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Koalition aus Union und SPDVorwärts in die Vergangenheit

Gastkommentar von Christoph Butterwegge

Die Ampel bezeichnete sich noch als Fortschrittskoalition, Union und SPD basteln am Rückschritt. Aufbruch wird nicht mal mehr simuliert.

Kommt bald billiger auf den Gaststättentisch: Wiener Schnitzel Foto: Christian Bruna/epa/dpa

S eit der Bundestagswahl und erst recht mit dem Koalitionsvertrag haben sich die Anzeichen verdichtet, dass der außen-, energie- und militärpolitischen Zeitenwende, die Ex-Kanzler Olaf Scholz zu Beginn des Ukraine­kriegs ausgerufen hat, unter der künftigen CDU/CSU-SPD-Koalition eine wirtschafts-, finanz- und sozialpolitische Zeitenwende folgen wird. Geht es nach den Wortführern im Land, besteht die Hauptaufgabe der neuen Bundesregierung in einem Dreiklang: eine Führungsrolle in Europa spielen, den USA unter Präsident Donald Trump besser Paroli bieten, Russland unter Präsident Wladimir Putin von einem militärischen Angriff abhalten.

Dafür soll die Volkswirtschaft durch Deregulierung im Sinne der Unternehmen revitalisiert, der Rüstungshaushalt drastisch erhöht und Migration nach Deutschland gestoppt werden. Und es wurde – unter ausdrücklicher Berufung auf die Provokationen Trumps sowie mit Blick auf dessen Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine – eine Aufweichung der Schuldenbremse sowie ein kreditfinanziertes Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro für Infrastrukturinvestitionen beschlossen. 100 Milliarden Euro sollen in den Klima- und Transformationsfonds fließen; Verteidigungsausgaben, die 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts überschreiten, sind gänzlich von der Kreditsperre im Grundgesetz ausgenommen.

Eine solche Privilegierung der Rüstung gegenüber anderen Staatsausgaben gibt es sonst nur in faschistischen und Militärdiktaturen. Sie stellt eine verfassungspolitische Militarisierung der Gesellschaft dar und wird auf Pump finanziert, was Antimilitarist(inn)en von „Kriegskrediten“ sprechen lässt.

Es handelt sich im Grunde um eine Fortsetzung des Kurses der Ampelkoalition mit ähnlichen Mitteln, jetzt allerdings mit mehr finanziellen Möglichkeiten. Überwiegend bedient werden materielle Interessen der Unionsklientel: die „Vollendung der Mütterrente“, eine erhöhte Pendlerpauschale, die Zurücknahme der gekürzten umweltschädlichen Agrardieselrückvergütung, die Reduzierung der Umsatzsteuer der Gastronomie auf Speisen dauerhaft von 19 auf 7 Prozent. Letzteres kommt hauptsächlich Restaurantbesitzern, vor allem der Systemgastronomie (Fast-Food-­Ketten) und Besserverdienenden zugute.

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Und jetzt sind sich Union und SPD noch nicht einmal einig darüber, ob der im Koalitionsvertrag vereinbarte Anstieg des Mindestlohns auf 15 Euro und die Senkung der Einkommensteuer für kleine und mittlere Einkommen tatsächlich kommen. Für die SPD galt beides als gesetzt, für die Union offenbar nicht. Niedrigere Steuern seien nur möglich, „wenn es der öffentliche Haushalt hergibt“, sagte der mutmaßlich nächste Bundeskanzler Friedrich Merz am Wochenende.

Christoph Butterwegge

ist Politik­wissenschaftler und Armuts­forscher, von 1998 bis 2016 war er Professor an der Universität zu Köln. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter letztes Jahr „Deutschland im Krisenmodus. Infektion, Invasion und Inflation als gesellschaft­liche Herausforderung“ und „Umverteilung des Reichtums“.

Hatte sich die Ampel noch als „Fortschritts­koalition“ bezeichnet, machen CDU/CSU und SPD im Grunde keinen Hehl aus ihrer gemeinsamen Formierung zu einer Rückschrittskoalition. Aufbruchstimmung wird nicht einmal mehr simuliert. Die neue CDU/CSU-SPD-Regierung will alle Sozialleistungen hinsichtlich ihrer Effizienz, finanziellen Nachhaltigkeit, volkswirtschaftlichen Wirkung und gesellschaftlichen Resilienz evaluieren. Schon im Vorgriff darauf hat sie vereinbart, das Bürgergeldsystem zu einer „neuen Grundsicherung“ für Arbeitsuchende umzugestalten, die eine Rolle rückwärts hin zu Hartz IV darstellt. Von den wenigen Verbesserungen und Erleichterungen für Arbeitsuchende, die mit der Bürgergeldreform verbunden waren, werden die meisten wieder abgeschafft.

Zwang zum McJob

Genannt sei nur die Karenzzeit für Vermögen, ursprünglich von der Großen Koalition während der Covid-19-Pandemie im März 2020 eingeführt, um in Not geratenen Facharbeiter(inne)n und Selbstständigen den Hartz-IV-Zugang zu erleichtern. Ähnliches gilt für Wohnkosten: Wenn das Jobcenter die Miete oder die Heizkosten von Arbeitsuchenden für „unverhältnismäßig hoch“ hält, entfällt die Karenzzeit dafür. Selbst viele Menschen, die nie Angst vor Armut hatten, mussten wegen der Energiepreisexplosion und der Inflation jeden Cent dreimal umdrehen.

Umso unverständlicher ist, dass die genannten Regelungen nicht mehr notwendig sein sollen. Weil die schwarz-rote Koalition unter Merz den Vermittlungsvorrang wieder einführen will, kann es kurz vor dem Abitur stehenden Kindern einer Familie im Grundsicherungsbezug künftig erneut passieren, dass sie vom Jobcenter aus dem Gymnasium heraus in einen McJob gezwungen werden. Mitwirkungspflichten und Sanktionen sollen „im Sinne des Prinzips Fördern und Fordern“ verschärft und die Leistungen bei wiederholter Verweigerung der Arbeitsaufnahme vollständig entzogen werden. Das trifft keine „Drückeberger“, sondern eher Menschen, die aus Angst keine Schreiben ihres Jobcenters mehr öffnen.

