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Lehrerin über Umgang mit Nahost-Konflikt„Belehrendes geht nach hinten los“

Das Gedenken zum 7. Oktober an Hamburger Schulen sorgte für Kontroversen. Eine Lehrerin schildert ihre Erfahrung dazu.

Wie umgehen mit dem Nahost-Konflikt in der Schule: Um den richtigen Weg muss gerungen werden Foto: Daniel Karmann/dpa
Friederike Gräff
Interview von Friederike Gräff

taz: Wie haben Sie den Jahrestag des 7. Oktober an Ihrer Schule begangen, Frau Mölter?

Anne Mölter*: Wir haben nichts Offizielles gemacht. Wir gehen immer davon aus, dass aktuelle Themen in den Oberstufenkursen oder auch in den Kursen, wo es inhaltlich relevant ist, etwa in Geschichte oder Politik, besprochen werden und dass natürlich auch der Jahrestag besprochen wurde. Vor einem Jahr haben wir ausführlich diskutiert, was wir machen, vor allem nachdem es in Berlin so schwierig wurde.

Und was haben Sie gemacht?

Mölter: Wir haben eine Schweigeminute gemacht. Und danach das, was das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung jetzt vorgeschlagen hat: einen Ort angeboten, wo man hinkommen konnte, wenn man sprechen wollte. Viele sehr junge Schü­le­r:in­nen fragten dort Dinge wie: „Gibt es jetzt Krieg auf der ganzen Welt“ oder Kinder, die darüber sprechen wollten, was mit ihren Verwandten ist.

Dass das Hamburger Schulinstitut von einer Schweigeminute abgeraten hat, hat bei der Hamburger CDU sowie der Bild-Zeitung für Empörung gesorgt.

Mölter: Schweigeminuten, erinnere ich mich aus meiner Schulzeit, waren immer ein bisschen Überforderung. Ich bin auch zunächst ein wenig über die Formulierung des Instituts gestolpert: „Verzichtet auf große Gesten wie Schweigeminuten“. Ich glaube, sie wollten damit sagen, dass es schwierig ist, eine Gedenkminute so zu halten, dass jeder sich angesprochen fühlt und nicht sofort eine Anti-Haltung kommt: „Da wollen unsere deutschen Lehrer eine Gedenkminute für Israel, und wir wollen eigentlich gar nicht mitmachen“.

Ist es sozusagen sicherer, einen Gesprächsraum anzubieten, als eine Schweigeminute, die leicht zu stören ist?

Mölter: Es fällt vielen schwer, nicht zu reden und dann wird es so ein Angstmoment: Oh, Gott, ich muss jetzt lachen, aber ich will gar nicht, oder ich kann da gar nichts mit anfangen. Im Brief des Landesinstituts stand, dass man nichts Belehrendes machen solle und das fand ich ziemlich gut, weil das meist ein bisschen nach hinten losgeht.

Inwiefern?

Mölter: Wenn wir etwa damit ankommen zu sagen: Wir zeigen euch jetzt mal die Tagesschau, weil das für uns ein unabhängiges Medium ist, nehmen das die Schüler und Schülerinnen, die den Konflikt durch ihre Eltern anders sehen, nicht immer ernst. Wir haben damals gefragt, und das finde ich nach wie vor richtig: Was ist eigentlich das Hauptziel, was hat die Schule für eine Verantwortung in so einer Situation?

Und was für eine hat sie?

Mölter: Wir haben gesagt: eine deutsche Schule hat die Verantwortung, all ihren Schülern das Wissen mitzugeben, um zu verstehen, warum die Bundesregierung sagt: Wir stehen an der Seite Israels und warum Herr Scholz bei dem Gedenktag der jüdischen Gemeinde war und nicht auf der Demo der ­palästinensischen Gruppe. Wir belehren nicht darüber, wer Terrorist ist und wer nicht.

Korrigieren Sie Behauptungen, die falsch sind?

Mölter: Wir rücken Fake-News zurecht, wenn wir sie hören. Bei vielen von unseren Schülern, Schülerinnen begann der Konflikt erst mit dem Einmarsch der Israelis im Gazastreifen und teilweise wussten sie nichts vom 7. Oktober, weil es in ihren Familien ausgeblendet wird.

