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Rücktrittsforderungen beim PENEine offene Kriegsdebatte?

Heller Aufruhr bei der Schriftstellervereinigung: Einflussreiche Autoren fordern Deniz Yücel dazu auf, sofort als PEN-Präsident zurückzutreten.

Sagt seine Meinung, polemisiert gelegentlich, polarisiert auch: Deniz Yücel Foto: Swen Pförtner/dpa

Berlin taz | Im Oktober vergangenen Jahres hat sich die deutsche Sektion des PEN einen meinungsstarken Präsidenten gewünscht, der mit seinen Beiträgen im Diskurs durchdringt und damit den PEN öffentlich sichtbar macht.

Zu ihrem Präsidenten gewählt hat die Schriftstellervereinigung dann Deniz Yücel. Der macht seitdem, was er vorher schon immer gemacht hat. Er sagt seine Meinung, polemisiert gelegentlich, polarisiert auch.

So hat er es bei der taz gemacht (zur Offenlegung: Wir kennen uns aus der Zeit natürlich gut, haben aber ein Verhältnis zueinander, das professionell dis­tanzierte Sichtweisen zulässt), während seiner Zeit als Türkei-Korrespondent der Welt auch. Freunde vorschneller Konsense müssen sich da manchmal warm anziehen.

Anstand und Würde

Doch in Teilen der PEN-Mitgliedschaft herrscht inzwischen heller Aufruhr. In internen Mails ist von einer „tiefgreifenden, systemischen Störung des Anstands und der Würde unserer Schriftstellervereinigung“ die Rede, hervorgerufen durch Deniz Yücel.

In einer anderen Mail fordern gleich fünf ehemalige Prä­si­den­t*in­nen des PEN, nämlich Gert Heidenreich, Christoph Hein, Johano Strasser, Josef Haslinger und Regula Venske, Deniz Yücel dazu auf, „sofort das Amt des Präsidenten unseres PEN nieder[zu]legen“.

Im Hintergrund stehen öffentliche Äußerungen von Yücel, der auf Podium mehrfach eine Flugverbotszone über der Ukraine und überhaupt ein stärkeres Eingreifen der Nato in dem Krieg gefordert hat. Damit habe Yücel „die Befugnisse des Dir erteilten Mandats überschritten und überdies gegen die Charta des Internationalen PEN verstoßen“, schließlich verpflichte die Charta den PEN dazu, „mit äußerster Kraft … für das Ideal einer … in Frieden lebenden Menschheit zu wirken“.

Deniz Yücel lehnt die Rücktrittsforderung ab. Und in einer Antwort der aktuellen Präsidiums-Mitglieder Ralf Nestmeyer, Joachim Helfer, Christoph Links und Konstantin Küspert wird ihm der Rücken gestärkt. Diese vier Autoren kommen zum Ergebnis, dass vom Friedens-Ideal des PEN aus tatsächlich auch über Flugverbotszonen nachgedacht werden kann, um einem „gegen die Zivilbevölkerung geführten Angriffskrieg mit aller Kraft entgegenzutreten“.

Was für sie vielmehr „in erheblicher Spannung zur PEN-Charta steht, ist es, einen PEN-Präsidenten zum Rücktritt aufzufordern, weil er von jener Freiheit des Wortes Gebrauch macht, die zu verteidigen doch Kernanliegen unseres Vereins ist“.

Harte Bretter bohren

Der Konflikt ist also da. Sagen wir es so: Man kann sich, wenn man Deniz Yücel und manche langjährige PEN-Mitglieder kennt, schon vorstellen, dass hier unterschiedliche Diskussionsstile aufeinandertreffen, und es mag auch sein, dass Deniz Yücel bei seinem Bohren des harten Brettes, dem PEN das Honoratiorenhafte auszutreiben, gelegentlich viel Druck anwendet.

Doch auf der anderen Seite legt die Stellungnahme seiner aktuellen Präsidiumsmitglieder überzeugend dar, dass manche arrivierten Mitglieder des PEN – namentlich von ihnen erwähnt wird der PEN-Generalsekretär Heinrich Peuckmann – eher Munition für einen internen Machtkampf gesucht haben.

Das Argument, dass ein Präsident seine Befugnisse überschreitet, wird halt immer dann gern vorgebracht, wenn einem die vom Präsidenten vertretene Meinung nicht passt. Aber auch als jemand, der, um beim Hintergrund zu bleiben, eine Flugverbotszone ablehnt (was ich tue), kann man fragen, ob ein PEN-Präsident unbedingt pastoral auftreten muss. Es herrscht Krieg in Europa! Da kann man sich doch nicht auf das „Ideal einer in Frieden lebenden Menschheit“ zurückziehen und glauben, dass damit alles gesagt und irgendwem geholfen sei.