Die „migrationspolitische Wende“ (Alexander Dobrindt), von der Unionsfraktion nur mit Stimmen der AfD per mehrheitsfähigem Fünfpunkteplan und ihrem knapp gescheiterten „Zustrombegrenzungsgesetz“ proklamiert, findet ebenso wie die gegenüber Menschen im Transferleistungsbezug an den Tag gelegte „rohe Bürgerlichkeit“ (Wilhelm Heitmeyer) ihre Fortsetzung. Geflüchtete will man an den Staatsgrenzen zurückweisen, ohne ihr Asylgesuch noch auf seine Berechtigung zu prüfen. Dies soll „in Abstimmung“ mit den Nachbarstaaten erfolgen, jeder Koalitionspartner versteht unter dieser von der SPD verlangten Einschränkung jedoch etwas anderes.

Trotz der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands wird Abschied vom Flüchtlingsschutz genommen und bloß noch „die qualifizierte Einwanderung in unseren Arbeitsmarkt“ aus ökonomischem Eigeninteresse akzeptiert. Asyl- und Arbeitsuchende, die staatliche Unterstützung brauchen, um leben zu können, stoßen bei der schwarz-roten Koalition dagegen auf soziale Eiseskälte.

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96 Kommentare

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  • Es ist wieder passiert:



    der positive Artikel der taz ist raus!



    Natürlich ist er mittlerweile schon wieder schlecht zu finden unter All der Fundamentalkritik, doch das ist wahrscheinlich eine kleine Reminiszenz an das kommende Osterfest.



    Obwohl ich natürlich auch Was zu meckern habe, war mir die destruktive Grundhaltung schon immer fremd.



    Da bin ich doch mehr Macher als Labersack.



    Es wird allerdings deutlich, dass die Population Letzterer in Deutschland eher zu- als abnimmt.



    DemokratInnen und ArbeiterInnen dürften hierzulande allmählich vom Aussterben bedroht sein.

  • Ich fand den nicht unbedeutenden Schritt weg von Harz 4 zum Bürgergeld richtig gut und eine echte Leistung des rotgrünen Teils der Ampel. Eigentlich auch der FDP, da diese sich hier nicht quergestellt hatte.



    Mich hat es aber dann verblüfft, dass ich das Bürgergeld dann immer wieder in meinem Bekanntenkreis vor allem gegenüber Arbeitnehmerinnen bei vielen Gelegenheiten engagiert und mühevoll verteidigen musste.

    Zusammenfassend muss ich sagen, dass Bürgergeld und Mindestlohn gerade bei den Menschen die so in der 3000€ Liga (untere Facharbeiterschicht) malochen regelrecht verhasst sind und viele explizit deshalb die SPD nicht gewählt hatten da diese den fleißigen Leuten das Geld wegnähme und es den Faulen geben würde... so dem Sinne nach und manchmal auch wörtlich.

    Mit meiner Argumentation, dass ohne halbwegs auskömmliche soziale Mindeststandards die unteren Lohngruppen wohl noch schlechter bezahlt würden und die Arbeitgeber auf prekär Beschäftigte noch mehr Druck ausüben können, bin ich nur selten durchgedrungen.

    Von der Linkspartei gab es für das Bürgergeld auch kein Löbchen, weil unzureichend, und so ist die SPD eben bei 16,5% gelandet. Es ist eben von den Leuten so gewollt.

  • "Mitwirkungspflichten und Sanktionen sollen „im Sinne des Prinzips Fördern und Fordern“ verschärft und die Leistungen bei wiederholter Verweigerung der Arbeitsaufnahme vollständig entzogen werden. Das trifft keine „Drückeberger“, sondern eher Menschen, die aus Angst keine Schreiben ihres Jobcenters mehr öffnen."

    Danke, dass der Autor das so klar benennt, wie es manchen Menschen geht. Die Angst haben und verzweifelt sind und nicht mehr können und weiter ausgepresst werden wie eine Zitrone. Die Not, die Befindlichkeit, die Situation ist etwas, was dringend angeschaut werden soll anstatt der Verwaltungs- und Rechts-Logik zu folgen, die einen allgemein funktionsfähigen unbelasteten Menschen unterstellt.

  • "Für die SPD galt beides als gesetzt, für die Union offenbar nicht. Niedrigere Steuern seien nur möglich, „wenn es der öffentliche Haushalt hergibt“, sagte der mutmaßlich nächste Bundeskanzler Friedrich Merz am Wochenende."

    Hätte es nicht heißen müssen: "Rüstungsausgaben seien nur möglich, wenn es der öffentliche Haushalt hergibt." ?

    • @Brombeertee:

      Hätte, wenn es nicht eine Frage der Priorität wäre. Im Moment ist die Frage nach einer Absenkung des Steuersatzes weniger relevant als die Sicherheit Deutschlands bzw. die Verteidigungsbereitschaft der NATO.

  • Mister BlackRock will die Reichen reicher und die Armen ärmer machen - wer hätte das gedacht?

    Es ist wirklich schlimm, dass wir in Zeiten des Klimawandels so einen "Kanzler" bekommen, der auch noch den Sozialstaat immer mehr demontieren will, damit demnächst die Rechten von den enttäuschten Bürgern noch mehr gewählt werden. Was wir eigentlich bräuchten wäre ein vernünftig denkender Kanzler, der auf der einen Seite endlich mal Klimaschutz macht und auf der anderen Seite für Millionen arme Menschen sorgt, und sie nicht als 'faule Schmarotzer' ansieht.

    "Union und SPD basteln am Rückschritt", schreibt die taz. Nein, diese beiden Parteien basteln fleißig an ihrem Ende. Die SPD wird es in vier Jahren nicht mehr geben, denn wer braucht noch eine soziale Partei die nicht mehr sozial ist? Und die Union bekommt in vier Jahren von der AfD ein Halsband umgelegt, und darf dann an der AfD-Leine brav bei Fuß gehen. So schaut die Zukunft aus, die aber keiner sehen will; auch weil man den eigenen Kopf, wie der 'Vogel Strauß', tief in den Sand gesteckt hat.

    • @Ricky-13:

      'faule Schmarotzer' ist offensichtlich kein Zitat, sondern eine Erfindung von Ihnen.

      Der von ihnen betriebene Linkspopulismus, bei dem die jeweiligen Regierungen und die Politiker der Mitte immer die Superschurken sind führt nur dazu dass die "Alternativen" an den Rändern gesucht werden. Populismus ist daher immer ein Boster für die AfD.

    • @Ricky-13:

      So wie man die AfD hofiert hat, indem man ihre Positionen seit Jahren immer wieder fleißig übernahm und somit hoffähig machte, wider besseren Wissens, bliebe dann nur festzustellen, dieses Ergebnis müsse "politisch gewollt" gewesen sein.

