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Nahost-KonfliktAlternative Narrative

Kommentar von Rajaa Natour

Die Hamas schreibt sich den bewaffneten Widerstand auf die Fahne und lässt keinen anderen Weg gelten. Folgen muss man ihr deshalb noch lange nicht.

„Die Hamas hat die Körper der Palästinenser zu einem Werkzeug gemacht, um ihre politischen Ansichten durchzusetzen“ Foto: Mahmoud Issa/imago

W ie bedauerlich, dass der aktuell vorherrschende palästinensische Diskurs jede innenpolitische Kritik an der Hamas zum Schweigen bringt. Dabei kommt immer dasselbe Argument: Jetzt, so heißt es, sei nicht der richtige Zeitpunkt, um die Bewegung zu kritisieren, die allein an der Spitze des Kampfes gegen die Besatzung steht.

Dieser Sichtweise zufolge müssen wir uns auf absehbare Zeit der mörderischen islamistischen Ideologie der Hamas anschließen und das säkulare nationale palästinensische Narrativ ignorieren. All jene, die den säkularen Vorstellungen folgen – und das ist die Mehrheit der Palästinenser und Palästinenserinnen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gazastreifens –, müssen sich gegen die eigene Haltung positionieren.

Bild: privat
Rajaa Natour

stammt aus der arabisch-israelischen Kleinstadt Qalansawe und stieß nach ihrem Studium der Konfliktbewältigung zur Tageszeitung „Ha’aretz“, für die sie aktuell aus Amsterdam berichtet. Die Schwerpunkte der Palästinenserin sind der israelisch-palästinensische Konflikt, Frauen im Nahen Osten und Kultur in der arabischen Welt.

Die wenigen, die es bislang gewagt haben, die Hamas, ihre Methoden und die Folgen des 7. Oktobers für den Gazastreifen zu kritisieren, werden stets mit dem Slogan konfrontiert, den die Hamas völlig sinnentleert hat: „Wir haben das Recht auf Widerstand!“ Dieser Satz wird bis heute als die ultimative Antwort auf jeden ethischen, moralischen und politischen Versuch angesehen, die banale Definition des Widerstands der Hamas infrage zu stellen.

Es ist, als sei „Wir haben das Recht auf Widerstand“ nicht nur eine temporäre Maßnahme, sondern ein göttliches Gebot. Wichtig ist mir, an dieser Stelle festzuhalten, dass ich unser grundsätzliches Recht als Palästinenser und Palästinenserinnen, uns gegen die Besatzung zu wehren, keinesfalls infrage stelle. Es ist ein Recht, das im Völkerrecht verankert ist.

Nur noch zwei Schritte zur Befreiung

Worüber ich jedoch streite, ist die Definition, sind die Methoden, die die Hamas dem palästinensischen nationalen Narrativ und den Generationen, die ihm blindlings gefolgt sind, aufgezwungen hat. Wichtig ist auch festzuhalten, dass diese Kritik Israel keinesfalls von der Verantwortung für die unsägliche Vernichtung des Gazastreifens entbinden soll.

Für die Hamas umfasst der Satz: „Wir haben das Recht auf Widerstand“, die Zerstörung, die Auslöschung ganzer Familien im Gazastreifen als einen notwendigen Preis auf dem Weg zur ersehnten nationalen Befreiung. All die Verluste und Zerstörungen bringen uns Palästinenser dieser Interpretation zufolge unseren Zielen näher. Je massiver und tragischer die Verluste sind, desto größer die Chance für die nationale Befreiung. Demnach sind wir nach dem Völkermord in Gaza nur noch zwei Schritte von der Befreiung entfernt.

Die Hamas hat diese Verluste zum einzigen Maßstab für den Erfolg des palästinensischen Kampfes gegen die Besatzung gemacht. Und wir sollen dem Preis, den sie fordert, ohne Fragen oder Vorbehalte zustimmen. Die Hamas hat die Körper der Palästinenser zu einem Werkzeug gemacht, um ihre politischen Ansichten durchzusetzen, und zum einzigen Werkzeug im Kampf für die nationale Befreiung.

Sie hat die Palästinenser und Palästinenserinnen an der vordersten Front des Widerstands allein gelassen und sie der systematischen Vernichtung ausgesetzt. Und zwar nicht nur, weil sie alle Bewohner des Gazastreifens für das Blutbad vom 7. Oktober verantwortlich gemacht hat. Sie hatte nie vor, sie zu schützen. Der Plan von Beginn an war, die Menschen im Gazastreifen für die eigenen Ziele zu benutzen.

Ich warne meine palästinensischen Schwestern und Brüder vor dem gefährlichen Weg des Widerstands, den die Hamas propagiert und praktiziert. Gefährlich nicht nur, weil die islamistische Bewegung ihre Version des Widerstands instrumentalisiert, um interne palästinensische Kritik zum Schweigen zu bringen. Gefährlich, weil sie die „Schahid-Industrie, den Märtyrertod, verherrlicht. Gefährlich, weil sie den Palästinensern als göttliches Gebot präsentiert wird.

