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Aufweichungen der Corona-RegelnLocker ins Desaster

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Die Verbreitung von Lobbyinteressen ist verständlich. Aber auch ein fatales Signal – denn es geht um Leben und Tod.

Möbelhäuser wie hier in Bochum sind in NRW systemrelevant Foto: Caroline Seidel / dpa

G ut zwei Wochen: So lange hielt in Deutschland die informelle Übereinkunft, dass zur Bekämpfung einer gefährlichen Pandemie außergewöhnliche Maßnahmen notwendig seien, ja, dass es zwingend ist, das öffentliche Leben weitgehend stillzulegen. Das ist kein sehr langer Zeitraum, wenn man bedenkt, dass es bei diesem Kampf buchstäblich um Leben und Tod geht.

Doch kaum kündigen die Regierenden erste, noch sehr vorsichtige Lockerungsübungen an, tritt der Respekt vor dem Virus in den Hintergrund und macht Partikularinteressen Platz: Wenn schon Autohäuser wieder öffnen dürfen, warum müssen dann die angeblich systemrelevanten Möbelhäuser zurückstehen?

Wenn Geschäfte für Polstergarnituren in Nordrhein-Westfalen wieder öffnen dürfen, warum nicht auch systemrelevante Kirchen? Wenn 800 Quadratmeter Ladenfläche erlaubt sind, warum nicht 801 oder auch 8.000? Wenn die Sonne scheint und es wärmer wird, warum nicht endlich Biergärten und Wellnesshotels wieder aufsperren?

Diese ungebremste Verbreitung von Lobby-Interessen ist einerseits verständlich, weil derzeit viel Geld und Seelenheil den Bach herunterzugehen drohen und Lobby-Verbände nun einmal dazu da sind, um ihre Interessen zu artikulieren. Sie ist andererseits dumm, weil hier Äpfel mit Birnen verglichen werden. Nur ein Beispiel: Im Einzelhandel wird üblicherweise eher selten gesungen und gepredigt, in Kirchen dagegen gehört das zum Programm. Schon mal von Tröpfcheninfektion gehört, liebe Landesbischöfe?

Populistische Öffnungen

Die Lobby-Kampftage sind drittens fatal, denn mit all den gar nicht so unverständlichen Forderungen geht ein Signal an die Gesellschaft, es doch bitte mit den Corona-Maßnahmen nicht zu übertreiben. Dieses schon trompetenlaute Signal lautet, dass nun aber genug gelitten worden ist und endlich wieder das pralle Leben beginnen darf, und zwar subito. So mancher Zeitgenosse wird da zu dem Schluss kommen, dass man es auch mit dem Abstandhalten nicht mehr so ernst nehmen muss.

Die bisherigen Schritte zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind in der Bevölkerung auf breite Zustimmung gestoßen. Sie zeigen Wirkung; die Zahl der Neuinfektionen ist deutlich gesunken. Dieser Erfolg ist durch populistische Öffnungen des Geschäfts- und Glaubenslebens gefährdet.

Diesem Ansinnen sollte sich die verantwortlichen Politiker entgegenstellen und ihn nicht etwa noch befördern. Das gilt ganz besonders für den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU), der diesen Überbietungswettbewerb an gefährlichen Freundlichkeiten auch noch anheizt.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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87 Kommentare

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  • Süß zu sehen, wie selbst die taz obrigkeitshörig bis zum geht nicht mehr wird und jeder Deutsche alternativ den Blockwart oder den Stasi IM in sich findet... JEDE staatliche Beschneidung von Grundrechten muss STÄNDIG erklärt, begründet und begrenzt werden und auf Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit gepruft werden! Wo ist eigentlich @lowandorder, wenn man ihn mal braucht? 🤷‍♂️

    • @PLaub:

      Wohl wahr! LOWANDORDER ist diese unkritische Regierungsluftpumperei hier offensichtlich inzwischen einfach zu blöd geworden. Ich kann es ihm nicht verdenken. Es gibt klare individuelle Grenzen des Ertäglichen.

  • Neue Coronavirus-Studie: Deutlich steigende Risiken auch für 40- und 50-jährige Menschen

    "Dramatic rises were seen among middle-aged groups too, with 4% of people in their 40s needing hospital treatment and more than 8% of patients in their 50s."

    www.theguardian.co...ks-from-middle-age

  • Das Infektionsgeschehen ist regional sehr unterschiedlich und auch in den stärker betroffenen Regionen nicht einheitlich verteilt. Dennoch glauben offenbar immer noch viele, man müsse überall gleichermaßen immer die größten Keulen schwingen und möglichst viel Luft verwirbeln.



    Telefoniert man mit Bekannten aus dem Gesundheitsbereich, so bekommt man folgendes zu hören: „Wir bereiten uns hier seit Wochen intensiv vor, aber es fehlt immer noch dringend was.“ Fragt man nach, was das denn sei, so kommt als Antwort - Patienten.

    • @Rainer B.:

      Ja, das höre ich so auch von vielen Krankenhausbeschäftigten zu hören.

      Und natürlich Sachsen hat als erstes Bundesland mit der Maskenpflicht den Start gemacht. Hier gab es aber auch vorher schon vergleichsweise wenig erkannte Covid-19-Infektionen.

  • Ein interessanter Artikel.

    www.tagesspiegel.d...urce=pocket-newtab

  • Die ganzen Massnahmen sind ein Hohn an all diejenigen nicht-Corona infizierten Erkrankten, denen zum Teil die Behandlung verweigert wird, bzw. aus dem Krankenhaus nach Hause geschickt wurden.

    Außerdem ist die Verhältnismässigkeit der Maßnahmen ein Hohn an früher Verstorbene, z.B. einer heftigen Grippewelle oder der ca. 75000 Toten die jährlich an einer Sepsis in Deutschland sterben und da gäbe es noch viel mehr Beispiele an Totesursachen die dieser Maßnahmen würdig gewesen wären.

    Hier wird vollkommen überreagiert und durch eine Massenpsychose (im Volksmund: Der Einzelne ist klug, aber die Masse ist dumm) unverhältnismäßig reagiert und unser aller Wohl in Gefahr gebracht. Und da geht es nicht um ein paar geldgeile Wirtschaftler, sondern um uns alle. Die weitreichenden Folgen eines ShutDowns sind schon lange bekannt, so dass wir in Zukunft mit viel schwerwiegenderen Problemen zu tun haben werden.

    Und wie andere Länder, z.B. Taiwan, Süd-Korea es bereits vorgemacht haben, könnte man auch mit anderen Mitteln, ohne ShutDown diese Krise meistern. Dort sind die Totenzahlen seit Monaten gleich. Wie die das wohl geschafft haben.

