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Andrea Ypsilanti über Linksbündnisse„Die SPD hat Angst gehabt“

Andrea Ypsilanti arbeitet seit Jahren für Rot-Rot-Grün. Auch nach der Bundestagswahl hält die SPD-Politikerin die Debatte um linke Mehrheiten für notwendig.

„Es braucht es weiter die Debatte um linke Mehrheiten in der Gesellschaft“: Andrea Ypsilanti Foto: Bernd Hartung
Jörg Wimalasena
Interview von Jörg Wimalasena

taz: Frau Ypsilanti, die Linkspartei musste bei der Bundestagswahl empfindliche Verluste hinnehmen. Für die von Ihnen favorisierte „linke Reformbewegung“ gibt es keine Mehrheit. Hat sich das Thema Rot-Rot-Grün nun erledigt?

Andrea Ypsilanti: Nein, überhaupt nicht. Man darf Rot-Rot-Grün nicht nur als Parteienkonstellation sehen, sondern auch die gesellschaftlichen Inhalte, die dahinterstehen. Egal, welche Koalition jetzt kommt – es sieht ja nach Ampel aus. Die harten Themen Klimawandel und Umverteilung werden damit nicht gelöst werden. Deshalb braucht es weiter die Debatte um linke Mehrheiten in der Gesellschaft.

Aber auch vor der Wahl schien das Interesse gerade bei Ihrer Partei, der SPD, und den Grünen an einer Zusammenarbeit gering zu sein. Annalena Baerbock sprach der Linkspartei die Regierungsfähigkeit ab.

Die Linksrutsch-Debatte hat erneut funktioniert. Es ist gelungen, die Verunsicherung der Menschen, „was heißt sozial-ökologischer Umbau für mich im Alltag“, in eine Verbots­debatte umzuwandeln, die medial befeuert wurde. Es ist richtig: Dafür wird es in den kommenden vier Jahren keine Mehrheit geben. Aber man kann ja nicht die Hände in den Schoß legen.

Im Interview: Andrea Ypsilanti

64, war von 2003 bis 2009 Vorsitzende der hessischen SPD. Aktuell ist sie beim „Institut Solidarische Moderne“ aktiv, einer überparteilichen Denkfabrik für solidarische Politikkonzepte.

Aber diese Gegenkampagne kam ja nicht nur aus der Presse, Kritik gab es auch aus der Führungsriege Ihrer Partei. Woher kommt die Abneigung innerhalb der SPD gegen die Linke?

Die Linkspartei hat einfach eine schlechte Performance hingelegt in den vergangenen Jahren. Sie hat innerparteilich große Schwierigkeiten. Man nimmt ihr nicht ab, dass sie regierungsfähig ist in diesem Zustand. Viele Linke-Wähler sind bei dieser Wahl zurück zur SPD gewandert, weil es ihnen nicht gelungen ist, diese Menschen an sich zu binden.

Also ist die Linkspartei das Problem?

Nein, es ist ein Zusammenspiel vieler Gründe. Die innerparteilichen Verhältnisse der Linkspartei, die mediale Aufladung des „Linksrutsches“ und die Ängstlichkeit der Menschen vor einer grundlegenden Veränderung.

2008 haben Sie nach der Landtagswahl versucht, in Hessen eine Zusammenarbeit mit der Linken anzustoßen. Der Versuch endete in Ihrem Rücktritt. Damals argumentierten innerparteiliche Gegner mit der Rolle der Linkspartei als SED-Nachfolgerin und warnten vor Kommunisten in der Regierung. Die aktuelle Kritik bezieht sich eher auf die Opposition der Linken gegen die Nato und die EU. Hat die Rote-Socken-Kampagne eine Evolution durchgemacht?

Das ist 13 Jahre her, damals war es ein absolutes Tabu, irgendetwas mit den Linken zu machen. Vieles von dem, was wir damals politisch wollten, neue Energiepolitik, Solidarische Bürgerversicherung und soziale Gerechtigkeitspolitik, ist heute noch aktuell. In Berlin regieren wir mit der Linken, in Thüringen auch. Es gibt mittlerweile einen Parteitagsbeschluss, der das auch formal ermöglicht.