In einem hat Deniz Yücel unbedingt einen Punkt: Offene Debatten würden dem PEN besser zu Gesicht stehen, als manche langjährige Mitglieder offenbar glauben.

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90 Kommentare

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  • Herrn Yücel schätze ich überhaupt nicht. Seine forsch-dreiste, man ist geneigt, fast zu sage, frech und dreiste Art, sich zu Dingen zu äüßern, die dem populistischen zeitgeist entspricht, stößt sauer auf. Wenn er als Präsident seine internen Statuten nicht kennt, sollte er sich in Nachhilfe üben oder einfach nur dann den Mund aufmachen, wenn er von der Sache etwas versteht.

  • Was sich da im PEN abspielt, weiß ich nicht. Wenn aber Heinrich Peuckmann Yücels Kontrapart ist, spricht vieles dafür, dass Yücel recht hat. Dass Peuckmann, der es schafft, sich zugleich an die DKP, die SPD, die Kirche und den BVB anzubiedern, ein Pharisäer ist, weiß ich mit Gewissheit und kann ich belegen. Ich beneide keinen Präsidenten, der mit ihm zusammenarbeiten soll.

  • Nun Yücels offenes Eintreten für eine Flugverbotszone in der Ukraine, also die Forderung eines direkten, kriegerischen Eingreifens der NATO in den Krieg hier nun als harmlosen Versuch eine offene Diskussion anzustoßen darzustellen ist absurd. Der PEN ist einer Charta verpflichtet, die seine Neutralität festgelegt hat. So wie der Vorsitzende des Internationalen Roten Kreuzes keine „offene Diskussion“ darüber anregen kann, ob russische Kriegsgefangenen medizinische Hilfe versagte werden sollte, kann der deutsche PEN-Vorsitzende auch nicht darüber schwadronieren ob Deutschland Russland den Krieg erklären sollte. Dh. können kann er es schon, aber er sollte sich dann eben nicht über Rücktrittsforderungen wundern.

    Anm. der Redaktion: Kommentar gekürzt.

  • um noch mit Garry Kasparov zu antworten:

    If you’re so afraid of what a dictator might do if he loses that you’re letting him win, it’s time to reevaluate both your strategy and your character.

  • ich sehe das mit der Flugverbotszone ähnlich wie Denis Yücel. Auch in Aleppo durfte man sich nicht schon vorher abschrecken lassen, wenn es um das Lebensrecht der dort beheimateten (Teilen der) Bevölkerung ging. ERST w e n n die 1. A-Bombe fällt, dann, aber nicht früher, strecken wir blitzartig die Waffen ...und küssen dem russischen "Genossen" die Füße. Und erst dann hätte er "gewonnen", unserer gemeinsamen MutterErde zuliebe. - Alles andere ist jedoch unterlassene Hilfeleistung und untergräbt unser Wertesystem! meine ich.

  • Es wird immer mehr üblich, bei jemandem, der anderer Meinun ist, gleich Konsequenzen zu fordern. Ausgerechnet PEN sollte eher daran gelegen sein, für eine offene Diskussionskultur einzutreten. Ich bin auch gegen so eine Flugverbotszone. Aber wenn die Russen am Ende doch noch die Ukraine plattmachen, war diese Meinung falsch.

    • @Zahnow Gregor:

      Richtig ist: Jeder kann sich mit Russland anlegen, wenn er will. Ein einfacher Suizid wäre jedoch die bessere Lösung. Denn der würde nicht alle anderen betreffen.

  • Mir ist schleierhaft, wieso Herr Yücel nicht diese Meinung haben dürfte. PEN-Präsident hin oder her. Was ist das denn für ein Verständnis von Meinungsfreiheit und wer hat das Mandat, die Charta des Internationalen PEN apodiktisch auszulegen?



    Die Rechthaberei seiner Gegner:innen lässt außer Acht, dass die Wirklichkeit eine andere wird, wenn man den gemütlichen Platz am Schreibtisch mit einem längeren Aufenthalt in einem Gefängnis eines Willkür-Staates verbringt. Oder sich in einem Krieg auf Leben und Tod befindet. Wahrheiten können durch die wirkliche Welt außerhalb von Köpfen und Gedanken ihre Gültigkeit verlieren. Und wenn man diese Wirklichkeit nicht versteht noch kennt, ist sie doch so gültig, wie jede andere, wobei es lächerlich ist, zu versuchen, ihr mit Regeln den Ausdruck zu verbieten. Selbst wenn man diese Erfahrung, zB durch das dauerhafte Residieren in existenziellen Schonräumen, noch nicht gemacht hat, ist das Mindeste eine offene Debatte, die jedem:r gedanklichen und verbalen Dissidenten:in zusteht.



