piwik no script img

Bündnis Sahra WagenknechtVernunft und Gerechtigkeit

Gastkommentar von Sahra Wagenknecht

Niedriglöhne, Umverteilung nach oben, öffentliche Daseinsvorsorge kaputt gespart oder privatisiert, neues Wettrüsten – es kann so nicht weitergehen.

Sahra Wagenknecht sieht Deutschland als ziemlich kaputtes Land Foto: Funke Foto Services/imago

U nser Land befindet sich in einer tiefen Krise. Viele Menschen machen sich Sorgen um ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder. Das Vertrauen in die Ampel-Regierung ist auf einem Tiefstand, doch nur eine Minderheit glaubt, dass die Union es besser machen würde. Aus Wut und Verzweiflung wählen viele AfD. Dafür gibt es Gründe: Unser Rentenniveau gehört zu den niedrigsten in Westeuropa. Statt in einen kompetenten Staat zu investieren, haben Politiker die Wünsche einflussreicher Lobbys bedient und die öffentliche Infrastruktur kaputt gespart und privatisiert.

Statt Leistung zu belohnen, werden viele Arbeitnehmer mit Niedriglöhnen abgespeist. In wichtigen Bereichen fehlen Fachkräfte, weil unser Bildungssystem, für das wir seit Jahren weniger Geld ausgeben als der Durchschnitt der OECD-Staaten, immer mehr junge Menschen ohne gute Ausbildung ins Leben schickt. Jetzt kürzt die Regierung auch noch die Mittel für die dringend nötige Qualifizierung von Arbeitslosen. Viele hatten die Hoffnung, dass die Ampel den Stillstand beenden und gesellschaftliche Probleme – von Wohnungsnot bis Kinderarmut – anpacken würde. Dass sie nach Jahrzehnten, in denen die Infrastruktur auf Verschleiß gefahren wurde, wieder in die Zukunft investiert.

Doch statt einer „Fortschritts­koalition“ kam mit der „Zeitenwende“ ein Rückfall in die Epoche des Wettrüstens und der Konfrontationspolitik. Mit Sanktionen, die uns vor allem selbst schaden, wurde unser Land von preisgünstiger Energie abgeschnitten. Stattdessen importieren wir nun teures Frackinggas aus den USA oder beziehen russische Energie teuer und klimaschädlich über Umwege wie Indien und Belgien. Im Ergebnis drohen die Abwanderung wichtiger Industrien und der Verlust hunderttausender gutbezahlter Arbeitsplätze.

Die Wohnungsnot in den Städten ist dramatisch, Krankenhäuser werden geschlossen, menschenwürdige Pflege wird mehr und mehr zum Privileg einer reichen Minderheit. Vor allem in ärmeren Wohngebieten verschärft die hohe Zuwanderung die Probleme an den Schulen. Das Aufstiegsversprechen der sozialen Marktwirtschaft gilt nicht mehr, der persönliche Wohlstand hängt längst wieder vor allem vom sozialen Status der Eltern ab. Konkurrenzdruck, Egoismus, Aggressivität und Intoleranz im Umgang miteinander nehmen zu. Wir erleben eine zunehmende Verengung des Meinungsspektrums, in der kritische Stimmen ausgegrenzt und diffamiert werden.

Sahra Wagenknecht

war bis vergangene Woche Mitglied der Linkspartei und von 2015 bis 2019 Co-Fraktionsvorsitzende im Bundestag. Sie ist Vorstandsmitglied im Verein „Bündnis Sahra Wagenknecht“, aus dem eine neue Partei hervor­gehen soll.

Ich bin gemeinsam mit anderen zu dem Schluss gelangt, dass es so nicht weitergehen darf. Dass es einer politischen Kraft bedarf, die für eine Politik der wirtschaftlichen Vernunft, für soziale Gerechtigkeit, für Frieden und Diplomatie und eine offene Diskussionskultur einsteht. Wir wollen nicht länger zusehen, wie man uns in Kriege verwickelt, wie Unmengen an Waffen exportiert und Konflikte importiert werden. Wie unsere Industrie und unser Mittelstand aufs Spiel gesetzt werden. Wie von den Fleißigen zu den oberen Zehntausend umverteilt wird. Wir wollen den Zerfall des gesellschaftlichen Zusammenhalts stoppen und die Politik wieder am Gemeinwohl ausrichten. Um den wirtschaftlichen Abstieg unseres Landes zu verhindern, sind preiswerte Energie sowie mehr Investitionen in unser Bildungssystem, unsere öffentliche Infrastruktur und in kompetente Verwaltungen notwendig.