Aber warum dann die ständigen Angriffe von SPD und Grünen auf die Linkspartei?

Jede Partei will dafür sorgen, dass sie die meisten Stimmen hat, deshalb grenzt man sich von der Konkurrenzpartei ab. Was ich fatal finde, ist, dass die politischen Inhalte dabei keine Rolle spielen. Es ist doch klar, dass mit einer rot-rot-grünen Regierung mehr von dem umgesetzt werden kann, was die drei progressiven Parteien wollen. Diese Abgrenzung ist unklug.

Könnte man daraus nicht schließen, dass der SPD die sozialen Anliegen gar nicht so wichtig sind? Sonst hätte man doch einen rot-rot-grünen Lagerwahlkampf führen können.

Die SPD hat Angst gehabt, eine Wählerschaft in der sogenannten Mitte zu verlieren. Ein Stück weit hat das ja auch funktioniert, diese nicht mit einem Lagerwahlkampf zu verprellen. Wegen Laschets Versagen sind viele Union-Wähler zur SPD gegangen. Ich würde meiner Partei auch nicht unterstellen, dass sie ihr Programm nicht ernst nimmt, aber es ist doch klar, dass mit der FDP viele Themen, die die SPD setzen will, nicht zu verwirklichen sind.

Wie kann man denn die Unterschiede zwischen den drei Parteien überbrücken? Gerade bei den umstrittenen Themen wie dem Militärbündnis Nato oder der EU?

Sie können nicht von mir erwarten, dass ich darauf eine endgültige Antwort habe. Man sollte in Prozessen denken. Die sind in den letzten Jahren in Gang gekommen, aber bei Weitem nicht abgeschlossen. Die Parteimitglieder, die sich für ein progressives Bündnis engagieren, müssen gestärkt werden, gemeinsam Diskussionen führen und mit Zivilgesellschaft, Gewerkschaften und Bewegungen in Kontakt kommen, um in der Breite des ­gesellschaftlichen Diskurses gemeinsam Lösungen zu finden.

Klingt ziemlich langwierig …

Ja, aber je länger der Prozess aufgeschoben wird, desto schwieriger wird’s – vor allem beim Klimawandel. Brennende Landstriche, Überflutungen. Das wird ja alles weitergehen. Wir beim Institut Solidarische Moderne versuchen, diesen Prozess zu organisieren.

Haben Sie Hoffnungen, dass für wichtige Fragen gute Lösungen gefunden werden könnten innerhalb einer möglichen rot-grün-gelben Ampelkoalition?

Ich habe keine Fantasie, wie man sich mit der FDP bei der Steuer- und Umverteilungspolitik einigen kann, die die Grundlage für alles andere ist. Die Ampel wird die beste aller schlechten Möglichkeiten sein. Ich wünsche mir, dass im Klimabereich und in der Sozialpolitik ein paar Projekte angestoßen werden, die eine Aussicht auf eine Transformation wenigstens eröffnen. Das wird sehr schwierig. Aber ich kann mir gerade keine Alternative vorstellen, die nicht noch schwieriger wäre.

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37 Kommentare

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  • „Die SPD hat Angst gehabt“

    Ja, so kennt man sie. Georg Schramm hat es einmal so formuliert: „Die SPD macht sich in jede Hose, die man ihr hinhält.“



    Das war die Abwandlung eines Satzes von Dieter Hildebrandt („Die ARD macht sich in jede Hose, die man ihr hinhält. Und die Privaten senden das, was drin ist.“)



    Ich teile die Analyse von Andrea Ypsilanti, dass insbesondere auch die Verteufelung und Tabuisierung der Linken diesem Land seit Jahrzehnten Stillstand bereitet hat.



    Schau'n wir mal, wie lange es diesmal dauert bis sich die SPD von der „Union“ zu dem zwingen lässt, was Olaf Scholz eigentlich schon immer wollte.

    by the way: Der kleine Olaf sucht seine Mutti.

