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Sinnhaftigkeit des 9-Euro-TicketsNur billig ist auch keine Lösung

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Die Verkehrswende braucht einen funktionierenden Nahverkehr. Der sollte zwar günstiger sein als das Auto, muss aber seinen Preis haben.

Nur billig ohne Ausbau heiß überfüllte Züge: U-Bahn in München Foto: Manfred Segerer/imago

W elch bizarre Geschichte. Da deuten Politiker und Umweltaktivisten die hohe Anzahl verkaufter 9-Euro-Tickets tatsächlich als Beleg für die politische Sinnhaftigkeit dieser Discount-Aktion. Seien wir lieber ehrlich: Schnäppchen kommen immer gut an. Deswegen sagt die Nachfrage nach einer hochsubventionierten Dienstleistung gar nichts über deren gesellschaftlichen Nutzen aus. Wer einen mit Milliardenkosten angeheizten Nachfrageboom zu einer Erfolgsgeschichte hochstilisiert, weil er ins eigene Weltbild der Verkehrswende passt, argumentiert, nun ja, billig.

Will man das auslaufende Sparangebot umweltpolitisch seriös evaluieren, gibt es nur einen einzigen Maßstab: die Entwicklung des Autoverkehrs. Allein dessen spürbarer Rückgang könnte ein verbilligtes Ticket auch für die Zukunft rechtfertigen. Doch allzu viel hat man dazu bisher nicht gehört.

Zahlen zu einem anderen Phänomen liegen unterdessen schon vor – und die entlarven das Billigticket als expliziten Flop: Die Pünktlichkeit der Bahn lag im Juni und Juli auf dem tiefsten Stand des ganzen Jahres, deutlich schlechter auch als im gesamten Vorjahr. Dass die Augustzahlen besser ausfallen werden, darf man, wenn man die letzten Wochen öfter im Regionalverkehr unterwegs war, bezweifeln.

So bleibt nach drei Monaten Bahn­chaos die nicht gänzlich überraschende Erkenntnis, dass volle Züge verkehrspolitisch gesehen kein Wert an sich sind. Zumal auch der öffentliche Nahverkehr Energie und Ressourcen verbraucht. Umweltpolitisch kann es daher nicht sinnvoll sein, durch Billigangebote zusätzlichen Verkehr zu generieren – selbst wenn es öffentlicher Verkehr ist.

Kluge Verkehrspolitik drängt primär das Auto zurück. Nicht zielführend ist es daher, die Bahnen vorsätzlich so sehr zu überlasten, dass Fahrgäste wegen Überfüllung der Waggons am Bahnsteig zurückbleiben müssen – was durchaus vorkam in den letzten Wochen. Ebenso ist es nicht hilfreich, wenn der Fahrplan durch den Ansturm mehr denn je zur unverbindlichen Zahlenkolonne wird. Um Menschen vom Auto in die „Öffis“ zu bringen, müssen Bus und Bahn verlässliche Verkehrsmittel sein.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Nun wird an dieser Stelle der Einwand kommen, man müsse dann eben das Bahnangebot ausweiten. Das stimmt, absolut. Doch anzunehmen, Zusatzkapazitäten ließen sich auch nur ansatzweise in einem ähnlichen Tempo aufbauen, wie die Politik das 9-Euro-Ticket aus dem Hut zauberte, wäre reichlich naiv.

Ein Nahverkehrssystem, das in der Lage wäre, das hohe Fahrgastaufkommen der letzten Monate zu verkraften, bräuchte Jahre Vorlauf. Mindestens. Eher Jahrzehnte. Beispielhaft zeigt das die Rheintalstrecke. Sie ist die Hauptverkehrsachse zwischen der Schweiz und der Nordsee. Sie hat heute streckenweise nur zwei Gleise, eines für jede Richtung. Darauf muss sie ICEs, den Regionalverkehr und den Güterverkehr abwickeln. Damit ist der Fahrplan dicht. Schon heute zieht jede Verspätung eines ICE viele weitere Verspätungen nach sich. An zusätzliche Züge ist deswegen beim besten Willen nicht zu denken. Und an längere Züge übrigens auch nicht, weil mitunter der Bahnsteig zu kurz ist.

Nun kann man zwar über durchaus reichlich feststellbare Versäumnisse der Vergangenheit reden, etwa darüber, dass der Bau von zwei weiteren Gleisen dieser Strecke seit 30 Jahren in Planung ist, aber das hilft aktuell natürlich nicht weiter. So bleibt nur die Erkenntnis, dass die gerne verbreitete Weisheit, die Bahn müsse halt ihre Kapazitäten ausweiten, zumindest mancherorts und auf mittlere Sicht einer Traumwelt entstammt.

Zumal es ähnliche Sachzwänge zuhauf gibt. Auf Nebenstrecken sind zusätzliche Zugverbindungen mitunter nicht möglich, weil die Gleise einspurig sind und nur bestimmte Bahnhöfe Zugbegegnungen zulassen. Auf Mittelgebirgsstrecken kann es unterdessen die Zugkraft der Lok sein, die die Zuglänge limitiert. Mal ganz abgesehen davon, dass zusätzliche Waggons nicht in einem halben Jahr zu organisieren sind, vom nötigen Zugpersonal ganz zu schweigen.

Verramschung öffentlicher Mobilität

Das alles zeigt, wie komplex das Bahnsystem ist. Daher werden Transportkapazitäten im öffentlichen Verkehr zumindest regional auf lange Sicht ein knappes Gut bleiben. Werden knappe Güter aber unter Preis verhökert, kommt es zu Mangellagen – eben überfüllten Zügen, in die keiner mehr einsteigen kann. Deswegen muss man auch Zugkapazitäten mit Bedacht bewirtschaften; darf sie nicht verscherbeln. Es ist befremdlich, wie hartnäckig diese physischen Limitierungen von jenen ignoriert werden, die sich verrannt haben in die Idee vom Billigticket. Manche träumen gar von der Kostenlos­variante. Möglich wäre die zweifellos auf dem Land, wo Busse heute reichlich heiße Luft durch die Gegend fahren. Aber auch nur dort.

So kommt man – immerhin das – zum Verdienst des 9-Euro-Tickets: Es hat offenbart, wie schlecht es um den Nahverkehr in Deutschland steht. Wer politisch für eine Verkehrswende eintritt, sollte deswegen jetzt dafür kämpfen, dass Bus und Bahn wieder mehr Wertschätzung zuteil wird. Das muss sich vor allem in mehr Geld niederschlagen und ein Teil davon sollte auch durch eine finanzielle Belastung des fahrenden und ruhenden Autoverkehrs aufgebracht werden, denn den will man ja zurückdrängen. Damit brächte man die Verkehrswende besser voran als durch eine Pseudolösung, deren Kern die Verramschung öffentlicher Mobilität ist.

Von Albert Einstein soll der Satz stammen: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“ Und das gilt eben auch im Verkehr. Sozialpolitisch müsste man dann gegebenenfalls im Steuer- und Sozialsystem nachhelfen, um diese Mobilität allen Teilen der Bevölkerung erschwinglich zu machen. Aber das ist eine andere Baustelle und hat mit Verkehrspolitik nicht zu tun.

Nur einen Aspekt des 9-Euro-Tickets könnte man als Modell für die Zukunft in Erwägung ziehen: das Einheitsticket für den bundesweiten Nahverkehr. Wer ein Monatsticket für seinen Verkehrsverbund besitzt, sollte dieses weiterhin bundesweit im Nahverkehr nutzen können, denn das Zonendenken ist gerade für Pendler im Grenzbereich der Verbünde lästig und mitunter auch teuer. Für die Verkehrsunternehmen wäre eine solche Lösung vermutlich verkraftbar. Vielleicht brächte sie sogar Zusatzeinnahmen, weil Monatskarten noch attraktiver würden.

So ist die Prämisse guter Verkehrspolitik schnell erzählt: Die Fahrt mit der Bahn sollte immer billiger sein als die Fahrt mit dem Auto. In diesem Rahmen darf die Bahn dann aber gerne gutes Geld kosten. Wenn die Einnahmen dann dazu dienen, die Qualität der Reise zu verbessern, ist damit allen mehr gedient als mit einem Angebot, das eine Umsonstmentalität bedient, aber in der Praxis kollabiert. Kollabieren muss.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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83 Kommentare

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  • Gebraucht werden günstigere und unkomplizierte Tickets für Einzelfahrten. Meinetwegen für 9 Cent je Kilometer. Übrigens auch im Fernverkehr.

