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Weiße Privilegien und SolidaritätSeid brav, sonst kommt die AfD

Deutsche Linke fordern gerne mal, AfD-Wähler zurück in die Mitte zu holen. Das ist toxisch – und offenbart ihr Verständnis für diese Menschen.

Irgendwo fordert ein Alman, die AfD-Wähler zurück in die bürgerliche Mitte zu holen Foto: dpa

I n fast jeder antirassistischen Diskussion unter „Linken“ kommt der Punkt, an dem irgendein Alman sagt: „So werden wir die AfD-Wähler nicht zurückholen.“ Nur bitte: Wohin zurück? In diese ominöse Mitte? Wer will diese Leute zurück und was soll sich dann geändert haben?

Dieses vermeintliche Argument ist durch und durch toxisch: Es wird das „wir“ benutzt, um zu signalisieren, dass man selbst auf der richtigen Seite stünde. Gleichzeitig ist es eine Drohung, die quasi lautet: „Wenn ihr Schwarze Menschen und People of Color nicht aufhört, so lästig und laut für eure Rechte und eure Existenz einzustehen, dann wird die AfD nicht an Stimmen verlieren, was dann ja bitte allein eure Schuld ist.“ Solidarität klingt schon mal anders.

Ein ähnlicher Satz stand letztens am Ende eines Artikels in der Zeit von Eva Marie Stegmann, in dem sie sich als Teil jener 63 Prozent der Deutschen benannte, die laut einer Umfrage denken, man müsse sehr aufpassen, wenn man seine Meinung öffentlich äußert. So groß kann die Angst von Stegmann vor der öffentlichen Meinungsäußerung dann freilich auch wieder nicht sein, wenn sie es noch schafft, ihre teils akrobatisch argumentierten Standpunkte in eines der deutschsprachigen Leitmedien zu gießen, aber darauf will ich jetzt gar nicht hinaus.

Worauf ich hinauswill, ist der letzte Satz, den Stegmann schreibt, nachdem sie der Leser_in erklärt hat, sie sei eine von den ängstlichen 63 Prozent und wie „elitär“ es sei, dass man nicht jeden ohne Widerspruch nennen dürfe, wie man möchte. Was genau sie so gerne sagen möchte und nicht mehr sagen darf, darüber wird sie nicht wirklich konkret. Sie schreibt aber als eine Art Fazit: „Wir sollten zumindest versuchen, uns gegenseitig zu verstehen. Damit sich der Frust, den einige der 63 Prozent fühlen, nicht in Hass verwandelt. Und in ein Kreuz bei der AfD.“

Versuch der Unterdrückung

Auch hier steht dieses „wir“ und „sollten versuchen, uns gegenseitig zu verstehen“ als eine Aufforderung an beide Seiten, also wohl an diejenigen, die verletzende Dinge weiter sagen wollen, und diejenigen, die diese Dinge als verletzend empfinden. Das ist bis dahin nicht besonders fortschrittlich, aber gut. Dann folgt aber wieder eine Drohung, die quasi lautet: „Wenn ihr nicht lernt, damit zu leben, dass wir Frustrierten uns nicht nach euren Bedürfnissen richten, dann könnten wir anfangen, euch zu hassen und die AfD zu wählen.“

Wer so etwas sagt, offenbart, dass er oder sie verstehen kann, wieso Leute die AfD wählen. Dass sie es als eine plausible Entscheidung empfinden, Rechte und damit mindestens einen Faschisten zu wählen, wenn Weiße Privilegien und der respektlose Umgang mit Schwarzen Menschen und People of Color benannt werden.

Darin die Ursache für das Erstarken der AfD zu sehen, ist aber nicht nur ein weiterer Versuch der Unterdrückung, es ist auch absolut geschichtsvergessen.

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Saskia Hödl
Autorin
Jahrgang 1985, ist freie Autorin in Wien und schreibt über Politik, Medien und Gesellschaft. Ehemalige taz panter Volontärin, taz eins Redakteurin und taz2&Medien Ressortleiterin.
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130 Kommentare

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  • Ich frage mich wer mit den „Linken“ aus dem ersten Absatz gemeint ist. In den linken Gruppen in denen ich verkehre, sagt niemand, dass man Verständnis für AfD Wähler haben sollte - oder dass man mit ihnen auch nur reden sollte.



    Das bürgerlich - „linke“ Feuilleton ist nicht die „Linke“

    • @Paco:

      Na ja, wenn da ein obdachloser AfD Wähler vorbeikommt, dann wird doch wohl trotzdem der Suppentopf in der Volxküche geöffnet?!

      • @Rudolf Fissner:

        heutzutage heisst das KüfA.



        Ausserdem gibt es sehr wenige Obdachlose, die überhaupt wählen.



        AfD-Wähler rekrutieren sich im übrigen vorwiegend aus von Abstiegsängsten geplagten Kleinbürgern, weniger aus der Unterschicht.

        In diesem Sinne: Lies!

        • @Paco:

          Na ja ob Nazis nun wählen gehen oder nicht ist doch wohl Wurst.

          Und zählen Sie die Langzeitarbeitslosen, von denen viele die AfD wählen, nun zu den „ von Abstiegsängsten geplagten Kleinbürgern“? www.sueddeutsche.d...e-studie-1.4596134

          Sie werden sich also schon auch die Hände dreckig machen und mit Nazis reden müssen, wenn auch Sie sich um die Verdammten dieser Erde kümmern.

  • In den USA - woher diese postmoderne Identitätspolitik stammt - findet längst eine kritische Diskussion ihrer grundlegenden Irrtümer statt.

    Gerade traditionelle Linke sind zunächst spontan geneigt, deren Konzepte/ Begriffe zu unterschreiben - in Unkenntnis des gesamten Theoriekonstrukts.

    Wen es interessiert, kann im Areo-Magazin differenzierte Diskussionen zu 'White Privilege', 'White Supremacy', 'Intersectionality' etc. finden:

    areomagazine.com

  • Ich erlebe es von den Gegnern der Klimabewegung. Zitat: "Mit eurem Verhalten stärkt ihr nur die AfD."

    Meine Antwort: mir doch egal!

    Diese Partei hat in der Vergangenheit sämtliche Themen dominiert. Schluss damit! 2019 war das Jahr der Klimaschützer. Und 2020 wird das Jahr der Klimaschützer.

    Wenn man bei jedem bisschen mit der AfD droht, kann man auch gleich eine faschistische Diktatur errichten. Alles andere stärkt ja die AfD.

    Ne, so funktioniert das nicht. Die AfD wird nicht stärker, wenn man umwelt- und menschenfreundliche Politik fordert. Sie wird schwächer!

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Kakaobutter:

      Das stimmt wohl. Auch wenn ich selbst die Klimaschutzbewegung eher freundlich beobachte und auch ein paar Kritikpunkte habe, schwächt es die AFD wenn andere Gruppen die Themen setzen.

      Dieses Abarbeiten an der AFD bringt doch gar nichts.

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Richtig. Von daher macht es schon Sinn, sich an den realen Problemen von Menschen abzuarbeiten. Gerade in den Regionen, in denen es bergab geht und die Menschen, die es gut können, insb. die Jüngeren, die Biege machen, finden sich die meisten AfD-Wähler.

  • Ich würde ja gerne lernen mir diese identitätspolitischen Dogmen anzueignen aber mein Verstand will einfach nicht.

    Im Ernst: Wir brauchen eine diskriminierungsfreie Gesellschaft und nicht eine in der jeder seine Zugehörigkeit zu einer unterdrückten Minderheit ausspielt, da findet dann nämlich jeder was und keinem ist geholfen.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Franco:

      Wie viele Widersprüche kann man in einem Kommentar von 5 Zeilen wohl unterbringen?

      Sie sagen also



      jemand gehört zu einer unterdrückten Minderheit und



      1) darf sich nicht gegen die Unterdrückung auflehnen weil



      2) "Wir" eine Gesellschaft ohne "Diskriminierung" brauchen -



      3) er also auch! - und meinen



      4) dass Sie mit Ihrem "Wir" keine Identitätspolitik betreiben würden und



      5) nicht dogmatisch wären?



      6) Ist das ihr Ernst?

      Weiter so, dann kommen sie bestimmt bald ins Guiness-Buch der Rekorde

      • @85198 (Profil gelöscht):

        1) Natürlich darf und soll man sich gegen Unterdrückung wehren, aber wer sich dabei sich abgrenzt indem er sich als Teil einer Gruppe sieht und nicht teil einer heterogenen Gesellschaft, trägt dazu bei die Grenzen aufrechtzuerhalten statt sie einzureißen.

        2&3) Mit wir ist jeder eingeschlossen, egal wie er aussieht, woran er glaubt oder wen er liebt.

        4&5) Es gibt nicht "mein wir", sondern einfach nur "wir" im Sinne aller die Teil dieser Gesellschaft sind.

        6) ja

        Jeder kann für sich eine Minderheit definieren so dass ein Kampf der Minderheiten immer nur dazu führt dass die Eliten gewinnen. Identitätspolitisches Denken muss überwunden werden.

      • @85198 (Profil gelöscht):

        Die Frage ist doch, ob man Zugehörigkeit zu essentiellen ethnischen und biologischen Kategorien affirmativ bestärkt oder überwinden eill.

    • 0G
      06227 (Profil gelöscht)
      @Franco:

      Diskriminierung wird sicher nicht dadurch überwunden aus Perspektive der Mehrheitsgesellschaft anderen abzusprechen sich gegen Unterdrückungsmechanismen aufzulehnen....



      Und solange keine Solidarität da ist bleibt der Widerspruch gruppenbezogen und bietet genau diese Angriffsfläche.

      • @06227 (Profil gelöscht):

        Ich wüsste nicht wo ich irgendjemand irgendetwas abspreche.

        Jeder kann auflehnen wie er will, aber so lange Silo-Denken herrscht, wird dabei nicht viel herumkommen außer noch mehr Abgrenzung und Verteilungskämpfe unter Minderheiten.

      • @06227 (Profil gelöscht):

        @Franco redet nicht von individueller Auflehnung sondern von (letzlich paternalistischer) "Förderung", die von Jedem genutzt werden kann, der die - recht oberflächlichen - Kriterien erfüllt. Beispiel: Frauenquoten werden gerne mit den Nachteilen begründet, die insbesondere Mütter in professionellen Hierarchien haben. Nur wird frau von diesen Regelungen gleichermaßen gefördert, wenn sie gar keine Mutter ist, und erhält dadurch gegebenenfalls auch den Vorzug vor einem familiär engagierten Vater - weil sie die passende Opferidentität für sich reklamieren kann.

        Dem kann man begegnen, indem man noch mehr Opferidentitäten schafft, die dann wieder nicht alle Lebenssachverhalte abbilden aber wieder mehr nominelle "Opfer" produzieren, oder indem man Diskriminierung mit NICHT-Diskriminierung bekämpft. Letzteres mag weniger sofortige Resultate produzieren, aber es wirkt langfristig deutlich gründlicher (Beispiel: Die CDU hat seit bald 20 Jahren eine unquotierte weibliche Vorsitzende und stellt seit 14 Jahren eine Bundeskanzlerin, während die schon seit Gründung vor 40 Jahren stramm durchquotierten Grünen heute erstmals - und eher zaghaft - darüber nachdenken, auch mal eine Frau für so einen einsamen Spitzenposten aufzustellen).

  • „Die AfD hat ihr Ergebnis in Thüringen mehr als verdoppelt. [...] Besonders stark ist ihr Rückhalt bei denjenigen, die mit der eigenen wirtschaftlichen Situation unzufrieden sind. [...] Überdurchschnittlich schneidet die Partei zugleich in jenen Wahlkreisen ab, in denen die Einwohnerzahl am stärksten sinkt und damit auch Rückschritte in der Versorgungslage am ehesten spürbar werden.“ www.tagesschau.de/...hueringen-101.html

    Wirtschaftlich schlechte Situationen und miese Versorgungslagen sind schon Dinge, die man versuchen sollte zu durchschauen. Unabhängig von der Parteienpräferenz eines Wählers.

