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Brandanschlag auf ProtestcampWohin das Zündeln führt

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Der Anschlag auf ein Protestcamp gegen den Krieg in Gaza hat kaum Empörung ausgelöst. Dabei sind Ressentiments gegen Muslime weit verbreitet.

Der Ort des Geschehens vor der Münchner Uni Foto: Sven Hoppe /dpa

D ie Reaktionen auf den Brandanschlag in München sind überschaubar. Kaum ein Wort der Empörung, nur wenig Betroffenheit. Es scheint, als würden Politik und Medien gerne rasch wieder zur Tagesordnung übergehen. Das wäre falsch.

Seit Mai gibt es in München nahe der Universität ein Protestcamp, um ­gegen den andauernden Krieg im Gaza­streifen zu protestieren – dieses Recht mussten sich die Teilnehmer vor Gericht erstreiten. Mehrfach wurden sie dort von einem jungen Mann bedroht, der nun zur Tat griff. Er übergoss Aufsteller, Plakate und Fahnen vor dem Camp mit Benzin und zündete sie an. Ein Video der Tat, das im Netz kursiert, zeigt, wie schnell sich die Stichflammen ausbreiten. Verletzt wurde zum Glück niemand, denn den Camp-Bewohner:innen gelang es, noch vor Eintreffen der Feuerwehr die Flammen mit einem Feuerlöscher zu löschen.

Erst vor einer guten Woche verletzte ein anderer Mann in München zwei junge Männer, einen 18- und einen 25-Jährigen, auf offener Straße mit Messerstichen in Hals und Oberkörper. Die Polizei geht – wie im Fall des Brandstifters jetzt – von einer „muslimfeindlichen Gesinnung“ des Täters aus. Doch auch da blieb die öffentliche Empörung aus. Über München hinaus hat der Fall kaum Aufsehen erregt.

Ressentiments gegen Muslime sind in Deutschland sehr weit verbreitet, links wie rechts. Für manche bietet der Krieg in Gaza einen willkommenen Anlass, ihrem antimuslimischen Rassismus freien Lauf zu lassen. Das zeigt sich nicht nur an den Kommentaren mancher Kolumnisten in Leitmedien und den vielen menschenverachtenden Kommentaren im Netz. Auch die ausbleibenden Reaktionen auf antimuslimische Hassverbrechen zeigen, dass es an Empathie für die Betroffenen und an Bewusstsein für das Problem fehlt. Denn wenn Muslime – oder Palästinenser – die Täter sind, fallen die Reaktionen regelmäßig ganz anders aus.

Es wäre gut, wenn sich das ändern würde und manche Scharfmacher das weitere Zündeln unterließen. Nicht nur in Großbritannien kann man sehen­, wohin es führt.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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56 Kommentare

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  • Libuda , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Wenn die Diskussionen ausfallend werden, zu weit vom Thema abweichen, oder die Zahl der Kommentare zu groß wird, wird das leider nötig. Sonst können wir die Kommentare nicht mehr zeitnah moderieren.

  • Dass der Nahostkonflikt mit all dem grenzübergreifenden Leid der Menschen vor Ort und jede Schlagzeile dazu von bescheuklappten Eiferern so zurechtgebogen wird, wies grad durch die jeweils bevorzugte Schablone passt, daran hab ich mich ja längst gewöhnt. Die simplifizierten Gut/Böse Bilder, das selbstverständlich gewordene Relativieren und das gegenseitige Aufwiegen von Hass, Gewalt, Terror und Opfern.



    Aber dass nach einem Brandanschlag in Deutschland in der ganz billigen Rammschkiste nach "Argumenten" gesucht wird, warum das jetzt irgendwie gar nicht so schlimmm war, ja nur ein paar Plakate gebrannt haben und die "Anderen" da ja auch irgendwie selbst schuld haben, zeigt wie verottet diese Debatte mitlerweile ist.



    Ich teile die Meinung der Protestierenden überhaupt nicht und ich finde so manchen Artikel von Herrn Bax auch nicht ausreichend differenziert. Aber wie kann man so weit abdriften, um so eine Brandstiftung auch nur ansatzweise irgendwie rechtfertigen zu wollen. Geht's noch?