  • "Eine solche Privilegierung der Rüstung gegenüber anderen Staatsausgaben gibt es sonst nur in faschistischen und Militärdiktaturen."

    Keine Sorge, Putin wird kommen und uns vom Faschismus befreien. 🤩

    • @Rudolf Fissner:

      Putin hat in Osteuropa so viel zu tun, dass er nicht mehr alt genug wird, um zu uns zu kommen 😉

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Na zum Glück für uns ist Osteuropa ja weit weg. Und außerdem hat "Russland faktisch kein Interesse daran, in die Ukraine einzumarschieren".

  • Apropos Vergangenheit. Scholz ist immer noch Bundeskanzler und kein Ex-Bundeskanzler

  • Das überrascht doch jetzt nicht wirklich, oder? Wenn man reaktionäre Köpfe an die Spitze wählt, bekommt man reaktionäre Politik. Ihr wolltet es, lebt damit. Have fun!

    • @Minelle:

      Sie wollen eine gut aufgestellte europäische Verteidigung gegen den Faschisten Putin, die Sanierung der herunter gewirtschafteten Infrastruktur und eine Migrationspolitik, die nicht von 85% der Bevölkerung abgelehnt wird und die AfD wieder klein macht, als reaktionär bezeichnen?

      Sie verwässern die Begriffe.

      "Strategisches Ziel der russischen Propaganda ist es, mit einem steten Strom an Lügen den Informationsraum zu fluten und Fakten so lange zu verzerren und zu verschleiern, bis es Menschen nicht mehr möglich erscheint, zwischen Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden." (Wikipedia)

  • Um es mal mit einem ehemaligen deutschen Staatschef zu sagen:

    "Rückwärts immer! Vorwärts nimmer!"

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      oder um es mit den Worten eines noch früheren russischen Staatschef zu sagen: Ein Schritt vorwärts zwei Schritte zurück.



      🤓

  • Millionen von Menschen arbeiten in der BRD im Niedriglohnsektor und sind arm, obwohl sie Vollzeit arbeiten.



    Die NDR-Doku "Wir waren mal Mittelschicht" zeigt einige Betroffene. Eine studierte Pädagogin, die als Spachlehrerin für Migranten in Hamburg (SPD-Grün-regiert) arbeitet, kommt auf 1000 Euro netto, trotz Vollzeitarbeit. In den Ferien wird sie gar nicht bezahlt. Der Staat hat diese wertvolle Arbeit in Hamburg in die private Weiterbildung mit Dumpinglöhnen outgesourct, obwohl der Staat selbst Auftraggeber ist.

    www.ardmediathek.d...l9nYW56ZVNlbmR1bmc

    Dass die SPD nicht einmal die Erhöhung des Mindestlohnes auf 15 Euro in der Koalition durchbekommt, ist eine Schande. Längst fehlt bei Millionen von Menschen in der BRD bis in die Mittelschicht aufgrund Inflation, etc. das Geld und somit die Kaufkraft. Im Niedriglohnsektor herrschen in der BRD längst osteuropäische Verhältnisse.



    In Dänemark z. B. gibt es die Probleme nicht. Eine Postbote verdient in Dänemark rund 3000 Euro netto. In Deutschland bekommt ein Postbote auf 12 Euro pro Stunde Mindestlohn, auch weil Gewerkschaften vielfach kein Bein auf den Boden bekommen.

    • @Lindenberg:

      Laut tagesschau.de soll es lediglich keinen Automatismus beim Mindestlohn geben.

      Es bleibt daher abzuwarten, wie sich die Mindestlohnkommission äussern wird. An deren massgeblichen Entscheidung wird sich auch Merz (geäussert bei Miosga) halten. www.tagesschau.de/...regierung-102.html

      In Dänemark haben wir in Europa übrigens auch das höchste Preisniveau n Europa. Nackte Zahlen ohne Kontext sind also nicht zu gebrauchen. Deutschland liegt bei den Lebenshaltungskosten im europäischen Mittelfeld.

    • @Lindenberg:

      Die Frage ist aber auch, weshalb Gewerkschaften kein Bein auf den Boden bekommen, wo Tarifabschlüsse möglich wären.

  • Fortschrittsfeindlich war die Ampel-Koalition: gegen Modernisierung in Verwaltungen (Stellenplus 5000), gegen Fortschritt in Energieforschung (Windkraft als einzige bevorzugte Energie), gegen Teamwork in der europäischen Zusammenarbeit bei Migration und Handelsverträgen, kein Mitnehmen der Menschen als moderner Ansatz einer Demokratie. Und jetzt der Versuch das Gegenteil zu framen. Leider durchsichtig

  • Fortschrittsfeindlich war die Ampel-Koalition: gegen Modernisierung in Verwaltungen (Stellenplus 5000), gegen Fortschritt in Energieforschung (Windkraft als einzige bevorzugte Energie), gegen Teamwork in der europäischen Zusammenarbeit bei Migration und Handelsverträgen, kein Mitnehmen der Menschen als moderner Ansatz einer Demokratie. Und jetzt der Versuch das Gegenteil zu framen. Leider durchsichtig

  • Die Überschrift des Artikels ist der Titel eines Buches von Gerhard Schumacher. Mit 411 Seiten kein Leichtgewicht, aber trotzdem lesenswert (wer danach sucht, findet es zumindest als pdf-Datei im Internet).

  • Die Bildunterschrift ist nicht ganz richtig. Nichts an der Bereitstellung des Schnitzels wird billiger. Die Wirte müssen nur weniger Umsatzsteuer abführen. Wer meint, dies würde zu niedrigeren Preisen führen, hat wohl die Mövenpick-Steuer von Schwarz-Gelb damals vergessen.



    Im Übrigen bin ich der Meinung, dass das Schnitzel nichts defür kann und finde es als Symbol für Rückschritt unangemessen.

    • @Wurstprofessor:

      Das Schnitzel hatte früher als Sonntagsbraten eine Ausnahmestellung auf dem wöchentlichen Speiseplan und wird einem heute an den Frittenbuden nahezu nachgeworfen. Mit den bekannten Folgen für Tier, Konsument und Umwelt.

      • @dtx:

        Sie interessieren Sich vermutlich nicht für solche Feinheiten, aber ein Schnitzel ist kein Braten. Aber natürlich haben Sie recht. Fleisch ist im Allgemeinen zu billig, arme Menschen sollten es sich gemeinhin wieder nicht leisten können. Allerdings ist, wenn man solche im 19. (und früheren) zuletzt flächendeckend erreichten Ziele verfolgt, eine Rückschrittskoalition genau das richtige?

