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Migration und BevölkerungspolitikSchlicht notwendig

Kommentar von

Ferry Batzoglou

Der Befund ist eindeutig: Europa braucht Migration, sonst kann der Laden bald dichtgemacht werden. Mehrkosten rentieren sich auf lange Sicht.

Pflegedienste hätten Probleme, wenn es weniger Migration gäbe Foto: Michael Nguyen/imago

E s ist eigentlich nicht so schwer zu verstehen: Gäbe es keine Migration, würde die Bevölkerung in der EU schrumpfen – mit dramatischen Folgen. Hatte die EU mit ihren 27 Ländern (ohne Großbritannien) am 1. Januar 2013 laut Eurostat 441,74 Millionen Einwohner, waren es Anfang 2024 bereits 449,3 Millionen Einwohner. Das bedeutet ein Plus von 1,8 Prozent oder 7,6 Millionen Personen binnen elf Jahren.

Dieser Anstieg liegt nicht an der Geburtenrate der Einheimischen – diese sinkt im EU-Schnitt seit 2016 –, sondern ist auf den Zuwachs der Ausländerinnen und Ausländer um 14,68 Millionen auf 43 Millionen Personen zurückzuführen. Ausländer machen heute 9,6 Prozent der EU-Gesamtbevölkerung aus. Zwei Drittel von ihnen sind dabei Staatsbürger eines Nicht-EU-Landes (29 Millionen Personen), das übrige Drittel sind Staatsbürger eines anderen EU-Landes (14 Millionen Personen).

Demgegenüber ging die Zahl der Inländer, also der Staatsbürger der EU, die in ihrem Heimatland leben, um stattliche 7,11 Millionen auf 406,29 Millionen Personen zurück. Das ist ein Minus von 1,7 Prozent in elf Jahren. Die meisten EU-Staaten, darunter Deutschland, berücksichtigen bei der Erfassung der Einwohner Asylbewerber sowie Flüchtlinge, ebenso aus dem Nicht-EU-Land Ukraine. Staatenlose fallen statistisch nicht ins Gewicht.

Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung in Verbindung mit der Staatsangehörigkeit in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten, schälen sich Unterschiede heraus. In Frankreich hat die Gesamtbevölkerung zugenommen, weil sowohl die Zahl der Einwohner mit nationaler als auch jener mit ausländischer Staatsangehörigkeit wuchs. In Deutschland und Österreich hat der Zuwachs der Ausländer den Rückgang der Einwohner mit nationalem Pass überkompensiert. Griechenland und Lettland wiesen einen Rückgang sowohl der Bevölkerung mit nationaler als auch jener mit ausländischer Staatsangehörigkeit auf.

In der EU lebende Ausländer sind im Schnitt zwei Jahre jünger als die in der EU geborenen Bürger

Unterm Strich leben in der EU mehr Menschen als zuvor. Das ist gut so. Der Haken: Laut der jüngsten Eurostat-Bevölkerungs-Vorausberechnung wird sich die Bevölkerung in der EU allerdings auf 440,1 Millionen Personen im Jahr 2060 verringern. Dies entspricht einem Rückgang um gut neun Millionen Personen im Vergleich zum Stichtag am 1. Januar 2024.

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Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Dabei birgt ein Bevölkerungszuwachs wirtschaftliches Wachstumspotenzial. Mehr Menschen können potenziell mehr herstellen und mehr ausgeben, als dies weniger Menschen tun können. Wächst die Wirtschaft, wird der Kuchen größer. Um nicht Gefahr zu laufen, sich vom Ziel zu entfernen, die Perspektive auf ein Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten, braucht die EU im Ganzen eine fortgesetzte Migration von außen, also von Staatsbürgern aus Nicht-EU-Ländern.

