauen im Iran, Uiguren, Saharouis oder Kurden gab es denn bei der WM von den Leuten, die sich mit Palästina solidarisieren?

      • @h3h3y0:

        Solidarisieren sie sich denn mit denen, über blose Lippenbekenntnisse hinaus, auch? Schalten sie die Heizung aus wenn ihr Gas aus Katar kommt oder kaufen keine chinesischen Produkte mehr? Sie machen die Glaubwürdigkeit der Israelkritiker von moralische Standards abhängig die wir selbst nicht erfüllen. Das ist Heuchelei und Instrumentalisierung der Betroffenen im Iran, China und Katar, ohne das es was an deren Situation ändert.

        • @Andreas J:

          Im Gegensatz zu Israelkritikern schreibe ich mir nicht Menschenrechte auf die Fahne, kritisiere oder rufe zum Boykott bis hin zur Abschaffung aber nur von einem einzigen Staat auf der Welt auf.

    • @Theo Wiesengrund:

      Sie sprechen mir aus dem Herzen.

    • @Theo Wiesengrund:

      Danke, so sehe ich das auch. Keine Ahnung was für ein Trauma die eigentlich geographisch eher unbeteiligten Deutschen da haben. Die einen kriegen bei Israelis, die anderen bei Arabern pauschal Schaum vor dem Mund. Rassisten sind beide.

      • @sachmah:

        „was für ein Trauma“ nicht ihr Ernst? die Deutschen sind ursächlich mitverantwortlich für die Probleme in Nahost. Eigentlich müssten sie allen Juden und Palästinensern, die das wollen, bedingungslos Asyl gewähren.

        • @guzman:

          Doch es ist mein Ernst. Und das, was Sie bei „müssten“ im letzten Satz sagen, ist das Gegenteil von Schaum vor den Mund. Ergo leiden Sie wohl, ebenso wenig wie ich, unter rassistischen Hassattacken gegen Menschen.

  • Stimme mit Kommentar überein, ausser dem Antisemitismusvorwurf. Die Instrumentalisierung Palästinas durch die arabischen Machteliten ist altbekannt, jedoch für Palästina zu sein bedeutet nicht antisemitisch zu sein.

    • @Rinaldo:

      Und warum instrumentalisieren "arabische Machteliten" Palästina? Könnte es was damit zu tun haben, dass Israel ein jüdischer Staat ist und man so etwas in der Gegend nicht haben möchte?

      • @h3h3y0:

        Haha. Könnte es sein dass, so wie diese Eliten selber auch sagen, Teile ihrer früheren Gemeinschaft (Vergleiche ein lange Geschichte bis zum Ende des osmanischen Reiches) aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben wurden? Aber nein, kann nicht sein. Müssen ja alle als Motiv einzig und ausschließlich unter eurem rassistischen Antisemitismus leiden, egal in welcher Lage, geschichtlichem Kontext etc. sie leben. Schon klar.

        • @sachmah:

          Aus welchen angestammten Wohngebieten wurden arabische Machteliten von Juden vertrieben? Wenn da jemand aus ihren angestammten Wohngebieten vetrieben wurde, dann sind es Juden aus den arabischen Ländern.

          taz.de/Arabische-Juden/!5894964/

          • @h3h3y0:

            Was hat Ben Gurion mal gesagt? "„Wenn ich ein arabischer Führer wäre, würde ich nie einen Vertrag mit Israel unterschreiben. Es ist normal; wir haben ihr Land genommen. Es ist wahr, dass es uns von Gott versprochen wurde, aber wie sollte sie das interessieren? Unser Gott ist nicht ihr Gott. Es gab Anti-Semiten, die Nazis, Hitler, Auschwitz, aber war es ihre Schuld? Sie sehen nur eine Sache: Wir kamen und haben ihr Land gestohlen. Warum sollten sie das akzeptieren?“

          • @h3h3y0:

            Haifa, Jaffa, Westjerusalem, Lydda, Ramle, Ashkelon, ...

