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Özdemir auf BauerndemoBei Agrardiesel sind alle gegen ihn

Agrarminister Özdemir stimmt Bauern auf einer Demo zu – und wird ausgebuht. Greenpeace wirft dem Grünen Opportunismus vor.

Sie tanken Diesel, für den der Staat Steuerrabatt gewährt: Traktoren bei der Bauerndemo am Montag in Berlin Foto: Jochen Eckel/imago

Berlin taz | Bauer Claus Behrend ist sauer. Auf die Politik, die billigen Mais aus der Ukraine ins Land lässt, auf die Kampagnen gegen Fleischkonsum. Und jetzt besonders auf die Pläne der Ampelkoalition, den Energiesteuerrabatt für Diesel abzuschaffen, den landwirtschaftliche Fahrzeuge und Maschinen verbrauchen.

Rund 440 Millionen Euro jährlich wollen SPD, Grüne und FDP so einsparen wegen des Haushaltslochs, das nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse entstanden ist. Weitere 448 Millionen Euro soll bringen, dass die Land- und Forstwirtschaft künftig KfZ-Steuer für ihre Traktoren bezahlt. Deshalb ist Behrend aus seinem Heimatort Wittstock/Dosse am Montagmorgen zum Brandenburger Tor in Berlin gefahren, um dort mit nach Polizeiangaben etwa 6.600 anderen Menschen gegen die Sparpläne zu demonstrieren. Auch in Hamburg und Leipzig etwa gingen Landwirte auf die Straße.

„Ich habe keine Lust mehr. Ich verkaufe“, antwortet Behrend auf die Frage, ob die Streichung des Steuerrabatts auf Agrardiesel seinen Hof gefährden würde. 55.000 Euro Energiesteuer auf den Kraftstoff erstatte ihm der Staat pro Jahr. Der Betrieb mit 370 Hektar Land, 270 Kühen und 8 Mitarbeitern mache 1,3 Millionen Euro Umsatz. Trotzdem wolle sein Sohn den Hof nicht übernehmen, sagt der 75 Jahre alte Behrend. Wütend ist er vor allem „auf die Grünen und die Medien“.

Özdemir hat keinen Arsch in der Hose

Martin Hofstetter, Agraringenieur bei Greenpeace

Dass der grüne Agrarminister Cem Özdemir sich auf der vom Bauernverband organisierten Demonstration gegen die Abschaffung der Steuervergünstigungen ausspricht, ficht Behrend und viele andere Landwirte nicht an. Als ein Redner der Protestbewegung „Landwirtschaft verbindet Deutschland“ Özdemir, der türkischer Abstammung ist, Politik „wie auf einem türkischen Basar“ vorwirft, lachen viele. Als der Minister das kritisiert, erntet er Pfiffe und Buhrufe. Später wird er wieder unterbrochen, ausgebuht, ausgepfiffen. Erst als Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied die Menge um Respekt und Fairness bittet, lässt sie ­Özdemir wieder zu Wort kommen.

Früher wollte Özdemir den Rabatt streichen

Dabei versichert der Politiker den Bauern, im Kabinett für sie zu kämpfen. Es sei klar, dass nach dem Urteil des Verfassungsgerichts mehr gespart werden müsse – aber eben nicht überproportional in der Landwirtschaft. „Ich halte nichts von den Streichungen in diesem Umfang“, so Özdemir. Sie würden der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Bauern schaden. Sein Kompromissvorschlag könnte also sein, dass Steuervergünstigungen reduziert, aber nicht gestrichen werden.

Offenbar ist das vielen Bauern nicht genug – oder sie glauben Özdemir nicht. Denn 2015, als er Bundesvorsitzender der Grünen war, sprach sich deren Bundestagsfraktion klar dafür aus, den Agrardieselrabatt zu streichen.

Und vielen Landwirten geht es wie Claus Behrend ja nicht nur um die Steuerrabatte, sondern um die Agrarpolitik insgesamt. Sie haben es satt, dass der Staat immer mehr Umweltschutz für die Agrarsubventionen verlangt. Dafür machen sie vor allem die Grünen verantwortlich.