Schon allein der Umstand, dass Anfang 2024 lediglich knapp 14 Millionen Menschen Staatsbürger eines EU-Landes, also nur drei Prozent der EU-Gesamtbevölkerung, in einem der übrigen 26 EU-Länder leben oder arbeiten, ist über 20 Jahre nach Inkrafttreten der maximalen Freizügigkeit für EU-Bürger in der Union kein Ruhmesblatt. Während der freie Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr über die Grenzen der Mitgliedstaaten hinweg blüht, fristet die EU-Binnenmigration, eine der vier Grundfreiheiten der EU, hingegen weiterhin ein Mauerblümchendasein. Eine größere Mobilität von EU-Bürgern innerhalb der EU ist bis auf Weiteres nicht zu erwarten.

Für eine fortwährende, starke Zuwanderung in die EU spricht zudem, dass die Ausländer, die bereits in der EU leben und arbeiten, im Schnitt zwei Jahre jünger als die in der EU geborenen Personen sind. Konkret: Am 1. Januar 2024 lag das Durchschnittsalter der in der EU geborenen Personen bei 45,1 Jahren, während das Durchschnittsalter der in der EU lebenden Personen ausländischer Herkunft 43,1 Jahren betrug. Je jünger die Bevölkerung ist, desto dynamischer ist eine Gesellschaft.

Die schon rein objektive Notwendigkeit einer Zuwanderung kann nicht einfach beiseite geschoben werden. Stichwort Babyboomer: die bis 1964 geborene Generation scheidet nach und nach aus dem aktiven Arbeitsleben aus, zu wenige Arbeitnehmer rücken nach. Oder sollen vollautonome humanoide Roboter die Lücken schließen? Nur: Zahlen Roboter Sozialbeiträge?

Rente nur sicher durch Migration

Womit wir bei der Rente wären. Die Babyboomer warten zu Recht darauf, dass ihre Renten auf Grundlage des Generationenvertrags finanziert werden. Wegen der zurückgehenden Anzahl der Inländer bei gleichzeitiger Alterung können nur Ausländer und Ausländerinnen das Rentenniveau stabil halten oder steigen lassen. Betrachtet man die EU im Ganzen, ist dies wegen der lahmen EU-Binnenmigration nur durch Migranten und Migrantinnen aus Nicht-EU-Ländern zu bewerkstelligen.

Gleichwohl: Das Rechnen mit Zahlen ist nicht alles. Es wäre kontraproduktiv, die Augen davor zu verschließen, dass die EU-Länder im Zuge der Migration bereits jetzt mit erheblichen Problemen zu kämpfen haben. Ob der akute Wohnungsraummangel, der Familiennachzug, die teils gravierenden kulturellen Unterschiede oder die oftmals mangelhafte Integration: Es ist nicht hilfreich und auch kontraproduktiv, diese Missstände unter den Teppich zu kehren. Sie müssen angegangen werden. Das geht nur, wenn die EU-Länder dafür Ressourcen bereitstellen. Das kostet Geld, bringt aber auch Geld. Wer clever in die Behebung dieser Schwierigkeiten investiert, der bekommt langfristig mehr zurück, als er ausgegeben hat.

In letzter Konsequenz ist alles eine Frage des politischen Willens. Wollen wir ein schrumpfendes, alterndes und damit einhergehend schleichend verarmendes Europa? Europa sollte seine Zukunft nicht leichtfertig verspielen, indem einigen ihrer Entscheidungsträger in den Mitgliedstaaten nichts Gescheiteres einfällt, als Hass und Neid schürende Populisten, Rassisten und Faschisten nachzuplappern.

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KORRESPONDENT ATHEN
1967 in Weiden in der Oberpfalz (Bayern) geboren, in der Südpfalz (Rheinland-Pfalz) aufgewachsen, Abitur in Baden-Württemberg. Grundstudium der Rechtswissenschaft in Heidelberg sowie Studium der Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichte in Köln (M.A. phil.). Brach 1994 im Alter von knapp 27 Jahren die Zelte in Deutschland ab. Lebt seither in Athen. Redakteur für Wirtschaft und Sport in der deutschsprachigen "Athener Zeitung" (Anfang September 1999 bis Ende März 2002), anschließend Korrespondent für deutschsprachige Medien. Länderschwerpunkt Griechenland und Zypern. Henri Nannen Preis 2012 in der Kategorie Dokumentation.
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69 Kommentare

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  • Es gibt noch eine ganz andere Migration: Arbeitslose.

