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Ende der deutschen SolarmodulproduktionEin Fall von vielen

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Die letzte Sonnenmodulfabrik zieht mit der Produktion in die USA. Das ist bitter und es sollte ein Wake-up-Call für die Wirtschaftspolitik sein.

Gunter Erfurt, Geschäftsführer von Meyer Burger kündigt die schrittweise Schließung des Werks in Sachsen bis Ende April an Foto: Sebastian Willnow/dpa

D ass ausgerechnet unter einem grünen Wirtschaftsminister eine Firma, die zuletzt das Aushängeschild der deutschen Solarwirtschaft war, ihre Modulfertigung schließt, weil in den USA die Rahmenbedingungen besser sind, ist bitter. Die Reaktionen gestalten sich wie erwartet: Von der einen Seite ertönt Häme über eine grüne Wirtschaftspolitik, die stets das Gute will und doch das Böse schafft.

Auf der anderen Seite erwächst Wut auf die FDP, die an der Schuldenbremse festhält und damit den Spielraum für Industriepolitik einengt. Das eine hilft so wenig wie das andere. Vielmehr ist es an der Zeit, sich ein wenig vom konkreten Fall Meyer Burger zu lösen, denn der ist wirtschaftspolitisch gesehen nicht mehr als ein Symbol.

Viele andere produzierende Unternehmen in Deutschland, die vor ähnlichen Entscheidungen über eine Standortverlagerung stehen, haben lediglich nicht das Glück, so sehr im Lichtkegel der öffentlichen Wahrnehmung zu stehen wie die Solarbranche. Industriepolitisch sind ihre Geschichten aber oft genauso dramatisch. Es ist deshalb nötig, den Blick zu weiten.

Dabei könnte die Aussage des Meyer-Burger-Aktionärs Sentis helfen, der als Vorzug der USA das dort herrschende „starke überparteiliche Engagement“ zugunsten der heimischen Industrie lobte. Dass es solches in Deutschland noch gibt, kann man kaum behaupten. Was das Land also braucht, ist nur am Rande eine konstruktive Lösung im Fall Meyer Burger. Viel wichtiger ist eine grundsätzliche und überparteiliche Strategie zum Erhalt der industriellen Basis im Land.

Die wird freilich Geld kosten und das wird man woanders einsparen müssen. Wo das möglich ist, muss intensiver diskutiert werden. Der Ökonom Clemens Fuest sagte kürzlich zum Konflikt der Finanzierung von Militär versus Konsum den Satz: „Kanonen und Butter, das wäre schön, wenn das ginge, aber das ist Schlaraffenland, das geht nicht.“ Bei diesem Satz kann man getrost das Wort Kanonen durch Industrieförderung ersetzen.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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59 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Zwischen 2005 und 2009 wickelte die FDP gemeinsam mit er CDU die Windindustrie in NRW ab, nun ist es die Solarindustrie im Bund. Das kommt davon, wenn man diese Partei an die Regierung lässt.

  • Lasst sie doch gehen. Die werden schon sehen, was sie davon haben.



    Es gibt genügend andere Möglichkeiten im grünen Bereich.

  • Die Deindustrialisierung in Deutschland ( und ja, die findet statt, auch wenn es den Ampel-Fans nicht passt www.iwkoeln.de/stu...nvestitionen.html) ist besonders dramatisch unter dem Gesichtspunkt, dass wir momentan dringender als zuvor wirtschaftliche Schlagkraft brauchen um verteidigungsfähig zu bleiben. Keine Produktion= keine Rüstung.



    Wenn Trump die Wahlen gewinnt wird die USA nicht mehr für Europas Sicherheit garantieren.

  • Das Problem hinter dem Problem ist ein ganz anderes:



    Unternehmertum und hier Geld verdienen in DE und Leuten einen Job anbieten und dabei zu wenig Steuern zahlen ist ständiges Thema und ständige Kritik, insbesondere bei der Normalbevölkerung, nicht zwingend bei Habeck und Co. Du bezahlst zu wenig, nimmst dir selbst zu viel, Umschichtung von unten nach oben und alles so neoliberal....., man liest es auch hier in der TAZ in den Kommentaren rauf und runter.



