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Geschichte des Antisemitismus2000 Jahre Judenhass

Antisemitismus hat seine Wurzeln im Christentum. Mit der Judenemanzipation und der Staatsgründung Israels wurde auch der islamische Judenhass mörderisch.

Julius Streicher (in weiss) und andere Nationalsozialisten während einer Kundgebung im Sportpalast Berlin, 1935 Foto: Schostal Archiv/picture alliance

Die christlichen Wurzeln des Antisemitismus werden bis heute zu wenig zur Kenntnis genommen. Die Shoah war nur möglich, weil christlich geprägte judenfeindliche Vorstellungen im Denken und Fühlen der Täter und Mitläufer tief verwurzelt waren. Auch der verbreitete Hass auf Israel hat eine reli­giö­se Grundlage.

„Wir feiern heute ein Fest, das die ganze Welt einig feiert“, hallte es vor gut hundert Jahren durch den Festsaal des Münchner Hofbräuhauses. 4.000 Menschen waren zur Weihnachtsfeier der NSDAP gekommen. „Die Juden“, fuhr der Redner Adolf Hitler fort, „haben den Weltbefreier feige ans Kreuz geschlagen.“

Ein Jahr später, zu Weihnachten 1922, mahnte er, man solle sich „ein Beispiel an diesem Manne nehmen, der arm in einer Hütte geboren wurde, der große Ideale verfolgt hat und den die Juden aus diesem Grunde später an das Kreuz geschlagen haben“. Immer wieder griff Hitler auf die Leidensgeschichte des „Geistesriesen“ Jesus zurück. Er sei der erste große Antisemit gewesen, schrieb er in „Mein Kampf“, schließlich habe er gegen die Juden zur Peitsche gegriffen, und weiter: „Dafür wurde dann Christus freilich an das Kreuz geschlagen.“

Echos der Gottesmordlegende

Das Buch

Vom Autor erschien 2022 das Buch “Teuflische Allmacht: Über die verleugneten christlichen Wurzeln des modernen Antisemitismus und Antizionismus“, Edition Telok

Die Legende einer kollektiven jüdischen Schuld am Märtyrertod Jesu ist aus christlicher Sicht das jüdische Urverbrechen schlechthin. Zentrale antijüdische Verleumdungen erweisen sich als Echo dieser Erzählung.

Die den Juden angedichteten Ritualmorde und Hostienfrevel, die Hunderttausende das Leben kosteten, seien eine Reinszenierung ihres Gottesmordes, hieß es etwa. Die Jesuiten verbreiteten die Ritualmordlegenden noch Ende des 19. Jahrhunderts.

Dreißig Jahre später betrieb dann vor allem das nationalsozialistische Kampforgan Der Stürmer eine zügellose Ritualmord-Propaganda. Das Blatt thematisierte auch regelmäßig die jüdische Schuld am Tod Jesu und verwies zwischen 1923 und 1944 173 Mal auf den „Verräter“ Judas oder den „Judaslohn“ von 30 Silberlingen.

Der Herausgeber Julius Streicher, der im Urteil der Nürnberger Prozesse als „Judenhetzer Nummer eins“ bezeichnet wurde, bekundete 1945, die Leidensgeschichte Jesu habe ihn zum Antisemiten gemacht. Schon 1924 hatte er im Jargon eines besorgten Bürgers gefragt: „Wer weiß, ob nicht noch einmal die Zeit kommt, da man überhaupt nicht mehr sagen darf, dass Christus von den Juden gekreuzigt worden ist?“

Die historisch unhaltbare Erzählung des Neuen Testaments, wonach der unschuldige römische Statthalter auf Druck der Juden Jesus hinrichten ließ, nachdem ihn der vom jüdischen Hohepriester bestochene Judas verraten hatte, imaginiert die Juden als die Strippenzieher hinter den Entscheidungen der römischen Obrigkeit: Den Nazarener, so heißt es in der Apostelgeschichte, hätten die Juden „durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen“. Die „Gesetzlosen“, also die ohne das mosaische Gesetz lebenden Römer, erscheinen mithin nur als Marionetten der hinterlistigen Juden.

Antijüdische Verschwörungslegende

Die Autoren des Neuen Testaments schufen damit die erste große antijüdische Verschwörungslegende. Sie ist zu einem festen Bestandteil der europäischen Kultur geworden und bildet die Urform des für den Antisemitismus so es­sen­ziel­len Bildes von der Übermacht der „schachernden“ Juden und ihrem unheilvollen Einfluss auf – vor allem politische – Entscheidungsträger.

PLO-Plakat von Mustafa Al Hallaj (ca. 1970) Foto: taz

Als auf dem ersten Konzil zu Nicäa im Jahr 325 beschlossen wurde, Jesus sei göttlicher Natur, avancierten die Juden von Christus-Mördern gar zu Gottesmördern. Und nur im Bunde mit dem Teufel, so folgerten die Christen, konnten die Juden es bewerkstelligen, einen veritablen Gottesmord zu begehen. Spätestens damit war das Bild von der teuflischen Allmacht der Juden geboren.

