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Der Fall Harald MartensteinLöschen ist feige

Silke Mertins
Kommentar von Silke Mertins

Kommentatoren wie Martenstein gehören zu einer offenen Debattenkultur. Man kann sich an ihnen reiben und die eigenen Argumente schärfen.

Kolumne gelöscht: Harald Martenstein verließ dafür den Tagesspiegel Foto: snapshot/imago

D er Kolumnist und Schriftsteller Harald Martenstein hat im Berliner Tagesspiegel einen Meinungstext verfasst, der der Chefredaktion im Nachhinein peinlich ist. Sie tut dann etwas, das ein Schlag ins Gesicht der Meinungsfreiheit ist: Sie löscht die Kolumne. Debatte beendet.

Was war so schlimm an der Kolumne, dass sie verschwinden musste? Martenstein hat geschrieben, dass die gelben Sterne, die Ungeimpfte auf Demos tragen, dumm, geschichtsvergessen und für Überlebende schwer zu ertragen seien. Doch es handle sich nicht um Antisemitismus, denn sie identifizierten sich ja mit verfolgten Juden.

Ich bin überhaupt nicht seiner Meinung, schon weil diese Proteste aus dem rechten politischen Kontext gerissen werden, in dem sie stattfinden. Doch die Frage zu stellen, ob die verschwurbelten „Querdenker“ mit ihrem Missbrauch des „Judensterns“ nicht im Grunde dasselbe tun wie jene, die Trump mit Hitler gleichsetzen oder Anti-Islamophobie-Demonstrant*innen, die auch schon „Judensterne“ getragen haben – diese Frage muss erlaubt sein in einer pluralistischen Gesellschaft.

Den Text zu löschen ist deshalb feige. Man kann umstrittenen Kolumnen auch eine Distanzierung der Chefredaktion voranstellen, ja, sogar eine Entschuldigung. Man kann die Kolumne einbetten in eine Reihe von anderen Meinungstexten, die Martenstein seine Argumente um die Ohren hauen. Aber löschen sollte man sie nicht.

Kom­men­ta­to­r*in­nen wie Martenstein gehören zu einer offenen Debattenkultur, denn man kann sich an ihnen reiben und die eigenen Argumente schärfen. Schließlich führen Meinungsmachende die Debatte stellvertretend für die Leser*innen. Und wer wollte bestreiten, dass nicht mittige Teile der Gesellschaft so denken wie Martenstein?

Dennoch hat die Chefredaktion zur Löschtaste gegriffen und dem Autor damit im Grunde keine Wahl gelassen, als selbst zu gehen. Nach einem halben Leben beim Tagesspiegel ist das auch menschlich betrachtet keine Glanzleistung.

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Silke Mertins
Redakteurin Meinung
Kommentatorin & Kolumnistin, Themen: Grüne, Ampel, Feminismus, Energiewende, Außenpolitik
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76 Kommentare

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  • [...] Beitrag entfernt. Anregungen, Kritik, Fragen zur Moderation bitte an kommune@taz.de. Vielen Dank! Die Moderation

  • Martenstein ist seit Jahren nur mehr reaktionär. Und journalistisch ungemeinschlecht, wenn er nicht nur seine lustigen Kolumnen schreibt. Dabei hätte er bleiben sollen. Ich wundere und ärgere mich seit Jahren, warum und wer den über THEMEN schreiben ließ. Einer, der weder etwas davon verstand, dann auch noch extra gar nichts dazu recherchierte, sondern einfach mit Allgemeinplätzen daherkam, so dass sich einem die Nackenhaare sträubten, eine Attitüde, die jeden Journalismus und sogar Meinungsjournalismus nur mehr karikierte. Ich werde mich für immer an das Kolümnchen erinnern, wo er schrieb, er würde ja auch nicht wollen, dass sein Kind neben einem Hartz IV Kind in der Schule sitzen müsste. Haha. Hat sich da jemand aufgeregt? Nein? Außer mir ? Jemand? Da kam dann später die entsetzte Entgegnung einer berühmten Pädagogin. Aber die ist ja nicht wichtig, wichtig sind ja solche Figuren. Oder als er einem zweiseitigen Aufmacher (!) in der Zeit über Genderforschung (!) schreiben durfte. Zwei Seiten, die zum Schreien lächerlich waren, wo sich jemand nicht einmal die mindeste Mühe machte, sich ein Bild von dem zu machen, worüber er schrieb. Und einiges mehr. Wie der Clown, der hinter seiner Schminke weder lustig, sondern einfach nur gruselig ist. Aber wer lässt das bitte zu, so jemanden die vornehmsten Schreibplätze zu reservieren? Klar, und jetzt kommt freie Meinung usw. Da hätte noch viel mehr einfach gelöscht werden sollen, vor JAHREN.

    • @Berolina Schreibmaschine:

      Sie drücken richtig aus, wie sehr Martenstein die Gefühle vieler Menschen verletzt und wie platt viele Menschen martensteins Gedanken finden. Daneben steht, was Frau Mertins richtig sagt, dass größere Teile der "mittigen Gesellschaft" so denken wie Martenstein. Auch dort, und in noch anderen Lagern, ärgert man sich und es werde Gefühle verletzt. Das Übereinander-Ärgern und das tiefe Verletzen von Gefühlen ist wohl ein Kern der pluralistischen Gesellschaft - bzw. der ziviliserte Umgang damit. Ich denke das ist der Gedanke, der in dem Artikel zum Ausdruck kommen soll.