Die Hamburger CDU fürchtet dennoch, dass an den Schulen das Thema klein gehalten wird, um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen.

Der Brief des Anstoßes

Das Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung hat zum Jahrestag des Hamas-­Angriffs auf Israel die Lehrkräfte unter anderem dazu aufgefordert, keine Schweigeminute abzuhalten. Das Institut ist Teil der Schulbehörde, besitzt als externe Dienststelle aber eine gewisse Unabhängigkeit in pädagogischen Fragen. Briefe an Lehrkräfte müssen daher nicht zwangsläufig mit der Schulbehörde abgestimmt werden

Mölter: Man muss schauen, was man für Schüler und Schülerinnen vor sich hat und dass das ein Riesenunterschied ist, ob man in Wilhelmsburg oder in Blankenese unterrichtet. Die Anne-Frank-Stiftung hat geschrieben, dass es erschreckend sei, wie viele Kolleginnen und Kollegen Angst haben, das Thema anzugehen. Deswegen finde ich es hilfreich, was das Landesinstitut in Hamburg macht. Da gibt es nicht nur irgendwelche Linklisten, sondern Expert:innen.

Ist es für Sie als Lehrerin übergriffig, wenn ungefragt eine Empfehlung kommt, was man an einem politisch aufgeladenen Tag tun soll?

Mölter: Ich habe das Gefühl, dass man Unterstützung bekommt, wenn man sie erfragt, aber sie wird nicht übergestülpt. Ein solcher Brief vom Landesinstitut ist eher ungewöhnlich und daraus jetzt einen solchen Konflikt, auch zwischen der Behörde und dem Landesinstitut, zu machen, finde ich unwürdig.

Haben Sie das Gefühl, die Schü­le­r:in­nen inhaltlich zu erreichen?

Wir waren erschrocken darüber, was für Informationen und Bildern die Schüler ausgesetzt sind, wenn wir gesehen haben, was Eltern in ihrem Status gepostet haben. Da kann man gucken: Was ist eine gesicherte Nachricht und was sind Fake-News? Aber das an einem so hochsensiblen Thema aufzuziehen, ist schwierig. Es ist so heikel, weil du immer in der Schule in Frage stellst, was sie zu Hause von ihren Eltern hören und an Nachrichten sehen. Ich glaube, dass viele der älteren Schüler lernen, in der Schule nicht mehr das zu sagen, was sie politisch wirklich denken, weil sie wissen, dass das nicht gut ankommt. In den unteren Klassen sagen sie noch frei, was sie denken.

Im Interview: biomölter

Anne Mölter* Lehrerin an einer Schule in Hamburg-Mitte

* Name geändert

Und dann?

Mölter: Im Moment sagen die Kinder „du Hitler“ statt „du Opfer“ als Beleidigung und da fragen wir nach: „Was weißt du denn darüber?“. Jede Bemerkung, die wir antisemitisch empfinden, bewerten wir als solche, ohne den Schülern und Schülerinnen zu verbieten, was sie sagen, und ohne jedes Mal ein großes Thema daraus zu machen. Das mag für Außenstehende so wirken, als würde man sich drücken.

Werden Sie zornig darüber?

Mölter: Für mich war es berührend, wie viele Kollegen Sorge hatten um die Schüler und Schülerinnen – wir hatten auch schon beim Beginn des Ukraine-Kriegs große Sorgen um russische Schüler. Im Endeffekt ist es friedlich unter den Schülern und sie können meistens abstra­hieren zwischen dem, was in ihren Ländern passiert und was zwischen den Schülern passiert.

Gibt es an Ihrer Schule denn jüdische Schüler:innen?

Mölter: Es gibt jüdische Schüler:innen, aber niemand weiß, dass sie jüdischen Glaubens sind. Ich habe mit Familien gesprochen, die ihren Kindern sagen: Erzählt ja nicht davon. Was kann Schule da tun? Schule soll ein Ort sein, wo man keine Angst hat, aber das sagt sich so einfach. Ich stecke nicht in der Haut von Eltern, die sagen: Sprich nicht davon, dann hast du deine Ruhe. Wir können in der Schule nur versuchen, einen Ort zu bieten, in dem man über seinen Glauben angstfrei sprechen kann.