        • @Wurstprofessor:

          Man sollte seine Eßgewohnheiten weniger an den Preisschildern ausrichten, als daran, was bekömmlich wäre. Freilich ist klar, daß man Industrie und Handel dazu prügeln müßte. Nur hat leider so sinnvolle Maßnahmen wie eine Zuckersteuer nach Vorbild der Briten auch die Fortschrittskoalition nicht im Blick gehabt. Und nun, da die SPD sich nach Scholz' Ansage offen um 180 Grad dreht, wird daraus natürlich erst recht nichts.

          • @dtx:

            Auch unser noch amtierender Landwirtschaftsminister Özdemir musste lernen, dass sein Ziele zu den Ramschpreisen, die er für Lebensmittel gerne weg haben wollte, politisch nicht durchsetzbar waren. es hätte nicht nur die FDP weggefegt von der politischen Bühne, sondern auch die Grünen, wenn die Lebensmittelpreise in die Höhe geschnellt wären.

      • @dtx:

        Na sehen Sie: dann ist ja doch nicht alles ein Schritt zurück in die Vergangenheit :D

      • @dtx:

        Auaaa - schon wieder so ein Schnitzel im Nacken...🤪

    • @Wurstprofessor:

      Nichts gegen Ihr akademisches Fachgebiet, aber wer Klimaschutz (oder Gesundheit) ernstnimmt, wird sich u.a. wohl auch den Bereich Schnitzel anschauen müssen.

      • @Janix:

        Auf jeden Fall. Ich schaue mir mein Schnitzel immer sehr genau an bevor ich es esse :D

      • @Janix:

        nur sollte man dabei nicht alleine auf das Schnitzel starren, sondern auch das Portmonee links daneben berücksichtigen.

  • Mit "Fortschritt" und "Rückschritt" ist das so eine Sache. Alle wollen da sein, wo der Fortschritt ist. Ob sie damit immer Recht haben, ist eine andere Frage. Wie hieß es in der untergehenden DDR? "Vorwärts immer, Rückwärts nimmer".

    • @Jochen Laun:

      Ja. Es ist der größte Fehler anzunehmen "fortschrittlich", "zukunftsorientiert" oder "progressiv" zu sein sei automatisch gut und alternativlos.

  • Ich bin für insgesamt für weniger Kriminalität !

    Die sich in die Verantwortung stellenden Regierenden sollten zumindest Dampinglöhne, die sich nicht am Marktwert orientieren, verhindern.



    Ich gehe sogar soweit - zu fordern, sie müssen, sich am Marktwert orientierte Löhne, vehement von den Unternehmen, im Interesse ihrer Bürger einfordern. Der Mindestlohn soll nur eine Unterbezahling sicherstellen.

    Zudem 20 Stunden Arbeitsverträge, in denen oftmals tatsächlich aber mehr Arbeitszeit von den Beschäftigten eingefordert werden, die Überstunden aber nicht in Entgeld vergütet werden, sondern " Abgefeiert " werden sollen, fördern die staatlichen Unterstützung durch Steuergelder - Stichwort " Aufstocker " . Hier werden Unternehmen staatlich - auf Kosten der Allgemeinheit, massiv subventioniert.

    Stellen sich so die regieren wollenden Volksvertreter Demokratie vor ?

  • "Geflüchtete will man an den Staatsgrenzen zurückweisen, ohne ihr Asylgesuch noch auf seine Berechtigung zu prüfen."

    Ich mag mich täuschen, aber ist dies nicht genau Teil der Dublin II Verordnung, dass die Prüfung der Asylberechtigung in dem Land stattfinden soll, in der der Suchende zuerst ankommt? Wir kehren also zur geltenden Rechtsprechung zurück. Wenn dies ein "Vorwärts in die Vergangenheit" sein soll, bin ich froh das man den richtigen Weg wieder einschlägt, nachdem dieser seit Jahren verlassen wurde.

    • @Tom Tailor:

      Gibt da nur eine Kleinigkeit: die Staaten an der Außengrenze der EU haben keinen Grund, die Leute zurückzunehmen, außerdem haben die Schlaumeierländer ohne Außengrenze keine Handhabe das durchzusetzen mit der ach so rechtmäßigen Zurückweisung. Das ist ja die Krux derzeit. Ohne ein EU-weites Konzept wird es nicht gehen.

      • @Bambus05:

        …anschließe mich - so isset!



        & zur Erinnerung



        Friedrich Küppersbusch



        “Das Verhalten der Südschiene zu Flüchtlingen et al ist den Grexit-Verhandlungen geschuldet.



        Damit war denen klar - wenn uns das Wasser bis zum Hals steht / läßt uns die Nordschiene im Regen stehen •



        taz-Buddy Wolfgang die Briefumschläge läßt grüßen

    • @Tom Tailor:

      Sie täuschen sich nicht - und haben in meinen Augen dennoch unrecht. Die Dublin III (hat Dublin II 2013 ersetzt) Verordnung ist -mAn- das dümmste Gesetz in ganz Europa. Überlegen Sie einfach was bei konsequenter Einhaltung dieser Verordnung daraus folgt. -- Es bedeutete, dass lediglich Griechenland und Italien, theoretisch Spanien und Frankreich für einen flüchtenden Menschen legal zu erreichen wären. Kein anderes europäisches Land! Es bedeutete auch, dass sämtliche Asylanträge in It und Gr bearbeitet werden müssten. Mir ist es ein völliges Rätsel, wie Mittelmeeranrainer dem mal zustimmen konnten, aber es gibt einen Grund, warum die Exekution dieses Gesetzes in den letzten Jahren nirgends wirklich vorgenommen wurde. Wer das tun möchte, der legt eine Bombe an die Grundpfeiler der EU. Es ist ein undurchführbares Gesetz - einfach weil es so weit von der Realität entfernt ist, dass man gar nicht weiß was man sagen soll. Wie sollen Italien und Griechenland das leisten? Undenkbar einfach. Aber das schert einen Fritze Merz doch nicht... man kann nur hoffen, dass die SPD dieses Schwachfug einfangen kann. Anke Rehlinger bemüht sich inständig...

      • @Einfach-Jemand:

        Sie haben komplett recht und ich sehe das Problem genau wie Sie. Nur so wie es jetzt ist geht es halt auch nicht. Insofern ist der Weg, den Dialog mit den Nachbarländern zu suchen, schon genau der richtige. Evtl. muss D auch einfach einen Teil seines neuen "Sondervermögens :D" an die EU-Außengrenzländer abgeben, um diese milde zu stimmen.