  • Absolut richtig, der Kommentar. Auch doofe Meinungen sind Meinungen und die Einengung der Debattenkultur kann noch so gut gemeint sein. Was hintenrum dabei rauskommt ist bedenklich. Viele wähnen sich gerade in Sicherheit, weil Deutschland momentan nicht rechts tickt. Das kann sich direkt nach dem nächsten islamistischen Anschlag wieder ändern und dann fliegt einem der eigene Zweck, der die Mittel heiligt schneller um die Ohren, als die AFD "linksgrünversifft" brüllen kann. Ein Blick nach Frankreich genügt hierzu.

    Trump ist auch nicht Hitler, George Bush war nicht Hitler, Berlusconi war nicht der nächste Mussolini, Polen ist nicht neuerdings eine Nazi-Diktatur weil rechtskonservative Idioten an der Macht sind die Polizei nicht die SA und in Israel herrscht auch keine Apartheid.

    Ich kenne persönlich Menschen die so weit links stehen, das sie sich nicht mit einem SPDler an einen Tisch setzen könnten, ohne nach zehn Minuten mit einem Rassismus/Sexismus/Nazi-Vorwurf zu kontern.

    Diese Trottel die schändlichweise den gelben Judenstern auf diesen Demonstrationen tragen, sind schon gewissermaßen eine logische Folge gewisser populistischen Vergleiche. Die gab es nicht nur von links, aber eben auch von links.

  • Marti sollte zur WELT gehen oder zum Locus, da passt er hin.



    Dort werden seine Pamphlete auch nicht gelöscht werden.

  • Lieber debattieren als löschen, dann hat Herr Martensen eine Chance, dazu zu lernen. Manchmal vermisse ich eine Debatte statt einer Ablehnung eines Kommentars auch an dieser Stelle.

    • @Dietmar Rauter:

      Warum muss Harald Martenstein lernen ? Gibt es nur eine Wahrheit? Welch ein Verständnis von Presse- und Meinungsfreiheit haben Sie?

  • Die taz sollte sich den Inhalt des Artikels selbst sehr zu Gemüte führen.

    Ca.15-20 Prozent meiner Kommentare in dieser Kommentarfunktion werden nicht veröffentlicht und zwar ungeachtet der Tatsache, dass die Netiquette peinlich genau eingehalten wird.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @DiMa:

      Nur 20%?

      Da machen sie was falsch. Das ist hier ein Unternehmen und keine demokratische Einrichtung.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Ich habe mal vorsichtig geschätzt um mich keiner unbewussten Falschaussage hinzugeben :)

  • Frau Mertins unterstellt der Chefredation des Tagesspiegels peinliche Gefühle. Dafür hat sie keine Belege und sie irrt hier.

    Womit sich Ungeimpfte mit Demo-Judenstern identifizieren ist eine Frage, die geklärt werden kann. Dass sie mit verfolgten Juden der Nazizeit identifizierten, ist eine abwegige These.

    Martenstein bekräftigt nachträglich seine Meinung mit "Leute, die auf ihren Demos zur Vernichtung Israels aufrufen, sind etwas gefährlicher" (Tagesspiegel 20.2.2022).

    Will sich Frau Mertins auch noch zu einer Diskussion beteiligen, welche Erscheinungsformen des Antisemitismus gefährlicher, welche harmloser sind?

    • @Sancho:

      Ein naher Angehöriger von mir hat es wörtlich ausgedrückt, ich zitiere: ''jetzt verstehe wie sich die Juden damals gefühlt haben müssen'' nachdem ich sehr deutlich klar gemacht hatte dass ich mit mit geschwurbelten Unsinn nicht mehr abgeben will..



      Da ham sie's, offensichtlich geklärt womit sich (viele?, einige?) der ungeimpften Schwurbler irrsinnigerweise identifizieren. Abwegig ist da gar nix.

    • @Sancho:

      "Dass sie mit verfolgten Juden der Nazizeit identifizierten, ist eine abwegige These."



      Wieso ist dies eine abwegige These?



      Ich denke dass die ungeimpften Demonstranten sich hier als Verfolgte sehen, die vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden, und darum den Vergleich ziehen.



      Dass dies dumm ist hat Martenstein ja geschrieben.

    • @Sancho:

      Au contraire, es ist bei den Nicht-Denkern geradezu Standard, dass sie sich mit den Juden in Nazi-Deutschland vergleichen. Eine 11-jährige verglich sich auf einer entsprechenden Demo mit Anne Frank (den Eltern sollte man IMHO das Sorgerecht entziehen), entsprechende dezidierte Statements waren mehrfach im TV zu sehen.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Kaboom:

        Bis 16 können sie die Meinungsäußerung nicht vor dem Jüngsten Gericht verwenden.

        Waren wir nicht alle peinlich in dem Alter? Und haben wir nicht das Gegenteil von dem gemacht, was unsere Eltern gut fanden?