    Ich erwarte von Politikern, dass sie einen kühlen Kopf bewahren und sich MEHRERE Möglichkeiten, am Besten mit einem Gremium von vielen verschiedenen Fachleuten, ansehen und vernünftig abwägen. Aber da wurde so einiges verschlafen und der Durchschnittsbürger muss dies nun ausbaden.

  • Danke - komplette Zustimmung. Allein die Ankündigung von "Lockerungen" wird ausreichen, dass eine nennenswerte Zahl der lieben Mitmenschen wieder die Sau komplett rauslassen wird.

    • @Adam Weishaupt:

      So sehe ich das auch, und es ist mir unbegreiflich, dass dieses föderalistische System nicht in der Lage ist, seine Maßnahmen so zu koordinieren, dass sie für alle Bundesbürger Sinn und Verstand ergeben. Allein schon dieses Masken-Empfehlungen-Pflicht-Debakel erweist sich als kontraproduktiv, so dass bald niemand irgendetwas ernst nimmt.

  • Lieber Herr Hillebrand,

    ein Vorhaben muss nicht automatisch falsch sein, weil es Jemandem nützt und der dafür auch die Trommel rührt. Sogar Lobbyisten haben manchmal einfach die besseren Sachargumente. Haben sie das nicht, ist es Aufgabe der Politik und des Exekutivapparates, sie abzuschmettern. Aber allein DASS sie Lobbyisten sind, ist eben KEIN Sachargument.

    Sie haben Recht, dass Lockerungen der Sicherheitsmaßnahmen, nicht einseitig nach wirtschaftlichen Interessen überlegt werden sollten. Aber soweit es die epidemiologischen Überlegungen hergeben, ist es nicht falsch, in die Sachfrage einzusteigen, wer alles vernünftigerweise eine Freigabe bekommen kann. Da hängen ja nicht nur Unternehmensinteressen sondern auch Arbeitsplätze und der Unterschied zwischen Kurzarbeitergeld und vollem Gehalt dran.

    Lobbyisten fällt in dem Zusammenhang die Aufgabe zu, der Exekutive Denkanstöße zu geben. Denn dort sitzen auch nur Menschen, die aktuell sicher unter hoher Belastung stehen und nicht notwendigerweise Alles bedacht haben.

  • Ich wünschte es gäbe so "schöne" Zahlenübersichten wie aktuell zu Corona auch zu andere Krankheiten und medizinischen Problemen in der Bevölkerung. Diverse Infektionen (Blutvergiftung z.B.), Krebsdiagnosen, Unfallverletzte täglich - das würde doch den Menschen und vor allem der Regierung eine ordentliche Relation vor Augen führen!

    Es erschließt sich mir auch nicht, warum Fabriken und Produktionsstätten wieder loslegen und ein kleines Hotel oder eine Pension geschlossen bleiben muss ... u.a.

    Es gibt auf der Welt Länder, da sind Infektionskrankheiten alltag, die durchaus auch einen tötlichen Verlauf nehmen können.

    Die Regierung handelt irrational und die Presse scheint aus dem Panikmodus auch nicht mehr herauszukommen. Die Situation ist ärgerlich ...

    • @EDL:

      Das Bundesamt für Statistik kann da garantiert weiter helfen. Allein, was wäre der Nutzen einer solchen Relation?

      Im Moment fummeln nur diejenigen mit Relationen herum, welche noch nicht begriffen haben, dass so etwas einfach nicht sinnvoll vergleichbar ist.

      Die Zahlen, welche uns Johns-Hopkins, das RKI und wie Sie alle heißen liefern, sind Momentaufnahmen. Völlig ungeeignet für eine Gegenüberstellung mit anderen Krankheiten oder Todesursachen. Denn keine andere Todesursache wurde bisher so konsequent bekämpft wie COVID 19. Naja, das Fahren ohne Gurt vielleicht noch.

      Was bleibt, ist die Erkenntniss, dass es nichts bringt Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Und diese alte Weisheit sollte eigentlich jeder zumindest schon einmal gehört haben.

  • Ich gehe mal davon aus, dass Laschet und sein Koalitionspartner FDP eingeknickt sind vor einer Lobby, die offensichtlich Möbelhäuser als systemrelevant betrachtet. Gut vorstellbar, dass dies mit den anderen Lockerungen die Infektionsrate nicht nur in NRW wieder in die Höhe treibt und dadurch wieder mehr Opfer zu beklagen sind.



    Insofern fühle ich mich durch die Politik der Landesregierung in NRW besonders bedroht, zumal sie noch nicht einmal dafür sorgen konnte, die Bevölkerung mit Masken zu versorgen.



    Wir werden sehen, dass der sogenannte R-Wert bald wieder >1 sein wird. Und dann stehen wir wieder am Anfang.

  • Und: Ich bin auch selbständig. Wenn ich aber Spätschäden einer Lungenentzündung habe oder verrecke, weil es zu viele Patienten sind, kann ich mein Business auch nicht mehr ausüben.

  • WEr von Lockerungen spricht, hat sich noch nie vorgestellt, wie es ist, drei Wochen auf einem Krankenhausflur liegen zu müssen. Kaum noch PflegerInnen und ÄrzteInnen da. Drei Wochen unter Neon, ohne Privatsphäre, drei Wochen Krankenhausgeräusche, -gerüche, -essen, -clo, wenn man noch selber hin kann. Aber kein Zimmer, ein Flur. Dahin wünsche ich alle die Dummschwätzer. Sie sollen geheilt rauskommen, an Covid und anderem geheilt.

    • @Maria Burger:

      Sie haben wohl den Verlauf der letzten Wochen nicht verfolgt, aber es (in Deutschland) liegt keiner auf irgendwelchen Fluren. Wir haben leerstand in den Krankenhäusern weil die Flut (zum Glück) ausgeblieben ist. Wir halten gerade 11.000 Beatmungsplätze frei während andere wichtige Operationen und Behandlungen aufgeschoben wurden, kleine und große Kinder verrückt werden in zu kleine Wohnungen zusammen mit ihren Eltern. Sinkende Lebenschancen auf der einen und Depressionen auf der anderen Seite werden auch Leben kosten. Nur nicht so sichtbar und messbar wie auf einem Corona Dashboard.

      In Meck-Pomm werden aktuell ganze 5 Menschen wegen Corona beatmet, wieso muss da jetzt alles still stehen für 1,6 Mio Menschen?

      • @Franco:

        Danke der Belehrung, ich verfolge die Statistiken sehr wohl und was Sie schildern ist ja nur so, WEIL wir bisher einigermaßen diszipliniert waren. Denken Sie mal daran, wenn Sie dann doch in dem Flur liegen. Und wehe, ich liege daneben und kann noch reden....

