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Forschung zum politischen Islam„Butler hat nichts verstanden“

Kritik am politischen Islam gerät schnell unter Rassismusverdacht. Ein Interview mit Susanne Schröter vom Forschungszentrum Globaler Islam.

Susanne Schröter in ihrem Büro vor dem „Schrein der Toleranz“ – Devotionalien aus aller Welt Foto: Felix Schmitt
Edith Kresta
Interview von Edith Kresta und Eva Berger

taz: Frau Schröter, Sie haben an der Frankfurter Goethe-Universität eine Konferenz organisiert unter dem Titel „Islamisches Kopftuch – Symbol der Würde oder Unterdrückung?“ Dafür wurden Sie im Vorfeld von anonymen AktivistInnen via soziale Medien angegriffen, das Schlagwort vom „antimuslimischen Rassismus“ geisterte durch den Raum und die Forderung „Schröter raus“. Hat Sie das, als gestandene Islamforscherin, verletzt?

Susanne Schröter: Ich habe mich mein ganzes Leben lang gegen Rassismen, Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung eingesetzt, sowohl wissenschaftlich als auch ehrenamtlich. Mit so einem Hammer zu kommen, das fand ich schon reichlich unfair.

Wir sind das einzige Zentrum im deutschsprachigen Raum, das sich dezidiert mit diesem Thema beschäftigt, das über den politischen Islam, mit repressiven islamistischen Ordnungen forscht und die Dinge klar beim Namen nennt. Das gilt als heißes Eisen und entspricht nicht dem herrschenden akademischen Mainstream, so dass man schnell Gegenwind bekommt.

Warum?

Schon das Wort Islamismus wird unter Verdacht gestellt. Man möchte den Islam nicht mit negativen Dingen in Bezug bringen, fokussiert stattdessen auf Islamfeindlichkeit oder die Diskriminierung von Muslimen. Man glaubt es kaum, wie viele Projekte zur Islamfeindlichkeit finanziert werden. Ich kritisiere Totalitarismus, egal woher er kommt, egal in welcher Verkleidung er auftritt. Mein Spezialgebiet ist der islamische Totalitarismus, der politische Islam. Nicht die Religion. Mir geht es nicht um den Islam, der sehr unterschiedliche Facetten aufweist, sondern um eine politische Strömung, die ich für äußerst gefährlich halte. Die nicht nur nach außen gegen Nichtmuslime oder liberale Muslime, sondern auch nach innen und vor allem gegenüber Frauen und Mädchen extrem repressiv ist.

Zu Ihrer Tagung waren neben der Kopftuchfeministin Khola Maryam Hübsch auch die dezidierten Kritikerinnen Alice Schwarzer und Necla Kelek geladen. Trotz dieser kontroversen Besetzung wurde die Veranstaltung zum Aufreger. Hat der Sprechverbotsvirus nun auch die Goethe-Uni erreicht?

Nein, wir haben hier eine lebendige Debattenkultur. Aber es gibt an jeder Universität Menschen, die Kritik delegitimieren möchten, häufig mit der Begründung, sie sei rassistisch. Gerade im Bereich der postkolonialen Theorien hat sich eine identitäre Strömung durchgesetzt, die Positionen an äußere Merkmale wie Geschlecht, der Hautfarbe oder Alter koppelt und damit einen neuen Rassismus begründet. Das Feindbild vom „alten, weißen Mann“ ist so eine rassistische Konstruktion.

Ist eine solche stereotype Formulierung aber nicht legitim? Schließlich ist der „alte weiße Mann“ kein Opfer strukturellen Rassismus, sondern jahrhundertelanger Profiteur und maßgeblicher Akteur des bestehenden Machsystems.

Im Interview: Susanne Schröter

Susanne Schröter, geboren 1957, ist Professorin für Ethnologie an der Frankfurter Goethe-Universität und Direktorin des Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam, das sie 2014 gründete. Ihre Forschungsschwerpunkte reichen vom politischen Islam und islamischen Extremismus bis zu Frauenbewegungen und Geschlechterverhältnissen in der islamischen Welt.

Mit ebenso großer ethnografischer Neugierde widmet sie sich aber auch dem gelebten Islam in westlichen Zusammenhängen. So zuletzt in der Monografie „Gott näher als der eigenen Halsschlagader“ (Campus, 2016), in der sie auf Grundlage intensiver Gespräche die Lebensentwürfe gläubiger Muslime in Wiesbaden befragt.

Nach 150 Jahren Frauenbewegung und der Etablierung der postkolonialen Theorie an den Universitäten haben sich die Machtverhältnisse fundamental geändert. In einigen Bereich dominieren Männer zwar noch, doch in anderen herrscht Gleichberechtigung und in wieder anderen lässt sich sogar eine Benachteiligung von Männern feststellen ­– wenn sie etwa bei Einstellungen per se ausgeschlossen werden oder nicht an Mentoringprogrammen partizipieren. Wir leben außerdem nicht mehr in Zeiten, in denen Rassismus salonfähig war. Was mich aber an der Figur des „alten weißen Mannes“ am meisten stört, ist die Stigmatisierung von Personen aufgrund von Dingen, die unveränderbar und der Person inhärent sind: Geschlecht, Alter und Hautfarbe. Das ist definitiv ein Merkmal des Rassismus.

Seit 21 Jahren diskutieren wir über das Kopftuch, seit Fereshda Ludin mit dem Kopftuch im Referendariat erschien. Ein alter Hut eigentlich. Warum dann diese Veranstaltung?

Hier in Frankfurt wurde die Ausstellung „Contemporary Muslim Fashion“ gezeigt. Dazu gab es einen Begleitworkshop. Beide behandelten das Kopftuch als Zeichen weiblicher Ermächtigung und Mode. Einige Monate vorher gab es eine Veranstaltung zum Thema „Stigma Kopftuch“, wo es um die Diskriminierung von Kopfttuchträgerinnen ging. Das repressive Element, das sich mit dem Kopftuch verbindet, wurde weitgehend ausgeblendet. Das fand ich zu einseitig.

Khola Maryam Hübsch propagiert das Kopftuchtragen als Ausdruck weiblicher Freiheit, die Gendertheorie-Ikone Judith Butler sieht in der Burka ein Bollwerk islamischer Kultur gegen die westliche Moderne. Können Sie solchen Positionen, die sich ja als postkolonial-feministische begreifen, etwas abgewinnen?

Nein, absolut nicht. Frau Hübsch vertritt die Doktrin der Ahmadiyya, das Kopftuch und die Bedeckung des weiblichen Körpers seien „verpflichtend“, genauso wie die absolute Geschlechtertrennung. In der Unterwerfung unter solche Regularien kann ich kein Moment der Freiheit entdecken. Und wenn Judith Butler tatsächlich meint, eine Burka tragende Frau ist diejenige, die sich der Sexualisierung des weiblichen Körpers verweigert, dann muss ich sagen, hat sie überhaupt nichts verstanden.

Butler versteht das als machtkritischen Standpunkt.

Den Schleier als Fahne der Emanzipation der muslimischen Frau zu bezeichnen, ist vollkommener Unfug. Das ist ein Irrweg des intersektionalen Feminismus, der ursprünglich mal gar nicht so falsch war und versucht hat, verschiedene Ebenen von Diskriminierung zusammenzudenken. Mittlerweile ist daraus die Suche nach dem multiplen Opfer geworden, das man jetzt in der Kopftuch tragenden Muslimin entdeckt haben will, die angeblich „rassifizierten“ Stigmatisierungen ausgesetzt ist. Grundständige Positionen des Feminismus werden dabei über den Haufen geworfen. Darunter leider auch universelle Werte und Vorstellungen von individuellen Freiheitsrechten.

Sie sagen „angeblich“ – Kopftuch tragende Muslima werden also nicht wegen ihres Aussehens diskriminiert?

Es gibt durchaus Islamfeindlichkeit in Deutschland, die zu Diskriminierung von Musliminnen führen kann. Das ist selbstverständlich entschieden abzulehnen. Umgekehrt ist das Kopftuch allerdings das Zeichen eines religiös begründeten Patriarchalismus und wird vielen Frauen und Mädchen selbst in Deutschland mit Zwang und Drohungen aufoktroyiert. Kritik am Kopftuch ist daher kein Rassismus, sondern antipatriarchalische Kritik.

Und die wäre?

Das Konzept hinter dem Schleier ist, dass eine Frau ihre vermeintlichen sexuellen Reize im wahrsten Sinn des Wortes „verschleiern“ muss, damit Männer nicht provoziert werden. Wer sich nicht verschleiert, so das dahinter stehende Konzept, nimmt sexuelle Übergriffe billigend in Kauf oder fordert sie geradezu heraus.

Der weibliche Körper als Versuchung?

Es ist eine absolute Dämonisierung des weiblichen Körpers, von dem angeblich „Gefahr“ ausgeht und den man deshalb reglementieren, einsperren, verhüllen, wegstecken muss. Das ist ja auch der Grund, weshalb viele Musliminnen gegen die Ausstellung protestiert haben, weshalb es in der islamischen Welt Kämpfe gegen das Kopftuch gibt, weshalb Frauen teilweise unter großen Gefahren für Leib und Leben gegen islamistische Normen aufbegehren.

Und diese Aggression blenden die Kopftuchapologetinnen aus?

Leider ist es so. Ich kann nicht verstehen, dass sich Frauen wie Butler, die unter den Bedingungen islamistischer Herrschaft als Erste im Gefängnis landen, weil sie nicht verheiratet, lesbisch und unabhängig sind, dass die sich jetzt zu Verteidigerinnen islamistischer Normen aufschwingen. Das finde ich schon ziemlich absurd. Da ist eine Theorie zur Ideologie verkommen.

Im Unterschied zu Butler haben Sie in islamisch geprägten Ländern geforscht und gelebt. Wie sind Sie, als ausgebildete Ethnologin, zum Thema globaler Islam gekommen?

