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Ende des Assad-Regimes in SyrienSyrien ist frei

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Aus eigener Kraft hat Syrien das Assad-Regime abgeschüttelt. Die Welt sollte dies anerkennen und den Menschen ermöglichen, ihr Land selbstbestimmt aufzubauen.

Was kommt nach der Unterdrückung? Syrische Oppositionskämpfer feiern in Damaskus Foto: Omar Sanadiki/AP

S yrien ist frei. Nur elf Tage hat es gedauert, seit Rebellen aus den Bergen in Idlib zur Offensive ansetzten. Das Assad-Regime brach am Ende in der Nacht zu Sonntag lautlos zusammen wie ein Kartenhaus. Assad ist kommentarlos verschwunden. Die siegreichen Rebellen übernehmen die Macht friedlich und geordnet, die Menschen können ihr Glück kaum fassen.

Die Bedeutung dieses Moments ist nur schwer in Worte zu fassen. Das Assad-Regime, das über ein halbes Jahrhundert lang Syrien knebelte und knechtete, galt als eines der stabilsten der Welt und zugleich als eines der brutalsten. 600.000 Getötete im Krieg, sechs Millionen Geflüchtete im Ausland und weitere sieben Millionen innerhalb Syriens. Ein Land des Unrechts und der Gewalt – das ist Assads Bilanz.

Zum panarabischen Nationalismus und Sozialismus bekannte sich die Baath-Partei bei ihrer Machtergreifung in Syrien am 8. März 1963. Nach dem Militärputsch von Luftwaffenchef Hafis al-Assad im Jahr 1970 war eine Terrorherrschaft der Baath-Partei im Geist des Nationalsozialismus die Folge. Erst allmählich offenbart sich das volle Ausmaß der gigantischen Überwachungs-, Unterdrückungs- und Vernichtungsmaschinerie, gerichtet gegen die eigene Bevölkerung.

Ein Ende der Folterhaft

Für viele Syrer ist die Öffnung der Gefängnisse die emotionalste Dimension dieser Tage der Befreiung: Häftlinge treten nach teils jahrzehntelanger Folterhaft ohne Kontakt zur Außenwelt auf die Straße. Viele Menschen werden jetzt nach ihren vermissten Angehörigen suchen. Viele Vertriebene und Geflüchtete werden sich auf den Heimweg machen, um ihre Liebsten wiederzufinden.

Die Außenwelt stellt viele skeptische Fragen. Die HTS-Rebellen, deren Offensive aus Idlib auf Aleppo den Sturz des Regimes einläuteten, haben eine Vergangenheit im militanten Islamismus. Aber in der Gegenwart ihres Krieges zeigen sie Verantwortung, halten ihre Kämpfer diszipliniert, achten andere Gruppen und Akteure.

Selbst die Machtübernahme in Damaskus war unblutig, offensichtlich in einer Art Vereinbarung mit jenen Amtsträgern, die nicht die Flucht ergriffen haben, jedoch ohne Assad machtlos sind. Syrien brauche Institutionen statt eines Ein-Mann-Regimes, sagen die Rebellen. Damit treffen sie den Nerv der Bevölkerung.

Dies ist eine Revolution aller Syrerinnen und Syrer. Landesweit haben auch andere Akteure der unterdrückten friedlichen Proteste gegen Assad wieder Mut gefasst und sind selbst zur Tat geschritten, um das Regime abzuschütteln. Sie haben nicht auf Hilfe von außerhalb gewartet.

Der erste Schritt zur Freiheit besteht darin, sich selbst von der Angst zu befreien – wie das geht, hat Syrien dieser Tage eindrücklich unter Beweis gestellt. So ist Syrien heute ein Vorbild für die Welt. Und die Welt sollte jetzt die Leistung der Menschen in Syrien anerkennen und ihnen Zeit und Raum geben, ihr Land selbstbestimmt aufzubauen.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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79 Kommentare

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  • Wir haben unseren Blick in der Vergangenheit oft gerichtet auf Minderheiten und Aspekte der ethnischen Verfolgung bis hin zum Genozid oder dessen Vorstufen. Das Schicksal der Kurden ist hier auch weiterhin von besonderer Bedeutung und bleibt ein Fokus der Beobachtung. Dass Frauen und Christen kein Richteramt mehr ausüben dürfen, ist schon ein Signal für Obacht.



    Auch diese Frage stellt sich: Wer sitzt in den Gefängnissen in Idlib?



    www.dw.com/de/syri...nlassen/a-66126030

  • Ist Syrien frei? Oder wurde nur ein Tyrann gegen den anderen getauscht? Es ist schon bemerkenswert, wie der Westen hier den Sieg eines Al-Kaida-Ablegers bejubelt.