      • @Franco:

        Boar, na ganz einfach - damit es eben genau zu diesem Patienten-auf-dem-Flur-Szenario nicht kommt. Wir sind in der glücklichen Situation, daß die Krankenversorgung noch funktioniert, eben wegen der Maßnahmen. Ist das wirklich so schwer zu verstehen? Hier werden jetzt plötzlich an vielen Stellen Depression, häusliche Gewalt oder unwürdige Lebensbedingungen vorgebracht. Die waren vorher auch schon da, da war wegkucken einfacher, aber jetzt kamma damit instrumentalisieren. Spitze! Es geht bei COVID-19 auch nicht nur um die Beatmungsfälle und Tote sondern auch um die ggf. lebenslang zurückbleibenden Spätfolgen für die Patienten, die die Erkrankung überstehen. Auch hier gilt, die Zahlen gering zu halten.

        • @SuedWind:

          Selbständige und deren Familien werden u.U. ebenfalls lebenslang mit den Folgen des Lockdowns zu kämpfen haben. Ob sie erkrankt sind durch's Corona - Virus oder nicht.

          • @DaBa:

            Genau das... All die Selbstständigen, die Gastronomen, die Kreativen, die Unternehmer, die Eventmanager, Arbeiter und Angestellten, die mit Steuern und Abgaben unser Gesundheitssystem überhaupt erst in die Lage versetzt haben, auf diese Situation so gut zu reagieren, sind jetzt die Doofen. Und "dann verschuldet euch halt mit KfW Krediten" ist echt keine Hilfe! Sobald die Kohle nicht mehr fließt wird es RIESEN PROBLEME geben, denn von Klatschen aufm Balkon wird kein Beatmungsbett bezahlt

        • @SuedWind:

          "Ist das wirklich so schwer zu verstehen?"

          Ein problematischer kleiner Satz, denn wer ihn äußert, denkt nicht mehr nach, weil er denkt, er wisse schon alles.

          Ihre Antwort ist ein gutes Beispiel, was momentan so schief läuft in der Diskussion:

          Offenbar bestreiten Sie nicht, dass Depressionen und häusliche Gewalt regelmäßig Opfer fordern, wischen das Argument aber beiseite, weil es die Opfer schon zuvor gab. Und warnen vor Instumentalisierung.

          Offenbar bestreiten Sie ebenfalls nicht, dass momentan keine Patienten auf Krankenhausfluren liegen müssen.

          Folgt man Ihnen, sind Fakten als Argument ungeeignet und nur das Szenario gilt.

          "Die waren vorher auch schon da, da war wegkucken einfacher" - darauf könnte man antworten, dass auch zuvor bereits Leute an Viren gestorben sind. Das fänden Sie vermutlich zynisch, und hätten Recht damit.

  • Zwischen Lockdown und "wie früher" gibt es eine ganze Menge Optionen.

    Und wie man an Südkorea, Taiwan und anderen Ländern sieht, kann man aus diesen Optionen durchaus einen Schutz der Bevölkerung bauen, der ohne (landesweiten) Lockdown auskommt.

    Zumal ja auch in Deutschland Corona keineswegs gleichmäßig verteilt ist. Sinnvoller als undifferenzierte Forderungen nach einer Verlängerung der Sperren oder Vorwürfe der Lobbyhörigkeit wäre daher, zu überlegen, wie wir in Risikogebieten ein Neuaufflammen verhindern und gleichzeitig in kaum betroffenen Regionen eine verantwortungsvolle Öffnung bekommen können. Bei der "Wirtschaft" geht es schließlich nicht nur um fiese Kapitalisten, sondern auch um Arbeit und Einkommen für Freiberufler, Arbeiter und Angestellte.

    • @Peter_:

      Für die Maßnahmen ala Taiwan war es bei uns zu spät. Ein Lockdown viel früher hätte bei uns aber vlt. auch die Bevölkerung nicht mitgetragen, solange die Zahlen noch zu klein waren. Jetzt müssen wir erstmal wieder auf ein Niveau herabkommen, um diese Strategie ernsthaft durchführen zu können. Dazu braucht es die Nachvollziehbarkeit von Infektionsketten. Aber bei täglich noch mehreren tausen neuen Infektionen ist das logistisch nicht drin. Karl Lauterbach hat da Zahlen von "weniger als 200 pro Tag" genannt, dann geht das. Ich traue ihm zu, diese Nummer nicht aus der Luft gegriffen zu haben. Und jetzt kucken wir mal auf unsere zahlen von heute...

    • @Peter_:

      Genau so siehts aus! Leider können oder wollen viele Menschen kein Maß walten lassen. Da gibts nur schwarz oder weiß, "Corona-Party" oder Lockdown.

      Dass wir noch mindestens ein Jahr, wahrscheinlich länger, mit dem Virus leben müssen, wird einfach ausgeblendet.

      Es ist doch völlig klar, dass wir solange Beschränkungen benötigen, aber die rigorosen Maßnahmen der letzten Wochen aus verschiedensten Gründen nicht so lange durchhalten können.

      Unbegreiflich, warum das so schwer zu verstehen ist.

  • Von ability watch gibt es einen sehr schönen und kritischen Film über die Gebrechlichkeitskriterien der Notfallmediziner*innen für die Triage.

    abilitywatch.de/menschistmensch/

    Kämen diese diskriminierenden Kriterien tatsächlich zur Anwendung,



    wäre damit auch ein sehr großer Teil der Behindertenbewegung in Deutschland durch tödliche Selektion gefährdet. Danach gäbe es uns kaum noch.

    Wer also von Lobbyisten spricht, sollte dann doch bitte schön auch nicht über die Interessensvertretung



    andersfäiger und behinderter Menschen schweigen.

  • Die Auswirkungen des Lockdown sind viel stärker als vorhergesehen. Die Erkrankungszahlen sind derart gering, dass es viele Krankenhäuser ohne einen einzigen Corona-Patienten gibt, aber eben auch ohne die sonst üblichen Patienten. Einerseits Kurzarbeit in Kliniken andererseits erwartete Überlastung.

  • Natürlich kann man über die Qualität der Lockerungsübungen streiten. Aber doch bitte nicht so! Dass man nicht ewig die Luft anhalten kann, dürfte auch dem letzten Angsthasen klar sein. Also muss man über Kriterien der Lockerung nachdenken. Zunächst also erstmal darüber, wo man die Basisregeln, wie Abstandhalten etc. einhalten kann. Große Kaufhäuser sind vorest deshalb ausgenommen, weil sie zumeist in den Innenstädten liegen, die dann unkontrolliert überflutet werden könnten. Aber auch diese Gefahr könnte man entschärfen. Ich würde vorsichtig mit dem Populismus-Vorwurf sein, zumal Panikmache / oder sagen wir besser: autoritäre Politik (Söder) zu Zeit offenbar viel mehr Zuspruch findet wie Liberalisierung (Laschet). Und das, obwohl einige seriöse Experten seit Wochen erklären, dass es vor allem auf die Einhaltung von Hygieneregeln ankommt und die ganzen Quarantäne-Maßnahmen eigentlich zu weit gehen,- andere gefahren verursachen.