  • Widerspruch! Analysiert zuerst, wo das 9-Euro-Ticket den Zuschußbedarf je Fahrgast-Kilometer reduziert hat. Bei leeren Züge ist der jedenfalls am höchsten.

    Die Entwicklung des Autoverkehrs kann nicht alleiniger Maßstab für Preise im ÖPNV sein, entgegen der Meinung des Autors: "Allein dessen spürbarer Rückgang könnte ein verbilligtes Ticket auch für die Zukunft rechtfertigen."

  • "Das alles zeigt, wie komplex das Bahnsystem ist."



    Das zeigt mir zuerst mal, dass ich auf dem Lande lebend nicht ohne Auto auskommen kann, denn der ÖPNV ist bei uns eine Lachplatte.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    @RUDOLF FISSNER: Karl Marx (1818 - 1883) soll ja ein großer Verehrer von Einstein (1879-1855) gewesen sein. Es ist halt alles relativ.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Nur billig ist auch keine Lösung“...



    Preiswert wäre ja schon gut – und ein Beitrag zur Lösung der Energiekrise.



    Dann fährt Mensch einfach hin und her



    Von A nach B und kreuz und quer -



    Im warmen Zug friert niemand mehr.



    Und so wird die Bahn ganz schnell



    zum „n €uro im Monat“-Hotel



    Gut geheizt und mit WC -



    Das wollen viele nicht? Versteh.



    Drum ist nach dem Sommer Schluss



    mit Billig-Bahn im Überfluss.



    Wär‘s doch spätrömisch-dekadent,



    wenn Mensch sogar in Zügen pennt.



    [/Satire?]

    • @95820 (Profil gelöscht):

      "Im warmen Zug friert niemand mehr."

      Daran hatte ich auch schon gedacht, dass die Politiker wohl auch deshalb das 9-Euro-Ticket über die folgenden kalten Monate nicht verlängern möchten, weil dann die 52.000 Obdachlosen - die wir laut Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe haben - es sich lieber für 9 Euro im Monat in der Deutschen Bahn "gemütlich" machen, als auf der Straße zu frieren. Womöglich würde der Bürger dann auch endlich mal erkennen, wie die Art. 1 GG und Art. 20 GG in diesem "demokratischen Sozialstaat" wirklich umgesetzt werden, und die Politiker müssten den Bürgern dann womöglich sogar erklären, weshalb die Politik seit Jahrzehnten nichts gegen die zunehmende Armut in diesem reichen Land unternimmt.

      Keine Sorge, denn es wird weder etwas gegen Armut (Obdachlosigkeit, Rentnerarmut, Kinderarmut, Hartz-IV-Armut) in Deutschland unternommen, noch bekommt der Normalbürger jetzt ein günstiges Bahn-Ticket, denn Lindner kommt mit der Ausrede "Schuldenbremse", damit nicht einmal ein Quäntchen "soziale Gerechtigkeit" ins Land kommt. Nach dem Motto: "Freie Fahrt für Porschefahrer, aber nicht für arme Bahnfahrer".

  • na endlich günstige dupingpreise wie bei rynair oder flixbus-train und fast jeder sitzplatz ist besetzt wie bei diesen beiden dumping unternehmen.eine umfrage ergab folgendes.Viele Käufer des 9-Euro-Tickets haben nach eigenen Angaben das Auto durch Bus und Bahn ersetzt. 31 Prozent der Erwachsenen nutzten die Aktionsfahrkarte häufig auf Strecken, die sie sonst im Auto zurückgelegt hätten, wie eine YouGov-Umfrage für die Deutsche Presse-Agentur ergab. Weitere 18 Prozent gaben an, sogar immer das Auto durch den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) ersetzt zu haben.



    www.spiegel.de/wir...-aa5e-674d3ab3dae7

  • Da Menschen nicht gleichzeitig daheim, im ÖPNV, bei der Arbeit oder im Auto sein können, würde sich auch bei einem stark rabattierten Tarif oder gar einem Gratis-Angebot die Auslastung abflachen.

    Ferienzeit, Beschränkung auf 3 Monate, allgemeine Depressionslage - all das waren bzw sind gute Gründe gewesen, das Angebot wahrzunehmen. Doch schon bei Regenwetter oder in den Abendstunden sind die Züge leerer.

    Als Biodeutscher mit etwas Lebenserfahrung muss ich allerdings bemerken, dass Veränderung in Deutschland nur durch Druck & Zwang erreicht werden kann. Parkgebühren verzehnfachen, Spritsteuern hoch, Tempolimit, Verkehrskontrollen und Abschaffung der Autosubventionen und schon sind auch 100€ Monatskarten ein Schnäppchen.

  • Ein hervorragender Kommentar. Leider fehlt vielen Floristen offenbar wie auch den Grünen in der Regierung die Fähigkeit, grundlegende volkswirtschaftliche Zusammenhänge zu begreifen bzw. gar zu verarbeiten. Infrastruktur dauert nun mal lang und kostet viel. Das ist nicht einfach wünsch Dir was, sondern Abwägung und Verwaltung knapper Ressourcen (sic, Steuergelder etc.) Herr Habeck und Frau Baerbock haben das nicht kapiert und fühten entsprechend schwach.

  • Die Auslastung des ÖPNV liegt mit 18% unter der eines PKWs. Mit 2 Minuten Mindestabstand zwischen zwei Zügen bewegt die Bahn nicht mehr Passagiere als die PKW auf einer Fahrspur der Straße und für jeden Passagier bewegt sie bei obiger Auslastung eine Tonne Stahl.

  • '...Von Albert Einstein soll der Satz stammen: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“ ...'

    Jedenfalls stammt von Nietzsche der Satz:



    'Wenig Wert hat alles, was seinen Preis hat'

    Und nun?

  • Wie im Porsche auch,darf nur ein von 4 Sitzplätzen besetzt werden. Dann stimmt auch wieder der Stellenwert der Bahn .



    Alle Plätze besetzen wo kommen wir denn da hin.

    • @fmraaynk:

      Wenn Sie die Sitze des Porsche in die Bahn einbauen, dann können auch zwei von zwei Plätzen belegt werden. Die zwei Notsitze des Porsche 911 sind dann für das Gepäck.

    • @fmraaynk:

      Sie sind also noch nicht in einem 9€ Zug am WE nach Hamburg gefahren. Sie müssten in ihrem Porsche 8 Personen mitnehmen und der Kofferraum wäre dan die 1. Klasse.

  • Was nichts kostet, ist nichts wert!

    Ich hoffe, dass ein so dummer Spruch nicht von Einstein stammt. Ich hoffe weiterhin fuer den Autor, dass Herr Janzing sich seine Liebe, Unterstuetzung und Zuwendung bei Kindern, PartnerIn und FreundInnen bezahlen laesst. Nach Herrn Janzing muss die noch vorhandene freie Natur kommerzialisiert und kapitalisiert werden. Viel Spass beim Ende des guten Lebens fuer Alle!

    • @Reinhard Huss:

      Es gibt jede Menge Studien und Arbeiten zu dem Thema in den Wirtschaftswissenschaften. Verbraucher verhalten sich grundlegend anders sobald ein Produkt gar nichts mehr kostet. Deshalb wurde für das 9 € Ticket ja auch ein zumindest symbolischer Preis gewählt.



      Generell gehen Menschen mit Dingen die nicht im eigenen Eigentum sind anders um. Deshalb halten verliehene Sachen im Schnitt auch nur halb so lange wie im Eigentum. Kann Ihnen jede Firma oder Bibliothek usw. bestätigen die Dinge verleiht. Wenn das dann auch noch kostenlos geschieht geht die Wertschätzung gegen Null. Es hat Gründe warum es im durchschnittlichen Zugabteil so aussieht wie es aussieht.

    • @Reinhard Huss:

      "Was nichts kostet, ist nichts wert"

      Es mag sein, dass Einstein das wirklich gesagt hatte, aber damit meinte er dann wohl eher, dass die 'intellektuelle Anstrengung' auf dem Weg zur Relativitätstheorie sehr viel "kostet". Der Fachjournalist und Naturwissenschaftler Janzing hat sich wohl noch nicht mit Tensoranalysis beschäftigt, sonst wüsste er, was Einstein meinte, als er sagte: "Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt."