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60 Kommentare

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  • Grundlegende ethnisch moralische Bildung und Entwicklung muss in den Schulen und überall stattfinden und muss sich dem Gruppendruck und der Loyalität entgegenstellen. Sonst gibt es nur noch Faustrecht und Nihilismus!

  • Ich unterrichte ja an einer Hauptschule und da geht’s einfach ein bisschen rauer zu. Auf Belehrungen verzichten wir auch, da dies meistens keinen Effekt hat. Wenn man was vermitteln möchte, dann sollte man mit gutem Beispiel vorangehen. Wir schauen Nachrichten und geben auch Raum für Diskussionen. Wird die Diskussion zu einseitig, stellen wir auch die andere Seite dar. Äussert sich ein Schüler antisemitisch, diskriminierend etc. bekommt der Schüler gewaltig eins auf den Deckel. Die Linie fahren alle im Kollegium. Zum Schluss: Selbstverständlich akzeptier ich, dass sich meine Schüler auch mit anderen Ländern verbunden fühlen.

  • Ich verstehe das nicht. Bei uns war die persönliche Religion, wenn überhaupt vorhanden, nie ein Thema. Ich wusste nur bei 2 besonders offensiven Mitschülerinnen, dass sie praktizierende Christen waren. Ansonsten... null Ahnung. Uns hat sowas überhaupt nicht interessiert. Nach dem 11.09.01 wurde mal 15 Minuten im Unterricht diskuttiert, was das für die Zukunft bedeuten kann, aber sonst kamen aktuelle politische Ereignisse nie in der Schule vor. Gut so.

  • Der Konflikt ist die perfekte Gelegenheit, Kindern beizubringen, dass sie BEIDES ablehnen sollten. Sowohl den Terror der Hamas als auch die völlig unverhältnismäßige Reaktion der rechtskonservativ-rechtsradikalen Regierung Israels. Man muss nicht auf einer Seite stehen. Im Gegenteil, es ist absolut legitim, auf keiner Seite zu stehen.



    Und ja, es geht NICHT um die Reaktion Israels, es geht um die Reaktion der aktuellen Regierung des Landes.

  • Ich möchte heutzutage keine Lehrerin sein. Es ist doch ein ewiger Tanz auf Eiern und egal, was die Lehrerschaft macht, es ist falsch.



    Lehrer müssen sich mit Kindern, die einen Förderbedarf haben, mit Eltern, die resistent, desinteressiert oder ideologisch verseucht sind, mit Kinder, die von sozialen Medien beeinflusst sind und mit der Bürokratie rumschlagen.



    Und am Ende wissen alle, die den Job nicht machen, sowieso, wie man es besser macht.

  • Gerade zum Nahost-Thema macht es einen deutlichen Unterschied, ob man wirklich eingelesen ist, die Resolutionen und die Geschichte tiefer kennt oder nicht.



    Im zweiten Fall setzt nämlich häufig die Denkverkürzung ein: Juden gleich böse oder Palästinenser gleich böse - etwa dieses Niveau.



    Auch für Kinder und Jugendliche erkennbar zu niedriges Niveau, wenn Glaubensbekenntnisse wie "Staatsräson" Argumente ersetzen sollen.

  • Ich würde Kinder und Jugendliche von der Last befreien, sich in diesem Konflikt für eine Seite positionieren zu müssen, sondern sie eher zu Empathie mit den Opfern auf beiden Seiten ermutigen und die Welt der Erwachsenen infrage stellen.

    Dann könnte man hingehen und die jahrzehntelang Vorgeschichte dieses Konfliktes beleuchten und die verschiedenen Momente, an denen beide oder einer der Konfliktparteien nicht die notwendige Kompromissbereitschaft hatten.

    Das wäre auch eine Möglichkeit, wie man Kindern erklären könnte, wie sich Konflikte beenden lassen und Kompromisse finden lassen.

    Zudem könnte man auch darauf hinweisen, wie der Hass auf die andere Seite zu einer in Identität vieler Menschen in die Region geworden ist und dass diese Identität eine absolut toxische ist.

    Das wiederum könnte der Schlüssel sein, dass Kinder und Jugendliche auch auf Kinder und Jugendliche, die einer anderen Weltanschauung oder Konfession angehören, zugehen und mit Ihnen Gemeinsamkeiten suchen.

    Die Erwachsenen haben in diesem Konflikt versagt, es ist an den Kindern es besser zu machen.