    • @Rainer B.:

      Leider ist die "Verteufelung und Tabuisierung" der Linkspartei zu einem guten Teil von dieser selbst betrieben worden. Wer sich regelmäßig unter dem Banner der tapferen Prinzipientreue zwar vor der eigenen Klientel super in Szene setzt, aber der großen Mehrheit der Wählerschaft ein angewidertes Schaudern den Rücken runterschickt, der wird auch weiter nötig machen, dass potenzielle Partner sich lautstark von ihm distanzieren, um nicht selbst die besagte Mehrheit zu vergrätzen.

      • @Normalo:

        Dass Sie auch zur potentiellen Wählerschaft der Linken gehören könnten, hätte ich nach ihren Kommentaren jetzt nie vermutet.



        Nur soviel: Verteufelung und Tabuisierung sind - beim besten Willen - nichts, was eine Partei irgendwie selbst aktiv betreiben könnte. Da gehören definitiv immer andere dazu.

  • ... und jetzt erwas ganz Anderes:



    Filmzitat aus der deutschen Synchronfassung von 'Das Leben des Brian', bei einem Treffen von Mitgliedern der Volksfront von Judäa: "Es gibt Typen die wir noch mehr hassen als die Römer, diese verfluchten Judäischen Volksfront Mistkerle." "Spalter".



    ... und jetzt etwas ganz Anderes:



    im vorstehenden Interview taucht die Frage nach "ständigen Angriffe von SPD und Grünen auf die Linkspartei?"

    • @Mr.Henry:

      Im Ringen um die Stimme des Wählers ist der Mitbewerber mit dem ähnlichsten Programm der grösste Konkurent.



      Da nach der Wahl auch vor der Wahl ist, könnte es im Hinblick auf den nächsten Wahlerfolg erfolgversprechend erscheinen mit dem 'Anderen Lager' zu Koalieren. Mich erinnert das an den unterschied zwischen kurzfristigem Shareholder-value und den langfristigen Interessen der Bürger.

      • 3G
        32533 (Profil gelöscht)
        @Mr.Henry:

        Durchaus nachvollziehbar, was den Aspekt der Konkurrenz angeht.

        Doch wieso denn in die Ferne schweifen, wenn das Schlechte liegt so nah?

        Auch hier in der 'Kommune' ist dieser Sachverhalt höchst wirksam. Auch und besonders beim 'Betreuten Schreiben'.

  • 3G
    32533 (Profil gelöscht)

    "Die beste aller schlechten Möglichkeiten". Vielleicht die beste Beschreibung, die ich in dieser causa bislang gelesen und gehört habe.

    Nein, nicht nur vielleicht. Ganz sicher.

  • Es gibt keine linke Mehrheit. Man hat das doch bei der Bundestagswahl gesehen: Rückt die SPD auch nur ein kleines bisschen nach links, wird die Linkspartei so schwach, dass sie nur noch mit Hängen und Würgen in den Bundestag kommt. Die meisten Wähler von SPD und Grünen stehen Union und FDP wahrscheinlich auch näher, als der Linkspartei. Ypsilanti ist doch das beste Beispiel, sie hat damals ihre Mehrheit für R2G nur bekommen, weil sich viele Wähler der SPD auf ihr Versprechen verlassen haben, nicht die Linke in die Regierung zu wählen.

    • 3G
      32533 (Profil gelöscht)
      @Ruediger:

      Was den Mißerfolg von rotrotgrün angeht: nicht die einzige Erklärungs-möglichkeit. Und ganz sicher nicht die naheliegendste.

      Gerade WEIL in der SPD (Seeheim liegt nicht zufällig in Hessen) manche Parteimitglieder dichter an CDU oder FDP stehen, ist das Projekt gescheitert.

      Leider.

      Der Deutsche an sich sollte halt nicht unnötig verunsichert werden.