    Also: erst mal sehen. Ob sich die Neuen an die Menschenrechte halten oder das Islamisten-Ding durchziehen. Wie sie sich zu Putin stellen.

    Das Aussetzen der Asylanträge aus Syrien oder gar Abschiebungen halte ich für verfrüht und die dementsprechenden Beiträge von Spahn und Co für unangebracht und auch verletzend. Und das sage ich als Asylpraxis-Kritiker, der kein Verständnis für Bürgergeld empfangene Abgelehnte und für Kalifats-Forderer hat.

  • Syrien wird Hilfe zum Wiederaufbau benötigen. Die Aufarbeitung der Diktatur und der Aufbau der Gesellschaft wird viel Kraft kosten.



    Viel Erfolg Syrien.

  • Jetzt bin ich einmal gespannt. Syrien wird erst dann frei sein, wenn eine stabile Demokratie eingeführt, LGBT unterstützt und Israel akzeptiert wird.

    Das sehe ich überhaupt nicht.

  • Dschihadisten haben geschafft, was viele andere jahrzehntelang nicht geschafft haben. Es ist wohl auch ein Nebeneffekt der Kriege Israels in Gaza und im Libanon ebenso wie der Schwächung Russlands durch den Ukraine-Krieg.



    Viel wird davon abhängen, wie man mit dem Bedürfnis nach Rache an den Kollaborateuren umgeht. Was tun mit den Spionen des Systems, den Polizisten, Wärtern, Folterern, Profitieren.



    Und es gibt große Herausforderungen: Trümmerlandschaften müssen in Städte verwandelt werden. Türkische Truppen müssen aus dem Land raus, was tun mit vielen Tausend Menschen, die aus dem Ausland zurück kommen.



    Das alles braucht Geld, das Land ist aber von Assad ausgeplündert.

  • Im Augenblick sieht es so aus, als ob Erdogan sich eine möglichst große Einflusszone im Norden sichern wird, bevor sich ein neuer syrischer Staat etabliert...wenn es denn dazu kommt. Alles auf Kosten der Kurden, die ab Januar ohne US-Unterstützung darstehen werden. Die Gefahr eines neuen Krieges ist vorhanden.

    Diejenigen die die z.B. eine Abtretung ukrainischer Territorien befürworten, müssten jetzt eigentlich eine territoriale Neuordnung Syriens (zugunsten der Türkei) fordern....

  • Nette butterweiche Islamisten?!!



    Wenn so extrem moderne Waffen auf der Islamisten Seite da waren, muß das finanziert worden sein! Und es müssen versteckte Verkaufs-Erlaubnisse der USA, Engländer, oder oder oder vorhanden gewesen sein. Denn nach einem Jahrelangen "Stalemate" zwischen Assad-Russland (russische Luft - Überlegenheit) und Islamisten cum Saudis evtl Iran muss die plötzliche Waffenüberlegenheit quasi über Nacht passiert sein.



    Jedenfalls die Koalitionen im Hinter - Hintergrund lassen doch einige Fragezeichen offen UND die Islamisten, mit den vielen neuen, modernen Waffen werden ganz sicher mit allen Mitteln ein Kalifat nach dem Vorbild Medina's anstreben!

    • @Arjun G. G.:

      "Wenn so extrem moderne Waffen auf der Islamisten Seite da waren, muß das finanziert worden sein!"

      Den Rebellen sind bereits zuvor modernste Waffen der syrischen Armee aus russischen Beständen in die Hand gekommen.

    • @Arjun G. G.:

      Ja wieso kann Russland Assad plötzlich nicht mehr helfen? Muss wohl an der USA liegen, nicht dass die RU Wirtschaft und Kriegsmaschine arge Probleme hat. Die Türkei wird von dir nicht erwähnt, auch wenn sie sehr sicher dran beteiligt war. Und die Saudis und den Iran in einen Topf zu werfen ist auch so eine Sache.

  • Die "Freiheit Syriens" wird sich zeigen, relativieren und bewähren müssen. Euphorie ist im Siegestaumel verständlich, aber schon im Nachbarstaat Libanon und in Libyen sieht man, wie es auch gehen kann.



    Viel Glück darf gewünscht werden.

  • "Was kommt nach der Unterdrückung?"