Seit den Brunnenvergiftungslegenden waren die Christen davon überzeugt, dass die Juden nicht nur Christus ans Kreuz schlugen, sondern die ganze Christenheit im Visier hatten. Die modernen deutschen Antisemiten halluzinierten dann gar von einer jüdischen Bedrohung für Deutschland als Nation.

Das ist nicht verwunderlich, denn die Deutschen identifizierten sich als rein christlich. Es gab, wie Daniel Goldhagen einmal bemerkte, seit dem 19. Jahrhundert eine „gedankliche Verschmelzung von Deutschtum und Christentum, wobei allein schon der Begriff ‚deutsch‘ ein christliches Element beinhaltete“. Die ­NSDAP wolle „vermeiden, dass auch unser Deutschland den Kreuzestod erleidet“, meinte Hitler schon 1923. In derselben Bildsprache, die als Nachhall der Vorstellung von den kreuzigenden Juden verstanden werden kann, fabulierte der Stürmer 1933, die Juden hätten „Deutschland ans Kreuz geschlagen“.

Die Shoah als Vollstreckung des Blutfluchs

Der Wahn vom Gottesmord begleitete selbst noch den NS-Vernichtungsantisemitismus. 1946 berichtete Hans Frank, Hitlers Generalgouverneur in Polen, wie der „Führer“ 1938 Ausrottungsfantasien gegen die Juden entwickelte und davon sprach, er müsse womöglich den „Blutfluch“ vollstrecken, jene Selbstverfluchung, die den Juden aufgrund ihres „Gottesmordes“ im Matthäusevangelium zugeschrieben wird: „In den Evangelien riefen die Juden dem Pilatus zu, als dieser sich weigerte, Jesus zu kreuzigen: ‚Sein Blut komme über uns und unsere Kinder‘“, habe Hitler erklärt, um fortzufahren: „Ich muss vielleicht diese Verfluchung vollstrecken.“

Die Shoah als Vollstreckung des „Blutfluchs“, als Vergeltung also für die Kreuzigung Jesu? Mit dieser Sicht war Hitler nicht allein, ähnlich äußerte sich etwa der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber. Und im Ulmer Einsatzkommando-Prozess von 1958 antwortete ein Pfarrer auf die Frage, warum er nichts gegen die Mas­sen­er­schie­ßun­gen unternommen habe, er habe gedacht, den Juden geschehe dies recht, denn an ihnen erfülle sich nun das Wort „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!“. Die Shoah war nur möglich, weil die christliche Vorstellung von der Ur-Schuld der Juden im Denken und Fühlen der Täter und Mitläufer tief verwurzelt war.

Kreuzigung Palästinas

Heute ist die Gottesmordlegende fester Bestandteil israelfeindlicher Ressentiments. Palästinensische Medien beschuldigen die Juden regelmäßig, Jesus ans Kreuz geschlagen zu haben. So wie Jesus vor 2.000 Jahren das angebliche Opfer der Juden war, so erscheinen heute die Palästinenser als ewige Opfer der Israelis. Und so wie einst die deutsche Nation, so wollten die Juden heute ganz Palästina ans Kreuz schlagen.

Ein berühmtes Plakat der Fatah aus den 1970er Jahren zeigt Palästina gekreuzigt an einem Davidstern – also von den Juden. „Das Kreuzigungssystem der israelischen Regierung ist täglich in Betrieb“, gab der anglikanische palästinensische Priester Naim Ateek zum Besten. Auch der lutherische Pastor Mitri Raheb aus Bethlehem bringt die Situation der Palästinenser immer wieder mit der Kreuzigung Jesu in Verbindung. Zum antisemitischen Blutbad vom 7. Oktober schrieb der mit dem Aachener Friedenspreis und dem Deutschen Medienpreis ausgezeichnete Gottesmann unumwunden, die Palästinenser zeigten „neue Formen des kreativen Widerstands“.

Die schlimmste Strafe

„Jesus, unser Herr, ist Palästinenser, die Juden kreuzigten ihn an der Via Dolorosa“, erklärte Abbas Zaki, Mitglied des ZK der Fatah und sunnitischer Muslim. Als den ersten „palästinensischen Guerillakämpfer“ würdigte ihn der palästinensische Premier Mohammad Schtajjeh bei einer Weihnachtsfeier im Jahr 2019.

Tatsächlich teilen nicht nur christlich geprägte Gruppen wie die Terrororganisation PFLP, sondern auch viele Muslime diese Sicht. Schließlich thematisiert der stark von den Evangelien geprägte Koran explizit die Kreuzigung Jesu, der im Koran über hundertmal erwähnt wird und als bedeutender Prophet gilt.