    Im Übrigen finde ich die hier aufgeführten Forderungen zum Rücktritt inhaltlich so engstirnig und elfenbeinturmtypisch, wie ich es von freien Schriftsteller:innen nie erwartet hätte und stilistisch so vorzeitlich, dass ich meinen eigenen Kunstanspruch in Frage gestellt sehe.

  • Eine Flugabwehrzone muss durch NATO Kampfflugzeuge überwacht werden. Damit diese nicht von russischen Boden-Luft-Raketen abgeschossen werden, müssen nach militärischer Logik erst einmal die russischen Raketenstationen in Russland zerstört werden. So jedenfalls nach Genral a.D. Kujat.

    Herr Yücel hätte sich schon um etwas mehr Hintergrundwissen bemühen können. Den Vorsitz sollte er räumen. Er ruiniert den Ruf von PEN, wenn er Kriegsmeinungen vertritt, die im Springer Verlag von BILD bis Welt üblich sind.

    • @Rolf B.:

      so ist es. Wer kämpfen will, sollte immer wissen mit wem er kämpft. Hase gegen Bär, das ist ziemlich plöd!

    • @Rolf B.:

      Vielen Dank!

    • @Rolf B.:

      "Eine Flugabwehrzone muss durch NATO Kampfflugzeuge überwacht werden. (...) Herr Yücel hätte sich schon um etwas mehr Hintergrundwissen bemühen können. Den Vorsitz sollte er räumen. Er ruiniert den Ruf von PEN..."

      Ich kann mich irren, aber soweit ich weiß ist PEN ein Schriftstellerverband, kein Verband von Militärexperten. Welcher Ruf wäre da zu verlieren?



      Sorry, aber wohin soll diese Rücktrittsdebatte noch gehen? Zu einer Flugverbotszone über der Ukraine kann man ja wirklich unterschiedlicher Meinung sein (ich bin mir da selber uneins), aber das...

      • @Encantado:

        Sie irren sich nicht. PEN hat ein antimilitaristisches Statut. Da sind Aussagen wie die von Yücel ziemlich fehl am Platze, zumal er den Vorsitz hat. Das ist die Meinung der Springer Leute. Und die sollten sich von PEN schon unterscheiden.



        Wenn wir aber der Meinung sind, dass BILD und Welt recht haben, ja dann ...

    • @Rolf B.:

      Ja das stimmt natürlich, zumal täglich in der Ukraine zu beobachten ist, was für eine immens friedensstiftende Wirkung die Abwesenheit einer Flugverbotszone hat, gell?

  • Diese Debatte um eine Flugverbotszone ist doch eine Pseudodebatte: Wer sich mit dem Kriegsgeschehen in der Ukraine etwas detaillierter beschäftigt, weiß, dass die russische Luftwaffe zur Verwunderung aller Experten erstaunlich wenig in Erscheinung tritt. Die Beschießungen der Städte und der Fluchtkorridore erfolgt hauptsächlich, d.h. in großer Masse durch russische Artillerie. Eine Flugverbotszone hilft da sehr, sehr wenig.

  • Der Schulhofvergleich von Herrn Yücel war zum Fremdschämen und unwürdig für einen PEN-Präsidenten. Seriosität sieht anders aus. Die Rücktrittsforderungen sind berechtigt. Dieses lächerliche Schauspiel sollte schleunigst beendet werden.

  • Ich teile Yüksels Meinung bezüglich einer Flugverbotszone überhaupt nicht, aber deswegen Rücktrittsforderungen aufzustellen ist ganz schlicht vollkommen lächerlich.

    • @Kaboom:

      Sehe ich ähnlich. Unterschiedliche Meinungen und Äußerungen zu Themen die auch mal schwer einzuschätzen sind, scheinen zur Zeit schwer zu ertragen.



      Dabei denke ich, ist das "Ertragen" der Meinungen und Äußerungen anderer eine nicht zu unterschätzende Kraft des gesellschaftlichen Zusammenhalts und auch des Zusammenhalts des Schriftstellervereins PEN.

      • @Nilsson Samuelsson:

        Nuja, in D ist der Untertanengeist gerade wieder besonders in Mode. Völlig unabhängig vom Thema. Man erinnere sich an die Absetzung von Theaterstücken, weil sie das Missfallen von Islamisten erregen könnten.

    • @Kaboom:

      Genau meine Meinung. Darüber hinaus würde mich mal interessieren, wie sehr die Leute, die ihn "loswerden" wollen, eigentlich selbst bereit sind, ihre Komfortzone für ein Ziel zu verlassen, das ihnen wichtig ist. Manchmal habe ich den Eindruck, es geht eher darum, Leute aus dem Sichtfeld zu bekommen, die den Komfort beeinträchtigen, weil sie die unangenehmen Fragen stellen.....

      Eine Flugverbotszone halte ich für viel zu gefährlich im Hinblick auf die atomare Bedrohung.

  • Sollen Schriftsteller:innen sich einseitig an die herrschende Stimmung anbiedern?

    Volkstümlichkeit, Populismus à la Yüksel wozu?

    Oder Öffnung für ein Nachdenken über Frieden und über die Europäische Friedensordnung?!

    Was hätte z. B. ein Heinrich Böll gesagt? Gehören solche Stimmen nicht in einen Schriftsteller:innen-Verband?

    • @Rosmarin:

      "Was hätte z. B. ein Heinrich Böll gesagt?"

      Heinrich Böll hätte sich weitaus anders positioniert als die Leute, die seinen Namen missbrauchen. Er war eben ein mutiger Charakter.

    • @Rosmarin:

      Sehr schön gesagt.

    • @Rosmarin:

      Ich habe keine Antwort auf die Frage wie dieser Krieg einzudämmen ist, aber unfriedlich ist hier erstmal Russland unter Putin

  • Abgesehen davon, dass sich eine Flugverbotszone aus den bekannten Gründen ausschließt, darf jede seine Meinung sagen.

  • So! ich bin nicht mehr allein. Es gibt auch Deniz Yücel!

  • Genau genommen haben wir schon einen Atomkrieg.



    Denn Atomwaffen werden bereits eingesetzt. Eine Waffe, mit der man jemanden bedroht, wird doch eingesetzt - auch wenn sie (noch) nicht abgefeuert wird.

    • @Bolzkopf:

      🤦‍♀️🤦‍♂️

    • @Bolzkopf:

      Dann wären Tötungsabsicht und Tötung auch das gleiche Delikt.

    • @Bolzkopf:

      Nach der Definition haben wir schon seit fast 80 Jahren Atomkrieg. Kann man so sehen, aber was bringt das?

    • @Bolzkopf:

      NEIN, haben wir noch nicht! Die in Europa verteilten Messstationen zeigen noch keine gestiegene Radioaktivität an! Für unsere Kinder und Enkel wäre es auch besser, wenn es dabei bleibt!

    • @Bolzkopf:

      Nun, das ist semantisch sicher richtig.



      Faktisch bevorzuge ich aber doch sehr, nur mit einer Waffe bedroht zu werden, gegenüber ihren Tatsachen Einsatz.



      Ich mag es nämlich, mich auch noch hinterher darüber aufregen zu können…

  • Das Problem ist dass diese geforderte Flugverbotszone im Fall des russischen Angriffskrieges nicht mit der auf dem Balkan zu vergleichen wäre. Russland feuert seine Marschflugkörper und ballistischen Raketen soweit ich weiß komplett aus belarussischem bzw. russischen Luftraum ab. Schön wäre wenn die NATO diese Flugkörper abfangen könnte, was aber ohne Stationierung von Luftabwehrraketen in der Ukraine nur an der Grenze von Polen und Rumänien möglich wäre. Denkbar wäre auch eine Art humanitärer Korridor entlang der Grenzen dieser Länder in der die NATO Schutz vor russischen Angriffen gewährt. Allerdings ist es leider sehr schwer vorherzusagen wie Russland darauf reagieren würde. Allerdings hat Yüczel recht mit der Feststellung dass bei dem Vorfall in der Türkei auch nicht gleich der dritte Weltkrieg ausgebrochen ist. Jedenfalls war es sehr unglücklich von Biden schon vor dem Krieg mehrmals zu betonen was man alles nicht machen würde. Das hat Putin sicher zusätzlich ermuntert.

  • Aus meiner Sicht geht es nicht um die Lust am Diskutieren und Fabulieren, nicht um den aus dem entschlossenen Entgegentreten zwangsläufig folgenden 3.Weltkrieg, sondern um eine umfassende und gründliche Diskussion, die neben den Risiken auch die Chancen auszuloten imstande ist. Wer das Verlieren und das Risiko eines Wk3 als Grund für den Rückzug als einzige Option in Betracht zieht, der hat schon verloren. Und wo, wenn nicht hier sollte darüber diskutiert werden. Gut, dass Deniz Yücel diese Courage hat.

  • Niemandem ist geholfen, wenn wir einen Atomkrieg in ganz Europa haben.

    Sollte sogar Yüzel klar sein. Aber Hauptsache Provo, typisch.

    Knipphals laviert am Thema vorbei (Krieg oder kein Krieg in Europa).

    • @Diogeno:

      Ich kann Ihnen nicht sagen was die Lösung ist. Leider nicht..

      Allerdings kann es auch nach der Einnahme der Ukraine ganz schnell zum Atomschlag Russlands kommen. Dann beginnt russisches Territorium aber direkt hinter Polen und sehr nahe bei uns

    • @Diogeno:

      Es ist bereits Krieg in Europa.

      • @Jim Hawkins:

        Aber nicht in ganz Europa und das ist auch gefälligst zu vermeiden!

        • @Hannah Remark:

          Ihre Argumentation wird möglicherweise noch auf die Probe gestellt werden, falls Putins Überfall auf die Ukraine erfolgreich ist.

        • @Hannah Remark:

          Aber sehr wahrscheinlich bald, wenn Putin nicht ein eindeutiges Stoppschild gezeigt wird.

  • Es ist grausam, das im Krieg Kinder, Frauen und Soldaten einen grausamen Tod sterben. Daher muss sofort ein Waffenstillstand gefordert werden. Da sollte die USA vorrangehen.



    Es kann doch nicht sein, dass einige jetzt einen Atomkrieg riskieren wollen, die noch mehr Leid über Millionen Menschen bringen wird, und unser Erde für uns unbewohnbar macht.



    Ehrlich; Habt Ihr sie noch alle... Hört auf mit der Kriegshetze...setzt Euch für einen sofortigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen ein, auf beiden Seiten...

    • @KielerSprotte:

      OK, super Vorschlag! Übernehmen Sie die russische Seite? Ihr Ziel haben Sie formuliert: sofortigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen! Sie haben meine Unterstützung . .

    • @KielerSprotte:

      Sie antworten auf Yücels Forderung nach einer Flugverbotszone. Hier geht es aber nicht um die Flugverbotszone, sondern ob ein PEN-Präsident wegen dieser Forderung zurücktreten sollte. Ich bin aus den gleichen Gründen wie Sie gegen eine solche Flugverbotszone, aber kann verstehen, dass viele, insbesondere natürlich die Opfer des Angriffskriegs, eine fordern. Deshalb soll man diese existenzielle Frage trotzdem unbedingt ernsthaft diskutieren.

    • @KielerSprotte:

      Sie haben ernsthaft immer noch nicht kapiert, dass der Terroristenführer Putin keinerlei Interesse an einem Waffenstillstand oder gar Frieden hat?



      Und "Kriegshetzer" finden Sie in Russland, aber nicht hierzulande.

    • @KielerSprotte:

      "Daher muss sofort ein Waffenstillstand gefordert werden. Da sollte die USA vorrangehen."

      Zwei Fragen. Was meinen Sie, was die USA derzeit fordern? Und gesetzt dem Fall, dass ein Waffenstillstand nicht dazu gehört, wie sollten sie "vorangehen", ohne einen Atomkrieg zu riskieren?

  • „“Das „Ideal einer in Frieden lebenden Menschheit“ ist auf jeden Fall nicht mehr mit warmen Worten und Sicherheitskonferenzen zu erreichen.““ Was schlagen sie vor, - heiße Reden, Verhandlungsunterbindung, Bomben? Passt dann allerdings eher zum Ideal einer in Frieden ruhenden Menschheit.

  • Nachtrag: solche Rücktrittsforderungen finde ich natürlich unsäglich, das nimmt seit geraumer Zeit überhand.

    Es geht um die Debatte, und da Yücel seine Sicht der Dinge vorgetragen. Er hat eine gewisse Reichweite und muss sowohl mit Gegenwehr als auch mit Argumenten rechnen, die er vielleicht nicht berücksichtigt hat.

  • TAZ:Es herrscht Krieg in Europa! Da kann man sich doch nicht auf das „Ideal einer in Frieden lebenden Menschheit“ zurückziehen und glauben, dass damit alles gesagt und irgendwem geholfen sei.

    Genau so ist es!

  • Wenn der Meinungskorridor der Damen und Herren Schriftsteller so eng ist, dann hätten sie besser einen anderen als Vorsitzenden sollen.

    Einen Langweiler eben, der genauso denkt wie sie und andere Gedanken nicht in Erwägung ziehen kann, weil sonst das ganze Weltbild wackelt.

    • @Jim Hawkins:

      Ich hätte ja gedacht, Schriftsteller - gerade im PEN - sind nicht so engstirnig und borniert.

      Wieder so ein Vorurteil von mir.

      Ich versuche, mich künftig mehr zu reflektieren.