    • @Tom Tailor:

      Die Frage ist, ob die dazu passende Verteilung der Aufnahme auf alle Länder, nicht nur Italien und Griechenland, zu regeln sein wird. Das gab der vorigen Regelung bereits einmal den Kopfstoß.



      Ferner: Das Asylrecht ist bereits deutlich kupiert, wer noch weiter schnibbeln will, hat Karlsruhe zurecht dabei.

      • @Janix:

        Ich denke auch mit einer Verteilung wird das Problem nicht gelöst werden, denn es ist ja keineswegs sicher dass die Geflüchteten in dem ihnen zugewiesenen Land bleiben werden. Am Ende stehen sie dann doch wieder bei uns auf der Matte, weil hier bereits ihre Community lebt oder die erwarteten Lebensumstände besser sind, die Sprache leichter zu lernen ist oder die Mitmenschen freundlicher.

    • @Tom Tailor:

      Merz will versuchen sich diesbezüglich mit den betroffenen Anliegerstaaten abzusprechen.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Das weiß man nicht. Alleweil drängt sich der Eindruck auf, Schwarz und Rot hätten mit dem Terminus "abstimmen" aus ihrer jeweiligen Sicht völlig unterschiedliche Dinge in den Koalitionsvertrag geschrieben. Und nicht nur damit. Ob dem Wunsch, die Koalition möge das Ende ihrer Legislaturperiode erreichen, zuträglich sein wird, ist die Frage. Dem nächsten Wahlergebnis sicher nicht ...

        • @dtx:

          Merz hatte gestern, Sonntag den 13.01. bei Caren Miosga ARD bezüglich der Aussengrenzen, Absprachen mit den betroffenen Staaten angedeutet.



          Abgesehen davon, der Koalitionsvertrag ist nur eine Vereinbarung / Absprache zwischen den Koalitionspartnern ohne Anspruch auf Rechtsverbindlichkeit.

          • @Alex_der_Wunderer:

            Ups- 13.04. 🫠

  • Trotz der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands wird Abschied vom Flüchtlingsschutz genommen und bloß noch „die qualifizierte Einwanderung in unseren Arbeitsmarkt“ aus ökonomischem Eigeninteresse akzeptiert. Asyl- und Arbeitsuchende, die staatliche Unterstützung brauchen, um leben zu können, stoßen bei der schwarz-roten Koalition dagegen auf soziale Eiseskälte.

    Nicht nur bei der Koalition, da wollen wir doch mal ehrlich sein. Auch ein Grossteil der Bevölkerung kann sich immer weniger für unqualifizierte Zuwanderung erwärmen. Wenn die Zeiten schlechter werden, nimmt die Großzügigkeit und die Freigiebigkeit gegenüber Hilfsbedürftigen, ganz besonders fremden, halt ab, das ist fast immer und überall so. Das erklärt dann auch das Wahlergebnis. Und den AfD Erfolg, leider. Und die besondere historische Verantwortung interessiert doch eh fast keinen mehr, Geld regiert die Welt und am besten bringt man die eigenen Schäfchen ins Trockene. Um jeden Preis.

  • Könnte es vielleicht einen Zusammenhang zwischen dem Wahlergebnis und dem Inhalt des Koalitionsvertrags geben? 8,8 % Linke, CDU/CSU mehr als SPD und Grüne zusammen. Da kann man nicht ernsthaft überrascht sein, dass am Ende ein Koalitionsvertrag herauskommt, der nicht dem Programm der Linken entspricht, oder?

    • @runterkommer:

      Keine Ahnung wovon Sie sprechen, was hat die Linkspartei jetzt damit zu tun? 15€ Mindestlohn war (auch) eine Forderung der SPD. Ich zitiere aus dem Wahlprogramm der SPD:

      "Dementsprechend muss der Mindestlohn spätestens ab 2026 bei 15 Euro liegen." (S.23. unter Punkt 7)

      www.spd.de/fileadm...PD_Programm_bf.pdf

  • "Eine solche Privilegierung der Rüstung gegenüber anderen Staatsausgaben gibt es sonst nur in faschistischen und Militärdiktaturen."

    Danke für diese Klarstellung!

    Die 15€ Mindestlohn stehen übrigens nicht im Vertrag, da ist die SPD auf den Trickbetrüger Merz hereingefallen. Da steht:

    " Auf diesem Weg ist ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026551



    erreichbar."

    Zeile 551 in www.spd.de/fileadm...nsvertrag_2025.pdf. Erreichbar heißt noch lange nicht, dass er kommt.



    Genauso wie das Deutschlandticket, dass "bezahlbar" bleiben soll. Bezahlbar ist aus dem Munde von Leuten, die jeden Monat dem Steuerzahler für sich selbst ca. 13.000€ aus der Tasche ziehen, ein dehnbarer Begriff. Nur falls die Spackos von der SPD sich über das D-Ticket als nächstes wundern sollten.

    Der Koalitionsvertrag ist so, wie es bei einer CDSU Regierung zu erwarten war. Der drohende soziale Kollaps wird weiter verschäft, Klimakatastrophe kennt keiner mehr, Deregulierung der Wirtschaft (die nebenbei auch nicht zu einem Aufschwung, sondern nur zu mehr Gewinnen führen wird) und sinnlose Miliatrisierung. End of story. Game over. AfD freut sich.

    • @Jalella:

      Beim D-Ticket muß man auch mal die Kirche im Dorf lassen. Sämtliche innerstädtischen Monatstickets werden zumindest im MDV wohl noch lange mit großem Abstand unverkäuflich bleiben, den Rest der Republik bekommt man zu der Ersparnis noch dazu: www.mdv.de/ticket/monatskarte/

      • @dtx:

        Eine sehr gute Möglichkeit für jeden Bürger - durch den Erwerb eines Deutschlandticket, auch bei Nichtnutzung, etwas aktiv für den Umweltschutz beizutragen.

    • @Jalella:

      Bürger und Wähler dürfen sich berechtigter Weise wirklich fragen, was genau verstehen unsere VOLKSVERTRETER, eigentlich nicht - bei der Vertretung, der Interessen ihres mündigen Volkes ?

    • @Jalella:

      Tja, das mit der "sinnlosen Militarisierung" ist so eine Sache. Wenn ich an die Menschen in der Ukraine denke bin ich froh das D Teil der NATO ist und alle Mitgliedsländer ihren Teil dazu beitragen, damit Despoten wir Putin gar nicht erst auf die Idee kommen nach einer Schwachstelle in diesem Bündnis zu suchen.