    • @Rudolf Fissner:

      Hier der Nachbarwahlkreis (deckt so zu 2/3 den Landkreis Hildburghausen) hat ein AfD-Direktmandat und Zweitstimme lagen die bei 30,zerquetschte . Der Kreis hat thüringenweit die niedrigste AL-Quote (3,3%).



      Den AfD-Wähler*innen darf mensch ja immerfort sagen, daß die Faschisten gewählt haben.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Bestimmte Kritiken, wie sie auch in dieser Kolumne (und der Resonanz darauf) formuliert werden, erschöpfen sich darin, möglichst vollmundig durch die Verwendung möglichst vieler -ismen und Termini etwas vorzugaukeln, was nicht ist.

    Sowenig die existentielle Krise des Kapitalismus mit Mitteln des NeoLib überwunden werden kann, der sie erst erzeugt hat, so wenig ist dies in Fragen von Hautfarben und Geschlechtern möglich.

    Nimmt man das Geschrei bis Gejaule und Gezeter der letzten Jahre zum Massstab, müsste die Welt längst anders aussehen.

    Sie tut uns aber nicht diesen Gefallen.

    Wenn Theorie und Wirklichkeit nicht übereinstimmen, umso schlimmer für die Wirklichkeit. (Ein sehr aussagekräftiger Slogan der 1970er Jahre, damals noch ironisch gemeint, heute wieder (oder immer noch) aktuell.

    • 0G
      06227 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      'vorzugaukeln, was nicht ist'.....es lässt sich immer wunderbar aus der eigenen Blase heraus postulieren was denn nu ist und was nicht ist.



      Es sind nicht zufälligerweise in erster Linie die geisteswissenschaftlichen Fakultäten (Leute vom Fach) die sich die -ismen ausdenken.



      Geht meiner Ansicht nach in erster Linie um die Kommunikation den Erkenntnisstand wie Unterdrückungsmechanismen funktionieren mit der ganzen Gesellschaft zu teilen.

      Solange es keine Solidarität gibt haben PoC ja gar keine andere Chance als ihren Widerspruch Gruppenbezogen zu äußern (wenn ich Ihren zweiten Satz dahingehend richtig verstanden habe)

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @06227 (Profil gelöscht):

        Es klingt ganz so, als ob Sie sich mit der Bestimmung des/der Adressaten Ihres Posts verhoben hätten.

        Fakultäten sind nicht in der Lage, sich etwas ausdenken, allenfalls Personen. Wen Sie hier am Werke sehen, bleibt ebenso unklar. Nennen Sie doch statt nebulöser "geisteswissenschaftlichen Fakultäten" besser Ross und Reiter, sprich: Disziplinen und Autoren.

        Die Verwendung von Zeichensetzung könnte einstweilen ebenso helfen, Ihre Aussagen etwas verständlicher zu machen. Es sei denn, Sie schreiben nur gegen etwas oder jemanden - aber nicht für. (Mir wäre das zuwenig.)

        In der "eigenen Blase" leben wir alle, deshalb fehlt dieser Aussage jede Relevanz. Was möchten Sie damit sagen?

        Fazit: gewogen - und zu leicht befunden. Zu viel Sosse - und zuwenig Blaubär.

  • „Wenn ihr Schwarze Menschen und People of Color nicht aufhört, so lästig und laut für eure Rechte und eure Existenz einzustehen, dann wird die AfD nicht an Stimmen verlieren, was dann ja bitte allein eure Schuld ist.“

    Im Kontext der Solidarität bitte ich zu bedenken, dass die AfD weitaus mehr als rassistisch ist! In diesem Zusammenhang müssen auch LGBT genannt werden und außerdem muss auch der Antisemitismus Erwähnung finden. Im Endeffekt wird doch von all diesen Gruppen gefordert, ihre Rechte nicht einzufordern. Verwiesen werden muss hier daher auf Ronald Lauder "Wir müssen zusammenstehen gegen Antisemitismus, Rassismus, Islamophobie, Fremdenhass und Homophobie"!

    So klingt Solidarität!

    • @Anna Minerva:

      Wie heißt der Hass auf Ungläubige und Apostaten? Kuffarophobie? Murtaddophobie?

  • Wenn sie ständig von weißen Privilegien reden und sich als "schwarze und people of color" abgrenzen dann helfen sie mMn nicht Grenzen zu überwinden sondern diese zu verfestigen.

    Wir sind alle Menschen und Hautfarbe sollte keine Rolle spielen, also gehen sie doch bitte mit gutem Vorbild voran, vor allem wenn sie im gleichen Text noch eine andere Autorin wegen Abgrenzung angreifen.

    Die meisten "weißen" gucken am Ende des Monats auf ihr Konto und fragen sich vielleicht "Wo sind meine Privilegien?"

    Die Eliten, das Kapital unterdrückt die Massen und nicht eine Hautfarbe eine andere.

    • 0G
      06227 (Profil gelöscht)
      @Franco:

      jay, Marginalisierungsbingo!

    • @Franco:

      Ihr Hauptwiderspruchsansatz ist veraltet. Sie negieren bzw. schmälern damit Existenz/Wirkung von u.a. Rassismus und Patriarchat und damit auch die Kämpfe gegen jeweilige Herrschafts/Unterdrückungsstrukturen.

      • @Uranus:

        Wie sagte Manuellsen so schön über Deso Dogg: Es ist schon hart als Schwarzer in einer türkisch und arabisch geprägten Stadt wie Berlin aufzuwachsen.

      • @Uranus:

        so alt bin ich noch gar nicht ;-) Und nur weil es alt ist und aus der Mode gekommen, ist es noch lange nicht falsch.

        • @Franco:

          Umso besser! Dann sind da Lernchancen da ja höher einzuschätzen. ;D

          • @Uranus:

            Ich würde ja gerne lernen mir diese identitätspolitischen Dogmen anzueignen aber mein Verstand will einfach nicht.

            Im Ernst: Wir brauchen eine diskriminierungsfreie Gesellschaft und nicht eine in der jeder seine Zugehörigkeit zu einer unterdrückten Minderheit ausspielt, da findet dann nämlich jeder was und keinem ist geholfen.

            • 0G
              06227 (Profil gelöscht)
              @Franco:

              wer noch nie selbst die Erfahrung gemacht hat aufgrund der Zugehörigkeit zu einer von der Norm abweichenden Gruppe abwertend behandelt zu werden (und das Gefühl abgewertet zu werden darf und muss subjektiv sein) sollte ganz, ganz vorsichtig damit sein gegenüber anderen zu definieren was als Unterdrückung durchgeht und was nicht.

              • @06227 (Profil gelöscht):

                Nur das subjektive Gefühl der Abwertung ersetzt objektive Kriterien nicht.



                Und das sage ich(weis, Mann), der wegen diverser Kriterien (Haarfarbe, Händigkeit, Behinderung) durchaus Abwertungen erfahren hat.

              • @06227 (Profil gelöscht):

                Sie unterstellen mir ich würde definieren wollen was Unterdrückung ist und was nicht.

                Ich finde lediglich dass man seinen Fokus darauf legen sollte die Rahmenbedingungen so zu ändern dass Diskriminierung generell schwer bis unmöglich wird, dann wird sie schon langsam weggehen. Währenddessen sollte man konsequent Diskriminierung benennen und wir sollten alle aufstehen und eingreifen wenn wir solche sehen.

                Die "Schwarzen und PoC" werden nicht von den "weißen" unterdrückt, sondern entweder von diskriminierenden Strukturen, dann müssen diese geändert werden, oder von Individuen, dann müssen diese dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Wer aber hier Gruppenzugehörigkeit verantwortlich macht, verschärft nur selber das Problem.

                • @Franco:

                  Ich überspringe mal Ihre vorige Antwort und setze hier an, da Sie hier ja noch ein paar Details mehr anfügen.



                  Mh, ich denke, es erschwert einen Reflexions- und Änderungsprozess, wenn nicht benannt wird, wer wie betroffen ist. Hieraus lassen sich dann Schlüsse ziehen und es kann zu einer besseren Zusammenarbeit und Solidarität kommen. Mensch muss nicht White Supremacist sein, um rassistisch zu handeln oder Rassismus zu stärken. Dafür gibt es hier regelmäßig Beispiele wie vor kurzer Zeit der Umgang mit Blackfacing. Es gibt eben keine für sich stehende Strukturen, diese werden auch diskursiv aktiv erhalten. Vielleicht macht all das von mir zuvor genannte den Unterschied zwischen Ihrem und meinem Verständnis aus. Denn was Sie und ich teilen, ist der Kampf gegen diskriminierende Strukturen. Was halten Sie denn bspw. vom Anarchafeminismus und deren historische Organisierung 1936 in Spanien? Sehen Sie da eine Notwendigkeit?

              • @06227 (Profil gelöscht):

                Jeder gesunde weiße Mann mit guter Ausbildung und einem überdurchschnittlichen Einkommen weiß genau, wie es sich anfühlt, systematisch auf die ANDERE Seite jeder Fürsprache gestellt zu werden: Egal wem gerade Unrecht geschieht, die Linksidentitären werden ein Mitglied dieser Gruppe immer bei den Schuldigen einordnen und von ihm fordern, dass er das wieder gutmacht. Wenn das keine Abwertung und Unterdrückung ist...

                Ich will das nicht aufrechnen, und ja, andere Formen der Diskriminierung sind deutlich schmerzhafter. Aber NEIN, Diskrminierung - auch positive - diskriminiert IMMER, und nur weil man sich auf der "richtigen" Seite der sozialen Ethik wähnt, hat man noch lange nicht Anderen die Fähigkeit zum Mitreden abzusprechen. Denn genau dieses "Sei Du mal ruhig, Du weißt ja gar nicht, wovon Du redest und was RICHTIGE Sorgen sind." fühlt sich auch nicht besser an an als die Aussage, die Frau Hödl beklagt.

  • mMn macht die Linke heute schon den Fehler ihr Programm nur als Gegensatz zum politischen Gegner auszurichten. Man macht es sich einfach, "links" nur als "anti-rechts" zu verstehen. Wenn die AfD behauptet 1+1=2 dann müssen wir das Gegenteil vertreten, weil Kampf gegen Rechts. Nur ist das leider nicht besonders erfolgreich...

    So werden Widersprüche im linken Programm übertüncht. Wenn die AfD behauptet dass der Sozialstaat durch Migration überfordert wird, dann muss die Linke den Ausbau des Sozialstaats plus offene Grenzen für jeden ins Programm nehmen. Feminismus schön und gut, aber dass deutsche Soldaten in Afghanistan/Afrika/... Frauenrechte schützen? Darf nicht sein, weil Militär ja rechts ist und rechts ist böse.



    Sowas will man auch nicht mehr diskutieren weil jedes Abweichen von anti-Rechten Positionen, egal wie absurd und widersprüchlich, nur als Zugeständnis an die Rechten gewertet wird.

  • Dieses ganze rechte Geschwurbel hier im taz Forum geht mir sowas von auf den Sack. Diese Menschen nutzen die Freundlichkeit der taz aus, hier gratis ihren Mist loszuwerden. Das tun sie ganz subtil und schleichend und verschieben so den Blickwinckel immer weiter nach rechts.

    Die AFD-Wähler sind Rassisten und deshalb wählen sie die AFD. So einfach ist das.

    Kommentar bearbeitet. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

    • @planb:

      Hallo Plan B, ja, in der ZEIT waren vor einiger Zeit Interviews mit jungen Leuten, die die AfD gewählt haben, und da zeigte sich ein deutlicher Rassismus. Aber das waren die, die bereit waren, sich zu äußern.



      Ein großer Teil der jetzigen AfD-Wähler kommt von anderen Parteien, im Osten häufig von der Linken. Waren das schon immer geborene Rassisten? Klar, wenn man eine Partei mit Höcke als Spitzenkandidasten wählt, muss einem klar sein, was man da tut und das das nicht nur eine konservative Partei ist. Trotzdem machst Du es Dir meiner Meinung nach zu einfach.