  • Ich schätze Deniz seit langer Zeit als Kommentator bei der Welt, als einen der wenigen dort.

    In der Sache bin ich ein wenig überrascht, dass er das so klar formulieren kann. Niemand kann wissen, was die Folgen wären.

    Allerdings glaube auch ich nicht, dass Putain sich auf ein atomares Kräftemessen einließe.

    Was weiterhin allerdings dagegen spricht, wäre das vorhaben selbst: man bräuchte Dutzende Flieger und müsste nicht nur russische Jäger, sondern auch Abwehrstellungen in Russland abschießen.

    Ist Denis Yücel das bewusst?

    • @Trolliver:

      war es Ihre volle Absicht Putin mit diesem doch seeehr schmutzigen französischen (zugegebenermaßen frauenverachtenden) Wort zu beleidigen oder war das einfach gefettfingert auf der Tastatur?

  • Ich muss den Kritikern zustimmen. Was Herr Yücel da abgeliefert hat, war kriegsgeil! Daher sollte er umgehend zurücktreten!

  • RS
    Ria Sauter

    Unfassbar den 3. Weltkrieg zu fordern. Denn darauf läuft eine solche Forderung hinaus.



    Ok, dann sind wir in unmittelbarer Nähe alle tot oder verstrahlt.



    Ist anscheinend wünschenwert für einige Personen.

    • @Ria Sauter:

      Nein, nicht wünschenswert für einige Personen. Ganz und gar nicht! Welche Unterstellung!

      Solche Diskussionen müssen wir lernen auszuhalten, sie ernst nehmen, damit wir irgendwann in der Lage sein können, die Dinge von mehreren Seiten zu beleuchten, uns auch als Denkanstöße gelegentlich vor den Kopf stoßen zu lassen und so zu Ende zu denken, dass wir auf mögliche verborgene Lösungen stoßen können, ohne gleich zu Verteidigern von Verbrechern zu mutieren.

      Erst dann sind wir erwachsen.

      • RS
        Ria Sauter
        @noevil:

        Ich muss gar nichts aushalten!



        Solche Endheitdiskussionen schon gar nicht.

      • @noevil:

        Ich glaube nicht, dass wir es aushalten müssen, dass einige Medien (und da ist die Springerpresse vorn dabei) versuchen die europäischen Regierungen in den Krieg zu treiben. Einen dritten Weltkrieg anzufangen ist auch kein diskussionswürdiger "Denkanstoss".

        Und es bleibt dabei es geht um den 3.WK auch wenn er nicht nuklear sein sollte, auch wenn er Flugverbotszone, Friedensmission oder Militäroperation genannt wird.

    • @Ria Sauter:

      Manche sind jetzt schon verstrahlt …

  • Ich schwanke immer.



    Sehe ich die verstörenden Bilder von Schwangeren, Kindern ,alten Menschen, bin ich bei Deniz Yücel, dann kommt das mit dem WK3.



    Wobei, nur für mich geschrieben, ich würde es darauf ankommen lassen.



    Das „Ideal einer in Frieden lebenden Menschheit“ ist auf jeden Fall nicht mehr mit warmen Worten und Sicherheitskonferenzen zu erreichen.

    • @Ringelnatz1:

      "Das „Ideal einer in Frieden lebenden Menschheit“ ist auf jeden Fall nicht mehr mit warmen Worten und Sicherheitskonferenzen zu erreichen."

      Aber mit Krieg ist Frieden zu erreichen ????



      Aha

      • @OldFrank:

        Selbstverständlich ist mit Kriegen Frieden zu erreichen.

        Oder wurde der Zweite Weltkrieg durch Friedensdemonstrationen und Menschenketten beendet?

        • @Jim Hawkins:

          Na dann - Mehr Krieg wagen ?

          Überlegen Sie nochmal ob Sie wirklich einen Krieg gegen Russland bis zum bitteren Ende wie den Wk2 wollen. Da bleibt von Europa nicht viel übrig, selbst wenn keine Atomwaffen zum Einsatzkommen.

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          „Selbstverständlich ist mit Kriegen Frieden zu erreichen. Oder wurde der Zweite Weltkrieg durch Friedensdemonstrationen und Menschenketten beendet?“



          Eine gern benutze Argumentation, die aber eine Finte ist. Der WKII wurde von DE begonnen und verloren. Es wurde nicht ein Angriffskrieg gegen das Nazi-Regime geführt. Kriege werden durch Sieg oder Niederlage beendet. Am Ende steht Frieden, Waffenstillstand oder Unterdrückung. Zu den Angriffskriegen, die NATO / USA mit der Intention „Regime Change“ geführt haben, finden Sie sicherlich Informationen… Und btw.: de.wikipedia.org/w...ereinigten_Staaten

          • @95820 (Profil gelöscht):

            Na schön, von mir aus, wenn es denn ein paar Wortklaubereien sein sollen.