  • Herr Bax verabschiedet sich mit jedem Text mehr aus der Debatte. Wären die Zeiten nicht so ernst und mittlerweile nicht einige Innenstadtbezirke no-go-areas für Juden, Israelis und israel-solidarische Personen, man könnte genüßlich diesen antiliberalen Quatsch dekonstruieren und im selben Moment vergessen. Feinde werden mit roten Dreiecken markiert, Journalisten krankenhausreif geprügelt, in "Solidaritätscamps" zu Gewalt gegen Andersdenkenden und Polizisten aufgerufen ... aber was rege ich mich auf. Für Herrn Bax sind Muslime offensichtlich "edle Wilde" bei denen andere Standards gelten, als für den Rest der Bevölkerung. Nennt man das nicht positiven Rassismus?

    • @Amra:

      "sind Muslime offensichtlich "edle Wilde.."

      Ich würde einmal behaupten, dass 99% der Muslime in Deutschland nichts mit den Pro-palis zu tun haben. Ihre Verallgemeinerung ist daher äußerst unpassend. Abgesehen davon haben die Demonstrationen nur wenig mit dem Islam zu tun. Ein großer Anteil der Pro-palis besteht zudem aus deutschstämmigen Personen.

      Das es in Deutschland nicht erst seit dem 07 Oktober eine weit verbreitete Muslimfeindlichkeit gibt und das Muslime in ihrem Alltag ständig Diskriminierungen ausgesetzt sind, können sie auch nachlesen im Bericht des UEM von 2023.

      Muslimfeindlichkeit - Eine deutsche Bilanz

      www.bmi.bund.de/Sh...23/06/dik-uem.html

  • "Beispielsweise „antimuslimischer Rassismus“: bis heute hat sich mir nicht logisch erschlossen, was das sein könnte und ob hinter dieser Begrifflichkeit wirklich mehr steckt als Kampfrhetorik im Sinne islamistischer Interessen, wie sie Bax offenbar auf seiner Agenda hat."

    Steile These.



    Ihnen sind die Publikationen und Arbeiten der islamwissenschaftlichen Fakultät Osnabrück anzuraten. Lesen Sie sich in die sehr differenzierten Arbeiten von Dr. Michael Kiefer ein.

    Vielleicht gibt es dann eine Basis mit Ihnen überhaupt einen seriösen, kundigen Diskurs zu führen.

    Im Moment bestreiten Sie offenbar Realität, um Ihre Parallelwirklichkeit, Ihre gefühlte Wirklichkeit zur Wahrheit zu erklären.

  • Wer denn der Meinung ist es gibt keine Muslimfeindlichkeit in Deutschland, und das scheinen ja einige zu sein, der kann sich ja gern den Abschlussbericht des Unabhängigen Expertenkreises Muslimfeindlichkeit (UEM), der nach den Angriffen in Hanau vom Innenministerium einberufen wurde, anschauen: "Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz"



    www.bmi.bund.de/Sh...23/06/dik-uem.html

  • Will den Text unter der Hauptüberschrift von Herrn Bax mal so beantworten:



    Solange weite Teile der Muslime von Marokko bis Afghanistan 'Ressentiments' gegen Juden haben wird das in der aktuellen politischen Lage nicht viel besser werden.



    Auf welcher Seite ich da stehe ist klar: Der Islam braucht eine liberale Reformierung, je schneller je besser! Und mutige Protagonisten die das aussprechen und vorwärtstragen.

    • @Tom Farmer:

      Und die gibt es, aber sie werden viel zu selten gehört und angehört.

      Und selbstverständlich ist der Brandanschlag mit nichts zu rechtfertigen.

      Und sicher hat die islamische Welt ein Antisemitismusproblem - und nicht "nur" ein Israelproblem.