Indessen weicht die koranische Interpretation des Geschehens von der christlichen an einem Punkt ab: Zwar sollen die Juden versucht haben, Jesus – und auch den Propheten Mohammed – zu töten, doch sie scheiterten jedes Mal. Über die Jahrhunderte hinweg galten die Juden im Islam daher zwar als böse, aber zugleich als schwach, eher als Versager denn als Verbrecher.

Doch mit der Judenemanzipation im Allgemeinen und der Staatsgründung Israels im Besonderen näherte sich der islamische Judenhass dem eliminatorischen Antisemitismus in Wort und Tat an. Sayyid Qutb, der wichtigste Vordenker der Muslimbruderschaft und ihres palästinensischen Zweigs Hamas, erläuterte 1950, was Juden erwarte, die dem alten Bild des Verlierers nicht entsprechen: „Dann schickte Allah Adolf Hitler, um über sie zu herrschen. Und nun sind die Juden wieder zum Bösen zurückgekehrt, in Gestalt von ‚Israel‘, das den Arabern Kummer und Leid bereitet. So möge Allah Menschen auf die Juden herabsenden, die die schlimmste Art von Strafe verhängen.“

„Die schlimmste Art von Strafe“: Das Massaker vom 7. Oktober gab eine Ahnung davon, wie diese Strafe aussehen soll.

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47 Kommentare

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  • Ein hilfreicher Beitrag, weil deutlich wird - so wie es auch bei David Ranan nachzulesen ist - dass muslimischer Judenhass mit Blick auf Israel/Nakba verstanden werden muss, statt ihn kulturrassistisch als simple und direkte Folge von Muslimischsein an sich darzustellen.

  • Der islamische Judenhass exestiert schon seit Mohammed. Das erste islamischen Progrom gegen Juden wurden von Mohammed



    (unter Anweisung des Erzengel Gabriel!)



    in Medina durchgeführt. Einfach selbst die wichtigsten Hagiographien des Islam lesen, dort ist das Alles sehr genau aufgeschrieben.

  • Das ist ja interessant. Der Koran ist von den Evangelien geprägt. Ob Mohammed das wusste? Tatsache ist jedenfalls, das der Glaube an den "einen Gott" schlecht für den Gedanken der Toleranz war und bis heute seine blutige Spur durch die Geschichte der Menschheit zieht.

    • @Matt Gekachelt:

      Hindus in Indien verfolgen dort Muslime und Christen. Buddhisten in Myanmar verfolgen Muslime und Christen. Chinesische Kommunisten vollziehen einen Genozid an Muslimen….

      Der Monotheismus ist garantiert nicht schlimmer als andere Weltanschauungen.

    • @Matt Gekachelt:

      Das hat seine zwei Seiten.

      Ohne Monotheismus haben Sie keinen Gott mit unbestreitbarer Relevanz, nach dessen Ebenbild Menschen geschaffen sind.

      Ohne Ebenbild Gottes kommen Sie in der Argumentation pro Menschenwürde nicht weit.

      Wenn Sie moderne politsche Werte, etwa Toleranz, verteidigen wollen, können Sie deren monotheistische Grundlage, die sich ebenso durch die Geschichte zieht, schlecht negieren.

    • @Matt Gekachelt:

      Tja, und das alles für nichts und niemand. Eine Projektion.

      Mal einen Blick auf die Bilder vom Hubble- und James-Webb-Teleskop geworfen? Oder seit ein paar Monaten auch Euclid, weitere sind im Bau.

      Diese Teleskope zeigen uns das Weltall, das Gott (so er denn existiert) vor 13,7 Milliarden Jahren erschaffen hat, in wunderschönen Bildern. Das Universum wurde zu über 90 Prozent vermessen. Radius 40 Milliarden Lichtjahre. Etwa zwei Billionen Galaxien. Nicht wenig, wenn man bedenkt, dass allein unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, über 300 Milliarden Sterne enthält mit Billionen Planeten. Gott wurde bisher nicht gesichtet. Man könnte jetzt annehmen, dass er in andere, Billionen Lichtjahre entfernte Universen , die er vor und nach dem Schaffen unseres Universums kreiert hat, gezogen ist, weil er dem Treiben auf der Erde nicht mehr zuschauen konnte. Der Glückliche, er hatte die Wahl.

      • @shantivanille:

        Na ja, wenn Sie davon ausgehen, dass nur 3 Raum- und eine Zeitdimension existieren, mag das so sein.



        Selbst als Nichtgläubiger muss man aber hinnehmen, dass es Dinge gibt, auf die wir Menschen uns keinen Reim machen können - z.B. die Quantenmechanik..



        Bitte etwas mehr Demut - das steht auch Atheisten gut an. Frohe Weihnachten ;-)

  • "Die Juden durfte man hassen."



    Alice Miller

  • Sehr interessanter Artikel. Die muslimische Version der Kreuzigung wäre doch eine Möglichkeit der Versöhnung? Demnach wurde Jesus nicht gekreuzigt, weil Gott ihn beschützt hat.