      • 0G
        06227 (Profil gelöscht)
        @flipmar:

        keine geborenen Rassisten, aber jede Menge rassistisch sozialisierter Menschen. Und die haben vor erstarken der AfD über Jahrzehnte die verschiedensten Parteien gewählt.(bzw. hatten keinen Zugang zu freien Wahlen) Am wenigsten wohl die Grünen. Aber gerade die Union hat sich diese Klientel ja durchgehend gezüchtet.

  • Mal ein paar Ursachen - in Kurzform - für den Erfolg der AfD aus der Forschung, weil ich hier wieder mehrfach das "weil das Rassisten und Nazis sind"-Argument gelesen habe:

    1. Die uneingelösten Versprechen der Demokratie. (Noberto Bobbio)



    a) Versprechen staatsbürgerlichen Souveränität. Der Einfluss des einzelnen Bürgers schrumpft immer mehr im Vergleich zu dem von privaten und intermediären Organisationen, z.B. Gewerkschaften, Berufs- und Lobbyistenverbände, innerhalb derer man auch wieder einer Hierarchie unterworfen wird.



    b) Versprechen "der oligarchischen Macht ein Ende zu bereiten" wurde nicht erfüllt, da starke Eliten fortbestehen.



    c) Versprechen die "unsichtbare Macht" zu beseitigen; nicht erfüllt, da weiterhin viel im Hinterzimmer passiert.



    d) Versprechen der demokratischen Kontrolle auf Wirtschaft und Bürokratie. Selbsterklärend.

    2. Vier Teilkrisen unseres herrschenden Systems (nach Sebastian Friedrich)



    a) Krise des Konsevatismus



    b) Repräsentationskrise



    c) Krise des Kapitals (negativere Assoziationen zum Kapitalismus)



    d) Verfall des Sozialen (Vergrößerung der sozialen Ungleichheit von Arm und Reich, erhöhtes Armutsrisiko und Vermögensungleichheit in Deutschland)

    3. Modernisierungsverlierer (der Ansatz findet sich oft)



    Unmut darüber, nicht mer die Rolle in der Gesellschaft zu spielen, die man sich eig. ausgesucht und die man von Geburt an mit Hilfe der aufstiegsgewöhnten Eltern ausgeübt hatte (auf allen Ebenen möglich: beruflich, familiär, etc.; auch das subjektive Empfinden reicht). Wird verstärkt durch die "Verlierer", die man im Umfeld sieht (prekär Beschäftigte) und die zeigen, wie man selbst "enden" könnte.

    4. Hegemonie des postdemokratischen Liberalismus (nach Jörke & Selk)



    Kurz: Es geht immer mehr um den Erhalt von Privilegien. Rechtsfortschritte (z.B. Frauenquote) verhelfen immer eher der Elite statt Privilegien herauszufordern.

    5. Die Linken haben mit ihrer kulturalistischen Wende die Unterschichten entfremdet; das Vakuum nutzen andere.

    • @Devil's Advocate:

      5. war nach Rotry (1999).

      6. Die Ethnisierung sozialer Probleme Dienst als leicht nachvollziehbare Erklärung mannigfachen Unbehagens und vieler sozialer Schwierigkeiten,und die als Problemlösung vorgeschlagenen drastischen Politikkonzepte treffen die Wünsche vieler. Solche Erlösungsbotschaften entsprechen den Bedürfnissen der Unzfriedenen, denen Selbstbehauptug angesichts imaginäre Gefahren oberstes Gebot ist,womit sie ihre Bedrohungs-, Überfremdungs- und Existenzängste ausagieren. (Wolfgang Benz)

      7. Ökonomische Konfliktlinie (nach Walther & Isemann), deren Grundlage die Globalisierung, eine neoliberal geprägte Wirtschaft und die damit einhergehende de wachsende soziale Ungleichheit und Unsicherheit sind. Materielle Entsicherung machte schon immer anfällig für Autoritäten und vereinfachte Weltsichten.

      8. Einge Menschen vermissen eine Politik der Wertschätzung. (dieselben)

      9. Der politische Liberalismus bietet keine Alternativen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik an. (Nach Jörke/Nachtwey)

      10. Schwächen der etablierten Parteien.



      a) Der politische Mainstream hat wichtige Themen vernachlässigt. Die Sorgen der Menschen werden nicht aufgegriffen. Eine Politik der moralischen Ächtug ist ebenso unangebracht wie kontraproduktiv.



      b) Der Unterschied zwischen links und rechts wurde verwischt durch die technokratische Anpassug an die Globalisieurng.



      c) Die Qualität der Politiker sinkt (man sehe sich die super charismatische CDU-und SPD-Führung an).



      d) Die Volksparteien verlieren ihre gesellschaftliche Bindekraft.

      11. Die AfD hat permanente Berichterstattung genossen und durfte allen die Themen vorgeben (Migration und Flüchtlinge wurden zum Kardinalthema). Alle anderen sind auf den Zug aufgesprungen.

      12. Es gibt latente rechtsextreme Einstellugen bei Teilen der Gesellschaft (vgl. Mitte Studien). Die Neue Rechte hat vieles vorbereitet (JF, IfS, Sarrazin [ungewollt?], Eva Hermann etc.), um diese zu wecken. Die AfD ist das Schiff dieses rechten Projekts.

      • @Devil's Advocate:

        Die Reihenfolge spielt keine Rolle. Die grottige Formatierug tut mir Leid; die mobile Ansicht spielt einem da gerne einen Streich.

        Das sind nicht alle Ursachen, vor allem nicht in der eigentlich nötigen Tiefe, deckt aber vieles ab. Es gibt nicht den einen Grund für den Erfolg der AfD. Es ist ein Zusammenspielen aus all den Ursachen.

        • 0G
          06227 (Profil gelöscht)
          @Devil's Advocate:

          Eine Erklärung ist etwas anderes als eine Entschuldigung.



          Außerdem dürfen tiefschürfende intellektuelle Erkenntnisse bei aller Korrektheit nicht einfache Wahrheiten (Rassismus ist rassistisch) überdecken so wie die Menge an Bäumen den Wald. Und sosehr sich diese einfache Wahrheit als undifferenziert angreifen lassen, so wahr bleibt sie doch. Da muss auch einfach das Bildungsystem ansetzen.

        • @Devil's Advocate:

          1. Das sind ebenso Versprechen, wie der "American Dream" eines ist.



          2. c) Ja, allerdings eingeschränkt. Häufig wird eine verkürzte Kapitalismuskritik geübt - gegen Konzerne und gegen Finanzbranche - nicht jedoch grundsätzlich gegen Kapitalismus.



          3. Ja. Es ist allerdings anzunehmen, dass viele mit dem Kapitalismus, also mit dem System, dass wenige Gewinner*innen und viele Verlierer*innen produziert, grundsätzlich einverstanden sind, jedoch nicht Verlier*in sein wollen. Vielleicht sollte mensch dann aber anfangen, das System in Frage zu stellen. Das betrifft allerdings nicht die Wohlhabenden AFD-Wähler*innen, die es auch gibt.



          4. Ja, die ist die Herleitung des bürgerlichen Staates und des Systems.



          6. Dieser Punkt funktioniert nur auf Basis von Rassismus (und Nationalismus).



          7. Das stimmt schon. Allerdings: Wer hat denn aber die Parteien zuvor gewählt? Dann: Wenn ich gegen eine neoliberale Politik bin, wähle ich nicht die neoliberale AFD.



          8. Angesichts, wie sich die AFD gebärdet, ordne ich diesen Punkt bestenfalls als Satire ein.



          10 a) Auf die neoliberale Politik und somit auf die meisten großen Parteien trifft dies einerseits zu. Desweiteren, wie auch zu Punkt 7 geäußert, wähle ich dann nicht die neoliberale AFD. Andererseits wurden in aktueller Poltik die "Sorgen" (tatsächlich rassistischen Einstellungen) berücksichtigt und das Asylgesetz weiter untergraben.



          10 b) Das sehe ich nicht so. Die Gesellschaft ändert sich. Das heißt aber nicht, dass links und rechts sich unbedingt annähren würden. Wie auch Frauen, mal das Recht zugestanden wurde, Universitäten zu besuchen oder zu wählen, wurde bspw. nun auch Homosexuellen zugestanden, vor'm Standesamt eine Ehe einzugehen.



          c) Das ist wohl eine Frage des Blickwinkels und des Geschmacks. Auch ein Heinrich Lübke wurde einst Bundespräsident.



          12. "weil das Rassisten und Nazis sind"-Argument - Dito!

          • @Uranus:

            Teil 2

            zu 8: Die AfD hebt die Tugendhaftigkeit, den Fleiß, die harte Arbeit, Ehrlichkeit etc. "der Deutschen" oder "des kleinen Mannes", die Wichtigkeit der Rolle der Mutter, des Vaters, einzelner Berufsstände oder Regionen immer wieder hervor. Auf lokaler Ebene schlägt die AfD mehr Geld und Unterstützung für Eltern, Kinder, Rentner, Kranke etc. vor.



            Klar ist das alles nur Verarsche. Es geht den Menschen aber um ihr subjektives Empfinden, nicht um die objektive Sachpolitik. Da wird dann Wertschätzun gefühlt, was bei anderen Parteien zu kurz kommt, obwohl da die Sachpoltik teilweise näher dran ist.

            10 a. Wenn sie von allen die Schnauze voll haben und alle dann nur moralisierend auf der AfD rumhacken, dann kann da eine Trotzreaktion stattfinden. Siehe auch die Ausführugen zu 8. Die Menschen wissen ja nicht unbedingt, was die Ursache ihrer Probleme ist.

            10 b. Flüchtlingsdebatte. Es gab den Merkel-Kurs, den Linke und Grüne verteidigt haben, und den AfD-Kurs. Es gab 2 Positionen. Linke und Grüne haben nicht etwa gesagt "wir brauchen noch mehr Migration und müssen noch mehr Geflüchtete aufnehmen", sondern haben den Kurs von Merkel verteidigt gegen die AfD. Währenddessen hat die CDU/CSU die Asylgesetze immer wieder verschärft. Linke bis CDU sind hier auf einer Linie gewesen.

            EU-Diskurs. Alle Parteien sagen "mehr Europa", keine Partei kritisiert die EU scharf für ihre vielen Probleme, weil sie sie gegen die AfD anti-EU-Position verteidigen. Man kann sich zur EU bekennen ohne alles toll zu finden. Die Bankenrettung wurde ja beispielsweise als "alternativlos" bezeichnet und gesellschaftlich nicht zur Diskussion gestellt.

            Wer weniger EU oder Geflüchtete wollte als die CDU und dies (warum auch immer) als wichtigstes Thema gesetzt hat, hatte nur eine Wahl. Alle anderen konnten ihr Kreuz bis auf die AfD beliebig setzen.

            zu 12.: Das geht von Konservativen über Neoliberalisten und christ-Fundamentalisten bis hin zu Rassisten und Nazis. Nicht so schwarz-weiß denken.

            • @Devil's Advocate:

              8‘. Nun, verstehe ich besser, was Sie mit Wertschätzung meinen. Einschränkend muss dazu gesagt werden, dass sie das durch Ihre reaktionäre Brille sagt. Sie meint nicht (zugespitzt) das alte, behinderte, homosexuelle Paar of Color sondern an deren diskriminierenden Norm entlang weiße, hetero usw.. Sie hetzt gegen Menschen und versucht Menschen gegeneinanderauszuspielen. Wenn mensch so will, richtet sie sich nur „wertschätzend“ an ihre rassistische, … Klientel.



              10a‘. Sicherlich kann von Leuten Trotzreaktionen kommen bzw. ist davon auszugehen, dass sie kommen. U.a. Rassistische sind in Deutschland weit verbreitet. Andererseits, auch wenn die Wahrscheinlichkeit geringer ist, kann die Einsicht gewonnen werden, dass mensch Nazis unterstützt und mit der Hetzstimmung Täter ermutigt und für weitere Opfer sorgt. Es kann darüber gestritten werden, wie auf die AFD und ihr „Dunstkreis“ konkret reagiert wird – u.a. Rassismus ist klar zu benennen. Dazu gab es mit Aktionen wie Unteilbar oder #wirsindmehr in Chemnitz ja auch tolle Reaktionen.



