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Wagenknecht versus AfDVerachtung des Proletariats

Robert Misik
Essay von Robert Misik

Eine Wagenknecht-Partei könnte die AfD schwächen und „Die Linke“ wieder aufblühen lassen. So zumindest hoffen das manche. Ist das realistisch?

Für die einen ein rotes Tuch, für die anderen eine rote Hoffnung Foto: Steffen Roth/Agentur Focus (Ausschnitt)

L inke sind voller Krisenbewusstsein. Es gibt ja ein paar Begriffe, die sehr häufig im Zusammenhang mit dem Wort „Krise“ gebraucht werden, und der Begriff „Linke“ ist da top. Wenn die Linke stark ist, aber hinter ihren ambitionierten Zielen zurückbleibt, diskutiert sie „die Krise der Linken“. Ist sie schwach, dann erst recht. Man kommt problemlos durch ein linkes Leben, indem man von Debatte zu Debatte über die „Krise der Linken“ hüpft. Die herkömmliche Linksperson macht dennoch das Beste daraus. Die Krise, so hofft sie, könnte ja der Moment der Genesung sein.

Bertolt Brecht wollte einmal eine Zeitschrift gründen, deren erste Nummer „Die Begrüßung der Krise“ als Generalthema haben sollte. Leider war die Krise schneller, und es wurde nichts draus. In der Medizin markiert die Krisis die notwendige Verschärfung der Malaise, auf die, sofern der Sieche sie überlebt, die Heilung folgt. Im Notfall halten wir uns an Hölderlin: „Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch.“

Gefahr ist gerade genug. Die SPD in Umfragen bei 18 Prozent, die Grünen bei 14. Die AfD bei 23 Prozent. Die Partei „Die Linke“ im existenzbedrohenden Flügelkampf. In den Ost-Bundesländern könnten die Rechtsextremen stärkste Kraft werden. In Thüringen, wo nächstes Jahr gewählt wird, liegt die Höcke-AfD in einer Umfrage bei 32 Prozent, Bodo Ramelow, immerhin einziger Linke-Ministerpräsident, kommt mit seiner Partei dort auf 22 Prozent (Ramelow selbst hat persönliche Zustimmungswerte von 52 Prozent). Das Land rutscht.

Und wo wächst jetzt „das Rettende auch“?

Seit Längerem schon geht ein Gespenst durchs Land, das Gespenst einer Sahra-Wagenknecht-Partei. Ob es eine Wagenknecht-Partei je geben wird, steht in den Sternen, aber schon ist sie Objekt aller möglicher Projektionen. Bei der erwähnten Thüringen-Umfrage wurde auch das Antreten einer Wagenknecht-Partei abgefragt. Stünde sie auf den Zetteln, wäre sie stärkste Partei, würde von allen Seiten gewinnen, 25 Prozent einfahren und die AfD doch noch auf Platz zwei verweisen. Die Daten sind übrigens mit äußerster Vorsicht zu genießen. In einer anderen Umfrage erreicht eine Wagenknecht-Partei bundesweit nur 2 Prozent.

Kein Erfolgsmodell

Da werden auch progressive Linke und Linksliberale schwach: Wenn Wagenknecht und ihre Gefährten ein Parteiprojekt starteten, Rechts-Links, populistisch und ressentimentbewirtschaftend, und so die Rechtsextremen kleinhielten – warum nicht? Wenn es denn dem Antifaschismus dient? So wird Wagenknecht zur Projektionsfläche verzweifelter Hoffnungen.

Es gibt nicht wirklich internationale Exempel, die einen die Erfolgsaussichten einer solchen Partei beurteilen lassen. Sie wäre ökonomisch links, würde die Schutzfunktion des Staates für die „kleinen Leute“ betonen, auf linkspopulistische Art „die da unten“ gegen „die Eliten“ stellen. Die Wohlfahrtsstaats-Orientierung hätte starke Elemente eines „Wohlfahrtschauvinismus“ (Geld für „unsere deutschen Rentner“ statt für Flüchtlinge), und in allen gesellschaftspolitischen Fragen würde sie stark auf Kulturkämpfe setzen – und zwar auf der rechten, konservativen Seite der Barrikade. Gegen Gendern, für die „normale Familie“, gegen das Lesben-Schwulen-Regenbogen-Klimbim, gegen Öko und „Klimahysterie“.

Faktum ist jedenfalls: Üblicherweise gewinnen linke Parteien mit so einem Programm nicht. Sozialdemokratien sind heute eher dann erfolgreich, wenn sie ökonomisch akzentuiert nach links gehen und gesellschaftspolitisch moderat linksliberal sind. Radikalere Linksparteien wie Syriza oder Podemos waren in gesellschaftspolitischen Fragen nicht reaktionär, sondern ziemlich progressiv (Syriza) oder sehr progressiv (Podemos). Auch die Kommunistische Partei Österreichs, die in Salzburg unlängst 11 Prozent erreichte, ist primär eine sozialpolitische, linke „Kümmererpartei“, und in gesellschaftspolitischen Fragen maßvoll progressiv, also so etwas wie „gesellschaftsliberal mit Hausverstand“. Ihre Botschaft ist: Man diskriminiert keine Menschen. Inländer gegen Migranten auszuspielen, käme den dortigen Spitzenleuten nicht in den Sinn. Das einzige erfolgreiche Beispiel für eine Rinks-Lechts-Politik wäre die dänische Sozialdemokratie, die mit ihrer rigorosen Anti-Migrationspolitik das „Ausländerthema“ aus den Wahlkämpfen verdrängte. Man könnte auch noch Robert Ficos SMER-Partei in der Slowakei nennen, die aber korrupt und mafiös und heute rechtsautoritärer als Victor Orbán ist. Nicht das beste Vorbild jedenfalls.

Eine Wagenknecht-Partei, die der AfD „moderate“ Rechts-Wähler abjagen wollte, müsste wohl deutlich konservativer sein als die dänischen Sozialdemokraten. Sie müsste, wie Wagenknecht das sowieso längst tut, permanent die große Mehrzahl der Linken diskreditieren („abgehobene Lifestyle-Linke“), würde gegen „skurrile Minderheiten“, gegen Flüchtlinge mobil machen müssen, würde dumpfeste antiwestliche Ressentiments schüren, gegen politische Korrektheit polemisieren. Sie würde die identitätspolitischen Kulturkämpfe und Überbietungswettbewerbe weiter befeuern. Sie wäre eine Protestpartei, die einfach immer „dagegen“ ist – worum es auch gehen mag.