Undurchdachte Maßnahmen helfen dem Klima nicht; sie untergraben nur die Akzeptanz sinnvoller Klimaschutzpolitik

Die Veränderung des Weltklimas und die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen sind ernste Herausforderungen, die die Politik nicht ignorieren darf. Aber undurchdachte Maßnahmen helfen dem Klima nicht; sie untergraben nur die öffentliche Akzeptanz sinnvoller Klimaschutzpolitik. Der wichtigste Beitrag, den ein Land wie Deutschland zur Bekämpfung von Klimawandel und Umweltzerstörung leisten kann, ist die Entwicklung innovativer Schlüsseltechnologien für eine klimaneutrale und naturverträgliche Wirtschaft der Zukunft. Genau da fallen wir aber international zurück.

Mindestlohn von 14 Euro

Unser Land braucht milliardenschwere Zukunftsfonds zur Förderung innovativer heimischer Unternehmen und Start-ups, nicht Milliar­densubventionen für hochprofitable Konzerne. Wir wollen für fairen Wettbewerb sorgen, indem wir marktbeherrschende Unternehmen entflechten und Dumpingkonkurrenz unterbinden. Notwendig ist ein gerechtes Steuersystem, das verhindert, dass große Unternehmen und reiche Privatpersonen sich ihrem angemessenen Anteil an der Finanzierung des Gemeinwesens entziehen können. Notwendig sind eine erleichterte Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen und ein Mindestlohn von 14 Euro.

Zugleich braucht unser Land einen guten Sozialstaat, der zuverlässig vor dem sozialen Absturz im Falle von Krankheit oder Arbeitslosigkeit und im Alter schützt. Statt 10 Milliarden Euro Steuergeld in eine spekulative Aktien­rente zu versenken, sollte das deutsche Rentensystem nach dem Vorbild Österreichs umgebaut werden, wo ein langjährig Versicherter im Monat fast 800 Euro mehr zur Verfügung hat.

Keine Sanktionspolitik

Die Privatisierung und Kommerzialisierung existentieller Dienstleistungen – Gesundheit, Pflege, Wohnen – muss gestoppt werden. Da private Wohnungsunternehmen im heutigen Zinsumfeld kaum noch bauen, müssen kommunale und gemeinnützige Anbieter übernehmen und durch zinsgünstige KfW-Darlehen unterstützt werden.

In der Außenpolitik streben wir eine Rückkehr zur Entspannungspolitik an. Als rohstoffarmes und exportstarkes Land sind wir auf gute Handelsbeziehungen zu möglichst vielen Ländern angewiesen. Auch deshalb lehnen wir die einseitige Sanktionspolitik ab. Zur Lösung drängender globaler Probleme braucht es mehr Diplomatie und internationale Kooperation sowie die Akzeptanz einer multipolaren Weltordnung – keinen Kurs der Aufrüstung und erneuten Blockkonfrontation, der Konflikte und Kriege anheizt und damit unser aller Zukunft aufs Spiel setzt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

61 Kommentare

 / 
  • Ein Jeder hat in unserer Gesellschaft eine Chance verdient. Auch eine neue Partei!



    Also Sahra, werfe deinen "Hut" in den Ring und dann sehen wir weiter...

  • Alles ganz nett, Gerechtigkeit, Vernunft, Frieden, Freude und Eierkuchen.



    Bin ich auch dafür.



    Aber solange das BSW in Bezug auf die russische Invasion in der Ukraine nicht zu einer realistischeren Einschätzung kommt, leider unwählbar.

  • Liebe Redaktion, Ich möchte auf einen Druckfehler in der Überschrift hinweisen:

    Es fehlen die ersten beiden Buchstaben im Wort "Unvernunft"

  • Auch eine Wagenknecht-Partei will am Kapitalismus, der Urmutter aller Probleme, festhalten, der den Egoimus des Menschen triggert und die Emphatie und Altruismus unterdrückt. Also ist der Versuch von SW, selbst an die Staatsknete zu kommen, menschlich verständlich, löst aber kein einziges gesellschaftliches Problem.

  • Die Unterscheidung zwischen russischem pipelinegas (das nirgendwo anders verkauft werden kann, wo also Sanktionen eine Wirkung haben)/und russischem LNG (dessen Exportmenge erst mal durch Kapazitäten begrenzt war und ist, das aber weltweit verkauft werden kann) hatte schon seine Begründung. Ob das jetzt noch zutrifft, darüber mag man streiten. Natürlich sollte der Gasimport insgesamt vermindert werden.