Hamas ohne politischen Horizont

Wer sich dagegen stellt, untergräbt die Legitimität des Projekts der nationalen Befreiung, die einzig durch den bewaffneten Kampf und die damit verbundenen Kollateralschäden zu erreichen sei. Wir sollten uns diesen Geboten nicht unterwerfen und uns nicht mit unseren legitimen ethischen und humanitären Fragen zum Schweigen bringen lassen.

Wir sollten unsere Denkprozesse, von denen sich die Hamas als Doktrin und einzige politische Option untergraben fühlt, vorantreiben und andere Wege suchen, die nicht über die Leichen von zigtausenden Palästinensern und Palästinenserinnen führen. Ich appelliere an euch, meine palästinensischen Schwestern und Brüder: Es ist an der Zeit zuzugeben, dass die Hamas keinen politischen Horizont hat. Es ist an der Zeit, die gescheiterte Interpretation des Widerstands zurückzuweisen.

Es ist an der Zeit, die Definitionen, Interpretationen und Praktiken zurückzuweisen, die das katastrophale Narrativ vom 7. Oktober als Widerstand wiederholen. Wir müssen nicht länger mit der Idee einhergehen, dass die Hamas gerettet und ihre Führung rehabilitiert werden muss, während sie weiterhin den Gazastreifen beherrscht. Vor allem müssen wir uns fragen, wie in aller Welt der 7. Oktober als Widerstandsnarrativ unter den Palästinensern und in der weiteren arabischen Welt legitimiert werden konnte, wenn auch nur teilweise. Und was sagt das über uns und unser Narrativ aus?

Jetzt ist die Zeit für eine andere Form, für andere Methoden des palästinensischen Widerstands, die dem Geist der nationalen Befreiung entsprechen, von dem wir träumen. Jetzt ist die Zeit, dem Ethos des nationalen Widerstands nach der Enteignung durch die Hamas eine neue Bedeutung zu verleihen. Unsere einzige Chance zu überleben, ist einzusehen, dass die vorherrschende nationale Erzählung, die auf Opfermythos und Selbstgerechtigkeit beruht, nicht mehr funktioniert.

Wir werden nur überleben, wenn wir uns auf den Weg machen, ein alternatives palästinensisches Narrativ zu schaffen, in dem kein Platz für israelisches Blut oder anderes Blut ist.

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64 Kommentare

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  • "Die Hamas schreibt sich den bewaffneten Widerstand auf die Fahne"

    Warum wird eigentlich seit Wochen nicht mehr von Angriffen der Hamas aus dem Gaza berichtet. Wird Israel noch angegriffen? Existieren noch Raketenangriffe? Gibt es überhaupt noch Wiederstand?

    Ich fühle mich da seitens der taz völlig unterinforiert.

  • Natürlich ist Widerstand gegen eine völkerrechtswidrige Dauerbesatzung, Vertreibung und Schikanierung legitim.



    Likud-Verteidigungsminister Dayan hat damals laut gesagt, dass er als Palästinenser natürlich zur Waffe greifen würde.



    Ob man so weit gehen sollte, ist eine offene Frage. ich würde wünschen, dass nicht. Doch wie könnte man das verwehren?



    (Ich rede nicht vom Terrormassaker, bevor jetzt jemand grätschen wollte).

    Auch gegen das Aktuelle ist Widerstand mehr als legitim: Tote Zivilisten, Vertreibung, Aushungerung - so verliert Netanyahu seinen Genozid-Prozess recht wahrscheinlich.

    Ja, ich hoffe, dass die internationale Gemeinschaft zeitig das Recht durchsetzt (auch gegen die Hamas), statt gewaltsamer Widerstand als letzter Option.

    • @Janix:

      Blöd nur dass die wesentlichen Akteure der palästinensischen Seite inkl. einiger Staaten das Staatsgebiet Israels als besetztes Gebiet ansehen....

  • Interessanter Beitrag.



    Ein Leerstelle gibt es aber doch:



    "Es ist an der Zeit zuzugeben, dass die Hamas keinen politischen Horizont hat." Ich glaube, die Hamas hat sehr wohl einen politischen Horizont, das ist nach eigener Aussage, der weltweite Sieg des Islam. Und Islamisten denken in längeren Zeitabschnitten als ein paar Jahren.



    Es fehlt an mehr arabischen / palästinensischen Stimmen, die sich mit (eigenem) Antisemitismus auseinandersetzen (in der Diaspora gibt es welche).



    Und der Antisemitismus ist bei der Hamas eine starke Antriebskraft. Leider schreibt Rajaa Natour in ihrem Artikel davon nichts.

  • Endlich eine palästinensische Stimme, die der Vernunft das Wort redet. Danke!



    (Mag sein, dass es noch mehr gibt. Gesehen hab ich so auf Anhieb keine)

    • @Encantado:

      taz.de/Aktivist-ue...38243&s=interview/

    • @Encantado:

      Die Deutsch-palästinensische Gesellschaft z.B. hat einiges an Informationen und Hinweisen, was deutsche Medien noch zu selten bringen, und eben auch Meinungen, die eine friedliche Lösung anstreben, die auf Gerechtigkeit und nicht dem Schwert fußen sollen.

  • Ein guter Appell der in der Realität aber kaum Wirkung entfalten dürfte, wenn man einer Umfrage des



    Palästinensischen Zentrums für Politik- und Meinungsforschung aus dem Juli folgt.

