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Offene GrenzenMission impossible?

Gastkommentar von

Martin Sökefeld

Die Abschaffung von Sklaverei und Apartheid hatte niemand für möglich gehalten, passiert ist es trotzdem. Warum nicht auch auf offene Grenzen hoffen?

Das (Un-)Recht abschaffen? Po­li­zis­t:in­nen bewachen die EU-Außengrenze von Griechenland zur Türkei Foto: Nicolas Economou/NurPhoto/imago

Ü ber die Abschaffung von Grenzen nachzudenken, ist gerade nicht opportun. Die Wende der Migrationspolitik soll Grenzen „sichern“. Grenzen abschaffen? Hilfe, nein, dann überrennen uns doch die Massen, und die extreme Rechte wird noch stärker, Chaos überall – so denken vermutlich viele. Aber haben wir das nicht längst? Dagegen werden die immer gleichen Mittel gefordert: Einschränkung des Asylrechts, Abschiebungen in großem Stil, Sicherung der EU-Außengrenzen. Die Rezepte haben bislang nicht funktioniert, und es ist fraglich, ob sie das in Zukunft tun werden.

Bedeutete die Abschaffung der Grenzen nicht die Abschaffung des Rechts? Ja, es hieße, zu bestimmen, wer in einem Land leben darf und wer nicht. Einreisen ohne erforderliche Papiere sind „illegal“, Menschen ohne Aufenthaltsrecht müssen abgeschoben werden – so verlangt es das Recht. Man tut so, als sei Aufenthaltsrecht etwas Naturgegebenes und unterschlägt, dass dieses Recht gemacht wurde, damit Menschen abgeschoben werden können. Damit beißt sich die Katze in den Schwanz: Menschen müssen abgeschoben werden, weil sie abgeschoben werden müssen. Ende der Diskussion.

Bild: privat
Martin Sökefeld

ist Professor am Institut für Ethnologie der Ludwig-­Maxi­milians-­Uni­ver­si­tät München.

Diese scheinbare Selbstverständlichkeit des Rechts müssen wir hinterfragen. Das Grundgesetz sagt: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Aber das stimmt nicht: Die Gleichheit vor dem Gesetz gilt nicht für alle Menschen, sondern nur für die, die ein volles Aufenthaltsrecht haben und letztlich nur für Staatsbürger*innen. Die Rechte jener, die nur geduldet werden, werden eingeschränkt: Grundrechte, Recht auf Arbeit, Recht auf Freizügigkeit. Das Aufenthaltsrecht steht über dem Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes. Wie Hannah Arendt schrieb: Das Recht, Rechte zu haben, gilt nicht für Flüchtlinge.

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Recht schränkt Rechte ein, es kann ungerecht sein. Und Recht ist, obwohl es als so „normal“ erscheint, nicht naturgegeben, es kann und muss immer wieder geändert werden. Auch das Aufenthaltsrecht. Das Recht diente oft dazu, Menschen ihre Rechte vorzuenthalten. Die Apartheid in Südafrika war ein Rechtssystem. Auch Sklaverei war lange rechtmäßig. Apartheid und Sklaverei sollen hier nicht mit dem gegenwärtigen Grenzrecht gleichgesetzt werden, sondern auf eine grundlegende Gemeinsamkeit hinweisen: Alle diese Rechtssysteme dien(t)en dazu, Menschen auszugrenzen und ihre Rechten zu beschneiden – ganz rechtskonform. Sie trennten Privilegierte von rechtlosen Anderen. Und alle üb(t)en massive, oft tödliche Gewalt aus.