              10 b‘. So eindeutig ist das nicht. In der Linken gab es teils gegensätzliche Positionen: „Open Border“ und „Nationalistische Grenzpolitik“. Andererseits - wurde bspw. die Einrichtung von Ankerzentren von den Linken insgesamt begrüßt oder geduldet? Ich denke nicht. Ebenso hat Die Linke eine kritische Position zur EU.



              12‘. Okay, Nazis müssen das nicht unbedingt sein. Den Extremismus der Mitte sehe ich durchaus. Allerdings können Konservative, Neoliberale usw. auch Rassist*innen sein. Dafür muss mensch nicht im KKK oder in der AFD sein. Der Fall Sarrazin zeigt, dass mensch als Rassist sogar in der SPD sein kann.

          • @Uranus:

            zu 1. Sie sind Merkmale einer "idealen" Demokratie. Den American Dream Glauben immer noch viele Menschen. Menschen sind eben eher gefühls- als vernunftgesteuert. Das als lächerlich oder unglaubwürdig abzustempeln, ändert nichts.

            2 c. und 3) Der Kapitalismus als solcher ist ja auch nicht das Problem, sondern der eher demokratiefeindliche Neoliberalismus, den man oben drauf setzt. Ein Sozialstaat, der die Nachteile des Kapitalismus ausgleicht, würde reichen.



            Das ist übrigens eine Wirkung von Rechtspopulisten: Sie schützen den Neoliberalismus (sie wollen ja gerade keine Umstürze oder Reformen), indem sie seine Folgen moralisieren und ethnisieren. Dann ist plötzlich die EU, der Geflüchtete oder Merkel die Ursache des Elends, nicht aber der zügellose Neoliberalismus. Die ambivalente Haltung der AfD zu Neoliberalismus und Sozialstaat ist übrigens ihre größte Schwäche. Würde das zum Kardinalthema der BRD werden statt Migration, würde sie schrumpfen oder gar auseinanderbrechen.

            zu 4. Das ist Ihre Interpretstion; kein Forschungsergebnis.

            zu 6. Das kann darauf basieren, muss es aber nicht. Die Psychologie ist zu Vorurteilen und Ressentiments recht ausgereift. Da spielt mehr rein als "Rassismus"/"Nationalismus". Das sind Züge der menschlichen Psyche.

            zu 7. Die anderen Parteien reden ja nicht darüber. Die FDP will mehr Neoliberalismus. Die CDU hat vergessen, was "sozial" bedeutet. SPD und Grüne haben den Neoliberalismus erst in Deutschland etabliert und zeigen keine Ambitionen das wieder rückgängig zu machen, die Linke ist weg von den Unterschichten hin zu Adakemikern gegangen durch Fokus auf Kulturthemen. Die AfD nimmt die Sorgen auf und redet drüber. Mehr als alle anderen. Dann gibt sie den Leuten noch eine einfache (wenn auch antipluralistische bis rassistische) Scheinlösung vor, die keinem das Weltbild zerstört. Die AfD sagt ja immer beides: Mehr Neoliberalismus und weniger. Ihre Achillesferse.

            • @Devil's Advocate:

              [1/2] Okay, je mehr Antworten, desto unübersichtlicher wird es wohl hier werden, nehme ich an. Das sind ja komplexe Themen und verschiedene Thesen. Ich versuche mich mal nach einer weitergehenden Antwort:



              1'. Im positiven sind es, wie Sie bzw. ihre Quellen sie einordnen: Ideale, aus kritischer Perspektive mit Bezug zur Realität: Illusionen, aus antiautoritärem/-kapitalistischem Standpunkt: Lügen bzw. herrschaftsstrategische Bezeichnung.



              2c' und 3') Ihrem Standpunkt widerspreche ich und sage, dass mensch sich selbst belügt, indem mensch versucht, die extremsten Ausbildungen zu mildern anstatt an der Wurzel selbst anzusetzen und versucht Widersprüche und Gegensätze auszuräumen. Ihrem Punkt zum "Rechtspopulismus" hingegen erscheint mir hingegen gut vorstellbar.



              4'. Es fragt sich, welchen Standpunkt mensch einnimmt. Aus herrschaftskritscher Perspektive müssen die Vorzeichen und Strukturen benannt und im mindesten kritisiert werden. Wer vom wohlmeinenden bürgerlichen Standpunkt aus darauf blickt, kommt selbstverständlich zu einem anderen Ergebnis.



              6'. Sicher Psychologie spielt eine Rolle. Entsprechende ideologische wie Rassistische, nationalistische ... Sozialisation wie Verhältnisse ebenso. Das lässt sich schwer trennen.



              7'. Sie benennen ihre Politik nicht selbst als neoliberal - das stimmt. Dieser ist ja ein Kampfbegriff geworden und hat negative Konnotation. Wendet mensch allerdings dessen Definition auf Politik an, und liest die Zeilen dazwischen, dann kann mensch durchaus neoliberale Politik als solche erkennen. Dazu, dass und warum Menschen das nicht tun, schrieb ich ja unten kurz schon etwas.



              Soweit ich das überblicke, stellt Die Linke sich weiterhin u.a. gegen HartzIV, niedrige Renten usw. einsetzt - also gegen das, wodurch Menschen unmittelbar abgehängt werden. Gewählt wird sie dennoch nicht von den 'Abgehängten' in dem eigentlich anzunehmenden Maße.

              • @Uranus:

                [2/2] 7' Fortsetzung: Bezüglich der AFD, sehe ich es zu einem Teil wie Sie. Allerdings würde ich betonen, dass die AFD weniger Sorgen aufnimmt, sondern zuforderst an rassistisches, nationalistisches … Wissen/Einstellungen anknüpft. Faschisten wie Höcke setzen dann mit völkische Lösungen an. Allgemeine Programmatik sind die allerdings, meine ich, nicht.

          • @Uranus:

            Ich würde meinen, dass zum einen einige Menschen bezüglich der politischen, ökonomischen, sozialen, ökologischen ... Lage kaum tiefgründig reflektieren und sich statt dessen emotional bzw. ideologisch ansprechen lassen, zum anderen einige Menschen diese Überzeugungen bewusst vertreten. Da spielt zum Teil Bildung hinein, auf jeden Fall aber rassistische, nationalisitische, patriarchale, kapitalistische ... Sozialisation.

  • „Wenn ihr nicht lernt, damit zu leben, dass wir Frustrierten uns nicht nach euren Bedürfnissen richten, dann könnten wir anfangen, euch zu hassen und die AfD zu wählen.“



    Wer hat denn den Satz gesagt" Oder ist das eine Unterstellung Frau Hödl.

  • "(...) die überwiegende Mehrheit der AFD Wähler wählt diese Partei, gerade weil sie agressiv rasistisch, antisemitisch und völkisch national ist."

    Ich denke, die meisten Leute wählen die AfD, weil man in der Migrationspolitik den Bogen überspannt hat. Die SPD-Mitglieder Sarrazin und Buschkowsky hatten 2010/2012 mit ihren Bestseller-Büchern nochmal mit dem Zaunpfahl gewunken. Damals hätten Merkel und Gabriel als Vorsitzende der beiden großen Volksparteien erkennen müssen, dass man beim Thema Migration lieber auf die Bremse treten sollte. Die AfD wäre wahrscheinlich eine kleine eurokritische Partei zwischen 3% bis 5% geblieben, wenn überhaupt.

    • @Jan:

      Die Verhinderung einer nationalistischen, rechten Partei durch den Aufgriff ihrer Forderungen. So geht man gegen Faschisten vor. Man wird selbst einer.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @Hampelstielz:

        Was für ein verkürzender Unsinn.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    "In fast jeder antirassistischen Diskussion unter „Linken“ kommt der Punkt, an dem irgendein Alman sagt: „So werden wir die AfD-Wähler nicht zurückholen.“

    ^Ja, das ist wahr. Als wären die AFD-Wähler in irgendeiner Parallelwelt gelandet.



    Das liest man übrigens auch ziemlich oft in TAZ-Artikeln.



    "Die Mitte" war schon immer eine Lüge. Der Stillstand "der Mitte" funktioniert in Zeiten von Marshallplan und "Wirtschaftswunder" und dem Wiederaufbau in Nachkriegszeiten.

    AFD-Wähler holt man defintiv nicht zurück, indem man ihnen teilweise recht gibt.



    Allerdings wird viel zu viel über die AFD berichtet und so kann die AFD ständig Themen setzen.

    Vielleicht also auch einfach weiterhin Forderungen stellen, anstatt sich an dieser Partei abzuarbeiten. Die AFD darf nicht zur Messlatte für jede politische Diskussion werden.

  • Die Autorin führt uns vor, daß ihre tribalistischen Reflexe voll intakt sind.

    'Wir' sind immer in Gefahr, auf diese Urreflexe zurückzufallen: es tut so gut einen klares Feindbild zu haben und sich im eigenen Stamm dessen zu versichern, 'wir', die Guten, der Rest ist des Teufels.

    Meistens ist die Welt nicht so einfach.

    Woher weiß die Autorin, ob alle AFD- Wähler ihren Satz unterschreiben würden? Eine gefühlte Annahme? Wie wäre es mit Belegen.

    Und selbst wenn, wäre ihre Strategie, auf die vorgeführte Art damit umzugehen, politisch klug?

    'Verstehen' heißt übrigens noch lange nicht 'akzeptieren'.

    Im übrigen ist die Diskussion in den USA, woher diese identitätspolitischen Theorieversatzstücke stammen ('cultural appropriation'?) schon weiter.

    Schwarze Intellektuelle wie Coleman Hughes und John Mcworther konfrontieren die Thesen vom allgegenwärtigen Rassismus und der 'White Suppremacy' mit der 'wirklichen' Empirie - und lassen die identitätspolitischen Konstrukte blaß ausehen.

    John Mcworther steht das Verdienst zu, den quasi-religiösen Charakter der Bewegung gezeigt zu haben.

    Videos auf Youtube liegen vor: Zwei äußerst brillante Intellektuelle, es ist ein Genuß, Ihnen zuzuhören.

  • Der Kommentar ist treffend,



    die überwiegende Mehrheit der AFD Wähler wählt diese Partei, gerade weil sie agressiv rasistisch, antisemitisch und völkisch national ist.



    Da gibt es also nur wenige zurückzuholen. Die anderen müssen bekämpft werden um ihre Sichtbarkeit



    und Wirksamkeit zu minimieren.

    • @Thomas Dreher:

      Es hilft doch nichts die Wähler der AfD als Nazis zu bezeichnen, wenn ein großer Teil der Bevölkerung mit Verschissmuss nichts anzufangen weiß.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Thomas Dreher:

      "In fast jeder antirassistischen Diskussion unter „Linken“ kommt der Punkt, an dem irgendein Alman sagt: „So werden wir die AfD-Wähler nicht zurückholen.“

      ^Ja, das ist wahr. Als wären die AFD-Wähler in irgendeiner Parallelwelt gelandet.



      Das liest man übrigens auch ziemlich oft in TAZ-Artikeln.



      "Die Mitte" war schon immer eine Lüge. Der Stillstand "der Mitte" funktioniert in Zeiten von Marshallplan und "Wirtschaftswunder" und dem Wiederaufbau in Nachkriegszeiten.

      AFD-Wähler holt man defintiv nicht zurück, indem man ihnen teilweise recht gibt.



      Allerdings wird viel zu viel über die AFD berichtet und so kann die AFD ständig Themen setzen.

      Vielleicht also auch einfach weiterhin Forderungen stellen, anstatt sich an dieser Partei abzuarbeiten. Die AFD darf nicht zur Messlatte für jede politische Diskussion werden.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Thomas Dreher:

      "In fast jeder antirassistischen Diskussion unter „Linken“ kommt der Punkt, an dem irgendein Alman sagt: „So werden wir die AfD-Wähler nicht zurückholen.“

      ^Ja, das ist wahr. Als wären die AFD-Wähler in irgendeiner Parallelwelt gelandet.



      Das liest man übrigens auch ziemlich oft in TAZ-Artikeln.



