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Auswege aus dem DauerlockdownNeue Perspektiven, bitte!

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Trotz Lockdown werden die Infektionszahlen weiter steigen. Es ist an der Zeit, kontrollierte Öffnungen zu ermöglichen – verbunden mit Schnelltests.

Bald Geschichte? Ein Fitnessstudio in Augsburg bietet auf einem Parkplatz Trainingsmöglichkeiten Foto: Daniel Biskup

N achdem sich Angela Merkel bei uns allen entschuldigt hat und die allgemeine Aufregung um die Osterruhe abgeebbt ist, bleibt als Ergebnis dieser verrückten Woche: Es geht weiter wie bisher. Das ist so unbefriedigend wie inakzeptabel. Denn klar ist: Trotz Lockdown werden die Infektionszahlen weiter steigen. Die Notbremse killt vielleicht ein paar berufliche Existenzen zusätzlich, aber nicht das Virus. Es ist deshalb an der Zeit, neu zu denken, vielleicht umzudenken und auch alternative Pfade auszuprobieren.

So wie das Saarland, das ab 6. April den Tübinger Weg gehen will: Öffnungen gegen Tests. Die Bürger werden Gastronomie, Kinos und Fitnessstudios wieder nutzen können, sofern sie einen tagesaktuellen negativen Coronatest vorweisen. Die Randbedingungen für den Feldversuch sind gut: Ein Bundesland von überschaubarer Größe mit nicht einmal einer Million Einwohnern; eine bundesweit niedrige Inzidenz; eine gut ausgebaute Test- und Impfstruktur.

Die Möglichkeit, sich freizutesten, hätte zudem den Effekt, dass ein Teil der ohnehin stattfindenden zwischenmenschlichen Kontakte, die zurzeit in ungelüftete Wohnzimmer verbannt sind, in einen öffentlichen und besser kontrollierbaren Raum verlagert würden. Kritiker wie der Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach halten den saarländischen Versuch dennoch für fahrlässig. Bedenken mögen berechtigt sein, aber was ist die Alternative? Den Lockdown zu verschärfen, Schulen, Kitas und nicht systemrelevante Industriezweige zu schließen, bis die Infektionszahlen nahe null sind.

Tests und Impfungen

Abgesehen von der mangelnden Akzeptanz einer solchen ZeroCovid-Strategie – die entsprechende Petition haben in zwei Monaten gerade mal knapp über 100.000 Menschen unterzeichnet – ist ein Total-Lockdown unrealistisch. Die ZeroCovid-Aktivist:innen selbst setzen für ihre Strategie eine Vermögensabgabe voraus, um soziale Härten und Massenarbeitslosigkeit zu vermeiden. Eine solche Abgabe ist kurzfristig nicht in Sicht.

Wenn Deutschland also nicht wie gelähmt im Lockdown verharren will, dann bleiben zwei wesentliche Instrumente, uns aus der Pandemie heraus und die Gesellschaft wieder ins Offene zu manövrieren: Tests und Impfungen. Tests stehen bereits und Impfungen bald in ausreichender Zahl zur Verfügung.

Selbst wenn das Modell Saarland nicht als bundesweite Blaupause taugte – was man sich wünschte, was aber wie alle Versuche auch scheitern kann – sollten Bund und Länder jetzt alle Energien darauf konzentrieren, systemrelevante Bereiche, Schulen und Kitas an erster Stelle, konsequent freizutesten und zu impfen. Es ist höchste Zeit.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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49 Kommentare

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  • "Es ist an der Zeit, kontrollierte Öffnungen zu ermöglichen – verbunden mit Schnelltests."

    Ich weiß nicht, ob die taz es mitbekommen hat. Schulen, Betriebe und Geschäfte sind bereits wie auch die Kantine der taz seit längerem geöffnet.

    Und es ist auch nicht erst jetzt Zeit, dass systematisch getestet wird. Fleischereien testen bereits seit Monaten jeden Mitarbeiter täglich.

    Die Forderung der taz kommt viel zu spät.

  • "2. Welcher Gastronom wird "zufällig" vorbei kommende, aber ungetestete, Freunde von Getesteten abweisen und seinen Umsatz gefährden?" - meinst Du so wie jetzt, wenn ich im Restaurant stehe und mir Essen zum mitnehmen bestelle? Hätte mich gerne setzten wollen, aber dann sind alle aufgeregt auf mich zugerannt und haben was von "empfindlichen Strafen" gefaselt. Ich bin dann nach zwei Uso gegangen.