      Mal davon abgesehen, klingt der obige Artikel für mich eher nach der FDP, als nach einer linken und sozialen Zeitung.

      • RS
        Ria Sauter
        @Ricky-13:

        Diese Beobachtung machen viele bezüglich der TAZ.



        Beim sonntäglichen Kaffeetrinken mit Freunden, übrigens nur möglich dank 9 Euro Ticket, haben wir auch darüber geredet.



        Die TAZ geht immer weiter in Richtung FDP. Einige unterstützen sie nicht mehr.



        Waren einige TAZler/innen bei der Hochzeit auf Sylt eingeladen?

  • "Wir können den Autoverkehr mit Abermilliarden subventionieren ohne die billigen Argumente der Schnäppchenjäger auszukommen."

    Subvention des Straßenbau, Straßenverkehrs ist alles andere als Neoliberalismus.



    Das ist eine klassische Aufgabe der VerkehrsPLANER von Bund, Land und Kommunen. Quasi ein sozialistisches Gedöns.

    Es gibt dementsprechend viele viele Kommunen, die die Abermillionen für ÖPNV und Radwege bereits haben.

    Ihre Lösung, den Straßenverkehr weiter zu pampern und obendrauf noch ein teures ÖPNV-Sahnehäubchen zu setzen weist in die falsche Richtung.

  • taz: "So bleibt nach drei Monaten Bahn­chaos die nicht gänzlich überraschende Erkenntnis, dass volle Züge verkehrspolitisch gesehen kein Wert an sich sind."

    Schau mal einer an, die Züge sollen also nicht "voll" sein. Mal eine Frage: Weshalb haben Züge eigentlich so viele Sitzplätze? Ach ja, damit die Züge "voll" werden können. Zum "Glück" fahren die Züge demnächst ja wieder halbleer von einer Stadt zur nächsten. Merkt in diesem Land eigentlich niemand wie idiotisch das alles ist? Dass die "perfekte Verkehrswende" nicht von heute auf morgen funktioniert, das sollte doch wohl jedem klar sein, aber man muss doch schließlich mal einen Anfang machen - und der wurde mit dem 9-Euro-Ticket doch gemacht. Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit wäre mit einem günstigen Bahn- und Bus-Ticket ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber die Autolobby ist in diesem Land wohl zu mächtig.

    Man kann ja jetzt schon sagen, dass das 9-Euro-Ticket ein Erfolg ist/war. Und die teils überfüllten Züge zeigen lediglich, dass der Bedarf und das Interesse an günstigen Öffentlichen Verkehrsmitteln mindestens so groß ist wie die Probleme bei der Deutschen Bahn (DB). Vielleicht sollte man mal 'Bahn-Experten' aus Japan holen, denn die Züge in Japan fahren pünktlich ab, und das obwohl in Japan mehr Menschen in den Zügen sitzen als bei uns.

    taz: Von Albert Einstein soll der Satz stammen: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“

    Ich habe keine Ahnung wer Einstein diesen kapitalistischen Satz in den Mund gelegt hat, aber der Satz



    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert." ist auf jeden Fall von Albert Einstein und dieser Satz zeigt sehr schön, dass die Menschheit auch im 21. Jahrhundert immer noch alles "beim Alten" belassen möchte.

    • @Ricky-13:

      Die teils überfüllten Züge zeigen nicht nur die Probleme der Deutschen Bahn, sondern durchaus die Probleme der deutlich zu kleinteiligen Struktur von Eisenbahnverkehrsunternehmen und Vergabenetzen zwischen denen Nachfragespitzen kaum noch ausgeglichen werden können, weil lediglich noch minimale Reserven für genau das befahrene Teilnetz vorhanden sind. Abweichende Anforderungen an Fahrzeuge und fehlende netzübergreifende Personalqualifizierung kommen noch hinzu.

      Beratung durch Eisenbahnunternehmen mit entsprechenden Referenzen (Japan, Österreich, Schweiz, Niederlande) halte ich für eine gute Idee um dem desolaten Eisenbahnverkehr in Deutschland den Weg in Richtung eines attraktiven Verkehrssystems zu weisen. Die Beratungsergebnissse müssen aber auch umgesetzt werden. Dazu bedarf es auch des politischen Willens und der Durchsetzungsfähigkeit.

    • @Ricky-13:

      "taz: Von Albert Einstein soll der Satz stammen: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“ Ich habe keine Ahnung wer Einstein diesen kapitalistischen Satz in den Mund gelegt hat, aber der Satz"

      Marx?

      „Nennen wir den Kostpreis k, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m in die Formel: W = k + m, oder Warenwert = Kostpreis + Mehrwert.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 34. 🤓

    • @Ricky-13:

      taz: "Ein Nahverkehrssystem, das in der Lage wäre, das hohe Fahrgastaufkommen der letzten Monate zu verkraften, bräuchte Jahre Vorlauf. Mindestens. Eher Jahrzehnte."

      Und weil es Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte dauern würde, sollte man es gleich lassen und ein günstiges Bahnticket für Millionen Bürger nicht einmal in Erwägung ziehen? Das hört sich für mich nicht nach der taz an. Viele arme Menschen kamen mit dem 9-Euro-Ticket endlich einmal aus ihrer Stadt und konnten Ausflüge machen. Diese kleinen Leute, die sich über das 9-Euro-Ticket gefreut haben, sind halt keine überbezahlten "Volksvertreter", die in ihrem Privatflugzeug zur Hochzeit unseres Finanzministers fliegen konnten, sondern Menschen für die schon eine Fahrt z.B. an die Ostsee/Nordsee jahrelang unbezahlbar war und sie jetzt endlich einmal eine Freiheit genießen konnten, von der die "Freiheitspartei" FDP doch immer so gerne faselt.

      Und über die Probleme der 'Deutschen Bahn' (DB) hat die Kabarettsendung 'Die Anstalt' schon eine Sendung gemacht und gezeigt was bei der DB alles schief läuft. Weshalb ist die DB eigentlich eine Aktiengesellschaft, wenn sie doch zu 100 Prozent im Staatsbesitz ist und eigentlich für die Bürger da sein sollte, aber sicherlich nicht für die Aktiengewinne einiger Aktionäre? Und weshalb bekommen Bahn-Manager eigentlich ein Jahresgehalt von 2 Millionen Euro, obwohl die Züge schon seit Jahren nicht pünktlich ankommen und auch nicht abfahren? In diesem Land läuft seit Jahren einiges schief - und das nicht nur bei der Bahn.

      ***25 Jahre Bahnreform: eine Erfolgsgeschichte - Die Anstalt - 2019 | ZDF*** www.youtube.com/watch?v=AV_TXjFc5I8

  • Mal vom 9-Euro Ticket weg, die Mittelrheinbahn ist eines der frappierensten Beispiele des absoluten Totalversagens Deutschlands beim Thema Schieneninfrastruktur.

    1996 unterzeichnet Berlin mit Bern den Vertrag von Lugano, über den Ausbau des Bahnverkehrs, später folgen weitere Verträge über die Verbindung der Nordseehäfen Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen mit dem Mittelmeerhafen Genua. Die Italiener sind fast fertig, die Belgier, Dutchies und Schweizer sind fertig, die Schweizer haben dazu 3 riesige Tunnel in die Alpen getrieben, den Ceneri-Basistunnels, den Lötschberg-Basistunnel und den Gotthard-Basistunnel.

    Dass das Projekt nicht läuft liegt nur an einem Partner, Deutschland. In Teilen ist noch nichtmal klar wo wir die Schienen legen wollen, geschweige denn einen Baugenehmigung vorliegt. Jetzt sagen wir den Schweizern, wenn es gut läuft, sind wir 2041 fertig... das ist alles so erbärmlich.

    www.swissinfo.ch/g...uropa-aus/46010168

    • @Sven Günther:

      Nun, das ist eben auch den Einspruchsmöglichkeiten in Deutschland geschuldet. Deswegen muss ich such immer grinsen, wenn ich die Forderungen zum Ausbau der Bahninfrastruktur lese. Ich werde das vermutlich nicht mehr erleben. Bis da alle Klagen abgearbeitet sind…..