Özdemir bekommt für seine Haltung aber nicht nur Feuer von Bauern, sondern auch von Umweltschützern, die sonst eher Grünen-nah sind. „Özdemir hat keinen Arsch in der Hose“, sagt Martin Hofstetter, Agraringenieur bei Greenpeace, der taz. Der Minister sollte argumentieren, dass es keinen Berufsstand gebe, „der so am Subventionstropf hängt“.

Stattdessen biedere sich Özdemir bei den Bauern und der CDU in Baden-Württemberg an, wo er als künftiger Ministerpräsident einer grün-schwarzen Koalition gehandelt wird. „Özdemir hat keinen Gestaltungswillen. Er ist eine Fehlbesetzung“, so Hofstetter.

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65 Kommentare

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  • Interessant, dass hier mal nur wieder auf den Grünen - hier in Person von Cem Özdemir - herumgehackt wurde und hier im Forum auch noch wird.



    Schade, dass unter den Tisch gefallen ist, dass Joachim Rukwied auch einen Christian Lindner zum Gespräch auf der Demo eingeladen hatte.



    Dieser musste - leider, leider - wegen Terminschwierigkeiten absagen.



    Soviel zum Thema, dass Cem Özdemir, der wirklich nicht um seine Aufgabe zu beneiden ist, keinen Arsch in der Hose hätte.



    Ich finde, es gehört schon etwas dazu, sich vor 6.000 Leute zu stellen, die in einem nur ein Feindbild sehen.

  • ...wenn die an der Ampel beteiligten Parteien nicht in der Lage sind, ein wenig zu Kooperieren - wird das Regieren nix...

  • Was er auch macht, es ist einfach falsch.



    Er soll zu der Entscheidung auch stehen. Er ist fürchtlich entlohnter minister der Regierung.



    So vermittelt er mir das Gefühl des urigen Opportunisten.



    Das hat er doch gar nicht nötig.

  • Warum richtet eigentlich niemand seine Wut auf die CDU, die mit ihrer Klage vor dem BVerfG doch genau solche Streichungen erzwingen wollte oder doch zumindest billigend in Kauf nahm?

    • @Suryo:

      Wo Streichungen durchgeführt werden entscheidet die Regierung. Aber nicht mal das trauen Sie ihr zu. Man könnte meinen, Sie wollen nicht nur die CDU, sondern auch Grüne, SPD und FDP nicht in der nächsten Regierung sehen.

    • @Suryo:

      Die Regierung hat erst Mal einen Haufen Wohltaten verteilt und Kosten produziert, obwohl die Gefahr bekannt war, dass der Haushalt nicht verfassungskonform war. Man hätte also bereits ein "Worst Case Szenario" Monate vorher vorbereiten können. Es ist Aufgabe der Opposition über die Verfassung zu wachen und nicht Verfassungsbruch zu dulden, weil die Regierung unvorbereitet ist.

    • @Suryo:

      Sicher, zum Wohle des Landes hat die Union natürlich nicht geklagt. Einen soliden, rechtskonformen Haushalt erstellen, ist aber Aufgabe der Regierung, nicht der Opposition.



      Und weil mans -trotz Warnungen- nicht gebacken bekommen hat und trotzdem nicht an starren Prinzipien rütteln will, muss man sich jetzt -räusper- Bauernopfer suchen, um einsparen zu können.



      Und für diese Erkenntnis muss man weder E-Auto Käufer, noch Landwirt, noch CDU Wähler sein.

    • @Suryo:

      Gegen denjenigen, der den Rechtsbruch anzeigt soll sich Ihrer Meinung nach also "Wut" richten. Sie haben ein interessantes Rechtsverständnis.

  • Ökologische Landwirtschaft ist bearbeitungsintensiv. Äcker müssen dabei häufiger befahren werden. Die höheren Kosten für Agrardiesel treffen vor allem Biolandwirte und jene Landwirte, die den Einsatz von Chemie reduzieren wollen.

    Die höheren Kosten insgesamt für Lebensmittel in DE sind zudem ein gefundenes Fressen für Ramschpreise und -Nahrung aus dem Ausland.