  • Dergleichen war absehbar. Martenstein ist schon länger ein Kandidat fürs Abdriften in Schwurbelwelten. Nun hat er überzogen und angesichts der Unnötigkeit und selbstgefälligen Provokationslust, die man seinem Beitrag attestieren darf, hat er vielleicht sogar eine Reaktion, wie jetzt geschehen, gewollt. Es ist nicht besonders schade um Martensteins Kommentare und ganz sicher ist uns im konkreten Fall jetzt auch nicht etwa eine notwendige, wichtige oder sinnvolle Diskussion entgangen. Man kann die Reaktion des Tagesspiegels zwar schon wohl kritisieren, aber selbst wenn man zur Diagnose "Feigheit" kommt, macht das den Text von Martenstein kein Stück besser. Die Verteidigung von Querdenken gegen den Vorwurf des Antisemitismus war mindestens ein überflüssiges Spielchen und für jederman klar erkennbar auch eindeutig in der gefährlichen Nähe zu einer Herabwürdigung der Opfer des Holocaust. Auf keinen Fall droht von der Löschung eines solchen Beitrags ein Verlust für die Debattenkultur. Einfach weil es nichts zu diskutieren gibt. Es ist nur eine Provokation. Und dann noch: beim Verweis auf "nicht mittige Teile der Gesellschaft" sollte jeder sehr vorsichtig sein. Das Verteidigen von Menschenwürde ist nicht "mittig" und man sollte die Finger davon lassen dieses "mittig" zu einem diffusen Kampfbegriff gegen das vermeintlich nur politisch Korrekte zu verbiegen

    • @Benedikt Bräutigam:

      Sie sagt dabei schlichtweg, das die Situation von Muslimen in Deutschland, trotz Anfeindungen nicht mit dem fanatischen Antisemitismus vergleichbar ist, womit sie völlig recht hat.

      Desweiteren ist Trump auch nicht der neue Hitler. Das heißt nicht Trump ungefährlich ist. Das will weder ich noch die Autorin damit sagen.

      Es geht um die Unzulässigkeit gewisser Vergleiche, die nun eben auch auf einen zurückfallen können.



      Genauso wie die Zensur unliebsamer Meinungen.



      Wenn Trump ohne Massenmord für Linke der neue Hitler ist, dann fühlt sich Jana aus Kassel in ihrer Welt wie Anne Frank.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Haben Sie den Kommentar von Martenstein gelesen?

  • Die Kommentare von Harald Martenstein sind aus meiner Sicht häufig zum Fremdschämen geeignet, aber es zwingt mich auch niemand, sie zu lesen. Letztlich ist es ein weiteres Beispiel für die stetige Einengung der Meinungsfreiheit, wo abweichende Meinungen, und seien sie noch so fundiert und differenziert, schnell diffamiert und abgetan werden. Die Debattenkultur ist in den letzten Jahren deutlich schlechter geworden.

  • Silke Mertins betont anderer Meinung als Martenstein zu sein, da die umstrittene Textpassage aus dem rechten Kontext stamme, reißt die scheinbare Brandmauer aber sofort mit einer scheinbar harmlosen Frage wieder ein: „Doch die Frage zu stellen, ob die verschwurbelten „Querdenker“ mit ihrem Missbrauch des „Judensterns“ nicht im Grunde dasselbe tun wie jene, die Trump mit Hitler gleichsetzen oder Anti-Islamophobie-Demonstrant*innen, die auch schon „Judensterne“ getragen haben – diese Frage muss erlaubt sein in einer pluralistischen Gesellschaft“.



    Der Vergleich ist untragbar und erschreckend. Denn Hitler war einer der Hauptverantwortlichen am Massenmord an den Juden, den Opfern. Es stellt sich die Frage nach einer Täter-Opfer-Umkehr. Mertins setzt sich gar nicht erst mit einem möglichen Antisemitismus im Text von Martenstein auseinander und vergleicht, was nicht zu vergleichen ist. Dabei weiß sie vermutlich, dass Martenstein seit langem mit subtilen Provokationen gegen „konsequente Antirassismen“ und damit verbundene „Säuberungen“ in der Sprache kämpft, wie in der NDR-Kolumne über „Worte, die man nicht aussprechen darf“. Martenstein hat keine Scheu in der NDR-Kolumne folgendes entlastende Argument zu nutzen: „Die Juden machen schon seit Jahrtausenden keine Anstalten sich umzubenennen!“. Das gemeindet rhetorisch diejenigen ein, die unter Rassismus am meisten litten.

    www.ndr.de/kultur/...,audio1060452.html

    Mertins könnte die Critical Whiteness-Theorie nutzen, die in den USA einen Paradigmenwechsel in der Rassismusforschung einleitete, um zu zeigen, dass Martenstein in seinem Kampf gegen „konsequente Antirassismen“ und „Säuberungen“, gegen einen selbst geschaffenen Feind kämpft. Bleibt nur zu hoffen, dass der Mertins-Kommentar in der TAZ nicht unwidersprochen bleibt.