      • @32533 (Profil gelöscht):

        @Ruedigers Erklärung ist schon deutlich naheliegender (auch als Ihre), wenn man jenen lästigen, aber leidergottseidank nunmal bestimmenden Faktor in einer Demokratie NICHT aus seinen Erwägungen ausklammert: Den Wähler. Der würde nämlich einer Partei, die NICHT zu Teilen näher an CDU und FDP liegt als an der Linken, im Zweifel auch weniger zahlreich sein Vertrauen schenken.

        Ihr Posting klingt, als hätten es die Parteien in eigener Machtherrlichkeit zu bestimmen, wer mit wem regiert. Dem ist aber nicht so. Ypsilanti hat seinerzeit nur eine rechnerische(!) RRG-Mehrheit erzielt, nachdem sie versprochen hatte, dass es RRG nicht geben würde. Wenn man den Umfragen glauben darf, hat das im Wahlkampf den entscheiduenden Impuls gegeben. Sie ist dann daran gescheitert, dass ein oder zwei Abgeordnete sich auch tatsächlich an das gegebene Versprechen halten wollten. Als die SPD nochmal OHNE dieses Versprechen angetreten ist, hat die CDU dankend das Ruder zurückgenommen - und bis heute in Hessen auch nicht wieder abgegeben.

        Zu behaupten, das Scheitern von RRG sei nur ein internes Problem des SPD-Parteiapparates mit den pösen Seeheimern, passt mit dieser Sachlage ganz und gar nicht zusammen. Auch wenn SIE sie nicht mögen: diese Seeheimer gehören ganz wesentlich zu dem Paket, das jemand unterstützt, der sein Kreuzchen bei der SPD macht. Und solange die Seeheimer (und im Zweifel auch noch andere SPD-Mitglieder) es schaffen, RRG-Bekenntnisse der SPD zu unterbinden, wird man auch nicht davon ausgehen können, dass jede SPD-Stimme eine RRG-Stimme ist und dass sie auch fließen würde, wenn die SPD sich vorher zu RRG bekannt hätte.

        Bei der Bundestagswahl hat man es wieder gesehen: Scholz ist im Prinzip die TSG-Linie von damals in Hessen gefahren: Die Linkspartei inhaltlich angreifen aber nichts ausschließen. Platz 1 hat er damit gewonnen, aber nur auf Kosten von RRG. Denn die Kombo hat WIEDER keine Mehrheit.

        • 3G
          32533 (Profil gelöscht)
          @Normalo:

          Das kann man auch so sehen. Muss man aber nicht.

          Was ich mag, war eher rudimentär mein Thema an dieser Stelle. Dass der Seeheimer Kreis zum 'Paket' gehört, habe ich nicht bestritten. Genauso wenig wie ich behauptet habe, jede SPD-Stimme sei eine für RRG.

          Falls doch bitte ich um erlauchten Hinweis.

          Wenn Sie hier von Mehrheiten schreiben: wo ist denn die - manifeste und nicht nur heimliche (über Parteigrenzen hinweg)?

  • Ich empfinde das als Hesse hier als Geschichtsklitterung.

    Andrea Ypsilanti hatte vor unserer damaligen Landtagswahl, ein Bündnis mit der Linken ausgeschlossen. Ja es gab Widerstände innerhalb der SPD, aber das Hauptproblem war schlicht und einfach, dass die Frau ganz offen Wortbruch betreiben wollte und wir, Mitte-Links, Linke sind eben nicht die Konservativen, wo das zum guten Ton gehört und die Wähler das einfach schlucken. Andrea Ypsilanti hat

    "Das ist 13 Jahre her, damals war es ein absolutes Tabu, irgendetwas mit den Linken zu machen."

    Und hier wird es dann komplett lächerlich. Seit 2006 regierte die SPD mit der PDS/Linken in Berlin, soviel also zum

    • @Sven Günther:

      "und wir, Mitte-Links, Linke sind eben nicht die Konservativen, wo das zum guten Ton gehört und die Wähler das einfach schlucken."

      Nun ist es ja so, dass in Hessen der Landtag die Ministerpräsidentin wählt.