Sklaverei und Apartheid wurden irgendwann als Unrecht erkannt und abgeschafft. Das Unmögliche wurde gedacht, am Ende hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass beide Systeme zutiefst menschenverachtend waren. Es ist also möglich, (Un-)Recht abzuschaffen. Das ist nicht einfach und hat lange gedauert. Stellen wir uns vor, zur Zeit der Sklaverei hätte es Talkshows gegeben. Bei einer solchen Talkshow wäre über Sklaverei diskutiert worden, dazu wären ein Plantagenbesitzer, ein Sklavenhändler, ein hoher Beamter einer Kolonialverwaltung sowie der Besitzer eines Handelshauses eingeladen gewesen. Und, als Exot, ein Abolitionist, der die Sklaverei abschaffen wollte. Der Abolitionist wurde von den anderen ausgelacht. Total verrückt, die Sklaverei abschaffen? Wie soll das denn gehen? Die Sklaven gehören den Plantagenbesitzern, sie sind ihr Eigentum! Das Recht schützt das Eigentum! Sklaven sind gar nicht in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Würde man sie freilassen, wären Chaos und Kriminalität die Folge. Wer sonst soll die Arbeit auf den Plantagen machen? Ohne Sklaverei schießt der Zuckerpreis durch die Decke, die Folge wären Inflation und Rohstoffmangel! Eine globale Wirtschaftskrise würde drohen, da sind sich alle bis auf den Abolitionisten einig. Und wieso überhaupt über die Abschaffung der Sklaverei reden? Es gab sie immer schon, so sind das Recht und die Ordnung der Welt.

Stellen wir uns vor, zur Zeit der Sklaverei hätte es Talkshows gegeben wie heute, in denen über Migration debattiert wird

Sklaverei war mit dem europäischen Kolonialismus verknüpft. Es gab Sklaverei auch schon früher, aber durch den Kolonialismus erhielt sie eine neue systematische und ökonomische Dimension. Ohne die systematische und gewaltsame Ausbeutung der kolonisierten Menschen wäre der Aufstieg der europäischen Kolonialmächte nicht möglich gewesen. Hin und wieder gab es Zweifel, ob die massive Entrechtung der Sklaven richtig war. Es gab Reformen. Der französische König Ludwig XIV. erließ den Code Noir, der die Sklaverei regulierte und den Skla­v*in­nen einen gewissen Schutz zubilligte. So durften Skla­v*in­nen zwar in Ketten gelegt, aber nicht gefoltert werden. Sklavenbesitzer, die Skla­v*in­nen töteten, wurden bestraft. Sie mussten sich um kranke Skla­v*in­nen kümmern. Vor allem aber schrieb der Code Noir die Sklaverei fest und bestimmte zum Beispiel, dass die Kinder von Skla­v*in­nen auch Skla­v*in­nen waren. Beim Tod eines Sklavenhalters wurden seine Skla­v*in­nen vererbt, wie anderes Eigentum auch.

Während aus heutiger Perspektive solches „Recht“ verbrecherisch ist, schien damals völlig undenkbar, dass es jemals abgeschafft werden würde. Dennoch schrieben französische Aufklärer gegen die Sklaverei an. Mit der Französischen Revolution schienen sich die Aussichten auf Abschaffung der Sklaverei zu bessern. 1792 wurde eine Kommission mit 6.000 Soldaten in die Karibik geschickt, um den Aufstand der Skla­v*in­nen niederzuschlagen, aus dem Haiti als unabhängiger Staat hervorging. Statt jedoch den Aufstand zu bekämpfen, erklärten die Kommissionäre 1793 dort alle Skla­v*in­nen für frei.

In England entstand die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei gegen Ende des 18. Jahrhunderts. 1807 wurde der Sklavenhandel in den Kolonien verboten, die Sklaverei selbst erst 1833 abgeschafft. Dennoch blieben die ehemaligen Skla­v*in­nen von ihren ehemaligen Besitzern abhängig, ihre vollständige Befreiung kam erst 1843. 1833 wurden die Sklavenhalter für ihren „Verlust“ entschädigt. Für die ehemaligen Skla­v*in­nen gab es keine Entschädigung. In den USA wurde die Sklaverei 1865 abgeschafft. Das letzte Land, in dem die Sklaverei verboten wurde, war Brasilien im Jahr 1888.

Abschaffung der Sklaverei dauerte lange

Bemühungen um die Abschaffung der Sklaverei dauerten weit über hundert Jahre. Sie gingen von einigen wenigen Menschen aus und es gab immer wieder Rückschläge. Mit dem Ende der Sklaverei waren keineswegs alle Menschen gleich und frei. Die ausbeuterischen Verhältnisse änderten sich zunächst kaum. In der Karibik wurden Sklaven durch Vertragsarbeiter aus Südasien ersetzt, deren Lebensbedingungen kaum besser waren. Sklavenähnliche Ausbeutungsverhältnisse gibt es vielerorts auch heute noch, und auch der Rassismus, der die Sklaverei legitimierte, ist nicht am Ende. Bemühungen um die Abschaffung der Sklaverei und ihrer Folgen müssen auch heute fortgesetzt werden. Es braucht also einen sehr langen Atem.