  • "Die ZeroCovid-Aktivist:innen selbst setzen für ihre Strategie eine Vermögensabgabe voraus, um soziale Härten und Massenarbeitslosigkeit zu vermeiden. Eine solche Abgabe ist kurzfristig nicht in Sicht."



    Naja, wenn mensch an dieser gar nicht erst arbeitet, ist sie gar nicht in Sicht. ;-) Und das kommt natürlich denen entgegen, die sie leisten müssten. Keine Vermögensabgabe einzuführen dürfte im Interesse der meisten Reichen sein. Die Armen dürften eine solche Abgabe anders sehen. Aber was zählen schon deren Interessen. Wichtiger ist es da, auch auf die Interessen der Mittelschicht zu achten, von denen viele Stockholmsyndrom-like dem System anhängen und glauben davon profitieren zu können oder meinen, dass es ihnen ja auch nicht gut ginge und die Armen sich einfach mehr anstrengen mögen ...

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      Ich bin für die Ausstattung der Konsumenten mit Geld. Aber nur, wenn sie damit in meinem Konsumgüterkonzern einkaufen. Eigentlich könnte ich ihnen auch den 10ten Lippenstift und hunderte Packungen Zigaretten und Wanderstöcke und Felgenreiniger, schenken.

    • @Uranus:

      Die Vermögensabgabe war eine völlig überflüssige Dreingabe der ZeroCovid-Petition: Zum einen können während eines Lockdowns keine oder kaum Einkäufe gemacht werden, also braucht es nur wenige soziale Ersatzleistungen, wenn man bei Mieten eine Stundungsregelung macht. Zum anderen soll die Strategie ja gerade schneller und mehr öffentliches Leben wieder ermöglichen, kurbelt also den Konsum an. Damit besteht auch gar keine fiskalische Notwendigkeit.

      Im übrigen war es nicht "das Kapital", das diese Krise verursacht hat, sondern es sind die einzelnen Mitbürger, überrepräsentiert die sozial schwachen, die es mit der Vorsicht offenbar nicht so genau nehmen. Die Abgabe ist offenbar nur ein Anlaß genommen worden, alten Wein in neuen Schlächen andrehen zu wollen. Schade, der ZeroCovid-Strategie ist damit geschadet worden

      • @meerwind7:

        Eine Vermögensabgabe ist nicht überflüssig. Das 60 Prozent-Kurarbeiter*innengeld basierend auf einem ohnehin niedrigen Lohn sind noch weniger. Für gleichhohe Lebenshaltungskosten muss dennoch aufgekommen werden.



        Nehmen wir an, Sie haben Recht und die "Sozial Schwachen" wären überrepräsentiert - warum wäre das denn so? Weil die Armen sich keine Autos leisten können und notgedrungen im volleren ÖPNV unterwegs sind. Weil die Armen zu Jobs mit schlechten Arbeitsbedingungen im Schlachthaus oder als Erntehelfer*in arbeiten müssen. Weil sie Jobs haben, mit weniger Home-Office-Optionen? Um mal ein paar klischeehafte Missstände zu nennen: Weil zuvor nicht in Bildung und bezahlbaren Wohnraum investiert wurde und Wohnungen für Familien knapp sind. Weil kaum mehrsprachig aufgeklärt wurde. Weil Asylsuchende in Unterkünften auf engem Raum leben müssen ... Das sind alles soziale Missstände, die ein Verbreitungsgeschehen befördern. Auf der anderen Seite - haben Reiche u.a. Urlaubsreisen zu Pandemiebeginn in bspw. Tirol gemacht. Aber offenbar wird das Verbreitungsgeschehen im Nachhinein durchaus gerne anders erzählt und Einzelverantwortung betont. Warum bloß?



        Es gibt übrigens auch eine alternative Covid-Eingrenzungsstrategie: NoCovid. Aus Kapitalsicht würde eine konsequente Eindämmungsstrategie nämlich durchaus Sinn machen: geringere Gesundheitskosten, langfristig höherer Konsum und Produktion.

    • @Uranus:

      Es gibt schon eine empfindliche Vermögensabgabe: nennt sich Einkommensteuer. Plus Soli geht schon mal die Hälfte vom über der Beitragsbemessungsgrenze erarbeiteten Geld drauf. Damit wird Vermögen genommen, ehe es durch Arbeit entsteht. Der Blick auf den Lohnzettel ist schon grausam.