    • @jan ü.:

      Es geht ja eben nicht um "ewig". Und schon gar nicht geht es um Angst. Es geht geht für Alte und Kranke schlichtweg ums Überleben. Das Wort "Angsthasen" ist nicht akzeptabel und Vorsicht mit Panikmache durch Politiker und Autoritätshörigkeit von Bürgern zu assoziieren ebenso wenig.

      • @Benedikt Bräutigam:

        Es war ja von Anfang an klar dass wir diesen völligen Lockdown nur einige Wochen durchmachen und durchhalten werden.

        Die Zahl der Kranken geht nun seit fast 2 Wochen wieder zurück, da kann man ruhig auch die Maßnahmen zurückfahren. Wenn die Zahlen steigen kann man die Maßnahmen auch wieder verschärfen.

        • @Franco:

          Wir haben überhaupt nicht ansatzweise einen völligen Lockdown. Bei uns wird weiterhin gearbeitet, es gibt keine Ausgangsverbote, fast keine Reisebeschränkungen. Das ist in Teilen Italiens ganz anders.

          • @Benedikt Bräutigam:

            Wenn man Spanien und Italien als Maßstab nimmt vielleicht, aber im Vergleich zu Schweden und Korea schon eher. Die Situation in Bayern ist ja schon recht strikt ("Das Verlassen der eigenen Wohnung ist nur noch bei Vorliegen „triftiger Gründe“ erlaubt."), und Reisebeschränkungen gibt es sehr wohl. Im Rahmen unserer Verfassung war das so ungefähr der strengste Lockdown den man sich vorstellen kann.

            Zum Glück erlaubt es die Lage da jetzt Schrittweise rauszugehen.

            • @Franco:

              Ja und, triftige Gründe sind hier in Bayern ja auch „Sport und Bewegung an der frischen Luft“, was meinen Sie wieviele Menschen auf einmal gerne spazierengehen/radfahren/joggen ;-)

              Seit heute dürfen wir auch wieder Kontakt zu einer Person außerhalb des eigenen Haushalts haben, und die Schutzmaskenpflicht ab 27.4. beim einkaufen/im ÖPV gibt’s in anderen Bundesländern sogar jetzt schon...was ist hier also bitte strenger geregelt als in der restlichen Bundesrepublik?

    • @jan ü.:

      Die Qualifikation Ihrer "Experten" würde mich schon interessieren, zumindest mal ein Name. Die derzeitigen Maßnahmen folgen dem Hammer and Dance-Szenario, das zur Zeit als das in jeder Hinsicht günstigste gilt. Mir ist nicht bekannt, dass jemand einen besseren Vorschlag gemacht hat.

  • 0G
    05653 (Profil gelöscht)

    Es wird wohl auf eine kontrollierte, wellenartige Ausbreitung hingearbeitet. Wenn die Kapazitäten des Gesundheitssystems nach Lockerungen am Anschlag sind, wird wieder verschärft und dann wieder gelockert und wieder verschärft bis man weiss, wie weit Lockerungen gehen dürfen. Das nennt man "mit dem Virus leben" lernen oder "die neue Normalität".

    • @05653 (Profil gelöscht):

      Ja, das ist auch mein Eindruck.

  • Wieder einer dieser in unseren Medien vielfach anzutreffenden Kommentare mit dem moralisierenden Zeigefinger. Bereits ein anderer Kommentar hat die berechtigte Frage aufgeworfen, wie denn die jetzt entwickelten staatlichen Allmachtsphantasien zum Schutz des Lebens dauerhaft finanziert werden sollen. Der Hinweis auf die Rettung von Leben - natürlich ist damit ausschließlich die Rettung vor dem CoVid19-Tod gemeint - bügelt alle Hinweise auf andere Folgen sofort ab. Unser Staat hat sich entschlossen, das allgemeine Lebensrisiko einer Viruserkrankung zur Staatsaufgabe zu machen. Diese Entscheidung kann man treffen und auch gut begründen. Aber man möge bitte nicht so tun, als sei diese Entscheidung alternativlos und alle, die einen anderen Ansatz vertreten, in die Menschenverachterecke stellen. Die Kosten, die wir aufgrund dieser Entscheidung eben nicht in Form von Pandemieopfern zahlen, werden sich anders niederschlagen und woanders fällig werden. Und zwar gleichfalls nicht nur monetär. Auch diese Entscheidung wird Leben kosten. Nur unauffälliger und an anderer Stelle.

    • @OutbackerAS:

      Dieses Gefasel vom allgemeinen Lebensrisiko ist unerträglich. Und zwar nicht nur weil es einfach nicht zutrifft, weil die Pandemie nämlich Alte, Kranke und Arme viel stärker trifft als jede normale Situation, sondern auch weil der natürliche Verlauf, also die Durchseuchung, nicht nur Hunderttausende das Leben kosten würde, sondern auch riesigen wirtschaftlichen Schaden verursachen würde. Ob moralisch oder rational betrachtet, es handelt sich hier selbstverständlich um eine Staatsaufgabe. Genau das sind zwei Grundideen von Staat überhaupt: der Schutz Schwächerer und der Schutz des Ganzen auf lange Sicht. Was Sie hier verbreiten ist nicht nur sozialdarwinistische warme Luft, es riecht auch einfach sehr danach, dass Sie ihr eigenes Risiko ernsthaft zu erkranken für gering halten.

      • @Benedikt Bräutigam:

        Das "allgemeine Lebensrisiko" ist nunmal Fakt. Alle Menschen sterben - irgendwann an irgendwas. Und manche sind empfindlicher für bestimmte Risiken als Andere. Wenn Sie das (oder den Hinweis darauf) unterträglich finden, rate ich zum schnellstmöglichen Umzug in ein anderes Universum.

        Der Punkt ist, dass man das Lebensrisiko nicht ausschalten kann. Man besondere Risikofaktoren abfedern, aber sie auf Null zu reduzieren ist in den meisten Fällen - z. B. auch bei einem Virus, für den es noch keinen Impfstoff gibt - schlicht nicht möglich. Deshalb IST das allgemeine Lebensrisiko der Maßstab, den es anzusetzen gilt, wenn man über Sinnhaftigkeit und Ausmaß von Schutzmaßnahmen gegen ein bestimmtes Risiko diskutiert.