    • @Sven Günther:

      Es ist höchste Zeit, die Bahnen der EU-Länder in einer Institution zu zentralisieren. Daß jeder Kleinstaat seine eigene Bahnpolitik macht, ist nicht mehr zeitgemäß. Dann hätte es in dem Fall auch nur zwei Vertragspartner gegeben: Die EU und die Schweiz.

      Deutschland muß dann allerdings früher oder später Abstand vom Sonderweg 15 kV nehmen.

    • @Sven Günther:

      Es ist einfach nur noch traurig.

  • Wieso geht es bei dem 9€ Ticket eigentlich immer nur um die Bahn?



    Viele nutzten auch Busse. Das Ticket war im Grunde eine gute Idee nur die Ausführung hatte Mängel. Für 9€ durch ganz Deutschland darauf war kein Verkehrsunternehmen vorbereitet. Eigentlich sollten wohl in der Hauptsache Leute entlastet werden die mit dem PKW zur Arbeit fahren und vielleicht noch Schüler und Studenten. Ich würde ein 29€ Ticket nur für einen Verkehrsverbund bevorzugen, wäre für jeden der öfter fährt erschwinglich.

  • Das 9 Euro Ticket wurde erfolgreich genutzt.



    Es hat Vielen Möglichkeiten eröffnet und in Krisenzeiten ein bisschen gute Laune verbreitet.



    Dass die Ferien verstärkt für öffentliche Bautätigkeit genutzt wird, ist kein Geheimnis und war natürlich eine zusätzliche Erschwernis im Fortkommen.



    Vielleicht lässt sich Verkehrsminister Wissing von dem Erfolg ja beflügeln und fördert den Ausbau der Schiene.



    Derzeit steht allerdings erstmal Sanierung ins Haus.



    Schnelle Lösungen sind nicht zu erwarten.



    Die sind bei Infrastrukturprojekten auch nicht möglich. Dass wir da im Milliadenbereich arbeiten, dürfte klar sein, daß dafür auch eine Menge Arbeit geleistet werden muss, ist für JedeN, BaggerinteressiertEn Kinderwagenschubser offensichtlich.



    Betrachten wir es doch (hoffentlich) als Initialzündung einer Wende zurück zum öffentlichen Verkehr.



    Zu den Landeiern:



    Die Sinnhaftigkeit des Ausbaus von ÖPNV auf dem Land ist zu bezweifen.



    Wo ist das Limit?



    Hauptstadttakt für Pusemuckel?



    Es dürfte klar sein, dass wir dann über Unsummen sprechen und Einpersonentaxis im Busformat mit Ökologie nichts mehr zu tun haben.



    Kinder mit dem Bus statt mit dem Mamataxi zur Schule schicken, dürfte schon als ökologischer Erfolg gewertet werden.



    Das Auto wird im ländlichen Raum bleiben.



    Bei Handwerkern und Dienstleistern gibt es keine Alternativen, Pendeln ist mittels Homeoffice reduzierbar.



    Und: liebe Großstadttauben, wer die eigene Autofreiheit lobt, sollte die persönlichen Lieferdienste (aus China?) beim CO2 Fußabdruck nicht unter den Tisch fallen lassen!

  • Das sind doch Städter-Debatten über ungelegte Eier.

    Bevor der Nahverkehr "seinen Preis" haben kann muss er erst einmal existieren : schnell und ausgebaut entlang der Pendlerstrecken.

    • @Rudolf Fissner:

      Da wieder das Totschlagargument "Städter" genannt wird, implizierend die Landbevölkerung sei anders und benötigt Individualverkehr, kann kann ich dir gleich etwas auf dem Weg geben, das auf dem Land recht häufig anzutreffen ist:

      Bei mir in der Nähe gibt es eine 6-Tonnen-begrenzte Strecke, durch die der Bus problemlos durchfahren kann. Die Anwohner aber blockieren, dass die Begrenzung aufgehoben wird. Der Bus muss anstatt 1,6km ganze 6km fahren. 4 Minuten zusätzlich kommen also oben drauf. Schnell wird er nicht sondern unattraktiv, wenn dieser außen herum fahren muss. Er darf also nicht existieren.

      Dann gibt es noch, weil Dörfer auf dem Land zufällig angeordnet sind das Problem des Handlungsreisenden, welches bis heute nicht mathematisch akkurat gelöst werden kann, nur Näherungsweise. Und mit Näherungen kriegt man auch keinen effektiven ÖPNV, der so gut ist, dass ein Rudolf Fissner zufrieden und kritiklos das Forum besuchen kann. :3

      Auch auf dem Land ist ein stadtähnlicher und effektiver ÖPNV machbar. Weitere Beispiele kann ich gerne nennen, wenn die Thematik dazu passt. Die Bevölkerung ist es doch meistens, warum diese Vorhaben scheitern.

  • Ein eigenes Auto war und ist immer schon viel teurer als die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Selbst Taxifahrten sind unterm Strich billiger. Aber trotzdem lieben die Menschen das Auto, weil es mehr ist als ein Fortbewegungsmittel. Es ist ein Symbol und ein Mittel persönlicher Freiheit.

    Das 9€-Ticket ist nur eine Kompensation für die Autolosen, suggeriert es für kurze Zeit auch Freiheit überall und jederzeit die Verkehrsmittel der Öffentlichkeit zu nutzen, ähnlich dem eigenen Auto. Sobald es mehr kostet, geht andernorts Freiheit verloren. Die BahnCard 100 gibt es ja schon, doch wer hier im Forum von den engagierten Kommentatoren hat eine solche? Sie wäre billiger als ein Auto …

    • @Taztui:

      Die Bahncard 100, bzw das darin enthaltene City Ticket „Gilt in 130 Städten im jeweiligen Geltungsbereich“.



      www.bahn.de/angebo...erreise/cityticket

      Das ist ander als das 9€ Ticket nicht bundesweit.

      Und das ist auch die Low-Hanging-Fruit, wo die Bundesregierung tätig werden könnte: Ein Deutschland-Ticket, das seinen Namen auch verdient. Preis ist erst einmal Nebensache.

  • >>Von Albert Einstein soll der Satz stammen: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“

  • Vor allem die Wiederholung der "Umsonstmentalitäts-Unverschämtheit" von Herrn Lindner hat es in sich. Bei Menschen mit Geld sowie in der hoch gelobten "freien Wirtschaft" herrscht eine Umsonstmentalität, die hält man kaum aus. Ob es um Dienstwagen, um Subventionen, um nicht enden wollende Rettungspakete für alles und jeden geht; ob es um Besteuerung von Kapital, um den Umbau zu CO2-freien Produktion (-> Carbon Contracts for Difference) oder ob es um Abschreibungsfristen geht -- immer geht es letztlich darum etwas "umsonst" oder extrem verbilligt zu bekommen. Das verrückte ist doch, dass Menschen mit steigendem Reichtum auch von steigenden Subventionen oder Kostenreduzierungen oder eben kompletter Freistellung von Kosten profitieren. Was ist das eigentlich, wenn ein Staat die Vertragsgültigkeit bei Lebensversicherungen einfach mal aufhebt, was Banken deren Kündigung oder Veränderung der Garantieverzinsung erlaubt? Das ist ein "Freistellen" von Kosten einer schlechten ökonomischen Entscheidung - mithin eine Umsonstmentalität. Was ist das eigentlich, wenn Leiharbeit erlaubt wird? Da bekommen Unternehmen die Möglichkeit Marktrisiken auf den Arbeitnehmer zu übertragen - mithin eine Umsonstmentalität gegenüber den Marktunwägbarkeiten. Wo man hinsieht wird -wo schon vorhanden- mit beiden Händen weiteres Geld nachgestopft und wenn jetzt über eine Verlängerung eines billigen ÖPNV-Tickets nachgedacht wird - wird wieder laut nach den Marktkräften gerufen? Dass "der Markt" die Probleme (Massenmobilität, Ökologie(!!)) im Verkehrssektor nicht löst, ist doch durch den jetzigen Zustand bewiesen - wie wurde er denn hergestellt? Was sind staatlich subventionierte Sch***löhne? Was ist Wohngeld? Sind das nicht alles Subventionen von Modellen, die es ohne diese Unterstützung gar nicht gäbe? Ist das keine Umsonstmentalität? Was sind "Steuerschlupflöcher", Legalität von Briefkastenfirmen, Zollfreilager, etc, etc, etc... Da könnte man jetzt seitenweise weitermachen, nutzt nur nix.