Dennoch: Nehmen wir die langwierige Abschaffung des Rechts auf Sklaverei mit allen Rückschlägen als eine Parabel für die Abschaffung des Grenzrechts. Es gab nicht nur ethische Gründe gegen Sklaverei. Adam Smith, der schottische Vordenker des Liberalismus, brachte ökonomische Argumente vor. Er hielt die Arbeit freier Menschen für effizienter als Sklavenarbeit. Sklavenarbeit ist am Ende die teuerste Arbeit, schrieb er 1776. Heute könnte man mit den ungeheuren Kosten des Grenzschutzes argumentieren und fragen, ob diese vielen Milliarden Euro nicht sinnvoller eingesetzt werden könnten. Heute würde Adam Smith vermutlich schreiben, dass es ökonomisch sinnvoller wäre, angesichts des Arbeitskräftemangels Flüchtlinge arbeiten zu lassen, anstatt sie oft zu jahrelanger Untätigkeit zu verdammen. Smith wäre wohl verblüfft angesichts der Absurdität, dass Mi­nis­te­r*in­nen durch die Welt jetten, um weit entfernt Pflegekräfte abzuwerben, während Mi­gran­t*in­nen ohne Aufenthaltsrecht, die in Deutschland eine entsprechende Ausbildung machen, abgeschoben werden.

Diese Absurditäten sind heute völlig normal, weil Grenzen so normal sind. Wir müssen versuchen, das Unmögliche zu denken. Vielleicht fragt man sich in hundert Jahren, wie man es einmal für rechtmäßig halten konnte, Grenzen zu „schützen“ und dabei Menschen massenhaft sterben zu lassen. Adam Smith hielt übrigens die Abschaffung der Sklaverei für ziemlich unwahrscheinlich. Die Geschichte hat seine Skepsis widerlegt.

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30 Kommentare

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  • "Hilfe, nein, dann überrennen uns doch die Massen"

    Warum auch nicht. Etwas Besseres als den Tod sind Bürgergeld und eine Wohnung allemal. Oder will man dann kein Existenzminimum garantieren? Soll es dann für Einwohner kein Bürgergeld und keine Wohnung geben.

  • Sklaverei wurde zwar verboten, exisitiert jedoch auch weiterhin und nicht nur in der Form von "sklavenähnlichen" Zuständen, sondern auch als ganz reale Sklaverei.

    Ob auf Kakaoplantagen, in der Fischerei oder in Scam call centern.

    Es gibt immer noch zahlreiche Beispiele wo Menschen unter der Androhung von Gewalt zu unbezahlter Arbeit gezwungen werden.

    Sklavenähliche Arbeitsverhältnisse, wie sie Herr Sökefeld erwähnt, werden durch die geschlossenen Grenzen und brutale Grenzregime überhaupt erst strukturell ermöglicht.

    Somit sind diese leider ein wirtschaftlicher Faktor, der eher gegen eine Grenzöffnung spricht. Insbesondere da die Kosten für die Abschottung ja von der Allgemeinheit getragen werden, während die Kosten der Sklavenhaltung direkte betriebliche Ausgaben waren (Erwerb, Nahrung. Kleidung, Interierung, Einfangen, niedrige Arbeitsmoral).

    Eine potentielle Überlastung der Sozialsystheme sehe ich anders als viele Kommentatoren eher weniger, die Mehrzahl der Menschen wollen ja arbeiten und Geld verdienen.

    Zumindest Menschen die bereits im Land sind sollten auch das Recht haben ihr eigenes Geld zu verdienen und die Perspektive damit ein Aufenhaltsrecht erlangen.

    • @sociajizzm:

      Der Unterschied zwischen Sklaverei und sklavenähnlichen Zuständen macht sich tatsächlich nicht beim ausgebeuteten Menschen selbst bemerkbar.