Religion hat mich schon immer interessiert, aber weniger die Theologie als die Art, wie Religion auf Gesellschaft einwirkt und wie Menschen damit umgehen. 2004 wurde ich Professorin für Südostasienwissenschaften mit dem Schwerpunkt insulares Südostasien. Zur Region gehört auch Indonesien als bevölkerungsreichste muslimische Nation. Ich habe mich dann stark mit den politischen Entwicklungen dort auseinandergesetzt, die man nicht trennen konnte vom Religiösen. Der Diktator Suharto war 1998 gestürzt worden und im Verlauf der Demokratisierung traten verstärkt islamistische Organisationen an die Öffentlichkeit. Und da konnte ich sehen, wie sich der nette und moderate indonesische Islam, der immer als so vorbildlich galt, fundamentalisiert hat. Im Zeitraffer.

Und die Leute wurden frommer?

Fundamentalisierung bedeutete nicht, dass die Leute mehr beteten und ihr Glück in der Spiritualität entdeckten. Sondern dass sie plötzlich sogenannte islamische Normen durchsetzen wollten und sich von konservativen Geistlichen vorschreiben ließen, wie ihr Alltag auszusehen habe. Es kam zu gewalttätigen Angriffen auf religiöse Minderheiten und auf liberale Muslime. Und es kam zu neuen Bekleidungsvorschriften für Frauen. In vielen Regionen ist das Kopftuch jetzt gesetzlich vorgeschrieben.

Wie setzt sich das politisch durch?

Der Islamismus ist eine organisierte Kraft, dessen Funktionäre mit allen Mitteln versuchten, die Freiheitsrechte des Individuums als unislamisch hinzustellen und eine normative Ordnung zu etablieren, die sich an islamistischen Vorstellungen orientiert. Was das konkret bedeutete, war für mich schockierend.

Ihre Erfahrungen in Indonesien gaben den Anstoß für eine globale Untersuchung des Islamismus?

Es gibt an jeder Universität Menschen, die Kritik delegitimieren möchten, häufig mit der Begründung, sie sei rassistisch.

Ja, ich habe mich gefragt: Gibt es das woanders auch? 2008 erhielt ich einen Ruf nach Frankfurt und konnte meinen regionalen Fokus ins Globale ausweiten. Ich habe finanzielle Mittel für Stipendien bekommen und eine internationale DoktorandInnengruppe zusammengestellt. Diese jungen WissenschaftlerInnen erforschten konkret und vor Ort die Veränderungen, die in der islamischen Welt vor sich gehen, und beschäftigen sich mit der Alltagsrealität der Menschen. Wir haben festgestellt, dass der Vormarsch des politischen Islam in vielen Ländern – von Indonesien bis Mali – in ganz ähnlicher Weise geschieht. Und überall spielt die Unterwerfung von Frauen unter diskriminierende religiös begründete Normen eine zentrale Rolle. Überall wird der Schleier zwangsverordnet.

Sie haben es nicht bei der Forschung in islamischen Ländern belassen, sondern Sie haben auch in Deutschland weiter geforscht.

Ich habe seit 2011 mehrere Jahre zusammen mit meinem Mitarbeiter Oliver Bertrand über Moscheegemeinden von Wiesbaden geforscht. Wir wollten wissen, wie leben eigentlich fromme Muslime in Deutschland, welche Ideen haben sie von ihrem Leben?

Und was geht in den Moscheegemeinden hier vor sich?

Die älteren der Moscheegemeinschaften haben Angst, dass die Jugendlichen sich ihnen entfremden. Dass sie vom richtigen Weg abkommen, nicht mehr fromm sind, sich zu sehr auf die Gesellschaft einlassen. Deshalb versuchen sie, die Jugendlichen an die Moscheen zu binden, und bieten von der Hausaufgabenhilfe bis zum Fußballclub ein Rundum-Programm an. Dazu kam eine große Begeisterung für fundamentalistische Spielarten des Islam. Da habe ich gemerkt, hoppla, hier sind ähnliche Entwicklungen im Gange, wie sie meine Doktoranden außerhalb Europas erforscht haben.

Sie mischen sich immer wieder in die hier regelmäßig aufbrandenen Islam-Debatten ein. Wie nach der Kölner Silvesternacht, wo es zu massiven Übergriffen auf Frauen durch Männer mit überwiegend muslimischem Hintergrund kam. Sie haben diesen Hintergrund als Problem zur Sprache gebracht und sich damit den Zorn junger Feministinnen zugezogen.

Man hat versucht, die Übergriffe als unspezifische Folgen eines globalen Patriarchats zu verharmlosen. Unsere Forschungen zeigen allerdings, dass dies zu kurz greift. Ich habe zum Beispiel eine Doktorandin, die forscht über die Frauenrechtsbewegung in Afghanistan. Sie zeigt sehr schön, mit welchen Problemen Frauenrechtsaktivistinnen dort zu kämpfen haben. Nämlich mit einer Ideologie, die jede Art von sexuellem Übergriff als Verfehlung der Frau bezeichnet. Die offizielle Ideologie, die von den Mullahs, der politischen Elite, aber auch von der Familie tradiert wird, lautet: Eine Frau ist schuld, wenn sie vergewaltigt wird. Sie hat sich dann falsch angezogen, war zur falschen Zeit am falschen Ort und hat nicht aufgepasst. Junge Männer, die in Afghanistan in so einem Geist erzogen werden, verwandeln sich nicht plötzlich in glühende Verfechter der Frauenrechtsbewegung, wenn sie nach Deutschland kommen. Das muss man einfach realisieren.

Dass die Frau selbst schuld ist, ist ja aber ein Narrativ, das auch hierzulande altbekannt ist. Wenn eine Frau einen kurzen Rock trägt, heißt es ja auch sehr schnell, sie würde „es drauf anlegen“.

Selbstverständlich existiert auch in Deutschland Sexismus, allerdings auf vollkommen anderem Niveau. In vielen Ländern legitimieren Vorstellungen von Ehre und Scham Gewalt gegen Frauen – sowohl innerhalb der Familie als auch im öffentlichen Raum. Doch es geht nicht nur um Einstellungen. Wenn Sie Rechtssysteme vergleichen, werden Sie feststellen, dass Frauen in vielen Ländern für Freiheiten, die bei uns vollkommen normal sind, drastisch bestraft werden.

Man fällt also den Aktivistinnen aus den islamischen Ländern in den Rücken, wenn man sagt, da wollen wir jetzt nicht drüber reden.

Den Schleier als Fahne der Emanzipation der muslimischen Frau zu bezeichnen, ist vollkommener Unfug.

Der Kampf um Frauenrechte ist in der islamischen Welt viel härter als bei uns, weil Aktivistinnen dort bedroht, misshandelt oder ermordet werden. Oder ins Gefängnis kommen, wie im Iran gerade die Anwältin Nasrin Sotoudeh, die zu 38 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil sie Frauen verteidigt, die das Kopftuch abgelegt haben. Da überhaupt irgendetwas zu relativieren, verbietet sich, wenn wir nicht komplett zynisch sein wollen.

Das freut zumindest die patriarchalen Hardliner aus den Zuwanderercommunitys.

Diejenigen, die mich damals als rassistisch beschimpft haben, scheinen sich ihrer Privilegien nicht bewusst zu sein. Unsere Frauenrechtsbewegung hat sehr lange gebraucht, dahin zu kommen, wo wir jetzt sind. Seit 20 Jahren erst ist Vergewaltigung in der Ehe strafbar. Vor gar nicht langer Zeit konnten Männer noch das Konto der Frau auflösen oder ihren Arbeitsvertrag. Wir sollten uns bewusst machen, dass solche und andere Rechte in anderen Ländern nicht existieren, und all diejenigen unterstützen, die dafür kämpfen.

In Ihrer Kritik am Islamismus treffen Sie sich mit Alice Schwarzer. Warum ist sie unter den jüngeren Feministinnen so verhasst?

Vielleicht, weil sie das Repressive des Islam so offen benennt, sich nicht wegduckt und zu der Idee universeller Frauenrechte steht. Alice Schwarzer beschäftigt sich schon sehr lange mit dem Spannungsverhältnis von Islam und Feminismus. Sie war im Iran, unmittelbar nach der islamischen Revolution, und hat die fürchterlichen Entwicklungen dort miterlebt, die einsetzten, nachdem Chomeini die Führung übernommen hatte. Ihr Interesse ist ganz klar, die Rechte der Frauen zu verteidigen, wo auch immer. Die Anfeindungen gegen sie zeigen eine bedenkliche Ignoranz und in der Regel auch ein unterirdisches Niveau.

Sind Sie Kopftuchgegnerin?

Ich unterscheide zwischen dem individuellen Recht einer Frau, zu tragen, was sie möchte, und dem „System Kopftuch“. Wenn eine Frau aus freien Stücken sagt, ich möchte der Öffentlichkeit zeigen, ich bin Muslimin und dafür ist das Kopftuch richtig, das akzeptiere ich selbstverständlich. Eine religionsmündige Frau in einer freien Gesellschaft, die nicht unter dem Druck irgendwelcher Communitys steht, kann sich auf den Kopf ziehen, was sie möchte.

Aber Sie haben die Kampagne von Terre des Femmes gegen das Kinderkopftuch unterstützt?

Ja. Deshalb spreche ich von religionsmündigen Frauen, die unter der Bedingung von Freiheit entscheiden. Ein minderjähriges Kind kann das nicht. Es gibt auch keinen nachvollziehbaren Grund dafür. Selbst konservative Theologen sehen keine religiöse Begründung für das Kopftuch bei Mädchen vor der Pubertät. Also, da muss man sich dann schon fragen, welche Eltern ihr Kind denn unter das Kopftuch stecken und was das für ein Mädchen bedeutet.

Islam und Feminismus, ist das vereinbar?