    Der muslimische Judenhass ist streng genommen eng mit der Gründung des Staates Israel auf palästinensischen Boden verknüpft. Die Muslime sind nicht gut darauf zu sprechen, dass mit der Brechstange die Israelis den Palästinensern Land und Gut weggenommen haben.

    Hier ist noch Hoffnung, denn eine Zwei-Staaten-Lösung würde die Muslime besänftigen. Eine Urschuld gibt es ja eh nicht.

    • @Ertugrul Gazi:

      Der muslimische Judenhass ist 1350 Jahre alt, siehe den Auszug aus einem Artikel der Bundeszentrale weiter unten bei shantivanille.

      Eine Zwei-Staatenlösung wurde schon 1948 von der UNO vorgeschlagen und gebilligt, leider boykottiert von den arabischen Staaten und einem Wortführer im besonderen:



      de.wikipedia.org/w...d_Amin_al-Husseini

      Hier ein prima taz-Link zur Zwei-Staaten-Lösung:



      taz.de/Israels-Una...von-1948/!5929931/

      • @shantivanille:

        Die arabischen Staaten haben 1948 die Zwei-Staaten-Lösung nicht boykottiert, sondern einen Krieg begonnen, mit dem Ziel Israel zu vernichten.

        Die Araber haben diesen Krieg verloren und können diese Niederlage immer noch nicht akzeptieren.

      • @shantivanille:

        Es ist unzutreffend zu behaupten, dass seit 1350 Jahren durchgehend muslimischer Judenhass existiert. Zwar gab es Vorbehalte, aber selbst der Prophet Mohammed strebte nach guten Beziehungen zu jüdischen Gemeinschaften. Über die Jahrhunderte hinweg lebten Juden unter muslimischer Herrschaft oft in relativer Sicherheit. Wenn tatsächlich seit 1350 Jahren konstanter Hass existiert hätte, wäre ein solches Zusammenleben kaum möglich gewesen.

      • @shantivanille:

        Die Juden haben auch den Vorschlag boykottiert. Keine Seite war damit zufrieden. Verzerren Sie bitte nicht die Tatsachen.

  • Ich weiß nicht so Recht, was der Artikel soll. Erstens ist er inhaltlich äußerst einseitig und unvollständig. Schon im Alten Testament, lange vor der Geburt Jesu, ist von einem Judenprogrom die Rede, und zwar im Buch Ester.

    Und zweitens verstehe ich die Stoßrichtung nicht. Die katholische Kirche hat sich seit dem 2. Vatikanum mit dem Text "Nostra Aetate" eindeutig zur Verbindung mit dem Judentum bekannt und Antisemitismus verurteilt. Soll der Artikel nun diejenigen Kräfte in der Kirche stärken (die es durchaus gibt), die "Nostra Aetate" für einen Fehler halten?

    Mir scheint hier eine typisch deutsche Rechthaberei vorzuliegen, die lieber die perfekte Wahheit für sich alleine besitzen möchte, als in einer unperfekten Welt für reale Verbesserungen einzutreten. Das Leben des Brian lässt grüßen ....

  • "Tatsächlich teilen nicht nur christlich geprägte Gruppen wiedie Terrororganisation PFLP, sondern auch viele Muslime diese Sicht."

    [The FPLP...] "is a secular PalestinianMarxist–Leninistandrevolutionary socialistorganization founded in 1967 byGeorge Habash."



    Quelle: englische Wikipedia

    Und irgendwie zieht sich diese Qualität durch den ganzen Artikel

    Ich vermute mal der Auftrag lautete "Hau zu Heiligabend nochmal was Provokantes raus mit dem das Publikum am Weihnachtstisch die spießige alte Verwandtschaft auf Zinnen bringen kann"

    Aber hey, es ist (bald) Weihnachten, von daher: erholsame und friedliche Feiertage und kommen Sie gut ins neue Jahr

  • Hach, ist Religion nicht wunderbar, friedensstiftend und menschenfreundlich? \s

    Für mich sind Religionen egal welcher Art gemeingefährlich und gesellschaftszersetzend, denn sie wurden und werden immer wieder als Vehikel für Tötungen und Kriege benutzt.



    Obwohl ich in fast allen Punkten nicht mit Marx konform gehe und vieles, was er geschrieben hat, logische Schwächen hat - in einem stimme ich absolut überein: Religion ist Opium fürs Volk! Und auf Droge tut man Dinge, die man sonst nicht tut und für Drogen ist man bereit, alles zu tun…

    • @Heideblüte:

      Das völlig unreligiöse und religiös mittlerweile auch weitgehend ignorante Ostdeutschland müsste also ein Leuchtfeuer der Toleranz und Menschlichkeit sein….

      Ist es das?

    • @Heideblüte:

      Es waren Freikirchler und Nonnen, die in 90er Jahren in Zürich auf dem Platzspitz den Drogenabhängigen geholfen haben. Atheisten habe ich dort nie gesehen!