      Und interesanterweise wird die Solidarität der islamischen Welt gegen Israel laut, aber nicht gegen Al Shabaab und die iranischen Mullahs und nicht gegen die Taliban oder die Milizen im Sudan - da sind dann die muslimischen Geschwister vor Ort plötzlich einsame Opfer.

  • Ob in dieser aufgeheizten Stimmung Nahost ein Beitrag wie der von Bax hilfreich gegen Ressentiments ist? Ich vermute doch eher das Gegenteil. Beispielsweise „antimuslimischer Rassismus“: bis heute hat sich mir nicht logisch erschlossen, was das sein könnte und ob hinter dieser Begrifflichkeit wirklich mehr steckt als Kampfrhetorik im Sinne islamistischer Interessen, wie sie Bax offenbar auf seiner Agenda hat. Sein Geraune von einer Stimmungsmache gegen Muslime passt hier wirklich nicht ins Bild.



    Propalästinensische bzw. antiisraelische Camps abfackeln zu wollen, halte ich für kriminell, die Unterstützung dieser Camps und die Auftritte ihrer Agitatoren allerdings für politisch äußerst zweifelhaft.

  • Im "Journalist" habe ich in einem Beitrag von Sebastian Turner gelernt, dass es in Medien den "Contrarian“ gibt. "Das kann man mit der alemannischen Narrenfigur des „Widerwurz“ übersetzen. Er stellt sich grundsätzlich gegen die herrschende Meinung. Gerne auch dann, wenn sie zutrifft."



    Dass es ihn jetzt so häufig gibt hat mit der ökonomisch prekären Lage von Printmedien zu tun, die anstelle nüchterner Abwägung auf Zuspitzung, auf "Thesenjournalismus" setzen, in dem Glauben, dass das geneigte und vom social media Gesumse auf Flaches und Knalliges konditionierte Publikum nur noch auf gut-schlecht und schwarz-weiß Botschaften anspringt, weil das ambivalente grau auszuhalten zu anspruchsvoll ist.



    Für mich ist Daniel Bax so ein Contrarian.



    Er wirft sich hier in Klägerpose und zieht bei islamischen Israel-Hassern und Palästina Freunden umstandslos die Opfer-Karte, was er m.E. bei jüdischen Opfern nicht tut oder je getan hat.



    Vlt.meint die taz Redaktion, im Dienste der Bandbreite von Meinungen bedürfe es solcher Polarisierer. Ich sehe das anders und versuche mir vorzustellen, wie die Jüdinnen und Geschichtsbewussten unter den taz Schreibenden sich fühlen, wenn sie so etwas lesen.

  • Ich persönlich finde ja das Kommentare wie von Herrn Bax eher ein zündeln sind. Ich sehe darin nichts was dem komplexen Gesamtkontext gerecht wird . Ich finde seine Ansicht sehr unausgewogen , selbst für die eigene Sache .

  • Hat die Generalstaatsanwaltschaft München begründet, wie so schnell auf den Verdacht der Muslim und nicht etwa Palästinenserfeindlichkeit gekommen sind? gabs da eine Hausdurchsuchung oder ähnliches?



    Online liest man nur von Vermutunge. Vermuten kann man viel.

    • @Usch Bert:

      Möglich hat der Verdächtige, der da kurz danach festgenommen wurde, eine entsprechende Aussage gemacht? Schon mal in Erwägung gezogen?

  • Man kann an den Kommentaren hier ganz klar erkennen, was Herr Bax meint.



    Hetze und Hass, einfach nur widerlich.

    • @Des247:

      Müssten Sie konkreter werden.



      Hass und Hetze verstoßen gegen die Netiquette.

  • Tja. So unterschiedlich können Wahrnehmungen sein. Da darf man nicht einmal zur Vernichtung des Staates Israel (= Ermordung aller Israelis) aufrufen, schon ist man Ressentiments ausgesetzt.