    Demnach sind 54% der Palästinenser für einen bewaffneten Kampf, hinter die Hamas stellten sich 40 Prozent. Zwei Drittel der Befragten nannten den Überraschungsangriff auf Israel im Oktober richtig.

    Wer unter Widerstand ein Massaker an jungen Partybesuchern, an Kindern und Frauen versteht, hat nicht nur seinen moralischen Kompass falsch justiert sondern auch seinen Realitätssinn verloren. Den gilt es ersteinmal wiederzufinden, bevor eine Veränderung in irgendeiner Form überhaupt erst eintreten kann.

  • Eine beeindruckend klare Position zur Hamas. Eine Antwort darauf, wie ein Widerstand gegen die Hamas und die Besatzungsmacht Israel, im Gegensatz zum Terror der Hamas, aussehen soll, bleibt die Autorin aber schuldig.

    • @Rinaldo:

      Die letzten 4-5 Paragraphen tun dies.

      Mein Problem ist vielmehr "Für die Hamas umfasst der Satz: „Wir haben das Recht auf Widerstand“, die Zerstörung, die Auslöschung ganzer Familien im Gazastreifen als einen notwendigen Preis auf dem Weg zur ersehnten nationalen Befreiung. All die Verluste und Zerstörungen bringen uns Palästinenser dieser Interpretation zufolge unseren Zielen näher. Je massiver und tragischer die Verluste sind, desto größer die Chance für die nationale Befreiung. Demnach sind wir nach dem Völkermord in Gaza nur noch zwei Schritte von der Befreiung entfernt."

      Sie kritisiert, dass es Menschen in Gaza getroffen hat. Erst im vorletzten Absatz schreibt sie wie schlimm der 7. Oktober woanders war. Dennoch eine der wichtigsten "Pali" Stimmen welche die taz seit dem 7. Oktober abgedruckt hat.

      • @ToSten23:

        'Sie kritisiert, dass es Menschen in Gaza getroffen hat. Erst im vorletzten Absatz schreibt sie wie schlimm der 7. Oktober woanders war. '

        Geht's noch? Ist die neue Staats(in)doktrin nun, dass dass immer in den ersten Absatz muss? Und selbst wenn: wird dadurch 'dass es Menschen in Gaza getroffen hat ' weniger wahr?

      • @ToSten23:

        Darf ich meine Frage wiederholen, was ihr, höflich ausgedrückt, eigenartiges Profilbild aussagen soll?



        Dann verstehe ich es vielleicht besser.

        Widerstand gegen Israel wie gegen die Hamas ist angemessen und wohl angebracht. Über die Art lässt sich reden. Die Opfer des jetzigen Kriegs sind zahlenmäßig Zivilisten in Gaza, Libanon, Israel, teils Westjordan.

        Die Lösung sind zwei Staaten, lebensfähig, souverän, in den vorgesehenen Grenzen: Recht statt Macht. Alternativ ein universal-fairer Staat für alle, der religiös niemanden in Klassen einteilt.

        • @Janix:

          Die Grenzen auf der Karte sind deckungsgleich mit den Grenzen für einen zukünftigen jüdischen Staat auf einem Propagandaplakat der Irgun – einer zionistischen faschistischen militanten Gruppe, die im Mandatsgebiet Palästina aktiv war.

          en.wikipedia.org/wiki/Jewish_fascism

          Auf dem Propagandaplakat ist auf einer Karte ein zukünftiger jüdischer Staat zu sehen, der innerhalb der Grenzen des Mandatsgebiets Palästina und des Emirats Transjordanien definiert ist.

        • @Janix:

          Soweit ich sehe, ist das Profilbild nur die Landkarte des britischen Mandatsgebietes auf das sich der Beschluss der Vereinten Nationen bezog, der Staatsgründungen von Israel und Palästina ermöglichen sollte. Ohne konkrete Teilungsgrenzen. So what?

        • @Janix:

          Wie sollte denn ein zweigeteilter Palästinenserstaat wirtschaftlich überleben können? Der Gazastreifen ist völlig überbevölkert und kann sich nicht ansatzweise ernähren. Auch das Westjordanland hat keine wirtschaftliche Basis produziert fast nichts.

  • Der Kommentar entfernt. Unsere Netiquette können Sie hier nachlesen: taz.de/netiquette

    Die Moderation

    • @testen:

      "7. Oktober war Widerstand und hätte - fast - zu einem Erfolg - Friedensvertrag + Zweistaatenlösung - geführt"

      Das ist mit Abstand der menschverachtenste Kommentar den ich in der taz gelesen habe. Vielleicht erklären sie das einmal den Angehörigen der Opfer des 7. Oktober.

      • @Sam Spade:

        Darüber hinaus stimmt es nicht. Der "Erfolg" ist allerdings tatsächlich eingetreten, dass man den Hass auf Israel richtig angefacht hat - dessen Reaktion (vielleicht nicht in dieser Härte und dass es auch die Führung selbst treffen würde) man einkalkulierte.

    • @testen:

      Sie glauben allen Ernstes, die Hamas wäre an einer Zwei-Staaten-Lösung interessiert und das Pogrom des 7. Oktober war der erste Schritt in diese Richtung?