      Es ging in dieser konkreten Situation (4 SPD-Abgeordnete verweigerten ihr die Stimme, wenn ich mich recht entsinne) nicht um die Wähler*innen, sondern um diese 4 Abgeordneten (und evtl. um den Einfluss des Seeheimer Kreises, aber das ist schon abstrakter).

      • @MontNimba:

        diesen vier Leuten bin ich extrem dankbar.

      • @MontNimba:

        Diese Passage ist auf die enormen Verluste der SPD bei der folgenden Wahl 2009 gemünzt, von 36,7% ging es runter auf 23,7%.

        Ich erinnere mich noch, die FDP hatte hier in Frankfurt praktisch nur Plakate aufgehängt mit "Unser Wort gilt" oder so ähnlich.

        • @Sven Günther:

          OK, das Argument nehm' ich!



          (Wobei die SPD womöglich "Erfolgspunkte" gesammelt hätte - trotz Wortbruch - wenn es mit der Koalition inklusive Ministerpräsidentin geklappt hätte. So stand sie als wortbrüchig UND als Verliererin da. Koch hat's den Allerwertesten gerettet.)



          Grüßle

          • @MontNimba:

            Dann muss man aber umgekehrt in die Waagschale werfen, dass die CDU wieder mit Roland Koch (Lügner, Verlierer, beim Wähler unten durch - same story...) in diese Folgewahl ging und locker gewann - und seitdem auch durchgehend den Ministerpräsidenten stellt.



            Es spricht schon eine Menge dafür, dass die Haltung zu RRG nicht nur für die vier SPD-internen "Nestbeschmutzer" von wesentlicher Bedeutung war, sondern eben auch nachhaltig für eine Menge Wähler.

        • @Sven Günther:

          Ich lebte damals im Stadtteil Dornbusch, wo ein Wahlplakat der Linken hing mit den Worten „Reichtum für alle“ und 200 Meter weiter eins mit „Reichtum besteuern“.

          So macht sich jede Partei lächerlich.

          • @Magenta:

            Könnte von Wagenknecht sein



            Aus dem Untergrund.

            Aber lieber solche Botschaften ,als die von FDP: " Steuererhöhungen sind Sabotage am Aufschwung".



            Mein lieber Mann,da weiss nicht jeder gleich,fuer wen der Profit noch mehr sprudelt ,wenn die FDP an der Macht ist.

            • @Trotzleo:

              Wissler ist Frankfurt

    • @Sven Günther:

      Und ich als Hesse , hätte damals über dieses kleine nichtgehaltene Wahlversprechen gut hinwegsehen können. mit Spannung würde ich gerne das Paralleluniversum sehen in dem nicht der tausendsassa bouffier die grünen endgültig weg von ökologischer bedachtheit hin zum Neoliberalismus getrieben hätte - sondern Ypsilanti ihnen zusammen mit den Linken das soziale gewissen eingehaucht hätten. Es wäre ein anderes Hessen mit Hermann Scheer als Wirtschaftsminister geworden. Schade um die vertane Chance.

      • @niko:

        Ich wäre für praktisch alle Kombos zu haben gewesen, die Roland, wo kann man hier gegen Ausländer unterschreiben, Koch wieder zurück nach Eschborn geschickt hätten.

        Aber das war einfach extrem schlecht von Ypsilanti gelöst. Wir wollen Roland Koch und die CDU ablösen und werden dazu mit allen demokratischen Kräften zusammenarbeiten, nothing else to say.

        Dann wäre, zumindest meiner Meinung nach, auch die Diskussion innerhalb der SPD anders verlaufen. So wurde es den Gegnern eines Linksbündnis extrem einfach gemacht. Du hast vor der Wahl etwas anderes Versprochen, also stimmen wir nicht zu.

        • @Sven Günther:

          Da stimme ich Dir zu, nur vermute ich das auch dann eine Wahl Ypsilanti s recht unwahrscheinlich gewesen wäre - es gab und gibt in der SPD immer eine Handvoll Menschen die ein solches Linksbündnis nicht mittragen wollen.