      "Die Mitte" war schon immer eine Lüge. Der Stillstand "der Mitte" funktioniert in Zeiten von Marshallplan und "Wirtschaftswunder" und dem Wiederaufbau in Nachkriegszeiten.

      AFD-Wähler holt man defintiv nicht zurück, indem man ihnen teilweise recht gibt.



      Allerdings wird viel zu viel über die AFD berichtet und so kann die AFD ständig Themen setzen.

      Vielleicht also auch einfach weiterhin Forderungen stellen, anstatt sich an dieser Partei abzuarbeiten. Die AFD darf nicht zur Messlatte für jede politische Diskussion werden.

    • @Thomas Dreher:

      "die überwiegende Mehrheit der AFD Wähler wählt diese Partei, gerade weil sie agressiv rasistisch, antisemitisch und völkisch national ist. "

      Woher wissen Sie das?

      Aus meiner Sicht wählen die meisten ihrer Wähler die AfD vor allem aus ANGST.

      Die entlädt sich dann in Rassismus, Antisemitismus und völkischen Illusionen vom besseren "Recht" auf die Heimat. Aber es sind nicht die Migranten etc. die diesen Menschen Angst machen (von denen gibt's da, wo die AfD am stärksten ist, ja nicht mal welche). Es sind andere Faktoren, auf die die übrigen Parteien eben keine besseren Antworten haben. Und das liegt eben auch daran, dass sie nicht richtig danach suchen, oder zumindest nicht das Gefühl vermeitteln, sie suchten danach, bzw. wollten überhaupt hören, dass es auch in den NICHT "unterprivilegierten" Bevölkerungsteilen Leute mit Existenzängsten gibt, die nicht wissen, ob sie es sich leisten können, Kinder zu haben oder eines Tages in Rente zu gehen etc..

      Wer nicht mal im Ansatz bereit ist, diesen Leute lang genug zuzuhören, um zu erfahren, was sie bewegt, weil er in seinem dämlichen, schwarz-weiß gestrichenen kleinen Schädel nicht die Phantasie und die Menschenfreundlichkeit dazu aufbringt, der ist auch nicht so arg viel besser.

      • @Normalo:

        Woher wissen Sie das?

        Wer sich mit Rechtsextremismus beschäftigt (hat) weiß das:

        Die Sinus-Studie [von 1980] gab an, dass 13 oder mehr Prozent der west-deutschen Bevölkerung über ein „geschlossenes rechtsextremes Weltbild“ verfügten. Etwa jeder zweite in dieser Gruppe befand auch Gewalt als ein probates Mittel, um dieses durchzusetzen. Weitere 37 Prozent seien zwar gegen Antisemitismus, Militarismus und Führerkult immun, aber seien dennoch empfänglich für „rechtsextreme Denkinhalte“. Insbesondere die Konservativen hätten rechtsradikales Gedankengut „salonfähig“ gemacht.

        "Diese Leute" haben verstärkt durch Ostdeutsche und im europäischen Trend nach rechts, bei den blau-braun Versifften eine politische Heimat gefunden.

        • @horsefeathers:

          "Diese Leute" sind heute Großeltern oder schon tot. Damals waren sie im Zweifel der Teil der Bevölkerung, der noch dem sichtverändernden Ansturm der 68er Widerstand leistete und wahnhaft am Spieß des "entnazifizierten" Nachkriegsdeutschlands festhielt. Ständige Wiederholung macht diese Einstellung nicht auf heute übertragbar.

          Davon abgesehen: Latenter Extremismus braucht trotzdem einen Wecker und einen Antrieb. Linksextreme, die sich an "Reichen" oder ihrem Eigentum vergreifen, handeln ja auch nicht primär aus Hass gegen diese Leute sondern weil sie ihre Version von Gerechtigkeit durchsetzen wollen. Der entstehende und ausgelebte Hass ist ein "Folgeschaden".

          Gehen Sie ruhig davon aus, dass es Rechte zunächst auch genau aus dieser Richtung treibt. Nur die Gerechtigkeit ist eine andere und der resultierende Hass richtet sich nicht gegen Übermächtige sondern gegen Schwächere.

          Aber der Quell der Energie ist in BEIDEN Fällen ein Gefühl, zu kurz zu kommen - entweder jetzt oder in der Zukunft -, in letzterem Fall auch bekannt als "Angst".

          Ich bin echt baff. Kennt hier niemand "Schrei nach Liebe" von den Ärzten (eines der besten und wahrsten deutschen Lieder der 90er)??

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Normalo:

            Natürlich kennt hier jemand "Schrei nach Liebe" von den Ärzten. An diesen Aussagen ist etwas dran. Auch heute noch.

            Alerdings ist es mir zu kurz gegriffen, beim "Gefühl zu kurz zu kommen" stehenzubleiben. Das klingt nach Emotion (bäh) statt Ratio (toll).

            Tatsächlich ist eine gesunde Melange aus beidem notwendig. Meine sagt mir: es sind nicht nur Gefühle, es ist häufig (nicht immer) auch der Schmerz der ERFAHRUNG.

            Wenn ich Ihnen aufzählen würde, wieviel Zeit und Geld ich in meine Ausbildung gesteckt habe - und wie wenig ich geerntet habe - wäre dieses Missverhältnis mit 'Gefühl' auch NICHT annähernd treffend beschrieben.

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Was meinen Sie mit "Emotion (Bäh)"?

              Emotion ist - ob man das nun gut findet oder nicht - bei den allermeisten Menschen der entscheidende Handlungsparameter. Niemand entscheidet wirklich gegen seine Emotionen. "Vernunft" hat effektiv die Funktion, Folgen einzukalkulieren. Aber welche Foilgen man lieber in Kauf nehmen möchte, ist dann doch wieder eine Frage der Emotionen. Es kommt daher massiv darauf an, welche von denen (gerade) die Oberhand hat.

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @Normalo:

                Ich meine, dass Emotionen im Kontext politischer Debatten negativ konnotiert sind, besonders unter Jüngeren. Dies ist ein Erfahrungswert, nicht statistisch überprüft.

                Sozial beachtet werden Menschen, die cool sind oder wirken und im Status Quo die Krönung der Evolution sehen.

                Was ich in Kauf nehme, ist bei mir eine Frage meines Wertesystems. Da steht Konsequenz weit oben.

                Andere sollen da geschmeidiger sein und eher nach Adenauers Motto "Was stört mich mein Geschwätz von gestern" verfahren.

                Ich mochte Adenauer nie besonders. Weder als Person, noch als Programm. Er war für mich die Inkarnation des (damals noch nicht bekannten) alten, weißen Mannes.

                • @76530 (Profil gelöscht):

                  Worauf wollen Sie hinaus? Es geht hier nicht darum, SIE davon abzuhalten, AfD zu wählen. Da mache ich mir trotz allen empfundenen Unrechts , von dem Sie in der Vergangenheit berichtet haben, keine Sorgen, weil ihr (humanistischer? Wohl ja) Moralkompass Ihnen erkennbar zu wichtig ist. Außerdem passen Sie ja in die eine oder andere Opferidentität - Stichwort "Altersarmut". Das hilft eben ideell schon etwas.

                  Deshalb geht es genau um Leute, bei denen das anders liegt - die vielleicht materiell besser dastehen aber auch gerade deshalb das Gefühl haben (sorry, bei mir nicht stigmatisiert und auch nicht treffend zu ersetzen), bei niemandem auf dem sozialen Radarschirm aufzutauchen. Deren moralischer Kompass wird schwer herausgefordert, wenn dann eben solche Rechtspopulisten daherkommen und ihnen unter die Nase reiben, wer alles viel mehr Kümmerei erfährt als sie und wie sch..egal "denen da oben" ihre Sorgen sind.

                  • 7G
                    76530 (Profil gelöscht)
                    @Normalo:

                    Partielle Zustimmung.

                    So sehr ich - für mich selbst - noch (eine gewisse Zeit) der Nabel der Welt sein werde, weiß ich auch, dass dies kurz außerhalb meiner Grenzen ganz anders aussieht.

                    Da Sie sogerne auf dem Thema "Empfundenes" Unrecht" herumreiten: es gibt bestimmte Ereignisse, deren Qualität nicht nur empfundenes Unrecht, sondern ERLEBTES Unrecht ist.

                    Es sei denn, Sie möchten alle Demütigungen, Gewalt, Zwänge, emotionalen und/ oder sexuellen Missbrauch und den späten Umgang mit Opfern schönreden.

                    Um zurück zu den AfD-Wählern zu kommen: ich kenne leider keinen persönlich, um mich berechtigt über dessen Ängste und Emfindungen auszulassen.

                    Zum Thema der Kolumne "Weiße Privilegien und Solidarität" habe ich jedoch immer wieder gerne etwas beizutragen.

                    Die 1970er Jahre und Teile der 1980er (bis Kohls 'geistig-moralische Wende' griff) war für mich eine Zeit, in der ich nicht nur Solidarität mit Anderen gezeigt, sondern auch erhalten habe. Seit dem Anschluss (ich sage eher: Annexion ) der DDR löst sich davon immer mehr auf.

                    Deshalb kann ich manche Verunsicherung von AfD-Wählern (selbst von denen mit einem höheren Einkommen als meinem) gut nachvollziehen.

                    Auch wenn ich deren Konsequenz nicht teilen würde, so lange meine Hirnmasse noch einigermaßen durchblutet wird.

                    • @76530 (Profil gelöscht):

                      Man kann - und wird regelmäßig - erlebtes Unrecht auch als solches "empfinden", Herr Leiberg (und sogar umgekehrt, wenn man "erlebt" etwas subjektiver definiert). Ich wollte da nichts einschränken, sondern nur auf den subjektiven Empfängerhorizont abstellen, der solche Entscheidungen steuert.

                      Ansonsten sehen wir die Dinge ähnlich, schätze ich.

                      • 7G
                        76530 (Profil gelöscht)
                        @Normalo:

                        Ich bitte, dies nicht perönlich zu nehmen.

                        Meine Wahrnehmung öffentlicher Debatten ist genau die, dass der Bezug auf Emotionen erfahrenes Leid der Betroffenen häufig verharmlost, mitunter ganz gezielt. Ganz besonders schlimm habe ich dies beim Runden Tisch Heimerziehung 2010 erlebt.

                        Traumatische Erfahrungen und Erlebnisse hinterlassen tiefe Spuren. Auch an vielen anderen Stellen , gegenüber anderen Menschen, in anderen Zusammenhängen. Meinen Sie das bei mit "subjektiver Empfängerhorizont"? Oder geht es Ihnen um die Differenzierung, weswegen Menschen mit gleichem Erfahrungshorizont unterschiedlich reagieren?

                        • @76530 (Profil gelöscht):

                          Mir ging es im Ausgangsposting darum, dass Gefühle in der öffentlichen Debatte häufig ignoriert, abgewertet oder rhetorisch verkürzt werden - egal ob das Gefühle von Leuten mit gleichen oder abweichenden Erfahrungshorizonten geht. Kriterium für diese Abwertung ist häufiger, ob dem jeweiligen Meinungsverbreiter diese Gefühle in den Kram passen oder nicht. Es ist schlicht einfacher, von unbelehrbaren Rassisten oder auch "alten weißen Männern" zu reden, als sich differenziert damit auseinander zu setzen, was wen wirklich antreibt. Das führt nicht nur zu mangeldner Kommunikation mit "Ausreißern" aus dem gesellschaftlichen Konsens, sondern im Zweifel auch erst zu deren Entstehung.

                          Das Äquivalent dazu auf "rationaler" Ebene ist die häufig gesehene Unterstellung, dass eine Gegenmeinung zwangsläufig entweder auf Dummheit oder böser Absicht beruhen müsse. Auch mit dieser kann man sich den eigenen Standpunkt trefflich in die Unfehlbarkeit hochjubeln, indem man alle anderen von vornherein von der Auseinandersetzung disqualifiziert.

                          • 7G
                            76530 (Profil gelöscht)
                            @Normalo:

                            Mit Ihrer Beschreibung haben Sie völlig Recht. Da stehen wir Seit an Seit.