Wagenknecht wäre dann so eine Art Friedrich Merz von links: Die Debatten würden noch mehr in Felder verschoben, die der AfD günstig sind. Alle Erfahrung zeigt: Wer nach rechts rückt, stärkt nicht die Linke, sondern das allgemeine rechte Klima.

Üblicherweise gewinnen linke Parteien mit so einem Programm nicht

Äußerst fraglich ist zudem, ob es überhaupt ein nennenswertes Milieu für solch ein Parteiprojekt gibt. Die Wagenknecht-Strategie geht implizit ja von einer männlichen, weißen Arbeiterklasse aus, die sich nicht mehr repräsentiert fühlt, weil sie ökonomisch links ist, aber in Wertefragen rechts, traditionell und konservativ und die gesellschaftlichen Modernisierungen wütend ablehnt. Das ist eine Art von Proletkult, der von Verachtung des Proletariats kaum mehr zu unterscheiden ist. Das Wählerpotential ist chronisch überschätzt, weil medial eine Art Karikatur des Proletariats kursiert, die real existierenden arbeitenden Klassen aber in jeder Hinsicht einfach vielgesichtiger sind. „Wenn linke Parteien in der Geschichte konservative Arbeiterinnen für sich gewannen, taten sie das nicht, indem sie sich kulturell konservative Programmpunkte aneigneten“, schreibt der Sozialwissenschaftler Carsten Braband im linken Magazin Jacobin.

Vor allem aber: Wer soll das Aktivistenmilieu einer solchen Partei sein? Linke, die immer schon gerne rechts gewesen wären? Rechte, die immer schon gerne linker gewesen wären? Das Potential der Engagierten einer solchen Partei wäre überschaubar. Dafür ist die Gefahr hoch, alle möglichen Spinner, Schrullis und seltsamen Vögel anzuziehen. Der Zyniker würde sagen: Viel Spaß mit denen beim Parteiaufbau.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Teile der 70er-Jahre-Linken, die sich der DKP-ähnlichen Linie von Wagenknecht und Co. näher fühlen als dem moderaten Linksliberalismus von SPD und Grünen und die auch mit dem Diversity-Pathos von Junglinken fremdeln, könnten sehr schnell enttäuscht werden. Die Heterogenität des Wählerpotentials würde einen Spagat erfordern, der kaum zu schaffen ist.

Bei Anhängern der Partei Die Linke breitet sich noch eine weitere Hoffnung aus: Wenn Wagenknecht und ihre Anhänger endlich weg sind, könnte die Partei wieder auf die Beine kommen. Der Wagenknecht-Flügel ist isoliert, das permanente Schlechtmachen der eigenen Genossinnen und Genossen und das parteischädigende Verhalten kam selbst bei jenen nicht gut an, die teilweise ihre Positionen teilen.

Wagenknecht weg, Problem weg?

Mit Wagenknechts Abgang wäre die Identitätskrise der Partei aber nicht gelöst. Sie besteht aus jungen Ba­sis­ak­ti­vis­t*in­nen in den Städten, aus Bewegungslinken mit ihren je sehr speziellen Hauptanliegen, aus der Reformergeneration der PDS-Ära und aus normalen Sozialdemokraten aus dem kleinstädtischen Bereich. Dazu Gewerkschafterinnen und Rentner in Westdeutschland, die die SPD verlassen haben. Sie ist immer noch Ost-Partei, den Unique Selling Point als Anwalt ostdeutscher Anliegen und Fürsprecher der gekränkten ostdeutschen Seele hat sie aber auch verloren. Wagenknecht weg, Problem weg? Wenn es nur so einfach wäre.

„Machen Sie es, Frau Wagenknecht!“, rief Severin Weiland im Spiegel gerade der möglichen, zaudernden Parteiführerin zu. Mit einer neuen Partei könnte sie „der AfD schaden und der Demokratie nutzen“.

Es ist natürlich nicht unmöglich. Aber die Wahrscheinlichkeit ist deutlich geringer, als manche hoffen.

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Robert Misik
Geboren 1966, lebt und arbeitet in Wien. Journalist, Sachbuchautor, Ausstellungskurator, Theatermacher, Universaldilettant. taz-Kolumnist am Wochenende ("Der rote Faden"), als loser Autor der taz schon irgendwie ein Urgestein. Schreibt seit 1992 immer wieder für das Blatt. Buchveröffentlichungen wie "Genial dagegen", "Marx für Eilige" usw. Jüngste Veröffentlichungen: "Liebe in Zeiten des Kapitalismus" (2018) und zuletzt "Herrschaft der Niedertracht" (2019). Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik 2009, Preis der John Maynard Keynes Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik 2019.
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56 Kommentare

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  • Nun, ich persönlich halte mich für links, habe auch stets links gewählt, jedoch mit deutlich abnehmendem Enthusiasmus bei den letzten Wahlen. Und ja, vielleicht bin ich alter weißer Mann (die Nazi-Keule mal anders), vielleicht sogar versteckt konservativ (soll man ja mit zunehmendem Alter werden), aber ich fühlte mich tatsächlich immer weniger von der Linken vertreten, konnte mit dem Großteil der von Frau Wagenknecht aufgeführten Kritikpunkte hohe Übereinstimmung feststellen (sei es von der Fokussierung auf verordnete Gender-Korrektheit, von Minderheiten diktierte PC-Ausdrucksweisen (wo ich immer der Meinung bin, Sprache und Sprachgebrauch sollte sich von unten aus der breiten Basis entwickeln und nicht per Neusprech verordnet werden), sei es bei den völlig realitätsfremden außenpolitischen Ansichten oder der Ignoranz von Verbrechen der DDR-Diktatur)...hier jedoch sehe ich leider bei Frau Wagenknecht das andere Extrem einer Verklärung des "sowjetischen" und einer wohlberechtigten Frage nach den Ursachen und Profiteuren der Krise (die sicher auf beiden Seiten zu suchen sind), aber in keinster Weise einen Angriff auf ein souveränes und in der Wahl seiner Bündnispoltik freies Land rechtfertigen. Nein, Frau Wagenknecht findet nicht zu 100 % meine Zustimmung, aber vielleicht zu 65%...und das sind immer noch gut 30% mehr als mit jeder anderen Partei...