  • Sich mit einer palästinensischen Flagge oder Armbinde zu zeigen ist sicher ein Statement - aber es ist eben auch keine Verbrennung einer Israel-Fahne.- Spätestens seitdem Israel mit einigen arabischen Staaten diplomatische Kontakte aufgenommen hat - nach den bedeutenden nachbarschaftlichen Beziehungen mit Ägypten und Jordanien (Die Beziehung mit der Türkei haben sich inzwischen wieder normalisiert, wird das traditionelle Engagement für die Palästinenser doch von realpolitischen und wirtschaftlichen Erwägungen konterkariert. - Hinzukommt, dass Israel z.B. mit Saudi Arabien die Gegnerschaft mit dem Iran teilt..

  • ich frage mich immer wieder und auch jetzt, was ist an der Forderung an ein freies Palestina antisemitisch? Man kann doch nicht freiheit der Frauen im Iran, menschenwürdiges Verhalten gegenüber Gastarbeiter in Katar fordern aber die Forderung nach menschenwürdigen Umgang mit Palestinensern in ihrem eigenen Land, das von israelischem Militär besetzt und von zionistisch nationalistischen israelischen Siedlern weiter geraubt wird, als antisemitisch abtun.



    Kritik an der Politik eines Staates in nicht gleich zu setzen mit Rassismus.

  • Danke für diesen Artikel! Sie haben Recht und zumindest jeder, der aus dem arabischen Raum kommt, weiss, wovon Sie sprechen.

  • Was genau ist antisemitisch? Wenigstens sind sie nicht in der Vorrunde abgekackt wie andere, die große Reden Schwingen und Gesten ausführen bei denen man sich schon fragt, was das soll.

    • @sachmah:

      Ein politisches Statment darf also nur äußern, wer "nicht in der Vorrunde abgekackt" ist. Ziemlich wirr Ihre Ansicht.

  • Eine solche Fahne gibt es nicht. Diese Art von arabischen Fahnen wird zB auch bei der Frente Polisario/Westsahara benutzt gegen die Marokko einen fast schon ewigen Krieg führt Aufgrund ihrer Großmachtansprüche bis zum Senegal !

  • Warum sollte ich Marokko wegen des Fußballspiels mögen ? Das Spiel ist nicht attraktiv und es wird auf ein 0:0 gemauert. Wenn dieses Spiel die Zukunft sein soll, dann müssen wirklich politische Symbole herhalten, um sich zu erfreuen.

  • Fußball ist so eine Sache. Wenn man in die Gesichter der Fans nach einem Tor blickt, so könnten die töten!

  • Haben wir nicht in den letzten Wochen immer wieder gehört, dass politische Symbole aber sowas von verboten sind. Da müsste die Fifa ja nun auch dezidiert gegen die marokkanische Mannschaft vorgehen, denn eine palästinensische Flagge ist doch wohl politisch, oder?

  • Die Fixierung auf den Nahostkonfikt ist in Deutschland so ausgeprägt, dass die offensichtlichste Kritik an Marokko, die Besetzung der Westsahara, die das Narrativ des Antikolonialismus fragwürdig erscheinen lässt, im Artikel noch nicht einmal erwähnt wird.

  • "Und einige Katarer tragen mittlerweile eine „Pro-Palästina“-Binde, als Antwort auf die von ihnen als Zumutung verstandene „One Love“-Binde der Europäer."

    Ja was denn nun? Will man Sportler, die sich politisch unbequem äußern, oder nur, wenns einem selbst genehm ist?

    Natürlich sind diese Zeichen mehr als schwierig. Genau wie die Özil Plakate der Katarer oder der Provokationen von Grantit Xhaka oder die des kandaischen Trainers.

    Konsequenter Protest und Boykott gegen die Zustände in Katar wären Nichtteilnahme, Nichtübertragung, Nichtberichterstattung gewesen.



    Wer aber politische Zeichen von Sportlern als geeigneten und gebotenen Kritik fordert, der muss auch damit leben können, wenn Andere das auch tun. Auch dann, wenns nicht gefällt.

  • Ist das nicht die Flagge der Westsahara?