  • Das 9-EURO-Ticket war vor allem ein Ferienticket. Ältere Schüler haben es gerne genutzt oder Familien für Tagesausflüge. Völlig okay, aber nur die wenigsten sind auf den Geschmack gekommen, jetzt vermehrt den ÖPNV zu nutzen.

  • Kostenlos könnte man machen, wenn alle, die arbeiten könnten, etwas dazu beitragen würden.



    So habe ich keine Lust, mich in vollen Regionalbahnen anpöbeln zu lassen und keine Sitzplatz zu bekommen.

  • fdp ick hör dir trapsen....

  • Das Experiment 9€-Ticket wurde während der Sommermonate durchgeführt, und war auf 3 Monate begrenzt. Der Zeitraum war nicht repräsentativ für das „normale“ Reiseverhalten in Deutschland und er war zu kurz um das Pendlerverhalten zu verändern. Das 9€-Ticket hatte vor allem das Ziel die Inflation abzumildern. Spanien hat ein ähnliches Experiment durchgeführt und es bis zum Ende des Jahres verlängert, in diesem längeren Zeitraum werden vermutlich verkehrspolitische Effekte feststellbar sein. 3 Monate während der Sommerferien sind einfach zu kurz, und der falsche Zeitraum, um da irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen. Der Autor des Artikels hat nicht verstanden, dass es beim 9-Euro Ticket vor allem um einen Inflationsausgleich ging. Hier wird am Thema vorbei diskutiert.

    • @Sandor Krasna:

      absolut. man macht ein experiment unter völlig anderen vorrausetzungn, als wir sie das ganze jahr über haben und wollen daraus dann ein zukünftiges ergeignis ableiten? man merkt immer wieder, wei wenig politik von wissenschaft und statistik versteht. andrerseits kommt der druck natürlich aus der bevölkerung, die will ja immer alles umsonst haben, klar dass sie da dran festhalten! ich würde aber auch gerne mal abwarten was das insgesamt für schäden produziert hat, hoffentlich wertet das auhc jmd ehrlich aus..und davon gab es einige..

      • @pilzkonfekt:

        Es gibt durchaus Auswertungen zum 9-Euro-Ticket. Mehrere Tausend Menschen sind dazu befragt worden, wie sie das 9-€-Ticket genutzt haben und wie ihr Verkehrsverhalten ohne dieses Ticket gewesen wäre. Das Resultat wurde u.A. im SPIEGEL vom 27.08 veröffentlicht.

        Im Ergebnis wären 64% auch ohne das Ticket gefahren, für die war es also nur eine Geldersparnis. 18% wären nicht gefahren, für die war das Ticket also ein Anreiz oder eine Möglichkeit, den ÖPNV zu nutzen. 16% wären ohne das Ticket mit anderen Verkehrsmittelgefahren, davon wiederum etwas mehr als die Hälfte mit Auto.

        Knapp 10% der Ticketnutzer sind also tatsächlich vom Auto auf ÖPNV umgestiegen, im Gegenzug sind viele Leute gefahren, die sonst zuhause geblieben oder mit dem Rad gefahren wären. Ökologisch also kein großer Erfolg, aus sozialpolitischer Sicht schon.

        Aus diesen Gründen (die man auch in anderen Ländern beobachten konnte) bin ich auch gegen zu günstige allgemeine(!) ÖPNV-Tickets. Ökologisch ist das eher nachteilig und den sozialen Aspekt bekommt man m.E. mit verbilligten Tickets für Gering-/Nicht-Verdiener hin.

  • Der härteste Feind einer guten Lösung sind die professionellen Opfer, die vom beschreien einer Mangellage leben.

    Putzig wie der Herr hier versucht, Probleme aufzubauschen.

    Volle Züge in der Ferienzeit? Ja, gibt es immer. Wenige, aber genug, um deren Existenz zu einem Megaproblem aufzubauschen.

    ÖPNV darf nicht billig sein, gar kostenlos? Ja wo kämen wir denn da hin, wenn es nicht mehr das Privileg einer kleinen Mittelschicht wäre. Die uns mit der Benutzung des ÖPNV heldenhaft vor der Klimakatastrophe bewahrt. Blöd, wenn jetzt auch 14 Millionen Arme und 30 Millionen Pendler ohne Auto das Leid der Welt auf ihre Schultern nehmen würden.

    • @captainrik:

      Natürlich darf der ÖPNV billig sein.

      Aber das Geld ist besser investiert in den Ausbau des ÖPNV entlang von Pendlerstrecken um Auto-Verkehr von den Straßen weg zu bekommen.

  • Herr Janzing, danke für diesen Kommentar, der die Verhältnisse recht treffend beschreibt.

    Wenn ich die Reaktionen so durchsehe: viele reflexartige Zurückweisungen, neoliberal, Porsche, ... nun ja.

    Dabei geht es um Giesskanne ja oder nein: 9€ für alle und jeden, also praktisch umsonst ? Es gibt viele Möglichkeiten den Nahverkehr für Menschen mit wenig Geld erschwinglich zu machen, das wäre sozialer. Das hat sogar Herr Merz erkannt: besser 1000 € Energiegeld für das Drittel mit wenig Geld als 300 € für alle.

    Ich habe das Privileg, den ÖPNV in der Schweiz geniessen zu dürfen. Die Schweizer haben 2014 für die Finanzierung eines Bahninfrastrukturfonds aus Steuermitteln gestimmt. Die gleichen Stimmbürger werden Initiativen für einen kostenlosen Nahverkehr sicher ablehnen. Wenigen leuchtet ein, warum auch die, die es nicht nötig haben, gratis fahren sollen.

    • @Newjoerg:

      "Wenigen leuchtet ein, warum auch die, die es nicht nötig haben, gratis fahren sollen."

      Das ist doch das gleiche "Scheinargument", das man auch immer beim BGE bringt. Den Reichen wird es nämlich egal sein, ob sie ein günstiges Ticket für die Regionalbahn bekommen, denn wer auf einem riesigen Sack voller Goldstücke sitzt und in einer Luxuslimousine herumfährt, der wird sich ohnehin kein günstiges Bahn- und Busticket kaufen. Den armen Menschen ist so etwas aber nicht egal, denn die besitzen keinen vom Staat subventionierten Dienstwagen oder wie Friedrich Merz (CDU) sogar ein Privatflugzeug (Diamond DA62).

      Wie es aussieht, ist aber weder Klimaschutz noch soziale Gerechtigkeit in diesem Land mit den momentanen Politikern möglich - egal aus welcher Partei auch immer.

  • Ich kann es nicht mehr hören. Was nichts kostet...



    Dann noch schnell das Henne Ei Argument hinterher schieben ,erst muss,dann kann.



    Nur Luxemburg hat seit 2 Jahren kostenlosen ÖPNV. Will aber niemand beachten.



    Wir können den Autoverkehr mit Abermilliarden subventionieren ohne die billigen Argumente der Schnäppchenjäger auszukommen.



    Es langweilen mich langsam diese Kommentare.



    Zumal ihnen der Grundsatz zugrunde liegt,das Mobilität nur denen zusteht,die es sich leisten können.



    Aber das ist ja in dieser Republik schon lange kein Thema mehr. Lieber wird über das arme Sylt berichtet,das vom Pöbel überrannt wird.

  • Die Argumentation ist neoliberal. Der Verfasser scheint nicht auf den Gedanken zu kommen, dass der notwendige Ausbau nicht durch die Nutzer:innen, sondern durch die Allgemeinheit finanziert werden könnte.

    Zu sehr scheint er in reine Marktwirtschaft eingebettet zu denken.

    Auf der sozialen Seite bedenkt er ebenfalls nicht, dass es viele Menschen gibt, die sich seine guten Preise nicht leisten können.

    Um das Auto schnell und langfristig zurückzudrängen, braucht es eines preislich überwältigenden Gegenangebots, auf welches sich die Betreffenden verlassen können. Sonst machen Sie Führerscheine, schaffen sich Autos an und geben vorhandene niemals ab.