  • Sahra Wagenknecht hüllt sich wie die Sphinx in Schweigen und alle anderen rappeln und zappeln wie die Bekloppten drumherum.



    www.tagesschau.de/...-pellmann-100.html



    Oh Mutter Gottes, erlöse uns endlich von allen Übeln. So kommt mir die Debatte um Wagenknecht so langsam vor.

  • "Mit einer neuen Partei könnte sie „der AfD schaden und der Demokratie nutzen“.



    Es ist natürlich nicht unmöglich. Aber die Wahrscheinlichkeit ist deutlich geringer, als manche hoffen."



    Das halte ich für einen Fehlschluss. Auch mit Nicht-Gewinnen könnte eine RLW ('Rechts-Links-Wagenknecht') der Demokratie nutzen: wenn sie der AfD tatsächlich Wähler abjagt. Optimalerweise käme es so zu zwei abstrusen Kleinparteien ohne wirkliche Bedeutung, während die Demokraten dieses Landes sich vielleicht dann doch endlich mal um Probleme kümmern könnten.

    Ach ja, Träume...

  • Es gibt genügend warnende Beispiele:



    Bei zeitonline.de war zu lesen:



    "Das einzige, was an diesem für die Piratenpartei so fatalen Tag irgendwie 2.0 war, also modern und zukunftsgewandt, das waren die Medien, auf denen ihr Debakel stattfand. Mit zwei Einträgen auf ihren privaten Blogs kündigten die Vorstandsmitglieder Julia Schramm und Matthias Schrade am gestrigen Freitag ihre Rücktritte an . Schon zuvor hatten sich die verschiedenen Lager und einzelnen Piraten bei Twitter mit Vorwürfen bombardiert und um die Deutungshoheit der Rücktritte gerungen."



    //



    Die Sterne stehen ungünstig, sagt mir mein Urin.



    //



    www.gesundheitsfra...--ich-habs-im-urin



    //

  • Eine der wenigen - wenn nicht gar die einzige - linke Partei, die in Europa Wahlen gewonnen und länger regiert hat, ist die Syriza-Partei in Griechenland. Und Syriza hat ziemlich genau auf die Rezeptur gesetzt, die Frau Wagenknecht propagiert. Syriza als progressiv anzusehen, trifft die Sache nicht. Dies ist eine beschönigende Selbsttäuschung, an der sich die ursprüngliche linke Kernwählerschaft von Syriza festklammert sowie Syriza-Fans im Ausland. Syriza schaffte den Aufstieg vom 3%igen Stimmenanteil zur erfolgreichen Volkspartei aber nicht, weil auf die reine linke Lehre gesetzt wurde. Ganz im Gegenteil, die Volksmassen hat Syriza für sich gewonnen unter anderen durch einen brachialen Populismus, der erschreckende Ähnlichkeiten mit dem Trumpismus hat. Es wurde gnadenlos polarisiert, angefeindet, zugespitzt, gelogen und auf ein die Realität grotesk verzerrendes Wir-gegen-die-da-oben gesetzt. Im Mittelpunkt stand dabei das (dann nicht eingelöste) Versprechen, die materiellen Verluste - tatsächliche oder befürchtete - der griechischen Mittelschicht abzuwenden. Das war die Hauptmotivation Syriza zu wählen. Um diese Wählerschichten nicht zu verprellen, wurden dagegen "klassiche" linke Positionen - etwa zur Migration - zwar pro forma beibehalten, jedoch faktisch tief gehängt. Ganz zu schweigen von Klima- und Umweltschutz oder Genderthemen, mit denen in Griechenland ebenfalls kein Blumentopf zu gewinnen ist. Nach den beiden Wahlsiegen im Januar und September 2015 hat Syriza dann konsequenterweise nicht mit der moderat-sozialdemokratischen Potami-Partei koaliert, sondern gleich zweimal mit der rechtspopulistischen ANEL. Diese Querfronregierung - Frau Wagenknecht lässt grüßen- hat dann immerhin 4 Jahre durchgehalten und sich als deutlich stabiler erwiesen als jede andere Regierung während der griechischen Wirtschaftskrise.

    • @melly:

      “Diese Querfrontregierung - Frau Wagenknecht lässt grüßen - hat dann immerhin 4 Jahre durchgehalten und sich als deutlich stabiler erwiesen als jede andere Regierung während der griechischen Wirtschaftskrise.”



      Schön und gut. Aber wofür soll das jetzt hierzulande ein Plädoyer sein, nachdem Sie die Syriza-Politik für Griechenland zuvor in den düstersten Farben beschrieben haben?



      Das Beispiel zeigt doch eher, wie leicht es populistische Parteien haben, sollte es in an sich stabilen demokratischen Systemen zu größeren ökonomischen und sozialen Verwerfungen kommen.



      Dann würde für deutsche Verhältnisse nicht die Chance im Vordergrund stehen, eine Wagenknecht-Partei könne der AfD Stimmen abjagen, sondern eben eine mehrheitsfähige Querfront aus diesen Parteien.



      Aber wie ich “meine” Deutschen kenne, braucht es für eine Querfront gar keine linkspopulistische Partei, das schaffen die Faschisten schon von ganz alleine. Das mag in Griechenland anders sein.

  • Das ist der Wunsch der Vater des Gedanken.

    Lesen sie mal in AfD-beherrschten Foren, z. B. HPF. Im Osten hätte ein national-kommunistische/sozialistische ("pun intended)" Partei nach meiner Einschätzung Chancen. Die noch in der DDR Sozialisierten haben damit kein Problem, Rechtspopulismus mit ein bißchen Sozialismus-Folklore und Ostalgie zu verbinden. Die SED war tiefstes bürgerliches Spießertum mit einem Formal-Sozialismus, eigentlich eine diktatorischer Bürokratismus, gepaart. Da dürfte die Wagenknecht charismatischer erscheinen als Chrupalla oder die Weidel. Das dürfte ein paar Stimmen der Linken und der AfD viele Stimmen kosten.

    Ob das im Westen erfolgreich ist, glaube ich eher nicht. Denen fehlt dort die real existierende Sozialismus-Nostalgie.