Grundsätzlich natürlich, aber ein Feminismus, der sich darin erschöpft, das Kopftuch für Kinder und Lehrerinnen zu verteidigen, ist für mich nicht sonderlich feministisch.

Was ist Feminismus für Sie?

Feminismus bedeutet den Kampf für individuelle Freiheitsrechte von Frauen und Mädchen, wie sie in der UN-Frauenrechtskonvention ausbuchstabiert sind. Er beinhaltet auch eine Absage an identitäre Gruppen, die vermeintliche Sonderrechte einfordern, die sich letztendlich als diskriminierend für Frauen erweisen. Ich vertrete eine universalistische Position. Frauen und Mädchen haben überall in der Welt auf die gleichen Rechte – unabhängig von der Religion, der ethnischen Zugehörigkeit, der Hautfarbe oder anderen Merkmalen, auf die identitäre Gruppen sich gern beziehen.

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113 Kommentare

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  • Danke, Frau Schröter.



    Darum genau geht es in einem emanzipatorischen linken Millieu, zu dem ich das identitäre nicht rechne: um die Selbstbestimmungsrechte jedes einzigen Individuum durch Wahrung und Durchsetzung seiner Freiheitsrechte und der Förderung seiner politischen, kulturellen und sozioökonomischen Partizipationsmöglichkeiten in einer offenen und solidarischen Gesellschaft.

    Der identitäre Aktivismus, der zwischen natürlichen Eigenschaften, die jeder frei für sich souverän deuten und realisieren können muss. und sowohl auf der Makro- wie der Mikroebene der Gesellschaft wikende soziale Mechanismen, die auf Menschen represssiv wirken können, nicht mehr unterscheidet, ist in die Falle eines tribalistischen Essentialismus gerutscht, durch die ihm jeder Begriff von Emanzipation abhanden gekommen ist. Paradoxerweise speist sich dieser Essentialismus aus der Leugnung objektiver individueller Unterschiede und der Behauptung, alles sei bloß Zuschreibung, die aber total. So wird die verabsolutierte "zweite" Natur verabsolutiert und hypostasiert - was zu dem gleichen Ergebnis führt wie die Sichtweise eines naturalistischen Determinismus. Emanzipation von Frauen aber ist nur dort möglich, wo die Unterschiede zwischen dem Frausein und der freien Entscheidung jeder einzelnen Frau, was das für sie bedeutet, unterschieden wird.

    Alles andere ist Apologie von Fremddetermination.

  • Ich finde es sehr bedauerlich, dass wir uns im Deutschland des 21. Jahrhunderts nun erneut so intensiv mit Fragen der Religion (auch Mehrehen, Kinderehen, Zwangsehen ...) auseinandersetzen müssen. Schade, dass wir die Beschäftigung mit (außer meiner Sicht schädlichen Folgen der) Religion nicht hinter uns haben und uns anderen drängenden Fragen zuwenden können.

    In Anbetracht dessen, dass (auch unser aller) Ressourcen begrenzt sind, fehlen diese Ressourcen an anderer Stelle. Wir fangen wieder bei Null an, meiner Meinung nach bei Minus Null.

    • 0G
      06491 (Profil gelöscht)
      @*Sabine*:

      Da stimme ich Ihnen Zu liebe Sabine. Mich frustriert genau das auch zutiefst. Ich verstehe auch Menschen nicht, die ernsthaft meinen, es sei jetzt unsere Aufgabe, den Islam zu reformieren. Wir können als Gesellschaft anderen unseren Weg gern erläutern und ratgebend (sofern erwünscht) zur Seite stehen. Aber "aus dem Quark kommen" müssen da letztlich die entsprechenden muslimisch dominierten Gesellschaften. Und dass das passiert kann ich nur sehr bedingt erkennen. Leider.

  • 0G
    06491 (Profil gelöscht)

    Danke für das interessante Interview. Ich möchte auf diesem Wege Frau Schröter alles Gute für Ihre Arbeit wünschen! Lassen Sie sich nicht beirren und bleiben Sie Ihren differenzierten und klugen Positionen treu.

  • Susanne Schröter vertritt eine im Zuge der postkolonialistischen Gedankenverwirrung seltene, umso wohltuendere Position: Sie sieht die Menschenrechte unteilbar auch als Frauenrechte an. Wohl kaum einem taz-kommentator oder einer taz-kommentatorin würde es einfallen, Pressefreiheit oder Schutz vor Folter girlandenreich zu relativieren und umgekehrt Zensur und Folter als legitime Kampfformen gegen universale (im Jargon: westlich-imperialistische universalistische) Werte gutzuheißen. Ein kleiner Schritt für den Kopf, aber ein großer für die Menschheit: Frauen frei von den patriarchalen Zwängen (um es mal vornehm auszudrücken) in Bezug auf männliche Vorherrschaft, Gewaltausübung, Pfand in Ehrsystemen, etc. - das ist eine universales Menschenrecht, und das Kopftuch hat damit soviel zu tun wie jede (textile) Markierung von Menschen, die diese zwingt, ihre eigene Zweitrangigkeit zu demonstrieren. Das dieses zum sozialen Überleben erforderlich ist und darin fälschlicherweise als freiwillig erscheint , ändert nichts an dem Zwangssystem. Um das verstehen - noch ein Literatur-Tipp - vielleicht mal mehr Bourdieu als Butler lesen. Das verhilft zu mehr Erkenntnissen als die ewigen Anti-Westlich-Tiraden.

    • 2G
      2422 (Profil gelöscht)
      @blauer blues:

      Bourdieu hat sehr viel geschrieben - können Sie mal genauer benennen, worauf Sie hier abheben. Ich glaube aber, dass Bourdieu von seiner ganzen Denke her als Kronzeuge gegen das Kopftuch wenig taugt (ebensowenig wie dafür, er hätte so eine DIskussion gar nicht erst angefangen). Bourdieu war im Übrigen einer, der sich den Verhältnissen ausgesetzt hat, zum Beispiel mit seinen Interviews mit Banlieu-Bewohnern. Frau Schröter beliefert uns lieber mit Klischees. Also statt hier mit Bourdieu einfach nur rumzuwedeln bitte etwas mehr Butter bei die Fische!

      • @2422 (Profil gelöscht):

        Es ist schon reichlich ironisch und alles andere als ein Zeichen von Solidarität mit Muslimen, wenn ideologische Borniertheit sorgfältige empirische Befassung mit Machtstrukturen in der islamischen Welt als klischeehaft denunziert. In dem Fall würde mich doch sehr interessieren, welche Erfahrungs- und Forschungsgrundlage der vorzuweisen hat, der so pauschal meint. eine Jahrzehnte lang forschende Wissenschaftlerin abzuwatschen.

        Wer ein wenig mit der Materie zu tun hat, kennt sowohl den Einfluss der aus Saudi Arabien und den Emiraten finanzierten Netzwerke wie die vielen Organisationen, die Einflussorgane des türkischen Außenministeriums oder der MHP sind. Die Grauen Wölfe etwa sind die mit Abstand mitgliederstärkste faschistische Organisation in Deutschland - und durch sie gefährdet sind am allerwenigsten autochthone Deutsche.

        Der blinde identitäre Schulterschluss mit allem, worauf das Etikett des Islam klebt, ist alles andere als eine freundliche und partnerschaftliche Einstellung gegenüber der Mehrheit der bei uns lebenden Muslime.

      • @2422 (Profil gelöscht):

        Ich kann bei Frau Schröter keine Klischees erkennen. Selbstverständlich ist das System Kopftuch Ultra-patroarchaö und kein Kleidungsstück. Aber Frauen können es so tragen, dass es wieder ein Kleidungsstück wird. Dann bedürfen sie aber etwas unkonventioneller modischer Kreativität.

  • Ich finde, hier wird hin und wider reichlich viel unterstellt. Wenn es denn wichtig ist, was Frau Butler meint, so sollte man vermutlich nicht annehmen, dass sie dem Zwang zum "Kopftuch" das Wort redet, sondern einem Aspekt, der ein Motiv zu diesem Zwang oder ein Motiv, sich ihm zu beugen, sein kann. Dieses Motiv ist, dass man sich eine bestimmte Form von Glotzurteil und Anmache durch das "Kopftuch" prima vom Hals halten kann. Wer wollte das bestreiten. Und vermutlich will hier niemand dem Zwang zum "Kopftuch" das Wort reden. Deshalb empfinde ich ziemlich viel was hier gesagt wurde als Bullshit. Dennoch scheint mir ein Elephant im Raum zu sein: dass es manche Frau schön fände, wenn sich frau hierzulande ohne Glotzurteile bewegen könnte und manche Mutter es schön fände, wenn ihre Tocher sich ohne Glotzurteil bewegen könnte, weil sie hofft, dass dann ihre Tochter weniger Neigung zur Bulimie verspürt. Egal ob sie recht damit hat oder nicht.

    • @rationalchoice:

      Ich finde es ziemlich ärgerlich, was von Seiten der Autorinnen Butler hier unterstellt wird. Sicherlich bezieht Butler keine dezidierte Pro-Haltung gegenüber der Burka, wie hier suggeriert wird.



      Man lese bspw. in "Krieg und Affekt" (Diaphanes, 2009, S. 85-86):

      "Gegen eine gewisse feministische Position, die davon ausgeht, das Frauen in Ägypten schlicht und einfach unterdrückt sind, hat Abu-Lughod gezeigt, dass zum Beispiel ein Großteil der Lyrik von Beduinenfrauen tatsächlich politisch extem subversiv ist. In letzter Zeit hat sie versucht klar zu machen, dass die Burka sehr unterschiedliches symbolisiert. Sie symbolisiert, dass eine Frau bescheiden ist und dass sie ihrer Familie verbunden ist, aber auch, dass sie nicht von der Massenkultur ausgebeutet wird und das sie stolz auf ihre Familie und Gemeinschaft ist. Sie symbolisiert Modi der Zugehörigkeit innerhalb eines sozialen Netzwers. Die Burka zu verlieren bedeutet mithin auch, einen gewissen Verlust dieser Verwandtschaftsbande zu erleiden, den man nicht unterschätzen sollte. Der Verlust der Burka kann eine Erfahrung von Entfremdung und Zwangsverwestlichung mit sich bringen, die Spuren hinterlassen wird. Wir sollten keineswegs davon ausgehen, dass Verwestlichung immer eine gute Sache ist. Sehr oft setzt sie wichtige kulturelle Praktiken außer Kraft, die kennen zu lernen es uns an Geduld fehlt."