  • Das geht viel weiter zurück. Bereits die Ägypter haben die Juden vertrieben . Man lese auch das Alte Testament.

    • @Emsch:

      Die Geschichte steht aber anders in meiner Bibel: Moses musste einiges anstellen, damit Pharao seine Leute gehen ließ. Das tat der aber nicht. Sie mussten fliehen und Gott ertränkte die Verfolger im Meer, das Moses mit seinem Stab mit Gottes Hilfe teilte.

  • So etwas kommt also dabei heraus, wenn Menschen ihr Verständnis der christlichen Religion von den Nazis übernehmen. Ich kann hier als Gegenstück nur den ersten Teil von Hannah Arendts Hauptwerk, "Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft" empfehlen, in der die Geschichte von Judenhass & Antisemitismus eingehend dargestellt wird. Gute Medizin gegen Nazi-Weltbilder die hier unreflektiert weitergesponnen werden.

  • Aufs Schönste dazu passt der benachbarte Artikel von Herrn Wellisch taz.de/Weihnachten...rdanland/!5979190/ , besonders das Titelfoto des, durch seine Kufiya als Palästinenser gekennzeichneten, Jesuskindes, das gerade als eine Art "Gottesmord" von den bösen Juden getötet wird, wie uns der palästinensische Pfarrer andeutet - in einem linken Medium eines christlich geprägten Landes. Da verschmelzen "Israelktitik" und alter, tiefchristlicher Antijudaismus. Da hat Tilman Tarach wirklich ins Schwarze getroffen: "Auch der verbreitete Hass auf Israel hat eine religiöse Grundlage".

  • Bin gespannt, wie viele Christentum fanboys das alles wegwischen, weil sie ja ganz stark fühlen und nichts hat nichts mit gar nichts zu tun und überhaupt stehen in der Bibel ja nur Gleichnisse, da kann ja jeder kommen und ist dann aber auch kein wahrer Christ, wenn er das für voll nimmt

    • @Paul Anther:

      In welchem Gleichnis wird denn zu Judenhass aufgerufen? Und Ihre Formel 'nichts hat nichts mit gar nichts zu tun" ergibt keinen Sinn.

    • @Paul Anther:

      Das macht bei diesem Artikel keinen Spaß.

      Er ist zu flach.

      Man merkt ihm an, dass der Autor nicht wirklich weiß, wovon er spricht.

      "Den Nazarener, so heißt es in der Apostelgeschichte, hätten die Juden „durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen“.

      Der Autor lässt den darauf folgenden Vers weg.

      "um alles auszuführen, was deine Hand und dein Wille im voraus bestimmt haben."

      Sie sind also allesamt die Marionetten Gottes.

      Den Gottesmord finden Sie im Neuen Testament nicht, in den vier Evangelien schon gar nicht.

      Sonst hätte der Autor auch bestimmt mehr Zitate gebracht als dieses eine, das aus dem Kontext gerissen wurde.

      Anfangs war das Christentum nur eine jüdische Sekte, die sich auch für Nichtjuden öffnete.

      Zu Lebzeiten der älteren Evangelisten war dem noch so.

      Wenn ein Großteil Ihrer Sektenmitglieder Juden sind, kommen Sie nicht mit der Gottesmordlegende um die Ecke.

  • Oh Mann, Christusmord, was für ein Schwachsinn!

    Denkt mal nach: Irgendein bekloppter Christ hat John Lennon erschossen. Macht das deswegen alle Christen zu Lennon-Mördern? Wohl kaum.

    Und ich weise darauf hin, dass es das fucking Christentum gar nicht gäbe, wenn Jesus nicht ans Kreuz genagelt worden wäre. Deswegen mal schönen Dank an den Vollstrecker, nicht wahr?

    Und Nazis haben sich sowieso gefälligst nicht zu Jesus zu äußern. Mit dem haben sie nämlich wirklich nicht das Geringste gemeinsam.

    • @fhirsch:

      Zumal und v.a., weil Jesus der story nach natürlich selbst Jude war. Wäre gewissermaßen eine innerjüdische Angelegenheit gewesen, wenn nicht tatsächlich die römischen Besatzer die Kreuzigung verfügt und durchgezogen hätten; die locals haben in Gestalt von Judas lediglich etwas mitgeholfen. Aus dieser Konstellation dann ein „die Juden haben ‚unseren‘ Messias ermordet“ zu stricken, ist und war schon immer nicht nur niederträchtig, sondern offenkundig völlig abstrus.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Interessante Aspekte, die in Sachen NT im christlichen Religionsunterricht nicht vermittelt werden...



    Die Juden haben halt den „Fehler" begangen, sich dem römischen Imperium nicht zu unterwerfen. Hätten sie dies getan, wären sie heue wahrscheinlich nur noch für Historiker*innen interessant.