      Der Unterschied besteht vor allem auf dem Papier, da heutige Sklavenhalter sich sehr wohl bewusst sind, dass sie gegen geltendes Recht ihrer jeweiligen Länder verstoßen und die Exekutive daher mit entsprechenden Sonderzahlungen auf ihre Seite bringen müssen, damit ihre Arbeiter nach einer erfolgreichen Flucht keine Anlaufstelle finden, die helfen möchte.



      Und wenn Sie darauf hinweisen, dass geschlossene Grenzen Sklavenhaltung auch gegen das Recht ermöglichen, ist das doch eher noch ein Grund, für die Öffnung der Grenzen zu agieren. (Wie hoffnungsvoll diese Agitation sein mag, ist eine andere Frage)

  • Was hier praktisch völlig fehlt, ist eine Darlegung, warum "offene Grenzen für alle" überhaupt wünschenswert sein sollten. Hier wird lediglich die dünne Argumentation bemüht, geschlossene Grenzen würden bedeuten, dass Staatsbürger*innen und Nicht-Staatsbürger*innen unterschiedlich behandelt würden, und dass dies ein Verstoß gegen die Menschenrechte sei. Das ist, gelinde gesagt, eine ziemlich abwegige Vorstellung, der tatsächlich fast niemand, der sich mit Menschenrechten auskennt, zustimmen würde. Der Vergleich mit der Sklaverei ist abwegig: Wenn, wie der Autor beteuert, der Vergleich die Dinge nicht moralisch gleichsetzen soll, sondern nur zeigen soll, dass auch als "unumstößlich" deklarierte Institutionen überwindbar sind, könnte ich die Sklaverei genauso gut als Argument dafür verwenden, dass das Gebot, seine Heimstätte bekleidet zu verlassen, überwindbar ist - und alle Leute nackt herumlaufen sollten. Damit wäre die Frage, warum man das wollen sollte, aber ebenso nicht beantwortet.

    • @Agarack:

      Schon die Reisefreiheit gehört zu den unveräußerlichen Menschenrechten.



      Wer aber auf der falschen Seite einer Grenze geboren wurde, darf in Deutschland nicht Urlaub machen, nicht mal, wenn er sich das leisten könnte.



      Die Berufsfreiheit garantiert die freie Wahl des Berufes, doch wer auf der falschen Seite der Grenze geboren wurde, erhält oftmals keine Arbeitserlaubnis in D.



      Das Recht auf Bildung gilt eigentlich für alle Kinder, doch wenn die Eltern staatenlos sind, dürfen Schulen Kindern die Bildung vorenthalten.



      Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit wird noch offensichtlicher als andere mit Füßen getreten, wenn Menchengruppen von zwei Seiten mit Waffengewalt auf eine willkürlich gezogene Grenze gehetzt und wie ein PingPong Ball zurückgetrieben werden.



      Natürlich ist es naiv zu glauben, man könne aus einem Land heraus die ganze Welt von jetzt auf gleich auf den Kopf stellen. Diese Naivität ist im vorliegenden Kapitel aber nicht vorhanden.



      Es wird lediglich darauf hingewiesen, dass die Argumentation auch der Grenzbefürworter auf recht tönernen Füßen steht. Was wir in welcher Art ändern können oder wollen, darüber kann man diskutieren.

  • Vielen Dank für diese Vision. Wir brauchen Visionen und Ideen. Auch unerwartete oder unmöglich erscheinende Ideen können Richtungen aufweisen in die wir, im Sinne einer besseren Welt, denken können.

    • @Monika13:

      Danke für diesen positiven Kommentar. Dem kann man nur zustimmen....

  • >Warum nicht auch auf offene Grenzen hoffen?<

    Es hat alles zwei Seiten. Auf der einen Seite der Grenze hoffen sie auf eine Öffnung. Auf der anderen Seite der Grenze wollen sie ihren Lebensstandard und ihr "Stadtbild" bewahren.

  • Offene Grenzen wird es nie geben! Die EU zeigt doch schon wie schwierig ist sich dort einig zu werden. Das Gefälle zwischen Nachbarländer ist teilweise einfach zu groß

    • @Marcelo:

      Ich bin der Meinung, die EU zeigt sehr gut, wie weitreichend Veränderungen funktionieren können.