      Insofern handelt es sich hier um eine differenzierte und sorgsame Position, die gerade die Ambivalenz (!) betont, anstatt eine eindeutige Position zu beziehen.

  • 2G
    2422 (Profil gelöscht)

    Zunächst schmiert Frau Schröter ALLE Kopftuchträgerinnen an, und dann hören wir: "Wenn eine Frau aus freien Stücken sagt, ich möchte der Öffentlichkeit zeigen, ich bin Muslimin und dafür ist das Kopftuch richtig, das akzeptiere ich selbstverständlich". Was heißt hier eigentlich "aus freien Stücken sagen"? Dass sich die betroffenen Frauen, wenn sie angegriffen werden, für das Kopftuchtragen rechtfertigen sollen? Mich wundert nicht, dass diese Biederfrau ihre chauvinistischen Thesen auch gerne auf der ersten Seite der BILD-Zeitung vertritt.

  • Yossi Bartal , Autor*in ,

    Liebe Eva Berger, danke für ihre Antwort. Beide Quellen, die Sie als Beleg geben, sind auf Englisch in der gleichen Zeit (2003-2004) erschienen und sind fast identisch in ihrem Zusammenhang. In ihrer Argumentation gegen den Afghanistan-Krieg, für den mit feministischen Argumenten mobilisiert wurde, gibt Butler die Forschung von Abu-Lughod über Verschleierung und ihre möglichen Bedeutungen wieder, um zu zeigen, dass die propagierte kriegerische Befreiung der Frau zum Verlust von kulturellen Signifikation führt, von denen die meisten Amerikaner_innen keine Ahnung haben. In beiden Stellen macht sie diese möglichen Bedeutungen, die in einer wissenschaftliche Forschung durch eine andere Person erhoben wurden, nicht zu eigen. Deswegen bleiben ihre Behauptungen über Butler unbelegt. Anscheinend wollen Sie nicht zwischen der Aussage „Ich sehe in der Burka ein antiwestliches Symbol“ und „Ich habe von der Forscherin X gehört, dass einige Burka-tragende Frauen die Burka als antiwestliches Symbol sehen -wir sollen dies zu Kenntnis nehmen, bevor wir ihr Land wegen Burkas bombardieren“ unterscheiden. Das ist populistisch und unseriös.

    • @Yossi Bartal:

      Danke für diesen Beitrag, ich habe weiter oben u.a. ein entsprechendes Quellenzitat von Butler ergänzt.

  • Streitbar und auch mutig, diese Frau. Vor allem liefert sie Argumente (und nicht nur Betroffenheiten), mit denen man sich auseinandersetzen kann.



    Das wird man ja wohl noch sagen dürfen...!

  • „... damit uns nicht unterstellt wird...“



    Diese Formulierung sagt uns zweierlei: Frau Berger ist derselben Meinung wie Frau Schröter - das darf sie natürlich, aber sollte das als Interviewerin sachgerecht konterkarieren. Soviel Professionalität muss auch in einem Meinungsblatt sein. Und wer anderer Ansicht ist unterstellt den Interviewpartnern etwas, ist also eo ipso böse, unfair und undiskutabel… na sowas: embedded journalism

    • @Gottfried Scherer:

      "...damit uns nicht unterstellt wird..."



      Das schreibt Frau Berger hier in der Kommentarspalte, nicht als Interviewerin und nicht im Artikel. Das 'uns' bezieht sich meines Erachtens auf Frau Berger und Frau Kresta, nicht Frau Schröter.



      Es ist also nicht embedded journalism (wie auch?), sondern Sie dürfen Zaungast bei Bruchstücken einer Leser-Autor-Kommunikation sein.

      • @pitpit pat:

        ...mich deucht das eine sehr wohlwollende Interpretation, weil die Interviewer aber auch keine einzige kritische Frage und schon gar keine Nachfrage stellen... und den Zaungast möchte ich mir eher ersparen: Habe die Ehre!

  • Wenn Schröter sich stark mit etwas auseinandergesetzt haben will, zeigt dass, dass sie sich für stark und die Vertreter anderer Ansichten für schwach hält – da waren die Jesuitenschulen fairer, wenn sie forderten, dass der advocatus diaboli die gegnerische Position argumentativ stark zu machen habe. Man kann sich also sehr grundlegend und natürlich auch intensiv mit jemandem oder dann auch mit etwas auseinandersetzen – und natürlich ist man der Ansicht, dass die eigene Position die vernünftigere ist, aber ob sie das ist, muss immer offen bleiben es bedarf also keines framings wie biem Gute-Kita-Gesetz: Ich hasse Selbstbeweihräucherung – um mal einen Ausdruck aus unserer fundamentalistischen jüngeren Vrgangenheit zu bemühen.



    Man sollte allerdings die Frage, ob es sinnvoll ist, bzw. welchen Sinn es hat, dass weibliche Menschen in der westlichen Gesaellschaft Kopftuch tragen sollen, radikal von der Frage trennen, ob es staatlicher Verbote dieser Kleiderordnung geben sollte. Ich für meine Person – un da Worde wohl auch Frau Butler beistimmen, finde beide Positionen aus unterschiedlichen Gründen absurd und finde schlicht das Arbeitszimmer von Frau Butler angenehmer…

    • @Gottfried Scherer:

      "absurd" sind staatliche Kopftuch-Verbote für Mädchen in Grundschulen sicher nicht. Sie können auch durchgesetzt werden, da es für einen Zwang gegen Kinder kein religiöses Privileg gibt. Also müssen die Eltern das Verbot dulden. Was Schulen tun, wenn Eltern stur sind, ist eine andere Frage, die nicht mit einem Wort zu beantworten ist.

    • @Gottfried Scherer:

      Wenn man sich also mit etwas intensiv auseinandergesetzt hat und das auch sagt, dann meint das in Wahrheit, dass man sich für stark und die anderen für schwach hält?

      "Ich Tarzan - Du Jane!" Kein Wunder, dass heute jeder Akademiker werden will.



      Das scheint ja einfacher als eine Backsteinmauer hochziehen.



      Und die Arbeitszimmer erst!

  • Eva Berger , Autor*in des Artikels,

    ... Diese Ausführungen finden sich in: „Do Muslim Women really need saving? Anthropological Reflections on Cultural Relativsm and Others“, in: American Anthropologist, 104/3, S.783-790. Dass Butlers Auseinandersetzung mit Burka und Verschleierung sich über ihre Rezeption Abu-Lughods nicht weiterentwickelt hat, legt ein Interview von ihr nahe, dass sich in „Krieg und Affekt“ (diaphanes 2009) findet: „[Die Burka] symbolisiert, dass eine Frau bescheiden ist und dass sie ihrer Familie verbunden ist, aber auch, dass sie nicht von der Massenkultur ausgebeutet wird und dass sie stolz auf ihre Familie und Gemeinschaft ist. [...] Die Burka zu verlieren bedeutet mithin auch einen gewissen Verlust dieser Verwandtschaftsbande zu erleiden [...], eine Erfahrung von Entfremdung und Zwangsverwestlichung.“ (S. 86) Für eine Autorin, die sich so stark für „gefährdetes Leben“ interessiert, legt Butler eine bemerkenswerte Gefühlskälte an den Tag, denn für die Realität dieser von der Burka „zwangsbefreiten“ Frauen interessiert sie sich an keiner Stelle. Sie sind für sie bloße Platzhalter und Symbole, die lediglich dazu taugen, sie im Kampf gegen „den westlichen Imperialismus“ in Stellung zu bringen und zu instrumentalisieren. Darüber hinaus ist das Ganze eine erstaunliche Apologie eines durch und durch patriarchalen religiöses Wahnsystems, das zuallerst und zuletzt immer die Frauen trifft, die es zu überwachen, zu unterwerfen und zu strafen gilt, wenn sie sich nicht in „islamischer Bescheidenheit“ üben oder gar aus ihrer „Verwandtschaftsbande“ (what a Kitsch) auszubrechen versuchen. Butler hält, zumindest wenn es um den Islam geht, „religiöse Rechte“ für bewahrenswerter als sexuelle Selbstbestimmung und disqualifiziert sich damit unseres Erachtens auch als Feministin und „progressive“ Linke, wenn Linkssein einmal meinte, religiös überkommenen Zwangssystemen und Ideologien den Kampf anzusagen.

    • @Eva Berger:

      Das sind halt verworrene Zeiten. Identitäre geben sich antiimperialistisch und antikolonialistisch, evangelikale Faschisten Jubeln rechtsradikalen in Israel zu und Feministen lassen sich von Pegidisten vereinnahmen und sprechen deren Parolen nach. Alles etwas crazy im 21. Jahrhundert, auf dem Peakpoint der Menschheit.

      • @Hampelstielz:

        Und konservative Muslime sind im Geiste wesentlich näher an der AFD wie an der Linkspartei.

      • @Hampelstielz:

        Kein echter Israelkritiker ohne diffamierenden Kommentar über Israel unter einem Artikel, welcher mit Israel nichts zu tun hat.