    • @Paul Schuh:

      Kann allem was sie sagen nur vollkommen zustimmen. Gerade auch eine ehrliche historische Aufarbeitung, natürlich dem Alter der Kinder entsprechend, wäre gut und wie sie schon sagen in Kombination mit einer Aufklörung über Konfliktbewältigung und Kompromissbereitschaft. Das ist ja eine Sache die teilweise schon an Schulen gelehrt wird aber nicht in Zusammenhang mit Geschichte und wo man Schülern die Möglichkeit geben kann eigene Konfliktlösungen/ Kompromisse zu erarbeiten.



      Ich weiß nicht wie es jetzt ist, aber zu meiner Zeit endete die deutsch- jüdische Geschichte im Unterricht mit den Nürnberger Prozessen. Das reicht aber bei weitem nicht um diesen Konflikt zu verstehen oder sich eine Meinung zu bilden, genauso wenig wie nur eine deutsche Sichtweise auf den Konflikt hilft. Wie gesagt eine ehrliche Auseinandersetzung, die alle Seiten beleuchtet wäre hier unbedingt notwendig.

  • Die Bildungsstätte Anne Frank leistet in der Hinsicht eine hervorragende Arbeit, sowohl was eine Bestandsaufnahme angeht



    www.bs-anne-frank....%A4fte-Umfrage.pdf

    …als auch im Bereich Fortbildungsangebote



    www.bs-anne-frank....erwachsenenbildung

  • "sie können meistens abstra­hieren zwischen dem, was in ihren Ländern passiert und was zwischen den Schülern passiert." Deutschland ist IHR Land! Was für ein furchtbarer Lapsus!

    • @My Sharona:

      Sehen die Schüler oft anders.

      Selbst wenn ihre Eltern schon hier geboren sind und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen.

      Sagen Sie denen mal, dass das ein furchtbarer Lapsus von Ihnen ist.

  • Sowohl das Landesinstitut als auch die interviewte Lehrerin meinen, dass die Schule die Schüler nicht "belehren" solle. Es ist aber gerade Sinn der Schulpflicht, Kinder zu belehren und dafür zu sorgen, dass sie in der Schule etwas anderes hören als den Müll, der ihnen zu Hause von ihren Eltern eingetrichtert wird.

    Ich frage mich, wie an dieser Schule wohl der Nationalsozialismus behandelt wird. Man kann über die Nazizeit schwerlich im Sinne des staatlichen Bildungsauftrages unterrichten, ohne in gewisser Weise gegen die Nazis und für die von ihnen Verfolgten, insbesondere die Juden, Partei zu ergreifen. Wenn es aber eine kritische Anzahl von Schülern gibt, für die aufgrund elterlicher Erziehung der Holocaust auch ein "sensibles Thema" ist und sie nichts davon hören wollen, ihn leugnen oder ihn gar als großartige Tat bewerten: Duckt sich die Schule dann auch weg? Auch die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Akzeptanz von Homosexualität sind übrigens für viele Schüler "sensible Themen", über die sie nicht im Sinne der Verfassung eines demokratischen und den Menschenrechten verpflichteten Staates "belehrt" werden wollen.

    • @Budzylein:

      Wenn man die Reaktionen vieler Menschen zum Thema so sieht und auch die Kommentare unter den Nahost-Artikeln so durchließt, sind doch ne ganze Menge Erwachsen nicht in der Lage bzw. nicht bereit eine fundierte, differenzierte und empathische Meinung zu diesem komplexen Thema zu entwickeln. Das von Schulkindern (wir reden hier auch über Grundschüler, die Themen wie Nationalssozialismus, Antisemitsimus oder gar Geschichte in Nahost noch gar nicht behandelt haben.) zu verlangen ist da da doch ziemlich drüber.

  • Das oberste Lernziel in der Schule sollte in Bezug auf sozialwissenschaftliche Themen sein, den Lernenden das 'Handwerkszeug' zu vermitteln, wie sie zu einer differenzierten Meinungsbildung finden können. Also nicht zu vermitteln, was sie zu meinen haben, sondern was ihr Weg ist, sich eine Meinung zu bilden. Dazu ist vor allem wichtig, denken zu lernen. Und das immer im Blick auf das Gebot der Gleichheit und Würde aller Menschen, also unseres GG.