    Es dürfte nach meiner Einschätzung die Linke deutlich unter die 5 % bringen und die AfD ebenfalls kürzen. Ob es bundesweit für > 5 % reicht, wäre die Frage.

    • @Erwin Schiebulski:

      Denken Sie nicht, dass das bisschen DDR-Nostalgie, auf das die Ostdeutschen vermeintlich so abfahren, die AfD nicht ganz alleine hinkriegt, ohne auf eine “Anstandsdame” wie Sahra Wagenknecht angewiesen zu sein?



      Untertanengeist und preußischer Stechschritt - und nicht in erster Linie Sozialismus oder was dafür gehalten wird (da stimme ich Ihnen zu) - sind da wohl noch eher die Erfolgsformel.

  • Die Projekte mit einem Mann oder einer Frau an der Spitze tragen nur, solange derjenige oder diejenige an der Spitze sind. Macrons Partei wird mit seiner Karriere enden, ebenso wäre es mit Wagenknechts Projekt, das etwas an das „Fünf Stern“-Projekt in Italien erinnert. Rechte Migrationspolitik verbunden mit dem Kampf für die deutschen kleinen Leute, mit einem großen Schuss Hass auf die Eilten. Inhaltlich ist das in großen Teilen Murks, allerdings hat Wagenknecht das mit Abstand größte Charisma in der Linken, kann deshalb die Partei durch ständige Medienpräsenz und eigene Social-Media-Aktivitäten vor sich her treiben. Ob sie wirklich die eigene Partei will ist eher ungewiss, würde das doch das Ende ihrer jetzigen komfortablen Position bedeuten. DIe Buchverkäufe laufen, die Vorträge werden gern genommen, niemand verlangt von ihr, wirklich Verantwortung zu übernehmen, wozu in die Kärrnerarbeit der Parteigründung gehen, die natürlich auch im Desaster enden kann.

  • Es ist mir völlig unverständlich, dass kein Artikel über Wagenknecht auskommt, ohne über ihre "rechten" und "konservativen" Ansichten zu schreiben. Dies erschöpft sich oft in einer Kritik von Wagenknechts Statements zum Thema Asyl - die sich meistens mit: "Unbegrenzte Migration ist nicht sinnvoll und das Asylrecht ist für Leute gedacht, die politisch verfolgt werden, nicht für ärmere Menschen generell" (siehe z.B. hier: www.berliner-zeitu...r-rechts-li.357653 ) zusammenfassen lassen. Daraus wird dann abgeleitet, Wagenknecht rücke nach rechts, würde die Ressentiments der AfD mit eigenen bekämpfen. Das Asylrecht nur so einzusetzen, wie es eigentlich gedacht ist, ist jedoch kein Ressentiment. Mit einem Programm, das sagt: "Kein Mensch ist illegal", gewinnt man Wahlen höchstens in Vierteln, in denen eben diese Menschen ohnehin keine Wohnungen finden und man sich aus seiner Mittelstandsbude heraus sehr progressiv fühlt, wenn man auf Twitter "die Bösen" abkanzelt. Ich würde mir wünschen, dass es möglich wäre, allen Menschen auf der Welt ein besseres Leben zu ermöglichen, insbesondere denen, die in den nächsten Jahrzehnten durch den Klimawandel noch härter getroffen werden als jetzt. Ich glaube jedoch nicht, dass dies über unbegrenzte Migration möglich ist.

    Ich glaube, man sollte Leute schützen, die in ihrem Heimatland Krieg und Verfolgung ausgesetzt sind (und zwar dauerhaft und unter deutlich besseren Bedingungen als jetzt) - und in Ländern, in denen dies nicht der Fall ist, endlich ein Konzept entwickeln, wie man die Armut dort wirksam bekämpfen kann, die Leute überhaupt zur gefährlichen Flucht treibt. Ich glaube, diese Ansicht deckt sich mit der Sicht einer "Wagenknecht-Partei" weitestgehend. Warum aber diese Ansicht rechts oder gar rechtsradikal sein soll, würde ich nach 100 Artikeln, in denen dies postuliert wird, gerne einmal tatsächlich erklärt bekommen.

    • @Agarack:

      Da wären noch die transfeindlichen Aussagen, der extreme Antiintellektualismus ("Die Eliten"), die Fetischisierung kleinbürgerlicher Lebensweisen ("Wohneigentum").

      Das, was Sie zu Migration sagen ist graue Theorie. Die praktische Umsetzung dieser Politik bedeutet tausende Tote im Mittelmeer und in den Wüsten rund um Europa. Vor diesen Folgen Ihrer politischen Wünsche können Sie gerne die Augen verschließen. Die habituellen Ähnlichkeiten zu all den braven Deutschen, die im NS die Augen feste zugedrückt haben, während um sie herum fleißig gemordet wurde, sollten Ihnen dann aber entweder bewusst sein, oder Sie sollten wenigstens nicht beleidigt sein, wenn Sie damit konfrontiert werden.

  • Sie ist keine Pro-Arbeiter-Politikerin. Es ist nur ihr Image. Sie ist eine kapitalistische Egomanin.

  • Hier schreibt ein DKP-Nostalgiker und redet folglich noch vom Proletariat. Übersetzt man/frau das aber in neuzeitlich, dann bleibt im Kern die daran geknüpfte Kritik an Wagenknecht vollkommen richtig. Das was im Kommentar mit "Proletariat" gemeint ist, umfasst heutzutage ein gerüttelt Maß an MigrantInnEn, wenn nicht sogar mehrheitlich!!! Und davon sind heute viele, die erst kürzlich von Geflüchteten zu Integrationsfällen wurden. Und daher mit dazu gehören zur Gesellschaft, und nicht auszugrenzen sind, wie Wagenknecht und Lafontaine es mit Antiflüchtlingsrhetoriküberbietung predigen.

    Wagenknecht/Lafontaines tiefe Verachtung für die Migration wird mit dieser Kritik punktgenau getroffen. Und lässt damit den Schluss zu, dass das einst der "kommunistischen Plattform in der PDS" zurordbare heutige enfant terrible der Partei Die Linke definitiv nicht mehr für Links steht und folglich in der falschen Partei befindlich ist. Also eigentlich nur noch als zersetzendes U-Boot des Lafontainismus in der Partei destruktiv unterwegs ist.