    • @Eva Berger:

      Werte Frau Berger, Frau Butler referiert - ventiliert eben - Positionen, die das Tragen dieses Kleidungsstückes motivieren. Dagegen kann man nun wirklich nichts sagen - es gibt und gab auch in anderen Religionen und Gesellschaften sehr weitgehende Bekleidungs- und Verhüllungsgebote. Dass in unserer Gesellschaft daraus Enthüllungsgebote wurden, finde ich persönlich so übel nicht, möchte aber auch kein staatliches Reglement befürworten... Dass das Ventilieren anderer Vorstellungen - also eine ausführliche Darlegung – bereits Hyperventilieren verursacht, mag ich nicht goutieren…

      • @Gottfried Scherer:

        Einem staatlichen Reglement gegen die souveräne Entscheidung von erwachsenen Frauen hat überhaupt niemand das Wort geredet. So zu tun als ob, ist eine offen als solches erkennbare Strohmann-Argumentation.

        Das, worum es ging, war die Zwangsverhüllung von Kindern vor dem Alter der Religionsmündigkeit (14 Jahre). Wer damit Probleme hat, der will wohl auch generell den Kinder- und Jugendschutz sein lassen.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Eva Berger:

      .



      Thanks a lot

  • Eva Berger , Autor*in des Artikels,

    Wir beziehen uns auf Passagen bei Butler, die sie in dem Aufsatz „Gefährdetes Leben“ (im gleichnamigen Buch, „Gefährdetes Leben. Politische Essays“, edition suhrkamp 2005) in Auseinandersetzung mit dem amerikanischen „war on terror“ ventiliert hat. Ich zitiere etwas ausführlicher, damit uns nicht unterstellt wird, wir würden Dinge aus dem Zusammenhang reißen (nachdem wir hier ja schon in den Verdacht geraten, wir hätten unsere Fragen recherchefrei auf irgendwelches Hörensagen gestützt): „Außerdem gibt es die Gesichter afghanischer Mädchen, die ihre Burkas abgelegt oder fallen gelassen haben. Irgendwann im letzen Winter besuchte ich einen Politikwissenschaftler, der diese Gesichter stolz zur Schau stellte - direkt neben einigen anscheinend wertvollen Supermarktcoupons [der böse Westen mit seiner zersetzenden Konsumkultur, E.B.]: Für ihn waren sie ein Zeichen erfolgreicher Demokratie. Ein paar Tage später besuchte ich eine Konferenz, auf der ich einen Vortrag über die wichtigen kulturellen Bedeutungen der Burka hörte, darüber, wie sie für die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft und Religion, zu einer Familie, einer umfangreichen Geschichte von Verwandtschaftsbeziehungen steht, dass sie eine Übung in Bescheidenheit und Stolz, einen Schutz vor Scham symbolisiert und dass sie auch als Schleier dient, hinter dem und durch den die weibliche Handlungsfähigkeit wirken kann. Die Sprecherin fürchtete, dass die Zerstörung der Burka, so als sei [meine Hervorh., E.B.] diese ein Zeichen der Unterdrückung, der Rückständigkeit oder sogar des Widerstands gegenüber der kulturellen Moderne selbst, zu einer erheblichen Dezimierung islamischer Kultur führen würde und zu einer Ausbreitung von US-amerikanischen kulturellen Annahmen, wie Sexualität und Handlungsfähigkeit zu organisieren und darzustellen sei.“ (S.168) Butler bezieht sich hier auf Ausführungen Lila Abu-Lughods ...

    • @Eva Berger:

      bleibt übrig: frau Schröter mag bestimmte kritiken, die sie aus den gender-studies erreichen, nicht besonders. könnte das daran liegen, dass sie ein problem mit ambiguität hat?

      • 9G
        94066 (Profil gelöscht)
        @christine rölke-sommer:

        Wenn einem inhaltlich nichts mehr gehaltvolles einfällt, dann wird halt psychologisiert. Die Frage ist doch , ob wir hier in einer Therapiegruppe sind?? Und wer hier ein Ambiguitätsproblem hat, ich glaube Sie könnten sich da anschließen (das nennt man dann Projektion). In der Psychoanalyse unterscheidet man auch zwischen Struktur und Inhalt im Prozess. An Inhalten scheinen Sie ja eher nicht ernsthaft interessiert zu sein, siehe ihre unsachliche Metapher mit dem Kühlschrank (siehe unten) und Frau Schröter. Sprachspielen im safe space.... oder Polemik. Ein ernsthafter Diskurs sieht anders aus...

        • @94066 (Profil gelöscht):

          die frage ist erst mal+vor allem, ob sich Judith Butler jemals zu Susanne Schröters forschung+öffentlicher performance geäußert hat.



          meines wissens hat sie das nicht.



          oder @eva berger?

      • @christine rölke-sommer:

        Schön, dass Sie das Fremdwörterlexikon auswendig gelernt haben. Wissen Sie, ich bin gegen die Todesstrafe, die in Teilen der USA vollstreckt wird. Ich bin auch dagegen, Homosexuelle an Baukränen aufzuhängen, wie im Iran. Meine Ambiguitätstoleranz stößt da an erhebliche Grenzen. Ich halte im Gegensatz zu ambiguitätstoleranten Menschen viel von den Menschenrechten. Ich weiß nach Jahren in der Flüchtlingsarbeit auch, dass viele von denen genau deshalb hierher kommen. Ich kenne auch Frauen, die von der eigenen Community bedroht werden, weil die das Kopftuch abgesetzt haben und der Vater aus dem fernen Afghanistan seine Landsleute angewiesen hat, das ungehorsame Weib zur Räson zu bringen. Sowas interessiert Leute wie Sie aber nicht. Sie wissen sicherlich auch, dass die Swastika ursprünglich mal ein Glückssymbol war. Würden Sie es Neonazis durchgehen lassen, wenn sie von diesen auf die "Ambiguität" dieses Symbols verwiesen würden, welches bei uns nun mal so anders konnotiert ist? Gerüchteweise soll die Ambiguitätstoleranz in streng islamischen Ländern auch nicht gerade ausgeprägt sein. Sie übertragen also Theorien der westlichen Kulturwissenschaft auf Länder, die diese Theorien niemals akzeptieren würden. Frau Schröder glaubt offensichtlich im Gegensatz zu Butler und Ihnen, dass Frauenrechte kein Privileg der weißen Frauen sind. Größeren Rassismus und Sexismus, als Frauen, die Rechte vorzuenthalten, die man selbst qua Geburt genießt, gibt es gar nicht.

        • @Cleopatra:

          heiliges schwein! soll ich Ihnen jetzt erzählen, was ich alles aus jahrzehntelanger anwältinarbeit für+mit flüchtlinge/n weiß?



          darum geht es nicht, zum glück, denn ich könnte endlos erzählen. es geht um so was wie frau Schröters kritik an der frankfurter ausstellung von muslim/modest fashion, die sich in etwa so zusammenfassen läßt: die ausstellung ist schlimm, weil sie nicht unter der überschrift *das system kopftuch=der politische islam entrechtet frauen* steht. so was ist einfach nur gaga!

      • @christine rölke-sommer:

        Nein. Übrig bleibt vor allem, dass Sie nicht über den Inhalt sprechen, sondern über die Frau Schröters Kritikfähigkeit raunen möchten.

        Warum sachlich, wenn's auch persönlich geht?

        • @pitpit pat:

          was ist denn der "Inhalt"?

  • Na Servus & Ach herm.



    Wat sün de Lüü all erm.

    Ha no. Beim Tuche des Propheten



    Trotz Hitz tuns alls dess hier verlöten



    Was a gähn bis zum - echt Geistestöten!



    Zu mei bereits nich gering Entsetzung -



    War …öh Kritik an de Panèlbesetzung.*

    unterm—- * - & for&for&for…~~ rum -



    taz.de/Kopftuchkon...rankfurt/!5590822/

    kurz - “Nää Nää - ich hub lieber wieder inne Falle.



    🥚jòò - Darüber is kaa guude Stern 🌟



    Ha no - Nää Nää - aa Gäähn - :



    Wie die drei Betrüger ham deese ja nich mehr alle.



    Nää&Nää. Da kann der Mensch ja glatt - tuchelblöd von werrn.

    & Däh - & a gähn 😒 - a gähn 😒 ~ ~ ~



    Da erreicht er still des Schlafes Hafen:



    'Nù. Nach Diktat - sanft ent💤💤💤💤 •

    • @Lowandorder:

      putzig. jedoch: es geht weder um theodizee noch um tuch-auf-kopf, sondern darum, dass der frau Schröter begriff vom politischen islam sich wie gänseschmalz verhält. kaum aus dem kühlschrank rausgenommen, fängt's an zu fließen... weshalb schließlich bei frau Schröter politischer islam schon ist, wenn 7 muslimas mit tuch-auf-kopf 1 verein gründen.

      • @christine rölke-sommer:

        Geschätzte - das hab selbst ich Dämlack beim Überfliegen begriffen - aber mach was.

        Ingesamt ergo a taz & im around - Gelle



        Thanx a lot - for Assist! 👻

  • Ich bin immer froh, wenn ich einen Artikel oder ein Interview von Frau Kresta in der taz zu lesen bekomme, denn sie ist eine der wenigen die sich noch trauen kontroverse Themen auch kontrovers zu debattieren und nicht nur in die Filterblase hinein zu predigen.

    Das mimimi in der Kommentarspalte war natürlich zu erwarten.

    Der Definition von Feminismus, die Frau Schröter von sich gibt könnte selbst ich mich anschließen und ich halte vom modernen Feminismus, grade vom Netzfeminismus, so garnichts.

    • @Januß:

      Zum Glück gibt es noch die aufrechten und weisen Leistungsträger wie deinereiner, die sich mutig trauen, zu benennen was wirklich Sache ist. Was würde man nur ohne diese Janusköpfigkeit sonst machen.

      • @Hampelstielz:

        Ohne mich würde es hier genauso oder zumindest ähnlich zugehen. Der einzige Grund aus dem ich Rechte praktisch für gefährlicher halte als Linke ist das unter Linken alle glauben die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und sich dann gegenseitig, teilweise bis zur völligen Handlungsunfähigkeit, zerfleischen.