    • @Jalella:

      "...da ist die SPD auf den Trickbetrüger Merz hereingefallen. "

      Glauben Sie das wirklich? Ich glaube das nicht! Lars Klingbeil wird doch wissen, was er verhandelt hat! Als ich den Koalitionsvertrag gelesen habe, war mir jedenfalls sofort klar, dass dort eben keine Erhöhung auf 15€ verabredet wurde, sondern dann es nur die Möglichkeit gibt, dass die Kommission so entscheidet. Dass sie das tut, ist höchstgradig unwahrscheinlich und das wusste Lars Klingbeil auch schon als diese Formulierung so und nicht anders im Koalitionsvertrag gelandet ist. It's not an bug, it's a featue, kann ich da nur sagen...

      • @Einfach-Jemand:

        Die SPD hat sich schon im Oktober nicht dafür eingesetzt das 60 Prozent vom Medianlohn in die Mindestlohnrichtlinie kommt. Aber danach hat Herr Heil und so ein paar so geredet, als ob es drin stünde.



        Es ist reine Heuchelei, wie der Aufschrei jetzt von manchen in der SPD. Ehrlich wäre zu sagen uns ist das nicht so wichtig.

        Und falls mal ein Journalist zufällig auf das Thema mit einem SPDler kommt, dann könnte man da mal nachfragen warum die Worte so anders klingen als die Taten.... Und nicht gleich abwimmeln lassen mit, die FDP wollte das nicht. Man hätte es nämlich durchaus Medial ansprechen können und das hinterher verkaufen, als stünde es drin, zeigt ja gerade zu das es mit der FDP nichts zu tun hat.

      • @Einfach-Jemand:

        Den Mindestlohn von Entwicklungen abzuleiten statt in Koalitionsrunden zu bestimmen hat Vor- und Nachteile. Ich meine aber, dass eine unabhängige Bestimmung mal vorgesehen war, auch damit nicht ein Schwarz-Sonstwas den Mindestlohn auf 2€ setzt.

  • In dem Maße, in dem der Staat seine, die Regierung ihre soziale Verantwortung gegenüber dem Volk aufkündigt, wird das Volk sich von der Demokratie abwenden, um ein anderes, zum Beispiel autoritäres System zu favorisieren. Das ist kein Gewinn, für keine Seite. Just saying.

    • @Ralph Tews:

      Da das Soziallessystem in den letzten Jahren/Jahrzehnten massiv aufgestockt wurde, dürfte es keinen einzigen Wähler der AfD geben.

      • @Günter Witte:

        Sie sollten öfter raus gehen um Realität zu schnuppern. Als erstes empfehle ich einen Besuch einer örtlichen Tafel. Dort können Sie die "massive Aufstockung des Sozialstaates" bewundern.

      • @Günter Witte:

        Tja, die Erhöhungen der Sozialabgaben in unser Sozialsystem, bei immer weniger Leistung von Krankenkassen und Rentenversicherung...



        Dafür Subventionen in Wirtschaft und neue Investitionen unserer Steuergelder in mehr Stellen in Bundesbehörden.



        Bei mehr Interesse an konstruktiver Politik und deren aktiver Mitgestaltung, in Bürgervereinen & Gewerkschaften würde es keine AfD Anhänger mehr geben.

  • Es gibt sicher Punkte in der neuen Koaltion, über die man nachdenken kann. Der Sozialstaat ist zu kleinteilig, zu komplex und auch kaum treffsicher. Hier ist eine Reform (kein Abbau!!) durchaus sinnvoll. Kontraproduktiv ist es, die Arbeitssuchenden zu schnell in prekäre und schlecht bezahlte Jobs zu drängen. Weder können sie einen großen Beitrag beim Steuern und Abgaben leisten noch sind die Jobs dauerhaft sicher. Das Ressentiment darf nicht die Vernunft schlagen.



    Ob es immer den großen Aufbruch braucht ist die Frage. Vielleicht reicht es auch, einfach die Änderungen in der Welt zur Kenntnis zu nehmen und adäquate Antworten hierauf zu finden, zumindest zu versuchen. Union und SPD sind konservative und kaum noch unterscheidbare Parteien, trotzdem macht es keinen Sinn, die alten Instrumente aus den 80er oder 90er-Jahren wieder rauszuholen.

    • @Bambus05:

      "Das Ressentiment darf nicht die Vernunft schlagen."

      Das haben Sie gut ausgedrückt - nur leider hat das Ressentiment (wieder und wieder und immer wieder) die Vernunft geschlagen. Der gesamte Wahlkampf der Union was ein einziges Ressentiment. Und unfinanziert dazu. Der Journalismus hat die Union aber gewähren lassen. Ich erinnere mich an etliche Interviews an denen ich den Fernseher oder PC angeschrien habe, in Wut darüber dass windige Journalisten sich einen Blödsinnsbären aufbinden lassen - es reichten die Grundrechenarten um genau zu wissen, das nichts von dem Gerede finanzierbar wäre. Als könne man bei nicht mal 20000 problematischen Personen im ALGII Bezug hunderte Milliarden holen... dort wo man sie tatsächlich holen könnte, will sie aber niemand holen - die SPD in Wahrheit auch nicht.



      So kam es dann auch wie es kommen musste. Vermittlungsvorrang und andere Blödigkeiten wurden verabredet und wenn die SPD nicht an einigen Stellen Fritzchen Merz eingefangen hätte, dann müsste das das BVerfGE wohl an etlichen Stellen tun.

      • @Einfach-Jemand:

        Diverses ist einfach rechtswidrig und wird 1000%ig von den Gerichten kassiert. So etwa das komplette Streichen von Bezügen auf 0 im Bürgergeld (oder wie es jetzt auch immer heißen soll) oder der unsäglich Unsinn mit Asylverfahren außerhalb der EU.



        Natürlich war offensichtlich, dass es ohne die Aufweichung der Schuldenbremse nicht geht. Aber hier ist Wählerschelte auch völlig angebracht. Wer diesen Quark geglaubt und deswegen die Schwarzen gewählt hat ist selbst schuld. Und wer jetzt seinen Hass in die Gegend kotzt und dann Blau wählt ist dann noch doofer, ist deren Politik doch noch viel abstruser und windiger finanziert, dazu auch noch hasserfüllt und menschenverachtend. Ein Großteil unserer Mitbürger ist halt da halt einfach hinter die Fichte zu führen.

      • @Einfach-Jemand:

        Besser hätte ich's nicht formulieren können.