  • Lieber Herr Bax, mal ehrlich: haben Sie erlebt, dass bei Israel-Solidaritätsveranstaltungen oder Demos zu Gewalt aufgerufen wurde? Dass Journalisten angegangen, verfolgt oder geschlagen wurden? Skandiert man da etwa "Tod den XYZ"? Sie fragen sich warum es eine Ungleichverteilung der Sympathien gibt? Diese scheint mir vor diesem Hintergrund sogar relativ klein. Ob es tatsächlich Zündeln ist, ist auch jenseits davon fraglich. Shalom.

    • @Chris Demian:

      Wo gab es jemals Netanjahu-Solidaritätsveranstaltungen in DE? Mit dem sind doch nicht einmal die Angehörigen der Geiseln solidarisch!

      Und eins bekommen die Siedlerfans nie im Leben hin: Solidarität mit den zehntausenden getöteten unschuldigen Palästinensern.



      Das ist bei propaläsinensisch eingestellten Menschen anders. Die haben eine klare Position gegen Terrorgruppe Hamas

    • @Chris Demian:

      Ich könnte mir vorstellen, dass die offiziellen Aussagen rechtsradikaler israelischer Minister einiges zum Misstrauen gegenüber Israel beigetragen haben. Im Gegensatz zu Demonstranten in D. sitzen diese an den Hebeln der Macht und können ihren Worten auch Taten folgen lassen.

  • Universalismus ist etwas Schönes. Dann schaut man auf Prinzipien und nicht so sehr auf seine eigenen Befindlichkeiten.

    Und ersetzt seinen vorigen Anti nicht vorgeblich durch einen Rochus auf Muslime oder ... oder ....



    Auch wenn man nicht mal den Koran selbst las oder die sehr eindeutigen UN-Resolutionen ...



    Gib Menschen eine Chance! Und damit Dir selbst.

    • @Janix:

      👍🙂

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    » Für manche bietet der Krieg in Gaza einen willkommenen Anlass, ihrem antimuslimischen Rassismus freien Lauf zu lassen. Das zeigt sich nicht nur an den Kommentaren mancher Kolumnisten in Leitmedien und den vielen menschenverachtenden Kommentaren im Netz.«

    Einspruch. Denn es ist wichtig, dass man eine auch vehemente anti-islamistische Haltung nicht mit dem Hass auf Muslime verwechselt. So soll man kriminelle Brandanschläge und Messerangriffe unabhängig vom Täter- bzw. Opferprofil verurteilen. Meine bekanntlich pro-israelischen Ansichten halten mich zum Beispiel nicht davon ab, queere palästinensische Geflüchtete im Ehrenamt zu betreuen. Stichwort: Empathie.

    Der Islamismus ist allerdings keine Religion. Unter Berufung auf den Koran bezweckt er die Abschaffung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Hierzulande und weltweit. Die Opfer des Islamismus, global gesehen, sind in der überwiegenden Mehrzahl sogar Muslime selbst. Zu den Geiseln, die in Gaza von der Hamas festgehalten werden, zählen seit 18 Jahren bis zu 2 Millionen Palästinenser:innen. Sei die Erwähnung dieser Tatsachen muslimfeindlich? Seien die roten Dreiecke und Intifada-Rufe nur Hirngespinste?

    • @Michaela Dudley:

      "Denn es ist wichtig, dass man eine auch vehemente anti-islamistische Haltung nicht mit dem Hass auf Muslime verwechselt. "

      Mit dieser Art der Trennung gehen Sie allerdings schon die fragwürdige "Ethnisierung" des Islams / der Muslime mit. Präziser formuliert wäre doch, selbst verhärtete Kritik am Islam nicht mit Ressentiments gegen Menschen aus der arabischen Welt, Pakistan, Indonesien oder anderen mehrheitlich muslimischen Gegenden zu vermengen.



      Muslime können wie jede Sorte Mensch aussehen und handeln. Mir zum Beispiel sind bedauerlicherweise auch Muslime bekannt, die zugleich "bio-Deutsche" Rechtsextreme sind.

      • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
        @Wurstprofessor:

        » Mit dieser Art der Trennung gehen Sie allerdings schon die fragwürdige „Ethnisierung“ des Islams / der Muslime mit. «

        Der Verfasser des Artikels schreibt über den „antimuslimischen Rassismus“. Aber Sie, mit ihrem obigen Satz, werfen ausgerechnet mir vor, bei der Ethnisierung des Islams bzw. der Muslime mitzumachen? Wie kommen Sie eigentlich dazu?