  • Als Islamwissenschaftlerin bin ich von Frau Schröters Argumentation eher enttäuscht. Kritik am fremden Dogma (Butler) ja, aber wo wird das eigene Dogma hinterfragt bzw. deutlich und klar als ebenso gesetzt und damit produziert benannt? Auch hier wird angenommen, dass letztlich die westliche Moderne mit ihren Strukturen und Systemen das per se beste ist. Und so gerne ich als Kind dieses Systems, das mit dessen Werten groß geworden ist und sich mit diesen dementsprechend wohl fühlt, dem natürlich instinktiv zustimme, so sehr muss ich aus einer wissenschaftlichen Perspektive doch den Schritt zurück machen, indem ich diesen Standpunkt beleuchten und deutlich mache. Das fehlt mir hier, hier wird normativ und wertend vorgegangen, ohne dass dieses Herangehen hinterfragt wird.

    • @Patricia Jessen :

      Verehrte relativistische Islamwissenschaftlerin: Kindern, vielmehr Mädchen, die noch nicht religionsmündig sind, ein religiöses und gesellschaftspolitisches Symbol aufzuzwingen, ist nach jeder Doktrin schamlos.

    • @Patricia Jessen :

      Frau Schröter nimmt ja eine wissenschaftliche Haltung ein und kann das auch entsprechend wissenschaftlich darlegen. Das widerstrebt ihnen. Was ist dann ihre Wissenschaft? Eher eine Meinung?

    • @Patricia Jessen :

      "... so sehr muss ich aus einer wissenschaftlichen Perspektive doch den Schritt zurück machen, indem ich diesen Standpunkt beleuchten und deutlich mache."

      Vielleicht sollten aus wissenschaftlicher Perspektive die vielen Schritte zurück endlich zugunsten eines Schrittes nach vorne vernachlässigt werden.



      Susanne Schröter antwortete sehr überzeugend. Eine Wohltat.

      • 0G
        06831 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Das ist die einzig richtige Antwort, auf diese Argumentation .

    • 9G
      94066 (Profil gelöscht)
      @Patricia Jessen :

      Dies ist ein Zeitungsinterview und kein Graduiertenkolleg. Die Interviewte hat Fragen beantwortet. Ihre Unterstellung der Überlegenheit des westlichen Systems kann ich dem Interview nicht entnehmen. Die Standortgebundenheit der Interviewten , nun ja, das Thema ist nicht critical Whiteness o.ä.. Ihre Haltung (was sie als normativ und bewertend bezeichnen) ist wohl das Ergebnis langjähriger Feldforschung, möglicherweise eine andere Standortgebundenheit als bei Ihnen.

    • @Patricia Jessen :

      Bei dem Interview geht es aber genau darum:



      als Reaktion auf den Rassismusvorwurf stellt Frau Schröter sich und ihre persönlichen Normen und Werte dar.

      Die Taz gibt mir damit die Möglichkeit zu beurteilen, ob der Vorwurf nun berechtigt ist oder nicht.

      Der Versuch, einen wissenschaftlich-neutralen Standpunkt einzunehmen, würde mir wenig weiterhelfen, Frau Schröters Werte kennenzulernen.

      Ich würde von Frau Kresta erwarten, dass sie dann interveniert.

  • 9G
    94066 (Profil gelöscht)

    vielen Dank für das Interview... vorraussehbar waren die Reaktionen im Forum, insbesondere die Kritik an Frau Schröters Haltung und Kenntnis hinsichtlich J. Butler.



    Die apodiktisch vorgetragene explizite Kritik, ebenso der Verweis auf diverse Studien (die die Wahrheit verkünden?) ist selbst offenbarend. An dieser Stelle könnte ich auch Studien zitieren und anhängen (oder auch Literatur benennen), die zu kontraversen Ergebnissen kommen. Das erspare ich aber dem Forum ( m.E etwas kindisch). Der Hinweis, dort werde mit den Frauen gesprochen , (und Frau Schröter nicht?) ist unredlich. Und wer als weiße Frau (wie Frau S.) in muslimischen Ländern gelebt , gearbeitet oder studiert hat, dort Kontakt mit Aktivistinnen und Feministinnen hatte, der weiss, das Unterstützung von Nichtmusliminnen oft sehr geschätzt wird. Daher empfehle ich einen Aufenthalt z.B. in Kairo. Dort sich mit Aktivistinnen und Feministinnen austauschen , was sich in den letzten 25 Jahren dort für Frauen verändert hat, insbesondere die zugenommene Repression , Zwang und Druck (z.B. Hidschab zu tragen). Mal über den Schreibtischrand schauen.... und den safe space verlassen.

  • Ich bin kein Islam- oder Politikwissenschaftler.



    Aber die so allgemein dahin geworfene Unterüberschrift, die sich generell mit der Kritik gegen den „politischen Islam“ beschäftigt, kommt mir doch merkwürdig vor.

    Mein sogenannter „gesunder Menschenverstand“ sagt mir das da eine große Bandbreite an politischen Ansichten verbergen sollte: liberale, rechte, linke, usw.

    Das Interview differenziert dabei aber nicht. An keiner Stelle. Es werden keine Gruppen genannt, keine Strömungen, alles wird zum Einheitsbrei „politischer Islam“.

    Allein dadurch disqualifiziert sich für mich das Interview.

    • @Rudolf Fissner:

      Wo gibt es denn bitteschön einen linken oder liberalen politischen Islam?



      Oder nur einen linken oder liberalen Islam?



      Fast nur in Europa und selbst da in der Minderheit.

      • @Suchender:

        Linke zu liberalen Bewegungen im Islam siehe weiter unten.

        Es ist doch Wurst in welchem Ausmaß dieser existiert. Der Begriff „Politischer Islam“ wird von Frau Schröter schlicht falsch - weil eingeschränkt auf fundamentale Strömungen - verwendet.

        • @Rudolf Fissner:

          Es gibt nur fundamentalistischen politischen Islam.



          Kann mich auch nicht daran erinnern,



          daß politisches Christentum jemals links oder liberal gewesen wäre.

    • @Rudolf Fissner:

      Liegt möglicherweise am Fokus von Frau Schröter auf individuelle Freiheitsrechte und die Situation von Frauen.

      So unterschiedlich beispielsweise Salafisten und Muslimbruderschaftler sind, in diesen beiden Punkten scheint es einen breiten Konsens zu geben.

      Selbst Frau Hübsch, die für beide Gruppen nicht mal eine Muslimin ist, trägt in puncto Kleiderordnung und Verhaltensregeln für Frauen diesen Konsens im wesentlichen mit.

      • @rero:

        Wenn man nur bis zwei zählen fallen diverse andere politischen Gruppen des Islams natürlich unter den Tisch, z. B. die liberalen Bewegungen im Islam: de.wikipedia.org/w...ewegungen_im_Islam

        • @Rudolf Fissner:

          Ihr Link spricht vom liberalen Islam.

          Der ist im politischen Islam nicht enthalten.

          Kann es sein, dass Sie Islamismus und Islam gleichsetzen?

          • @rero:

            ach ja - "liberalen Islam" muss man mit der Lupe suchen und findet ihn eher nicht in islamischen Ländern!

          • @rero:

            Nö. Aber das ist genau das, was ich Frau Schröter vorwerfe bei ihrer Verwendung des Begriffs „politischer Islam“.

  • Meine volle Zustimmung. Leider werden solche vernünftigen Stimmen als rassistisch nieder geschrien. Teile der Linken sowie des Feminismus haben Scheuklappen auf und denken zu wenig nach.

  • Yossi Bartal , Autor*in ,

    Das Feindbild Judith Butler ist in der „islamkritischen“ Szene weitverbreitet, basiert aber sehr oft auf verzerrte und falsche Zitaten. Auch in diesem Interview konnte ich für die Behauptungen über die angeblichen Positionen von Butler keinen Beleg finden.

    Liebe Eva Berger und Edith Kresta, können Sie die folgenden angeblichen Aussagen von Butler mit Zitaten aus ihren zahlreichen Interviews oder Büchern belegen?

    „Butler sieht in der Burka ein Bollwerk islamischer Kultur gegen die westliche Moderne“

    „Butler meint, eine Burka tragende Frau ist diejenige, die sich der Sexualisierung des weiblichen Körpers verweigert“

    „Butler bezeichnet den Schleier als Fahne der Emanzipation der muslimischen Frau“

    Ich konnte nichts dergleichen in ihren Schriften entdecken.

    • @Yossi Bartal:

      Es wäre angemessen, wenn Sie nun, da Ihnen Frau Berger offenbar die Zitate geliefert hat, Ihre an Diffamierung grenzenden Statements "Feindbild", "für die Behauptungen über die angeblichen Positionen von Butler keinen Beleg", " "Ich konnte nichts dergleichen in ihren Schriften entdecken" korrigieren - mindestens i.S. intellektueller Redlichkeit

    • @Yossi Bartal:

      Solche angeblichen Zitate passen auch nicht in die Theorie Butlers. Die Kleidervorschriften der islamischen Nomenklatura sind so repressiv, dass man sie nicht so pauschal als Zeichen der "Befreiung" deuten kann. Es gibt aber Verhüllungen, die diesen Sinn haben, aber das muss man dann auch sehen können.

      • Eva Berger , Autor*in des Artikels,
        @Monika Frommel :

        Hallo Frau Frommel,

        Ich habe @Yossi Bartal die Zitate nachgeliefert, auf die sich die Interviewpassagen zu Butler beziehen. Ein wenig erstaunt bin ich schon, dass Sie offenbar annehmen, wir würden unsere Fragen kenntnisfrei bezüglich Butlers Positionen ventilieren. So umfassend scheinen auch Sie sich dann ja doch nicht mit „Butlers Theorie“ auszukennen, wie Sie es hier behaupten.