          • @Normalo:

            Rechtsextreme sind rechtsextrem, so wie Katholiken katholisch sind.

            Und: Ihre Theorie des Rechtsextremismus sollten Sie dringend überarbeiten. Für den Anfang empfehle ich die Bundeszentrale für politische Bildung.

            • @horsefeathers:

              "Rechtsextreme sind rechtsextrem, so wie Katholiken katholisch sind."

              Jetzt wird's aber verzweifelt. Können Sie es noch plakativer machen, dass sie auf Teufel komm raus nicht differenziert mit diesen Leuten umgehen wollen? Ich würde es mal mit einem "Nazi-Gen" versuchen, dass rechtsextreme Gesinnung biologisch festlegt (wobei: dann fallen wieder die Butlerianer über Sie her...).

              Btw: Kennen Sie auch nur zwei Katholiken, die gleich denken (oder auch nur gleich katholisch denken)?

              Was sagt denn die Bundeszentrale für politische Bildung genau? Ich unterstelle mal ganz platt, dass es nicht so "griffig" ist wie IHRE Definition...

              • @Normalo:

                Wenn Ihnen die BpB zu weit weg ist, nehmen Sie "Kristallnacht" von BAP (1982).

                • @horsefeathers:

                  ...womit wir dann wieder bei "griffig" wären - und vom Forschungsstand immer noch nicht über die frühen 80er hinaus.

                  Daneben ist mein betroffenheitsrockender Landsmann Wolfgang N. leider als Ziehsohn der durch und durch linksalternativen Kölner Südstadt-Bohème auch nicht gerade das, was man einen "wohlinformierten Insider" in Sachen Rechtsextremismus nennen würde - also im Zweifel auch nicht schlauer als Sie und ich. Fragt sich also, ob er die Bundeszentrale wirklich so kompetent vertreten kann...

                  • @Normalo:

                    > Forschungsstand immer noch nicht über die frühen 80er hinaus.

                    Sie dürfen die neueren Mitte-Studien, die den Befund weitgehend bestätigen, auch einbeziehen.

                    Ansonsten passt BAP:

                    Doch die alles, was anders ist, stört,



                    Die mit dem Strom schwimmen, wie sich’s gehört,



                    Für die Schwule Verbrecher sind,



                    Ausländer Aussatz,



                    Sie brauchen wen, der sie verführt.

      • @Normalo:

        Ich kenne, wie wohl die meisten im Lande, typische AfD-Wähler. Angst und Sorge wird gerne vorgeschoben, quasi als Blankoscheck für den Rassismus, der tatsächlich dahintersteht.



        AfD-Wähler sind auch längst nicht alle arm, bedroht oder in der Existenz gegährdet.

        • @Hampelstielz:

          "Ich kenne, wie wohl die meisten im Lande, typische AfD-Wähler."

          Da müssen Sie ja schon eine richtig große, repräsentative Menge AfD-Wähler kennen, um unterscheiden zu können, wie "typische" (im Gegensatz zu "untypischen") Menschen dieser Sorte so ticken. Oder Sie wenden nur Ihre eigenen Vorurteile auf diese linksidentitär defininierte Feindesgruppe an. Wenn ich jetzt wetten sollte, welche von diesen beiden Alternativen es ist...

          "AfD-Wähler sind auch längst nicht alle arm, bedroht oder in der Existenz gegährdet."

          Genau dieser Satz offenbart die Wahrnehmungslücke: Von außen und "objektiv" mag das stimmen (wobei: was ist bei Fragen des sozialen Status schon objektiv?), aber auch ein vergleichsweise stabiles Leben bewahrt nicht vor Verlustängsten und anderen Verunsicherungen. Wer als vermeintlich wohlbehüteter, bislang in Lohn und Brot stehender Spießbürger von sowas geplagt wird, findet wenig Halt in der politischen Landschaft: Links der Mitte passt er einfach nicht in die dort geltenden Opferidentitäten, ein wenig weiter rechts davon hat man es nicht so mit Verunsicherung und Hilfsbedürfnis (außer die beiden gehen in Vorstandsetagen um).

  • Gerade heute habe ich ("weiß", männlich) mich entschlossen, die taz monatlich zu unterstützen. Und dann zum Dank so ein Artikel!

    Ich kenne eine Kneipe in Chemnitz, wo AFD-Flyer ausliegen. Da werde ich gleich morgen mit einem Eimer weißer Farbe hingehen, einen Totenkopf an die Scheibe malen und danebenschreiben: "Deutsche, kauft nicht bei Nazis!"

    Das wird Ihnen doch sicher gefallen, Frau Hödl.

  • Dabei ist der Meinungsfreiheits- und Sind-doch-auch-WIRler-einhegungstest doch so einfach:



    Da haben wir eine Bewegung, die einen großen Teil der Bevölkerung entrechten, enteignen und vertreiben will.



    Mal sehen, wieweit die Bewegtenversteher auch mit denen Nachsicht üben würden, die lauthals und pogromstimmig fordern würden, jeden der auch nur einmal AfD gewählt hat oder aus einem AfD-Milieuhaushalt entstammt und sich nicht proaktiv in die bundesrepublikanische Mehrheitswertegesellschaft assimiliert zu Entrechten, zu Enteignen und zu Vertreiben.

  • Tribalismus und ethnisiertes Gehasse statt rationaler Gesellschaftlichkeit. Das ist genau die Funktion, die der Neoliberalismus für die Identitätspolitik vorgesehen hat.

    "Wir" bezeichnet übrigens nicht "wir weißen Menschen" sondern "die Gesellschaft". Und da gehört nunmal jeder dazu.

  • Ich wollte gerade Kritik üben an der Position der Autorin, aber beim Schreiben ist mir aufgefallen, dass ich ihre Position verstehen kann: Es ist fatal, wenn einer diskriminierten Gruppe quasi verboten wird ihre Diskriminierungserfahrungen anzusprechen, aus Angst, das könnte genau jenen Kreuzchen einbringen, die diese Diskriminierung befördern und begrüssen.

    Und trotz des Verstehens bleiben mir gleichzeitig doch zwei ungelöste Probleme zurück:

    1. Wie gehe ich denn nun mit Menschen die sich AfD-nah zeigen um? Wohl sicher nicht, indem ich mich vollständig von diesen Personen fernhalte, abgrenze. Oder indem ich mich weigere, zu versuchen zu begreifen, wie sie zu dieser Nähe kommen. ... Aber was mache ich nun konkret?

    2. Was mir beim Lesen aufgefallen war: Dass der Text eine ähnliche Trennlinie zieht - wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen -, wie sie Leute aus dem Dunstkreis der AfD auch immer betonen: Weiß vs. Schwarz&PoC.



    Im vorletzten Absatz hatte ich diesen Eindruck deutlich:

    "Weiße Privilegien und der respektlose Umgang mit Schwarzen Menschen und People of Color".

    Vielleicht bin ich an der Stelle naiv oder ungebildet: Aber brauchen wir nicht eine Kampfform, die genau diese Trennung überwindet (ohne die Realität der vielfältigen Diskriminierungen zu verleugnen). Ist es nicht genau diese Trennline auf welche der Rassismus seine tödlichen Spiele stützt?

  • „Wenn ihr Schwarze Menschen und People of Color nicht aufhört, so lästig und laut für eure Rechte und eure Existenz einzustehen, dann wird die AfD nicht an Stimmen verlieren, was dann ja bitte allein eure Schuld ist.“

    Wer sagt denn das? Klingt doch sehr nach einem Strohmann-Argument, mit dem die eigene Empörung autorisiert werden soll. Wozu?

  • Es ist leider so, dass die Begriffsdebatten über Symbolik versuchen, die Realität zu ändern.



    Das ist mE jedoch nur sehr langfristig und eher in der eigenen Blase wirksam.

    Für den Großteil zählen eben andere Probleme und wenn diese hinter der ganzen Begriffssymbolik zurückstehen, dann wird das Geschäft des Neoliberalismus besorgt. Die Symbolik wird dann für einen erhbelichen Teil exklusiv. Insofern ist es angeraten, die "konkretrn" fassbaren Probleme mehr zu berücksichtigen, um mehr Menschen mitzunehmen.

  • Okay, da haben Sie teilweise recht.



    "Dieses vermeintliche Argument ist durch und durch toxisch: Es wird das „wir“ benutzt, um zu signalisieren, dass man selbst auf der richtigen Seite stünde."



    Das "wir" zeigt nur, dass man einer gemeinsamen Gruppe (hier: gegen die AfD eingestellt) angehört. Warum soll das toxisch sein? Und ja, ich hate diese Einstellung für richtig.

    "Gleichzeitig ist es eine Drohung, die quasi lautet: „Wenn ihr Schwarze Menschen und People of Color nicht aufhört, so lästig und laut für eure Rechte und eure Existenz einzustehen, dann wird die AfD nicht an Stimmen verlieren, was dann ja bitte allein eure Schuld ist.“ Solidarität klingt schon mal anders."



    Dieses Argument habe ich bisher so nicht gehört, die Autorinnen bauen hier einen Strohmann auf.



    Aber eines stimmt meiner Meinung: Die Linke verzettelt sich zu sehr in Begriffsdebatten (Genderstern, Geflüchtete vs. Flüchtlinge, Umbenennung von Straßen) und erweckt so den Eindruck bei einer großen Zahl potentieller Wähler, dass sie sich umd deren konkrete, tägliche Sorgen (Jobs, Wohnen, Sicherheit, Chancen für sich und deren Kinder) nicht groß kümmert. Ich halte das erstere nicht für grundsätzlich falsch - aber es nimmt einen zu großen Teil der begrenzten Resourcen in Anspruch.

    • @flipmar:

      Lieb von ihnen, dass sie teilweise recht mit einem okay geben.



      Die Begriffsdebatten sind haüfig mehr als Begriffsdebatten und die sind manchen Menschen (meist Minderheiten) ziemlich wichtig. Wenn sie nun auch schreiben, da soll nich soviel darüber geredet werden und lieber wieder mehr über vermeitliche konkrete Sorgen, dann machen sie genau das, was sie als zuvor als Strohmann-Argument bezeichnet haben:



      Die Linke ist so sehr mit Minderheitenschutz beschäftigt, dass sie die "konkreten" Sorgen nicht mehr beachtet, wenn man selbst zu der geschützten Gruppe gehört bleibt dann hängen: "Euer Schutz ist kein konkretes Problem und wenn wir uns mit euch beschäftigen wird die AfD stärker"

      • @Hauke:

        Die Kümmerei um die Symbolik geht einher mit einer relativ scharfen (sich zu Unrecht den Vorwurf der Diskriminierung verbittenden) linken Identitätspolitik: Die Gesellschaft wird nach recht oberflächlichen Kriterien in Schutzobjekte (Hartz-IV-Emfänger, Migranten, POC, prekär Beschäftigte, Frauen, Behinderte, Wohnungssuchende, Tiere...) und NICHT schützenswerte Identitäten (der Rest) eingeteilt. Ein paar echte Feind-Identitäten, die ebenfalls von diskriminierender Pauschalität sind ("Reiche", "alte weiße Männer", "Rechte" - soweit verwandt auf Alles, was nicht glasklar links ist -, "Bullen" - etc.) gibt es auch.

        Das Problem ist jetzt, dass die Symboldebatten, die sich sehr stark an diesen Identitäten orientieren, vor allem diese Aufteilung betreiben. Dabei bringen sie Vielen aus den Schutzwürdigen-Gruppen nicht so arg viel Greifbares ein, grenzen die Anderen grenzen aber völlig aus - Message: "Euch geht's doch gut genug, Ihr seid mindestens untere Mittelschicht, Gewinner diverser "-ismen", die wir beklämpfen. Eure Verlustängste sind eine Frechheit, wenn man denkt, was Andere erleiden müssen. Eigentlich seid Ihr sogar SCHULD, dass es denen so schlecht ergeht..."