  • Da ist sie ja schon wieder, die Kollegin von Kubicki vom Blankeneser Neujahrsempfang (2013) mit ihrem Programm für die Mittelschichten.



    Mit kostenloser Werbung für das Parteiprogramm.



    Keine Abschiebung von Geflüchteten!



    Keine Streichung von Geldern, Legalisierung der Papierlosen und Bleiberecht für alle!



    Menschenrechte durchsetzen,



    Demokratien erhalten und das Putin-Regime beseitigen!

  • Nichts außer der üblichen Beschwörung des mulmigen Schwanens vom wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Niedergang. Evidenz = null.



    Zum wirtschaftlichen Aspekt eine gute Analyse von Georg Cremer: www.zeit.de/wirtsc...ik/komplettansicht



    Popgasbubble Sahra.

  • Warum die Ampel es nicht richtig macht (Seite 1) und Montag Seite 12, 30.10.2023



    Die Ueberschrift ist eine Mogelpackung. Der Gastbetrag unter der Überschrift Vernunft und Gerechtigkeit ebenfalls. Weder Vernunft noch Gerechtigkeit ist das Thema. Dagegen gibt es keine "preisgünstige Energie", die Wohnungsnot ist "dramatisch", "Kritische Stimmen" werden "ausgegrenzt" und "diffamiert" Wir ahnen wer gemeint ist, die da keine Talgschau auslaesst. "So darf es nicht weitergehen". Wenn Jemand fragen sollte, wie es denn nach Meinung von Frau Wagenknecht weitergehen sollte, geht leer aus. Und dann kommt auch noch die FDP hervor und ihre "innovative Schlüsseltechnologie", die den Vorteil hat, das es sie noch nicht gibt. Die Wagenknecht Partei ist eine Mogelpackung. Ich rate ab. Jens Meyer ohne Wald , Hamburg

  • An die Redaktion: Ist es möglich, dass wir einen direkten Draht mit Sahra Wagenknecht bekommen? Sie war ja schließlich Gast bei euch und nahm sich Zeit. Sollte es doch einen Austausch geben, kann aber gerne bei wenigen Stunden bleiben.

  • Ja, ich habe mich auch gewundert, dass SW nun in der taz schreibt, in der Vergangenheit hatte die taz sie doch immer in der Luft in Papierschnipselchen zerfleddert.

    Naja sie verurteilt natürlich Putin, aber hey Katar und die Saudis sind ja auch nicht ohne, oder?

    Ansonsten ist es natürlich toll, dass man sie in der taz lesen darf, ich dachte, dass hier rigoros gecanceled wird und dass SW Hausverbot hätte.

    Anregung: Machen sie ein riesiges Interview hier in der taz, wo sie ihr die unbequemsten Fragen stellen, das wäre spannend.

  • Über die schlechte Umsetzung der Russland-Sanktionen kann man ja gerne reden ("Umwege über Indien..."). Putin Geld zu geben, sollte aber tabu sein. Wagenknechts Position dazu ist bestenfalls mehrdeutig. Sie sollte endlich klar Putins Verbrechen benennen um Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.

    • @Winnetaz:

      Leider ist es ja nicht opurtun über die Sanktionspolitik zu diskutieren!

      Wagenknecht hat doch mehrfach sehr deutlich Putin verurteilt. Und ihre "aber" Aussagen finde ich durchaus nachvollziehbar.



      Warum soll man denn zb die Zahlen der zivillen ukrainischen Opfer nicht mit Zahlen aus anderen Kriegen vergleichen dürfen?



      Oder warum sollte man sich einseitig nur auf russische Kriegsverbrechen konzentrieren?



      Ich finde es wichtig, dass man Vergleiche zieht um den rusischen völkerrechtswidrigen AngriffsKrieg richtig einorden zu können!



      Leider wird man da schnell dem Vorwurf der Relativierung ausgessetzt.

    • @Winnetaz:

      "Putin Geld zu geben, sollte aber tabu sein."

      --> Das ist aber - und das muss man ihr zugestehen - derzeit faktisch der Fall. Wir geben Putin Geld, nicht direkt natürlich, sondern über einen weiteren "sauberen" Zwischenhändler, der - berechtigt - für seine Tätigkeit auch noch eine Marge haben möchte.

      Wir kaufen derzeit dasselbe Putin-Gas, lassen es aber teurer und umweltschädlicher nicht durch Pipelines, sondern als LNG aus Indien über Belgien kommen.

      Ich halte Wagenknechts Russlandtreue auch für unschön, aber der Ankauf desselben Gases auf einem klimaschädlicheren (Verflüssigung, Transport und Re-Gasifizierung verschlingen Unmengen an Energie und verursachen viel CO-2) ist auch bloß blanker Aktionismus ohne Sinn und Verstand.

      Das Argument: Diese (konkret nur diese) Sanktion macht uns ärmer und schadet Putin im Ergebnis gar nicht, ist jedenfalls nicht von der Hand zu weisen.

    • @Winnetaz:

      Das hat sie. Allerdings immer mit dem "Umkehr-Aber".

    • @Winnetaz:

      Das wird sie leider nicht tun.

  • Wieso macht sich die taz zu einem Sprachrohr für Wagenknecht? Ein Pamphlet ohen Einordnung und kritische Nachfragen - Kernaufgaben der tazt und gern gegenüber allen anderen Parteien in der taz gepflegt. Bekommen wir demnächst auch einen Gastkommentar von Alice Weidel?

    • @Hans aus Jena:

      Ja, fände ich gut. Die Leser können sich so ihr eigenes Urteil bilden. Dazu braucht es keine Einordnung durch Journalisten. Das der Text korrekt wieder gegeben wurde, vorausgesetzt. Warum nicht auch eine Text von Alice Weidel? Das Problem ist nur, daß dieser in menschenfeindliche Hetze ausarten würde! Dafür gibt es ja Telegramm-Kanäle, X und die anderen asozialen Medien. Leider sind die Grenzen fließend. Wo hört Information auf, und wo beginnt Propaganda? Was ist "Meinung", was Fakt?

    • @Hans aus Jena:

      Sarah Wagenknecht zu Wort kommen und sich selbst erklären zu lassen, halte ich grundsätzlich für eine durchaus verträgliche Abbildung von Meinungsvielfalt. Wäre natürlich schön, wenn

      a) sie nicht einfach nur ihre allfälligen Programmbausteine abgepinnt hätte und

      b) morgen dann eine entsprechend breite Auseinandersetzung damit von Wissler oder Schirdewan zu lesen wäre.

      Wäre man fies, könnte die Replik auch von der "Hauptkonkurrenz" in Blau-Braun kommen, aber das käme auch mir dann nicht mehr wirklich zielgruppengerecht vor... ;-)

  • Ich habe recht bald zu lesen aufgehört, da ich Werbung im Grunde ablehne. Was ich aber mitnehme: S.W.s „linker“ Konservatismus ist ebenso reaktionär und wahnsinnig* wie der Konservatismus der C*U, der Grünen oder der „Liberalen“.



    Selbst, wenn man ihre Analyse der gegenwärtigen Situation teilen sollte und sie nicht wie ich für polemisch überzeichnet hält (nicht, dass ich immer frei von Polemik wäre ...), müsste man eigentlich doch eingestehen, dass diese Situation durch genau die Politik ausgelöst wurde, die sie jetzt propagiert. Ihre Äußerungen zur Zuwanderung unterscheiden sich z.B. wenig von Roland Kochs Ausländerkampagne.



    Die selben Rezepte, die uns in die Krisen geführt haben, werden uns nicht davon befreien. Und auch Nostalgie nach dem vermeintlichen Paradies, als wir die Auswirkungen der grundfalschen Politik noch nicht gemerkt haben, ist fehl am Platze. Wir müssen neu denken und es gibt reichlich Lösungsansätze, von denen einige auch technischer Natur sind (ich rede von Recycling, Energieeffizienz, Datensparsamkeit – Werbeverzicht und Verbot von Bitcoin wären großartige Ansätze! – nicht Atomstrom oder grünem Wasserstoff aus Tausendundeiner Nacht). Wo sind die Politiker:innen, die das angehen?



    *Albert Einstein: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen, und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

    • @Zangler:

      Genau, bin ganz Ihrer Meinung. Die Menschheit muss erwachsen werden und zwar schnell. 300.000 Jahre sind in der Evolution nicht viel. Es muss aber reichen, sonst sterben wir aus!

  • Schnarch, immer dieselben Plattheiten, gratis jetzt auch in der taz. Das Desaster, das die neoliberale (also verschärft kapitalistische) Sozial- und Wirtschaftspolitik hervorbringt - geschenkt, das dürfte hier kaum jemand anders sehen. Wichtig, wenn das eine Partei mit Schwung zum Thema macht. Wenn dann aber verlogen/verklärt von "Diplomatie" oder "Friedenspolitik" die Rede, und damit das Arrangieren mit verbrecherischen und imperialistischen Diktaturen gemeint ist, solange wir dafür nur schön billige Rohstoffe und Flüchtlinge vom Hals gehalten brkommen, wird das zu einer abstoßenden, toxischen Mischung. Die Zugrunderichtung der ökologischen Lebensgrundlagen spielt erst gar keine wirkliche Rolle.