    Woanders wirst du mit Handkuss genommen, hier nicht. Und das ist der Unterschied. Argumente dann tatsächlich zu gehen gibts genug. Da macht dann die Politik alles allen zu leicht: Energiekosten, Bürokratiewahnsinn, Umlagen für dies und das, keine Fachkräfte die einfach zuwandern dürften, Standortkosten für Wohnen.....



    Anerkennung die fehlt. Ja, ich war auch Unternehmer, bis ich den Laden verkauft habe. Jetzt geht's mir besser.



    Aber: Das Problem, das wird sich lösen, dann wenn wir halt noch weiter hinten hängen wirtschaftlich und andere eben besser sind.

  • Schöne Studie, danke für den Link.

    Ich korrigiere meine Angabe von oben, da habe ich fälschlich Zahlen den Strompreis für Privathaushalte betreffend angenommen.

    Industriestrompreis in D ca. 2,5 mal so hoch wie in den USA oder China (Seite 3 der Studie).



    Auch beim Gas sieht man gegenüber den USA oder China einen deutlichen Standortnachteil in D.

    • @Schwarmgeist:

      Dies war als Antwort weiter unten gedacht.



      Kopiere ich nochmal an die richtige Stelle.

  • Na, immerhin kommen dann die Solarmodule aus China und den USA.

    Es ist doch eine schwierige Sache:



    Die Energiewende soll vorankommen.



    Dazu werden eine Menge Solarmodule gebraucht.



    China schmeißt seine Überkapazitäten billig auf den Markt.



    Soll nun die teure deutsche Solarproduktion, die ohnehin nur einen Bruchteil der benötigten Module herstellt, subventioniert werden oder gar Zölle erhoben?



    Deutschland wird sich nur ungern mit China anlegen wollen.



    China bekommt mit den USA vielleicht echte Konkurrenz.



    Was ist dagegen einzuwenden, wenn beide ihre Module, staatlich subventioniert, bei uns anbieten?

  • Ich muss hier nochmal, weil ich überall lese, es sei nicht sinnvoll eine Branche künstlich am Leben zu erhalten, die anderswo auf der Welt zum halben Preis produzieren kann oder das es doch egal ist, wo produziert wird, Hauptsache es werden genügend Module produziert, etc...



    Es geht hier doch nicht um 'irgendeine' Branche. Wenn ich den Herzschlag meines Landes komplett mit Wind und Sonne betreiben will, dann muss ich dafür in angemessenem Maße Produktionsstätten im eigenen Land haben UND HALTEN.



    Gerade in Deutschland sollten wir doch bitte unsere Lektion gelernt haben nach der Energiekrise, ausgelöst durch den russischen Überfall in Kombination mit der deutschen Abhängigkeit von russischem Gas...



    Denn wo werden Solarmodule weltweit produziert?



    In China. Und dann kommt lange nichts mehr und dann die USA, Indien, Japan.



    Nun stellt China seit geraumer Zeit ganz offen seinen Hunger auf Taiwan zur Schau - wenn die ernst machen, sitzen wir schon wieder in der Patsche - Embargo, Wirtschaftskrieg oder gar ein heißer Krieg - dazu braucht es nun wirklich wenig Phantasie.



    Die USA und Japan sind auch Hochlohnländer wie Deutschland - das hält sie trotzdem nicht davon ab eine Solarindustrie im eigenen Land aufzubauen.



    Denn es geht hier nicht um Rentabilität, es geht darum absolut kritische Komponenten für die Energiezukunft im eigenen Land zu produzieren, um unabhängig und nicht erpressbar zu sein.



    Es ist mir absolut unbegreiflich, wie man da schon wieder sehenden Auges in die nächste Abhängigkeit/Engpass rennt.



    Lerneffekt aus dem russischen Überfall - null.

    • @Farang:

      Ganz genau, Zustimmung!

      Also Unternehmenssteuern runter

  • Diese Diskussion um dt. Solarmodulhersteller wird erschreckend abstrakt geführt.

    Hat mal jemand die Module verglichen? Man musste schon beide Augen zudrücken, um deutsch zu kaufen. Die Amerikaner haben genau das vor, weil sie es sich leisten können. Die haben Platz und Rohstoffe. Wir nicht, Deutschland muss effizient sein.