    • @Rudolf Fissner:

      Ich kaufe regional und grundsätzlich fast nur aus Deutschland. Bis auf Zitrusfrüchte. Manches gibt es saisonal eben nicht.



      Ein Problem sind die Verbraucher und ich finde es völlig falsch, dieses ich sage bewusst wegen der rechten Einstellung vieler Ampelkritiker unpatriotische Verhalten mit meinem Steuergeld querzufinanzieren. Auf der anderen Seite ruinieren die Bauern „ihren“ Boden mit ihrer Art der bewirtschaftung. Um dann, zumindest teilweise, billig Schwein und Geflügel nach Asien zu verkaufen. Ebenfalls sehr unpatriotisch. Beiden Gruppen von Egoisten gehören mal die Ohren gehörig langgezogen. Wir leben gemeinsam in einer Gesellschaft und haben solidarisch und nachhaltig zu sein. Für uns und kommende Generationen.

      • @sachmah:

        Sorry für die furchtbare Autokorrektur!



        Es sollte heißen



        dies sage ich bewusst…



        Soviel Deutsch kann ich noch.

  • Die Bauern müssen jetzt auch ihren Teil vom Löffel abgeben!

    • @kommentomat:

      DIE Bauern - dann weiß man schon genug.

  • Die Zahl der Grünen-, SPD und sogar FDP-Wähler unter den Bauern dürfte relativ niedrig liegen, die sind also als Zielgruppe für Einsparungen prädestiniert..

    @Edgar: soso, sie würden also den Hof von Herrn Behrend übernehmen. Ich schlage vor dass Sie sich mal die Serie "Clarkson´s Farm" mit Jeremy Clarkson ("Top Gear") anschauen, das gibt Ihnen einen gewissen Einblick in die Arbeit auf einem Bauernhof. Die sich ganz wesentlich von einem Bürojojob in einer Behörde unerscheidet den ich Ihnen mal unterstelle.. Auf einem Bauernhof wird nämlich von morgens um 5 bis abends um 8 gearbeitet, 7 Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr, Kein Urlaub auf den Seychellen, denn irgendwer muss das Vieh füttern, das Getreide mähen wenn es nicht regnet usw. Machen sie sich erstmal kundig, bevor Sie hier schreibe, Und, Meine Eltern sind beide auf dem Bauernhof gross geworden und das hat mir gereicht, mir ist das zuviel Arbeit für viel zuwenig Geld.

    • @Gerald Müller:

      Augen auf bei der Berufswahl!



      Wer Bauer wird weiß im Regelfall, was auf ihn/sie zukommt. Das ständige jammern ist elend.



      Wenn Landwirt*Inninen so viel arbeiten und so wenig verdienen, dann können die schnell zur Altenpflege umschulen. Da wird Personal gesucht. Aber vermutlich ist der Job zu hart und zu schlecht bezahlt für die Schneeflöckchen vom Lande.

  • Zunächst einmal ist das eine erneute "Meisterleistung," der Regierung, wenn ein Minister der eben ausgehandelten "Kompromiss" sofort unter dem Druck der Bauern in Frage stellt. Sicher auch mutig, aber die Frage ist die nach den Folgen. Ersatzlose Streichung der Agrarsubventionen wird hochkompliziert nach der Überflutung des Agrarmarktes mit ukrainischen Produkten und dem daraus folgenden Preisdruck für die Bauern. Weitere Wettbewerbsnachteile werden tiefgreifendere Folgen verursachen, sprich: entweder weitere Steigerungen der Lebensmittelpreise nach sich ziehen oder tatsächlich die Importrate erhöhen und damit tatsächlich ein Sterben weiterer, primär kleiner und mittlerer Höfe nach sich ziehen. Die Alternative dazu ist für die Bauern das Anlegen von Solar- und Windparks auf ihren Feldern. Zumindest bis wir merken, dass man Strom nicht essen kann und wir immer abhängiger von anderen Ländern hinsichtlich der Lebensmittelerzeugung werden. Dann sind wir vielleicht ein ökologischer Musterstaat, aber die Ernährung der Bevölkerung gestaltet sich schwierig, insbesondere ärmere Menschen werden betroffen sein. Oder hat das ganze System?