        Weder bei meiner vehementen Kritik an den Islamismus noch bei meiner neutralen Bezugnahme auf Muslime habe ich irgendeine ethnische Gruppe genannt!

        Ist das Ihnen wurscht?

    • @Michaela Dudley:

      "Meine bekanntlich pro-israelischen Ansichten halten mich zum Beispiel nicht davon ab, queere palästinensische Geflüchtete im Ehrenamt zu betreuen. Stichwort: Empathie."



      Sie schreiben das in jedem Ihrer Kommentare und auch in Ihrem heutigen Artikel. Klingt für mich wie eine Art Rechtfertigung. Empathie gegenüber den Toten in Gaza habe ich noch NIE bei Ihnen gesehen. Scheinen Sie nicht zu haben oder täusche ich mich? Sind das alle Islamisten für Sie? Sie haben in Ihrem letzten Artikel erwähnt all Ihre geflüchtete Palästinenser die Sie betreuen "sind dafür, dass Israel gewinnt". Ganz ehrlich, ich könnte mir für diese Menschen geeignetere Betreuer vorstellen - die tatsächlich empathiefähig sind.

    • @Michaela Dudley:

      Einspruch stattgegeben. Abseits davon sind Muslime in Deutschland zunehmend Diskriminierung ausgesetzt und das mittlerweile nicht nur auf dem Arbeitsmarkt oder in der Schule sondern auch in Alltagssituationen.

      Gerade die Mitte der Gesellschaft assoziert mit Muslimen Eigenschaften wie rückständig oder bedrohlich. Die Berichterstattung in den Massenmedien tut ihr übriges dazu, dass dieses dann in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals unbewusst zu einer Konstruierung von Fremdheit oder sogar Feindlichkeit führt.

      Es gibt zahlreiche Studien (die jüngste vom UEM 2023) die belegen, dass Muslimfeindlichkeit auch mit anderen Formen der Menschenfeindlichkeit zusammen hängt, etwa mit Neigungen zu antisemitischen Haltungen.

      Muslim- und Fremdenfeindlichkeit allgemein sind daher nicht allein dem weltpolitischen Umständen geschuldet, sondern das Bild in unseren Köpfen speist sich aus Vorurteilen die unbewusst schon seit Beginn unserer Sozialisierung aufgebaut wurden, somit permanent vorhanden waren und auf die bei entsprechenden Anlässen zurückgegriffen wird.

  • Der Brandanschlag ist ebenso zu verurteilen wie der Messerangriff. Ich habe den Eindruck, dass antimuslimische Ressentiments unter Anderem auch aus einem Gefühl des Kritikverbots an den Muslimen entsteht. Kritik ist da übrigens etwas Anderes als die Kübelei von AfD und Konsorten.

    • @aujau:

      Kritikverbot gegenüber Muslimen oder dem Islam? Sorry, einen solchen Unsinn möchte ich in der taz eigentlich nicht lesen müssen, auch nicht in der Kommentarspalte.



      Linke Religions-/Islamkritik sollte - so notwendig sie auch sein mag - immer noch aufklärerischen Prinzipien sowie einer gewissen intellektuellen Redlichkeit folgen. Auf AfD-Stammtisch-Niveau können wir doch gut und gerne verzichten, wie Sie ja selbst schreiben.

    • @aujau:

      "des Kritikverbots an den Muslimen"



      Auch das ist eine Mär: Talkshows, Tageszeitungen und Buchhandlungen sind voll mit Islamkritik, die sich keineswegs immer von AfD und Konsorten unterscheidet.