    Statt ein paar abgehängten Solarmodul-produzenten nachzutrauern, sollte man zusehen, dass die hiesige Windrad-branche nicht stehenbleibt. GE und Vestas machen Siemens-Gamesa (Nachbesserung), Nordex (kein off-shore; gute Schwachwindanlagen) und Enercon (auch kein off-shore; getriebelose Anlagen)

    Übrigens sind die Strompreise inzwischen unter Vorkriegsniveau.

  • Habeck selbst hat sich gegen ein EU-IRA gesträubt. Und wegen IRA geht die Firma in die USA.

    Dennich: Solarzellen sind Commodity und Commoditiy zu subventionieren ist Geldverschwendung. Förder neue Zell-Technologien mit mehr Anwendungsfällen und höheren Wirkungsgraden.

  • Es macht keinen Sinn, nicht wettbewerbsfähige Branchen künstlich am Leben zu halten. Siehe Galeria Karstadt Kaufhof, wo nutzlos 630 Mio in einen Dinosaurier aus Konsumtempeln gepumpt wurden. Oder viel zu lange den Steinkohlebergbau am Leben erhalten. Angesichts des Fachkräftemangels stehen die Beschäftigten von Meyer Burger nicht gleich vor dem Nichts.

    • @Zugpferd:

      Bestimmte Branchen sollte man fördern, um nicht irgendwann - etwa im Falle eines Konflikts - wieder mit leeren Händen dazustehen. Weil Lieferungen kritischer Güter ausbleiben.

  • Für die Energiewende ist wichtig, dass Solarmodule in ausreichendem Maß möglichst preisgünstig produziert werden. Wo ist ziemlich egal.

    Für die deutsche Wirtschaft ist wichtig, dass die Menschen Arbeit haben und mit dieser ihren Wohlstand erwirtschaften können. Ob das in der Produktion irgendwelcher physischen Dinge passiert oder anderswo, ist völlig egal.

    Wir haben nicht genug Arbeitskräfte und wir haben immer noch einen Exportüberschuss. Warum sollten wir uns darum reißen, diese Teile selbst zu produzieren?

    • @Ruediger:

      Um nicht vollkommen abhängig zu sein von unzuverlässigen Lieferanten zum Beispiel.

      Liefert China dem Westen im Fall eines Taiwan-Kriegs weiter Solarmodule?

      Das Beispiel Lieferengpässe bei Medikamenten zeigt doch, dass man nicht alles ins Ausland auslagern kann/sollte, nur weil es wirtschaftlich sinnvoll ist.

    • @Ruediger:

      Guter Kommentar.

      Hab mal bei Statista geschaut und finde: Jahresumsatz D bei Photovoltaik knapp 5 Milliarden. In der chemischen Industrie dagegen 260 Milliarden.

  • Das Land, das seine Energie zu 100% aus Erneuerbaren gewinnen will, verjagt unter einem grünen Wirtschaftsminister die letzte Sonnenmodulfabrik aus dem Land...



    Wie hieß es noch gleich auf einem der Wahlplakate: "Erlebe dein grünes Wirtschaftswunder." 😂👌

  • Gerade einen Artikel auf der Webseite der Tagesschau gelesen, dass Bund, Länder und Gemeinden eine Unmenge an Gedäuden besitzen, wovon sich die Mehrzahl für eine Solaranlage eignet, allerdings ist auf so gut wie keinem Gedäude eine installiert geschweige denn in Planung, selbst auf Neubauten nicht.

    Der Staat könnte also mal mit gutem Beispiel vorangehen......

    • @Ömeg:

      Das Problem ist weniger die geringe Nachfrage als im Ausland unter günstigeren Bedingungen produzierende Konkurrenz. Bei Solarpanelen ist die Rechnung recht einfach: Wenn andere fast die gleiche Qualität und Stromausbeute zum halben Preis bieten, tut sich auch der Staat schwer, bei der heimischen Industrie einzukaufen.

  • 1. Kein Wort darüber, dass die Solarproduktion in den USA in sechs Wochen genehmigt war. Wie lange dauert das hier? Selbst mit "Tesla-Geschwindigkeit"?