    Höchstwahrscheinlich eine neue, noch größere Unterdrückung. Aus einem sakulären Staat wird ein islamistischer Staat. Mir erscheint der Optimismus des Autors fehlplaziert. Insbesondere irritiert mich die Verklärung der "siegreichen Rebellen", ihre Terrorvergangenheit bleibt unerwähnt. Leider ein einseitiger Artikel.

  • Ich bin fast zum ersten Mal mit einem Kommentar in der taz völlig eins und freue mich uneingeschränkt mit allen Syrern, die jetzt aus einem entsetzlichen Alptraum erwacht sind. Ich freue mich aber auch für diejenigen, die ihre Vorteile aus dem Regime gezogen haben, denn nun müssen sie zeigen, ob sie der Wahrheit gewachsen sind. Den Folterern und Henkern wünsche ich, dass sie anders behandelt werden, als sie gehandelt haben.



    Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen! Syrien erlebt etwas den deutschen Ereignissen von Oktober/November 1989 sehr Ähnliches, vor allem, was die bewegte Freude betrifft, die damals wie heute herrschte. Ich bete, dass die tapfere syrische Nation den Weg der Freiheit erfolgreich weiter gehen kann, ohne den eigenen oder fremden Schatten zum Opfer zu fallen.

    • @shariaorabi7:

      Ihre Euphorie in allen Ehren, aber ihr Vergleich hinkt total.



      Er würde ungefähr dann passen, wenn ein anderes Regime, dass der DDR feindlich gesinnt war, ob aus eigenen Interessen Evangelikale mit hochmodernen Waffen ausgestattet und sie in die DDR geschickt hätte, um das Staatsmilitär zu besiegen und dann die Macht zu übernehmen und dies als Befreiung von einem Terrorregime durch christliche Fundamentalisten zu feiern.

  • Es kann nur besser werden, Das Land braucht nun vor allem Ruhe und Unterstützung. Hier sind vor allem auch jene Länder gefragt, die viele syrische Flüchtlinge aufgenommen haben. Das ist zuvorderst die Türkei aber auch Deutschland

  • Das grenzt für mich schon an unerklärliche Naivität, eine „Befreiung“ durch Islamisten zu feiern, die einen säkularen, Machthaber ganz bestimmt nicht vertrieben haben, weil sie einen säkularen Demokraten an die Macht lassen wollen.



    Ich erinnere an den Iran, in dem Frauen in den Siebzigern Miniröcke trugen, bevor unter großem Jubel des Westens, durch die Amerikaner Khomeini dem Volk aufgedrückt wurde und als Befreiung gefeiert wurde. Warum überkommt einen wohl das beklemmende Gefühl, dass es weder diesen Rebellen noch ihren Unterstützern und Kampfausstattern im Hintergrund es wieder mal weder um Demokratie noch Menschen- oder Frauenrechte ging… und man fragt sich, warum plötzlich in westlichen Medien Islamisten als Helden dargestellt werden.



    Oder nimmt man hier zu Lande Islamisten nur als solche war, wenn sich ihre Gewalt und Verachtung gegen Israel oder Juden oder den Westen als Terrorziel wendet?

    • @Edda:

      Khomeni war ganz sicher nicht der Wunschkandidat der USA. Die Waffen wurden vor der Revolution an den Schah geliefert und die Geiselnahme in der US-Botschaft war sicher nicht das Ergebnis einer innigen Zusammenarbeit. Vielmehr wurde in der Folge Hussein von den USA unterstützt, um das Mullah-Regime möglichst klein zu halten. DER ist der Günstling der USA im Nahen Osten gewesen, der sich dann gegen sie wandte. Es gibt da eine gute Tafelnummer in der Anstalt, lohnt sich sehr.

      • @travellingpete:

        Jedenfalls wurde die Säkularisation des Iran für westliche Interessen geopfert! Und heute spielt man sich als Verteidiger von Demokratie und Frauenrechten auf. Wie oft hat der Westen das schon getan; hat terroristische und islamistische Gruppen gestärkt, um ungeliebte/unbequeme Machthaber zu stürzen und es dann an Bevölkerungen und Pressewelten des Westens als Befreiung propagiert?! Irak, Afghanistan, Libyen, Ägypten usw.



        Gibt es überhaupt eine Terror- oder Islamisten Organisationen im Nahen Osten, die nicht vom Westen oder Israel gestärkt, initiiert oder ausgestattet oder mindestens militärisch kooperiert wurde,? Man würde jetzt schon arg ins Überlegen kommen... Der Westen -sprich, hier vor allem die Amerikaner und Israel- haben noch nie moralische Ansprüche an ihre Kooperationspartner gehabt, das einzige Kriterium war, ob es der Feind des eigenen Feindes ist. Deswegen empfinde ich dieses immer gleiche geheuchelte und pathosbeladene Streuen von so großen, unantastbaren, aber bedeutungslosen Worten wie Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, als lächerlich. Und es fällt mir schwer nachzuvollziehen, wie immer noch Menschen, sich davon einlullen lassen.