    • @Thorbjoert:

      Bauern waren eigentlich immer schon Meister darin, aus dem Boden, den sie bewirtschaften das Beste rauszuholen. In den letzten Jahrzehnten haben sie mehrheitlich auf den Anbau von Subventionen gesetzt. Jetzt müssen sie umschwenken. Und das werden sie auch, sobald die Erträge bei den Subventionen zu gering werden.



      Und Solarpanele über Gemüsefeldern sind eine sehr gute Idee, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Doppelter Ertrag, sogar noch etwas mehr, weil das Gemüse mit der leichten Beschattung und Schutz vor Starkregen sogar besser wächst. Wo kein Gemüse wächst, kann man die Solarfelder von Schafen beweiden lassen, die Kunden werden sich an das neue Fleisch schon gewöhnen.



      Die Landwirtschaft kann halt nicht so weitermachen, wie bisher. Je früher die Landwirte das begreifen, desto besser.

      • @Herma Huhn:

        Die Kunden werden sich nicht an das neue Fleisch gewöhnen, sondern das gewohnte Fleisch beziehen - aus dem Import, weiterhin gut subventioniert.

        • @Questor:

          Die von mir beschriebenen Veränderungen sind nicht nur in Deutschland notwendig.



          Früher oder später gibt es nichts mehr zu importieren.

          • @Herma Huhn:

            Ob die beschriebenen Änderungen global durchsetzbar sind kann man diskutieren.

            Worauf wir uns aber einigen können ist dass die deutschen Anbieter lange vom Markt verschwunden sind bevor eine eventuelle Änderung des Konsumverhaltens aufgrund obigem Effekt eintritt.

  • Respekt immerhin an Herrn Özdemir, dass er sich sich traut auf der Demo zu sprechen. Dass er sich für den Erhalt der teilweisen Steuerrückvergütung für Agrardiesel und die steuerfreien Nummernschilder für Trecker und Anhänger einsetzt obwohl er noch vor einigen Jahren dagegen war, liegt an seinem Amt und daran, dass eben auch mehr Gründe dafür spreche, als ihm in der Vergangenheit bewusst waren. Kann man auch Lernkurve nennen. Ich finde da, im Gegensatz zu Herrn Maurin nichts ehrenrühriges dran - im Gegenteil.

    @Helmut Fuchs sprich weiter unten das sakrosankte Dienstwagenprivileg an: ich denke ebenfalls, dass die FDP hier ein doppeltes Spiel spielt: hätten sie das Agrarressort, würden sie die Beihilfen nicht antasten, zumal nicht wenige Landwirte vor allem in Norddeutschland traditionell FDP wählen.

    • @Waage69:

      Warum soll das an seinem Amt liegen. Ökologische Landwirtschaft braucht deutlich mehr Fahrteinsätze. Und gegen Landwirtschaft per se waren die Grünen noch nie.

      • @Rudolf Fissner:

        "Warum soll das an seinem Amt liegen. Ökologische Landwirtschaft braucht deutlich mehr Fahrteinsätze"

        Klar liegt das an seinem Amt, da er das vorher als "normaler Grüner" ohne Amt eben nicht wusste.

        Er wusste vorher auch nicht, dass der Glyphosateinsatz zum Ermöglichen pflugloser Anbautechniken in der konventionellen Landwirtschaft grade im Vergleich zur Biolandwirtschaft ne Menge Diesel spart und bei Einhaltung genau definierter Anwendungsregeln auch vertretbar ist.

        Er hat sich daher bei seiner Enthaltung nur hinter der FDP versteckt. Die ganze Wahrheit ist, dass das Landwirtschaftsministerium nach genauer Prüfung keine validen fachlichen und gesundheitlichen Einwände für ein glashartes Nein mehr vorbringen konnte ohne sich in Brüssel vollkommen lächerlich zu machen.

        Die einen sagen, Özdemir sei opportunistisch, ich sage er ist lernfähig. Vielleicht ist diese Lernfähigkeit auch eine grundsätzliche Eigenschaft vieler Grüner aus und in BaWü im Gegensatz zu denen aus den urbanen Zentren der Republik.