  • Am Ende zeigt sich warum die SPD so links nicht mehr ist.



    "Ich habe keine Fantasie, wie man sich mit der FDP bei der Steuer- und Umverteilungspolitik einigen kann, die die Grundlage für alles andere ist."



    Die Natur wird nicht warten bis die Staaten der welt endlich darüber philosophiert haben wieviel Geld man in den Klimaschutz stecken möchte.



    Hier geht Natur und Menschenleben vor Geld, denn dann wäre es "links". Was bringen mir Löhne und Gehälter, wenn alle 2-3 Jahre mein Hab und gut wegschwimmt? Genau NICHTS. Aber das man ggeld nicht essen kann, werden auch die irgendwann mal vielleicht begreifen.

    • @Daniel Drogan:

      Ob mein Hab und Gut wegschwimmt, wird, wenn überhaupt, eher in China entschieden als im hessischen Landtag.

      • @sabado:

        Immer die Anderen...kennen wir, wissen wir. Zum Glück müssen WIR dann nicht handeln und überlegen.



        Hauptsache WIR beschützen das Kapital, dann geht es uns allen ja gut.



        Naja außer denen die halt ihr Hab und Gut verlieren, aber alles soweit ok, solange es einen nicht selbst trifft. *facepalm*

  • Frau Ypsilanti ist damals in Hessen nicht am Widerstand der Partei gescheitert, sondern an sich selbst. Wenn man im Wahlkampf eine Koalition mit der Linkspartei ausschließt, dann am Wahlabend aber (aus reinem Machterhalt) sagt: „Okay, ich hab’s mir anders überlegt, ich find die Linkspartei DOCH super und bilde nun eine Regierung mit ihnen“, ist doch klar, dass einen keiner mehr Ernst nimmt. Die Linken in der SPD sollten mal zur Kenntnis nehmen, dass über die Hälfte der SPD Wähler nicht die Partei und deren Inhalte, sondern Olaf Scholz als Person gewählt haben. Und DER ist nun wirklich alles andere als links… Muss man nicht mögen, aber so zu tun als ob man den Wahlerfolg nun den Jusos und DEREN inhaltlicher Ausrichtung verdankt, ging schlicht und ergreifend an der Realität vorbei.

    • @Gregor von Niebelschütz:

      so ist es und es wird sehr spannend, ob die von Ihnen angesprochenen Teile der SPD das auch verstehen bzw. wie sie auf ein Bündnis mit der FDP reagieren werden.

  • Bin mal gespannt, was in den Koalitionsverhandlungen mit der FDP umwelt- und sozialpolitisch so rausspringt … ehrlich gesagt, wird mir von Tag zu Tag klammer, je näher die Ampel als reale Möglichkeit rückt. Am Wahlabend war da noch mehr Euphorie über den Zugewinn der SPD (obwohl ich diesmal die Linken gewählt habe).



    Noch vor drei, zwei Monaten habe ich klar dafür plädiert, die SPD solle in die Opposition gehen, um sich dort glaubwürdig und nachhaltig inhaltlich wie personell zu erneuern … da war aber noch Schwarz/Grün im Gespräch und nichts deutete darauf hin, dass die SPD irgendwie einen Regierungsauftrag erhalten würde. Habe auch nicht geglaubt, dass die Linken dermaßen abschmieren, denn in den letzten Wahlkampfwochen kam dann doch noch Hoffnung auf, dass R2G möglich wäre.



    Jetzt haben wir den Schlamassel und die Lindner-FDP am Hals. Wechselbad der Gefühle … und die Hoffnung, dass in vier Jahren dann ein konsequent sozialökologischer Kurs möglich wird. Und leider vertane vier Jahre, denn der Klimawandel macht keine Pause.

  • Weshalb wird in dem Interview nicht erwähnt, dass Ypsilani vor der Wahl den Wähler:innen das Versprechen abgegeben hat, kein Bündnis mit der PdL einzugehen? Hier liest sich das ja geradezu, als sei der Verrat von ihren innerparteilichen Kritiker:innen ausgegangen und nicht von ihr.