    2. Wir können nicht jeden Industriezweig fördern und sollten es auch nicht tun. Wenn es ein konjunkturelles Tal gibt, kann man das machen. Auch wenn es eine Anfangssubvention für eine neue Technik ist. Solarmodule sind aber ausentwickelt. Bei unseren Lohn- und Energiekosten sind die nie Konkurrenzfähig zu China (Wobei: Wenn die Regierung in gleicher Manie weiter macht, geht es soweit runter mit der Wirtschaft, dass wir dann das Billiglohn-Land sind...).

    • @Strolch:

      "Solarmodule sind aber ausentwickelt."



      In Bezug zu halbwegs gescheiter Leitung über ne längere Betriebsdauer bei moderaten Kosten; vermutlich, so bei Rückbau und Wiederverwertung sindse grade langsam am Basteln, damit ned der überwiegende Teil ganz stumpf geshreddert wird.



      Und wenn die Welt nur etwas besser wäre, würde "der Kapitalismus" ned andauernd nach Subventionen und Vergünstigungen schreien und die Staaten gegeneinander ausspielen...

    • @Strolch:

      Solar ist nicht "jede" - das ist eine absolut unverzichtbare Schlüsseltechnologie, sozusagen der überlebensnotwendige Kern der Energiewende.

      • @Mitch Miller:

        Natürlich ist Solarindustrie verzichtbar. Kann man im Ausland kaufen. Und gibt es mal einen Konflikt ist man anders als bei Gas nicht auf sofortigen Ersatz angewiesen. Die installierte Leistung bleibt ja da. Es gibt dann eben für 1-2 Jahre weniger Ausbau. Es droht aber nicht ein Kältewinter.

      • @Mitch Miller:

        Die Module sind jedoch beliebig - Commodity - das zu fördern nimmt Geld weg wo es wichtiger ist: neue und bessere Solar-Technologien zu entwickeln und marktreif zu machen

  • Die hohen Energiekosten durch die Umstellung auf Sonne/Wind lassen sich nicht ignorieren.



    Nein, es ist kein Konflikt: Ohne Arbeitsplätze und Steuereinnahmen wird es auch keine Butter geben.

    • @1Pythagoras:

      so, haben sie das mal durchgerechnet? Sind die erneurbaren an unseren vergleichsweise hohen Energiepreisen schuld? oder andere Faktoren? sind die Fossilen tatsächlich billiger? Wieviel Subventionen haben die über Jahrzehnte bekommen? Wieviel bekommen Sie noch nachgeworfen wenn sie die unrentablen Kraftwerke abwracken u für "entgangene Gewinne" , neuester heißer Scheiß Backup- Gaskraftwerke, die nur wenige Stunden im Jahr gebraucht werden aber immer auf Standby laufen, angeblich um die Grundlast zu halten, dafür werden wieder milliarden verpulvert, so verdienen sich die Enrgiekonzerne und die Gaslieferanten noch ne goldene Nase, obwohl völlig unnötig. Brauch bloß mal wer zu sagen Black- Out. Die FDP hat unter Schwarz- Gelb die Zahl der Hochenergiebetriebe, die von der EEG- Umlage ausgenommen wurden verdoppelt und verdreifacht, alles Stahlschmelzen? aber auch leider nicht der mittelständische Bäckereibetrieb für den sich die FDP angeblich krumm macht. Aber für wenn auch immer, wir bezahlen deren EEG- Umlage mit höheren Energiepreisen. Wir könnten freilich auch alle unsere Häuser klimagerecht sanieren u Solarmodule draufsetzten oder Energiegewinnung genossenschaftlich organisieren, wir würden sehr viel billiger dabei wegkommen. Aber das mögen die Energiedinos überhaupt nicht, würden ihr Monopol verlieren, und wissen sich bei der Bundesregierung Gehör zu verschaffen. In anderen Ländern in denen der Ausbau der Erneuerbaren schon weiter vorangetrieben wurde sind die Preise auch niedriger.

  • Ich hätte gern gewusst, ob das auch wieder so ein Subventionsabgriff (schweizer Firma!) war wie schon so oft: man siedelt sich an mit viel staatlicher Unterstützung und sobald der Zeitrahmen rum ist schaut man sich nach neuen Geldgebern um.