  • "Fortsetzung des Kurses der Ampelkoalition mit ähnlichen Mitteln, jetzt allerdings mit mehr finanziellen Möglichkeiten. "

    Butterwegge, dessen Punkte ich allgemein schätze, zeigt aber doch selbst auf, wo nun ein Rückschritt wüten soll, wohlgemerkt ein Rückschritt zu einer Koalition, wo Christian Lindner benötigt worden war.

  • "Und jetzt sind sich Union und SPD noch nicht einmal einig darüber, ob der im Koalitionsvertrag vereinbarte Anstieg des Mindestlohns auf 15 Euro und die Senkung der Einkommensteuer für kleine und mittlere Einkommen tatsächlich kommen. Für die SPD galt beides als gesetzt, für die Union offenbar nicht. Niedrigere Steuern seien nur möglich, „wenn es der öffentliche Haushalt hergibt“, sagte der mutmaßlich nächste Bundeskanzler Friedrich Merz am Wochenende."

    Da im Koalitionsvertrag steht:

    1627 2. Alle Maßnahmen des Koalitionsvertrages stehen unter Finanzierungsvorbehalt.

    Ist die Aussage von Merz richtig.

    Wenn die SPD damit ein Problem hat, dann hätten sie das nicht reinschreiben dürfen. Das kann man Merz nicht anlasten, dass kann man der SPD anlasten, dass sie das so hingenommen haben, dass es so drinnen steht.

    • @Wayko:

      Löhne werden zum überwiegenden Teil nicht aus dem Staatshaushalt finanziert. Soweit doch, dürften Tarifvereinbarungen greifen. An der Stelle gibt es keinen "Finanzierungsvorbehalt", sondern lediglich Klientelpolitik.

      • @dtx:

        Da die Löhne aber oft nicht zur Sicherung des Lebensunterhalt reichen, Zahlen wir mit unseren Steuergeld die sogenannten Aufstocker und subventionieren damit massiv Unternehmen aus unserem Staatshaushalt.

      • @dtx:

        Und bei höheren Löhnen im unteren Segment (was kaum Beamte und den öffentlichen Dienst betreffen kann) könnte man fast vermuten, dass die Steuereinnahmen sogar steigen müssten. - Warum habe ich bei dem pauschalen Finanzierungsvorbehalt, den Merz jetzt nach vorne stellt, bloß das Gefühl, dass es sich um einen juristsichen Winkelzug handelt und diese Koalition keine 4 Jahre halten wird ...

  • Wenn ein Veganer und ein Metzger einen Speiseplan verhandeln sollen, dann wird das nichts. Wenn eine linke SPD und eine mitte/rechts CDU einen Mittelweg finden müssen, dann kommt eben ein solcher Gurkenkompromiss dabei heraus. Und weil es ein fauler Kompromiss ist, wird es auch nichts.

    • @Hans Dampf:

      Also wenn SPD und CDU im Verhältnis Mezger/Veganer stehen, dann kann dieses Land eigentlich von niemandem mehr regiert werden, der keine absolute Mehrheit bekommt. In Fragen Außen/Sicherheitspolitik beispielsweise sind sich nämlich die gefühlt Nächsten im vermeintlich linken Lager, die rein theoretisch zusammen koalieren könnten, mindestens genauso spinnefeind, wie die Union und Sozen, wenns um Sozialpolitik geht.



      Als ob unter früheren GroKo Koalitionen die Positionen der Parteien näher gewesen wären als aktuell. Nur herrscht heute allerseits nur noch eine "ich will alles und ja keine Kompromisse" Denke. Da werden selbst aus den "mittigsten" Partein Deutschlands auf einmal Pole, die nicht weiter auseinderliegen könnten.

    • @Hans Dampf:

      SPD links? Wäre neu für mich.

  • "... ob der im Koalitionsvertrag vereinbarte Anstieg des Mindestlohns auf 15 Euro und die Senkung der Einkommensteuer für kleine und mittlere Einkommen tatsächlich kommen. "

    Hach ist das süß. Die Tinte ist noch nicht trocken da beginnen die Kopulationspartner quasi schon vor der Penetration sich hinters Licht zu führen ....

  • Als Krönung überbieten sich ARD und ZDF gerade dabei, zu fragen, wo denn die versprochene Politikwende des Herrn Merz geblieben sein? So scheint, als ob es zu eben dieser Wende keine Alternativen geben würde und hier offensichtliches Politikversagen vorliegen würde. Das die Mehrheit der WählerInnen nicht Schwarz-rot gewählt haben, interessiert in einer repräsentativen Demokratie niemanden mehr. Die Parteien der Mitte und die wichtigsten Medien setzen ganz auf den Kurs einer nationalen Renaissance (AfD) und fordern eine neues Goldenes Zeitalter (Trump). Wer dahinter eine Verschwörung wittert, liegt falsch. Politik und Medien erfüllen nur die Rolle, die ihnen in der liberalen Gesellschaft zukommen: Sie befeuern deren systemimmanenten Sozialdarwinismus.

  • Wer kennt noch den spd Autoaufkleber



    "Stillstand ist Rückschritt-



    Fortschritt nur mit uns"?

    Ein Hohn.

    • @So,so:

      Wer kennt noch die SPD Wahlergebnisse die 40 Prozent plus x betrugen?

  • Danke Herr Butterwegge, ein guter Artikel, der die Akzente richtig setzt!

    Nur bei einem möchte ich leise widersprechen: Dass ein Anstieg auf 15€ im Koalitionsvertrag vereinbart worden wäre, stimmt einfach nicht. Das macht die gespielte klingbeil'sche Ahnungslosigkeit noch unverschämter! Er weiß genau was er verhandelt hat, es steht glasklar drin (Zeile 548-552):

    "Für die weitere Entwicklung des Mindestlohns wird sich die Mindestlohnkommission im Rahmen einer Gesamtabwägung sowohl an der Tarifentwicklung als auch an 60 Prozent des Bruttomedianlohns von Vollzeitbeschäftigten orientieren. Auf diesem Weg ist ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 erreichbar."

    Das Gerede von Klingbeil ist also eine glatte Lüge. Da hat Merz (leider) schon Recht. Das ist mAn eindeutig formuliert. Eine ERhöhun auf 15€ ist absolut nicht zu erwarten. Ich geb' ne Schätzung ab: Momentan liegt der Mindestlohn bei 12,82 - ich sage er steigt auf 13,03€. Es ist ein Elend!