        Hey, aber Syrien ist frei!

        • @Edda:

          Nochmal langsam. Mosssadegh kam an die Macht, wollte den Iran von den ehemaligen Kolonialmächten emanzipieren und hatte die Finger am Ölhahn. Reaktion USA: Wir wollen den Schah wieder, der war kooperativer. Operation Ajax, Schah wieder an der Macht, Westen zufrieden. Schah wird immer autokratischer, auch wenn unter ihm das Frauenwahlrecht u.a. eingeführt wurde. Unterstützung des Westens schwindet, Morgenröte, Ajatollah Khomeni an der Macht, großes Ups im Westen, wollte hinterher keiner gewesen sein. Aber prowestlich war diese Theokratie nie.



          Was wir erleben, sind vielleicht die ersten Erfolge einer unspektakulären, weil eher unter dem Radar erfolgenden Politik Peseschkians.

  • Unabhängig von der Politik Netanjahus: Durch die erfolgreiche und konsequente Schwächung der Hisbollah und des Iran durch Israel wäre die „Befreiung“ Syriens nicht so schnell erfolgt. Gleichzeitig ist die Schwächung Putins ein Erfolg. Es sollte mich wundern, wenn Russlands Militärstützpunkte in Syrien bestehen bleiben. Haben doch die Russen das Terrorregime Assads massiv gestützt und viele Tausend friedliche syrische Zivilisten durch Bombenangriffe und Terror ermordet.

    • @Fred Feuerstein:

      "Durch die erfolgreiche und konsequente Schwächung der Hisbollah und des Iran durch Israel wäre die „Befreiung“ Syriens nicht so schnell erfolgt. "

      Es wird eher umgekehrt ein Schuh draus. Über Asdsad konnte der Iran die Hissbollah mit Waffen versorgen. Die Befreieung von Assad hat diese Routen nun gekappt.

      Israel sollte daher dankbar sein für diese unverhoffte Hilfe der neueb islamischen Machthaber und diese unterstützen dami Syrien ein weiteres land gegen den Iran werden kann.

  • Säkularer Diktator ist weg. "butterweiche" Islamisten übernehmen den nächsten Staat. ich hab ein dumpfes Gefühl das dies genau so laufen wird wie in all den anderen Ländern.

    • @überfluss:

      Selbst wenn es so laufen sollte, wie Sie vermuten, verstehe ich dennoch nicht, weshalb ein „säkularer Diktator“ besser sein sollte. Besser für wen? Für den Westen? Wissen Sie, mir gefallen die autoritär-illiberal-nationalistischen Tendenzen in den Bevölkerungen der westlichen Ländern auch nicht, nur muss ich diese leider auch so hinnehmen.

  • Alles ist besser als der Schlächter und Massenmörder Assad, keine Frage.



    Aber ob Syrien wie Libyen endet oder wie Tunesien oder wie Ägypten oder wie der Libanon? Man weiß es nicht. Es hieß, die Rebellen hätten modernste Ausrüstung gehabt. Das deutet auf eine Finanzierung aus Saudi-Arabien hin. Deshalb gehe ich nicht davon aus, dass mit "Institutionen" unbedingt ein Parlament westlicher Prägung gemeint ist, vielleicht nicht einmal eine Umma. Aber Kritik dürfen wir wahrlich nicht üben, schließlich haben wir im Westen die Syrer 10 Jahre im Stich gelassen, selbst als Krankenhäuser systematisch bombardiert wurden und Giftgas zum Einsatz kam, und nur mit der Flüchtlingsaufnahme das völkerrechtlich Nötigste getan.

    • @hedele:

      "Es hieß, die Rebellen hätten modernste Ausrüstung gehabt"

      Den Rebellen snd bereits zuvor modernste Waffen der syrischen Armee aus russischen Beständen in die Hand gekommen.

  • Meine volle Zustimmung.



    Dem mutigen syrischen Volk gebührt große Anerkennung.



    Es ist daher ein Tag der Freude.

    Ich wünsche den Syrern eine friedliche Regierungsbildung; anders als im vom Westen zerstörten Irak und Libyen.



    Trotz aller Feinde in der Nachbarschaft.

    Es wird jedoch sicherlich sehr schwer werden.