        • @Eva Berger:

          Liebe Eva Berger: ich habe kein Wort zu J. Butler geschrieben!

      • @Monika Frommel :

        Wenn in Deutschland eine „Nomenklatura“ ihr Unwesen treibt, dann sollte man über diese berichten und gegen diese angehen. Nur davon hört man von den Anti-Kopftuchmännern und Frauen herzlich wenig.

        • @Rudolf Fissner:

          Wenn man möchte, kann man davon eine ganze Menge hören.

          Die Leute, die Sie als "Antikopftuchmänner und Frauen" bezeichnen, benennen Roß und Reiter. Deshalb steht der eine und die andere ja unter polizeilichem Personenschutz.

          • @rero:

            Rudolf Fisser - seit wann ist es gefährlich in Deutschland gegen Kopftücher zu sein ("Polizeischutz"?). Das ist doch eher mainstream.

  • Klasse Interview. Ich muss zugeben, dass ich beim schnellen Lesen nicht alles sofort verstanden habe - da das ein oder andere Thema zu weit weg ist.Ich werde es mir heute Abend noch einmal mit mehr Zeit zu Gemüte führen, da die Gedanken, die ich auf Anhieb verstanden habe, wohl überlegt und ausbalanciert erschienen. Daher will ich den Rest auch noch verstehen.



    Bitte mehr solche Interviews, die - das merkt man - Zeit gekostet haben, sie vorzubereiten und zu führen .

  • Gutes Interview, aber zwei Anmerkungen. Wenn Frau Schröter sagt, dass sie sich auch wissenschaftlich gegen Rassismen, Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung eingesetzt hat, finde ich das bedenklich. Natürlich gibt es keine ganz neutrale Forschung, trotzdem sollte von der Idee Wissenschaft erstmal einfach beschreiben, was man vorfindet. Zum einen verstellt es sonst den Blick auf die Realität, zum anderen ist "Gleichschaltung" gefährlich. Auch der "gleichgeschaltete" Kampf gegen Rassismus ist gefährlich, weil gleichgeschaltete Dinge sich auch mit einem Schnipp konzertiert in eine andere Richtung lenken lassen. Wir brauchen eine Vielfalt an Elementen und auch eine (möglichst) neutral beschreibende Wissenschaft. (Und daneben natürlich an anderer Stelle das ganz klare Bekenntnis gegen Rassismus).

    Ein anderer Punkt wäre, ob das frei getragene Kopftuch ohne Beanstandung ist. Ganz so sehe ich das nicht. Hinter dem Kopftuch steht nicht nur ein Mann-Frau-Problem, sondern auch eine Reibungsfläche zwischen verschiedenen Kulturkreisen. Alle Kulturkreise haben erstmal die gleich Berechtigung aber sie sind nicht in allem verträglich. Auch Frauen können (mit dem Kopftuch) die Anliegen ihres Kulturkreises vertreten. Sie haben alles Recht dazu, nichts daran ist schlecht - nur gibt es eben auch andere Vorstellungen. Daneben gibt es auch eine starke Gruppe, die fordert, dass sich alles denselben universellen Ideen unterordnen muss, aber das ist eben auch nur eine Gruppe von vielen.

    • @Markus Michaelis:

      Wissenschaftlich gesehen ist Rassismus eine generalisierende Betrachtungsweise nach Kriterien, denen ohne Beleg eine Unterscheidungskraft eingeräumt wird und die dann meist recht schnittig von der deskriptiven auf die normative Ebene springt, bzw. der Wunsch von vorneherein der Vater des Gedankens war.

      Kurz gesagt: Als Wissenschaftler ist man aus wissenschaftlichen Gründen gegen Rassismus, als Mensch aus ethischen Gründen.

  • 0G
    06831 (Profil gelöscht)

    Bin in allen Punkten bei Frau Schröter.



    So ein kluges Interview, von beiden Seiten.



    Besser kann Frau es nicht sagen.



    Hört bitte auf mit dem Verständnis, wenn es zwangsweise ist. Das ist es ohne Frage bei Kindern und Jugendlichen.

    Unterstützt die Frauen, die für ihre Kopffreiheit kämpfen. Wobei ich das Wort nicht nur als Kopftuchträger sehe.



    Ihr Frauen hier habt alle , fast alle, Freiheiten. Wie könnt ihr für die Bevormundung eurer Geschlechtsgenossinen eintreten?



    Helft ihnen da raus zu kommen!

  • (Kultur)relativismus in seiner starken Formulierung war schon immer selbstwidersprüchlich.



    Wenn alles relativ ist, dann auch dieser Satz, der aber universale Gültigkeit beansprucht.



    Der bessere Ansatz ist es, die Verschiedenheiten und Paradoxien benennen zu können um den universellen Anspruch zu wahren.

    Insofern bin ich ganz bei Frau Schröter.

    • @pitpit pat:

      Es wäre lauter gewesen darauf hinzuweisen, dass "starke Formulierungen" des Kulturrelativismus nur von Gegner*innen des Kulturrelativismus formuliert werden.

      • @My Sharona:

        Nein, bzw.: das ist belanglos. Wenn Sie Vertreter eines schwachen Relativismus sind, werden sie mir zustimmen und sich nicht betroffen fühlen.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @pitpit pat:

      Icke och

  • man darf auf antiemanzipative/antiliberale bedürfnisse (die haben auch rechtsradikale und christliche fundamentalisten) keine rücksicht nehmen. im gegenteil: so etwas gehört entlarvt und delegitimiert.

  • www.degruyter.com/...3839409596-017.pdf



    Hier differenziert die Kulturwissenschaftlerin Indre Monjezi Brown Begriffe, Geschichte, Koranquellen, Herkunftseinflüsse und zeigt ganz unterschiedliche Motive von Musliminnen in Deutschland ein Kopftuch zu tragen die mitnichten unisono in die hierzulande dominierende Opferlegende passen. Sie hinterfragt nebenbei die von der nichtmuslimischen Mehrheit beanspruchte Deutungshoheit die besser als die Musliminnen selbst zu wissen behaupten, warum sie ein Kopftuch tragen. Solche Stimmen wünsche ich mir mehr auch in der taz.

    • @Nina Janovich:

      Es geht hier nicht darum, ob eine Frau selbstbewusst ein Kopftuch trägt. Es geht viel mehr um die Frage, ob sie sich im Namen ihres Gottes weigert, dieses in einer durch Humanismus, Reformation und Aufklärung geprägten Welt in bestimmten öffentlichen Bereichen und Lebenssituation abzulegen. Wer sich da verweigert, zeigt, dass er einer Minderheit des Islam angehört, die sich nicht nur zahlenmäßig im Mittelalter befindet. Da wollen wir aber nicht wieder hin zurück. Dass bei diesem Hintergrund Kritikern Rassismus unterstellt wird, ist einfach nur gaga.

    • @Nina Janovich:

      Danke! Von mir auch der Hinweis darauf, dass Frau Prof. Schröter innerhalb diverser Fachcommunities (Ethnologie, Islamwissenschaft, Religionswissenschaft) eine Minderheitenposition vertritt. Wer sich über die Komplexität des Phänomens informieren möchte (jenseits einer normativen, aber unanlytischen Sprache des Absoluten, der Totalitarismen und des Universalen), könnte mit der Lektüre von Saba Mahmoud, Lila Abu-Lughod und Nancy Hirschmann beginnen.

      • 9G
        94066 (Profil gelöscht)
        @My Sharona:

        wenn ich Ihren kurzen Kommentar hier einer Textanalyse unterziehe, dann fällt auf, dass Ihr Kommentar all dies transportiert , was Sie anderen unterstellen .Normativ in der Bewertung von Frau Schröter:Minderheitenposition (als ob Mehrheitsposition ein Gütekriterium wäre). Wesentliche Impulse kommen oft aus Minderheitenpositionen....Leicht autoritär: Sie wissen, welcher Sprache und welcher Lektüre man sich bedienen muss um der Komplexität gerecht zu werden....



        Dabei ein oberlehrerhafter Ton (der ist mir nicht fremd, aber ich verpacke ihn nicht in eine Schwurbelsprache). Eigentlich unterstellen Sie Ihrem Gegenüber, dass sich eigenständig ohne Ihre Lektüreempfehlung kein Urteil bilden könnte......vielleicht mal etwas Selbstreflexion?

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Nina Janovich:

      Alles klar, jetzt hauen wir uns die 28-seitigen PDF um die Ohren...

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Es lässt sich halt nicht jede komplexe Problematik in fünf Minuten abhandeln?

        Mich wundert echt die nahezu zwanghafte Tendenz einiger Foristen, zu jedwedem Thema ihren Senf abgeben zu müssen, ohne sich jemals damit wirklich beschäftigt zu haben.

        Als eine, die das getan gat, kann ich nur sagen: die Gründe, sich mit irgendwelcher religiösen (oder vom Religiösen in andere Gefilde transferierter) Symbolik zu behängen, sind vielfältig. Und die Differenz zwischen geknechteter Afghanischer Bäurin in Burqa und tunesisch-deutscher Informatikstudentin mit Jeans, Kopftuch u iPods ziemlich riesig.

        Da sind Positionen, die solche Symbolik einfach mal rundweg als Ausdruck islamistischer Unterwerfung bezeichnen einfach genauso beknackt wie jene, die das alles rundweg als supi null Problemo oder gar als bloßen Ausdruck fröhlicher Selbstbestimmtheit abfeiern. (Wobei Butler meines Wissens nur behauptet hat, dass letzteres auch der Fall sein KANN. Ob als Popikone oder Feindbild Nr.1: Frau Butler und ihre Publikationen werden von allen Seiten auch gern ziemlich unterkomplex reflektiert.)