    • @Lindenberg:

      Wenn man sich selbst mit Opfern der Nazis vergleicht impliziert das natürlich dass man die Regierung die Corona-Maßnahmen beschließt für vergleichbar mit den Nazis hält.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Kann mensch Argumente schärfen



    an Typen, die mit faulen Eiern werfen?

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @95820 (Profil gelöscht):

      Klartext: M. wirkt wie ein spätpubertärer Provokateur, der Stinkbomben schmeißt und schein- empört und belustigt auf die Menschen zeigt, die sich die Nase zuhalten. Da viele Menschen in diesem Stadium der Spätpubertät verharren, hat er so viele Anhänger. Seine „Duftmarken“ erzeugen Aufmerksamkeit, und die Medien, die jahrelang davon profitiert haben, halten plötzlich den Geruch nicht mehr aus?

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Das ist mit Martenstein ähnlich wie bei Dieter Nuhr:

        Zwei, die vielleicht vor 6,7 Jahren noch zu Differenzierung fähig waren und witzige, oft berechtigte, unbequeme Kritik üben, gefallen sich inzwischen (aus Einfallslosigkeit?) in der Nummer "Das-wird-man-ja-noch-sagen-dürfen".

        Sie wurden immer mehr zum Klischee des alten, weißen Mannes. Und jetzt geriert sich Martenstein selbst als Opfer.

        Eine Zeitung ist nicht verpflichtet, jede noch so unterkomplexe Meinung zu drucken.

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @cazzimma:

          "Und jetzt geriert sich Martenstein selbst als Opfer."



          Das ist nicht neu: www.stefan-niggeme...s-opfer-der-opfer/

  • IT'S DIVERSITY OF OPINION , STUPID1

    John Locke [1632-1704] 'hinted, points toward a concept even more radical than his principle of toleration: THE POSITIVE WELCOMING OF INTELLECTUAL DIVERSITY. “It would, methinks, become all men to maintain peace, and the common offices of humanity, and friendship, in the diversity of opinions; since we cannot reasonably expect that any one should readily and obsequiously quit his own opinion, and embrace ours, with a blind resignation to an authority which the understanding of man acknowledges not.” '

    Quelle:



    Jonathan Rauch: 'The Constitution of Knowledge.'

    Jonathan Rauch ist amerikanischer Journalist und herausragender liberaler Denker in der Tradition John Lockes und John Stuart Mills.

    Nicht nur dieses neue Werk, sondern auch ein Vorgänger dieser Arbeit ist heute - nach 20 Jahren! - noch überaus aktuell:



    'Kindly inquisitors. The New Attacks on Free Thought.'

    Eine Kostprobe:



    „Society benefits from the toleration of hate speech, and so do targeted minorities“ (S.169).

  • Nachdem ich die Kolumne nun zum ersten mal gelesen habe, frage ich mich, was den Tagesspiegel da geritten hat. Ich lese ihn online täglich, und muss leider seit einiger Zeit feststellen, dass er sich immer mehr dem Boulevard annähert. Ich kann für mich leider auch nicht ausschließen, dass er sich da einem großen Werbepartner gebeugt hat, eine logische Erklärung für die Löschung finde ich jedenfalls nicht



    Hier ist er verfügbar: harald-martenstein.de/ (MUSTARDMASTER 09:08)

  • Auch wenn ich völlig anderer Meinung bin wie Martenstein, es handelt sich um eine legale und legitime Meinungsäußerung. Das Löschen der Kolumne ist einfach nur peinlich für den Tagesspiegel.

    • @Kaboom:

      Nee, ich finde es gut, wenn Redaktionen ihre Entscheidungen reflektieren und Konsequenzen ziehen. Man muss doch nicht jeden Fehler stehen lassen.



      Besser wäre es m.M.n. gewesen, den Artikel nochmal einzuordnen und zu erklären, warum er gelöscht wurde. Aber löschen ist doch nicht peinlich?



      Und nur weil etwas legal ist, muss es doch nicht gemacht werden?!

      • @Never Again:

        Ich empfehle GG Art 5.1 zur Lektüre.



        Und was genau an einer Meinungsäußerung ist ein "Fehler"?



        Im Übrigen wäre IMHO eine vorherige Kontaktaufnahme mit Herrn Martenstein das Mindeste was ein langjähriger Mitarbeiter erwarten kann.

        • @Kaboom:

          In aller Bescheidenheit - 1. Satz - empfehle Lovando s.u. (vllt ein bisschen zu ausschweifend - 🧐 - )



          Lesen.

        • @Kaboom:

          Ich empfehle DRINGEND Grundgesetz Artikel 5, Absatz 1 nicht nur beim Namen zu nennen, sondern auch wirklich zu lesen. Und dann noch Absatz 2 hinterher, der ist nämlich wichtig. Und dann beide zu verstehen.

          Die Meinungsfreiheit ist erstens ein Abwehrrecht gegen den Staat - sie kann schon per Definition nicht eingeschränkt sein dadurch, dass ein Verlag eine peinliche Kolumne nicht stehen lässt.



          Und die Meinungsfreiheit zeichnet sich zu aller vorderst, und im Gegensatz zu vielen anderen Grundrechten dadurch aus, dass sie schon im GG ausdrücklich beschränkt ist.