    Es gab ja schon Fälle, wo andere Werke stattdessen geschlossen wurden und so letztlich mit staatlicher Hilfe Arbeitsplätze vernichtet wurden.

    Fazit: da stimmen die Rahmenbedingungen der Förderung nicht!

    • @Mitch Miller:

      Richtig, man sollte sich als Staat auch nicht erprssen lassen, getreu dem Motto: DU gibst mir jetzt Kohle oder ich bin Weg! Dann sollen sie halt gehen! Einzelne Werke zu subventionieren ist eh Schwachsinn, besser wäre es für Module aus EU Produktion die Einspeisevergütung zu erhöhen, so dass Unternehmen und Bürger einen Anreiz haben, nicht den billigsten chinesischen Anbeiter auszuwählen.

  • "...sollte ein Wake-up-Call für die Wirtschaftspolitik sein."



    Noch einer? Allmählich ist das eine stattliche Sammlung...

  • Industriepolitik war in Deutschland eigentlich so gut wie nie strategisch, sondern fast immer nur nachbessernd. Insofern ist die erstaunliche bisherige Stärke der Industrie eher trotz, als durch staatliches Handeln gelungen. Was auf keinen Fall funktioniert, ist das halbherzige Eingreifen ins Marktgeschehen. Kostet viel, macht viel Arbeit und bringt außer ein paar Aufsichtsplötzen für Staatsbedienstete recht wenig.

  • Wenn Produktion an einem Standort nicht wettbewerbsfähig ist, dann ändern auch Staatsschulden nichts daran. Es kann weder Ziel noch Lösung sein, alle Unternehmen dauerhaft mit Steuergeldern zu subventionieren. So viel Geld gibt es nicht. Auch nicht ohne Schuldenbremse.

    • @Amina Rashi:

      In aller Regel gehts bei solchen Entscheidungen nicht um Wirtschaftlichkeit, sondern um Gewinnoptimierung, auch wenn die Verantwortlichen ständig etwas anderes erzählen.

    • @Amina Rashi:

      Ja, wenn wir uns keine billige Produktion leisten können, dann müssen wir unsere Wälder schützen. Wo sollen wir denn sonst hin als zurück auf die 🌳.



      Geld kann man zwar nicht essen, aber ohne Geld hat auch nichts zu Essen, es sei denn, man ist Fischer, Bauer oder Jäger.

  • ein Zitat: der " Staat, der die Unternehmen entlasten will, .... Nimmt er den Unternehmen etwa 10 Milliarden weniger Steuern ab und finanziert den Einnahmeausfall beispielsweise durch die Verringerung des Bürgergeldes, werden die Empfänger des Bürgergeldes ihre Nachfrage nach den Produkten der Unternehmen genau um die 10 Milliarden verringern, die der Staat den Unternehmen zukommen lassen wollte. Dass sich dann per Saldo die Situation der Unternehmen verbessert, ist nicht zu erwarten."

    www.relevante-oeko...ausser-man-tut-es/

    • @nutzer:

      Das einzige was hilft wäre eine Unterstützung der Endkunden, damit diese Solarmodule kaufen können. Der Mehrwert wird über den erzeugten kostenfreien Solarstrom generiert, weil der nach Produktion in der Gesellschaft verkauft wird. Das nennt man/frau dann Rendite. Wenn die inländische Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produkten made in germany steigt, bei der richtigen Verkaufspolitik des Herstellers, dann wird auch der teurere Hersteller überleben. Was nützt mir ein Modul aus China, das nach 20 Jahren verschrottet wird, wenn ich für wenig Mehrkosten ein german-modul kaufen kann, das 30 Jahre hält und noch einige andere Vorzüge geniesst.

      • @Sonnenhaus:

        Wenn man sich das chinesische Modul für denselben Preis zweimal kaufen kann, den das deutsche Produkt kostet (und das eben auch nicht unbedingt 50% sondern vielleicht nur 20% besser und langlebiger ist), dann ist es eine ganz einfache Rechnung, wo das Geld hingeht. Irgendwie vergessen Alt-Keynsianer immer wieder, dass nachfrageorientierte Wirtschaftpolitik auf der Annahme weitgehend abgeschotteter Märkte basiert...