      • @O.F.:

        Tatsache ist, dass speziell linke Islamkritik kaum existiert bzw. kaum wahrgenommen wird. Es ist für die Linke selbstverständlich, das Christentum, insbesondere das katholische, zu kritisieren, was das Zeug hält. Eine ähnliche Auseinandersetzung mit dem Islam gibt es dagegen kaum, weil man Angst hat, in die Nähe des Rassismus gerückt zu werden. Zum Beispiel auch von Herrn Bax, der oben wie selbstverständlich den Kampfbegriff „antimuslimischen Rassismus“ benutzt, der natürlich exakt das bezweckt: Kritik am Islam von vornherein zu delegitimieren, in dem sie mit moralisch verwerflichem Rassismus verquickt.

        • @Suryo:

          Na ja, linke Islamkritik wird wohl deshalb kaum wahrgenommen, weil sie a) in eine allgemeine Religionskritik eingebunden sein sollte und b) oftmals als „Vehikel“ für tatsächliche Muslimfeindlichkeit daherkommt. Und dass die Existenz von Phänomenen wie Islamophobie schlichtweg - auch von Teilen der Linken - bestritten bzw. komplett negiert wird, spricht eigentlich schon Bände.



          Dass sich Derartiges jetzt aktuell in GB Bahn bricht, kann ja nicht von der Hand gewiesen werden, es ist zu offensichtlich. Und in ihrem Muster und Verlauf entsprechen diese antimuslimischen Gewaltexzesse durchaus den judenfeindlichen Pogromen in der europäischen Vergangenheit.



          Denken Sie darüber mal nach und dann suchen Sie den Zusammenhang zu dem von mir in a) genannten Punkt. Dass Juden- und Christentum in der Gegenwart bei weitem nicht derart am Pranger stehen wie der Islam, haben diese weiß Gott nicht sich selbst zu verdanken. Welche Widerstände dem Gedanken der Aufklärung in der Geschichte entgegengebracht wurden, wissen Sie doch selbst zu genau.

        • @Suryo:

          Das stimmt doch nicht; es herrscht kein Mangel an linker Islamkritik (da Sie die taz lesen, sollten Sie das eigentlich wissen), teilweise seriös, teilweise kaum von ihrem rechten Gegenstück zu unterscheiden. Dass innerlinke Diskurse keinen größeren Nachhall finden, liegt an der Einflusslosigkeit der gegenwärtigen Linken und hat nichts spezifisch mit dem Islam-Diskurs zu tun.



          Herr Bax hat den Begriff „antimuslimischen Rassismus“ oben unter anderem mit dem Hinweis auf einen Messerangriff auf zwei Muslime in München und die rechtsradikalen Ausschreitungen in England verwendet – mir jedenfalls leuchtet nicht ein, was diese Fälle mit „legitimer Islam-Kritik“ zu tun haben. Dass ein nicht unerheblicher Teil des Forums selbst auf solche Gewaltakte noch mit Relativierungen reagiert, bestätigt allerdings den Artikel.

      • @O.F.:

        Allerdings wird Kritik am Alltagsverhalten von Muslimen immer wieder mal in die Nähe von Rassismus gerückt.

        • @aujau:

          Darf man unangebrachte Kritik gegen Muslime nicht kritisieren? Sie zum Beispiel äußern sich verallgemeinernd wenn sie von "Kritik am Alltagsverhalten von Muslimen" schreiben. Das Alltagsverhalten der meisten Muslime ist völlig ok. Gute Kritik verallgemeinert nicht, dass machen nur Vorurteile und Hass.

    • @aujau:

      Vergleichen Sie ernsthaft einen Mord mit Sachbeschädigung?

      • @lord lord:

        Und welcher Mord wurde im oben genannten Artikel gerade noch thematisiert, dessen Vergleich mit Sachbeschädigung Sie mir vorwerfen?

      • @lord lord:

        Das tue ich durchaus nicht. Nun ist die Frage, ob der Brandanschlag nur als Sachbeschädigung gesehen wird.

  • Da hat Herr Bax ja endlich mal wieder sein Lieblingsthema.

    Muslimische Einrichtungen in Deutschland brauchen trotz allem immer noch nicht 24/7 Polizeischutz. Muslimische Menschen sind nicht gezwungen, ihre Religion in der Öffentlichkeit zu verbergen. Muslimische Studenten sind an der Uni sicher.

    All das gilt nicht für Juden. Gerade auch nach dem schlimmsten Massaker an Juden seit der Shoa.

    • @Suryo:

      Auch Palästinenser erleben gerade das größte Massaker seit der Nakba.



      Muslime sind in Deutschland nicht sicherer, das ist ein Märchen.



      Würden anti-muslimische Angriffe genauso ernst genommen werden wie anti-jüdische würde die Statistik das beweisen. Nur ist dem nicht so.

      • @Des247:

        „Auch Palästinenser“….

        Erstens sind es eben nicht „die“



        Palästinenser, sondern höchstens die im



        Westjordanland, zweitens gibt es dafür einen Grund, nämlich den ungebrochenen Willen der dort regierenden Hamas, Israel und alle Juden weltweit zu vernichten, und zweitens gab es nach der „Nakba“ auch die sogenannte jüdische Nakba, bei der Millionen Juden aus arabischen Ländern vertrieben wurden. Wird gerne geflissentlich übersehen.

        Der Krieg wäre sofort vorbei, wenn die Hamas die Geiseln freiliesse und sich ergibt. Warum soll das eigentlich so völlig unmöglich sein? Weil die Hamas doch von einer Mehrheit der Menschen in Gaza unterstützt wird? Und was hieße das?

    • @Suryo:

      Meanwhile, not far away...



      taz.de/Ausschreitu...-England/!6025036/

      • @EffeJoSiebenZwo:

        „ “There is one key difference this time: antisemitic incidents skyrocketed in the immediate aftermath of a terror attack responsible for the highest Jewish death toll on any day since the Holocaust, before Israel had coordinated any substantive military response.”“

        amp.theguardian.co...ttack-says-charity

    • @Suryo:

      „Muslimische Menschen sind nicht gezwungen, ihre Religion in der Öffentlichkeit zu verbergen.“

      Das ist leider nicht zutreffend. Gerade muslimische Frauen, die Kopftuch tragen, werden Tag für Tag auf unseren Straßen misstrauisch beäugt, beleidigt, bedroht, bespuckt.



      Der antimuslimische Reflex ist in der Breite der Gesellschaft fest verankert, da sollten Sie sich nichts vormachen.

      • @Klabauta:

        ALLE Juden in Deutschland müssen dieser Tage Angst haben. Es gibt keine öffentlichen Safe Spaces für sie.

        Das gilt in diesem Ausmaß einfach nicht für Muslime. Es gilt nicht einmal für „Propalästinenser“. Es gab seit dem 7. Oktober in Deutschland mindestens 1.700 propalästinensische Demos, eher mehr. Es gab eine einzige Brandstiftung, und plötzlich soll das gesamte muslimische Leben in Deutschland in Gefahr sein? Gimme a break.

    • @Suryo:

      Moment, EINE muslimische Einrichtung benötigt sehr wohl Polizeischutz. Namentlich die Ibn Rushd-Goethe Moschee. Nur wird nicht vor einem antimuslimischen Mob geschützt, sondern vor den etwas "frommeren" Glaubensschwestern und -brüdern, die sich an einer liberalen Auslegung des Islam stören. Wo der Herr Bax das wohl einordnen würde?

      • @Fisherman:

        Die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee ist bereits aufgelöst. Die Bedrohungen durch Islamisten waren zu schlimm geworden.

        Herrn Bax kein Wort wert.

  • Ein Brandanschlag eines antipalästinensischen Extremisten hat kaum Aufmerksamkeit erregt. Dank des schnellen Handelns der Studenten konnte das Feuer gelöscht werden, bevor jemand getötet oder verletzt wurde.

    Doch die lautstarke Verurteilung dieser extremistischen Gewalt bleibt aus. Man fragt sich: Wie sähe die Reaktion aus, wenn ein proisraelisches Camp einem solchen Anschlag ausgesetzt wäre? Die unterschiedliche Bewertung solcher Taten zeigt ein beunruhigendes Maß an Doppelmoral, das uns zum Nachdenken über den Zustand unserer Gesellschaft anregen sollte.