          Das Recht auf Würde, das bspw. durch Verharmlosung des Holocausts verletzt wird, ist ein schrankenloses Grundrecht. Im Gegensatz dazu findet das Recht auf Meinungsfreiheit seine Schranken unter anderem gerade und vor allem in Art. 1 GG.

      • @Never Again:

        Alles was legal ist wird gemacht. Oft darüber hinaus, und egal bei welchem Thema. Von Gentechnik bis Steuerschlupfloch, von Meinungsäußerungen bis Internetauftritten. Ihr Argument ist daher keines.

    • @Kaboom:

      anschließe mich - mehr gibt’s auch dazu nicht zu sagen •.

      • @Lowandorder:

        ... und dann muss festgehalten werden, Herr Martenstein hat den Tagesspiegel aus freien Stücken verlassen.

        "So etwas bedeutet in der Regel, dass mann sich trennt, den Entschluss dazu habe ich gefällt" (Martenstein im Tagesspiegel 20.2.2022).

      • @Lowandorder:

        ... na ja

        Herr Martenstein ist König seiner Homepage - nicht jedoch beim Tagesspiegel.

  • Das ist sie, die politische Mitte.



    Im Zweifel immer rechts.



    Der "Gender Wahnsinn" hat Freunde in der SPD, der CDU, und in der AFD.



    Wie macht er das nur?



    Ganz einfach, er bedroht eine toxische Männerwelt.



    Und dann pinkelt man irgentwann auf die Gräber von sechs Millionen Menschen.



    Oder wird infantil.



    Und schreibt Gaga.

    • @Hans Jürgen Langmann:

      "Gender Wahnsinn", Judensterne?

      • @AusBerlin:

        Korrektman - mach ehn langmann •

        kurz&seherisch - “Ich persönlich bin keineswegs grundsätzlich gegen Gewalt,



        ich bin nur dafür, daß es die Richtigen trifft!“



        Ja. Da scheidens sich jetzt - die 👻 👻 🥳

  • Eine pluralistische Gesellschaft muss auch starke Meinungen grundsätzlich aushalten. Selbst pauschalisierende Sätze wie "Soldaten sind Mörder" oder "Männer sind Schweine" dürfen im öffentlichen Diskurs oder in der Kunst gesagt bzw gesungen werden. Das ist ein hohes Gut, völlig unabhängig davon, was man über den Inhalt denkt.

    Gerade die tendenziell linken Medien tun sich neuerdings schwer damit, andere Meinungen stehen zu lassen. Das ist schon mehr als nur Selbstzensur in manchen Zeitungen. Beschwerden über mögliche Verbote, Löschungen und Bevormundungen bei Zeitungen oder auch an Universitäten sind leider ein neues Phänomen. Das hätte ich mir vor 20 Jahren kaum vorstellen können.

    • @Winnetaz:

      Die "tendenziell linken Medien"? ROTFLMAO!

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Das Tragen der ungeimpft Sterne ist vielleicht kein Antisemitismus, führt aber sicher über Bande zu Antisemitismus.

    Genau wie uns eine Entlassung Martensteins wieder ein Stück näher in Zustände ähnlich der Weimarer Republik führen wird.

    Die große Mehrheit traut sich doch nur die Meinung zu sagen, wenn sie als Mob mit Mistgabeln/soziale Medien auftreten kann. War schon immer so.

  • Die selbstgerecht aufgeblasene Rechtfertigung der Zeitung ist für mich schlimmer als die schwer verdauliche These Martensteins zum Tragen des Judendterns.



    Dass er wiederum einen Abschiedsartikel veröffentlichen durfte, macht aus der Veranstaltung eine Seifenoper.

  • Martenstein ist ein großartiger Autor. Danke Silke Martins für diese fachliche Darstellung des Problem, bin 100% deiner Meinung.

  • Wenn eine Zeitung seit 1989 einen Kolumnisten beschäftigt, dann gehört es sich, ihn zu kontaktieren, bevor man seine Kolumne löscht.

    Das hat mit Inhalten weniger zu tun als mit Umgangsformen. Oder Stil.

  • Nein man muss sich nicht an jeder lahmen Impertinenz reiben. Argumente schärfen, ich bitte sie, manche Texte dieser Generation Feuilletonisten sind einfach nur noch Zeitverschwendung. Alle auf der Suche den nächsten Auslöser für die große moralische Entrüstung zu suchen um dann fake gecancelt zu werden und sich so verzweifelt irgendwie relevant zu halten. Klar greift man mit dieser Strategie auch mal mit einer Unverschämtheit daneben - war der Zeitung halt zu daneben und zu schlecht gemacht.

    • @Jenny_:

      Haben Sie überhaupt den fraglichen Artikel gelesen? Hier ist er verfügbar:harald-martenstein.de/



      Der Autor teilt bezüglich des Tragen des Judensterns alle Kritikpunkte ,bis auf die Beurteilung als antisemitisch.



      Wobei ich die Begründung :" Die Träger identifizieren sich ja mit den verfolgten Juden." ,selber so nicht teile.