  • Die Linke könnte solche Konstellationen vielleicht zum Anlass nehmen und mal die widersprüchliche Position zur "Deutschen Leitkultur" klarstellen.

    Eine Leitkultur, und dazu gehören auch historisch begründete moralische Verpflichtungen, steht in direkten Widerspruch zu einer multiethnischen/ multiperspektivischen Gesellschaft.

    Oder direkt gefragt: Darf eine Gesellschaft überhaupt Einwanderer in ihrem Sinne "erziehen"? Wer sagt "Leitkultur ist Nazi-Zeug" muss das verneinen...

  • Das geht ja schon mal mächtig daneben: „ Wir können in der Schule nur versuchen, einen Ort zu bieten, in dem man über seinen Glauben angstfrei sprechen kann.“



    Wenn jüdische Schüler in der Schule nicht ihren Glauben offenlegen können, ist einiges im Argen und ich frage mich ob die Lehrerin dadurch nicht zeigt, dass die Schule komplett versagt.

    • @Arno Dittmer:

      Aber es IST ja tatsächlich leider so, denn es wird berichtet, dass jüdische Eltern ihren Kindern mitgeben, in der Öffentlichkeit nicht über ihren Glauben zu sprechen … die aktuelle Situation mit dem explodieren Antisemitismus hat das noch mal so richtig „hochgekocht“, aber im Grunde steht eine vielhundertjährige Geschichte der Diskriminierung und Verfolgung in der Diaspora dahinter. Das steckt tief in den (kollektiv-traumatischen) Knochen.



      Ähnliche Erfahrungen machen übrigens auch Yeziden (als relativ „neue“ Einwanderergruppe aufgrund ihrer durch Muslime verursachten religiösen Stigmatisierung) sowie Sinti und Roma, die wie die Juden ebenfalls seit Jahrhunderten hierzulande ansässig, aber eben nicht hundertprozentig assimiliert sind.



      Aber da ist es doch gut, wenn diese ethnisch-kulturellen bzw. religiösen Unterscheidungen gerade am Lernort Schule nicht in den Vordergrund gerückt werden. Kinder sind noch viel eher in der Lage, das Gemeinsame, Verbindende zu sehen, wenn sie nicht durch Erwachsene mit Ressentiments „vergiftet“ werden.

      • @Abdurchdiemitte:

        "Aber da ist es doch gut, wenn diese ethnisch-kulturellen bzw. religiösen Unterscheidungen gerade am Lernort Schule nicht in den Vordergrund gerückt werden. Kinder sind noch viel eher in der Lage, das Gemeinsame, Verbindende zu sehen, wenn sie nicht durch Erwachsene mit Ressentiments „vergiftet“ werden."

        -->Verstehe ich Ihre Aussage richtig? Jüdische Kinder sollen auch weiterhin zu ihrer Religion schweigen, da alles andere die Atmosphäre stört?

        Davon mal abgesehen, dass es in allen Fällen der Jugendlichen "Vergiftung" mit Ressentiments und vor allem Antisemitismus wohl das private Umfeld sein wird, welches die Kinder und Jugendlichen auf derartige Weise beeinflusst. Hier müsste die Schule (eigentlich) als starker Gegenpol agieren und das Thema nicht unter den Teppich kehren, wie es scheinbar an der Schule der Interviewten der Fall ist.

    • @Arno Dittmer:

      Haben Sie denn einen Vorschlag, der über die übliche Wortmeldung, "die Gesellschaft" müsse sich jetzt wandeln und den Arsch hoch kriegen hinausgeht?

    • @Arno Dittmer:

      Es ist dann allerdings nicht nur das Versagen der Schule, sondern auch das Versagen von Konzept und Finanzierung durch übergeordnete Stellen.

      • @aujau:

        In erster Linie ist es vielleicht das versagen der Antisemitischen Mitschüler und deren Eltern?

        • @Blechgesicht:

          Ist auch ein Versagen der Faschoeltern.

        • @Blechgesicht:

          Nein, die können nichts dafür. Da hat eben die "deutsche" Gesellschaft schon versagt, bevor diese Leute überhaupt hier angekommen sind. Antworten Sie bitte nicht, ich halte mir jetzt die Ohren und sehe noch weiter weg als zuvor.