    Der heutige Begriff für mögliche linke Klientel ist längst nicht mehr "Proletariat", sondern "Prekariat". Das Auseinanderklaffen der Lebensverhältnisse derer mit Top-Jobs und derer mit prekärer Existenz, ob mit oder ohne Job. Das zu entschärfen wäre Politik für das Prekariat. Das linke Projekt von heute.

  • Viele Positionen der Linkspartei gehen fundamental gegen die Interessen der kleinen und mittleren Arbeiter und Angstellten. Entscheidend ist die Migrationspolitik, die zu hohen Mieten, katastrophalen Zuständen an den Schulen, Wartezeiten bei Fachärzten, hohen Steuern und so weiter führt. Natürlich kann man "erklären", dass dem gar nicht so ist und die Ursachen woanders liegen. Nur unterschätzt man die Menschen da. Die wissen ganz genau, was los ist, weil sie jeden Tag damit konfrontiert werden. Wenn die LInkspartei ihnen dann irgendwelche Stories ("Spekulanten" etc) erzählt, glauben es die Leute nicht mehr. Das führt dann zur Wahl der rechten Partei. Wagenknecht ist eine der wenigen PolitikerInnen der Linkspartei, die sich diese Integrität noch bewahrt hat, der die Menschen noch glauben.Die Linkspartei macht einen Fehler, wenn sie glaubt, auf Wagenknecht verzichten zu künnen und eine Kopie der Grünen zu werden.

    • @Heidi Schneider:

      In Deutschland gibt es so viel Wohnraum wie noch nie, es gibt so viele Ärzt:innen wie noch nie, es gibt im Übrigen auch so viele Lehrer:innen wie noch nie. Die steuerliche Belastung von mittleren Einkommen mag etwas höher sein als anderswo, aber Wagenknecht macht in letzter Zeit keine Anstalten mehr über höhere Vermögenssteuern zu reden. Ihr geht es nur noch um die pösen USA und die pösen, pösen Grünen.

      Die Ressourcen, die da sind, sind schlicht extrem ungleich verteilt, und das hat sehr, sehr wenig mit Migration zu tun.

    • @Heidi Schneider:

      Können Sie mir mal erklären, was die vermeintlichen falschen Positionen bei Mieten, Schulen, Steuern oder Fachärzt:innen der Linkspartei sein sollen?



      Und wenn die Position bzgl. Migrant:innen falsch ist, dann vermute ich, die sollen bitte bleiben, wo sie sind, weil die nehmen uns die Arbeit/Steuern/etc. weg. Da sitzen Sie einfach einem klassisch rechten Narrativ auf. Wir können (und sind moralisch ohnehin verpflichtet - die globalen Macht- und Wirtschaftsstrukturen mit uns westl. Industrieländern am langen Hebel, sind nun mal mindestens mitentscheidende Fluchtursachen) das natürlich leisten, es ist eine Frage der Umverteilung. Und das sagt die Linke, nicht aber Frau Wagenknecht. Ich glaube sogar sie weiß es, aber ist zu narzistisch und braucht die Rolle als vermeintliche Versteherin der abgehängten Bürger:innen.

    • @Heidi Schneider:

      Eigentlich wären die kleinen Angestellten und Arbeiter*innen eine prima Klientel für die Linke inkl. Sahra W., wenn letztgenannte auch erkennen würde, dass ein Großteil dieser Klientel und Zielgruppe Migrant*innen sind.



      Was glauben Sie denn, wer die Bremsklötze ihres Autos presst? Oder wer Sie in Klinik und Pflegeheim pflegt? Oder wer ihre Heizung wartet und den Gehweg pflastert und in der Arztpraxis für den reibungslosen Ablauf sorgt? Und wer bringt den Kaffee an den Tisch? Mal abgesehen von den Ärzt*innen und Informatiker*innen und vielsprachigen Kaufleuten...

    • @Heidi Schneider:

      Wagenknecht ist entscheidungsschwach und opportunistisch. Sie traut sich nicht zum Sprung, solange die linke Hängematte noch so bequem ist.



      Sie sollte sich zurückziehen, im Zweifelsfalle mal ein Crowdfunding "Sahras Rente" starten, damit sie nicht zwei Parteien gleichzeitig zerstört: die Linke und ihre neue.



      Sahra integer? Da musste ich aber mal richtig schlucken. Seit wann?

    • @Heidi Schneider:

      Die Leute wissen was los ist, also die Migranten sind an allem schuld? Eindeutiger kann man Werbung für die AfD nicht mehr machen. Also raus mit den Migranten und schon wird alles gut, sieht man ja in Großbritannien nach dem Brexit, wie super das funktioniert. Irrwitziger Unfug wird nicht dadurch wahr, dass ihn viele Leute für wahr halten. Propaganda ist keine Realität.

    • @Heidi Schneider:

      Liebe taz-Leser, wir sind nicht repräsentativ. >> 70 % der Wähler stolpern schlecht informiert und unreflektiert durch ihr Leben, auch weil sie die Polykrise der letzten 15 Jahre nicht mehr verkraften und intellektuell abgeschaltet haben. Weit über 50% der Bevölkerung haben eigentlich nichts substanzielles zu verlieren, trotzdem klammern sie sich verzweifelt an die Bewahrung des Status Quo oder schlimmer noch, stimmen den populistischen Parolen der Rückwärtsgewandten zu. Sahra Wagenknecht ist nicht doof und ihr Wertesystem ist mir erheblich sympathischer als das von Höcke, Merz oder Lindner. Wenn ihr Narrativ einen Teil der o.g. Wähler erreicht und dies dazu führt, dass die drei o.g. Herren nicht in Regierungsverantwortung kommen: Highly welcome, losgelöst von der kleinlichen Suche nach Positionen die nicht in das perfekte progressive Weltbild der taz-Leser passen (das es ohnehin nicht gibt!)

    • @Heidi Schneider:

      Und wie lauten die konkreten Antworten? Wollen sie in der Migrationspolitik eher auf die dringend benötigen Fachkräfte, etwa für den Bau von mehr Wohnungen, in der Pflege und in Facharztpraxen, verzichten oder doch eher humanitäre Menschenrechte noch weiter einschränken als das ohnehin bereits der Fall ist? Wie will man mit niedrigeren Steuern bessere Schulen finanzieren? Und wie kommt es, dass die zunehmend eskalierende Klimakatastrophe offenbar nicht zu den entscheidenden Problemen gehört?