      Wow! Man liest viel Schräges in diesen Zeiten, aber Ihnen ist ein Platz in den Top Ten gewiss.

    • @testen:

      Damit ich Sie richtig verstehe, die Taten gegenüber dem Nova Festival, die Verschleppung, Folter und Ermordung von Familien, die sexuelle Gewalt waren in ihren Augen Widerstand?

      • @ToSten23:

        Ja, das wüsste ich auch gerne!

  • Vielen Dank für den Beitrag. Ich halte es gerade für den deutschen Diskurs für wichtig zu versuchen, die Heterogenität der politischen Strömungen auf beiden Seiten des Konfliktes besser zu Wort zu bringen. Wenn man sich die Schlagseite vieler Kommentare hier so vergegenwärtigt scheint es dringend notwendig die gefühlten Wahrheiten der Situation etwas zu irritieren. Einige werden jetzt aber wohl trotzdem schon dabei sein eifrig zu notieren, dass diese Position ja wohl auf palästinensischer Seite nur die Ausnahme sein kann.

    • @P.I.D:

      "...dass diese Position ja wohl auf palästinensischer Seite nur die Ausnahme sein kann."



      Was die öffentlich hörbaren Äußerungen angeht, ist das ja wohl auch der Fall, oder?

      • @Encantado:

        Man findet sie schon, aber eben oft nicht so einfach . Meiner Meinung nach sind muslimische Stimmen generell und palästinensische im speziellen unterrepräsentiert und von ihnen werden in öffentlichen Gesprächen erstmal Zugeständnisse und Distanzierungen verlangt bevor man überhaupt im Betracht zieht auch deren Leid zu thematisieren. Der Gesamtsituation hilft da jedenfalls nicht.

        • @P.I.D:

          Irritiert Sie die Idee, dass der "deutsche Diskurs" für die Menschen im Nahen Osten ziemlich egal sein könnte?

          Dass er für die Gesamtsituation dort weitgehend irrelevant sein könnte?

  • 'Jetzt ist die Zeit für eine andere Form, für andere Methoden des palästinensischen Widerstands, die dem Geist der nationalen Befreiung entsprechen, von dem wir träumen. Jetzt ist die Zeit, dem Ethos des nationalen Widerstands nach der Enteignung durch die Hamas eine neue Bedeutung zu verleihen. Unsere einzige Chance zu überleben, ist einzusehen, dass die vorherrschende nationale Erzählung, die auf Opfermythos und Selbstgerechtigkeit beruht, nicht mehr funktioniert.

    Wir werden nur überleben, wenn wir uns auf den Weg machen, ein alternatives palästinensisches Narrativ zu schaffen, in dem kein Platz für israelisches Blut oder anderes Blut ist.'

    Sehr mutig, visionär. Was mir aber fehlt (mich aber sehr interessieren würde) sind Hinweise darauf, wie diese anderen Formen, anderen Methoden konkret aussehen könnten, um zielführend zu sein.

    • @EffeJoSiebenZwo:

      Eine sehr gute Frage! Bei allem, was ich an der politischen Weitsicht der Autorin schätze und unterstütze, liegt der Keim des Scheiterns - was die Widerstandsformen betrifft - in ihrer Erzählung vom NATIONALEN Widerstand (andererseits kritisiert sie zurecht (!) den palästinensischen Opfermythos).



      Will Frau Natour denn zum doktrinären linken Befreiungsnationalismus der PLO zurückkehren? Es klingt fast danach.



      Die Konsequenz muss noch radikaler sein: die Ideologie des linken PLO/Fatah-Nationalismus ist gescheitert, auch der islamistische Juden- und Israelhass der Hamas scheint jetzt an der zionistischen Festung Israel zu zerschellen. Das palästinensische Volk liegt sprichwörtlich im Staub, gedemütigt von Israel und seinen eigenen Anführern.



      Wie kann es da wieder aufgerichtet, seine Würde wieder hergestellt werden, ohne dass der Kreislauf von Hass und Gewalt aufs Neue entsteht? Kann da Nationalismus - in welcher Gestalt auch immer - noch eine Lösung sein?



      Die selbe Frage geht auch an die israelische Seite, insbesondere an die zionistische Fraktion.

  • Ich würde Frau Natour hier nicht widersprechen allerdings fehlt mir in ihrer Darstellung noch ein dritter Akteur, der meines Erachtens versagt hat und auch zum fehlenden Narrativ/ Radikalisierung beigetragen hat: die Staatengemeinschaft v.a. aber die westlichen Länder. Allein wenn man sich nur die UN-Resolutionen des Sicherheitsrates anschaut so findet man eine ganze Bandbreite von Völkerrechtsbrüchen u. Menschenrechtsverletzungen seitens Israels- das wird soweit mir bekannt ist auch von keinem Staat abgestritten. In den Gutachten des IGH können zwar keine rechtlich verbindlichen Anordnungen getroffen werden, allerdings sollen diese dann von der Generalversammlung und dann vor allem von Sicherheitsrat getätigt werden, stattdessen wird es ignoriert. Als die Palästinenser die Römischen Statuten unterschrieben haben und sich der Gerichtsbarkeit des ICC unterwerfen wollten, hat Deutschland aktiv daran gearbeitet dies zu verhindern. Wenn den Menschen in den besetzten Gebieten jahrzehntelang gezeigt wird, das der Besatzer Gesetze bricht aber von der Staatengemeinschaft nicht zur Verantwortung gezogen wird, dann suchen sich Menschen leider Alternativen um Gerechtigkeit zu erlangen.