        • @Blechgesicht:

          Genau. Man sollte Verantwortung nicht immer gleich eine Etage höher delegieren, und dann noch eine.

        • @Blechgesicht:

          "antisemitische Mitschüler" also... aha. Hier geht es teilweise um Grundschüler*innen. Wenn Sie Antisemitismus in diesem Lande fördern wollen, dann machen Sie es so wie Sie: brandmarken ohne tiefere Einsicht in die Vorfälle; belehrende Kollektivschuld; Delegitimierung palästinensischen Leids UND - vielleicht am verhängnisvollsten - Abwälzung der Verantwortung.



          Solange man keine neue Ansprache an die Jugend findet, die der Tatsache, dass wir in einem Einwanderungsland leben, Rechnung trägt, verpufft der deutsche Moraldiskurs noch stärker als er das bei einem beträchtlichen Teil der Schüler*innen ohne Migrationshintergrund ohnehin schon tut.

      • @aujau:

        Finanzierung durch übergeordnete Stellen.



        Das könne Sie bestimmt auch näher erläutern.

        • @Whatever1984:

          Kultusminister der Länder? Ist das eine Idee?

  • Ziel der Schule in bezug auf dieses Thema könnte auch sein, die Schüler*innen zu unterstützen, selbst zu bestimmen, wie nah oder fern sie sich zur Position der Eltern stellen, ohne dabei aufhören zu müssen, diese zu schätzen. Dazu braucht es dann auch Informationen zur Geschichte des Nahostkonflikts; aber eher erst, wenn sie sich dafür interessieren.

    • @Brombeertee:

      Das liest sich sinnvoll.

    • @Brombeertee:

      Wenn es sich um umfassende Informationen handelt, könnte es allerdings nach hinten losgehen. Denn dann käme heraus, dass der Nahostkonflikt eine traurige Ko-Produktion ist und die Einseitigkeit der staatlichen Gesten (wem spreche ich Anteilnahme aus?) nicht recht mit diesem Befund in Einklang zu bringen ist.

      • @My Sharona:

        das wäre dann ja nach vorne.

        Ich halte es immer für problematisch, nur die Sicht der einen Seite zu sehen, egal welcher Seite des Nahost-Konflikts.

  • Schwierig nicht Stellung beziehen zu wollen. Ich bin zwar der Meinung, dass die Schule nicht alles richten kann was im Elternhaus schief läuft, aber es sollte schon ihre Aufgabe sein klar zu nennen wer hier der Terrorist ist. Mag sein, dass das dann im Konflikt zum Elternhaus bzw. der Meinung dort steht, aber das kann schlechterdings der Massstab sein. Wenn man dort der Meinung ist es gäbe keine Evolution wird man doch in der Schule hoffentlich trotzdem widersprechen. Am Ende ist es beschämend: die jüdischen Schüler müssen aus leider berechtigter Angst ihren Glauben verheimlichen, während die Schule sich nicht positionieren will, wenn die Schüler von zu Hause üble Weltbilder mitbringen. Aber es zeigt immerhin einmal mehr, dass das Problem in den Elternhäusern liegt die anscheinend nicht hier angekommen sind und die ihre kruden Ansichten auch an ihre Kinder weitergeben.

    • @Fran Zose:

      "Wenn man dort der Meinung ist es gäbe keine Evolution wird man doch in der Schule hoffentlich trotzdem widersprechen. "



      Was hat das mit dem Thema zu tun?

    • @Fran Zose:

      Die Offenlegung des Glaubens ist nicht nur für jüdische Kinder problematisch: Auch islamische Kinder werden Ziel von Kritik, Beleidigungen und Angriffen wenn wieder irgendwo in der Welt ein Terroranschlag oder Krieg mit Muslimen passiert.



      Und auch Russisch-orthodoxe, Jesiden oder andere werden sich grenzwertige Kommentare anhören müssen.



      Alles nicht schön, zum Teil unvermeidlich -eben weil Kinder ja erst lernen müssen, was akzeptables Verhalten ist.



      Aber Juden geht's da nicht anders als anderen.



      Schweigeminuten sind eigentlich eher eine "Erwachsenenidee", aber wenn:



      Und ich hätte es für selbstverständlich gehalten, dass LehrerInnen, die eine Schweigeminute abhalten wollen, das explizit für alle Opfer erklären. Nicht "nur" Juden, oder "nur" Israelis.