    • @Heidi Schneider:

      Vermutlich würde es Sinn machen, sich zunächst einmal mit "den Positionen der Linkspartei" auseinanderzusetzen und sich anzusehen, in welchen sozialen Kämpfen sie aktuell präsent sind bzw. welche Stellung sie dort beziehen (Stichwort Vergesellschaftung von Wohnraum, Krankenhausbewegung und Pflegestreiks), bevor eine "Analyse", wie diese vorgetragen wird. So eine absurde und zynische Kausalverkopplung von Notlagen und Notständen muß man sich erst mal ausdenken! Darüber freuen sich identitäre Rechtsradikale wie Höcke und Co. vermutlich noch mehr als als Sarah Wagenknecht

  • Glaubt man den neuen Umfragen, verschwindet die Linke mit

  • Die Frage ist, ob die potenziellen Wähler von Wagenknecht überhaupt eine lechts-rinks-Politik wollen und nicht vielmehr - insbesondere in Ostdeutschland - einfach nur das Gefühl ersehnen, Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich denke, viele von denen empfinden Demokratie als ein System, dass einfach nur exekutieren soll, was sie - die sich als unbeachtete Mehrheit, als „das“ Volk wähnen - fordern. Das ist das Grundproblem - die Verkennung, dass Demokratie in einer pluralistischen Gesellschaft immer Aushandlung, Abwägung und Kompromiss bedeutet und man niemals alles haben kann, was man will.

  • Wer das Aktivistenmilieu einer solchen Partei sein soll?

    Na, das ist doch schon da.

    Wagenknecht und Lafontaine haben ihren Fanclub.

    Daneben finden sie Anklang unter AfD-Fans und Querdenkern.

    Für die stramme Treue zu Russland, gibt es auch ein Aktivisten-Potential.

    Alles Kreise, die gerade hochpolitisiert sind.

    Ob es mittelfristig reicht, ist eine andere Frage.

    Die angebliche Verachtung des Proletariats überzeugt auch nicht so richtig.

  • vielleicht ist ein Blick nach Österreich ganz hilfreich, was den Linken helfen kann. Konsequente Basispolitik und das Soziale klar im Blick. die KPÖ machts vor.

  • vielleicht ist ein Blick nach Österreich ganz hilfreich, was den Linken helfen kann. Konsequente Basispolitik und das Soziale klar im Blick. die KPÖ machts vor.

  • "Sie wäre ökonomisch links [...]. Die Wohlfahrtsstaats-Orientierung hätte starke Elemente eines 'Wohlfahrtschauvinismus' [...]"

    Klingt doch ganz wie die PiS in Polen. Als nächstes wäre dann die Selbstbestimmung der Frau dran, weil "wenn wir keine Zuwanderung mehr kriegen..."

    Kennen wir auch schon.

  • nun ja, jede populistische bzw populäre partei, könnte der afd, aber auch den anderen parteien stimmen wegnehmen.



    denn die ideologische varianz als auch die regionalen eigenheiten sind weiterhin relevant für überraschungen und umverteilungen im großen ausmaß.



    die "idee", besser gesagt historische möglichkeit, ist also selbstlaufend.

    und die hochrechnung ist in der tat realistisch, denn einerorts wären es bestimmt über 20%, andernorts eben weniger als 2%.



    genau das ist die ideologische varianz und die regionale komponente.

    tatsache ist leider, das die afd hptsl aus ungebildeten, nationalistisch/regional begrenzten und verwahrlosten menschen besteht.



    die sind hptsl eher rechts als links.



    sonst wäre die afd ja nicht so wie sie ist. und die meisten afd wähler kommen von der cdu und npd.

    selbst wenn die neue partei versuchen würde, links-rechts aufzulösen, bestünde die wahrscheinlichkeit, das es momentan kaum möglich ist, da die masse dieses konzept kaum nachverfolgen kann. ja, wahrscheinlich nicht mal die, die dafür eintreten.



    denn die formulierungen und konzepte sind teilweise so predisponiert, meistens stark "links", so das es auf diese art kaum durchführbar ist.



    außer eben in einigen ost-regionen, wo eine vermsichung von nation und "ddr" auftritt.

    insofern brauch es eher zwei neue parteien. eine neue starke soziale partei, die die lücke zwischen mitte und links schließt, da spd und grüne viel zu viel mitte sind.



    dafür ist wagenknecht aber zu retro.

    und eine neue nationalistische bzw heimatpartei, die stark subversiv ins sozial internationale driftet. die sprache muss aber auch erst noch erfunden werden.

    die dinge sind leider oft determinierter als man denkt!

  • in meinem bekanntenkreis gibts mens chen, die eher kleinbürglich vom bewußtsein her. die eigentlich proletarisch fühlen müßten - von ihrer wahren klassenlage her. die finden s.w. gut. [...]



    wird von frauen geschätzt, die politisch eher schwach auf der brust sind. (nastic, mohamed ali z.b.) von männern geschätzt, die kleinbürgerlich denken, evtl. eher rechts sind. es ist einfach gruselig.



    die keinen parteiaufbau kann - s. ihre gescheiterte aufstehn-geschichte. bewegung war das nicht, nur son internet - hype. [...]



    wieso sich die LINKE diese dame solange gefallen ließ - keine ahnung.



    eine erklärungsmöglichkeit:



    das personal ansonsten ist nicht so dolle.



    die anhängerschaft von s.w.(s.o.) in der LINKEn ist leider relativ hoch.



    ausweg? laßt s.w. ins nirvana gehn. schaut nicht auf ihre drohung, eine eigene partei zu gründen. daran glaubt sie selber nicht. so intelligent ist sie.

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  • "Die Wagenknecht-Strategie geht implizit ja von einer männlichen, weißen Arbeiterklasse aus, die sich nicht mehr repräsentiert fühlt, weil sie ökonomisch links ist, aber in Wertefragen rechts, traditionell und konservativ und die gesellschaftlichen Modernisierungen wütend ablehnt."

    Genau die Erfolgsaussichten dieser Strategie vermag dieser Artikel in den zwei auf das Zitat folgenden Sätzen überhaupt nicht entkräften.