      • @TazTiz:

        Von wem schreiben Sie? Es gibt viele Reiche, für die sind bisherige Vermögensabgaben nicht empfindlich. Deren Vermögen sind in den letzten Jahren stetig gewachsen.



        "Nach dem Verteilungsbericht des Deutschen Gewerkschaftsbundes besitzt das reichste 1% in Deutschland sogar mehr Nettovermögen als 87,6% der Bevölkerung zusammen."



        Quelle: Spiegel, siehe:



        www.spiegel.de/wir...-9256-bc3e65ec41ce



        Der Großteil der Vermögen wird nicht erarbeitet. Er wird vererbt. Aber auch, wenn mensch sich das das Einkommen anschaut, was erarbeitet wird, so lässt sich da ein großes Gefälle ausmachen:



        "So verdiente etwa Frank Appel, der Vorstandschef der Deutschen Post, im Jahr 2019 das 162-fache wie der oder die durchschnittliche Post-Angestellte." - Quelle: ebenda

    • @Uranus:

      Kein Argument scheint zu dämlich genug zu sein, um die Reichen weiterhin zu entlasten

      • @Rolf B.:

        @Rolf & Uranus: vielleicht lesen Sie mal meinen Text, bevor Sie geifern. Wer in diesem Land mit Arbeit ein Vermögen zu erreichen gedenkt, wird durch die hohe Einkommensteuer quasi vorab „gemolken“. Das ist die Maße der vermeintlich Reichen.

        Die „richtig“ Reichen sind ihrer dann doch wenige. Deren Vermögen liegt kaum auf Konten sondern steckt in Firmen und Immobilien. Die Besteuerung bringt nicht viel, da dann auch Aufwände gegengerechnet werden können.

        • @TazTiz:

          Tolles Beispiel von whataboutism:

          - Es geht um eine Vermögensabgabe (für Reiche).



          - Sie sagen, die gebe es schon - auf Einkommen.



          - Dadurch würden manche Leute gar nicht erst reich.



          - Da diese Leute gar nicht reich würden, seien das nur vermeintlich Reiche.



          - Alle sind sich einig, dass es um diese Leute nicht geht, dass die Vermögensabgabe sie nicht betreffen würde.

          -> Warum schreiben Sie den Schmuh dann überhaupt?

        • @TazTiz:

          Schauen Sie mal auf die Zeitpunkte der Postings. Rolf B. bezieht sich nicht auf Sie sondern auf meinen ersten Kommentar.



          So wirklich sehe ich da nicht den Widerspruch in Ihrer und meiner Aussage. Ich verweise auf die Reichen, die Vermögen haben und anhäufen können. Andererseits nenne ich hohe Einkommen von Vorständen. Frank Appel erhielt 2019 ca. 6,5 Millionen €. Selbst wenn dieser die Hälfte abgeben müsste, blieben ihm noch 3,25 Millionen €. Klar, ist zum einen, dass er damit Vermögen anhäufen kann, wie auch klar ist, dass es Briefträger*innen anhand ihres Lohnes nicht können. Es sind in erster Linie die niedrigen Löhne zu niedrig. An sich habe ich aber nicht Vermögensanhäufung als allgemeines Ziel im Sinn ...

      • @Rolf B.:

        Womöglich. Andererseits mag es ein Verweis auf die mangelnde politische Mobilisierung für so eine Forderung sein. Allerdings könnte mensch dennoch für Umverteilung werben und gegen diesen vermeintlichen Pragmatismus und vermeintliche Alternativlosigkeit anschreiben ...

  • Es fehlen noch einige Antworten, weil die entsprechenden Fragen noch nicht gestellt wurden:



    1. Wer kontrolliert a) in den geöffneten Restaurants, Kinos, Clubs...



    b) ob die Testformulare (fälschungssicher? standardisiert?) von Ärzten, Apotheken, Testzentren, Schulen, Betrieben, Behörden echt sind oder das tagesaktuelle Datum drauf steht (Tippex und Kopie)?



    2. Welcher Gastronom wird "zufällig" vorbei kommende, aber ungetestete, Freunde von Getesteten abweisen und seinen Umsatz gefährden?



    3. Werden Menschen ohne ein Smartphone ausgeschlossen (ob die "spezielle App" bis Ostern fertig ist, ist lt. MP Hans noch offen), oder müssen diese ein Ausweisdokument vorlegen, nachdem sie ein Formular zur Kontaktnachverfolgung auf Papier ausgefüllt haben, was aus anderen Gründen problematisch wäre?



    4. Werden die Finanzhilfen ab dem Zeitpunkt der Betriebsöffnung eingestellt bzw. müssen sie neu beantragt werden, falls der Modellversuch scheitert?



    5. Ist es verantwortbar anzukündigen, dass auch bei steigender Inzidenz über 100 der Modellversuch nicht abgebrochen wird?



    Die Antworten auf 4+5 können dazu führen, dass a.) neue Antragsverfahren eröffnet werden müssten und b.) einmal geöffnet Betriebe das Land auf Schadensausgleich verklagen, falls doch ein Abbruch des Modellversuchs durch den (absehbaren!) Infektionsverlauf erzwungen wird.

    PS: Gelegentlich erinnern mich die Diskussionen an die Erzählungen meiner Oma über die Bombennächte im 2. Weltkrieg. Damals waren auch viele vom Krieg "genervt". Aber damals hätte wohl niemand, aus der "Genervtheit" heraus, darauf bestanden, seine Wohnungen nicht verdunkeln zu müssen oder gar darauf bestanden, mit einer bunten Lichtorgel auf dem Dach eine Party feiern zu dürfen.

    • @Drabiniok Dieter:

      Das Bomben-Bild ist ein Bomben-Bild - als Denkanstoß.



      Das Argument zählt! Allerdings sehen sich viele Menschen heute ja nicht persönlich als bedroht an - anders als die StädterInnen damals. Der Unterschied besteht eben darin, dass damals zumindest jedeR in der innenstadt oder gar in Bahnhofsnähe etwas gleich gefährdet war. das ist heute anders und das macht es etwas komplizierter.

  • Das wichtigste Problem liegt in der mangelnden Aufklärung darüber, dass exakt das Lockern zu falschen Zeitpunkten unseren derzeitigen Dauerlockdown erst erforderlich gemacht hat. Wir hätten es längst so weit im Griff haben können, dass es anders hätte laufen können.

    • @Axel Donning:

      Genau. Deswegen macht es mich immer wieder sprachlos, dass Forderungen nach Lockerungen kommen, wenn genau diese Lockerungen den Anstieg hervorrufen. Statt dass alle mal für ein paar Wochen die Füße stillhalten und die Zähne zusammenbeißen... Portugal hat es vorgemacht.

      • @Jossi Blum:

        Portugal war noch vor einem Monat ein Desaster und wird es immer wieder sein. Deutschland wird auch wieder bessere Zahlen vorweisen können. Als bedeutendstes, weil mittig gelegenes Transit-Land in Europa wäre es einmal interessant zu sehen, wie die "wenigen schmerzhaften Wochen" einer konsequenten Schließung von Grenzen, Negierung der Bewegungsfreiheit usw. sich am Ende auswirken würden.



        Vielleicht könnte man zur Abwechslung besprechen, weshalb es möglich ist, dass ein paar tausend Intensivbetten das Gesundheitswesen lahmlegen können. Vielleicht hat man da etwas versäumt oder einfach das Gesundheitswesen kaputt gespart und wird in Zukunft weiterhin alles falsch machen. "Lockdown" rufen und auf den Panic-Button hämmern wird langfristig nichts richten (selbst kurzfristig wird die Rechnung ohne Kollateralschäden gemacht) und da regieren an Parlament und Landestagen vorbei bereits der Standard in den Köpfen zu sein scheint, haben wir mit der Attitude bereits einen Bock geschossen.

  • "Wenn Deutschland also nicht wie gelähmt im Lockdown verharren will, dann bleiben zwei wesentliche Instrumente, uns aus der Pandemie heraus und die Gesellschaft wieder ins Offene zu manövrieren: Tests und Impfungen. "

    Die Dauerschleife seit Wochen. Es gibt noch immer nicht genug Impfstoff und die Schnelltests auch nicht.

  • Die Crux dieses Vorschlags: Die Schnelltests haben sich in Studien bisher als nicht besonders zuverlässig erwiesen. Wenn Leute sich also auf ihren negativen Test verlassen und derartige Öffnungsangebote in Anspruch nehmen, können sie umso leichter zu Virenschleudern für ihre Mitmenschen werden.

    Siehe hier:



    www.tagesspiegel.d...isse/27036606.html

    • @Andreas V.:

      Die Frage ist doch auch : Wer hat diese Studie gemacht ?



      Und zweitens : In Tübingen und in Rostock wo es um einiges. besser läuft ,wird mit Schnelltests gearbeitet.

  • vermutlich ist es jetzt die falsche Zeit im Saarland ein Pilotprojekt zu starten.



    Im exponentiellen Wachstum von B117 und der südafrikanischen Variante direkt hinter der Grenze in F (die ist mit Sicherheit, auch schon im Saarland) Strukturen aufbauen zu wollen, die eine kontrollierte Öffnung erlauben, birgt zu viele Fehlerquellen. Es gab diese Zeit, so etwas auszuprobieren, jetzt ist es wohl zu spät.



    Anders sieht`s in Rostock aus, dort besteht Erfahrung , dort gibt es Strukturen, die schon länger "getestet" werden und es funktioniert ganz gut.



    Aber auch dort steigen die Zahlen. In Rostock wird man sehen, ob diese Strategie funktioniert und ich hoffe das sehr.



    Jetzt aber bei Null anzufangen, möglicherweise in bewährter deutscher Marktgläubigkeit, nach dem Motto "Macht mal" ohne zentrale Organisation der benötigten Grundlagen, wie Testeinkauf und einer koordinierten strategischen Testung. Bis das funktioniert sind vermutlich die Infektionen wieder im Anstieg.



    Besonders pikant, das Saarland hat mehr Impfdosen bekommen, als geplant, um die südafrik. Variante aus F abzuhalten, mit genau dieser höheren Impfquote wird jetzt der Versuch begründet.



    Wenn das mal nicht nach hinten losgeht...



    Weder sind im Saarland bereits ausreichend Personen geimpft, um die Öffnung zu begründen noch wird es ein exponentielles Wachstum verhindern.



    Ich hoffe trotzdem das es halbwegs gelingt, kann aber beim besten Willen kaum Hoffnung erkennen.

    • @nutzer:

      wegen der Testungen im Saarland muß ich mich korrigieren, die laufen anscheinend doch schon ganz gut.



      Dann ist das wohl der Testlauf ob`s mit testen gelingt die südafrik. Variante an der Ausbreitung zu verhindern. Das Problem der geringen Durchimpfung bleibt ja bestehen.

      • @nutzer:

        Die geringe Durchimpfung ist das größte Versagen der Bundesregierung und Europas. Denn es kostet Menschenleben und viel Geld und Nerven. Doch niemand übernimmt hierfür die Verantwortung. Auch ist mir unklar, warum die nicht vertragsgemäß eingehaltenen Lieferungen von AstraZeneca nicht von der EU geahndet werden. Man hat zwar deswegen nicht mehr Impfstoff, aber das Pharma-Unternehmen scheint die EU an der Nase herumzuführen. Alleine der seltsame Fund in Italien.

      • @nutzer:

        Der saarländische MP Hans begründete die geplanten Lockerungen damit, dass die Inzidenzen dort 'relativ niedrig' seien. Diese Aussage ist insofern richtig, als dass die Zahlen der übrigen Bundesländer tatsächlich noch höher liegen als die 73 im Saarland (Tendenz steigend). Richtig ist aber auch, dass der bundesweite Inzidenzenzwert auf dem Scheitelpunkt der ersten Welle bei ewa 45 lag und man sich bis zum Herbst sicher war nie wieder zu eine derart hohe Zahl zulassen zu wollen. Dann aber beschloss man vor rund 3 Wochen bei einer steigenden 60er-Inzidenz Lockerungen weil die Stimmung langsam ins Kippen kam; mit dem Ergebnis, dass die Inzidenz heute bei 124 liegt. Das saarländische Experiment ist ein Spiel mit extremen Risiko bei dem der Einsatz in Menschenleben gezahlt wird.

  • 1G
    15833 (Profil gelöscht)

    Ich mag ja die lockdown Anhänger.



    Meistens Leute die genug Geld haben und die mit wenigen sozialen Kontakten auskommen.

    Und das sage ich weil es mein Job ist, Intensivstation sind nur als beispiel im Winter sehr oft überfüllt und ich muss in andere Städte ausweichen.

    Hat damals niemand interessiert.