      Jedenfalls gehört für mich zum Antisemitismus mehr als nur die Benutzung eines Symbols. Diese Meinung muß man selbstverständlich nicht teilen und kann sie kritisieren /verurteilen. Aber einfach löschen? Da denke ich wie Frau Mertins.



      Es ist zudem auch widersprüchlich einerseits Zensur und Meinungsunterdrückung in "unliebsamen" Ländern zu kritisieren ,dann aber selber auch prinzipiell gleiche Methoden zu benutzen. Das Ausmaß ,die Quantität ist natürlich unterschiedlich. Doch muß man sich selber an seinen eigenen hohen Ansprüchen messen und nicht daran das es anders ja viel schlimmer ist.

      • @Mustardmaster:

        Vielen Dank für den Link!

    • @Jenny_:

      Zustimmung. In dieser Weise mit Kolumnen umzugehen erfordert allerdings Überblick und Gelassenheit, spart allerdings viel Energie und ggf. Papier.

    • @Jenny_:

      anschließe mich.

      Kategorie: Fischeinwickelgazette



      (geklaut bei Dick Browne - “Hägar der Schreckliche“ Bewertungskategorie seines Teams (zwei Söhne & Ehefrau;)



      Für seine comic-strips Entwürfe)

      kurz - Früher - also fast unvordenklich - als “Linkes Portal“ noch kein UWG-Verstoß war - lange vor Diekmannisierung (Klaus Theweleit) & VerDöpfnerung (© 🤫) - war sojet der Job einer Redaktionskonferenz! - 🙀😈 -



      Aber nach ☕️☕️ für Kai van LÜGT & fortschreitender VerBayerkurisierung di Immergriins - ist sojet Verlotterung halt eingerissen •

      servíce => Sven 🍀 🍄 - 🌈 - 🙀🥳 -



      www.ovb-online.de/...263_sven2-2Xec.jpg



      Soweit bekannt - der einzige - der sogar von einem 🌈 erschlagen worden ist!



      vulgo - selbstservierr => 😴 💤 💤💤 -

  • Einbetten in andere Beiträge finde ich schwierig: Die werden online dann am Ende doch nicht gelesen, sondern nur der Untertitel des einzelnen Artikels. (das Problem sehe ich auch bei Kommentaren hier in der Taz — es fehlt irgendwie ein Einordnungsabschnitt, wie er in der gedruckten Fassung durch die Seitenstruktur existiert)

    Eine vorangestellte Einordnung wäre zumindest für alle zukünftig Lesenden sichtbar sein.

    Noch besser wäre es, mit dem Autor zu klären, dass er auf allen Kanälen, die er erreicht, auch die Einordnung schreibt.

  • Die Verteidigung einer Relativierung des Holocaust ist für mich nicht weniger schlimm als Antisemitismus. Schmeißt die Kolumne raus aus dem Tagesspiegel und die Welt ist ein besserer Ort.

    • @interpolantics:

      M. verteidigt diese Sterne ja nicht, sondern schreibt:



      - Jetzt werden auf Corona-Demos häufig Judensterne mit der Aufschrift „ungeimpft“ getragen. Von denen, die das „antisemitisch“ nennen, würden wahrscheinlich viele, ohne mit der Wimper zu zucken, Trump mit Hitler und die AfD mit den Nazis vergleichen. - Für mich klingt das schlüssig. Das ist doch genauso eine Relativierung.

  • 4G
    47491 (Profil gelöscht)

    Machen wir es einfach:



    Warum werden die LeserKommentare vorab geprüft und auch dann unterdrückt, wenn sie nicht strafrechtlich bedeutsam sind?

    Sollte es nicht reichen, wenn andere Kommentatoren darauf eingehen? Wo bleibt da die pluralistische Gesellschaft?

    Man muss nicht unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit Verrohung zulassen und jeder absurdität eine Plattform bieten.



    Man muss nicht Sprachrohr für völlig verdrehte Aussagen sein. Ich muss weder dem Weltbild von Martensteim noch den FlatEarthern eine Plattform bieten.

    Da hat der Tagesspiegel erheblich mehr Anstand und die Verantwortung an eine pluralistischen Gesellschaft besser verstanden.

  • Wer lesen will, muss aushalten können. Sonst kann man ja gleich Selbstgespräche führen, das stärkt die Haltung.

  • Sach mal so:

    Echt schonn erstaunlich - welches Grundrechtsverständnis - sich heute längst im mainstream - aber auch selbst in diesem Artikel Bahn bricht - genauer längst als rollback spätestens seit der Wende gebrochen hat.



    “ Meinungsfreiheit, genauer Meinungsäußerungsfreiheit, ist das gewährleistete subjektive Recht auf freie Rede sowie freie Äußerung und (öffentliche) Verbreitung einer Meinung in Wort, Schrift und Bild sowie allen weiteren verfügbaren Übertragungsmitteln.“



    & “…diese Frage muss erlaubt sein in einer pluralistischen Gesellschaft.“ But!



    Genau darum - „…muß erlaubt sein…“ geht es bei der Ausübung gerade NICHT!



