Geschlechtswechsel bei Fischen: Gegen die alte Weltordnung
In den Malediven wurde ein weiterer Fisch entdeckt, der sein Geschlecht wechselt. Ein Affront für alle, die glaubten dass es keine trans Fische gibt.
Erst die Gender-Sternchen, dann der Buchpreis für Kim de l’Horizon und jetzt werden auch noch die Fische trans – das ist schwer für Menschen mit binärer Weltsicht. Aber auf solche Befindlichkeiten nimmt die Evolution traditionell keine Rücksicht: Nun wurde ein Zwerg-Lippfisch mit dem Namen Cirrhilabrus finifenmaa von den Malediven beschrieben, der zunächst als Weibchen um die Riffe schwimmt, um sich später in ein Männchen zu verwandeln und dann in schillerndsten Regenbogenfahnen zu erstrahlen. Nimm das, Alice Schwarzer!
Solche Geschlechtsumwandlungen sind unter Fischen nicht ungewöhnlich. Unter Wasser geht’s hoch her, da werden Geschlechter mitunter je nach Bedarf neu ausgerichtet. Aber eine hübsche Pointe ist es natürlich, dass ausgerechnet nach dem jüngsten Gezänk um die biologischen Einlassungen von Fischforscherinnen nun ein geschlechtswandelnder Fisch auftaucht (!), der aussieht wie ein sehr feuchter Trans-Traum.
Nun werden die ewig Binären darauf beharren, dass es auch bei diesen fischigen Umwandlungen bei zwei Geschlechtern bleibt. Nur: Was soll’s? Das ist eben Stoff für Biologieseminare, nicht für gesellschaftliche Diskurse. Denn wir sehen keine Chromosomen, sondern nur Wesen. Wir sollten deren erfreulich unterschiedliche Erscheinungen vielleicht mehr mit den Augen der deskriptiven Forschung betrachten und einfach staunend zur Kenntnis nehmen, was es so alles gibt.
Cirrhilabrus finifenmaa ist übrigens der erste maledivische Fisch, den ein maledivischer Forscher beschrieben hat und dessen Artbezeichnung aus der maledivischen Landessprache Dhihevi stammt. Ein postkolonialer, regenbogenfarbener trans Fisch, ein Ärger für die Nostalgikers der alten Weltordnung.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott