Messerattacke von Mannheim: Der Anschlag wird Folgen haben

Das Attentat in Mannheim zeugt von einer problematischen Radikalisierung. Die Bewohner der Stadt zeigen derweil, wie man darauf besonnen reagiert.

Eine Demo gegen rechts in Mannheim

Ziemlich jung und ganz schön bunt: Mannheim demonstriert gegen rechte Vereinnahmung, 1607 erhielt die Stadt ihre Stadtprivilegien Foto: Thomas Frey/dpa

Der Starkregen im Süden Deutschlands hat den Anschlag von Mannheim wohl in den Hintergrund gespült. Sonst würde die Messerattacke vermutlich für weit mehr mediale Aufregung sorgen. Sie ist Ausdruck einer gefährlichen Radikalisierung und Polarisierung, die durch die Tat noch befördert wird.

Auf der einen Seite muss man sich fragen, wer oder was den 25-jährigen Angreifer zu seiner Tat angestachelt hat. Dass ein anderer Mann auf Tiktok ein Video veröffentlichte, in dem er die Messerattacke glorifizierte, zeigt, dass es für solche Taten ein Umfeld gibt, das sie gutheißt.

Die Aufnahmen des Täters, der auf dem fast menschenleeren Marktplatz von Mannheim in blinder Wut auf mehrere Menschen einsticht, sind verstörend. Ein 29-jähriger Polizist verstarb am Sonntagabend in der Folge der erlittenen Verletzungen. Hätten er und seine Kollegen nicht so geistesgegenwärtig reagiert, hätte es noch mehr Opfer gegeben. Ihnen gebührt Hochachtung.

Rechte nutzen die Tat nun für ihre Zwecke. Die Junge Alternative meldete eine Kundgebung an, um für ihre Idee von „Remigration“ zu werben. Es ist gut, dass Mannheimer Bürgerinnen und Bürger mit einer Mahnwache „gegen Gewalt, Hass und Hetze“ dagegenhalten.

Man muss sich auch fragen, warum ein Extremist wie Michael Stürzenberger seit Jahren seine Hasspropaganda gegen Muslime verbreiten darf

Doch man muss sich auch fragen, warum ein Extremist wie der angegriffene Michael Stürzenberger seit Jahren auf Marktplätzen der Republik seine Hasspropaganda gegen Muslime verbreiten darf. Nichts rechtfertigt den brutalen Anschlag auf ihn. Dennoch greift es zu kurz, ihn als bloßen „Islamkritiker“ zu bezeichnen, wie es manche jetzt tun.

Fast zwanzig Jahre ist es her, dass in den Niederlanden ein radikalisierter Islamist den Publizisten Theo van Gogh niederstach. Auch der war mit rassistischen Ausfällen gegen Muslime aufgefallen. Das Land stand monatelang Kopf und ist seitdem dramatisch nach rechts gerückt. Es ist gut, dass die deutsche Gesellschaft heute besonnener reagiert. Aber man darf sich nicht täuschen: Auch diese Tat wird Folgen haben, die noch nicht absehbar sind.

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Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”

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