    Haben Sie erst ein Auto, treten andere Anreize auf, es sehr wohl zu benutzen – es sei denn, der Preis der Alternative ist nicht nur geringer, sondern unschlagbar, und zwar quasi umsonst, wenn nicht umsonst.

    Insgesamt entsteht der Eindruck, dass der Verfasser davon ausgeht, es bestehe noch viel Zeit, um den Klimawandel anzugehen, Schritt für Schritt, behutsam und so langsam, dass Veränderungen kaum merkbar sind. Für solch eine Strategie, die ja überall vorgelebt wird, ist es viel zu spät.

    • @PolitDiscussion:

      da haben Sie absolut recht!

    • @PolitDiscussion:

      "Um das Auto schnell und langfristig zurückzudrängen, braucht es eines preislich überwältigenden Gegenangebots, auf welches sich die Betreffenden verlassen können. "

      Das 9 € Ticket hat gezeigt, dass dadurch der Pendlerverkehr zur Arbeitsstelle nicht abgenommen hat. Ihre Aussage ist also schlicht falsch.

      Bereits jetzt nutzen Arbeitnehmer ÖPNV, WENN! die Fahrt damit schnell ist und nicht Stunden dauert. Günstiger ist er ja bereits schon jetzt.

      Um den Pendlerverkehr von der Straße zu bekommen muss der ÖPNV ausgebaut werden. Es braucht schnelle ÖPNV Verbindungen von A nach B. Wenn eine Strecke, die mit dem Auto in 30 Minuten zurückgelegt wird, mit Bus&Bahn 1:30 dauert, dann ist die Entscheidung nahezu immer die für das Auto.

      Billigtickets sind herausgeschmissenes Geld.

    • @PolitDiscussion:

      "Die Argumentation ist neoliberal"



      Eine Behauptung die zu beweisen wäre. Meiner Lesart nach wird primär ökologisch argumentiert.



      "Um das Auto schnell und langfristig zurückzudrängen, braucht es eines preislich überwältigenden Gegenangebots,"



      Der ÖPNV war preislich schon immer günstiger als der Unterhalt eines Autos.



      "Zu sehr scheint er in reine Marktwirtschaft eingebettet zu denken."



      Die ist nun mal Fakt und es sieht derzeit eher nicht danach aus, dass wir sie in absehbarer Zeit überwinden würden.



      "Auf der sozialen Seite bedenkt er ebenfalls nicht, dass es viele Menschen gibt, die sich seine guten Preise nicht leisten können."



      Um deren Sitaution zu verbessern gäbe es aber deutlich bessere und zielgenauere Mittel, etwa mehr als 40€ Mobilitätskosten im Hartz4-Satz. Was aber spricht dafür auch Normal- und Spitzenverdienenden Dienstwagen oder Ticket zu subventionieren?



      "um den Klimawandel anzugehen" ist ein 9€-Ticket gänzlich ungeeignet, der Anteil der Fahrten bei denen der ÖPNV tatsächlich anstelle des PKW gewählt wurde war wohl ziemlich niedrig. Erste Erhebungen sprachen von 3%, tatsächlich waren es wohl ein paar mehr, aber endgültige Zahlen stehen noch aus. Gleichzeitig fanden sehr viele Fahrten zusätzlich statt. Klimaschutz sieht anders aus.

  • Ein "kostenloser" öpnv wäre ja nicht kostenlos er kostet und zwar viel aber man könnte ihn von allen über steuern oder andere Abgaben finanzieren beim Rundfunk geht das ja auch ob du ihn nun nutzt oder nicht.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @pablo:

      Dass man das anders organisiert, birgt durchaus eine Chance.

      Öffentlicher Transport über Steuermittel. Nur noch 3 große Krankenkassen. Mehrere staatliche Banken, die alle ihre Geschäfte offenlegen, kein Verwirrspiel mehr mit Telefontarifen.



      Die Liste wäre lang.

      Allerdings würde man auch um vernünftige Löhne wohl kaum herumkommen. Noch "funktioniert" ja das Subventionssystem für die Autoindustrie. Alle zahlen und wenige können es sich leisten. Eine schreiende Ungerechtigkeit.

      Natürlich sollten auch die Mieten auf ein vernünftiges Niveau gesenkt werden. Das geht nicht mit privaten Großbanken, die nur eines wollen - PROFIT.

      Private Krankenversicherung - ein völlig krankes System. Abschaffen!

      Trotzdem kann man das System Demokratie beibehalten, natürlich nicht so, wie die FDP das versteht. Im Gegenteil. All die verbrecherischen Dinge könnten über Volksabstimmung erledigt werden.

    • @pablo:

      Klar kann man das machen, sollte dann aber auch beziffern, dass etwa bei eine Finanzierung des 9€-Tickets über die Einkommenssteuer mit einer Steuererhöhung von über 300€ p.a. zu Buche schlägt.

      • @Ingo Bernable:

        Sie schreiben das so, als ob das ein Problem wäre.

        300€/a sind 25€ pro Monat und damit weniger als manche Leute für ihren Handyvertrag ausgeben.

        Ich zahle pro Monat einen vierstelligen Betrag an Einkommenssteuer (nicht mit einer 1 am Anfang) und 25€ links oder rechts davon sind Rundungsfehler. Ich subventioniere Autobahnen, Bundesstrassen, Flughäfen, Operhäuser und die Kohleförderung ohne selber einen Nutzen daraus zu ziehen.

        Das 9€ Ticket hat mein reguläres Monatsticket mit 140€ ersetzt.

        • @el_Andreas:

          "Sie schreiben das so, als ob das ein Problem wäre."



          Für einen Spitzenverdiener wie sie es sind mag das kein Problem sein. Das sagt allerdings noch nichts darüber aus ob ein 9€-Ticket beispielsweise bei einer Volksabstimmung mehrheitsfähig wäre wenn damit auch eine Steuererhöhung von durchschnittlich 300€ verbunden wäre oder ob der tatsächliche Mehrwert einer bundesweiten Regionalverkehrsnutzung es dann doch nicht wert wäre.

      • @Ingo Bernable:

        ??? Wo haben Sie das her? Lt. Lindner sind 14 mrd..... die könnte man locker bei den Steuergeschenken an die Wirtschaft abknapsen, oder?

        • @Lena Hochstädter:

          "Wo haben Sie das her? "



          14 Mrd. €/46. Mio Einkommenssteuerpflichtige



          "14 mrd..... die könnte man locker bei den Steuergeschenken an die Wirtschaft abknapsen, oder?"



          Kann man sicherlich. Ob eine derartige Mehrbelastung der Wirtschaft angesichts von Energiekrise und absehbarer Rezession tatsächlich klug ist kann ich zugegebenermaßen nicht abschließend beurteilen. Es gibt auch so schon Indizien dafür, dass im Herbst eine größere Pleitewelle heranrollen könnte, deren Auswirkungen dann potentiell weitere Firmen schädigen könnten. Wenn man nun Entlastungen und soziale Wohltaten mit einer noch schwereren Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit erkauft ist ja letztlich auch nichts gewonnen.

          • @Ingo Bernable:

            "eine derartige Mehrbelastung der Wirtschaft" - nun, die Wirtschaft ist erstaunlicherweise nicht von der Einkommenssteuer beeinflusst. Est zahlen natürliche Personen vom Ertrag.

  • Bin ich hier noch bei der taz? Einer ehemals links-alternativen Zeitung? Oder bin ich in einer FDP-Parteizeitung gelandet?

    Solche abgehobenen, weltfremden, neroliberalen Ansichten kennt man sonst eigentlich eher aus den rechten Springer-Blättern.

    Aber das Thema scheint der taz ja sehr am Herzen zu liegen, im letzten Monat durfte schon Frau Hermann gegen das #9EuroTicket agitieren:

    taz.de/Debatte-um-...o-Ticket/!5864045/

    Übrigens ist nicht nur eine große Mehrheit der Grünen-Wählenden für eine Fortsetzung des #9EuroTickets, sondern auch eine Mehrheit der Gesamt-Bevölkerung. Sind also zum Glück nicht alle so egoistisch-abgehoben wie manch andere Zeitgenossinnen mit zu viel Para.

    • @Tom T.:

      muss wenn man kritik und realismus in eine debatte einführt , gleich ein parteiwechsel betrieben werden? überprüfen sie bitte ihre eng gefassten stereotype.