  • Interessant, wie die taz einer bestimmten Person ein derartiges Podium bietet.



    Ein Interview mit Rückfragen wäre ja ok gewesen. Aber ein derartiger Abdruck des Werbepamphlets?

  • Was für ein Scheinheil.

  • [...] und Intoleranz im Umgang miteinander nehmen zu. [...]

    Hmmm ... ist das nicht - nachdem Frau Wagenknecht jahrelang auf jede(n) eingedroschen hat, der/die andere Vorstellungen von "links sein" hat wie sie selbst, ein - ich sag’ mal - klitzekleines bisschen scheinheilig?

  • Eine Partei, die sich an der Wirtschaftspolitik von Ludwig Erhard orientiert, an der Sozialpolitik der Vor-Schröder-SPD, an der Entspannungspolitik von Brandt und an einer strengen Migrationspolitik könnte Erfolg haben.

    Kritisch möchte ich hier jedoch anmerken, dass Umweltschutz keinen hohen Stellenwert hat.

    Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann ihre Partei zu wählen, finde ich das ganze "Bashing", dass gegenüber ihr stattfindet unpassend. Ich nehme ihr durchaus ab, dass sie sich für eine bessere Welt einsetzt und finde es wichtig, dass alle Menschen eine Partei haben durch welche sie sich vertreten fühlen.

    Wen soll man zb bisher wählen, wenn man einen diplomatischen Ansatz bei internationalen Konflikten präferiert und nicht möchte, dass Deutschland Waffen in die Welt exportiert?

    • @Alexander Schulz:

      Wenn Ihre "bessere Welt" eine an Putin und andere fossile Autokräften angelehnte sein soll, nehme ich ihr das auch voll ab. Das Bashing ist jedenfalls allein schon wegen des Kuschelns mit der russischen Barbarei mehr als berechtigt - nicht einmal ihre regelmäßigen kompletten "Fehleinschätzungen" bezüglich Putins Absichten und Vorgehens scheinen sie und Sie in irgendeiner Weise zu beeindrucken.

    • @Alexander Schulz:

      Schauen sie mal nach wie hoch der Verteidigungsetat war unter Brandt, die Entspannungspolitik fand in einem ganz anderen Kontext statt, dazu gab es auf der anderen Seite Leute die an Entspannung Interesse haben. Die gibt es in Russland nicht.

      "Wen soll man zb bisher wählen, wenn man einen diplomatischen Ansatz bei internationalen Konflikten präferiert und nicht möchte, dass Deutschland Waffen in die Welt exportiert?" Alle Parteien im Parlament präferieren diplomatische Ansätze die Regierungsparteien und die Union erkennen nur an das Diplomatie zwei braucht und das Russland gerade an Diplomatie kein Interesse hat. In die Welt exportiert Deutschland auch nicht Waffen, tatsächlich sind Waffenexporte sehr beschränkt (1)

      1. www.zdf.de/nachric...g-exporte-100.html

      • @Machiavelli:

        1.) Deutschland ist seit über 20 Jahren unter den Top 5 bei Waffenexporte, trotz Beschränkungen:

        www.sueddeutsche.d...1-210315-99-822941

        2.) Zu Brandts Zeiten ist man auch davon ausgegangen, dass mit dem Osten nicht verhandeln kann und nachdem sich Brandt bei den Amerikanern bzgl. Verhandlungen abgesichert hat stellte man überrascht fest, dass man mit den Hardlinern im Osten sogar verhandeln konnte - und Putin ist nun wirklich kein Breschnew.

        Ein zentrales Problem ist doch, dass der Westen zu vielen Themen sagt, dass die gar nicht zur Verhandlung stehen - da sollte man etwas selbstkritischer sein.



        Das war damals bei Brandt anders. Man konnte über alles reden, auch wenn man bei vielen Punkten deutlich Grenzen gezeigt hat.

        Ich verstehe natürlich Ihren Ansatz und denen der meisten Parteien, dass man Russland in eine Lage bringen möchte in der man die Verhandlungsthemen bestimmen kann.