        Oft liegt die Wahrheit dazwischen, manchmal ist's beides auf einmal, vielfach spielen da kontextuell noch völlig andere Themen mit rein. Und sich sinnvoll damit zu beschäftigen, geht halt schecht in aufgeheizten Kurzformaten voll mäßig informierter vorgefasster Meinungen.

        • @kami:

          "...zu jedwedem Thema ihren Senf abgeben zu müssen, ohne sich jemals damit wirklich beschäftigt zu haben".

          Die Meinungsfreiheit ist nicht an ein Studium des jeweiligen Themas gekoppelt.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @kami:

          Aber sagt denn Frau Schröter, dass das Kopftuch in jedem Fall Ausdruck islamistischer Unterwerfung ist?

          Und was ist wenn wir nicht die afghanische Bäuerin nehmen, sondern alle Frauen im Iran?

          Und ist es unterkomplex festzustellen, dass es Frau Butler desavouiert, wenn sie Hamas und Hisbollah zur globalen Linken rechnet? Von BDS mal ganz zu schweigen.

          Aber was weiß ich, die 28 Seiten habe ich nicht gelesen.

          Ich finde es aber eher unseriös, ein zwei Sätze zu schreiben und dann: Bamm, der link.

  • butler hat sehr richtig erkannt dass die burka gegen die westliche moderne gerichtet ist.



    genau deshalb ist die kritik an der verschleierung berechtigt. die westliche moderne ist es nämlich die individuelle autonomie und die kritik an religion (sowohl der islamischen wie der christlichen wie jeder anderen) ermöglicht hat. dass das, unabhängig von geschlecht, alter und hautfarbe, den kritisierten nicht gefällt ist wenig überraschend. mehr kritik bitte! der wütenden aufschrei der entlarvten zeigt nur das sie richtig war.

    • @kipferl:

      Die Frage ist, wie "westliche Moderne" hier zu lesen ist. Wenn man damit die patriarchale, kapitalistische, bürgerlicher Moderne des 19.Jhd und die Folgeprodukte davon versteht, bedeutet das Zitat plötzlich was ganz anderes.

    • @kipferl:

      Die Kritik aber bitte in alle Richtungen ausbringen und nicht selektiv gegen das als Fremd wahrgenommene.

      • @Hampelstielz:

        ps: kritik muss übrigens weder konstruktiv noch ausgewogen sein. es kommt nur auf die argumentativ/intellektuelle qualität an.

      • @Hampelstielz:

        gerne: besser als der islamistische anspruch darauf die individuelle lebensführung zu bestimmen sind entsprechende bestrebungen z.b. fundamentalisticher evangelikaler, traditionalistischer katholiken oder ultraorthodoxer juden auch nicht. es ist geradezu eine zentrale errungenschaft der aufklärung alles kritisieren zu dürfen - hier müssen sich muslime noch an das gewöhnen was für christen und juden (auch deren modereratesten vertreter) schon lange alltäglich ist und nichts mit rassismus zu tun hat.

        • @kipferl:

          Interessant, dass du schnell unterstellst ich hätte versucht dich zu bemüssen. Mein Hinweis diente dazu, einen Input zu geben, wie authentisch es im Sinne einer freiheitlichen Gesinnung ist, ständig mit Kopftüchern beschäftigt zu sein.



          Hat natürlich nichts mit Vorurteilen und Ablehnung zu tun. Man denkt doch nur laut und stellt entsprechend auf hohem intellektuellen Niveau Fragen und trifft die folgerichtigen Aussagen. Alles klar.

  • ichsachmaso: Schröter hat nichts verstanden. auch nicht den kontext von org.uib.no/smi/sem...sum/Abu-Lughod.pdf

    • @christine rölke-sommer:

      Nehmen Sie mich auch auf die Liste der Unverständigen. Um mal die rhethorische Frage aus ihrem Link zu beantworten: "

      Are emancipation, equality, and rights part of a universal language we must use?"

      Yep.

      In other words ,might other desires be more meaningful for different groups of people?

      Yep, aber das ist keine Entschuldigung. Muss man eben unter einen Hut kriegen.

      • @pitpit pat:

        der kontext ist die kritik am *embedded feminism* des *war on terror*, der mit feminismus nichts, aber auch garnichts am hut hatte+hat. und diese spezielle kritik kam nicht von Judith Butler, sondern von Lila Abu-Lughod - steht übrigens ganz oben im paper zu lesen.



        frau Schröter hat also noch nicht mal verstanden, dass es da 2 personen gibt. sondern sie rührt alles, was ihr nicht ins konzept paßt, zusammen zu 1 matschepampe.

        • @christine rölke-sommer:

          Danke für die Erläuterung, aber ich sehe nicht, warum der Kontext hier etwas ändert.



          Es ging für mich um die Frage, ob die machtkritische, selbstermächtigende Lesart des Kopftuchs zu dem Schluss führen kann, das Kopftuch ohne Ansehung seines repressiven Charakters zu bejahen.



          Das hat erstmal nichts mit der Frage zu tun, ob die USA für die Frauenrechte in Afghanistan oder sonstwo einen Krieg anfangen dürfen.

          • @pitpit pat:

            dann sag ich es noch anders: frau Schröter wehrt einfach alles, was an kritiken an ihren arbeiten aus den gender-studies kommt, mit dieser sehr simplen personifizierung ab.



            zu Ihrer frage, ob... ja, das geht. es gibt frauen, die das tun. eine war übrigens bei frau Schröters konferenz www.normativeorder...der-unterdrueckung zu hören+erleben.

            • @christine rölke-sommer:

              " frau Schröter wehrt einfach alles, was an kritiken an ihren arbeiten aus den gender-studies"

              Verständlich! Wenn ich als Koch 3* im Guide Michelin halte, lasse ich mir ja auch nicht von einem McDonalds Bulettenwender reinreden, oder?

            • @christine rölke-sommer:

              Ich kann Frau Schröters Kritikfähigkeit nicht beurteilen, aber ich dachte, wir verhandeln hier (ihre) Positionen zum politischen Islam und nicht die Kritikfähigkeit der Diskussionsteilnehmer.

              Es wirkt ein wenig so, als ob Sie sich sonst selber dem Vorwurf aussetzen, den Sie Frau Schröter machen.

  • Zitat: „Mir geht es nicht um den Islam, der sehr unterschiedliche Facetten aufweist, sondern um eine politische Strömung, die ich für äußerst gefährlich halte.“

    Worum es Susanne Schröter geht, ist ihren Gegnern vermutlich völlig wurst. Den „AktivistInnen“ geht es um ihre eigene Ideologie. Sie brauchen den Hass, weil sich damit Massen beschleunigen lassen. Die Massen-Beschleunigung aber wird gebraucht, um nach guter alter Kreuzritter-Art einem Glauben zum Durchbruch zu verhelfen.

    Susanne Schröter ist für „Aktivist*inen“ nur ein Instrument in ihrem Kampf, keine Person. Instrumente aber fühlen sich nicht verletzt, wenn sie benutzt werden. Schröters Gegner haben also vermutlich auch kein schlechtes Gewissen, wenn sie die Wissenschaftlerin absichtlich fehlinterpretieren. Es dient ja angeblich der guten Sache.

    Dass sich Susanne Schröter von der taz Absolution verspricht, kann ich verstehen. Sie mag sich etwas allein gefühlt haben zuletzt. Nicht verstehen kann ich, dass sie Musliminnen offenbar nicht als Individuen wahr nimmt. Dass einzelne Muslimas sich womöglich vom männlich geprägten „Konzept hinter dem Schleier“ bereits so weit emanzipiert haben, dass sie das Tuch wie eine Trophäe tragen können, scheint schlicht unvorstellbar zu sein für Frau Schröter. Wie das kommt, hätte ich gerne erklärt gehabt.

    Schade, dass Eva Berger danach nicht gefragt hat. Im Übrigen wäre ich mit Behauptungen wie der, wir würden bereits „nicht mehr in Zeiten [leben], in denen Rassismus salonfähig war“, vorsichtig sein. Vor allem, wenn ich noch leben müsste vom Kampf gegen Rassismus. Wobei – gegen die „Salons“ soll es ja offenbar nicht gehen.

    Ach ja, eins noch: Wer „Totalitarismus [kritisiert], egal woher er kommt, egal in welcher Verkleidung er auftritt“, der muss eigentlich fest damit rechnen, dass er nicht nur aus einer Richtungen attackiert wird. Wüsste die taz das schon, müsste sie diese Konferenz vielleicht nicht SO skandalisieren. Sie könnte dann einen ganz anderen Fokus wählen.

    • @mowgli:

      "Dass einzelne Muslimas sich womöglich vom männlich geprägten „Konzept hinter dem Schleier“ bereits so weit emanzipiert haben, dass sie das Tuch wie eine Trophäe tragen können, scheint schlicht unvorstellbar zu sein für Frau Schröter."



      Das weiß ich nicht. Aber ich habe Frau Schröter so verstanden, dass es ihr nicht um einzelne Muslima geht, sondern um ein repressives System.

    • @mowgli:

      Lesen hilft: "Ich unterscheide zwischen dem individuellen Recht einer Frau, zu tragen, was sie möchte, und dem „System Kopftuch“. Wenn eine Frau aus freien Stücken sagt, ich möchte der Öffentlichkeit zeigen, ich bin Muslimin und dafür ist das Kopftuch richtig, das akzeptiere ich selbstverständlich. Eine religionsmündige Frau in einer freien Gesellschaft, die nicht unter dem Druck irgendwelcher Communitys steht, kann sich auf den Kopf ziehen, was sie möchte."

  • Eines der seltenen Interviews, bei denen man das Gefühl hat, dem Gespräch zweier Schwergewichte beizuwohnen.



    Fragen, die nicht bloß Stichworte sind, Antworten, die nicht leicht zu verdauen sind.



    Interviews sollten öfter so geführt werden

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Frank Martell:

      Sehe ich ganz genauso. Eine Perle.