    Andererseits ist ja die Christliche Kirche (heute aka RKK) die Fortsetzung des römischen Reichs mit anderen Mitteln.



    „Always look on the bright side of life…“

  • Sehr guter Artikel.

    Da habe ich einiges dazugelernt.

    Seit 2000 Jahren aktuell und kein Ende abzusehen.

    • @shantivanille:

      Na, ich empfehle gegenzurecherchieren.

  • Eine zweite Schiene des Judenhasses hat der Islam vor 1350 Jahren aufgebaut:

    Die Bundeszentrale für Politische Bildung:



    "Mohammed gelingt es (nachdem diese nicht seinen Glauben annehmen wollen), die Juden aus Medina zu vertreiben und Hunderte von ihnen zu töten. Seither wurden Juden im Einflussbereich des Islam allenfalls als feige und gedemütigte Zeitgenossen betrachtet. Sie galten neben den Christen als Dhimmis – als Menschen zweiter Klasse, sie mussten eine zusätzliche Steuer zahlen und Diskriminierungen erdulden. . . Zwar gibt es im Koran auch pro-jüdische Aussagen; es dominieren jedoch Verse, in denen Juden als Feinde dargestellt, gar als "Affen" und "Schweine" abgewertet werden. Dieser degradierende Blick ist bis heute ein Kennzeichen muslimischer Judenfeindschaft geblieben."

    www.bpb.de/themen/...er-antisemitismus/

    Derart vorbelastet saugte der Islam den mittelalterlichen europäischen Antisemitismus bis hin zur Urmutter aller Verschwörungstheorien "Die Protokolle der Weisen von Zion" ein.



    Anschließend das ganze Nazi-Zeugs bis hin zur antisemitischen RAF.



    "Radikal antijüdisch", so ein taz-Artikel über die RAF.



    taz.de/Antisemitis...-der-RAF/!5193915/

    Der Judenhass des Iran orinetiert sich z. B. stark an den "Prozokollen der Weisen von Zion", hat diese sogar in einer 50teiligen "Dokumentation" verfilmt.

    Die Hamas als iranische Terrororganisation macht es diesem in ihrer Gründungscharta natürlich nach.

  • Der islamische Antisemitismus hat seine Ursprünge bestimmt nicht im Christentum. Und der "christliche" Antisemitismus hatte immer viel weniger mit Religion, als mit anderen sozialen Ursachen zu tun. Die Nazis waren jedenfalls keine Christen und auch nicht davon geprägt. Irgendeinen Grund zur Vereinheitlichung der Ursachen des Antisemitismus gibt es auch nicht. Es ist offensichtlich, dass es verschiedene Quellen gibt, verschiedene vorgebliche "Gründe", verschiedene Ausprägungen.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Richtig. Man kann den Antisemitismus auch sozialpsychologisch deuten. Demnach sind die Mechanismen von Ausgrenzung ganzer Gruppen aus einer „Volksgemeinschaft“ - die wiederum durch fast jede beliebige andere Gruppe ausgetauscht werden kann, z.B. den sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat - allgemein menschlicher Natur, d.h., was den Juden durch die Nazis angetan wurde, könnte sich prinzipiell jederzeit und an jedem Ort für jede von der Mehrheit abweichende Gruppe wiederholen.



      Das ist die schreckliche Erkenntnis aus der Shoa. Die spezifischen Bedingungen, die zu dem zweitausendjährigen christlichen Judenhass geführt haben, müssen natürlich analysiert werden. Für billige Religionskritik und fürs ideologisches Süppchenkochen eignet sich das Thema jedoch nicht.

  • Vielen Dank für den gründlich recherchierten Artikel. Allerdings muss man das Bild sicher vervollständigen. Ausgerechnet die Nazis zu Kronzeugen des christlichen Antijudaismus zu machen, scheint mir etwas verfehlt. Über den christlichen Glauben hatten sie immer nur Hohn und Spott übrig. Die Rede von den Juden als "Gottesmörder" war nichts als Propaganda, um ein paar einfältige Christen einfangen zu können.



    Und die Wertung der Vorgänge, wie sie die Bibel vornimmt, ist einiges differenzierter. Nach dem Neuen Testament haben, tatsächlich, die Juden Gottes Sohn ans Kreuz bringen lassen. Doch auch im Alten, im jüdischen, Testament kommen die Juden nicht viel besser weg. Dort wird die Geschichte des Volkes Israel, mit Verlaub, mehr oder weniger als Abfolge von Desastern beschrieben: vom Goldenen Kalb bis hin zur Ermordung der Propheten - vom persönlichen Versagen der wichtigsten Protagonisten (Mose, David, Salomo) mal ganz abgesehen. Die glorreichen Geschichten vom Auszug aus Ägypten, der Eroberung des Heiligen Landes oder der Rückkehr nach der babylonischen Deportation sind bei näherem Hinsehen einsame Höhepunkte. Die Bibel zeichnet insgesamt, sagen wir mal, ein sehr illusionsloses Bild von der menschlichen Natur, bei allem Streben nach Spiritualität.