      Denken Sie nur mal hundert Jahre zurück, da haben wir uns in Europa noch wiederholt die Köppe eingeschlagen. Nach Jahrhunderten voller Grenzkonflikte, bei denen hunderte starben, um die Zuständigkeiten um drei Meter zu verschieben, haben wir es hinbekommen, dass in ganz Europa Meinungsverschiedenheiten politisch und friedlich gelöst werden.



      Und je friedlicher die Welt wird, desto geringer wird auch das Gefälle zwischen den Ländern.



      Man kann die Grenzen nicht abschaffen ohne die anderen Probleme zu lösen. Aber die Fülle dieser Schritte, die auf dem Weg liegen, macht es noch nicht automatisch unmöglich.

  • Alles war in Europa auch als Blaupause verwirklicht, die Alten Griechen und Römer hatten einen nicht unerheblichen Anteil daran.



    "Humanismus" war viel zu oft auch nur ein Feigenblatt, selbst die Heloten werden heute noch benannt als Opfer der Spartaner.



    Leibeigenschaft als Schwester der Sklaverei:



    "Die Leibeigenschaft bezeichnet die persönliche Verfügungsbefugnis eines Leibherrn über einen Leibeigenen. Die Leibeigenschaft ist damit eine Form der Eigenbehörigkeit, bei der die Betroffenen – in Europa insbesondere Bauern – zwar nicht wie bei der Sklaverei im Eigentum ihres Gutsherren standen, ihm gleichwohl aber in weitgehendem Umfang zu Frondiensten, Abgaben und Hörigkeit verpflichtet waren."



    www.menschenrechts...beigenschaft-9289/

  • Neues aus dem Wolkenkuckucksheim.

    Grenzen sind böse wie die Apartheid oder die Sklaverei. Beides konnte, bye the way in langen, blutigen Kämpfen abgeschafft werden. Und weil man das eine abschaffen könnte, kann man auch Grenzen abschaffen. Ist doch logisch, sagt der Professor.

    Durch die Abschaffung der erstgenannten bekamen die Unterdrücken jene staatsbürgerlichen Rechte, die mit räumlich-politischer Exklusion der meisten Anderen verknüpft sind. Weil das anders eben nicht machbar ist.

    Und nun?

    Backen wir uns einfach eine andere Welt.

  • Offene Grenzen wird es wohl nie geben, solange es unterschiedliche Sozialsysteme gibt. Sonst wird das attraktivere System früher oder später überlastet von Personen, die dort Leistungen empfangen möchten, aber nicht eingezahlt haben. Wer krank ist, wandert in ein Land mit guter Gesundheitsfürsorge ein, wer alt ist, in ein Land mit hoher Grundrente usw.

    Offene Grenzen sind also sehr weit weg - zudem müsste das Ziel unter der o.g. Prämisse ja auch sein, eine Weltregierung mit einem Welt-Sozialsystem und ganz ohne Grenzen zu haben.

    • @Dr. McSchreck:

      "Wer krank ist, wandert in ein Land mit guter Gesundheitsfürsorge ein, wer alt ist, in ein Land mit hoher Grundrente usw."

      Das wird zwar immer immer wieder behauptet, ist aber trozdem nicht ganz richtig.

      Menschen sind soziale Wesen, die sich ihre Heimat eben nicht ausschließlich auf der Basis von materiellem Wohlstand wählen.

      In Spanien leben Menschen zum Beispiel von rund 300€ Sozialhilfe. Ein Massenexodus ist da nicht zu beobachten. Es verlassen eher gut ausgebildete Menschen wie zum Beispiel Ärzte das Land.

      Ein Welt in der es Bewegungsfreiheit für alle Menschen gibt, würde auch zu einer allmälichen Angleichung der Lebensstandarts führen.

      Auswanderer aus ärmeren Ländern überweisen ja erhebliche Summen in die frühere Heimat und schaffen damit neue Perspektiven.

      Oder mal anders gefragt. Wie viele Renter aus Deutschland ziehe in ein anderes Land, mit niedrigeren Lebenserhaltungskosten, um von der Rente in Saus und Braus zu leben? Eher eine Minderheit.

      • @sociajizzm:

        Diese Angleichung der Lebensverhältnisse wird aber aus unserer Sicht nach unten erfolgen. Das müssen Sie jetzt nur noch entsprechend promoten und den Leuten schmackhaft machen. Dabei viel Glück.