    Grundrechte sind nach allgemeiner Ansicht - abseits weitergehender Auslegungen - & jeglicher politischer Couleur: In erster Linie - ABWEHRRECHTE GEGEN DEN STAAT - STAATLICHE GEWALT •



    D.h Die Ausübung - zB wie hier - der Meinungsfreiheit - bedarf keiner irgendwie gearteter Erlaubnis! NEIN!



    (Sorry - Aber das ist ein falscher Ansatz - schlicht eine falsche Denken. Mit Verlaub Journaillisten sollten das - & nicht nur pro domo - unbedingt wissen!)



    Nein. Die Ausübung der Meinungsfreiheit unterliegt/begegnet - wie grundsätzliche alle Grundrechte des Grundgesetzes - GG - SCHRANKEN - Nothing else & sodele =>



    “ Beschränkungen der Meinungsfreiheit dürfen in den meisten Demokratien keine abweichende Meinung unterbinden, sondern nur zum Staatsschutz oder zum Schutz anderer wichtiger Interessen wie dem Jugendschutz eingesetzt werden. Repression, also Sanktionen nach erfolgter Meinungsäußerung, ist meist nur zum Schutz höher- und gleichrangiger anderer Güter erlaubt, aber nur auf der Basis eines ausreichend die Einschränkung detaillierenden rechtmäßig verabschiedeten Gesetzes.

    Allgemein verbreitete Einschränkungen der Meinungsäußerungsfreiheit (nicht abschließend) ergeben sich in Deutschland aus der Schranke des Art. 5 Absatz 2 des Grundgesetzes. Zu den Beschränkungen gehören unter anderem:

    ff aber gern

    • @Lowandorder:

      ff & hier die Schranken/Grenzen



      (remember - ungleich - “muß erlaubt sein“!)

      “… der Schutz der persönlichen Ehre vor Beleidigung oder Verleumdung



      die Weitergabe als geheim klassifizierter Informationen



      die Grenzen der Sittlichkeit und des Jugendschutzes[4]



      die Grenze der öffentlichen Sicherheit



      der unlautere Wettbewerb durch Diskreditierung der Ware oder Dienstleistung eines Konkurrenten



      die nichtautorisierte Weitergabe urheberrechtlich geschützter Informationen (z. B. Artikel 5, Absatz 2, S. 1 GG: Schranke der „allgemeinen Gesetze“; das Urheberrechtsgesetz ist ein solches Gesetz, da es nicht meinungsspezifisch wirkt)



      Darüber hinaus kann es je nach Verfassungstradition erhebliche Unterschiede in der Zurückhaltung des Staates vor Repression geben: Im Gegensatz zu den insoweit recht zurückhaltenden USA gehen die meisten europäischen Länder deutlich weiter. So steht die Rassendiskriminierung im Gegensatz zu den USA in Europa meist auch unter Privatleuten unter Strafe (siehe Volksverhetzung).“

      de.wikipedia.org/wiki/Meinungsfreiheit

      Dazu gilt zu bedenken: Die Unterscheidung - Öffentlicher/Staatlicher vs Privater Bereich - ist ständig zu beachten!



      (& btw “Drittwirkung der Grundrechte“ - is Proseminar & könnte verwirren - laß mer heute mal!



      “ Als Drittwirkung der Grundrechte wird die Frage bezeichnet, inwieweit Grundrechte über die Bindung der öffentlichen Gewalt hinaus auch in den Rechtsbeziehungen der Bürger untereinander anzuwenden sind. ... Die unmittelbare Drittwirkung wurde früher von der Rechtsprechung grundsätzlich abgelehnt.“ Na Na - 🧐 -



      en.wikipedia.org/wiki/Drittwirkung -



      Aus dem Englischen übersetzt-Drittwirkung ist ein ursprünglich vor deutschen Gerichten entwickeltes Rechtskonzept, das davon ausgeht, dass sich ein einzelner Kläger auf eine nationale Bill of Rights berufen kann, um eine andere Person oder die Regierung wegen Verletzung dieser Rechte zu verklagen. Wikipedia (Englisch)

      Soweit mal

      • @Lowandorder:

        Ist zwar ein bisschen zu ausschweifend für meine Aufmerksamkeitsspanne, aber trotzdem ein sehr wichtiger Beitrag! Bei jeder Korrektur die Meinungsfreiheit verletzt zu sehen, finde ich bescheuert.

        • @Never Again:

          Ja wie? Dess findens “ausschweifend“?

          In echt? Echt getzt mal.



          👨🏼‍⚖️ - “Herr Kollege? (😏) Ihr Urteil ist diesmal etwas lang geraten!¿“ - “Stimmt. Hatte nicht so viel Zeit!“ - 🥳 -



          (den besten Juristen-Witz? “…der einarmige …!“ - aber schon erzählt!;)



          Mit Verlaub - 🧐 -

  • Ungeimpfte, die sich den gelben Stern anheften, identifizieren sich keinesweg mit verfolgten Juden.

    Hier gibt es nichts zu diskutieren, nichts zu entschuldigen, nichts mehr zu schärfen.

    Der Autor hatte sehr wohl eine Wahl zwischen diversen Möglichkeiten.