    • @nutzer:

      "werden die Empfänger des Bürgergeldes ihre Nachfrage nach den Produkten der Unternehmen genau um die 10 Milliarden verringern" Ich denke Bürgergeldempfänger kaufen selten Solarmodule. Sondern geben ihr Geld für Essen und Konsumgüter aus.

      • @Machiavelli:

        Stimmt natürlich auch. Allerdings hat das Bürgergeld auch direkte Wirkung auf das Lohngefüge und damit die Solvenz derjenigen, die Solarmodule kaufen könnten.



        Oder Sie ersetzen Verringerung des Bürgergeldes durch Steigerung der Einkommenssteuer.



        Ein Staatshaushalt hat halt mehr als zwei Bälle zu jonglieren.

        • @Herma Huhn:

          in einem Glas mit 10 Äpfeln drin , sind nun mal nur 10 Äpfel drin, da kann man rühren wie man will, von links nach rechts, e sbleibt immer gleich,



          Das gleiche gilt für die Geldsumme, wenn es keine Kredite gibt. Es gäbe kein Wachstum.

          • @nutzer:

            "in einem Glas mit 10 Äpfeln drin , sind nun mal nur 10 Äpfel drin, da kann man rühren wie man will, von links nach rechts, es bleibt immer gleich"



            Das Gleiche gilt auch für die Wertsumme, ob mit oder ohne Kredite.



            "...wenn es keine Kredite gibt. Es gäbe kein Wachstum..."



            Quatsch. Es gibt durchaus "wachsende" Volkswirtschaften, in denen Kredite (aus religiösen Gründen) verboten sind.



            Im Übrigen erfordern die Grundlagen des Kapitalismus und dessen Wachstums keineswegs zwingend Kredite [1}. Sie erleichtern allerdings die Herumzockerei sehr...



            [1] Siehe Karl Marx, Das Kapital, Kapitel Eins bis Unendlich.

            • @sollndas:

              "Es gibt durchaus "wachsende" Volkswirtschaften, in denen Kredite (aus religiösen Gründen) verboten sind."



              diese Volkswirtschaften (ich kenn zwar keine) sind zwar intern religiös restriktiert , befinden sich dennoch in einer kapitalistischen Weltordnung, alles was dort an Wachstum erzeugt wird, stammt aus dem Ausland, eben mit Kreditwachstum.



              Wäre ein System wirklich begrenzt und hätte dennoch Wachstum, würde das Geld immer wertvoller werden, man würde für weniger Geld immer mehr kaufen können, das Geld müsste immer kleinteiliger unterteilt werden. Bisher ist das nirgends passiert, außer in einer Deflation, was aber ein ganz anderes Szenario ist.

              Nach Marx mögen Sie recht haben, moderne Geldsystem funktionieren aber anders als zu Marxschen Zeiten.

              Kredite ermöglichen ein Wirtschaftswacghstum, weil Menschen bereit sind ein Mehr zu erzeugen, weil sie dafür einen monetären Gegenwert erhalten.



              Erst kommt das Geld, die Investition, dann die damit kreditierte Wertschöpfung und hinterher hat idealerweise das kreditierte Geld einen Gegenwert in Form von Sachwerten.

    • @nutzer:

      gleiches gilt auch für die Gegenfinanzierung von Wirtschaftsförderungen.

  • Auch wenn es am Ende anklingt, es muss klar gesagt werden, woher die Industrieförderung bezahlt werden soll. Mit mehr Steuern? Macht es unattraktiv. Oder eben doch wie in den USA, mit deutlich weniger Sozialstaat, inkl. aller Zuschüsse zu Gesundheit und Rente?



    Wenn es das aber wäre, wäre der Aufschrei, gerade auch hier, groß.



    Wie im letzten Abschnitt steht, alles geht eben nicht.

    PS Ist der Markt für Solarmodule in D nicht eh zu klein? Warum gibt es kein EU Programm dazu?

  • Es gibt neben Schulden machen und an anderer Stelle sparen noch eine dritte Möglichkeit - Steuern erhöhen!

    Gehört das zu den Dingen, die man in Deutschland nicht mehr sagen darf?



    Oder warum weist der Autor da nicht mal drauf hin

    • @Altunddesillusioniert:

      Tja, weil genau DAS der Grund ist warum Meyer Burger in die USA geht. Niedrigere Steuern und zusätzlich darauf dann noch steuergutschriften.