    Zurück zum Neuen Testament. Dessen wichtigster Theologe, Paulus, bringt es im Römerbrief auf den Nenner: Die Juden hätten von Gott zwar mehr Chancen bekommen - hätten sich aber als genauso schlecht erwiesen wie alle anderen Menschen. Seine Schlussfolgerung: Gott habe das jüdische Volk nicht verstoßen - im Gegenteil, wer über dessen Laster spotte, solle aufpassen, dass er nicht in noch größere Fettnäpfchen trete. Und, so Paulus, die größte Zeit des jüdischen Volkes stehe noch bevor...

    Diese Aussagen des Neuen Testaments haben den mörderischen, christlichen Antijudaismus der folgenden zwei Jahrtausende allerdings leider nicht verhindert.

    • @Friedemann Schäfer:

      „Ausgerechnet die Nazis zu Kronzeugen des christlichen Antijudaismus zu machen, scheint mir etwas verfehlt.“



      Aber so ganz einfach kommen Sie aus der Nummer auch nicht raus. Sie wissen ja, dass es zu Zeiten des Kirchenkampfes innerhalb der evangelischen Kirche die Fraktion der Deutschen Christen gegeben hat, deren Programm es durchaus war, die Kirche mit dem NS-Staat gleichzuschalten. Außerdem predigten sie die Vision eines heldischen Jesus, der deren antisemitischen Bild vom Judentum - sozusagen als Antithese - diametral entgegengestellt wurde. Das ging selbst der Mehrheit der nationalkonservativ eingestellten evangelischen Kirchenvertreter zu weit, die ja auch zunächst die „nationale Revolution“ der Nazis begrüßten, sich im Widerstand gegen die DC dann allerdings in der Bekennenden Kirche formierten. Und zwar nicht aus Gründen des politischen Widerstandes gegen die NS-Ideologie, sondern weil das völkische Jesusbild der DC doch zu arg von den biblischen Grundlagen abwich.



      Zur historischen Tradition der Obrigkeitshörigkeit und deren theologische Rechtfertigung seit Luther - sowie dem daraus folgenden Bündnis von Thron und Altar, was die evangelische Christenheit eben nicht resilient gegen die Verlockungen des NS gemacht hat - ließe sich noch viel sagen. Der Antisemitismus - und zwar nicht nur in seiner christlich-antijudaistischen (Luther), sondern auch seiner späteren völkischen Version im Kaiserreich (Hofprediger Stoecker) - gehören leider dazu. Dieses fatale lutherische Staatsverständnis (Matthäus 22, 21) prägt ja bis heute die politischen Debatten innerhalb der evangelischen Kirche.

  • In dem Text über die Ursprünge und 2000 Jahre Geschichte, nimmt leider der größte Teil das 20 Jahrhundert ein.



    Hängen die Ursprünge nur mit dem Neuen Testament und dem Erstarken des Christentums zusammen? Was ist mit den römischen Kriegen, z.b. die Zerstörung des Tempels 70 nC? Das könnte ja ein lokaler Konflikt sein, aber die Römer haben vor der Christianisierung auch die Juden in der Diaspora bekämpft (nach Aufständen eben jener).



    Haben die Kämpfe Auswirkungen auf das Schreiben des Neuen Testaments gehabt oder spiegeln sie eigenständige Entwicklungen?

  • Danke, es war spannend zu lesen und hat mir einige neue Einblicke ermöglicht.

    Insgesamt sehe ich die Religion, und ich meine jede, als Hauptursache für Kriege an.



    Kann sein, dass man sie als Vorwand nimmt, aber die meisten Kriege werden mit Religion gerechtfertigt. Ich lege Wert darauf Religion und nicht Glaube geschrieben zu haben. Glaube sollte in der heutige Zeit nur noch reine Privatsache sein, und nicht vom Staate benutzt oder getragen werden. Religion hat schon zu viele Kriege und Elend verursacht.



    Schon deshalb gehöre ich keiner religiösen Gemeinschaft mehr an.

    • @Rudi Hamm:

      Es sind eher die glaubensorientierten Religionen, die in ihre Kreuzzüge oder den Dschihad ziehen.

      Beim Budhismus oder Taoismus gibt es keinen Gott, keinen Glauben, keine Eroberungskriege.

      Es sind Wissenschaften.

      • @shantivanille:

        Nicht zu vergessen der Post von @O.F.