    Es ist besorgniserregend, wie selektiv Empörung und Solidarität verteilt werden. Diese Ungleichbehandlung ist nicht nur ungerecht, sondern gefährlich, da sie Extremismus in jeglicher Form verharmlost. Wir müssen uns fragen, warum diese Ungleichheit besteht und welche Konsequenzen sie für das gesellschaftliche Zusammenleben hat.

    • @aberKlar Klardoch:

      Sorry, bei den Protesten zu "Brennt Gaza, brennt Berlin" brannte deutlich mehr als ein paar Plakate, Aufsteller und Fahnen.

      Da wurde auch sehr schnell zur Tagesordnung übergegangen.

      Man will ja nicht antimuslimisch rüberkommen.

      Wir leben in einem Land wo brennende Mülltonnen bei Demos oder zu Silvester auf der Fahrbahn schon nal vorkommen.

      Lange Zeit brannten nachts in Berlin regelmäßig Autos.

      Wen sollen da ein paar brennende Aufsteller und Plakate - offenbar ohne Gefährdung von Menschen - schocken?

  • Wer mit dem Zeigefinger auf andere zeigt, bei dem zeigen drei Finger auf ihn selbst.



    Es wird offenbar doch ermittelt und demnächst Anklage erhoben und ein Urteil ergehen. Empörung in den Medien hilft niemandem weiter und ist auch umgekehrt wenig angebracht. Ob die jetzigen Opfer selbst zu Gewalt aufgerufen und Terrorismus relativiert und unterstützt haben, weiß ich nicht. Es gibt selbstverständlich auch niemandem das Recht zu Gewalt/Selbstjustiz, wird aber vor Gericht zu berücksichtigen sein.



    Dass die Frage, ob die Organisator:innen des Camps eine verbotene Terrororganisation unterstützen und Jüd:innen bedroht haben, nicht mal ein Halbsatz wert ist und sofort als antimuslimischer Rassismus abgetan wird, war leider von Herrn Bax nicht anders zu erwarten.

    • @Zangler:

      Beim Besuch der Familie in Bayern musste ich feststellen, dass im Lokalfernsehen des bayerischen Rundfunks ausführlich und ohne Nennung des problematischen Inhalts des Camps berichtet wurde. Den Campenden wurde sogar sehr viel Raum im O-Ton eingeräumt, ohne journalistische Einordnung anti-Israelische Propaganda im Sinne des Herrn Bax zu verbreiten.

  • „ Ressentiments gegen Muslime sind in Deutschland sehr weit verbreitet, links wie rechts.“ Das finde ich sehr unglücklich formuliert, da es 1. nach Hufeisentheorie riecht, 2. Rassismus Teil der Rechten Identität ist, während in der Linken Antirassismus ein zentraler Gedanke ist und vor allem 3., weil Rassismus auch in der Mitte der Gesellschaft weit verbreitet ist (sehr wahrscheinlich deutlich stärker als links).

  • Es wäre sehr wahrscheonlich anders würden sich Muslime - Palästinenser- klar und deutlich von der Hamas distanzieren.



    Hilfreich wäre auch, den Mord an Israelis nicht mit Süssigkeiten zu feiern und zu bejubeln.



    Diese nur Opferrolle ist das Problem.

    • @D. MEIN:

      "Es wäre wahrscheinlich anders, würden sich Juden - Israelis - klar von der israelischen Regierung (bzw. den Regierungsparteien) distanzieren."

      Diese Forderung würde ich als antisemitisch werten.

    • @D. MEIN:

      kennen wir diese Opferrolle nicht auch von der anderen Seite?

      • @Des247:

        Das ist ja genau das Problem. Beide Seiten beanspruchen den Opferstatus ausschließlich für sich und rechtfertigen Gräueltaten als "Sich-Wehren".



        So kommt man nie aus der Gewaltspirale heraus.

    • @D. MEIN:

      Das ist, was ich sagen möchte und falsch verstanden wurde.