        Was die Linke vielleicht mal bedenken sollte, ist diese Schubladen etwas weniger prominent im eigenen Freund/-Feind-Erkennungsbild einzubauen. Dann ist auch Abschreckungspotenzial ihrer Debatten nicht mehr so groß. Wenn man sich mehr dafür einsetzt, dass Menschen schlicht NICHT mehr nach Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht etc. zu unterscheiden, statt jede der benachteiligten Gruppen als arme Schweine herauszustellen, dann wird es auch über kurz oder lang überflüssig, SELBST immer mit dieser diskriminierenden Brille durch die Welt zu laufen.

        • @Normalo:

          Es gibt deutliche Unterschiede zwischen angeborenen und freiwillig erworbenen Merkmalen der Person. Während man weiß und männlich ist, ohne dass daran etwas falsch sein kann, ist man ein Rechter, weil man es sein will und dafür kann man auch beurteilt werden.



          Minderheitenschutz ist übrigens grundgesetzlich im Staatswesen vorgesehen. Also bei weitem keine linke Position.

          Kommentar gekürzt. Bitt halten Sie sich an die Netiquette.

          Die Moderation

          • @Hampelstielz:

            Weiß jetzt nicht, was danach noch kam...

            Hier ging es konkret um die Fixierung linker Debatten aufs Symbolische - Sprache, Namensgebung etc. -, mit dem ganz bestimmte Gruppen gefördert werden sollen. Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass Minderheitenschutz sinnvoll oder dass das alles gut gemeint ist. Und die Mitgleider der im linksidentitären Denkschema als Schutzobjekte eingeordneten Gruppen können auch sicher nichts dafür, dass die Privilegierten meist aus anderen Gruppen kommen, bzw. von Teilen der Gesellschaft gegen sie diskriminiert wird.

            Worauf ich hinauswill, ist zum Einen, dass das so, wie es die identitäre Linke betreibt, alles SCHUBLADENDENKE bleibt - und damit auf einem Differenzierungsniveau, das näher an dem der Diskriminierer liegt als an dem Ziel eines diskriminierungsfreien Umgangs. Als solches tut es den Schutzobjekten nicht so gut wie vielleicht erhofft, weil damit auch ihr "Wohltäter" sie letztlich primär nicht als ein Mensch wie jeder andere, sondern als Mitglied ihrer (diskriminierten) Gruppe betrachtet. Auch ich hätte z. B. Frau Hödl nie als mögliche oder reelle PoC wahrgenommen, wenn ich nicht irgendwann mal durch ihre Selbsteinordnung mit der Nase draufgestoßen wäre.

            Zum Zweiten antagonisiert diese Denke erst recht Jene, die NICHT unter einen nach Außenmerkmalen gewehrten Schutz oder gar IN eine Feindesgruppe fallen (und da wohlgemerkt auch nichts für können). Was sie damit anstellen, ob sie nur den Linken genervt den Rücken kehren oder eben aus den Geschützten ihrerseits Feindbilder bauen (klassisch: "Der Flüchtling kriegt die Wohnung in der Stadt, für mich bleibt sie unbezahlbar..."), bleibt natürlich denen überlassen. Sie haben die Wahl und müssen sich auch dafür verantworten, wie sie sie treffen.

            Nur warum muss es erstmal soweit kommen? Warum nicht konsequent gegen JEDE Diskriminierung vorgehen, statt negative so betont mit positiver zu bekämpfen?

      • @Hauke:

        Wenn das Ziel dieser Minderheiten identitäre Befindlichkeitsverwaltung und Selbstvergewisserung ist, dann hat das mit der politischen Linken nichts zu tun und letztere sollte die Finger davon lassen.

      • @Hauke:

        Ich sage ja nicht, dass dieses Thema unwichtig wäre oder nicht behandelt werden sollte.



        Wenn aber bei jemandem, der einen prekären Job hat, dessen Kinder eine Stunde mit dem Bus fahren müssen, weil die örtliche Schule geschlossen wurde, der Zuwanderer als Konkurrenz um günstigen Wohnraum sieht, die Entscheidung darüber ansteht, wo er sein Kreuzchen macht: Wie wird er reagieren, wenn linke Organisationen sich vor allem um Begriffe streiten? Er wird sie im besten Fall als abgehoben, akademisch, fernab von seiner Lebenswelt sehen. Im schlechtesten Fall wird er glauben, dass es den Linken nur um Minderheiten und nicht um ihn geht und auf die Lügen und Schmeicheleien der AfD/NPD reinfallen.



        Wie gesagt: links-progressive Organisationen müssen die Gleichheit aller (POC, Homosexuelle, Geflüchtete..) fordern und den Weg dahin beschreiten. Wenn aber 90 % der Energie, Zeit und Öffentlichkeitswirkung diesem Themenkomplex (Soll Straße xy umbenannt werden?) gewindmet werden, dann wird die Linke nicht als das angesehen, was sie sein sollte: Ein Hilfe für alle Entrechteten.

        • @flipmar:

          "Wenn aber 90 % ... "



          Ist das denn in der Realität der Fall?

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Uranus:

            Ich glaube kaum.

            Die ganzen Identitäts-Politiken werden hauptsächlich im universitären Raum verhandelt. Und natürlich ist da viel Unsinn dabei.

            Gleichzeitig sollte man die berechtigten Forderungen jedweder Minderheit ernst nehmen und sie nicht gegen Klassenkampf ausspielen.

            Es gibt kaum reale Beispiele, aber man sollte beide Konzepte zusammen denken.

            Und wo sind jetzt die Fleiß-Bildchen?

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Das denke ich doch auch. Wobei, was als Unsinn bezeichnet wird, doch fast immer tatsächlich einen Sinn hat, wenn mensch mal länger darüber nachdenken würde - wie bspw. die "Mohrenstraße" in Berlin. Da gibt es seit Jahren Protest dagegen und geändert hat sich nüscht.



              Eigentlich ist es eine rhetorische Frage gewesen - bzw. eine Frage nach Belegen, von denen ich nicht annehme, dass es für die Bestätigung der These ausreichend welche gibt. Sorry. Aber vielleicht hat der Herr Leiberg ja ein paar Bildchen für Sie, nachdem er nach der Grätsche vom virtuellen Rasen wieder aufgestanden ist ...

              • 8G
                88181 (Profil gelöscht)
                @Uranus:

                Natürlich sollte man die Mohrenstraße umbenennen.

                Und alle Straßen, die nach Kolonialisten, Rassisten, Kriegsverbrechern und Antisemiten benannt sind.

                Da kommt schon etwas zusammen.

                Mit dem Unsinn meinte ich eher solche Dinge:

                Linke Veranstaltungen, aus denen Weiße mit Rasta-Haaren rausgeschmissen werden.

                Oder durchgeknallte Save-Space-Seminare, in denen "aggressive Sprechweisen oder Körperhaltungen" sanktioniert werden. Und da reicht: Das ist doch Scheiße zu sagen.

                Das ist der Ruf nach dem Leben in einer Plastikblase, in der man mit Nährlösung versorgt wird.

                • @88181 (Profil gelöscht):

                  Zugegeben, da gibt es kontroverse Ansätze. Allerdings betrifft das sehr wenige Veranstaltungen - und bei der zahlenmäßigen Einordnung sehen wir zumindest gleich.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @88181 (Profil gelöscht):

              Kurz dazwischen gegrätscht:

              erschreckend, welch große Wirkung diese kleinen Heiligenbildchen bei Ihnen angerichtet haben.

              Als meine Tochter klein war, pflegte ich in Situationen, in denen sie sich wehgetan hatte, zu pusten und ein "ei" hinzuhauchen. Heute braucht sie das nicht mehr von mir, also gibt es jetzt mal (auch wenn die Situation etwas anders gelagert ist) ein "ei" für Sie. Das Pusten dürfen Sie sich denken.

              Was die Bildchen angeht: mal schauen, ob ich in meiner großen Kiste noch etwas finde ...

              • 8G
                88181 (Profil gelöscht)
                @76530 (Profil gelöscht):

                Das wäre natürlich toll.

                Eine Zeitreise in die Zeit, in der die Bildchen noch unschuldig waren.

                Später waren es dann andere und an die kam man schwer ran.

                Der größte und breiteste aus der Klasse wurde zum Kiosk komplimentiert:

                Los, jetzt sag schon.

        • @flipmar:

          Besonders wenn diese Minderheiten ein absolutes Gegenteil von einem links-progressiven Mindset teilen.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Früher war es eine beliebte Übung, Wähler von Nazi-Parteien zurückzugewinnen, indem man sich selbst aufführt wie eine Nazi-Partei.

    Den Anfang nahm das vor über 20 Jahren mit Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda.

    Als Geschenk für ihre Pogrome bekamen die Nazis eine starke Einschränkung der Asyl-Gesetzgebung.

    Lang ist es her.

    Mittlerweile gibt es die AfD. Von ihr hieß es, sie wäre keine Nazi-Partei und wer sie so nenne, tue ihren Wählern unrecht.

    Mittlerweile sagen sogar Konservative die AfD ist in weiten Teilen faschistisch.

    Man hat die Partei gehätschelt und gepampert und gepampert und gehätschelt.

    Die Afd hat darüber gelacht und wurde und stärker.

    Und jetzt die Wähler zurückgewinnen, das ist echt der Knaller vor dem Herrn.

    Für mich kann der Graben zwischen dem Pack und mir gar nicht tief genug sein.

    Hätte man die AfD von Anfang an isoliert und als das benannt, was sie ist, vielleicht wären wir jetzt nicht ganz so weit.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Das hat „man“ getan. Schon Lucke wurde seinerzeit als „Nazi“ tituliert, die AfD als Rechtsextremisten bezeichnet und die „Anständigen“ haben bereits damals Infostände gestürmt, Mitglieder zusammengeschlagen, auf AfD Plakatierer geschossen. Schon vergessen?

      Und, was hat es gebracht?

      • @Frank Erlangen:

        Das haben einige wenige getan und nicht "man", also nicht die Allgemeinheit. Die Allgemeinheit hat die Neofaschisten reden und hetzen lassen. Aus Bequemlichkeit oder Befangenheit.

        Kommentar gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich.

        Die Moderation



         

        • @Hampelstielz:

          Medien, Klerus, Politik, Gewerkschaften, Kulturschaffende... Das ist „man“.



          Wen wollen Sie denn noch?

          Diese Stimmung hat die Antifa eben genutzt, um gewalttätig zu werden.



          Das Ergebnis sehen Sie jetzt. Die Partei vereint, stark in Wahlen (nicht nur Umfragen, wie die Grünen), immer professioneller auftretend und zunehmend den Diskurs bestimmend.

          Allein aus der Tatsache, dass sie für „einer gegen alle“ steht. Und damit die „human handgrenade“ ins System ist, wie Michael Moore das Phänomen Trum p treffend beschrieb.

          Die AfD ist aufgestiegen, weil die gesamte Elite sich der Wahrnehmung der Realität verweigert.

          Stellen Sie sich mal vor, die hätten auch noch einen Redner wie Lafontaine oder Gysi... .

          Hätten die Altparteien damals, 2013 und dann auch 2015 wenigstens Ansätze gezeigt, die Kritik aufzunehmen (wie es eigentlich ihre Aufgabe ist), stünden wir heute nicht vor der Situation mit einer AfD die vor Kraft kaum laufen kann.

          • @Frank Erlangen:

            Jaja, die "Altparteien". Machen Sie sich den Begriff eigentlich gemein? Wie dem auch sei, die einen mögen gehandelt haben, die anderen haben Ihre Einstellung - rassistisch, nationalistisch ... - nicht wahr? ;)

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Zumindest einige radikale Formen der critical-whiteness-Sekte scheinen sich aber dem Ethnopluralidmus der Rechten durchsus anzunähern.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Man kann sich auch die (durchaus realen) Sorgen der Menschen (Jobs, Wohnen, faire Bildung, Kriminalität, fair verteilte Chancen) ansehen und darauf reagieren, ohne dabei die Botschaft "die Ausländer (vor allem Flüchtlinge, aber auch die EU) sind schuld" zu verbreiten.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @flipmar:

        Sie meinen die Leute wählen AfD wegen sozialer Sorgen?

        In Baden-Württemberg hat hat die AfD bei der letzten Landtagswahl 15 Prozent geholt.