    Zusätzlich sind die Menschen müde und werden sich nicht daran halten und das liegt auch daran das fast alle den Virus überleben.

    Man hat das Zeitfenster des rigoros lockdown verpasst.



    Der lockdown Light den wir fahren, plus das auf und zu gehabe haben nun alles zerstört um sowas noch durchzusetzen

    • @15833 (Profil gelöscht):

      Exakt.

    • @15833 (Profil gelöscht):

      Ja, das wird so oft vergessen: wir haben ein Jahr Corona hinter uns. Das heißt, dass Menschen sich zunehmend weniger an Regeln halten, war völlig absehbar war. Das wäre immer ein Problem gewesen und das würde dich die Politik und die Kommunikation noch verstärkt. Ein paar Sozialwissenschaftler neben den Virologen hätten da zumindest etwas geholfen.



      Außerdem ist ein Lockdown, wenn das Virus bereits im letzten Kuhstall angekommen ist nicht mehr so effektiv wie zu Beginn, als es noch mehr auf Cluster beschränkt war.

    • @15833 (Profil gelöscht):

      "Meistens Leute die genug Geld haben und die mit wenigen sozialen Kontakten auskommen."



      So bastelt man sich seine Rechtfertigung zurecht um ein Ende der Maßnahmen zu vertreten. Lockdown-Befürworter sind alle vermögende, kontaktscheue Einsiedler. Wohlhabend oder einen an der Klatsche. Schon etwas schlicht.

      • @Andreas J:

        Jedenfalls dürte niemand aus der Brache Hotels und Gaststätten, Taxi, Fitness dem Lock-Down irgendwas abgewinnen können. Die haben seit Monaten zu, egal wie gut ihre Schutzkonzepte waren. Das ist im Prinzip ein Skandal, dass Gerichte dies nicht stoppen, weil es überhaupt keinen Beleg gibt, dass irgendwer sich in einem Hotel mit gutem Konzept angesteckt hat - und die Hotels achteten darauf, im eigenen Interesse, dass diese eingehalten werden, habe ich im letzten Jahr deutlich gemerkt. Warum man nicht als 1 Haushalt in eine Ferienwohnung darf, ist noch abwegiger.

      • @Andreas J:

        Exakt. Es sind nicht nur wohlhabende Einsiedler sondern auch diejenigen, die ihr Einkommen auch ohne morgendlichen Wecker und einen Gang vor die Tür erzielen. Und das sind eben auch Transferempfänger oder Rentiers.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    An einem Tag mit ca. 22.000 Neuinfektionen und ca. 1000 Toten so ein Text. Wow.

    • @970 (Profil gelöscht):

      1.000 Tote? Woher haben Sie diese Zahl?

    • Pascal Beucker , Autor , Inlandsredakteur
      @970 (Profil gelöscht):

      Ja, die Infektions- und Todeszahlen sind erschreckend hoch. Allerdings ist es wenig erkenntnisfördernd, mit noch höheren Zahl zu jonglieren. Der Lagebericht des RKI vom Donnerstag gibt 228 Tote an. Das COVID-19-Dashboard mit den täglich aktualisierten Fallzahlen verzeichnet heute 183 Tote. Es ist etwas fragwürdig, das auf „ca. 1000 Tote“ aufzurunden.

    • @970 (Profil gelöscht):

      Ja, das wundert mich auch. Zudem denke ich auch, dass der Zeitpunkt dafür, sich "mal ausprobieren zu wollen" nicht der allerbeste ist.

    • @970 (Profil gelöscht):

      Zustimmung.

      Dazu noch eine Alternative, die irgendwie nicht bedacht wird: Einen harten Lockdown. Und zwar richtig hart, wo auch Lobbyisten und Kapitalismusbefürworter die Füße still halten müssen. Weil dass die Öffnungen vor ein paar Wochen so übereilt wurden und das Vorweihnachtsgeschäft bis aufs letztmögliche ausgereizt wurde, und in beiden Fällen für Neuinfektionen von 20000 aufwärts gesorgt hat, hat nur den einen Grund, weil sonst die armen Geschäftemacher mit Top-Gehältern zuviel rummeckern. Kapitalismus geht leider über Menschenleben.