      Es bleibt halt immer wie es ist. Unternehmen sind kein Sozialamt sondern Cashfactorys!



      Im übrigen zeigt sich dies auch an den fehlenden Immobilienneubauten. Niedrige, gedeckelte Mieten, demgegenüber steigende Baukosten und überbordende bürokratische Vorgaben, da baut halt niemand mehr in D. Investiert lieber im Ausland.

      Wenn man jetzt noch an der Steuerschraube dreht.... Nach fest kommt ab!

    • @Altunddesillusioniert:

      Im Artikel geht es um den Wirtschaftsstandort Deutschland, genauer gesagt um den Induestriestandort.

      Also um die Rahmenbedingungen, die es für Unternehmen entweder attraktiv oder eben unattraktiv machen, einen Produktionsstandort in Deutschland zu betreiben bzw. diesen in ein anderes Land zu verlagern.

      Dazu zählen neben Energiekosten (Strompreis in D etwa 2,7 mal so hoch wie im internationalen Durchschnitt), Infrastruktur (auch Digitalisierung), Bürokratie usw... eben auch die Lohnkosten und Unternehmenssteuern.

      Die Steuer- und Abgabenlast auf Löhne und Gehälter in Deutschland ist im OECD Vergleich sowieso schon Spitze.



      Und Sie wollen Steuern erhöhen?

      Finde ich erstens einfallslos und zweitens absolut nicht zielführend.

      • @Schwarmgeist:

        www.vbw-bayern.de/...h_Oktober-2023.pdf Blatt3/Seite 7)



        Egal wie ich da jetzt rechne, auf 2,7fach komm ich ned.

        • @Hugo:

          Schöne Studie, danke für den Link.

          Ich korrigiere meine Angabe von oben, da habe ich fälschlich Zahlen den Strompreis für Privathaushalte betreffend angenommen.

          Industriestrompreis in D ca. 2,5 mal so hoch wie in den USA oder China (Seite 3 der Studie).

          Auch beim Gas sieht man gegenüber den USA oder China einen deutlichen Standortnachteil in D.

  • Der letzte Satz ist eine unverhohlene Aufforderung, mit allen Mitteln staatlicherseits höhere Profite und niedrigere Löhne durchzusetzen.



    Daran ist nichts neu; außer vielleicht, ausgerechnet sowas in einer 'linken' Zeitung zu lesen.



    Dabei ist doch gerade die Aussicht auf höhere Profite der Grund, warum Unternehmen ihre Produktion nach USA verlagern.



    Und die Aussicht auf Profite ist es auch, dass Unternehmen massenhaft die Sanktionen gegen Russland unterlaufen bzw. der Staat ihnen dieses Unterlaufen nicht nur durchgehen lässt, sondern auch noch die nötigen Rahmenbedingungen dafür bereitstellt.



    Wer als (linken?) Ausweg daraus das Schleifen des Sozialstaats und Verelendung von immer mehr Menschen in Deutschland sieht, betreibt nichts weiter als das Geschäft der Kapitalisten.



    Links ist jetzt, die Rahmenbedingungen in Deutschland so zu gestalten, dass die Menschen hier besser als in anderen Ländern den Kapitalisten zum Fraß vorgeworfen werden.

  • Man darf nicht vergessen, dass gerade bei der Solar- und Windkraftenergiegewinnung seit fast 20 Jahren nur gebremst wurde. SPD Wirtschaftsminister Gabriel hat kraftvoll dafür gesorgt, dass seine fossile Klientel nicht im Geringsten beschädigt wurde. Merkel hat den Komplex überhaupt nicht beachtet. Rösner (FDP) oder Altmeier (CDU) haben nichts, gar nichts dafür getan. Und heute? Merz torpediert alles was der Ampel auch nur entfernt nützen könnte - um seiner Machtoption willen, nicht zum Wohl der Allgemeinheit. Und die Pseudo-Partei FDP schließt aus den gleichen Gründen jede vernünftige Lösung aus - gegen den Rat der Fach(!!)leute.