  • Ich kann natürlich völlig falsch liegen. Aber mich macht stutzig, wie glatt das alles abläuft. Und alle mögen sich plötzlich. Der (von Assad eingesetzte) Ministerpräsident will mit den neuen Machthabern zusammenarbeiten. Die sagen mehr oder weniger ja. Assads ausländische Unterstützer belassen es, auch verbal, beim absolut Notwendigen, um den Schein zu wahren. Iran die Türkei und Russland geben fast gleichlautende Erklärungen ab. usw.

    Ist es möglich, dass man sich im Hintergrund geeinigt hat, Assad elegant (politisch) zu entsorgen und jetzt ein gemeinsames Regime installiert? Ich fürchte, die Verlierer werden die Kurden sein...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Aber mich macht stutzig, wie glatt das alles abläuft. "

      Mich nicht. Syrien war mit Assad am Arsch. Nichts ging mehr. Die Hälfte der Bevölkerung ist geflohen In 10 Jahren des Konflikt starben fast 600.000 Menschen. 80 Prozent der syrischen Bevölkerung in Armut. Insgesamt sind in der Region über 22 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. 12,4 Millionen Menschen in Syrien sind vom Hunger bedroht.



      Das Militär hat keinen Finger mehr für Assad gerührt und Russland ist in der Ukraine gebunden.

  • Wieder mal sehr schön geschrieben lieber Dominic.



    Ich wünsche allen Syrern ein Leben in Freiheit.

  • Meine Freude ist mit den Syrern, die ich kennenlernen durfte. Ich wünsche ihnen und allen anderen, die so lange darauf warten mussten von ganzem Herzen, dass ihr Traum von einem freien und demokratischen Syrien sich endlich erfüllt.

  • Ob das Land nun wirklich frei ist, muss sich angesichts der oftmals islamistischen Rebellen noch herausstellen.

    Und meiner Meinung nach muss die Entwicklung beeinflusst und korrigiert werden, wenn sie falsch läuft. Ob drittes Reich oder IS. Das große Morden ging meist los, nachdem die Großmächte lange tatenlos zugeschaut haben.

    • @Wonneproppen:

      Die Großmächte haben nun leider viel zu oft erst die Verursacher der Probleme groß gemacht und an der Macht gehalten.

  • "... Die Welt sollte dies anerkennen und den Menschen ermöglichen, ihr Land selbstbestimmt aufzubauen. ..." Hoffentlich weiß dass auch der Teil der Welt zu dem Russland, Türkei, Iran und Hisbollah gehören.

    • @Axel Schäfer:

      Und die USA, die weiterhin Militärstützpunkte in Syrien haben sowie die Israelis, die gerade eine "Pufferzone" auf syrischem Gebiet errichten - und die heute gemeinsam Syrien bombardiert haben...

      • @O.F.:

        Ohne Israels Bombardierung der Hisbollah wäre Syrien heute vielleicht nicht frei von der Assad-Herrschaft.

  • Syrien ist frei!

    Schaun mer mal.

    Die Nicht-Sunniten im Land, jubeln die auch?

  • Assad hat Giftgas gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt!



    Ich bin froh, dass endlich ein Tyrann gestürzt wurde! Es besteht noch Hoffnung für die Welt.

    • @Hans Wurst:

      Ist das neuerdings nachgewiesen? Die Rebellen wurden von den USA unterstützt, allerdings nur mittelmäßig. Dann kam Obama mit der "roten Linie" Giftgas und wenige Tage später wurde es unter sehr undurchsichtigen und unlogischen Verhältnissen zu unklaren Zwecken eingesetzt. Von Assad war irrationales Verhalten sonst eher unbekannt.

  • In den Biuder von dem Jubel und den Feiern über den Sturz des Regimes Assad -egal ob in der Türkei, bei Exil-Syrern oder in Syrien selbst, sieht man eines nur sehr wenig: Frauen.



    Und die Meldung, dass Israel in Syrien Gebäude angegriffen und zerstört hat, die -lt israelischen Angaben- angeblich chemische Kampfstoffe enthielten, lässt ein paar Fragen über die -zukünftige- Rolle Israels entstehen. War's das - oder was will Israel noch?



    Denn so ein Angriff kann die chemischen Kampfstoffe schließlich auch freisetzen, oder?



    Russland scheint kontakte zu den Rebellen zu haben und scheint in der Lage zu sein, seine Stützpunkte zu behalten -wenn es gegen die Rebellen still hält.



    Und während die Kurden in Syrien sich offenbar mit den Rebellen gut stellen wollen, gibt es Meldungen über Angriffe auf sie - das können allerdings auch türkische Kräfte sein, denn Erdogan hat sein Ziel der Verfolgung von Kurden in Syrien wohl kaum aufgegeben.