    Eine sozialistische Bewegung mag viele Ziele gleichzeitig verfolgen (wollen), wenn seine internationalistischen und multikulturellen Strömungen gegenüber den ökonomie-zentrierten und sozialkonservativen weniger Potential in bestimmten demografischen Gruppen haben, braucht es nur eine Partei, die es nutzt. Das mag für progressive Linke bitter sein, aber leider hat ihr Angebot bislang nicht verfangen. Leider.

    • @DieLottoFee:

      Ich sehe es eigentlich genau so. Eigentlich. Das was sie beschreiben (ökonomie-zentriert, sozialkonservativ) ist im Grunde die klassische Rolle einer sozialdemokratischen Partei. Andererseits bin ich heilfroh, dass die SPD hierzulande (noch) nicht den Weg der “Dänemarkisierung” gegangen ist.



      Denn der Elefant im Raum ist nach wie vor die AfD und nicht Sahra Wagenknecht mit ihren etwaigen Ambitionen. Und ich gebe zu bedenken, dass alle derzeitigen innerlinken Diskussionen über Sozial- und Migrationspolitik, LBTGQ etc. unter dem Eindruck des Aufwindes für die AfD, also aus der Defensive heraus geführt werden. Die Linke (nicht bloß die Linkspartei) ist also die Getriebene, nicht diejenige, die hier die Antworten liefert, leider.



      Insofern wäre ich mir überhaupt nicht so sicher, ob eine solche sozialkonservative/-nationale bzw. linkspopulistische Wagenknecht-Partei die Lösung des Problems oder nicht doch eine weitere Verstärkungswirkung Richtung Rechts bringen würde (unterstellt man Frau Wagenknecht zur Abwechslung mal nicht persönlich irgendwelche niederen Motive, wie das hier in der taz offenbar zum Volkssport geworden ist). Ich sehe so eine Parteigründung also mehr pragmatisch, sehe jedoch auch das enorme Schwächungspotential für die Linke sowie den (möglichen) Verstärkungseffekt für die AfD.

  • 6G
    677256 (Profil gelöscht)

    "Die Wagenknecht-Strategie geht implizit ja von einer männlichen, weißen Arbeiterklasse aus, die sich nicht mehr repräsentiert fühlt, ..."

    Die bösen weißen Männer wieder. Wie kommt Misik darauf?



    Geht es nicht eher um arbeitende Menschen jeglicher Couleur, die kein Bock auf Identitätspolitik haben?

  • Der vorliegende Artikel macht hier einen entscheidenden Fehler, gleichwohl vermute ich, um den betreffenden Punkt für die Leser verständlich(er) zu machen (aber Murks führt nur zu neuem Murks): der Fehler besteht auch hier darin, die Frage der Verteilung des gemeinsamen wirtschaftlichen Erfolges innerhalb der Gesellschaft in etwas Linkes (und Rechtes) zu unterteilen. .. Wir müssen die Auswirkungen dessen, was die AfD stark macht endlich als das begreifen, was es ist: der Kampf / ein Konflikt von / zwischen Arm gegen / und Reich, und selbstverständlich auch umgekehrt.

  • Zarenknecht und Betriebsräte?



    Zarenknecht und Arbeitsbedingungen bei Amazon?



    Zarenknecht und Vermögenssteuer? Stefan Gosepath stellt das Erben infrage.



    Griechenland-Solidarität?



    Bei Zarenknecht gibt es nur antiamerikanischen Nationalismus - siehe WeltnetzTV, Lafontaine, deren Seiten sind voll davon.



    Zarenknecht ist fake und ihre Fans wissen das.



    Nationalismus dient den Lohnarbeitenden eigentlich nicht. Aber....

    • @Land of plenty:

      "Zarenknecht ist fake und ihre Fans wissen das."



      Könnten sie diese Behauptung auch mit Fakten belegen, oder ist die Aussage selbst ein Fake?

  • Erst einmal muss man abwarten, ob Wagenknecht wirklich eine Partei gründen wird. In der Vergangenheit ist sie nicht unbedingt als Machtpolitikerin aufgefallen (so verlor Sie zb nach kurzer Zeit ihre Position als Franktionsvorsitzende, da ihr ihre Überzeugungen wichtiger waren).

    Der Artikel ist informativ aber Einschränkungen möchte ich zu folgenden Punkten machen:

    Gegen Gendern, für die „normale Familie“, gegen das Lesben-Schwulen-Regenbogen-Klimbim, gegen Öko und „Klimahysterie“.

    Wagenknecht ist nicht gegen Öko, Klimahysterie usw. Sie vertritt jedoch die Position, dass andere Themen einen höheren Stellenwert haben sollten.

    Auch wenn ich eine Wagenknecht Partei nicht wählen würde, wäre es begrüßenswert, wenn es wieder eine seriöse Protestpartei geben würde, wie es früher die Linke oder PDS war.

    In einer Demokratie sollte es für jeden eine Partei geben, die die jeweiligen Interessen vertreten.

  • Hatten wir die gleiche Debatte nicht auch bei "Aufstehen"? Da gab es mächtig Vorschußlorbeeren, und dann ist das Ganze im Sande verlaufen. Was wäre diesmal anders?

  • Russlands Finanzaufsichtsbehörde hat Boris Kagarlitzki auf die Terrorliste gesetzt. Dem linken Politik-Professor drohen sieben Jahre Haft.



    taz.de/Russischer-...genommen/!5953523/



    Nur so zur links-rechts-Orientierung.



    Aber nicht alle "Proletarier" sind konsumsüchtig und rechts.

  • Bitte nicht immer die Ikonisierung der Selbstinszenierung der Fata Morgana reproduzieren. Statt dem verführerischen Foto bitte immer das Foto zeigen vom Blankeneser Neujahrsempfang mit Kubick-i, Günter Öttinger und anderen Bonzen.



    www.alamy.com/stoc...cki-174178493.html (und viele weitere)



    Ich hab in Brüssel den längschden Rüssel und den stecke ich überall rein. Des isch zwar nicht politisch korrekt, doch des muss auch mal sein. Schwabe bumbum der Kommissar geht um.



    Entsprechend das Einkommen der Arbeiterführerin Zarenknecht.



    Gä' Fernseh macht scho sau bleed.



    Hier auf diesen Spalten wurde Wagenknecht schon für ihre Schönheit bewundert...



    Investiert in Russland und in China, forderte Folker Hellmeyer von der (ex)Bremer Landesbank auf, denn die USA und Bernie Sanders sind böse!