  • Danke für diesen Artikel. Solche etwas anderen Perspektiven kamen mir in der taz wie in der generellen Debatte zu kurz in den letzten zwölf Monaten. Kritischer Journalismus heißt eben auch, Alternativen zum Mainstream wenigstens mal anzudenken. Ob das nun alles richtig ist und so geht - wir werden als Gesellschaft debattieren müssen, wie wir unter Abwägung der verschiedenen Bedürfnisse und Ängste mit dieser Pandemie umgehen. Nur in den Chor „Maßnahmen-Maßnahmen-Maßnahmen“ einzustimmen, bringt uns nicht weiter.



    Ich freue mich wirklich, dass auch nach dem Weggang von Bettina Gauß noch erfrischende Artikel zum Thema Corona in der taz zu lesen sind.

  • Danke für diesen Kommentar. Wurde auch Zeit, dass solche Stimmen lauter werden, die die nicht mehr akzeptierte Variante Lock-Down hinterfragen, die inzwischen mehr schadet als nützt. Die Leute treffen sich trotzdem, aber heimlich, was die Kontaktverfolgung erschwert.

    • @Dr. McSchreck:

      Die Leute treffen sich auf Arbeit, von Heimlichkeit keine Rede.



      Und Kontaktverfolgung? Welche Kontaktverfolgung?



      Zumindest bei uns findet so etwas nicht statt, bzw. verläuft im Sand.

      • @Fezi:

        Ich arbeite nicht im Gesundheitsamt, aber die letzten Wochen wurde regelmäßig gemeldet, dass man inzwischen gut in der Lage ist, die Kontakte zu verfolgen, auch bei hohen Inzidenzen - wenn sie angegeben werden. Wenn man sich heimlich verbotenerweise trifft, passiert das eher nicht, hoffentlich haben die Leute dann wenigstens die App aktiv.



        Jedenfalls soll in Saarbrücken nur der in ein Geschäft/Restaurant usw. - der negativ getestet ist (sonst Quarantäne) , dies belegen kann und seine Kontaktdaten da lässt.



        Dieser nächste Schritt muss irgendwann gegangen werden, wieso nicht in einer überschaubaren Region mit niedriger Inzidenz? Man kann den Lock-Down nicht ewig verlängern, schon gar nicht, wenn die Bevölkerung offensichtlich nicht mehr mitmacht.



        Letztes Jahr blieben die Leute Anfang März FREIWILLIG zuhause, bevor der Lock-Down begann. Dieses Jahr passiert das Gegenteil...warum wohl?

        Zur Arbeit: bei meiner Arbeit tragen alle med. Masken, sobald man sich begegnet. Zusätzlich wird viel gelüftet. Mir ist kein Fall bekannt, wo sich jemand dort angesteckt hätte, obwohl es Corona-Fälle gab.

  • Es gibt nicht nur die Alternative die Infektionszahlen auf nahezu Null zu drücken oder einfach aufzugeben.

    Denn: Wenn die Entwicklung der Zahlen so weitergeht wie aktuell, wird das in wenigen Monaten in einer Katastrophe münden. Und von allein wird das nicht aufhören. Die B 1.1.7 Mutation ist deutlich ansteckender und führt auch deutlich häufiger zu schweren Verläufen. Das wird nicht so laufen wie im letzten Frühjahr und Sommer, als die Zahlen fast von allein zurückgegangen sind.

    Es geht nicht darum, die Infektionszahlen auf Null zu senken, es geht darum, so schnell wie möglich deren Zunahme zu stoppen oder wenigstens massiv zu bremsen, damit wir bis zur Impfung eines großen Teils der Bevölkerung durchhalten. Und je länger man damit wartet, desto schwieriger wird es, wenn man es dann unweigerlich ja doch tun wird.

    Mit einer Inzidenz von 100 oder 200 könnten wir zurechtkommen, wenn es dabei bliebe. Aber wenn sie stattdessen dann auf 300, 500 und 1000 steigt, können wir damit nicht zurecht kommen. Und genau auf diesem Weg sind wir gerade.

    Aber klar, wir warten wieder einfach ab, bis das jeder einsieht, weil es knallt. Vernünftig ist das nicht, das ist dumm. Wenn die Regierung nicht klüger sein darf als die Dümmsten in der Bevölkerung, dann gute Nacht...

  • "Neue Perspektiven, bitte!" - was soll das denn jetzt?



    Ist es der Aufmerksamkeit der Autorin entgangen, dass im Januar täglich ca. 1000 Menschen sterben mussten, weil man unbedingt bessere Perspektiven wollte und im November den damals eigentlich fälligen Lockdown nur sehr halbherzig durchgezogen hat?