  • Ein warnendes Beispiel ist Ägypten, Mubarak wurde gestürzt, kurz die Demokratie eingeführt. Die Wahl gewannen die Muslim-Brüder, das Land versank im Chaos, bis sich Al-Sisi an Macht putschte.



    Man kann nur hoffen, dass es in Syrien anders läuft. Man benötigt Zeit für die Demokratie, hat diese aber nicht für die Versorgung der Bevölkerung.

    • @Bambus05:

      Können Sie das mit dem Chaos belegen?

  • Auch wenn natürlich das Ende des Assads Regime einer sehr positive Nachricht ist, teile nicht die Einschätzung, dass die Islamisten (!) Demokratie und Freiheit nach Syrien bringen werden. Trotzdem bleibt natürlich die berichtigte Hoffnung, dass die neuen Herrscher vielleicht weniger schlimm als der Assad Clan sind - sicher ist dieses nicht!



    Natürlich mögen die Islamisten gerade " zahm" wirken wie auch die Taliban nach der letzten Machtübernahme, trotzdem sollte man die Realität nicht aus dem Auge verlieren.

  • Syrien mag ETWAS besser dran sein, als vor ein paar Wochen oder Monaten. V.a weil es den Rebellen gelungen ist, viel Gelände und wichtige Städte bis hin zu Damaskus mit wenig Blutvergießen und durch Verhandlungen und durch "Überlaufen" bzw Kapitulation der Regierungssoldaten zu gewinnen. Letztere tun das wohl vor allem mit der Hoffnung damit die Rache der Opfer des Assad-Regimes an ihnen in Grenzen zu halten.



    Auch wenn das Vorgehen der Rebellen klug wirkt, kann man nicht sagen, wie ihr Regime aussehen wird. Dass viele tausende Opfer von Assad aus den Gefängnissen befreit werden, ist toll. Manche saßen dort mehr als 30 Jahre....



    Schwierig wird der Umgang mit den Assad-Unterstützern, Folterern und Profiteuren werden : Sie alle straflos zu lassen, dürfte massiven Protest hervorrufen. Sie alle einzulochen, wird kaum klappen.



    die Rebellen sollen Islamisten sein: Das lässt nichts gutes ahnen für Christen und vor allem für Alawiten, die vom Regime des (Alawiten) Assad profitiert haben. Millionen werden jetzt wieder unterwegs sein: die einen zurück in ihren früheren Wohngebiete, die anderen auf der Flucht.



    Unklar ist die Rolle von USA, Türkei und Russland in dem ganzen.

  • Warten wir es ab. So übel, wie das Regime mit jedem Kritiker umsprang, ethnische und religiöse Minderheiten genossen Schutz und Sicherheit. Die meisten echten Flüchtlinge, die wirklich aus Syrien kamen, flohen vor Daesh und den anderen fanatischen Islamisten, nicht vor der Regierung.



    Die deutschen 68er Demonstranten gegen den Schah haben zuerst auch Khomeini bejubelt.

    • @Axel Berger:

      Bin ganz ihrer Meinung, ich fürchte es wird noch schlimmer werden.

  • Wenn ein Diktator durch Islamisten gestürzt wird, die Ableger von Al Quadia sind, weiss ich nicht ob der Begriff "Freiheit" wirklich angemessen ist.

    • @Andrea Seifert:

      Vielleicht demokratisieren sie sich, und verwandeln sich zu einer islamischen Brandmauer.

  • "Syrien ist frei" ist ja wohl ne ultrasteile These.



    Sagen kann man dies sicherlich sobald eine erste freie Wahl stattgefunden hat und diese Wahl auch als solche von der OSZE bestätigt wurde.



    Bis dahin klingt das sehr ähnlich wie die durch die Amerikaner verkündete "Befreiung" nach der Gefangennahme von Sadam Hussein.

    • @Andere Meinung:

      Ist für Sie erst dann die Freiheit erreicht, wenn freie Wahlen abgehalten wurden? Seltsame Logik, die Ursache und Wirkung verwechselt.

  • Das sind - erstmal - ja gute Nachrichten. Aber "gemäßigte Islamisten", die vor ein paar Jahren noch Bin Laden gepriesen haben? Was wird von denen wohl zu erwarten sein?

    Friede, Freude, Eierkuchen eher nicht.

    • @Spitzbube:

      Waren einige der ersten etablierten Bundespolitiker*innen der frisch gegründeten BRD nicht auch ehemalige NSDAP-Mitglieder?