      • @sociajizzm:

        Natürlich gilt das nicht für alle Menschen, sonst wären die Wanderungsbewegungen ja auch viel stärker. Aber die Tendenz reicht schon, um den negative Effekt auf die Sozialsysteme zu erreichen, dass sie schon bald nicht mehr finanzierbar sind.

      • @sociajizzm:

        Es würde mit Sicherheit eine Angleichung der Lebensstandards geben, nur nicht in die Richtung, die sie sich vorstellen.

  • Sklaverei und Apartheit sind nicht abgeschafft. Das Übel existiert weiter obwohl es offiziell verboten ist, doch die Praxis sieht ganz, ganz anders aus. Und dennoch: Auch die "Offenen Grenzen" sollten keine Phantasie bleiben, doch dazu bedarf es erheblichen Umdenkens in allen Gesellschaften, Xenophobie ist ein Problem, das überall in der Welt existiert und das schon seit Jahrtausenden....

  • Es ist enttäuschend, dass nicht dargelegt wird, was das in der Praxis bedeuten würde und wie man das umsetzten könnte.

    Wo wohnen die Millionen Menschen, die in einem kurzen Zeitraum in die europäischen Ballungsgebiete ziehen würden? Wie finanziert man weiter Krankenkassen Sozialleistungen, Schulen usw.?

    Kein System, erst recht kein komplexes, geordnetes und teures System wie in Deutschland, ist darauf ausgelegt, dass plötzlich Dutzende Millionen Leute hinzukommen.

    Man müsste wahrscheinlich sagen: Ab sofort ist jeder für sich selbst verantwortlich., was Geld, Gesundheit, Job und Wohnen angeht.

    • @gyakusou:

      "Es ist enttäuschend, dass nicht dargelegt wird, was das in der Praxis bedeuten würde und wie man das umsetzten könnte."

      Das ist genau der Punkt, um den sich immer gedrückt wird, wenns um solche Themen geht. Klar wäre offene Grenzen eine schöne Sache, soweit geschenkt. Es gab schon einige Artikel hier, die in diese Kerbe geschlagen haben und niemand hat bislang auch nur den Ansatz gemacht, zu erklären, wie das in der Praxis aussehen könnte, wie man die Überlastunge von Sozialsystemen und öffentlicher Versorgung, Arbeitsmarkt, etc. auffangen könnte, etc. Und so lange das nicht passiert, nehm ich solche Ideen auch nicht mehr ernst.

    • @gyakusou:

      >Wo wohnen die Millionen Menschen, die in einem kurzen Zeitraum in die europäischen Ballungsgebiete ziehen würden<

      Auch dafür gibt es Vorschläge:



      taz.de/Macht-der-Immobilienkonzerne/!6140932&s=demokratie/

  • meine Güte, der Verfasser sollte sich erstmal mit den Fakten vertraut machen bevor er steile Thesen aufstellt.



    "Das letzte Land, in dem die Sklaverei verboten wurde, war Brasilien im Jahr 1888."



    Stimmt nicht, in Kuweit wurde die Sklaverei 1954 abgeschafft, in Saudi glaube ich auch.



    "Sklaverei war mit dem europäischen Kolonialismus verknüpft. Es gab Sklaverei auch schon früher, aber durch den Kolonialismus erhielt sie eine neue systematische und ökonomische Dimension. "

    Oje. Das römische Reich war eine Sklavenhaltergesellschaft und Sklaven waren überlebenswichtig für die Wirtschaft. Wer hat denn in den Bergwerken und auf den Latifundien gearbeitet, wer hat die Galeeren gerudert usw? Hier gibt es übrigens die These dass Wasserräder dazu beigetragen haben dass Sklaverei unwirtschaftlich wurde.



    Sklaverei war auch ein wesentlicher Bestandteil der ottomanischen (türkischen) und der arabischen Wirtschaft, ich erinnere an den ostafrikanischen Sklavenhandel.



    auch das statement dass die Sklaverei in den USA 1865 abgeschafft wurde ist nur teilweise richtig. Die Sklaverei wurde in den besiegten Südstaaten abgeschafft, in den Nordstaaten war sie schon vor dem Krieg verboten.