    • @Momo Bar:

      Es fehlt kein Narrativ.

      Frau Natour plädiert dafür, ein alternatives zu entwickeln, dass den Palästinensern eine Zukunft gibt.

      Welches nationale Narrativ hätte bitte jemals die Staatengemeinschaft irgendwo erzeugt?

      In welchem Narrativ kommt die UN mit einer tragenden Rolle vor - wo auch immer?

      Dazu ist sie doch gar nicht in der Lage.

    • @Momo Bar:

      Nein, die vielen UN-Resolutionen gegen Israel bestreitet niemand. Und da das unverhältnismäßig viele sind, sollte jedem klar sein, dass die UN nicht ganz so unparteiisch ist, wie sie sich gerne gibt. Man könnte anhand der Fülle an Resolutionen gegen Israel fast annehmen, das kleine Land wäre für alles Übel auf der Welt verantwortlich.

      UN-Watch zählt ganz nüchtern einfach mal: "From 2015 through 2022, including the above, the UN General Assembly has adopted 140 resolutions on Israel and 68 on other countries." unwatch.org/2022-2...rest-of-the-world/

      • @Fisherman:

        Bitte genau lesen: Ich habe von UN-Resolutionen des Sicherheitsrates gesprochen, nicht der Generalversammlung. Da besteht ein erheblicher Unterschied.



        UN Watch: "small Geneva-based right-wing organisation"



        "a lobby group with strong ties to Israel"



        "pro-Israeli monitor" Nicht gerade eine einwandfreie Quelle. Und bis auf Israel streitet kein Land ab, dass es zu einer ganzen Reihe an völkerrechtsbrüchen und Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Gebiten seitens Israel kommt. Da können sie auch gerne die unzähligen Dokumente des Bundestages oder des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages für eine rechtliche Einordnung konsultieren.



        @rero Die UN wäre in der Lage gewesen den illegalen Siedlungsbau, Annektion von Land, illegale Aneignung von Land, Zerstörung von Privateigentum etc. entgegenzutreten, hätte man die Resolutionen des Sicherheitsrates tatsächlich umgesetzt und bei Nichtbefolgung wie bei allen anderen Staaten auch Konsequenzen gezogen, statt immer nur Besorgnis zu zeigen oder ab und an mal zu verurteilen. Stattdessen hat das Nichtstun die Situation verschlimmert und zur Radikalisierung beigetragen, da es für rechtsverletzungen so gut wie nie Konsequenzen gab.

  • Ein sehr wichtiger Beitrag, den ich vollständig unterstütze.

  • Während die Hamas sicher der Stachel im Fleisch der Palästinenser ist, bombt Israel lustig weiter: in Gaza 88 Tote, auch ein paar Bomben auf Beirut und zur Abwechselung mal ein Angriff auf Palmyra, tief in Syrien. Und Maccabi Fans singen ihre Lieder.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Den Krieg gegen Israel kann die Hamas zum Glück nicht gewinnen. Aufgeben will sie allerdings nicht, obwohl ihr Kommandostruktur, dank der IDF, wie ein aufgescheuchtes Wespennest auseinander flieht. Die „Zivilbevölkerung“ Gazas, die als Kanonenfutter dient und als Kollateralschaden dahinsiecht, hat demzufolge das Nachsehen.

    Unter den obwaltenden Umständen würde man normalerweise meinen, es wäre für die Gazaner sinnvoll, die Geiseln frei zu lassen, die Flagge der Intifada nieder zu holen und die weiße Fahne zu hissen. Nicht minder empfehlenswert wäre ein Aufstand gegen die Hamas. Denkbar ist es schon, zumal so viele private Wohnungen eigentlich als Waffenlager fungieren.

    Aber nein, der woke Westen will, dass der jüdische Staat, bis zu seiner Auflösung, keine ruhige Minute genießt. Der Hass auf Israel ist weitaus größer als die Liebe zu Palästina. So kommen Antisemitismus und Rassismus zusammen. Letzterer ist der Rassismus privilegierter weißer Linken, für die das palästinensische Volk nützlich und zugleich entbehrlich ist.

    Wann haben White Saviors for Palestine, ob in der UNO oder auf der Straße, sich jemals gegen die rechtsextreme, misogyne, queerfeindliche Hamas positioniert?

    • @Michaela Dudley:

      "Denkbar ist es schon, zumal so viele private Wohnungen eigentlich als Waffenlager fungieren"

      Soviele private Wohnungen die als Waffenlager fungieren könnten , werden sie in Gaza gar nicht mehr antreffen.

      Und auch ein Gesinnungswandel unter den Palästinensern ist eher unwahrscheinlich. Gemäß Umfragen unterstützten weiterhin 40% die Hamas und über 60% finden den Angriff am 7 Oktober richtig.