      • @shantivanille:

        @Abraham Abrahamovic hat mir ja schon die Arbeit angenommen, auf die verhängnisvolle Verbindung des zen-buddhistischen Klerus mit dem japanischen Faschismus, Nationalismus und Militarismus hinzuweisen. Wie in Nazi-Deutschland - siehe der durchaus Nazi-affine Zen-Autor Eugen Herrigel (“Zen in der Kunst des Bogenschiessens”) - war es auch in Japan in WK2 notwendig, diese Strukturen nachhaltig zu zerstören, damit von diesen Ideologien kein erneutes Leid für die benachbarten Völker und kein neuer Weltenbrand ausgehen konnte.



        taz.de/!1261941/

      • @shantivanille:

        Myanmar lässt grüßen, noch dazu sollten Sie sich mit dem japanischen Kolonialreich und der buddhistischen Rolle im Krieg auseinandersetzen.

      • @shantivanille:

        Das ist terminologisch ebenso wie inhaltlich falsch; die Aussage, im Buddhismus gäbe es keinen Gott, ist mindestens unpräzise, es gibt ein Moment von Glauben (das ist etwas anderes als Offenbarung!), er ist auch nicht grundsätzlich "wissenschaftlich" (philosophisch wäre ein besseres Wort), sondern in vielen Schulen eher praktisch-erfahrungsbasiert und vor allem: er ist nicht pazifistisch; die Verschränkung von Buddhismus und Nationalismus in der Pali-Literatur aus Sri Lanka im 5. Jhd. oder die Rolle des Zen-Buddhismus für den japanischen Imperialismus im 20. Jhd. sind nur zwei Beispiele, dass religiöse Gewalt bis hin zur Legitimierung von Krieg dieser Religion keineswegs fremd sind. Religionen können, genau wie andere Weltanschauungen, viel Gutes und viel Schreckliches hervorbringen; das versteht man allerdings besser, wenn man sich von Klischees befreit.

        • @O.F.:

          @ O.F. , Abrahamovic, Abdurchdie Mitte

          Sehe schon, da haben Sie Recht.

          Mit der weltweiten Geschichte des Buddhismus habe ich mich noch nicht so sehr beschäftigt.

          Mein Fokus ging bisher in die Richtung möglichst viel über das Wesen des Geistes theoretisch zu erfahren, mich hinzusetzen, meine Vipassana zu machen um eigene Erfahrungen zu machen.

          Der Buddhismus ist weltweit und seit über 2500 Jahren unterwegs. Tatsächlich sehen ihn manche Menschen als eine Art Glauben an, die Menschen brauchen Trost. Und wie immer kann Religion, auch der Buddhismus missbraucht werden. Nur die wenigsten sind erleuchtet.

          Ich schätze auch den Sufismus. Umso größer mein Schock als ich kürzlich las, dass Kadyrow sich als Anhänger des Sufismus bezeichnet.

          • @shantivanille:

            Weil ich Ihren Post gerade noch gelesen habe: tatsächlich spielt der Sufismus unter den muslimischen Kaukasusvölkern historisch eine gewisse Rolle. Ich habe es auch nicht gewusst, es ist aber insofern nicht ungewöhnlich, dass sich Kadyrow als Tschetschene auf eben diese Tradition bezieht. Es zeigt aber auch, dass sich mystische Ausprägungen von Religiosität - die den Fokus auf die innerliche “Gottesschau” bzw. unmittelbare spirituelle Erfahrung legen, weniger auf den Vollzug von äußeren religiösen Normen und Vorschriften - nicht unbedingt vor Fanatismus und Engstirnigkeit gefeit sind.



            Ich denke, es ist wie beim Buddhismus auch bei der islamischen Mystik eher die idealisierte westliche Betrachtungsweise, die hier Zerrbilder erzeugt.

  • "Die christlichen Wurzeln des Antisemitismus werden bis heute zu wenig zur Kenntnis genommen." Sehe ich eigentlich nicht, das Thema wird immer wieder aufgegriffen und diskutiert, in der katholischen Kirche seit dem 2. Vatikanischen Konzil ("Nostra Aetate").

    Anderererseits fand das erste Progrom der Geschichte bereits 38 n. Chr. in Alexandria und hatte nichts mit dem Christentum zu tun. Auch der sog. Jüdische Krieg, der die Juden zu Heimatlosen machte, wurde von den Römern aus anderen Motiven geführt.

    Interessant finde ich aber den Hinweis, dass auch die Nazis sich dieser "christlichen Gedankenwelt" bedient haben, um ihre -im Kern nichtchristliche - Weltanschauung zu transportieren.

    • @ORothe:

      Die führenden Nazis waren zum großen Teil gläubige Christen.

      "Ich tat reinen Gewissens und gläubigen Herzens meine Pflicht." (Adolf Eichmann)

      Das europäische Christentum war ja seinem Wesen nach eine Herrschaftsideologie, die aber mit der wissenschaftlichen Aufklärung mehr und mehr an Bedeutung verlor. Durch die Nazis fand quasi eine Wiederbelebung des herrschaftlichen Kerns des Christentums statt, nur mit der Ersetzung metaphysischer durch weltliche Führer. Eine Art von neochristlicher Unanatastbarkeit der selbsternannten "Übermenschen". Hier spielt auch Nietzsche eine Rolle.