      Auf die Idee, das "nur" für palästinensische Opfer zu machen, ist ja (hoffentlich) auch niemand gekommen.

      • @Monomi:

        Nun fordern muslimische Eltern ihre Kinder aber nicht auf, zu verschweigen, dass sie Muslime sind.

        Ich habe muslimische Eltern bei Elternabenden immer als sehr präsent erlebt.

        Es scheint Juden also schon anders zu gehen.

        Der Vergleich mit Jesiden hinkt noch mehr.

        Wieviele jesidische Terrorgruppen fallen Ihnen ein?

        Haben Sie Kinder die wenigstens bis vor einiger Zeit zur Schule gegangen sind?

  • Leider bricht das Interview ab.

    Hat denn Frau Mölter das Gefühl, sie könnte Schüler schützen, die offen ihr Jüdischsein bekennen?

    Die Unis können es ja schon mal nicht.

    Außerdem bin ich überrascht, dass Frau Müller nicht meint, die Vermittlung von Medienkompetenz gehöre in die Verantwortung der Schulen.

    • @rero:

      Sie sagt, die Vermittlung von Medienkompetenz anhand dieses Themas sei schwierig und macht keine generellen Aussagen.

  • "Dass das Hamburger Schulinstitut von einer Schweigeminute abgeraten hat, hat bei der Hamburger CDU sowie der Bild-Zeitung für Empörung gesorgt."

    Mit BILD und CDU gegen Antisemitismus, das ist so wie mit der AfD für eine Stärkung des Asylrechts.

    • @Uns Uwe:

      Aus der Publikation der Kulturstiftung des Bundes: "In der Rangliste linker Hassobjekte rangiert der vor einem Vierteljahrhundert verstorbene Verleger Axel Springer immer noch ziemlich weit oben. Das hängt nicht nur, aber auch – und zwar nicht zuletzt – mit dessen Verhältnis zu Israel, dem Judentum und den Juden insgesamt zusammen. Als die RAF im Mai 1972 in Hamburg einen Bombenanschlag auf das Springer-Hochhaus verübte, wurde das unter anderem damit begründet, dass der Verleger »seine propagandistische und materielle Unterstützung für den Zionismus – die imperialistische Politik der herrschenden Klasse Israels« einstellen solle."

      Der Autor Kraushaar ist nun wirklich unverdächtig, ein Apologet der Rechten zu sein.

    • @Uns Uwe:

      Überlegen Sie einfach mal, was Sie da offenbar aus dem Bauchgefühl heraus geschrieben haben.



      Man kann dem Springerverlag und der CDU sicher manches vorwerfen. Die Stellen oder verwendeten Narrative dort, die den Antisemitismus befeuern, müssen Sie bei derartigen Behauptungen schon konkret vorweisen (bitte mit Quellenangabe).

    • @Uns Uwe:

      Da liegen Sie falsch. Bei BILD und CDU ist Antisemitismus weit weniger ausgeprägt als in der "Linken". Zeigen Sie doch mal ein Beispiel für Antisemitismus in der BILD.

      • @PeterArt:

        Sie finden das gesuchte zuhauf, wenn Sie sich Reaktionen von CDU und Springermedien auf Meinungsäußerungen jüdischer Menschen anschauen, die nicht auf Netanyahu-Linie sind.

    • @Uns Uwe:

      Da tun Sie aber sowohl der Union wie auch der BILD Unrecht: Die stehen zuverlässig solidarisch zum Judentum und zu Israel, das ist gerade beim Springer-Verlag sozusagen Teil der DNA.

      • @Saile:

        Solidarität mit dem Judentum und Solidarität mit Israel ist nicht dasselbe.

    • @Uns Uwe:

      Ist es nicht.

      Die AFD ist GEGEN das Grundrecht auf Asyl und die CDU und Springer FÜR eine Bekämpfung des Antisemitismus.

      Das ist auch seit Jahren schon so. Man kann sicher diskutieren ob einem die Ausgestaltung und die Stoßrichtung gefällt, aber über den Umstand, dass es so ist, lässt sich schwerlich hinwegtäuschen.