  • Wieviel subventioniertes Öl ist eigentlich trotzdem oder gerade deswegen schwarz in Ölheizungen, Generatoren und selbstverständlich PKWs geflossen? Diese teuren Leuchte- und Blingbling-Aufbügelflicken der letzten Regierungen endlich abzureißen ist gut. Ich würde Menschen jedenfalls nicht trauen. Das zeigt die Erfahrung.

    • @Hoagie:

      Also in Ölheizung zu 100% nicht da Öl für Ölheizungen wesentlich billiger ist als Agrardiesel.

      • @Der Cleo Patra:

        Da ja zwischen Heizöl und Diesel der einzige Unterschied der Farbstoff ist WARUM besteuert man dann Heizöl nicht genauso wie Diesel ?? Hätte eine lenkende Wirkung bei den Heizungen und würde Geld in die Kassen spülen.

        • @Günter Witte:

          // WARUM besteuert man dann Heizöl nicht genauso wie Diesel ??

          Wegen der sozialen Politik.

  • Ist doch logisch : Mit dem Trecker zwei Tage lang nach Berlin brettern, um gegen Spritsteuern zu demonstrieren. 80 Liter Sprit in der Stunde verfeuern ? Egal - wir sind Bauern und dürfen alles.



    Das ist die typische Vollkaskomentalität. Vermutlich ist ein Großteil dieser "Unternehmer" gar nicht in der Lage, echte Gewinne zu erwirtschaften und verläßt sich auf die staatliche Alimentierung.



    Öko paßt auch gerade nicht - da sind sehr viele gestrige Hohlköpfe auf einem Haufen.



    Ich hätte die Veranstaltung in dieser Form verboten. Demonstrieren ist voll in Ordnung - aber gewiss nicht per Trecker !

    • @Zebulon:

      Sie haben es verstanden. Ähnlich wie die Aktivisti für das Klima. Die Zerstören auch.

  • Herr Özdemir, ich bin unendlich von ihnen enttäuscht. Sie sind eine der wenigen Grünen-Politiker, die bei mir noch Vertrauen hatten und die ich für ehrlich hielt.



    Dass sie aber nicht verhindert haben, dass man den Bauern die schwere Belastung (ca. 4-6000€/Bauer) auferlegt wurde, ist einfach nur enttäuschend.

    • @Rudi Hamm:

      Warum sollte die Grünen die Landwirtschaft einstampfen und das weit unter dem Durchschnitt liegende Einkommen dort noch weiter verringern wollen? Landwirtschaft ist kein Feindbild bei den Grünen.

      • @Rudolf Fissner:

        Die 10% Ökobauern nicht, die 90% konventionellen schon, wenn man die Vorhaben so liest.

  • Prüft bei der taz überhaupt jemand die Zahlen? Das wäre doch angesichts des Themas und der Aufregung darum sehr angebracht. Claus Behrend sagt sein Betrieb ist 370 ha groß und für den Betrieb seiner Traktoren, Mähdrescher usw. erstatte ihm "der Staat ... 55.000 €". Für jeden Liter Diesel können Landwirte 0,214 € erstattet bekommen. Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern gibt an, dass Landwirte durchschnittlich 100 l/ha und Jahr bräuchten. Das wären bei C.Behrend 37.000 l für die er eine Erstattung von eben 0,214 € beantragen kann. Das wären dann 7.981 €. Das ist auch viel Geld, aber angesichts der Tatsache, dass er für seinen Betrieb ca. 73.000 € Ausgleichszulage jedes Jahr erhält, vielleicht nicht so schwierig wie sich 55.000 € anhören.

  • "Sie würden der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Bauern schaden."

    Jetzt auch noch Cem.

    Also noch mal von mir: Wenn die Landwirtschaft dauerhaft subventioniert werden muss, ist sie sowieso nicht wettbewerbsfähig.

    • @Cededa Trpimirović:

      Das stimmt völlig.

    • @Cededa Trpimirović:

      Aber was ist die Alternative? Obst, Fleisch und Gemüse in rauen Mengen aus anderen Ländern importieren, weil dort billiger produziert wird?

      Ich auch aus Sicht der klimaverträglichkeit keine gute Idee.