    • @Tom T.:

      Danke- genau meine Meinung

  • Nein, es ist kein Erfolg.



    Wir sind Landeier, der Bus fährt im Stundentakt. Verspätungen führen zu weiteren 30 Minuten Wartezeit für den Anschluss.



    Für 20km nach Köln brauche ich ca. 60 Minuten von Tür zu Tür, planmäßig! Wer soll das ernsthaft täglich machen.

    Warum soll ich den städtischen ÖPNV weiter subventionieren? Ja ja, muss halt ausgebaut werden außerhalb der Städte.

    Wir sind hier außerhalb der Städte alle auf PkW angewiesen im Alltag. Es gibt kaum Radwege, keine Fußwege, kaum Buslinien.



    Sprit teurer, KFZ Steuer teurer, bescheuertes 9 Euro Ticket mitfinanziert.

    • @000:

      Ich möchte hier nur mal kurz einwerfen, dass "Stundentakt" für Landeier schon eher Luxus ist. Bei mir fährt der Bus sechs mal am Tag. Das letzte mal so knapp um 19 Uhr. Also abends gar nicht.



      Und wie gesagt *ein Bus*. Also nur ein eine Linie, die eine ca. 30 km lange Pendelstrecke zur Kreisstadt abfährt. Was nicht an dieser Linie liegt, ist mit ÖPNV nicht zu erreichen. Alles was am späteren Nachmittag stattfindet. wäre mit ÖPNV bei mir nur mit einer Übernachtung machbar.

    • @000:

      Umgekehrt. Ich lebe auf dem Land, fahr Rad und mitfinanziere die ganzen Autobahnkilometer

    • @000:

      "Für 20km nach Köln brauche ich ca. 60 Minuten"

      Da lach ich doch drüber...



      Mein Arbeitsweg mit Auto: 22 km (15-20 min Fahrt) über Bundesstraße ohne Radweg.

      Mit Bus: 38 km in einer anderen Stadt umsteigen (insgesamt 75 min mit Umstiegszeit) der erste Bus fährt um 07:05 (Schulbus) ich muss allerdings bereits um 07:00 bei der Arbeit sein.



      Nach Feierabend müsste ich dann noch 45 min warten bis der Bus zurück fährt.



      Ab Wochenende gibt es gar keine Verbindung. Der nächste (noch nicht wegrationalisierte) Bahnhof ist 40 min Autofahrt weg und dort fährt auch kein Bus direkt hin.

      Aber ja:



      "Sprit teurer, KFZ Steuer teurer, bescheuertes 9 Euro Ticket mitfinanziert."

    • @000:

      "Wir sind Landeier, der Bus fährt im Stundentakt."



      Welche Taktung bräuchte es um den ÖPNV zu einer akzeptablen Alternative zu machen?



      "60 Minuten von Tür zu Tür, planmäßig! Wer soll das ernsthaft täglich machen."



      Das ist ziemlich genau die Zeit die ich jahrelang täglich innerhalb einer Metropole pendelte (Fußweg, Bus, S-Bahn, U-Bahn, Fußweg) und die allermeisten Leute in meinem Umfeld hatten ähnliche Wegstrecken zurückzulegen. Trotzdem behauptete keine*r von denen auf ein Auto angewiesen zu sein.

  • Das 9€ ist und bleibt ein riesiger Erfolg.!

    Und natürlich hat es dabei auch überfüllte Züge gegeben und es hat aufgezeigt, wie groß der Bedarf an mehr Bahnverbindungen gerade auf dem Land ist...(hat jemand irgend etwas anderes erwartet?).



    Insofern hat uns das 9€ Ticket zweierlei Erfahrungen beschert: erstens der ÖPNV muss dringend ausgebaut werden, denn zweitens: die Nachfrage ihn zu nutzen ist da..und sie ist groß und würde mit jeder zusätzlichen Verbindung weiter wachsen.



    Ideale Bedingungen also, gerade jetzt massiv in den Ausbau zu investieren.!!

    Und jetzt das Beste: derzeit wird (wie ich hier im Forum gelesen habe) der Autoverkehr etwa 60 Milliarden Euro jährlich subventioniert. Würde man dieses Geld einfach in den Ausbau des ÖPNV stecken, ließe sich in relativ kurzer Zeit sehr viel bewegen.!!

    Fehlt also nur noch der politische Wille. Also Schluss mit den Fadenscheinigen Ausreden von Verkehrs- und Finanzministerium. Zeigen Sie dem Land, daß Sie mehr als nur kurzfristig und egozentrisch Denken und Handeln können.



    Die Menschen werden es Ihnen jetzt..und mehr noch in der Zukunft danken..

    (P.S. liebe FDP: wenn ihr nicht mal langsam aus Eurer Bubble rauskommt...dann werden Andere dafür sorgen, dass sie platzt...verlasst Euch drauf.!!).

  • Seufz. Wenn jemensch schon "Naturwissenschaftler" ans Klingelschild hängen muss.

    Ja, klar. Neun-Euro-Ticket allein bringt es nicht. Ein Ausbau der Kapazitäten ist dringend notwendig. Das wissen wir alle.

    Aber: die positiven Auswirkungen des 9-Euro-Tickets (insbesondere, dass Menschen reisen, die es vorher nie tun konnten) wird hier lautstark ignoriert. Zudem ist es disruptiv in Bezug auf bestehende eingespielte Vorgänge. Wer sich von einer Pfadabhängigkeit lösen will muss halt investieren.

    Ob es neun Euro sein müssen weiss ich nicht. Fest steht, dass wir ein überschaubares, verlässliches Preissystem brauchen, statt des aktuellen Öffi-Flickenteppichs plus des aktuellen Deutsch-Bahn-Hütchenspiels. Und es soll auch für einen Menschen auf Hartz IV erschwinglich sein. Schwierig, ich weiss.

    Ja, das Bahnsystem /ist/ komplex. Warum fangen wir nicht /jetzt/ an, statt den motorisierten Individualverkehr weiterhin zu subventionieren?

  • Achtung! Untalentierte Satire:

    Ich weiß wie wir mehr Energie sparen! Zwingt die Armen dazu gar keine Ressourcen mehr nutzen zu dürfen! Kann ja nicht sein, dass 'faule Socken' überhaupt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen oder noch viel, viel schlimmer: dass sich reiche Menschen zurücknehmen müssen, weil sie ganz gerechter Weise viel mehr Ressourcen verbrauchen und diejenigen sind, die was im Wesentlichen verbessern könnten!

    Aber jetzt mal ehrlich. Da wurde die letzten Jahrzehnte so viel versäumt und wenn das Jammern über das 'Wegnehmen' von zu teuren Firmenwagen mehr Gehör findet, als Menschen, die die letzten Jahre schon gehungert und gefroren haben, dann weiß man, wo die Prioritäten liegen.

  • Ein „ Angebot, das eine Umsonstmentalität bedient“ wird hier kritisiert…



    Sollen wir uns dann auch für kostenpflichtige Schulen oder Eintrittskarten zu den bisher kostenlosen Bundestagswahlen einsetzen?

    Ein Staat kann und muss gesellschaftliche Belange (bis hin zur kostenfreiheit) subventionieren, um entsprechende Lenkungsfunktion zu haben.



    Und ja, natürlich ist das Bahnsystem in Deutschland mangelhaft, aber erst das 9€ Ticket hat dies zu einer gesellschaftlichen Debatte erhoben und damit ist bereits eine Lenkungsfunktion erfüllt. Die Logik, dass Bahnfahren nun wieder teurer werden muss, weil es ja auch schlecht ist, macht überhaupt keinen Sinn. Ein einheitliches günstiges ÖPNV Ticket und der parallele Ausbau der Bahn widersprechen sich gar nicht.

    • @MichaelK:

      Schulbesuch und die Teilnahme an Wahlen sind aber tatsächlich "gesellschaftliche Belange", bundesweite Gratsimobilität selbst für Wohlhabende nicht.

      • @Ingo Bernable:

        Haben denn Wohlhabende andere gesellschaftliche Belange? Als "gesellschaftliche Belange" bezeichnet man i.d.R. Dinge, die die Lebensqualität aller verbessern. Also beispielsweise Bildung, Kultur, Parks und Erholungsgebiete, etc. ÖPNV gehört definitiv in diese Aufzählung.