    • @Uns Uwe:

      Nun da sind leider komplett falsch informiert, bzw. in Ihren eigen Vorurteilen so ver., bzw. gefangen, dass Sie die Wahrheit nicht sehen und hier Fakenews verbreiten.

      Welche politische Gruppierung, hat denn der Hamas zum "Freiheitskampf" gratuliert und zieht mit Antisemiten durch die Straßen. Das sind wohl eher die linken Gruppierungen.

      Aber es geht wohl nichts über die eigenen Feindbilder.

    • @Uns Uwe:

      Das ist falsch. Es gibt kaum Presseorgane, die so engagiert gegen Antisemitismus anschreiben wie die Springer-Presse. Und die CDU ist in Bezug auf Antisemitismus und seine Bekämpfung im Vergleich zu den anderen Parteien nicht das größere, sondern eher das kleinere Übel.

  • „Wir belehren nicht darüber, wer Terrorist ist und wer nicht.“

    Jo, das machen ja die Eltern mit den erschreckenden Posts schon. Man muss den Kindern ja auch nicht alles zweimal sagen!

    • @Nafets Rehcsif:

      eben so schön:



      "wir hatten auch schon beim Beginn des Ukraine-Kriegs große Sorgen um russische Schüler."

    • @Nafets Rehcsif:

      Ja oder wer "Freiheitskämpfer" statt Terrorist ist. Das bekommen die Eltern auch gut hin.

      • @Whatever1984:

        Und wenn nicht bilden sich die Kinder ja schon selbst im Internet weiter. Tiktok etc.

        Lehrer müssen das Thema nun nicht wirklich auch noch anfassen.

  • Warum kann eine Schule oder eine Klasse nicht einfach versammelt und dann lautstark gesagt werden:

    "Passt auf, Leute. Es gibt Krieg zwischen diesen und jenen in den und den Ländern." Damit haben Kinder der entsprechenden Herkunft aber nichts zu tun, und Schuld daran sind sie schon gar nicht daran. Wer solche Kinder ab jetzt in der Schule beleidigt oder angreift, bekommt einen riesen Ärger, ist das klar?"

    • @Ray No:

      Das ist doch gar nicht das, worum es geht.

    • @Ray No:

      Wie DER riesige Ärger wohl aussieht...

    • @Ray No:

      Die Kinder haben natürlich nichts damit zu tun.



      Wenn in Europa ein Jugendlicher auf eine israelische Firma schießt, hat der wohl nur zu viel Ego-Shootermüll konsumiert. Und die Eltern haben nix bemerkt...

    • @Ray No:

      weil das lautstark Sagen eher Gegenwehr erzeugt und es auf jeden Fall ein Regieren mit der Angst wäre, kein Setzen auf Einsicht. - Ok, sowas ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet; aber davon wird's auch nicht besser. Ich finde den Ansatz der Lehrerin und des Instituts, das den Brief geschrieben hat, gut nachvollziehbar und klug.

    • @Ray No:

      Weil dann kritisiert wird, dass die Schule, die Lehrer etc. zu wenig Empathie aufbringen für die Kinder und deren Situation.

    • @Ray No:

      Es steht zu befürchten, dass davon betroffene Eltern dann weiter wie im Artikel beschrieben reagieren, dass heißt die einen raten ihren Kindern den Glauben zu verheimlichen und die anderen werde ihre Kinder mit Hass aus den sog. sozialen Medien füttern.



      Was oftmals fehlt ist der Durchgriff auf die Eltern, dass ist ja so bei Kindern von Faschos oder sonstigen Abgedrehten genauso, die können ihre Kinder so lange strafunmündig schön instrumentalisieren (ob jetzt bewußt oder aus purer Doofheit ist egal) und passieren tut nichts. Zwar labern die Parteien mit dem C immer über Familie usw., wenn es aber darum geht mal auf den Erziehungsauftrag der Eltern auch mal in dem Sinne einzufordern passiert nichts, die Kinder bekommen einen windelweichen Verweis und die Alten lachen sich einen.

      • @Axel Schäfer:

        Schöne Grüße aus einem Bundesland, wo Parteien mit C länger nicht regiert haben: von den Parteien ohne C kommt da auch nichts.

        Null, nada.

      • @Axel Schäfer:

        Da fehlt es tatsächlich an öffentlichen klaren Worten an Eltern.