        Und das ist auch human, wenn man "allgemein" nicht ZU allgemein versteht. Es geht nur darum, dass jeder Mensch jeden Tag einem ganzen Strauß tödlicher Risiken begegnet, und nur deren geringe Eintrittswahrscheinlichkeit rettet die meisten von uns - jeden Tag. Es ist immer schön, wenn man ein Risiko eliminieren kann, aber es nur darauf anzulegen, immer unter diese gewöhnliche "allgemeine" Schwelle zu kommen, ist schlicht Overkill.

        • @Normalo:

          Super formuliert, Danke!

  • Ob nicht eher der lange Lockdown mit all seinen Folgen das eientliche Desaster sein wird?

    • @Klarblick:

      Wenn unsere gesamte Wirtschaft kollabiert, weil wir mal 4 Wochen zuerst auf den Menschen schauen, ist diese Art des Wirtschaftens vlt nicht so zukunfstfähig, wie man uns immer weismachen wollte. Die Folgen der alternative - kein Lockdown und exponentielle Entwicklung der Infektionszahlen - kann man schön im Planspiel "Modi-SARS" des RKI von 2013 nachlesen.

      • @SuedWind:

        Es ist bei @Klarblick nicht formuliert, dass es dabei nur um die Wirtschaft geht.

        Es gibt viele weitere Folgen, die die Menschen beim Lockdown treffen.

  • @gyakusou Die Maßnahmen in Bayern waren sicherlich notwendig, aber deshalb, weil zu spät reagiert wurde. NRW hätte eine ähnlich schlimme Entwicklung nehmen können nach Heinsberg, aber dort hat man es besser hinbekommen und die Kurve aus Bayern überflügelte die aus NRW. Es ging hier um wenige Tage des Reagierens oder Nicht-Reagierens mit entsprechend heftigen Auswirkungen.



    Was die Lockerungen betrifft, kann man diese machen, wenn man die Kontrolle über die Ausbreitung verbessert. Das heißt wesentllich mehr Tests in der Bevölkerung, in der Öffentlichkeit, um die Dunkelziffer der Infizierten zu reduzieren und die Reaktionszeit für Maßnahmen zu verkürzen. Zwei Wochen sind zu lang. Natürlich Abstandsregeln und konsequente Quarantäne für Infizierte. Das ist aber so nicht der Fall, daher muss die Kurve der Infektionen zwangsläufig wieder steigen. Ein übles Spiel.

  • Wo bleiben die Schullobby und die Kita-Lobby, die Kinderschutzlobby und die Lobby der sozial schwachen Familien, die Lobby der Obdachlosen, die Lobby der Flüchtlinge ?



    Ach, gibts alles nicht? Na dann brauchen wir uns da ja auch erstmal nicht weiter drum kümmern. Bringt ja sowieso auch kein Geld ein...

    • @Abreger:

      Und wo ist die Lobby der Arbeitnehmer, die hohe Abgaben haben und zudem hohe Mieten tragen müssen. Mehr als ein Schulterklopfer ist derzeit für den Einzelhandelskaufmann nicht drin.

  • Jede Woche, die wir gewinnen, bringt uns Medikamenten und einem Impfstoff näher.

    Es wird intensiv geforscht, und es laufen erfolgversprechende Studien mit Medikamenten, Antikörper von Gesundeten scheinen Schwerkranken zu helfen, Impfstoffe befinden sich in der Erprobungsphase.

    Umsicht ist geraten, wir könnten unsere momentane relativ gute Situation verspielen (während Schweden z.B. 148,4 Tote pro Million Einwohner zu verzeichnen hat, sind es bei uns "nur" 53,8 - die Lockerungen in Schweden sind starker Kritik ausgesetzt.)

    Ein Rückfall in den Bereich des für Pandemien typischen exponentiellen Wachstums ist ohne weiteres möglich; wir nur knapp unter der kritischen Grenze.

    Überstürzte Schulöffnungen z.B. können uns wieder in die Zone dieses sich ständig beschleunigenden Wachsens bringen. Wer glaubt daran, daß Schulkinder Abstandsregeln einhalten können? Wer traut den sanitären Anlagen unserer kaputtgesparten Schulen? Die älteren, kranken Lehrer? Die Großeltern, im selben Haushalt mit den Kindern? Nicht zuletzt: Was ist mit kranken Kindern? Wo sind die Masken für alle? Ohne gute Masken keine Lockerung!

    ‘Italien’, ‘Spanien’ - dieser Schrecken ist für uns noch immer nicht auszuschließen. Kolonnen von Armee-Lastwagen mit Toten. Massenhafter Tod durch Ersticken – ein Tod, den man seinem ärgsten Feind nicht wünscht. Herzinfarkt ist eine Gnade dagegen.

    Ein Kinderrätsel verdeutlicht die Dynamik exponentiellen Wachstums:



    Nehmen wir an, in einem See verdoppeln sich die Seerosen jeden Tag, und am 48. Tag ist der See vollständig mit Seerosen bedeckt. Am wievielten Tag ist er zur Hälfte bedeckt?

    "Wenn derzeit die Zahlen der Neuinfektionen nicht mehr so dramatisch klingen, dann kann dies auch sehr trügerisch sein. Die Spanische Grippe vor 100 Jahren verlief in drei größeren Wellen. Es war nicht die erste, die die meisten Opfer forderte."

    www.tagesspiegel.d...htig/25737632.html

    • @Weber:

      Sie würden sich ernsthaft einen Impfstoff ohne Langzeitstudie spritzen lassen, wenn sie gesund sind? Man hat nicht umsonst mal so aufwändige Zulassungs und Testverfahren für die Pharmaindustrie eingeführt. Außerdem decken wir mit der Grippeschutzimpfung bei einem bekannten Erreger nur 50% der Fälle ab, wird bei Corona eher schlechter sein. Wir werden mit dem Erreger leben müssen, die alljährliche Grippesaison wird jetzt auch zur Coronasaison. Um da langfristig Erfolg zu haben braucht es verantwortliches Verhalten aller mit der Einhaltung entsprechender Umgangsformen und Hygiene. Anstatt hier die Leute wegzusperren und Geld zu verbrennen sollte man die Ressourcen lieber nutzen dort Hilfe zu leisten, wo sie gebraucht wird, nämlich bei der “Risikogruppe“, z.B. Investitionen in Pflegeheime und deren Personal.

      • @FancyBeard:

        Es wird geschätzt, daß nächstes Jahr, wenn die entsprechenden Studien abgelaufen sind, ein Impfstoff zur Verfügung steht.