  • Ich meine natürlich Robert Misik

  • Herrn Musils Kommentare sind mit die besten, die in der taz zu lesen sind. Niemand kann so differenziert und kritisch aber gleichzeitig auch nonchalant, die Sache auf den Punkt bringen.

  • Das Problem der Linken ist nicht Frau Wagenknecht sondern das Ganze Lametta um Marx, Liebknecht und Luxemburg sowie die Russlandnähe. Erst wenn sich eine Linke von Ihren Fesseln löst hat sie eine Chance. Das wird sicherlich nicht die Die Linke sein und höchst wahrscheinlich auch keine neue Wagenknechtpartei. Es braucht eine ganz neue linke soziale (nicht sozialistische) Partei.

    • @DiMa:

      Sie meinen eine sozialdemokratische Partei?

    • @DiMa:

      Ist entlarvend, wie in bestimmten Milieus eigene Projektion zum Masstab, so Simulation von Analyse wird.

      Sicher, hat die -letztlich- eigene politisch-historische Biografie nicht viel mehr zu bieten, als die notorische Behauptung und Praxis, "der Linke" DIE LINKE, das Linke sei Bedrohung und Ursprung allen Übels,



      ignoriert man zudem, dass aus solchen Milieus zwischen Zustimmung, stillschweigender Akzeptanz und praktischer Durchführung, Repräsentanten wie Luxemburg, Liebknecht, Allende, Lumumba, Sankara, (...) umstandslos und nun bereits über einen langen Zeitraum umgebracht wurden. Nicht nur in Reichsdeutschland Anhänger linker, antikapitalistischer und antifaschistischer Organisation systematisch und massenhaft ermordet wurden. Damit also unmittelbar und materiell die Grundlage und das Personal solcher demokratischer Wette auf die Zukunft kriminalisierte, deligitimierte, physisch beseitigte,



      dann sagt solche "Analyse"



      "Lametta um Marx, Liebknecht und Luxemburg" um zum guten Schluss auch noch auf Gräber zu spucken.

      Marx Frau /Herr Dima, ist immer noch der ökonomie-welthistorisch wichtigste Beitrag des 500jährigen Reiches Europa und seiner nordatlantischen Ausgründungen zum Verständnis und der Kritik des Kapitalismus. Der aus seiner eigenen Logik, der Unvermeidlichkeit seiner sich selbst gemachten Krisen und Antagonismen, sich selbst der grösste Feind ist. Auf Kosten der Mehrheit, den rationalen Mehrheitsinterressen von Gesellschaften und Menschheit.

      "Russlandnähe" ist eine Projektion derjenigen, die einerseits das Momentum der Geschichte ökonomisch-geostrategisch als "Sieger" Jahrzehnte abschöpften, gleichzeitig nie mit dem durchgängigen Dominanzanspruch des 500jährigen Reiches Europa brachen /brechen, ihre eigene Kriegs- und Eskalationslogik aber natürlich propagandistisch dem jeweiligen Gegner als alleinige Kriegsschuld anstricken. Obwohl der ja auch nur ein Kapitalist, mehr oder minder oligarchisch, im Kampf um Dominanz auf "Märkten" ist.

      • @Elise Hampel:

        Die Analyse beruht auf Beobachtungen. Eine echte Linke halte ich für wichtig. Nur der ganze Rote-Nelken-Quatsch und die starke Ostausrichtung der die Die Linke verhindern eine gesamtdeutsche freie Entwicklung. Für eine programmatische linke Entwicklung wird es mittelfristig eine neue linke Partei geben müssen - mit gesamtdeutscher Perspektive.

    • @DiMa:

      wo sehen sie bei der LINKEN rußlandnähe? das wird ihr nachgesagt.



      näher an rußland dürfte s.w. sein.



      wozu soll eine linke, nicht sozialistische partei ihrer meinung gut sein?



      welche programmatik hätte eine solche partei, die nicht fisch noch fleisch wäre?



      die spd gibts schon. also???

    • @DiMa:

      ... als Wiederauferstehung der USPD ?

  • Nichts ist so schlimm wie eine Grüne Regierungsbeteiligung.



    So lange die Grünen nur eine Randerscheinung waren haben sie einen guten Job (als Oppositionspartei) gemacht.



    Spätestens seit sie im Kabinett Schröder als Junior"partner" firmierten hat sich das Bild komplett gewandelt.

    Die Linken können es vermutlich auch nicht besser - aber als Oppositionspartei im Parlament sind sie genau die richtigen Wadenbeißer - wie einst die Grünen (die ja auch durchaus linke Züge trugen)

    • @Bolzkopf:

      "Nichts ist so schlimm wie eine Grüne Regierungsbeteiligung."



      Ich persönlich würde eine AfD-Regierungsbeteiligung z. B. als deutlich schlimmer ansehen. Aber so hat halt jeder seine Meinung.

    • @Bolzkopf:

      Seltsamer Kommentar! Die Linke ist gerade dabei den Fraktionsstatus zu verspielen - was soll ein Wadenbeißer ohne Zähne?



      Und weil Habeck Politik für alle Deutschen macht - im Gegensatz zur Klientelpartei FDP - und nicht die von Ihnen persönlich gewünschte, radikale Politik, soll das völlig verkehrt sein?



      Machen Sie mal nen Realtätsabgleich und kommen Sie im echten Leben an ...

    • @Bolzkopf:

      Die Grünen haben bereits um 2014 vor der Gefahr der Abhängigkeit von russischem Gas gewarnt und versuchen sich an einer effektiven Umwelt-- und Klimapolitik. - Was ist die Alternative? Es gibt ja keine Ausweichflächen mehr auf dem Planeten, wenn unsere Fossilorgie zu Ende geht.

    • 6G
      665119 (Profil gelöscht)
      @Bolzkopf:

      Die politische Linke taugt also nur zur Opposition?

    • @Bolzkopf:

      Super ! ... also eine Partei, die nur als Opposition taugt. Ich bin dabei.

    • @Bolzkopf:

      Die Grünen mit Wagenknechts Vielleichtpartei zu vergleichen ist obszön mit ihren rechtsnationalen Russlandträumchen soll sie bleiben wo der Pfeffer wächst.



      Das Problem der Ampel ist übrigens die FDP nicht die Grünen.