        So viele Abgehängte gibt es dort nicht. Die Leute wählen AfD, weil sie deren Rassismus und Nationalismus einfach gut finden.

        Und, sie kommt nicht so schmuddelig daher wie die anderen Nazi-Parteien.



        Hockt doch alle naselang einer von denen in den Talk-Shows.

        Und macht sich lustig über den Zirkus.

        Götz Kubitschek, der wichtigste Vordenker der Neuen Rechten und der AfD, zeigt seine Gesprächsbereitschaft so:

        "Unser Ziel ist nicht die Beteiligung am Diskurs, sondern sein Ende als Konsensform, nicht ein Mitreden, sondern eine andere Sprache, nicht der Stehplatz im Salon, sondern die Beendigung der Party. "

        Darauf arbeiten die hin.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Alles Faschisten außer Mama. Machen Sie sich mal die Mühe und betrachten Sie die Altersstruktur der AFD Wähler im Osten. Das sind nicht die Abgehängten sondern die Aktiven. Könnte ja sein, dass man einfach eine Stimme gegen das scheintote und allumfassende Merkelsystem abgibt.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @joa :

            Wer auf diese Art eine Stimme gegen das "Merkelsystem" abgibt, der ist nicht scheintot, der ist ein Zombie.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          BaWü hat zwar traditionell ein hohes rechtes Potenzial (die Reps haben seinerzeit dort auch ihre besten Ergebnisse erzielt, wenn ich mich richtig erinnere). Aber ob es wirklich der Rassismus ist oder mehr die Illusion, es mit "ehrlich, unverblümt, nicht hauptstadt-gesteuert" zu tun zu haben, wäre ich mir nicht so sicher. Die Bayern haben ihre CSU, die Bodenständigkeit nach innen und landsmannschaftlichen Stolz gegenüber dem Bund repräsentiert. In Baden-Württemberg gibt's nur die dortige, biedere CDU - und andere Parteien, die sich aber auch nie zu weit aus deren Fahrwasser wagen (vgl. die BaWü-Grünen).

          Folgende Theorie: Wenn in BaWü die ganzen anderen Parteien in Ihrer ideologischen Reinform gegen die BaWü-CDU antreten würden, also z. B. die hessische SPD, die Berliner Grünen, die NRW-FDP und -Linke, und die thüringische AfD, dann würde die CDU dort Ergebnisse in der Größenordnung der CSU unter Stoiber holen - mindestens. So wie es ist, sind die anderen Parteien dagegen nur CDU-Varianten, die dann aber dem Original je nach Richtung ihrer Abweichung viele Wähler abjagen können.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Normalo:

            Warum so kompliziert?

            Wie deutlich muss die AfD sich noch artikulieren, bis klar ist, dass es Nazis sind.

            Und die Leute, die sie wählen, sind ja keine Trottel, die nicht wissen wo links und wo rechts ist.

            Denen gefällt der Sound. Die mögen die Sprüche, die verstehen die Anspielungen.

            Und der Flügel macht ja keine Anspielungen:

            das-ist-afd.de/

            Und Gauland redet so, dass man nicht weiß, ist es Gauland oder ist es Hitler:

            www.handelsblatt.c...OVS5pxMwokipaT-ap1

            Und so weiter und so fort.

            Und was BaWü angeht, ich bin ja da, hier schert es keiner darum was in Berlin gemacht wird.

            Und nicht einer würde sagen, Kretschmann ist hauptstadtgesteuert.



            Kretschmann ist kretschmanngesteuert.

            Und Nazi-Wähler wissen, was sie tun.

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Die Leute goutieren, dass Kretschmann viel für BaWü herausholt, aber das ändert ja nichts daran, dass er dafür erst einmal mit Berlin verhandeln muss. Besser wäre es man könnte gleich sein eigenes Ding machen BaWü ist nicht umsonst das Bundesland mit der größten Anzahl an Menschen, die von Deutschland unabhängig werden wollen.

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Laut Umfragen sind die Wähler keiner Partei mehr an Inhalten interessiert als die AfD Wähler. In Thüringen lehnen die meisten Höcke ab. AfD Wähler haben zumindest mit Rassismus kein Problem (zumindest ist das Problem damit nicht so groß, dass es andere Gründe AfD zu wählen überwiegt), goutieren das Gefasel mit einem Lächeln nach innen oder sie reden sich halt die Partei ihrer Wahl schön. Im “wir“ gegen “die da oben“ ist die AfD eben momentan die stärkste Option. Auf Ihren Beitrag zurückzukommen: Rassismus ist einer der Gründe AfD zu wählen, aber nicht alles ist darauf zurückzuführen. Ich sehe da vielfach den Unwillen Rassismus und Illiberalität als Probleme zu erkennen. Sobald die Zeiten auch nur ein bisschen unruhig werden ruft der Deutsche schnell nach dem Führer, wie es Seligmann sagte.

              • 8G
                88181 (Profil gelöscht)
                @FancyBeard:

                Das mit den unruhigen Zeiten sehe ich auch.

                Und da kann es einem Himmelangst werden. Weil wenn das hier bei uns schon unruhige Zeiten sind, was sind es dann für Zeiten in Italien, Spanien, Griechenland oder gar Kolumbien, Chile oder den USA.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Das denke ich auch! Würde soziale oder ökologische Politik im Vordergrund stehen, würden sie statt der u.a. klimaleugnenden, neoliberalen AFD bspw. Die Linke wählen. Offenbar springen jene Wähler*innen jedoch auf Rassismus und Nationalismus an.

          • @Uranus:

            Also wenn man sich den thüringer Wahlkampf anschaut, dann sah man wenig Neoliberalismus. Das war eher Förderung des Kleinunternehmertums und nationale Sozialpolitik, also klassisch populistische Forderungen.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Uranus:

            Und die Linke hat sich ja sogar mächtig aus dem rechten Fenster gelehnt, um die Kameraden zu erreichen.

            Und was hat es genutzt? Nix.

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Stimmt, u.a. Wagenknechts Strategie. Die Nazis, äh, besorgten Bürger wählen dann doch lieber das "Original".

  • @Saskia Hödl, da gebe ich Ihnen absolut Recht. Wer Verständnis für eine Partei bzw. ihre Wähler:innen äußert die universale Menschenrechte (Schutz vor Rassismus, Antisemitismus oder Diskriminierung gehören definitiv dazu) im Parteiprogramm relativiert, einzelne Parteigrößen sie zudem regelmäßig eklatant brechen kann dafür keine Parteitaktischen Gründe anbringen denn Menschenrechte sind prinzipiell nicht relativierbar. Seit den 90er Jahren führte "Verständnis" für Rassisten zu mehr Gewalt gegen POC und nicht zu weniger. Auch Linke äußersten Anfang der 90er Verständnis für Neid auf Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien - auch heute gibt es in der "Linken" Verständnis für Rassismus und Flüchtlingsfeindlichkeit. Das Ergebnis in den 90ern waren Brandanschläge und Mord in Rostock, Mölln, Solingen, Lübeck, die ab da hochprofessionelle Vernetzung rechter Ideologen mit rechten Terroristen führte u.a zu den NSU Morden und bis heute ist die Zahl der angezeigten Gewalttaten von rechts motivierten Tätern gegen POC der größte Teil der politisch motivierten Straftaten - nicht trotz sondern WEGEN all des Verständnisses fühlen sich Rassisten berufen im Namen der von ihnen schon immer herbei fantasierten "schweigenden Mehrheit" ihren Hass unverfroren auszuleben.

    • @Nina Janovich:

      Bitte um Beispiele aus dem Parteiprogramm. Danke.

  • Grundsätzlich d‘accord. Die Begründungen für das Kreuz bei der AfD anderen zuzuschieben ist ja selbst schon eine AfD-typische Pose. Der Stil, in dem der Hinweis auf strukturell rassistische Äußerungen getätigt wird, ist aber auch der Ton, der die Musik macht. Natürlich sollte man keinen Eiertanz aufführen, aber das Ausmaß an Aggression hat eben immer auch Einfluss auf das Gespräch, das über eine Aussage geführt werden kann.

  • Was wäre denn die Alternative, die Augen verschließen und hoffen der Spuk geht vorbei? Alle AfD-Wähler verdammen und jeden Diskurs abbrechen? Im Moment brummt die Wirtschaft, es gibt nahezu eine Vollbeschäftigung. Steigt die Arbeitslosigkeit werden noch mehr Menschen die AfD wählen - solange die Linke und die etablierten Parteien kein Konzept vorlegen.

  • "Toxisch" ist in erster Linie der Gedanke, zu glauben 15 - 20 Prozent der Bevölkerung einfach mal so grundsätzlich und für alle Zeit abschreiben zu können.

    Es gibt darunter sicher unbelehrbare Rassisten und Extremisten, die man nicht "zurückgewinnen" kann, das weiß jeder. Und das man deren Gedankengut auch nicht entgegenkommen darf ebenfalls. Aber eben auch alle (von mir aus sogar als ignorant oder dumm zu bezeichnenden) Mitläufer und Protestwähler der AfD zu überlassen, ist ebenfalls ignorant und dumm. Das erklärt nebenbei mal so eben einen großen Teil der politischen Sozial-und Aufklärungsarbeit für unnütz und verzichtbar.

    Und der fiktiv und pauschal Menschen (die sich zumindest mal nicht vollkommen einem Diskurs verweigern) in den Mund gelegte Satz:

    "Wenn ihr Schwarze Menschen und People of Color nicht aufhört, so lästig und laut für eure Rechte und eure Existenz einzustehen, dann wird die AfD nicht an Stimmen verlieren, was dann ja bitte allein eure Schuld ist."

    ..ist einfach nur eine miese und haltlose Behauptung in einem unterirdischem Stil, dem die AfD Beifall klatschen würde. Selten hier so einen Mist gelesen.

  • "Wer so etwas sagt, offenbart, dass er oder sie verstehen kann, wieso Leute die AfD wählen."



    Das ist sogar absolut notwendig. Wenn ca 1/4 der Menschen in Ostdeuschland die AfD wählen, muss man wissen, weshalb, und wie man darauf reagieren kann. Alles andere ist arrogant.



    Und wenn es zum Beispiel um Sicherheit von Kriminalität geht kann man sich überlegen, wie man die objektive Sicherheit genauso verbessern kann wie das subjektive Sicherheitsempfinden.



    Wenn es um die "Kriminellen Ausländer" geht, sollte man inhaltlich keinen Handbreit von Menschrechten und der Verantwortung Deutschlands abrücken und die verlogenen Behauptungen der AfD zurechtrücken, gleichzeitig aber den kleinen Teil der Ausländer, der für einen großen Anteil der Straftaten verantwortlich ist, konsequent straftrechtlich verfolgen bzw. abschieben.



    Wenn es um darum geht, dass der Staat sich aus der Fläche zurückzieht, dann sollte man das auch überdenken (Schließung von Krankenhäusern, Aufgeben von Buslinien...)



    Natürlich wird man den harten Kern der Nazis nicht erreichen - aber beim Protestwäher kann man noch etwas machen.



    Gleichzeitig muss sich eine linke Bewegung fragen, warum sie eine solche Spaltung zulässt: warum fokussiert sie sich so auf Themen aus dem akademischen Umfeld, dass sich der große Teil der wirtschaftlich Benachteiligten nicht mehr vertreten fühlt?

    • @flipmar:

      Ich gebe Ihnen ja bei vielem Recht. Aber letztlich schreiben Sie an allen Punkten von Frau Hödl vorbei. Das, was sie kritisiert, findet sich in Ihrem Kommentar nicht wieder.

      • @LeSti:

        Leider schreibt die Autorin auch an ein paar relevanten Problemen vorbei, die Flipmar zu Recht erwähnt, wenn das Problem "AFD Wähler" erfasst werden soll.

  • Geschichtsvergessen? Die AfD sind alle Nazis und die DDR war das glückliche Paradies der Arbeiterklasse und die wird beim nächsten alternativlosen Systemumbau, der Abschaffung von Kapitalismus, Klima, Katastrophen, Kraftfahrzeugen, Kühen und Kerlen tatsächlich funktionieren. Ehrlich.