        Deutlich früher könnten (umgewidmete) Medikamente zum Einsatz kommen: Es laufen Studien mit Malaria-Medikamenten, einem Ebola-Medikament, Studien mit Antikörpern u.a..

        Wieviel % der Geimpften geschützt sein werden, wissen wir nicht, lassen wir das die Empirie entscheiden. Allerdings ist zu erwarten, daß bei Geimpften, die erkranken, der Krankheitsverlauf milder ist. Aber auch da müssen wir die Empirie entscheiden lassen.

        Mit einem Mix: Impfung plus Medikamente für diejeingen, die auf die Impfung nicht oder nur ungenügend ansprechen, könnten wir leben.

        Verhaltensänderungen, gewiß, gehören auch dazu. Manche Menschen haben gelernt, wie man die Hände gut wäscht, Masken werden wahrscheinlich häufig(er) getragen werden; aber das Virus ist so infektiös, daß Verhaltensänderungen nicht der Generalschlüssel sein können - wir müßten dann elementares menschliches Verhalten aufgeben. Kurzfristig, wie jetzt, geht das, muß es gehen. Aber nicht langfristig.

        • @Weber:

          Mit den Umgangsformen meinte ich nicht das, was hier gerade abgeht, sondern einfache Basics wie Händewaschen, keine alten Leute abbusseln etc. Hinzukommend muss jeder, der auch nur ansatzweise Symptome zeigt, sofort selber aktiv werden und sich testen lassen. Das war ja ein großes Problem in Italien, wo die Leute schon defacto tot ins Krankenhaus kamen. Den Leuten muss vorher geholfen werden. Die gröbste Veränderung stellt das Management aerosolintensiver Tätigkeiten dar. Hier kann man ja Impfpflichten einführen und/oder bestimmte Gebiete abgrenzen, in denen diese erlaubt sind. Fand es schon immer schräg, wenn sich selbsternannte Extremsportler irgendwo über den Wochenmarkt quälten. Wie ich aber bereits oben schrieb ist es essentielle Eigenverantwortung bei Symtomen zum Testen zu gehen und wenn es schlimmer wird sofort in Behandlung zu gehen, dann sehen sie Heilungschancen auch besser aus. Zum Thema Impfung: Das Virus schaut gerade sowieso aus wie eine Mutationsmaschine, da bringt eine Impfung noch weniger. Ob es was bringt werden Studien zeigen, in einem Jahr vielleicht. Langzeitfolgen habe ich dann aber immer noch nicht rausgefunden. Bei Medikamenten bin ich aber ganz bei Ihnen.



          Was aber jetzt schon klar ist: Die Veränderung in Städten wird weitaus krasser werden als auf dem Land.

  • Gott schütze uns vor Armin Laschet.

    • @Fallmanagerin:

      Wer hier auf Gott setzt hat schon verloren.

      Wählen gehen beim nächsten mal. ;-)

    • @Fallmanagerin:

      Laschet uns beten...

    • @Fallmanagerin:

      Und Gott schütze uns vor Markus Söder, der vor nichts zurückschreckt um sich selbst in Szene zu setzen und den Macher zu markieren

      • @Abreger:

        Amen... stimme Ihnen zu!

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Wie kommt der Autor auf 2 Wochen Übereinkunft ?! Die Ausgangs-Beschränkungen gelten in den meisten Bundesländern seit dem 16.03. .. das ist nen voller Monat und mehr. Und sie sind jetzt nicht komplett weg, sondern nur reduziert. Die Auslastung des Gesundheitswesens ist im Moment nicht am Limit (60-70% lt. den von der FAZ verbreiteten Zahlen zu leeren Betten), die letzten 4 Wochen Ausgangsbeschränkungen haben den Reproduktionsfaktor trotz gestiegener Anzahl an Tests seit dem 23.03. durchgängig unter 1 gehalten (RKI Epidemiologisches Bulletin 15/20 und 17/20) , Lockerungen machen also Sinn.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      Wiebitte? Die Maßnahmen haben funktioniert, also lassen wir sie jetzt fallen, weil "das macht also Sinn"?!? Irgendwie ergibt Ihr Ursache-Wirkung-Schluss für mich keinen Sinn.

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @SuedWind:

        Der R-Faktor ging direkt nach dem 16.03. runter, berücksichtigen Sie die Inkubationszeit und die gestiegenen Test-Zahlen, liegt die Ursache dafür in den Maßnahmen davor. Wie ich schrieb, die Ausgangsbeschränkungen haben den Faktor unter 1 gehalten ! Die Gründe für die Reduzierung sind vielschichtiger.

  • Wer sich täglich die Infiziertenzahlen, Todesfälle in Deutschland oder NRW anschaut, kann sehen, wie schlimm die Lage ist. Keine Besserung in Sicht. Und die schwedische Bevölkerung muss jetzt die laxe Haltung der Regierung büßen. Es dreht sich um die Gesundheit der Bevölkerung und nicht um SPD-Ideologie, Lobbyinteressen oder Profilierung mancher Politiker.

  • Ich danke der Regierung, dass sie sich im Großen und Ganzen von den Lockerungs-Freunden nicht beeindrucken hat lassen.

    Es ging vor vier Wochen um Leben oder Tod und es geht immer noch um Leben oder Tod.

    Wer Diskussionen anzettelt, dass man das Leben der Vulnerablen doch nicht so überbewerten solle, vor allem der alten, bewegt sich in Richtung Faschismus.

    Denn es gibt dann Leben, das weniger wert ist als anderes.

    Wer glaubt gemütlich im Biergarten sitzen zu können, um den Preis von so und soviel Toten, der hat die Humanität preisgegeben.

    Und die Tragödie verewigt.

    • @Jim Hawkins:

      Die „Leben-und-Tod“-Rhetorik ist faschistisch, weil sie jeden Diskurs erstickt.



      Und kommen Sie mir jetzt nicht mit AfD oder Verschwörung; auf dem Ufer wohne ich nicht.

      • @sepptember:

        "Die „Leben-und-Tod“-Rhetorik ist faschistisch."

        Lassen Sie doch im Kirche im Dorf. Der Diskurs findet doch statt. Er nimmt langsam Fahrt auf.

        Erst hatten wir die Streeck-Nummer, die auch in der taz begrüßt wurde. Wir wollen die Aufhebung der Sperren und basteln uns dafür eine Studie.

        Jetzt finden sich hie und Stimmen die den Wert des alten Lebens bemessen und in Relation zum lebenswerten Leben des jungen setzen. (NZZ, FAZ)

        Irgendwann wird jemand aus der Politik einen Stein ins Wasser werfen und vielleicht bekommen Sie dann ja, was Sie sich wünschen.