      Der Rest dazu ist Schweigen

      Quelle: Umfrage Juli 24 durch das Palästinensische Zentrum für Politik- und Meinungsforschung

      • @Sam Spade:

        Bei solchen Umfragen ist nicht nur der Auftraggeber und die Aussagebereitschaft zu berücksichtigen, sondern vor allem die Voraussetzungen, unter denen die Ereignisse dieses Konfliktes in der palästinensischen Zivilbevölkerung rezipiert werden können. Mein Eindruck ist immer, dass Leute, die die Haltung der Menschen in Gaza zum 7.Okt kritisieren, davon ausgehen dort würden die exakt gleichen Wort-Bild-Kombinationen und rahmenden Diskurse auf Subjekte treffen, die sich dann aus reiner Menschenverachtung dafür entscheiden Süßigkeiten zu verteilen. Das unterschätzt völlig wie verschieden Realität vermittelt wird: Was gezeigt, was gesagt, was impliziert und als implizites Wissen vorausgesetzt wird. Das entschuldigt die Hamas natürlich nicht aber wir sehen ja selbst hier in der Kommentarspalte wie unterschiedliche dieselbe Nachricht gelesen werden kann. Wie es sein muss wenn man in Gaza unter den Bedingungen von Besatzung und Blockade aufwächst ist für uns garnicht vorstellbar.

        • @P.I.D:

          Da stimme ich mit ihnen zu großen Teilen überein.

          Wahrnehmungen sind nunmal verschieden. Es ist aber leider nicht zu leugnen, dass andere Umfragen das Ergebnis in der Form bestätigen und auch vor dem 7 Oktober die Hamas großen Zuspruch aus der Bevölkerung erhalten hat.

          Mit Hinweisen auf die Sozialisierung ist das immer so eine Sache, sie muss oftmals für vieles herhalten, nur grundsätzlich befreit sie nicht vom Denken und von der Eigenverantwortung.

          Und in diesem Punkt habe ich ein persönliches Problem mit der Haltung vieler Palästinenser. Wer ein Massaker als Widerstand tituliert und ein solches trotz Kenntniss der abscheulichen Vorfälle auch im nachherein befürwortet, macht es für mich unmöglich Fürsprache für seine Sache zu halten, auch wenn ich sie in Teilen nachvollziehen kann oder gar befürworte.

          • @Sam Spade:

            So sehe ich das auch. Es muss endlich eine Zwei-Staaten-Lösung her.

    • @Michaela Dudley:

      Was wollten Sie mit "Zivilbevölkerung" in Tüttelchen sagen, außer etwas zu verdrängen? Sind die nicht gyn und queer genug? Halten Sie jeden für mitkämpfend? Ernsthaft?

      Für jüdische Israeli wäre wohl ebenso ein gerechter Frieden statt ein zweites Sparta mit palästinensischen Heloten gesünder und besser.

      Manche verherrlichen die IDF und ihr Vorgehen, um sich irgendwie besser zu fühlen. Sie sicher nicht, doch manchmal bin ich da nicht mehr so sicher.

    • @Michaela Dudley:

      Bemerkenswert, dass Sie ein weiteres Mal von der Zivilbevölkerung in Anführungszeichen sprechen – dabei sollte der Haftbefehl, den der ICC auch gegen Netanjahu und Gallant erlassen hat, eigentlich noch einmal ein Anlass sein, solche Relativierungen zu überdenken.



      Ich erinnere übrigens daran, dass ein erheblicher Teil des angeblich woken Westens Israel weiterhin unterstützt, trotz einer Kriegsführung, die von vielen Seiten mittlerweile als genozidal beschrieben wird. Kritik kommt vor allem aus der nicht-westlichen Welt. Ihre Polemik gegen „white saviours“ ist also nicht nur unsachlich, sondern auch noch eine grobe Fehleinschätzung der Situation.



      Ich frage mich ohnehin, wieso ein so polemischer Diskussionsstil nötig ist – man kann auch über den NO-Konflikt sachlich und ohne hasserfüllte Polemik diskutieren.

      • @O.F.:

        Vielleicht kann man auch über den sog. NO-Konflikt sachlich und ohne hasserfüllte Polemik diskutieren, wer aber von "dahinvegetieren in Bantustaaten" fantasiert, der kann es offensichtlich nicht.

    • @Michaela Dudley:

      Warum schreiben Sie "Zivilbevölkerung" in Anführungszeichen?

      • @Francesco:

        Und vor allem: was folgt daraus, wenn man der Bevölkerung Gazas auf diese Weise den Status als Zivilisten kollektiv abspricht und sie somit implizit zum legitimen Ziel erklärt? Hier tun sich manchmal Abgründe auf…

        • @O.F.:

          Ja, aber leider werden von Teilen der Linken diese "Abgründe" nur oder lieber bemerkt, wenn sie sich auf israelischer Seite auftun.

          Dass für die Hamas und andere muslimische Fanatiker im Zweifelsfall alle "Ungläubigen" legitime Ziele sind, sollte doch spätestens seit dem 11. September klar sein.

          Was ausdrücklich NICHT bedeutet, dass damit alle muslimischen Menschen legitime Ziele sind. Aber man sollte nicht vergessen, dass es diese Einstellung nicht nur bei muslimischen Soldaten gibt.