        Aber ich finde es wichtig, dass es auch eine seriöse Partei gibt die Menschen vertritt die kurzfristig und mittelfristig Diplomatie wünschen.

        • @Alexander Schulz:

          " und Putin ist nun wirklich kein Breschnew." Putins Vorbild ist Stalin. Der träumt nicht von einer neuen Ostpolitik sondern einer neuen Jalta Konferenz bei der Europa zwischen Russland und den USA aufgeteilt wird.

          "Ein zentrales Problem ist doch, dass der Westen zu vielen Themen sagt, dass die gar nicht zur Verhandlung stehen - da sollte man etwas selbstkritischer sein." Was sollte den zur Verhandlung stehen? Die ukrainischen Kinder? Die Unabhängigkeit der Ukraine? Wieviel Land und Menschen man den Folterknechten Putins überlässt?

          Diplomatie auf Kosten ukrainischer Zivilisten nur um den Krieg temporär zur beenden bringt nichts.

  • Jemand sollte so gnädig sein und den Unterschied zwischen Verlautbarung und Argumentation erklären... Und bei der Gelegenheit auch noch der TAZ vermitteln, dass ein Gastkommentar wiewohl der eher ungezwungenen Form des Geplappers zuzurechnen ist, dennoch nicht völlig aus Copy & Paste-Phrasen und aneinander gereihten Statements bestehen kann. Wozu eine Verlautbarung, die im Wortlaut so in Werbespots zu finden ist, als ein Gastkommentar präsentieren? Man stelle sich vor, irgend ein Honk aus der Pol-Nachbarschaft des Hufeisens dürfte seinen Quark hier breittreten. Das Land ist am Abgrund, die Biodeutschen unterbuttert und das obwohl sie sich keine Butter mehr leisten können. Ganz Deutschland am Boden, während alles um uns herum und allem voran Russland und Kimkorea floriert... Ach ich Idiot! Das steht hier ja auch schon drin! Fehlt eigentlich nur noch ein schmissiger Slogan... Mit Sozialnationalisten gegen die Nationalsozialisten oder sowas.

  • Ich kenn auch Leute, die im Saarland leben, die haben da so eine gewisse französische Leichtigkeit. Vielleicht sollte Frau Wagenknecht mal etwas öfter dort sein, damit sie die preussische Verkrampfheit ablegt.



    Die Auflistung der Probleme ist sicher allen politisch denkenden Menschen bekannt, auf der Liste fehlen aber zwei unserer großen außen- und verteidigungspolitischen Probleme, die wohl versehentlich bei den Lösungen gelandet sind, Putins Russland und Xis China. Mit der Weltsicht kann man auch an Stalin und Mao glauben und daran, das das herzensgute Jungs waren die alle lieb hatten ....

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „ Schenk mir dein Herz für vierzehn Tage,



    Du weit ausschreitendes Giraffenkind,



    Auf daß ich ehrlich und wie in den Wind



    Dir Gutes und Verliebtes sage.



    Als ich dich sah, du lange Gabriele,



    Hat mich ein Loch in deinem Strumpf gerührt,



    Und ohne daß du’s weißt, hat meine Seele



    Durch dieses Loch sich bei dir eingeführt.



    Verjag sie nicht und sage: ‚Ja!‘



    Es war so schön, als ich dich sah.“



    (J.R.)

  • Auf eines können sich der Kapitalismus und die Feinde der Demokratie seit je her verlassen: den enormen Hang im linken, sozialdemokratischen, sozialistischen, kommunistischen, marxistischen Spektrum zur reinen Lehre, zum Personenkult, zur Programmarbeit und zum Sektierertum.



    Solange das so bleibt, ist für sie alles in bester Ordnung.



    Ein paar Namensvorschläge für die (wievielte?) neue "linke" Partei: USPD, ULinke, USED, UWASG.



    Möglicherweise ist das "solidarische" im Sozialismus schon immer völlig überbewertet gewesen. Es gab noch nie schlimmeres, als Linke, die nicht richtig links, also so richtig links waren, wie x, y oder z, es für "richtig" links in ihrem Ortsverein definiert haben, wenn es um den Posten des Schriftführers oder Beisitzers ging. Viel Spaß damit, Frau Wagenknecht! Oder werden sie die Mitglieder handverlesen? Einige gescheiterte, aber karrieregeile AfDler schöpfen ja bereits neue Hoffnung auf eine Karrierechance.

    • @Drabiniok Dieter:

      Frau Wagenknecht plant die Gründung einer LINKEN Partei? Wusste ich gar nicht. Sind Sie sicher?