        • @Jim Hawkins:

          Was ich mir wünsche, wissen Sie gar nicht. Ich bin mir aber sehr sicher, dass Sie sich irren.

          In Ihrem Fall vermute ich jedoch, dass Sie sich gerne in dem Gedanken sonnen, „zu den Guten“ zu gehören.

          Das Leben ist aber nicht lieb. Gewöhnen Sie sich dran. Und lesen Sie ruhig auch mal meinen Kommentar weiter unten.

          • @sepptember:

            Sie opfern sich also gegebenenfalls freiwillig. Glückwunsch. Wie die Kamikaze-Flieger.

            Hat auch etwas Totalitäres, aber wenigstens freut sich dann einer.



            Der, der ihr Bett kriegt.

            • @Jim Hawkins:

              Im Gegensatz zum Kamikazepiloten befinde ich mich nicht im Krieg, der Kamikaze will nämlich Schaden anrichten.

              Und ja, der junge Mensch darf und soll sich dann freuen. Ich bin dankbar, dass ich bislang ein spannendes, erfülltes Leben hatte. Warum soll jemand mir zuliebe darauf verzichten?

              • @sepptember:

                Sie sollten mal versuchen, über Ihren Tellerrand hinauszuschauen.

                Denken Sie zum Beispiel einmal an Menschen mit Trisomie 21. Die gar nicht erst auf die Welt kommen zu lassen, ist ja einfacher geworden.

                Und so entsteht eine verzerrte Sicht auf diese Menschen, die es ja womöglich gar nicht wert sind, zu leben.

                Wenn Sie sich opfern und da kommen sicher noch einige mehr Helden dazu, dann steht die Frage im Raum:

                Was machen die anderen Alten? Die haben doch auch gelebt, warum opfern die sich nicht?

                Schwuppdiwupp wird aus einer Diskussion ein Sachzwang. Und eine Gesellschaft, in der Widerstand mehr als berechtigt wäre.

                Weil sie inhuman ist und den Wert des einen Leben gegen den des anderen abwiegt.

                So etwas darf es in Deutschland nie wieder geben.

                • @Jim Hawkins:

                  Selbstverständlich haben Leben keinerlei unterschiedlichen Stellewert! Aber über mein eigenes Leben darf ich doch wohl noch selber bestimmen.

                  Warum lenken Sie die Debatte auf Pränataldiagnostik? Natürlich dürfen Downies leben, das ist doch gar keine Frage!

                  Mir geht es darum, dass Solidarität keine Einbahnstraße ist. Beispiel von mir gestern erlebter Praxis:

                  Da gehen junge Leute (offensichtlich ein Paar) mit Mundschutz über einen Platz, während drei SeniorInnen im Millimeterabstand auf einer Bank sitzen, und sich (O-Ton!) über die „hysterischen junge Lück“ amüsieren. DAS ist unsolidarisch in Reinform. Und da wundert es mich überhaupt nicht, wenn Solidarität sich wieder in Luft auflöst.

                  Ansonsten bin ich bei Ihnen: Debatten über „Unwertes Leben“ darf es niemals mehr geben, und mir liegt nichts ferner, als jene noch einmal anzustoßen.

                  Aber demokratische, respektvolle Diskussion über politisches Handeln darf und muss es geben. Sonst führt der Weg über andere Kurven zur Fremdbestimmung.

                  • @sepptember:

                    Natürlich dürfen Sie über Ihr Leben selbst bestimmen, das ist ja das wichtigste Recht überhaupt.

                    Aber es ist eben nichts ohne Bedeutung. Um mal ein gemeines Bild zu malen:

                    Armin Laschet übergibt dem ersten Lebensspender (nicht Sie!) für die Bereitschaft seinen Anspruch auf ein Beatmungsbett an einen Jüngeren abzutreten, einen opulenten Präsentkorb.

                    Mir kommt es vor, dass in diesen Zeiten und in diesen Diskussionen deutlich wird, wie dünn der humanitäre Anstrich unseres Gemeinwesens ist.

                    In der NZZ hat neulich einer geschrieben, man müsse darüber diskutieren dürfen, ob ein alter Mensch mit einer Lungenentzündung unbedingt behandelt werden muss.

                    Das sind so Testballons und die Empörung ist schon groß, das Thema ist allerdings in der Welt.

                    Und: Ich wollte Ihnen nichts Fieses unterstellen.

                    • @Jim Hawkins:

                      Dann bin ich beruhigt. Ich Ihnen auch nicht.

                      Die von Ihnen erwähnte Frage aus der NZZ ist natürlich obsolet. Und ich hoffe, keine Ärztin, kein Arzt stellt jemals solche Gedankenspiele an.

                      Meinen fakultativen Präsentkorb darf Laschet gerne der örtlichen Tafel übersenden. Den brauche ich dann nicht mehr.

                      Und noch etwas fällt mir ein:



                      Was ist mit Menschen, deren OPs derzeit verschoben werden, und die deshalb eventuell Schmerzen erleiden oder zumindest körperliche Einschränkungen? Was ist mit psychisch eh schon angeschlagenen Menschen, die in ihren vier Wänden hart am Durchdrehen entlang hangeln? Was ist mit denen, die um ihre wirtschaftliche Existenz bangen? Oder Menschen im Altersheim, die ihre Familien vermissen?

                      All das geht im Ruf nach Restriktionen völlig unter.



                      Ich finde, auch das verdient Beleuchtung.

                      • @sepptember:

                        Es ist aber ein schöner Präsentkorb.

                        Sonst gebe ich Ihnen natürlich recht.



                        Es ist ein Drama, eine Katastrophe, so oder so. Und diese Schicksale brauchen in der Tat Beleuchtung.

                        Dennoch habe ich das Gefühl, oder dein Eindruck, dass die Regierung bedacht handelt. Nicht immer und überall, aber wie sollte das auch gehen.

                        Jetzt ist wohl nicht die Zeit, allen gerecht zu werden. Weil man es einfach nicht kann.