            Mit welchen Mitteln wurde der Zweite Weltkrieg beendet?

            Am Ende mit einer Finte?

    • @Ringelnatz1:

      Ich bin in allen Punkten, wenn auch wie so oft - schwankend - bei Dir.

      • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

        Geht mir ähnlich.

        Ich könnte mir auch vorstellen, dass Deniz Yücel einfach einen Kontrapunkt setzen wollte, einen Stein ins Wasser werfen und sehen, was passiert.

        Und: Es muss ja etwas passieren.

        • @Jim Hawkins:

          Sich "vorstellen" was jemand sagen "wollte" oder "dachte" oder "denkt" oder "meint", wenn er etwas "sagt" oder "tut" - führt zu gar nichts. Richtig, warme Wort und Sicherheitskonferenzen bringen nichts. Aber die Möglichkeiten der Sanktionen sind längst nicht alle aus geschöpft. Da fordern schon einige die Sperrung des Luftraums mit allen GEfahren, die es für die Eskalation mit sich bringt, bevor sie bereit sind so kalt zu wohnen, wie die Ukrainer es schon tun. Nur sind die auch noch ohne eigene Wohnung und können sich nicht noch eine Decke aus dem Schrank holen. Verweichlichte GEsellschaft, die jetzt nach Stärke schreit.

          • @Maria Burger:

            Ich sehe es so, der alte Yücel haut einen raus und der Hühnerhaufen ist aufgescheucht.

            Keiner will einen Atomkrieg, Deniz Yücel sicher auch nicht.

            Ich denke mir, er leidet wie wir alle unter dem, was da passiert. Ist aber meilenweit davon entfernt, die Ukraine zur Kapitulation aufzurufen.

            Und wollte diesen scheinheiligen Stimmen einen vor den Latz knallen.

            Mission accomplished.

            Die Welt ist nicht mehr die, die sie vor vier Wochen noch war.

            Man muss das Denken in Bewegung setzen. Es reicht nicht, Frieden, Frieden, Frieden zu rufen.

  • Kriegsgeile braucht kein Mensch!

    • @joaquim:

      Krieg ist wie Krebs. Das eine hat man plötzlich im Land, das andere plötzlich im Körper. Bei beidem schickt man sich am besten hurtig an, es schnell wieder loszuwerden, mit allen Mitteln zur Verfügung stehen. Geil ist auf Krieg wie auf Krebs niemand, weder den Ausbruch, noch auf die Therapie. Einer hatte aber Lust auf Krieg. Bei dem hätte man es wissen können, denn der hat Dugin gelesen.

    • @joaquim:

      Wenn es in dieser ganzen Gemengelage einen Kriegsgeilen gibt, dann ist das Putin.

      Das verschweigt ihr immer.

      Ihr verschweigt immer die Ursache.

      • @Jim Hawkins:

        Die Ursache ist nunmal nicht Putin allein. Das verschweigst du immer. Du vergisst alle deine Vordenker aus den USA genau dann, weil dir selbst diese alten kalten Krieger wahrscheinlich als "Putinversteher" erscheinen... In deren Aussagen liegt ein guter Teil der Ursache: Kissinger, Brecinsky, Kennan, Mearsheimer...

        • @LD3000 B21:

          Ach Du liebe Güte, 3 Wochen nach Beginn des Überfalls der russischen Terrorbanden auf die Ukraine wird hier immer noch Kreml-Desinformation nachgeplappert. Manche lernen es halt nie.

        • @LD3000 B21:

          Immerhin weiß ich jetzt, dass ich Vordenker in den USA habe.

          Muss schön sein, wenn man alles so links vom Atlantik, rechts vom Atlantik einordnen kann.

        • @LD3000 B21:

          Aber der Täter ist Putin allein und daran lässt sich nichts schönreden.

    • @joaquim:

      Heute kam die Meldung das Boris Romantschenko, Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und KZ Überlebender von Buchenwald, Peenemünde, Dora-Mittelbau und Bergen-Belsenam Freitag durch eine russische Bombe die seinen Wohnblock in Charkiw traf verstorben ist.

      de.euronews.com/my...rch-bomben-getotet

      Und Menschen wie Deniz Yücel, die versuchen wollen sowas in Zukunft zu verhindern, sind "kriegsgeil." Kann man sich nicht ausdenken.

      • @Sven Günther:

        Das ist eine sehr traurige Nachricht in dieser Zeit der traurigen Nachrichten.