  • Es war 2017, als Habeck die eigentlich schon zerstrittene und fast mausetote CDU im Jamaica-Bündnis wieder regierungsfähig machte. Kurz danach zerlegte sich die CDU in Baden Württemberg und konnre nur in einer Koalition unter Führung der Grünen weiter mitregieren.Die Regierungswut ambitionierter Grünen gaben der CDU -jetzt nicht mehr konservativ und christlich- die Chance weiter mitzumischen und es waren nach Merkel überwiegend reaktionäre Sprücheklopfer wie Spahn, Merz , Linnemann, Frei und nicht zuletzt der aufstrebende Amthor, die diese Szene übernahmen und im Wettbewerb mit der AfD im Bund eine Verbal-Oppostion ausübten. Wer den noch lernfähigeren Söder beobachtet, wie er seine Schlüsse aus dem US-Wahlkampf -zum Beispiel im Umgang mit den asozialen Medien- zieht und über den politischen Gegner herzieht und Punkt für Punkt (Mütterrente, Agrardiesel, Gastronomiesteuern) die anderen austrickst, während der SPD nur Sprüche wie 'sichere'Rente oder das Versprechen eines Mindeslohns bleiben, dem kann bei der Inhaltsleere insbesondere der CDU.Mannschaft nur schlecht werden. Kein Wunder, wenn der Streit schon vor einer hoffentlich noch zu verhindernden einer Kanzlerschaft Merz losgeht!

    • @Dietmar Rauter:

      Scharf beobachtet und gut zusammengefasst! Ich rechne auch nicht mit (4 Jahren) Merz als Kanzler.



      Klingbeil und Eskens werden gerade von den Jusos abgestraft ...

      • @Christian Lange:

        Ich denke auch nicht das Merz 4 Jahre Kanzler sein wird sondern eher 8.

  • Wenn die letzte Koalition eine Fortschrittskoalition war, dann finde ich dem Rückschritt eine Verheißung.

    • @Querbeet:

      Auf den Punkt!

  • Was Herr Noch-Nicht-Kanzler Merz in Bezug auf die Gültigkeit des Koalitionsvertrages angedeutet hat, lässt einen erschaudern. Im Koalitionsvertrag steht ziemlich eindeutig Folgendes:



    "Wir werden die Einkommensteuer für kleine und mittlere Einkommen zur Mitte der Legislatur senken." (Zeile 1442)



    "Für die weitere Entwicklung des Mindestlohns wird sich die Mindestlohnkommission im Rahmen einer Gesamtabwägung sowohl an der Tarifentwicklung als auch an 60 Prozent des Bruttomedianlohns von Vollzeitbeschäftigten orientieren. Auf diesem Weg ist ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 erreichbar." (Zeilen 548-552)



    Gleichzeitig bildet sich Herr Merz ein, er könne mit primitiven Mitteln (Regulierung + Steuerlast abbauen) die Wirtschaft wieder ins richtige Fahrwasser bringen. Man vermisst eigentlich überall ein neues Denken oder neue Wege aber auch die Erkenntnis, dass man, um die Wirtschaft flott zu bekommen, höhere Einkommen und einen stabilen Export braucht. Der Export profitiert von Innovation, Qualität und Kosteneffizienz. Um das zu erreichen, benötigt man höhere Standards in der Ausbildung, eine bessere Produktivität (durch mehr Automatisierung) und hervorragende Standortbedingungen.

    • @Aurego:

      Ja, aber der Auftrag der Jobcenter bestand in letzter Konsequenz eben darin, Berufserfahrung und Fachausbildungen zu entwerten, indem man arbeitslos gewordene Leute in Hilfsjobs zwingt. Was kein Problem darstellte, weil das die meisten erst nach eigener Erfahrung glauben mochten.

      • @dtx:

        Und was genau ist daran falsch?



        Natürlich wäre es schön, wenn jeder in seinem Traumjob arbeiten könnte.



        Wenn es aber für mich in meinem Umfeld keine für mich passende Stelle gibt, dann muss ich eben Kompromisse eingehen.



        Entweder Umzug, Lohnverzicht oder aber etwas machen, worauf ich keine Lust habe.



        Aber die Allgemeinheit kann hier nicht zur Verantwortung herangezogen werden.

        • @Hennes:

          Lohndamping zu unterstützen - sollte nicht die Aufgabe der Regierung sein.

        • @Hennes:

          Daran ist falsch, dass man so die Wetschöpfung verringert. Warum sind Kinder wohlhander Eltern im Schnitt erfolgreicher? U. a. deshalb, weil sie nicht den erstbesten Job annehmen müssen, sondern mehr finanzielle Flexibilität haben, sich eine gut bezahlte Stelle zu suchen.

          • @Aurego:

            Naja, aber diese Kinder leben vom ersparten von ihren Eltern etc...



            Das Leben wird selbstfinanziert.

            Es sind gerade im Bereich Reinigung, Gastronomie etc so viele Stellen frei. Klar gibt es auch hier schönere Stellen und Tätigkeiten. Aber wenn ich halt nichts finde, wo ich gerne arbeiten möchte, dann muss ich eben vorerst in den sauren Apfel beißen.

            Und abgesehen Studenten die frisch fertig sind, braucht es ja auch zwischen 6-24 Monate um ins Bürgergeld zu fallen.

            Und da kann man schon erwarten, dass jemand im ALG I Bezug alles mögliche probiert, um die Arbeitslosigkeit zu beenden

            • @Hennes:

              Jetzt dürfen ja bald auch die Renter mit niedrigen Renten wieder bis 2.000 Euro dazuverdienen. Da findet sich bestimmt jemand der den Dreck wegmachen oder Spaß am Kellnern hat ...

            • @Hennes:

              So einfach ist es leider nicht.

              • @Aurego:

                Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.



                Es gibt genügend positive Beispiele.



                Da wird sich nicht auf Kosten anderer ausgeruht, sondern es wird gearbeitet.



                Diese Menschen muss man viel mehr unterstützen und nicht die, die nichts machen und auf ihre Traumstelle warten.



                Ausgenommen ganz klar Menschen, die aus gesundheitlicher Sicht nicht arbeiten können. Auch diese muss man mehr unterstützen.

                Aber jemand der zum Beispiel ein Studium in Geologie absolviert hat, kann nicht ewig darauf warten, eine Stelle als Geologe zu erhalten, sondern muss sich Alternativen suchen

                • @Hennes:

                  Genau - den Weg zeigen.



                  Der FDP haben die Wähler ja schon gezeigt, wo die Maurer ein Loch in der Wand gelassen haben. Jetzt müssen nur noch CDU/CSU mit ihrer Schwesterpartei der AfD den Weg aus dem Parlament gezeigt bekommen.