      Waren US-Demokrat*innen nicht damals auch Befürworter einer Sklavenhaltergesellschaft?



      Ich will jetzt diese schrecklichen Islamisten nicht schönreden, aber man kann nur hoffen, dass die internen liberalen Fraktionen sich durchsetzen werden, und nicht die Ultrakonservativen. Man möge bitte dort wie durch ein Wunder eine demokratische Brandmauer errichtet werden.

  • Ich hoffe, dass viele Syrer jetzt wieder in ihre geliebte Heimat zurück können. Es ist ihnen zu wünschen.

    • @hartmood:

      Wenn man Leistungen und Lebensstandard mit Europa vergleicht, wohl eher nicht. Die erste große 2015'er Welle wurde bereits eingebürgert.

      • @Wonneproppen:

        Die allermeisten Eingebürgerten haben noch ihren syrischen Ausweis. Die deutsche Staatsbürgerschaft stellt kein Hindernis dar für Rückwanderungswillige, die das geschundene Land wieder aufbauen wollen. Und den anderen werden wir's wohl nicht übel nehmen können, wenn Sie bleiben.

  • Dem Assad-Regime muss man sicherlich keine Träne nachweinen, doch sollte man die weitere Entwicklung erst mal abwarten, bevor man in zu große Euphorie verfällt.



    Al Quaida nahe islamistische Milizen haben jetzt die Macht übernommen, das verheißt zunächst Mal auch nichts Gutes.



    Es ist natürlich zu hoffen, dass es einen friedlichen Übergang gibt, ohne Rachegelüste wie Hinrichtungen etc. und evtl. unter Einbinden ehemaliger regierungstreuer Personen. Daneben gibt es in Syrien etliche Minderheiten wie Aleviten, Drusen, Christen und Kurden, die auch von den Islamisten nicht unbedingt wohlgelitten sind. Die Entwicklung in nächster Zeit dürfte interessant werden.

    • @Klaus Waldhans:

      Qaida, ohne u. Das wird nicht wie bei Quark ausgesprochen. Das q ist nur ein k, das weit hinten im Rachen gesprochen wird.

  • Die schaffen das. Hoffentlich.

  • Vorschußlorbeeren für Islamisten und die ominöse Aufforderung "die Welt" solle Syrien Selbstbestimmung ermöglichen. Die Russen sind immer noch drin und die Hisbollah auch. Aber mit "die Welt" ist ja wohl wieder nur der Westen gemeint. Man muss schon dankbar sein, wenn in diesem Zusammenhang nicht wieder die These aufgestellt wird, Libyen sei mit Ghaddafi besser dran gewesen. Dass Assad weg ist, ist ein Chance. Ob die Araber in Syrien diese Chance besser nutzen können als in in vergleichbaren Situation in anderen arabischen Ländern, bleibt abzuwarten.

    • @Claude Nuage:

      >Man muss schon dankbar sein, wenn in diesem Zusammenhang nicht wieder die These aufgestellt wird, Libyen sei mit Ghaddafi besser dran gewesen.<

      ??? Geht es den Libyern mit Demokratie heute besser als zu Ghaddafis Zeiten?

  • Hauptsache, Russland ist raus. Giftgasattacken, Folter, Beseitigung politischer Gegner, das war auch Putins Handschrift.

    • @Jelli:

      Bis jetzt ist es noch drin.

      Und mal ehrlich. Assad brauchte beim Morden nun wirklich keine Nachhilfe. Foltern konnte er auch schon. Unter Bush sogar als Auftragsfolterer der Amerikaner.

    • @Jelli:

      👍 sehe ich genauso.

  • Das war ein Tsunami, der durch Syrien gefegt ist. Ich würde gerne verstehen, was da wirklich passiert ist und warum die Rebellen jetzt so erfolgreich waren

  • Klingt ganz genau so wie der typische hoffnungsvolle Kommentar nach dem Sturz des Schah.

  • Zum einen kann ich es kaum fassen, dass die Freiheit nun endlich erreicht werden konnte. Zum anderen bangt es mir aber auch davor, wie das Macht-Vakuum nun gefüllt wird. Ich würde es den Menschen wünschen, nun wirklich in Frieden leben zu dürfen.

  • Also: Die Überschrift ist sehr, sehr gewagt. Klar ist es gut, dass das Assad-Regime entmachtet ist, sich aber über die Machtübernahme von Islamisten zu freuen, hat in der Vergangenheit noch kein einziges Mal funktioniert. Ich hoffe vielmehr, das jetzt nicht die großen Hinrichtungswellen einsetzen.