  • Es gibt wohl kaum einen Bereich, der stärker und länger mit Subventionen gepämpert wurde als die Landwirtschaft (Kohle ist ja praktisch Geschichte). Eigentlich von allen Parteien, die irgendwann mal in Regierungsverantwortung waren.

    Insofern klar, dass man schon vor dem eigentlichen Entzug Entzugserscheinungen sieht.

  • Streng genommen sind Landwirte auch nur Aufstocker, weil ganz egal wie viele Stunden sie Arbeiten der Erlös ihrer Produkte nicht reicht um Betriebe weiter zu Entwickeln und mehrere Personen ( Familie + Angestellte ) gerecht zu entlohnen.



    Seit 2 Jahren macht Herr Özdemir bewusst Politik gegen 90% der Landwirte weil diese Konventionell arbeiten und nicht Bio, wie es die Grüne Ideologie vorschreibt, da braucht er sich nicht zu wundern wenn er nicht beliebt ist.

    • @Günter Witte:

      Alternativ sind Böden und Gewässer in zehn zwanzig Jahren völlig am Arsch. Mal ein bisschen Vertrauen in die Wissenschaft, auch falls man selbst vielleicht nicht studiert hat.

      • @sachmah:

        Wenn sich bei uns der Zustand der Böden verschlechtert dann nur durch fehlgeleitete Politik die verhindert das Landwirte die durch Pflanzen dem Boden entzogenen Nährstoffe wieder ausreichend ersetzen dürfen. Und was die Qualität der Gewässer betrifft sind die Abwässer von Industrie und Siedlungen ein X fach größeres Problem als jede Landwirtschaft. Aber solange man einem ( Landwirte ) die schuld geben kann ist ja alles in Ordnung.

        • @Günter Witte:

          Gegen angepasstes Düngen hat keiner was. Das Überdüngen mit Unmaßen Mengen an Gülle ist allerdings ein Problem. Wir Menschen kacken ja auch nicht zu Tausenden auf einen Acker. Auch zu glyphosat-Einsatz in der Form wie oft praktiziert gibt es Alternativen. Grob die Variante, alles abtöten und dann säen, oder nachhaltiger mit dem Bodenmikrobiom arbeiten und zB die Vorzüge einer viel besseren Wasseraufnahme genießen. Pflügen so tief oder so tief. Auch nett ist es, wenn man nicht alle Bestäuber unabsichtlich plattmacht. Und und und. Es gibt viele Abstufungen in der Praxis. Da muss man differenzieren. Nur scheint mir der Teil, der schnell protestiert, weniger zu denen zu gehören, die mal neues Wissen einfließen lassen wenn nicht Bayer Cropscience draufsteht.



          Siedlungsabwasser und das der Industrie geht komplett durch Kläranlagen. Welche Werte passen da nicht?

          • @sachmah:

            Die Düngung ist schon lange angepasst, geregelt durch die Düngeverordnung an die sich jeder Landwirt hält.



            Überdüngung ist ja auch nicht nur Gülle, die höchsten Nitratwerte findet man im Wein- und Gemüseanbau.



            Glyphosat ist ein (Total) Herbizid, es hat also null Wirkung auf Mikrobien. Und so lange wir jeden Tag über 50 Hektar zerstören für Straßen und Siedlungen, Flächen die für Insekten endgültig verloren sind, ist es Whataboutismus die Landwirte als alleinig Schuldige hinzustellen.



            Und nun zum Abwasser, das müsste Ihnen helfen: www.bund.net/flues.../mikroschadstoffe/

  • Uh ja, klar die nimmersatten Bauern.



    Die ebenfalls idiotische Vorgängerregierung hat Rapsöl als Treibstoff besteuert.



    Die Bauer hätten schon lange ihren eigenen CO2 neutralen und preiswerten Treibstoff herstellen können.



    Aber das wurde ihnen genommen.

    www.youtube.com/watch?v=KBM5vW1aNOg

  • Abschaffung der Agrardieselsubventionen, KFZ-Steuer fuer die Landwirtschaft einfuehren und den CO2-Preis um 50% erhoehen.