          Und vielleicht verwendet Frau Dudley die Anführungszeichen auch deshalb, weil sie die widerlichen Bilder nicht vergessen kann, als die Hamas-Mörder tote und verwundete jüdische Geiseln durch die Straßen schleppten und die "Zivilbevölkerung" dabei johlend am Straßenrand stand.

        • @O.F.:

          Es ist dasselbe Niveau wie die Kommentare von einigen Palästinenser(unterstützer)n nach dem 7. Oktober, wo es hieß, unter den Opfern seien keine Zivilisten, weil alle Israelis Soldaten seien. Die Hardliner beider Seiten tun sich nichts.

          • @Günter Picart:

            Da widerspreche ich Ihnen gar nicht - nur wie oft können Sie Versuche, den zivilen Status israelischer Festivalbesucher zu bestreiten im taz-Forum lesen? Dass auf beiden Seiten kein Mangel an Extremisten herrscht, ist zweifellos richtig – allerdings scheint man einen dieser Extremismen nicht als solchen wahrzunehmen (was übrigens nicht nur für den NO-Konflikt gilt).

  • "All jene, die den säkularen Vorstellungen folgen – und das ist die Mehrheit der Palästinenser und Palästinenserinnen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gazastreifens "

    Ist das wirklich so? Es würde mich interessieren, worauf sie diese Aussage stützt.

    "Wir werden nur überleben, wenn wir uns auf den Weg machen, ein alternatives palästinensisches Narrativ zu schaffen, in dem kein Platz für israelisches Blut oder anderes Blut ist."

    Man kann es nur allen, Palästinensern genauso wie Israelis, wünschen, dass sich Wege der friedlichen Koexistenz finden. Was mir in dem Kommentar ein bisschen fehlt, sind konkrete Vorschläge, wie alternative Formen des palästinensischen Widerstands aussehen könnten und was genau das Ziel ist.

    • @Klabauta:

      Die Aussage hat mich auch erstaunt. Deckt sich so gar nicht mit den aktuellen Umfragen. Eine davon habe ich in meinem obigen Kommentar zitiert.

  • Vielen Dank für diesen Kommentar, der exemplarisch zeigt, wie man die Hamas und ihre Ideologie kritisieren und entlarven kann ohne den Apologeten für Israels rechtsextreme Regierung zu spielen und ohne die Missachtung jeglichen Rechts zu legitimieren.



    Mir fehlt lediglich eine klare Beschreibung des alternativen palästinensischen Narrativs, das Frau Natour vorschwebt und das angesichts des deutlich artikulierten Vertreibungswillens der israelischen Regierung standhält.

  • Na ja, das Traurige ist ja, dass ein Widerstand der Palästinenser überhaupt nötig ist angesichts der jahrzehntelangen massiven Unterdrückung mit Unterstützung der USA, Deutschlands, Frankreichs, etc.

    Meiner Ansicht nach braucht es einen politischen Wechsel just in diesen Staaten in Richtung universeller Menschenrechte für alle Menschen auf dieser Welt. Dieser Wechsel ist das, was fehlt.

    • @Uns Uwe:

      "Na ja, das Traurige ist ja, dass ein Widerstand der Palästinenser überhaupt nötig ist"

      Unsinn. Die Arabischen Muslime im Levant haben bevor es Herzl gab Pogrome gegenüber jüdischen Menschen ausgeführt, das Osmanische Reich hat Juden*Jüd*innen diskriminiert, Arabische Muslime haben bevor Israel existiert hat gezielt Massaker an diesen begangen & ein Teil der Führungselite sogar mit den Nazis zusammengearbeitet (und ägypt. Muslimbruderschaft, ihr Slogan "Macht Ägypten J*denfrei") & keine zwei Jahre nach Kriegsende begonnen Terrorakte gegen "Abweichler" in eigenen Reihen, z.B. jene die eine Zweistaatenlösung akzeptiert hätten, & jüdisch gelesene Menschen durchzuführen. Dann haben viele den Krieg der arabischen Nachbarstaaten unterstützt & einige davon ebenfalls an Kriegsgräueln teilgenommen. Gaza, Samaria & Judea, das jüdische Quartier in Jerusalem wurden ethnisch gesäubert, so wie vormals Hebron.

      Widerstandsrecht hatte die jüdische Bevölkerung garantiert. Jetzt ist das Hauptproblem Mangel gemäßigter Strömungen innerhalb der nicht mehr primär als arabisch bezeichneten Gruppe der sog. Palästinenser ("Kinder arabischer Väter" Zitat PLO/Hamas unter Ausschluß von Juden*Jüd*innen).

      • @ToSten23:

        Ja ähnlich wie in Deutschland. Auch hier haben wir Einwanderer, die das Ziel von Pogromen sind. Allerdings wollen die keinen Staat hier aufbauen, haben keine militanten Terrorgruppen dafür aufgebaut wie die jüdischen Einwanderer im britischen Mandatsgebiet.

        Die jüdischen Einwanderer hatten dagegen in Palästina ein nationalistisches Ziel, auch schon vor 33: den Aufbau eines jüdischen! Staates. Da hat die vorhandene Bevölkerung von Anfang an nicht rein gepasst.

        Von einem Widerstandsrecht für Kolonialismus zu reden halte ich deswegen für ein wenig wirr. Da wird der Bock zum Gärtner gemacht.