  • Ein Gastbeitrag? Copy and paste vom Gründungsmanifest. Ihre mediale Allgegenwart bekommt Frau Wagenknecht hier sehr billig. Gab's dafür etwa auch noch ein Honorar?

    • @Armin Deußer:

      Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

      Die Moderation

  • Liebe taz, würde ich Werbung von Frau Wagenknecht für ihren Verein lesen wollen, könnte ich mir dort Flyer und Broschüren bestellen. In der taz lese ich lieber gute Beiträge.

  • Nicht Zuwanderung sorgt für Probleme an Schulen "gerade in ärmeren Wohngebieten"; sondern Armut, zuwenig Schulen, Lehrer_innen und Schulsozialarbeiter_innen.



    Na, das wird ja ein Spaß mit noch ner Partei die Marginalisierte für die Fehler des Systems verantwortlich; haben wir eigentlich schon mehr als genug von.

    • @Jonny Schanz:

      Guter Punkt!

  • "... keinen Kurs der Aufrüstung und erneuten Blockkonfrontation..."

    Naja, alle rüsten ja auf, weil Putin die Ukraine angegriffen hat.

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

  • Mensch taz, ihr seid ja faire Sportler, la Wagenknecht so viel Platz einzuräumen.

    Mir kommt zwar vor, als ich hätte ich diese Rede schon einige Male gehört, aber was soll's.

    • @Jim Hawkins:

      Schließe mich an.

  • Wow, Klimaschutz durch Wundertechnik. Wie die FDP. Ihre kontroversen Aussagen einfach weggelassen mit denen sie bei der AFD fischen will und ansonsten wie die Linke. Wenigstens kann ich endlich wieder die Linke wählen. Wenn der genauso unerträgliche Dehm auch geht, sogar wieder in Hannover.

  • Mutlipolare Weltordnungen sind extrem von Konflikten geladen, ist eine mulitpolare Weltordnung die Zukunft ist Aufrüstung essentiell will man nicht unter die Räder kommen, nur ein Europa das im Zweifelsfall militärisch lebensnotwendige Ressourcen und Handelswege sichern kann überlebt da. Eine regelbasierte multipolare Weltordnung ist absolut illusorisch.

    • @Machiavelli:

      Aber eine unilaterale schon? So wie jetzt (noch) - „regelbasiert“?

      • @Earl Offa:

        Die unilaterale Weltordnung war die friedliche Phase der Menschheitsgeschichte. Und auch die am regelbasierteste die wir bisher hatten. Multipolare weltordnungen sind hobbesische Kriege aller gegen alle.

        • @Machiavelli:

          Unilateral war friedlich?

          Also seit 1991 gab es größere Kriege in folgenden Ländern:



          Äthiopien, DRC, Kongo, Liberia, Sierra Leone, Guinea, Tschad, Elfenbeinküste, Zentral Afrik. Rep., Ruanda, Burundi, Somalia, Angola, Afghanistan, Irak, Jemen, Armenien, Aserbaidschan, Tadschikistan, Kirgisistan, Burma, Timor usw.

          Die Liste würde zu lang werden! Aber eine unilterale Weltordnung ist das schlechteste Model von allen. Konkurrenz ist immer gut.

  • Was genau soll der neue Verein jetzt inhaltlich anders machen als die DKP? Ich meine, es muss ja einen Grund haben, dass man eine neue Partei gründet, statt etablierte Strukturen zu stärken.

  • Ob sich die eine oder andere Kausalität auch tatsächlich so darstellt, bezweifle ich. Im Ergebnis komme ich (jedoch) zu identischen sowie abweichenden Schlüssen.

    Nur ein Auszug ..

    Ampel: Die Grünen sind besser als ihr Ruf.



    Bildung: Übereinstimmung



    Wirtschaft: Öffentlichen Beschäftigungssektor und mehr öffentliche Betriebe gründen; hohe Vermögenssteuer und Erbschaftssteuer mir Freibeträgen



    Ukraine: Solange dort Menschen ihr Leben geben wollen, um die russ. Armee zu vertreiben, bin ich für deren Unterstützung bzw. Waffenlieferungen.



    Meinungen äußern: Gerade jetzt ist es an der Zeit, vorher, das räume ich gerne ein, war dies nicht immer angezeigt und wurde oft auch ungerecht kritisiert, einen Nazi und einen (Verschwörungstheorien-)Idioten auch Nazi und (Verschwörungstheorien-)Idioten zu nennen.



    S.g. Ausländer: Kooperation statt Ausgrenzung.