    • @Gerald Müller:

      Sie sind mir zuvor gekommen. Danke für die Mühe.



      Laut dieser Liste



      en.wikipedia.org/w...lavery_and_serfdom



      war Kuweit aber schon 1949.



      Saudi Arabien erst 1962, Oman sogar erst 1970, Mauritanien 1981.

      Ergänzend wäre noch zu erwähnen der Handel mit Hindu Sklaven in die muslimische Welt. Auch dort wurden u.a. auf manchem Feldzug zehn- bis hunderttausende in die Sklaverei verschleppt. Soweit ich vernommen, soll der Hindu-Kush laut Ibn Battuta ja so heißen ("Hindu-Töter"), weil unzählige verschleppte Hindusklaven bei dem Todesmarsch der Überquerung ihr Leben lassen mussten. Man muss auch davon ausgehen, dass auf jeden verschleppten - ebenso wie in Afrika - noch ein Vielfaches an Todesopfern kamen, denn verschleppt wurden nur jene die man als Sklaven auch als brauchbar betrachtete. Die "nutzlosen" weil zu alt, zu jung, zu krank wurden getötet oder ihrem Schicksal überlassen.

    • @Gerald Müller:

      Danke, dass Sie darauf hinweisen. Ehrlich gesagt sollte man von einem Wissenschaftler (Professor) mehr Präzision erwartenm, wenn er eine These begründen will.

  • Die Abschaffung von Grenzen hat die Abschaffung des solidarischen Sozialsystems zur Folge. Bestehen bleiben allenfalls anwartschaftsgeckte Sozialkomponenten (Rente, Arbeitslosengeld). Hartz IV (in der jeweils geltenden Benennung) wäre nicht mehr finanzierbar.

    Insoweit kann ich das Wort "Hoffnung" in diesem Zusammenhang nicht nachvollziehen.

  • Es gibt also keine Sklaverei und Apartheid mehr? Wie naiv muss man sein, das zu glauben? Sklaverei, Kinderarbeit und Apartheid sind immer noch weit verbreitet. Vielleicht werden sie mittlerweile anders benannt - aber das Grundübel ist geblieben.

  • Wenn ich mir die derzeitige, fremdenfeindliche Entwicklung sowohl in Deutschland als auch weltweit anschaue, so sehe ich die Apartheid wieder kommen. Nicht in Israel, weil das antisemitisch ist, aber vielleicht in anderen Ländern. Eine kleine, weiße Minderheit begeht Rassismus an der indigenen Bevölkerung, wenn nötig bis zum Genozid.



    Und auch die Sklaverei ist nie von uns gegangen, nicht einmal innerhalb Deutschlands. Das Aussehen hat sich einfach nur geändert.

    • @Troll Eulenspiegel:

      An welchen Stellen in Deutschland sehen Sie Sklaverei (abgesehen von absoluten Randphänomenen)?



      Und wie soll in Deutschland eine weiße Minderheit (die es bald wohl geben wird) Rassismus an der indigenen Bevölkerung begehen (die ja gerade aus den Weißen besteht)?

      • @undnix:

        1. "Die es bald geben wird" lässt tief blicken.



        2. Habe ich Deutschland und die weltweite Entwicklung mir angeschaut.



        3. Zwar gibt es prozentual gesehen weniger Ureinwohner im Verhältnis zu seinen kolonialen Ausbeutern (Europäer vs. Dunkelhäutige, Europäer/Amerikaner vs. Indianer, Spanier vs. Maya/Inka/Azteken), aber wer sagt einem, dass nicht in Zukunft eine weiße Minderheit doch wieder die Macht ausüben und Völker zerstören will? Ich denke nur an Tech-Milliardäre, die einfache Arbeiter (die heutigen Indigenen) loshaben wollen.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Zu Rassismus an indigenen Völkern:



      China -Uiguren, Tibetaner



      Indonesien -nicht Muslime



      Japan - Korea



      Osttimor, Saudi Arabien, Pakistan, ...



      Alles begangen von einer kleinen weißen Minderheit.



      Rassismus ist kein weißes Privileg .



      Übrigens das Wort Sklave leitet sich vom Wort Slawe ab, den Sklaven der Griechen und Römer.