        Wohlhabende interessiert das nicht, da sie diese Dinge einfach kaufen. Öffentliche Förderung kostet zusätzlich Geld und schmälert die Exklusivität, und wird daher abgelehnt.

        • @sonicprisma:

          Gerade Kulturangebote wie Theater, Konzerte oder Mueseen sind doch, genau wie der ÖPNV, selbst dann wenn sie massiv subventioniert werden, eben auch nicht gratis verfügbar, sondern teilweise sogar ziemlich teuer. Gleichzeitig gibt es aber bei der Mobilität sehr viel stärkere ökologische Gründe dafür Sorge zu tragen, dass die Nutzung möglichst nicht über ein notwendiges Minimum hinaus geht.



          Jenseits davon ist Ressourcenallokation natürlich immer ein gesellschaftlich verhandelbares Thema und natürlich wäre es grundsätzlich denkbar von Mobilität über Nahrung und Wohnraum bis hin zu Urlaubsreisen steuerfinanzierte Modelle einzuführen oder Geld gleich komplett abzuschaffen und stattdessen etwa auf Zuteilungsmechanismen zu setzen die gleichermaßen die Fragen von Verteilungsgerechtigkeit als auch der mit ihnen verbundenen Emissionen adressieren könnten.

          • @Ingo Bernable:

            Günstiger ÖPNV ist Sozialismus? Gegen günstigen ÖPNV gibt es 2 Argumente:



            1. Die Züge sind zu voll.



            2. Es kostet zu viel Steuergeld.



            Ökologisch ist es egal ob der Zug voll oder leer fährt. Auf Personen umgelegt ist es sogar besser je voller. Und die Kosten, Sie haben oben berechnet 300€/a, na das ist doch ein guter Deal. Es gibt da eine Menge Gestaltungsmöglichkeiten, es müssen auch nicht 9€ sein. Aber es müsste eben so sein, dass man gegenüber dem Auto nicht ein paar Cent spart, sondern es müsste massiv günstiger sein.

  • Genau so ist es.



    Zusätzlich vielleicht noch eine erleichterte Planung von neuen Strecken.

  • unter einem rein ökologisch motivierten Gesichtspunkt mag das stimmen, aber aus sozial- und gesellschaftspolitischer Sicht ist das 9Euro Ticket schon ein Erfolg.

    • RS
      Ria Sauter
      @nutzer:

      So sehe ich das auch.



      Ab 1.9. müssen wir wieder daheim bleiben. Die Einkäufe werden wieder geschleppt und das mit Ü70.



      Ein normales Ticket ist nicht drin.



      Kostet Hin- und Rückfahrt zum einkaufen 10, 40 Euro pro Person.



      Ist mit Rente und in der jetzigen Lage nicht machbar.



      Der Autor ist jung und wahrscheinlich Radfahrer und Lindnerfan.



      Gute Fahrt!

    • @nutzer:

      Stellen wir doch allen einen Porsche vor die Tür, dann würden auch alle vom Tankrabat profitieren. Und wenn das 9€-Ticket auch für den Flugverkehr gelten würde wäre das ja auch ganz schön und sozial.



      Wenn wir das Klima und damit uns selbst retten wollen braucht es nicht mehr sondern weniger Mobilittät.



      Und für die wirklich armen Menschen im Land braucht es Unterstützung um aus ihrer Lage und der Armut herauskommen zu können. Dazu trägt aber ein bundesweit gültiges Ticket und der steuerlich subventionierte Kurztrip an die Ostsee, so nett er auch sein mag, nicht bei.

      • @Ingo Bernable:

        Klimabewegte haben anscheinend eine tief sitzende Verzichtsmentalität und besonders ausgeprägt tritt die zu Tage, wenn "Andere" etwas tun, was sich nicht gehört. Misantropie ist das eigentlich. Merkwürdigerweise oder eigentlich auch nicht, finden sich diese Menschen in ziemlich naher Gesellschaft der FDP-positionen. Der Unterschied ist nur der Grund weshalb gespart werden soll. Bei den Liberalen, weil man über seine Verhältnisse lebt, sprich der Staat müsste Geld ausgeben, das er wiederum eintreiben muß. Und davor hat die FDP Angst, hat man das Geld doch hart in Vorstandssitzungen erarbeitet. Und bei den anderen ist es der Unmut über andere Menschen, die sich erdreisten nicht permanent an das Klima zu denken, der eigentliche Grund ist aber eher ein Unbehagen über Menschen, die nicht moralisch und puristisch leben. Misantropie eben.



        Das beide Positionen grundweg falsch sind liegt auf der Hand, Menschen die wenig verdienen, konsumieren wenig und bringen den Herren in der Vorstandsetage auch keine steigenden Umsätze (das nicht zu verstehen, darin liegt die "Wirtschaftskompetenz" der FDP) . Und Menschen die mit dem normalen Leben ihr Auskommen haben, aber nicht viel mehr, mit Verzichtsappellen , das Prassen und "über die Verhältnisse leben" vorzuwerfen führt zu Ablehnung der Klimapolitik und mithin zum genauen Gegenteil, des erwünschten.



        Das eine ist keine Wirtschaftskompetenz, das andere nicht links.



        Wirtschaft und Klimapolitik geht nur mit den Menschen, niemals gegen die Menschen. Wenn doch kommt die Quittung hinterher.

        • @nutzer:

          Heftige Vorwürfe die sie da erheben. Misantropie ist mE eher noch immer auf eine 'Weiter so' zu setzen. Aktuell besteht noch die Möglichkeit eine worst case-Entwicklung der Klimakatastrophe abzuwenden, aber dazu braucht es eben Einschränkungen und "Verzichtsmentalität" (ich komme im Alltag bestens ohne Auto und ÖPNV aus und sehe es eher als Gewinn denn als Verzicht nicht täglich stundenlang auf Strecke sein zu müssen).



          Wenn sie realistische Vorschläge haben wir steigenden Wohlstand und Lebensstandard mit den zwingend nötigen Reduktion der Emissionen auf weniger als 1/4 der aktuellen vereinbaren können bin ich ganz Ohr würde "Misantropie" und "Verzichtsmentalität" mit allergrößter Freude abschwören.

          • @Ingo Bernable:

            ja, das sind in der Tat harte Vorwürfe und mir ist bewußt, dass das nicht auf alle zutrifft und das die Sorge um das Klima absolut Priorität haben muß. Aber das geht eben nur mit den Menschen und zwar auch denen und vor allem mit denen, die man persönlich nicht mag. Die Argumentation die manchmal bei Umweltbewegten durchscheint, ist eben nicht geprägt von: wie kriegen wir das am besten hin, sondern von der heimlichen Freude jetzt einmal diesen ganzen ....., zu zeigen wo`s lang geht. Misantropie eben.



            Und wie gesagt, das ist nicht bei allen so, aber bei erschreckend vielen, besonders aus der bürgerlichen Schicht.

      • RS
        Ria Sauter
        @Ingo Bernable:

        Der Ausflug an die Ostsee war nicht entscheidend. War für viele zwar sehr schön und auch wohl der erste Blick auf die Ostsee.

        Das Ticket hat aber den Alltag und dem Geldbeutel für viele eine grosse Erleichterung verschafft.

        Der Ausflug an die Ostsee ist in dem Zusamme hang hinnehmbar.



        Wird immer gerne hervorgeholt, die keine Finanzprobleme beim Zahlen des Öffis haben oder aber, ihn nicht nutzen wollen oder müssen.

        • @Ria Sauter:

          "Das Ticket hat aber den Alltag und dem Geldbeutel für viele eine grosse Erleichterung verschafft."



          Wie ich schon schrieb soll und muss diesen Leuten natürlich Unterstützung zukommen. Dafür gibt es aber klügere und bessere Instrumente als das Gießkannenprinzip. Allein der Umstand, dass den 3,6 Mio. HartzIV-Beziehenden je nach Zählweise 1,5 bis 2,2 Mio. Millionär*innen entgegenstehen sollte eigentlich klar machen, dass die Gesellschaft eben nicht in der Breite dermaßen verarmt ist, dass ein solches Ticket eine sinnvolle Sozialmaßnahme wäre.