    • @Agarack:

      Gewagt ist noch nett formuliert. Offene Rechnungen werden beglichen. Willkür wird durch Willkür ersetzt. Hinter den freundlichen Worten von Leuten wie al-Julani verbirgt sich weit mehr als ein therapieresistentes Epiphänomen. Das zu erkennen, erfordert leider keine Differentialdiagnostik. Aber ich irre mich gerne.

    • @Agarack:

      Wie währe es denn mal abzuwarten wie es sich entwickelt, anstatt gleich antiislamistisch den Teufel an die Wand zu mahlen. Der Westen hat im Irak, Libyen und Afghanistan auch voll versagt. Eine Demokratie nach westlichen Vorbild wird es sicherlich erstmal nicht geben und das muss der Westen auch akzeptieren. Wichtig ist zu schauen ob unter dem Strich eine Verbesserung für die Bevölkerung eintritt. Westliche Demokratien haben sich in der Region nicht von ihrer besten Seite gezeigt, wodurch sie nicht gerade als Vorbild in der Bevölkerung dienen. Wichtig ist wie die Weltgemeinschaft damit umgeht. Eurozentrismus wird genauso wenig hilfreich sein wie Islamismus.

      • @Andreas J:

        Hauptsache gegen den Westen…. Wenn die lokale Bevölkerung nicht will, dann wird der Westen nichts gegen diese erreichen können. Und anscheinend ist man in vielen islamischen Ländern nicht willens zur Demokratie. Das ist schade aber ich stimme mit Ihnen überein, dass das dann letztlich akzeptiert werden muss. Aber versagt hat eben nicht nur der Westen sondern in erster Linie die von Ihnen aufgezählten Länder selbst. Warten wir es ab, aber viel Anlass zur Hoffnung gibt es nicht.

      • @Andreas J:

        Wir warten ab und lassen uns gerne positiv überraschen, jedoch anzuzweifeln, dass Islamisten Freiheit und Demokratie in Schilde führen kann ich schon verstehen.



        "Antiislamistisch" klingt ja fast als wäre das was negatives. Ich persönlich hoffe sehr, dass alle hier antiislamistisch sind oder wäre dies "eurozentristisch"?

        • @Zille:

          Sorry, meinte natürlich antiislamisch. Antiislamistisch bin ich selbst.

      • @Andreas J:

        Ich bin im Grunde ihrer Meinung: Syrien muss eine Lösung finden, die auf die syrische Gesellschaft zugeschnitten ist - ob diese dann westlichen Wunschvorstellungen entspricht, ist erst einmal egal. Ich gabe allerdings zwei Punkte zu bedenken:



        -Die ehemalige Opposition ist ja keineswegs geeint; das Risiko, dass das Land wie Lybien in kleinere Herrschaftsgebiete einzelner, sich zum Teil bekriegender Akteure zerfällt, ist nicht zu klein.



        -Die Einmischung aus dem Ausland (und das ist ein Punkt, der in dem Artikel oben unterzugehen droht) hört ja nicht auf: wir wissen nicht, welchen Einfluss Russen und Iraner auf andere einzelne Gruppen haben, die Türkei mischt im großen Rahmen mit, US-Truppen sind weiterhin dort - und auch in der gar nicht so genuin syrischen Bündnis um die HTS kämpfen allerlei internationale Djihadisten mit.

  • Wir sollten uns nichts vormachen. Wenn eine Diktatur durch ein anderes autokratisches Regime ersetzt wird, dann ist erstmal nichts gewonnen. Und bei den unterschiedlichsten Rebellen-Gruppierungen keine Einigkeit besteht, dann zerfleddert sich Syrien.

    • @Der Cleo Patra:

      Aber der Giftgasdiktator ist weg. Gut so!

  • Der Sturz Assads ist eine gute Nachricht!



    Ich wünsche den Syrerinnen und Syrern, dass sie einen Weg zur Demokratie finden und hoffentlich keine neue Diktatur errichten.



    Mit besten Wünschen!

    • @Philippo1000:

      Stimmt. Aber im Iran war man auch einmal froh, dass das brutale Regime des Schah von der Macht vertrieben wurde.



      Das Ende ist bekannt.

  • Endlich ist Assad gestürzt, auch Russland konnte ihm diesmal nicht mehr helfen!!! Das sind mal ausnahmsweise gute Nachrichten aud dem Nahen Osten.

  • Wow, gestern schrieb ich noch, dass der Krieg weiterginge. Hoffentlich rechtfertigt die HTS die Vorschusslorbeeren.