  • Die Schuldenbremse in Zeiten von Investionsbedarf ist wirtschaftlicher Suizid. Hier geht es darum, Technologie im Land zu halten. Warum möchte die FDP diese Technologien den USA und China überlassen? Verstehe nicht, was in deren Köpfen vorgeht. Ich hoffe, die fallen unter 5%, dann ist Schluss mit dem Irrsinn. Was es dann später nicht leichter macht, Parteien zu finden, mit denen man konstruktiv zusammenarbeiten kann. Mit der FDP aber geht es ja ohnehin nicht, bitte raus aus den Parlamenten.

    • @menschbin:

      die FDP verhält sich so, weil die Gasindustrie den industriellen regenerativen Sektor ausbremsen will, um das Leitungsnetz zu bewahren und Milliarden mit der Wasserstoffgeschichte zu machen. Gleiches Konzept wie in den 50-er bei Kernenergie.

    • @menschbin:

      Weil es den Investoren letztlich egal ist, wo das Geld verdient wird. Hauptsache, der Rubel rollt und sie müssen nicht allzuviel Steuern auf die Gewinne zahlen. Und bekommen nicht allzuviel in ihr Handwerk gepfuscht.

      Auf FDP-Sprech heißt das dann: Schwarze Null, damit wir unsere Kredite weiter bedienen können und die Finanzindustrie zufrieden ist; steuerliche Entlastung der Unternehmen, damit mehr Geld zum investieren da ist; und Deregulierung, damit man das Geld da investieren kann, wo man will -- z.B. in die US-Solarindsutrie.

    • @menschbin:

      Die Energiepreise absurd zu erhöhen, nur um AKWs nicht noch 2-3 Jahre länger laufen zu lassen, ist in Zeiten Investionsbedarf ist wirtschaftlicher Suizid. Und diese stark erhöhten Energiepreise dann mit Subventionen wieder zu deckeln ist Geldverbrennen at its best. Was meinen SIe, was die Bevölkerung sagt, wenn sie weiterhin hohe Energiepreise zu zahlen hat, während die Industrie dieselben Preise subventioniert bekommt? Kluge Politik ist das nicht!

      • @Bommel:

        Na ja, die Industrie schenkt uns massenhaft ARBEITSPLÄTZE! Das sind für die Parteien potentielle Wähler.



        Da kann der Industie doch schon mal etwas zurückgeben. Nicht so undankbar bitte.

      • @Bommel:

        Und wie hätte man es genannt, wenn man Kraftwerke entgegen der Meinung der Betreiber einfach angeschaltet lässt, obwohl man nicht mehr weiß, wie sicher sie sind?



        Neutrale Meinungen gingen von Wahrscheinlichkeiten in der Nähe von 50:50 aus, ob die Anlagen nach der Bestückung mit neuen Brennstäben nochmal ans Netz gegangen wären. Alles andere war Wunschdenken.

        • @Herma Huhn:

          "....Und wie hätte man es genannt, wenn man Kraftwerke entgegen der Meinung der Betreiber einfach angeschaltet lässt,...."



          Sie tun ja gerade so, als ob sich die Betreiber gewünscht hätten, dass die AKW abgeschaltet werden. Nein, das war der zentrale Wunsch bzw. die zentrale Forderung einer Partei. Grundsätzlich ist diese Forderung auch richtig, aber nicht genau zu diesem Zeitpunkt. Wenn Trittin recht gehabt hätte, dass die Energiewende eine Kugel Eis pro Monat und Haushalt kostet, aber da zeigt sich, dass die Grünen die Sache niemals bis zum Ende durchdacht haben, sondern einfach mit dem Kopf durch die Wand wollten.

        • @Herma Huhn:

          Eine Wiederinbetriebnahme wäre und ist aus sicherheitsbedingten Rahmenbedingungen nicht sinnvoll. Das sehen selbst die Betreiber. Nur ein großer Teil der Politiker hörte mal wieder nicht auf die Fachleute und wollte unbedingt populistisch Werbung für den nächsten Wahlkampf machen.



          Was die Jugend in Zukunft noch so alles ausbaden darf, was die heutige und gestrige Politigergenerationen so alles verbock haben. Da können sich einige davon glücklich schätzen, dass sie das alles nicht mehr miterleben. Ganz dem Motto, nach mir die Sintflut.