  • Liebe Frau Wagenknecht, wo bleiben die Quellen für Ihre dystopische Beschreibung? Wenn ich auf die Strasse schaue oder in die Innenstädte ist von Krise nichts zu sehen. Es wird konsumiert, geurlaubt und getankt, dass die Balken krachen. Das heißt nicht, dass es benachteiligte Gruppen gibt, die man dringend per Umverteilung unterstützen muss. Ihr Populismus führt dazu, dass sich Wähler in ihren Extrempositionen bestätigt fühlen, unabhängig von deren sachlichen Richtigkeit. Beschreiben Sie lieber eine lebenswerte Zukunft und kämpfen Sie dafür.

    • @nuklar:

      Sag mal , wo gehst du an die frische Luft? Ich sehe eine Zunahme an geschlossenen Geschäften, mehr Flaschensammler und auch mehr Kriminalität. Und weiterhin keine politische Konstellation, die daran etwas ändern möchte.SW legt den Finge in die Wunde.

    • @nuklar:

      Hier wäre der Konsumindex, der so etwas beschreibt. Hohe Inflation (Preisschock) und gedrückte Kauflaune. Das ist keine gute Kombination.



      de.statista.com/st...konsumklima-index/

      Wenn Sie subjektiv sagen alles ist wie immer und alle konsumieren, dann möge das für ihr Umfeld zutreffen, aber keineswegs für ganz deutschland. Arme Menschen werden sie seltener in derShoppingcenter antreffen.

      Was mir einfach fehlt bei Frau Wagenknechts Texten sind konkrete Vorschläge und Ideen, wie man das angesprochene umsetzten möchte. Man kann viel sagen und am Ende doch nichts tun.

    • @nuklar:

      Diese Umkehrung ist auch Quatsch… „konsumieren, urlauben und tanken“ alle? Oder zählen die dabei Abwesenden nicht?

    • @nuklar:

      Anschliesse mich. Als Ergänzung: die Lösung oder Verbesserung der aufgezählten Problemfelder, so sie denn in diesem Ausmaß vorhanden wären, hätten eine lebenslange politische Aufarbeitung zur Folge, was die neue Partei mit ihren Protagonisten niemals schaffen würde, da sie sich auf halber Strecke wieder zerstreiten würden, neue Bewegungen gründen müssten, etc......

    • 4G
      48798 (Profil gelöscht)
      @nuklar:

      Bezahlbarer Wohnraum, faire Löhne und gute Bildung reichen Ihnen nicht?



      Ich fände es für den Anfang mehr als genug (für deutsche Verhältnisse).

  • Warum bloß wird nicht konkret gegen die Grünen und Gendersprache gegeifert? Ach ja, der Gastbeitrag erscheint in der Taz. Worin sich ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen von denen ihrer verlassenen Partei unterscheiden, bleibt mir schleierhaft. Wegen ihrer teils unsäglichen Positionen in der Außenpolitik wirkt die noch nicht existierende Partei schon jetzt kaum koalitionsfähig. Hauptsache S. W. zieht ihren Egotrip durch...

  • Habt Ihr den Hinweis "Anzeige" vergessen - oder absichtsvoll weggelassen? Bitte dringend ergänzen - danke!

    • @Franny Berenfänger:

      Zustimmend gelacht!!!

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    Ich würde Vielem zustimmen.



    Allein die Klimapolitik auf die "Entwicklung innovativer Schlüsseltechnologien" zu beschränken und keinerlei korrigierende Maßnahmen bei Energieversorgung und CO2 Ausstoß zu unternehmen, reicht leider nicht (mehr) aus.



    Das klingt auch ein wenig nach den billigen Ausreden, die von interessierter Seite schon länger verbreitet werden:



    Grundlegende Veränderungen ist nicht nötig, unsere Ingenieure werden es zu gegebener Zeit schon richten.

    Die Konsequenzen dieser Ignoranz konnten wir im Ahrtal und unlängst an der Ostsee schon gut beobachten.

  • Sehr gut, wenn es umgesetzt würde.



    Nach jahrelangem Nichtwählen ( vorher grün) bekommt diese Partei meine Stimme.



    Viel Erfolg!

    • @M. Dilsburg:

      Man muss lange hier suchen, einen solch zustimmenden Kommentar zu finden. Und damit Sie nicht weiter alleine sind: Auch ich war seit Jahrzehnten NICHTWÄHLER, doch wenn's mit der Parteigründung klappt: Da würde auch ich wählen...

      Also ja, liebe Sahra: Viel Erfolg!