  • Wie schwer es ist, der Idee des Krieges zur Erreichung des Paradies zu entkommen wird hier klug belegt.



    Wie schwer sich auch "Unbeteiligte" in der linken Szene tun, ihren Widerstand auch als kulturelle Aneignung zu hinterfragen zeigt, wie Gewalt immer noch ihren Charme hat für gelangweilte Salon-Freiheitskämpfer.



    Angenommen, die Hamas würde mit ihren Mitteln, die ja in großem Maße auch die Mittel des Horrorregimes ds Iran sind am Ende als Siegerin darstehen. Was dann?



    Was soll das für eine Freiheit sein liebe Hamas-Symphatisanten?



    Das Vorgehen der israelischen Regierung ist in keiner Form zu rechtfertigen, die Kriegsrethorik der Hamas und ihrer Gehilfen ebenfass nicht. Ein Krieg mag irgedwer gewinnen, aber das führt nicht zum Frieden.



    Der Komentar von Rajaa Natour zeigt noc keinen Weg auf, aber weist auf den Irrweg hin der gegangen wird.

  • Diese Kritik ist richtungsweisend und zivilisatorisch sowie politisch vorbildhaft.



    Danke.

  • Natürlich gibt es ein Recht auf Widerstand gegen Unrecht. Natürlich ist vieles seit spätestens 1948 da auch krasses Unrecht. Und jemandem zu sagen, er/sie/es _müsse gefälligst den Gandhi machen bei täglicher Diskriminierung, Provozierung durch Besatzungssoldaten und -siedler, Vertreibung, ... wäre ganz schön selbstgefällig. Die deutsch-palästinensische Gesellschaft listet solche Fälle im Wochentakt auf.

    Aber das heißt doch alles nicht, dass Hamas-Hal*nken plötzlich recht hätten oder dass man in den Hass gegen Menschen gehen sollte.

    Was gegen die Ideologie der Trennung, des Hasses und der Ungleichheit hilft, das ist reales Zusammenkommen, Kooperation und akribische Gleichheit: entweder in einem wirklich fairen, neutralen Staat oder zweien gemäß dem Völkerrecht.

    • @Janix:

      "entweder in einem wirklich fairen, neutralen Staat oder zweien gemäß dem Völkerrecht."

      Die erste Lösung würde bedeuten, dass das Selbstbestimmungsrecht des jüdischen Volkes (Volk und Selbstbestimmungsrecht sind Worte die mich persönlich anwidern, aber international im Recht anerkannt sind) negiert wird.

      Die zweite würde bedeuten, dass es dafür eine wehrhafte Unterstützung oder gar Mehrheit innerhalb der sog. Palästinensischen Bewegung in Gaza, Judea und Samaria, oder dem PLO Teil der Westbank, in Jordan, in der Diaspora geben müsste. Das ist nicht der Fall.

      Das Problem ist keines der Grenzziehung, das Problem ist, dass wirklich kein machtvoller Akteur der palästinensischen Bewegung bereit ist einen jüdischen Staat in den angebotenen Grenzen z.B. Oslo zu akzeptieren.

      • @ToSten23:

        Die erste Lösung wäre zumindest universal. Die Staaten, die Menschen auch rechtlich nach Religion sortieren, sind sonst eher Iran, Saudi-Arabien und so.



        20 % der israelischen Passinhaber sind arabische Muslime, Christen, Atheisten. Hinzu kommen diverse andere, Atheisten jüdischen Hintergrunds. Sofort einen Pass bekommen nur einreisende Juden. Seltsames Selbstbestimmungsrecht, das nach Religion der Mutter einsortiert.

        Das Zweite ist auf Grundlage der UN-Resolutionen. Da sind die Grenzen von 1966 schon gnädig, noch gnädiger als die ursprünglich beschlossenen. Das sollte dann auch mal reichen. Rabin wurde von einem jüdisch-israelischen Eiferer erschossen. Das Problem liegt v.a. dort.

        PS: Was sollte ein ausgewuchertes Israel in den Grenzen der Provinz Palästina denn nun in Ihrem Profilbild aussagen?

      • @ToSten23:

        Kennen Sie einen machtvollen Akteur der palestinensischen Bewegung? Ich leider nicht (mehr). Arafat wäre vielleicht einer gewesen.

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Arafat wurde bewusst von israelischen Panzern gedemütigt. Die Hamas hingegen gepäppelt.



          de.wikipedia.org/wiki/Marwan_Barghuthi wäre ansonsten ein Kandidat, um den Mandela zu machen.

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Fayyad und Hamdallah, so neoliberal wie sie waren, haben durchaus versucht Institutionen zu bilden und mit diesen und einer ökonomischen Entwicklung eine Klassengesellschaft zu etablieren, deren Produktivkräfte ein Interesse daran hätten, dass es Normalisierung gibt.

          Sie waren in der tat nur eingeschränkt machtvoll, da ihre Machtbasis die Unterstützung von Abbas waren und sie keine eigene geschaffen haben.

  • Um es kurz zu machen: Das Hamas-Narrativ ist durch und durch rechts und es ist irritierend und bedauerlich, dass weite Teile der politische Linken (weltweit) sich dieses Denken zu eigen machen.

    • @Chris McZott:

      Knapp und zutreffend formuliert.