    Die Perspektiven schaffen nicht wir, die gibt maßgeblich das Coronavirus vor. Darf doch nicht wahr sein, ich weiß, ist aber wahr. Natürlich gibt es Handlungsspielräume, aber die sind unangenehm eng. Und das muss man einfach mal akzeptieren.

    Heute haben wir 22.000 Neuinfektionen; wir sind also schon wieder fast dort, wo wir im Winter waren. In zwei Wochen wird es wieder rappelvolle Intensivstationen und 1000 Tote pro Tage geben, und da wird dann vermutlich nicht mehr über Perspektiven geredet. Mein Gott!

    Ja, Schnelltests, gut. Die können ja gerne zum Einsatz kommen, aber sie stecken den Geist jetzt nicht wieder zurück in die Flasche. Erst muss ein harter Lockdown her, dann kann man vorsichtig öffnen - von mir aus Tübinger Modell - und schauen, was geht.

    Schnelltests mit Impfungen auf eine Stufe zu stellen ist übrigens Quatsch. Schnelltests sind ein mehr oder weniger wirksames Mittel, um sich durchzuwurschteln, Impfungen hingegen sind eine echte Perspektive. Und die kommen bald, und dann is' gut. Vorher aber nicht.

    • @zmx52:

      Volle Zustimmung hier meinerseits.

      • @Snip Snap:

        Ebenfalls Zustimmung: Wunschdenken auf Kosten von Leid, Elend und Menschenleben.

  • Tests verhindern keine Infektionen und sind nicht besonders zuverlässig. Öffnet man also auf Basis von Schnelltests, riskiert man Leben.

    Billig, aber fahrlässig.

    Linke setzen sich doch sonst immer für die Unterprivilegierten ein - Schüler sind unterprivilegiert und in immer höherem Maße betroffen. Sie sind keine Versuchskaninchen und es ist auch nicht "zumutbar", sich mit Corona zu infizieren damit Mama wieder arbeiten kann. Das wäre eine Verlagerung des Problems auf noch Schwächere.

    • @kditd:

      Natülich verhindern Tests Infektionen, weil der positiv getestete nach einer Bestätigung der Infektion durch PCR-Test zuhause bleiben muss und niemanden mehr ansteckt - anders als wenn die Infektion unentdeckt geblieben wäre.

      Und was die Armen betrifft: die leiden unter dem Lock-Down am meisten, weil sie nicht in einer Villa leben mit großem Garten, sondern oft in Mietshäusern, wo nicht mal jedes Familienmitglied ein Zimmer hat.

      • @Dr. McSchreck:

        Ja wenn...

        - Der freiwillige Test verwendet werden würde



        - Das Ergebnis zuverlassig korrekt wäre



        - Im Falle 'positiv' dieses Ergebnis gemeldet werden und per PCR bestätigt werden würde

        Da ist eine gewaltige Menge Konjunktiv im Spiel. Und Sie sind der Meinung, das sich dann 'niemand mehr ansteckt'?

        Ich nicht.

        • @Heile_Welt:

          das ist aber nun mal der Sinn der Sache. Ohne Test kommt man nirgendwo rein, also wird man sich auch testen lassen. Und wer einen negativen Test hat, ist verpflichtet, dann einen PCR-Test zu machen, die meisten falschen Tests sind falsch positiv.

          Für die wenigen, die falsch negativ wären, gibt es ja zusätzlich die zwingende Kontaktverfolgung, wenn sie die betreffenden Orte aufsuchen. Man kommt ohne seine Daten und einen Test nicht rein, nicht in ein Geschäft und nicht in ein Restaurant. Das ist der einzige Weg, denn den Lock-Down machen die Leute nicht mehr mit.

      • @Dr. McSchreck:

        Sie sind also der Ansicht, ein Lockdown ist nur akzepttabel, wenn jeder in einer Villa mit Garten lebt? Ich verstehe auch nicht den Zusammenhang zwischen Lockdown (alles ist zu, die Wirtschaft ruht weitestgehen) und den Wohnverhältnissen. Auch Menschen, die in einer Einzimmer-Wohnung leben, können raus an die frische Luft und spazieren gehen. Denjenigen, die in einer Villa mit Garten leben, fällt auch irgendwann die Decke auf den Kopf und wollen raus.