    Und wenn als Ergebnis die Inflation, vor allem im Nahrungsmittelbereich, steigt, sind natuerlich die Russen daran Schuld und wir muessen neue Schulden aufnehmen, um das Buergergeld zu erhoehen.

    Irrenhaus Berlin.

  • Die industrialisierte Landwirtschaft mit der furchtbaren Massentierhaltung und Überproduktion braucht Fuhrparks mit riesigen Traktoren.

    Alles eine Nummer kleiner und die Rechnung stimmt wieder. Dieselverbrauch zu fördern ist das Letzte und die Abschaffung überfällig.

  • Auf die Meinung der Fleischindustrie Rücksicht zu nehmen wenn es um die Verringerung des Fleischkonsums geht, ist ungefähr so sinnvoll wie auf die Meinung der Ölindustrie zu hören wenn es um den Ausstieg aus fossilen Energien geht - nämlich absolut gar nicht.

    • @Nacktmull:

      Macht man beides gerade.

  • Das muss man erst einmal verstehen: Ein Grüner befürwortet die Subventionierung von Fossilenergie...



    Wie war das mit den Abbau klimaschädlicher Subventionen?

  • Soll der Herr Behrend mir den Hof verkaufen. Ich nehme ihn gerne und führe ihn weiter, falls ich mir ihn irgendwie leisten kann. Ich fürchte aber das kann ich nicht...



    Viele Bauern wissen nicht, wie gut es ihnen eigentlich geht, oder wollen es nicht wissen. Stattdessen immer das gleiche Rumkrakelen auf Bildzeitungsniveau...

    • @Edgar:

      Mein Mitleid hält sich ebenfalls in Grenzen. Das der Unruheständler Behrend mit 75 die Übergabe seines Agrarunternehmens noch nicht geregelt hat, bzw. der Sohnemann sich wohl schon anderweitig umgesehen hat, muss nicht zwingend nur mit der grünen Agrarpolitik zu tun haben haben...

      Aussteigen werden wohl eher weiterhin kleinere Betriebe, vor allem die, welche eher extensiv und umsatzschwach im Nebenerwerb geführt werden. Die künftige Besteuerung von Schleppern und Anhängern ist mehr noch als die Dieselrückvergütung speziell bei diesen Betrieben dann ausschlaggebend, da diese umsatzunabhängig die Festkosten erhöht.

    • @Edgar:

      Ein kluger Landwirt wird bei 42 % Einkommensteuer zzgl. Solidaritätszuschlag und evtl. Kirchensteuer an das Finanzamt nie und nimmer seinen Hof verkaufen.

    • @Edgar:

      Hi!



      Du kannst gerne den landwirtschaftlichen Nebenerwebsbetrieb von meinem Vater probeweise für paar Monate hier in Unterfranken übernehmen.



      Ich weiß leider, was da am Jahresende bei unglaublichen Stundenpensum übrig bleibt.



      Da fahre ich mit meinem Nebenjob aber deutlich, deutlich besser, wenn man den Stundenlohn vergleicht.



      Heißt nicht, dass die Situation den Umgang mit Herr Özdemir rechtfertigt, aber die Kritik an der geplanten Politik schon.



      Die lauten Schreie sind meistens nie die Besten, aber das Grundproblem gibt es schon.



      Grob gesagt, die Subventionen sind hier quasi der Lohn für die Bewirtschaftung der Flächen, weil die Kosten und Einnahmen im Jahresvergleich im Durchschnitt grob identisch sind.



      Wir haben hier mit Trockenheit zu kämpfen, haben nicht die besten Böden. Wir sind hier einfach nicht der ideale Standort für Landwirtschaft, trotzdem werden hier regionale Lebensmittel produziert!







      Viele Grüße



      Johannes

      • @Johannes_977:

        Servus, ein Mitarbeiter arbeitet auf die selbe Weise auf dem Hof seiner Eltern. Probleme sind Trockenheit und Stürme, feuchte warme Monate in denen die Obsternte im Lager vergammelt. Maximaler Gau. Dennoch gehört er definitiv zu den weitgehend nachhaltigen Landwirten.



