Eine kleine Karnevalskritik: Die Verzwergung der CDU

Marie-Agnes Strack-Zimmermann hielt eine Büttenrede bei der Verleihung des „Ordens wider den tierischen Ernst“. Lustig war das nicht für alle.

Strack Zimmermann mit aufgeplusterten weißen Haaren nach oben gekämmt,sieht sich stark geschminkt im Spiegel an

Marie-Agnes Strack-Zimmermann hält den Spiegel vor – sich und der Union Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Der Spiegel, den man sich selbst oder anderen vorhalten soll, ist einer der meistzitierten Gegenstände in politischen Reden. Selten aber hat eine Bundestagsabgeordnete den Spiegel derart blank poliert auf ihre Mitspieler gerichtet wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) in ihrer diesjährigen Aachener Büttenrede.

Halb Vampir, halb böse Königin, trat sie in einem dunklen Umhang auf, mit dunklem Lidschatten, dunklem Lippenstift, langen Glitzernägeln und die grauen Haare komplett steil nach oben gesprayt.

„Von Kopf bis Fuß ganz formidabel, ohne Zweifel ministrabel, in jeder Talkshow ein Gewinn, weil ich die Allergeilste bin“, machte sie sich über sich selbst gekonnt lustig. Ein Move wie aus dem Oratoren-Handbuch Ciceros.

Strack-Zimmermann, die im zivilen Leben eher an die androgyn eigenwillige Schauspielerin Tilda Swinton erinnert, hielt ihre Rede in Reimform. Ihr Thema waren die Männer unter ihren Kollegen, oder wie sie sich ausdrückte: die „Zwergenschar, die toxisch Männlichkeit gebar“. Am heftigsten attackierte sie Friedrich Merz (CDU, „Flugzwerg aus dem Mittelstand“):

„Den wollte zweimal keiner haben, weil nur schwerlich zu ertragen.

Noch so ein alter weißer Mann, der glaubt, dass er es besser kann.

Nach außen bürgerlicher Schein, im Herzen aber voll gemein.

Wer vor Krieg geflohen ist, verhöhnt er als Sozialtourist.

Heißt ein Junge Ali und nicht Sascha, beschimpft er ihn als Grundschulpascha.

Und alle Klimaaktivisten sind für ihn nur noch Terroristen.

Doch treibt’s ein Nazi-Prinz zu wild, dann wird der Flugzwerg plötzlich mild.

Grad die, die christlich sich wähnen, sollten sich für ihn was schämen.“

Für die bemerkenswerte Offenheit wollen die einen sie for president (Deutschland) wählen, die anderen sie zum Teufel (Ausland) wünschen. Einige sehen in ihr vermutlich den Widergänger des provozierenden Ex-Botschafters Andrej Melnik (Ukraine). Andere fanden ihre Rede „weder witzig noch geistreich“, sondern „diffamierend“ (Julia Klöckner, CDU) und interpretieren die Rede als Signal dafür, dass die Ampelkoalition am Ende sei.

Weniger zwergenhaft und wesentlich origineller wäre es gewesen, Strack-Zimmermann nahezulegen, sich das nächste Mal als Aachener Printe zu verkleiden: platt, hart und gerne mal deftig gewürzt.

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