    • @Sancho:

      Dito! Vom Ergebnis her betrachtet ist es Instrumentalisierung. Und wenn jene Coronaleugner*innen nicht sowieso selbst Nazis sind, demonstrieren sie mindestens ihre Ignoranz gegenüber Jüd*innen und Opfer der Shoa dadurch, dass sie mit Nazis zusammen protestieren. Also ist ihnen die Absicht einer Identifikation ebenso nicht zu glauben btw. zu unterstellen.

    • @Sancho:

      Womit identifizieren sie sich denn Ihrer Meinung nach? Und woher glauben Sie das zu wissen?

      • @Amandas:

        Es mag ja sein, dass sie denken, sie seien diskriminiert wie Jüd*innen im dritten Reich, aber das ist halt kolossal falsch. Der Antisemitismus besteht doch darin, dass damit das Leid der jüdischen Bevölkerung dramatisch relativiert wird!



        Blackfacing ist auch rassistisch, obwohl man ja meinen könnte, die weißen, die das machen, würden sich mit Schwarzen identifizieren. Auch dabei wird der Rassismus, den Schwarze ihr ganzes Leben erfahren, ignoriert und es wird so getan, als wäre es cool, sich von einer von Diskriminierung betroffenen Gruppe ein Stück der Identität zu „leihen“.

        • @Never Again:

          Teilweise nein: Beim sog. "Blackfacing' in den Südstaaten der USA ist das Schminken an sich nicht der zentrale und ursp. problematische Teil: Das Verächtliche ist, dass dann in dieser Verkleidung absichtlich eine Rolle als "schwarzer Clown" eingenommen wird und dann in maximalmöglicher Weise versucht wird, Afroamerikaner zu verhöhnen und verächtlich zu machen. Das geschah regelmäßig bei Versammlungen des KuKlux-Klan.



          Und genau das hatten auch manche Derjenigen von denen entsp. Fotos aufgetaucht sind (zumindest zu Anfang) auch fast immer (wenn auch ohne KKK) gemacht.

          Eine Karnevals Verkleidung als Mr. T. , weil man ihn gut findet, hat eine völlig andere Motivation und Botschaft als das. -Wer das gleichsetzt, hat das Thema nicht verstanden.

  • Dergleichen war absehbar. Martenstein ist schon länger ein Kandidat fürs Abdriften in Schwurbelwelten. Nun hat er überzogen und angesichts der Unnötigkeit und selbstgefälligen Provokationslust, den man seinem Beitrag attestieren darf, war das Überziehen wahrscheinlich auch irgendwie gewollt. Es ist nicht besonders schade um Martenstein und ganz sicher ist uns hier jetzt auch nicht etwa eine notwendige, wichtige oder sinnvolle Diskussion entgangen. Man kann die Reaktion des Tagesspiegels auch schon wohl kritisieren, aber selbst wenn man zur Diagnose "Feigheit" kommt, macht das den Text von Martenstein kein Stück besser. Der war nur ein Spielchen und kein Verlust für die Debattenkultur. Und beim Verweis auf "nicht mittige Teile der Gesellschaft" sollte jeder sehr vorsichtig sein. Und zwar weil dort reichlich Nichtakzeptables gedacht wird und auch weil diese Teile gar nicht am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen und nur von den Martensteins legitimiert werden. Menschenwürde ist nicht "mittig" und man sollte die Finger davon lassen dieses "mittig" zu einem diffusen Kampfbegriff gegen vermeintlich nur politisch Korrekte zu verbiegen.

  • Ich würde Martensteins Kolumne nicht überbewerten.

    • @Phineas:

      Ich habe die Kolumnen von Herrn Martenstein eine Weile gelesen, irgendwann nicht mehr, weil sie mir zu blöd waren. Als "Debattenbeitrag" konnte ich sie schlicht nicht verstehen.

    • @Phineas:

      Ist jetzt für oder gegen was ein Argument?

    • @Phineas:

      Ich würde Martensteins Kolumne nicht lesen.

      • @Jim Hawkins:

        Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Wenn die Wahrheit in Stein gemeißelt ist, stört jeder Zweifel nur.

        • @Running Man:

          Ich bin tief beeindruckt von ihrer intellektuellen Leistung, so viel aus meinem Satz herauszulesen.

          Oder hineinzuinterpretieren.

          Wie es Ihnen lieber ist.

      • @Jim Hawkins:

        Who the fuck is Martenstein?

        • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

          Der aus der Blase nebenan.

      • @Jim Hawkins:

        Da würden sie was verpassen! Sie eignet sich, wie Mertens schreibt, gut dazu, um die eigenen Argumente zu schärfen

        • @Amandas:

          Die sind scharf genug. Ich lese auch nichts von Augstein, Poschardt, Fleischhauer oder gar Mattussek.

          Alles derselbe Müll. Kennt man einen, kennt man alle.

          • @Jim Hawkins:

            Besser kann man es nicht sagen. M. hat es leider auch bis in die Schul-Lehrpläne geschafft. Es scheint bei diesen Herren immer nach dem selben Muster zu laufen: erst sind sie des Feuilletons Liebling, werden hofiert, dann drehen sie durch, hecheln durch sämtliche Talkshows, fahren ihren Egomanie-Trip und landen (in den krassesten Fällen) am Ende ganz rechts außen.