        Ich denke, viele Landwirte fühlen sich in den Problemen nicht wahrgenommen (und verursachen andererseits Probleme, denen sie in ihrer Lage aber nicht gewahr werden),



        Konkret die Frage: wie, und Ruckwied lassen wir mal draußen, kann man die Lage technisch verbessern? Was braucht es? Ggf. was konkret sollte subventioniert werden? Fehlt es an Arbeitern? Würde es zB Sinn machen, dass der Staat direkt Arbeitskräfte auf dem Land subventioniert? Oder was, denn Gießkanne sollte es nicht sein. Gießkannen führen selten dazu, dass die Empfänger bestmöglich arbeiten können (oder wo nötig mit der Zeit gehen).

    • @Edgar:

      Dann würde ich mir mal überlegen, warum sie es sich nicht leisten können. Wahrscheinlich halt auch, weil sie gar nicht soviel erwirtschaften können, um den Kredit dafür zu bedienen...

    • @Edgar:

      Ist wie beim Fußball, jeder kann Bundestrainer ...



      Es ist auch Bildzeitungsniveau Landwirte pauschal als Jammerlappen hinzustellen !!

    • @Edgar:

      Woher hast du diese Pauschalierung, das es ihnen gut geht? Wie viele Klein- und Kleinstbetriebe kennst du persönlich?Seit den 1970er bis heute nimmt die Anzahl kleiner Höfe konstant ab. Die trifft es jetzt doch am meisten. Ach ja, ein Hoch auf internationale Agrarkonzerne, welche dann gerne die kleinen aufkaufen. Aber, immer schön zu hören, wenn Profis wie du mit Fachkompetenz einen Kleinhof locker leiten könnten.

  • Bei den Bauern Sites wie bei den niedergelassenen Ärzten und Apothekern. Lautstarke freie Unternehmer mit lautem Anspruch auf staatliche Haftungsbeschränkung.

    • @vieldenker:

      Naja



      es gibt in Deutschland keine einzig Branche die wie die Landwirtschaft zu Weltmarktbedingungen Ihre Produkte verkaufen muss aber Auflagen und Verboten kämpfen muss die unvergleichlich sind in der Welt. Was auch immer Ihr Beruf ist, ich glaube Sie würden sowas nicht mitmachen. Das ist wie von 200 Euro Sozialhilfe in Downtown München zu leben - realistisch?

  • Wenn die Grünen jetzt auch noch massiv klimaschädliche Subventionen verteidigen wird's mit der eigenen Wählerschaft wohl schwierig.



    Besonders, wenn Özdemir dann auch noch fordert, damit den Export zu fördern.

  • die fdp kürzt, die Bauern sind sauer auf die Grünen... diese Logik muß man erstmal verstehen...

    • @nutzer:

      Sorry, so war das nicht.



      Die FDP ist gegen diese Kürzung.



      Es ist nicht immmer nur di8e FDP schuld, auch wenn auch ich nichts mehr von der FDP halte.

    • @nutzer:

      Ich verstehe vor allem nicht mehr, warum die Grünen dieses Spiel weiter mit machen.

      Jedes Projekt von ihnen wird so lange von SPD und FDP kaputtgebohrt und verbogen, bis es ihnen schmerzhaft auf die Füße fällt. So auch mit dem Subventionsabbau.

      Es hätte viele Subventionen gegeben, die man hätte streichen können. Aber das Dienstwagenprivileg z.B. ist sakrosankt. Das Muster muss doch langsam mal zur Grünenspitze durchdringen!

      Nach der Ampel kann nichts besseres kommen. Aber so bleibt nach der Ampel nicht mal die Hoffnung auf eine starke Opposition von grüner Seite.

      Ich denke, es wäre langsam an der Zeit, das Ding platzen zu lassen, statt weiter an vermeintlich konstruktiver Zusammenarbeit zu ersticken.

    • @nutzer:

      Weil ein Grüner für die Landwirte verantwortlich ist?

      • @rollef:

        für die Erstattung der Mineralölsteuern ist das Finanzministerium zuständig...

  • Und wieder +0,5% für die AFD. Sehr gute Idee den arbeitenden Mittelstand konsequent zu belasten. Gratulation!