    • @trippel:

      "Weshalb wird in dem Interview nicht erwähnt, dass Ypsilani vor der Wahl den Wähler:innen das Versprechen abgegeben hat, kein Bündnis mit der PdL einzugehen?"...Bitte um korrekte Angaben, Nachweise zu Ihrer Aussage.

      • @Struppo:

        Sind Sie so jung oder so vergesslich?

      • @Struppo:

        "Und dann entschuldigt sie sich mit Augen, in denen sich gleich Wasser sammelt, wenn sie jetzt nicht aufpasst, dass sie zugunsten politischer Inhalte "vielleicht" das Versprechen brechen werde, niemals mit den Linken zusammenzuarbeiten."

        taz.de/Der-Fall-An...psilanti/!5185457/

      • @Struppo:

        Das war damals in allen Medien und absolutes Topthema, einfach mal googeln bzw. wikipedia konsultieren. Alte Zeitungsberichte musste es ebenfalls zu genüge geben.

  • Zitat: „Die Linkspartei hat einfach eine schlechte Performance hingelegt in den vergangenen Jahren.“







    Als sich nach der „Wende“ eine Flut oft selbsternannter Berater (die sich damals noch nicht allesamt Coaches nennen ließen) über den Osten hereingebrochen ist, kursierte diese Witz: Warum macht man im Westen das Abi in 13 Jahren und nicht in 12 wie im Osten? Antwort: Weil im Westen ein Jahr Schauspielausbildung dabei ist.







    Ich lebe nun seit 31 Jahren in der Bundesrepublik, aber was so toll sein soll an einer „Performance“, mit der Leute verarscht werden, habe ich immer noch nicht verstanden. Vielleicht, weil es für mich Wichtigeres gibt, als meinen eigenen Hintern auf einem möglichst weit oben stehenden Thron zu parken.







    Nein, strategisch oder taktisch besonders clever haben sich echte Linke nie verhalten. Um sich als nackter Kaiser wohl zu fühlen, muss mensch wenigstens dem gehobenen Bürgertum entstammen (oder unbedingt da hin aufsteigen wollen), schätze ich. Wer von der Arbeit der eigenen Hände leben muss (oder will), tut gut daran, sich und andere nicht zu belügen. Wenn da die Verpackung teurer ist als der Inhalt, wird’s nämlich problematisch. Dann kann schon mal der Magen knurren.







    Dass sich die Linke jetzt ausgerechnet von einer Befürworterin eines R2G- Bündnisses öffentlich sagen lassen muss, dass Direktheit und Ehrlichkeit in der Politik nichts zu suchen haben, finde ich traurig. Denn schließlich: Wo hat sie Deutschland denn hingebracht, die „Performance“ der anderen Parteien (incl. SPD)? Doch nur in Teufels Küche, oder etwa nicht?







    „Die Medien“ fahren bloß noch auf Spektakel ab, der „Souverän“ glaubt, er müsste sich betrügen lassen, und die Parteien fürchten, dass sie demontiert werden, wenn sie das blöde Spiel nicht mitspielen. Freiheit? Sieht für mich anders aus. Aber gut, es ruiniert sich eben jeder so gut er es vermag. Nur schade, dass ich keinen eigenen Ein-Personen-Staat gründen kann. Ich wünschte manchmal wirklich, ich wäre eine Insel.

    • 3G
      32533 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      Ihre Impulse verstehe ich nicht nur, ich teile Sie auch.

      Allerdings wäre mir ein Ein-Personen-Staat zu anstrengend - und zu einsam. Ich bin zwar reif für die Insel, wollte aber (siehe: Klimawandel) keine sein.

      II

  • „Ich habe keine Fantasie, wie man sich mit der FDP bei der Steuer- und Umverteilungspolitik einigen kann“

    Das geht mir ganz genauso weswegen ich denke am Ende (eventuell nach einer kurzen Legislaturperiode und Neuwahlen) kommt doch eine Groko oder Jamaika