        Gleichzeitig bin ich fassungslos über diese Sympathien und das Verständnis für diesen Kriegsverbrecher Putin.

        Und dieser Vulgär-Pazifismus, der darin besteht, sich aus allem herauszuhalten, lässt in mir den Wunsch aufkommen, ein Friedens-Ton-Tauben-Schießen zu veranstalten.

        Als Großstädter kann man ohnehin nicht verstehen, wieso diese Drecksviecher so ein hehres Symbol sein können.

    • @joaquim:

      Я переведу это для Владимира Путина .

      • @Ringelnatz1:

        Gisy hat das teilweise für Sie übernommen und sich auf russisch an die russischsprachige Bevölkerung in Russland und hier gewandt.

        youtu.be/thaWAtc7IC4

        Ich vergesse immer wieder, wie viele vor allem ältere Deutsche aus der ehemaligen DDR, noch russisch können.

        • @Sven Günther:

          Das ist das schöne an den Buchstaben.



          .... vor allem ältere Deutsche aus der ehemaligen DDR...



          Diese Eleganz!



          ;-)

        • @Sven Günther:

          Naja, kann Gysi wirklich so gut russisch? Warum ist das Video geschätzte 50 mal geschnitten und mal mehr mal weniger geschickt zusammengefügt?

          Sei es drum, die Rede war ok.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Ringelnatz1:

        Mein Dechiffrieren reicht nur für Wladimira Putina. Was ist mit der Dame?

      • @Ringelnatz1:

        ein sehr hilfreicher Kommentar für die Allgemeinheit. Danke, weiter so!

  • Ich frage mich, ob Herr Yücel sich im Klaren ist, was er da fordert. Immerhin bedeutete das den dritten Weltkrieg mit Atommächten.

    • @Volker Birk:

      Das Argument zieht nur sehr bedingt. Die NATO ist jetzt schon Teil des Krieges, indem sie Waffen liefert, ukrainische Truppen trainiert und (wohl) Geheimdienstinformationen liefert. Putin testet die Grenzen eines Kriegsverbrechers unverfroren aus mit dem Krieg gegen die Zivilbevölkerung und völkerrechtlich geächteten Waffen. Daher steht auch das Argument, dass die NATO mit einer Flugverbotszone - heißt Luftkrieg innerhalb der Ukraine - zumindest drohen kann, um z.B. den Einsatz von chemischen und biologischen Waffen durch Putin zu stoppen. Oder auch die Ausradierung von 200000 Menschen in Mariupol. Wenn man Putin keine Grenzen setzt, wird er alle verfügbaren Waffen skrupellos einsetzen.

    • @Volker Birk:

      Dann lassen wir lieber die für Freiheit und Demokratie kämpfenden Ukrainer allein und wenn Putin weiter drohen sollte, sollte sich die NATO am besten gleich ergeben und putintreue Regime einsetzen. Es könnte ja sonst zum dritten Weltkrieg kommen, richtig?

    • @Volker Birk:

      Ich fürchte, das zukünftige Vorgehen der Russen wird die Diskussion um eine Flugverbotszone weiter am Leben erhalten. Ich empfehle das Interview bei SPON (leider hinter der Bezahlschranke) mit Evelyn Farkas.



      Sie schlägt die Einrichtung einer Flugverbotszone



      a) in Absprache mit den Russen,



      b) bei Ablehnung notfalls dann auch ohne deren Zustimmung und



      c) nicht für die ganze Ukraine, sondern beschränkt auf einen Fluchtkorridor.



      d) So abgestuft ließe sich die Eskalation im Rahmen halten, dass auch ein abgeschossener Hubschrauber nicht gleich zum Weltkrieg führen würde.

      • @KaosKatte:

        Es wird zum 3. WK führen, machen Sie sich da keine Hoffnung.

        " in Absprache mit den Russen" - soll das ein Witz sein. Sobald der erste russische Hubschrauber abgeschossen ist, startet der 3. Wk, als ob man sich auf Ansprachen mit den Russen verlassen kann.

      • @KaosKatte:

        Das finde ich einen realistischen und abwägenden Vorschlag. Keineswegs wäre das „kriegsgeil“. Das Morden von Putins Schergen muss gestoppt werden.

        Zurück zum PEN: Vielleicht wäre es angebracht, dass sich Gert Heidenreich, Christoph Hein, Johano Strasser, Josef Haslinger und Regula Venske mal mit ihren ukrainischen Kolleginnen und Kollegen wie Serhij Zhadan oder Tanja Maljartschuk und Katja Petrowskaja besprechen - oder sie mutig besuchen.