      • @sepptember:

        Vielleicht irren Sie sich aber über das Ufer auf dem Sie sitzen. Das Argumentationsmuster "erstickt jeden Diskurs" ist nicht wirklich weit entfernt von dem "man wird ja wohl noch sagen dürfen"- Muster entfernt. Beide täuschen darüber hinweg, dass auch Demokratie nicht alles darf, auch nicht die größte Mehrheit und dass nicht jede Meinung akzeptabel ist. Auffällig auch, dass auch in der jetzigen Diskussion mal wieder die Frage verhandelt wird, wieso denn eine Mehrheit, eine eigentlich ja gar nicht so betroffene Mehrheit, verzichten soll zugunsten von Wenigen und Schwächeren. Das ist auch nicht so weit weg von den "Argumenten" in der Flüchtlingsfrage. Ich halte das schon für anti- solidarische Muster, im Kern sogar für anti- soziale Muster, weil sie einfach nicht das Ganze sehen wollen sondern nur sich selber oder die Mehrheit die man zu repräsentieren glaubt. Da prüfe sich jeder, wie weit er noch entfernt ist von Gedanken wie "natürlicher Auslese", "survival of the fittest", "die haben ihr Leben doch gelebt" oder "es kommt auf die an, die arbeiten können". Das sind die Urgründe des Faschismus, und nicht ein vermeintliches Diskussionsverbot. Schon die Frage "was habe ich denn damit zu tun?" ist einer modernen solidarischen Gesellschaft einfach nicht würdig.

        • @Benedikt Bräutigam:

          Sie werden staunen:



          Ich bin tatsächlich alt. Und ich erwarte eben nicht, dass ein jüngerer Mensch sich für mich einschränkt, oder gar im Worst Case keine medizinische Behandlung erfährt, weil ich „sein“ Intensivbett blockiere.

          Es gibt kein Recht auf ewiges und immer längeres Leben, und Natur kennt weder Moral noch Solidarität.

          By the way: Demokratie darf nicht alles? Es gibt sicher Grenzen, wenn ich an Themen wie Todesstrafe denke. Aber Diskurse einfach verbieten? Wer entscheidet das? Sie? Ganz gewiss nicht. „Moral“ beinhaltet keinerlei Recht, Denkrichtlinien vorzugeben.

          Ich wähle übrigens immer noch Grün. Weil ich gegenüber der nächsten Generationen Vieles zu korrigieren habe. Jetzt Sie!

    • @Jim Hawkins:

      Danke. Das ist mir aus der Seele gesprochen. Ich kann auf Triagen-Eugenik gut verzichten und merke schon seitdem das Gerede von Lockerung angefangen hat, dass die Leute draußen die Mindestabstände ähnlich ausreizen wie sonst das Tempolimit. Da stehen dann 30-40 fitte junge Leute mit je 1,43 m Abstand mit Bier und Lautsprecherradanhänger in der Abendsonne auf'er Brücke und feiern sich selbst.

  • Es gäbe da noch die populistische Demokratenlobby, die populistische Kinderlobby, die populistische Frauenlobby usw. usw. und natürlich die populistische Journalisten-Homeofficelobby, die weiterhin von populistischen Lieferdiensten oder im populistischen Supermarkt versorgt werden will von der populistischen Landwirtschaftslobby.

  • Auf die bösen Lobbyisten zu schimpfen ist reichlich wohlfeil, denn es blendet die Frage aus, wie wir künftig unser Gesundheits- und Sozialsystem finanzieren sollen, wenn große Teile der Wirtschaft den Bach runtergehen und die Arbeitslosenzahlen explodieren. Auch die psychischen, kulturellen und gesundheitlichen Auswirkungen eines dauerhaften gesellschaftlichen Ausnahmezustandes wären immens, ebenso die Gefahren für den sozialen Frieden und die Demokratie.

    Daher führt kein Weg um verantwortungsvolle Lockerungen herum, es sei denn, man will in Kauf nehmen, dass die Medizin tödlicher wirkt als die Krankheit selbst.

    • @Huckelrieder:

      auf die Lobbyisten zu schimpfen ist mehr als angebracht, weil die wie immer nicht transparent agieren. Kai Diekmann und Konsortien wollten zumindest erreichen, dass massiv die Stimmung kippt hin zu Lockerungen. Das haben sie geschafft.



      Sehr schön aufgedröselt bei Riffreporter: www.riffreporter.d...emie-exit-laschet/

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Huckelrieder:

      Nun, man muss aber nicht jede Wirtschaft retten. Die Kreuzfahrtindustrie, die Ischgl- Spätrömische-Dekadenz Vergnügungsindustrie und manch anderen Unsinn kann man sterben lassen. Dafür eröffnen sich für andere Branchen neue Chancen.

  • Corona-Karriere

    Faktum: Bayern hat die rigidesten Regeln und die meisten Infizierten und Toten...



    Und der Herr Söder präsentiert sich weiterhin als Vorreiter und Hardliner. Will wohl weiter Karriere machen...

    • @Hartz:

      Das meinen Sie jetzt nicht ernst?

      Bayern hatte aufgrund Starkbierfesten + Tirolurlaubern eine sehr schlechte Ausgangsposition. Die harten Maßnahmen haben aller Wahrscheinlichkeit nach schlimmeres verhindert.

      • @gyakusou:

        Wir in BW haben auch Feste gefeiert, sogar Fasnet, waren auch im Skiurlaub. Und leben im Vergleich zu Bayern freier weiter, ohne dass die Katastrophe ausgebrochen ist.



        Bayern hat zu heftig reagiert, das ist ok gewesen. Es wusste ja keiner, was richtig ist. Nun wird es aber Zeit, das zurückzudrehen.

  • Jede Maßnahme muss aber auch wirksam sein. Corona hat sich vor allem auf Massenveranstaltungen verbreitet und wütet in Alten- und Pfelgeheimen. Vor diesem Hintergrund sind die Lockerungen angesichts des immensen wirtschaftlichen Schadens vertretbar.

    • @André Schlebes:

      Und wie kommt das Virus in die Altenheime? Wieso verzeichnet Schweden gerade in Altenheime so viele Tote, trotz Besuchsverbot? Weil das Personal das Virus hereinträgt. Und das hat sich sicher nicht samt und sonders bei Parties angesteckt.

    • @André Schlebes:

      humanpathogene Viren verbreiten sich überall wo Menschen einander begegnen.



      Nicht "vor allem auf Massenveranstaltungen und in Altenheimen".



      Was sich noch schneller zu verbreiten scheint ist Unsinn.



      Massnahmen dagegen sind meist unwirksam.

      • @Friderike Graebert:

        Ich vermute ebenfalls, dass die in Deutschland nahezu 145.000 Infizierten sich nicht alle auf Massenveranstaltungen infiziert haben. Insofern ist Ihr Kommentar sehr treffend formuliert.



        Leider musste ich bereits beobachten, dass nur einen Tag nach der Verkündung der Lockerungen, viele Menschen ihre Vorsicht gleichsam über Bord werfen und sich im öffentlichen Raum bewegen, wie vor der Krise. Wenn das mal gut geht....

      • @Friderike Graebert:

        Das Zauberwort ist „Verhältnismässigkeit“. Und daher passt es schon, dass Massenveranstaltungen wie Fussball im Verhältnis zum weitläufigen Biergarten ein Problem darstellen.