    Laut Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft will jedes dritte Unternehmen 2026 Stellen abbauen

  • Es ist makaber.

    Hauptgründe von Migration sind Armut, Krieg und politische Verfolgung.

    Hat man diese Ursachen im Blick, dann wird aus "Europa braucht Migration" "Europa braucht Armut, Krieg und politische Verfolgung"

  • Und was machen diese Staaten dann, aus denen ausgewandert wird?

  • "Dabei birgt ein Bevölkerungszuwachs wirtschaftliches Wachstumspotenzial. Mehr Menschen können potenziell mehr herstellen und mehr ausgeben, als dies weniger Menschen tun können"



    Das ist grotesk vereinfacht.



    Je höher ein Mensch ausgebildet ist, desto mehr kann er potentiell herstellen, da er komplexere Technik bedienen kann, wodurch er quantitativ und/oder qualitativ produktiver wird. So wird ein Schuh draus.



    Dieser Artikel will krampfhaft Einwanderung als Universallösung für Europas Überalterungsproblem verkaufen. Es wird nur die pro-Seite beleuchtet.



    Ein ausgewogener Artikel hätte darauf hingewiesen, dass Migration eine Lösung ist dem demografischen Wandel zu begegnen, diese allerdings gesteuert werden muss, da Armutseinwanderung Europa weder reicher noch produktiver macht - im Gegenteil.



    Einwanderer müssen also bereits gut ausgebildet sein oder Europa muss weitreichende Kapazitäten für die Erwachsenenbeschulung schaffen.



    Auserdem hätte auch Japan im Artikel Beachtung finden dürfen. Japan begegnet der Überalterung mit Service-Robotern und technischem Ausbau. Japans Bevölkerung schrumpft seit langem ohne dass das Land kollabiert.



    Migrantion ist ein Weg, aber nicht alternativlos.

    • @Saskia Brehn:

      Wie so oft von Ihnen: ein guter, sachlicher Beitrag, der über den Tellerrand hinausblickt.

      Insbesondere die potentiellen Effizienz-Steigerungen werden im Artikel ausgeblendet. Es wird lediglich reine "Mengenlehre" betrieben, innovative Ansätze bleiben unberücksichtigt. Schade.

    • @Saskia Brehn:

      Abgesehen von den Argumenten die sie sowieso schon alle aufzählen: Andauerndes Bevölkerungswachstum führt am Ende immer zu Überbevölkerung mit verheerenden Folgen.

      Langfristig gesehen stellt sich also sowieso immer die Frage wie man es schafft eine funktionierende Wirtschaft mit einem langsamen Bevölkerungsrückgang zu organisieren.

    • @Saskia Brehn:

      Da kann ich nur zustimmen, die Gefahren und Schattenseiten von Migration, die nicht unmittelbar in den Arbeitsmarkt geht, wird als Wirtschaftsrisiko gar nicht thematisiert, obwohl das ein riesen Kostenfaktor ist und oft über Generationen auch bleibt.

      Dann wird einfach (man muss mutwilliges Ausblenden unterstellen) so getan, als gäbe es für jeden in Zukunft Jobs



      und jeder könnte im Schnitt auch Mehrwert erwirtschaften. Das ist angesichts von KI, Automatisierung und Stellenzuwächsen, die überwiegend im Dienstleistungssektor stattfinden und i.d.R. eher Beschäftigungsprogramm als Wohlstandsproduktion sind, schwer vorstellbar und sollte zumindest mal als ganz großes Fragezeichen angeführt werden.

      Auch bezüglich der fraglichen Auslegung der Konsequenzen von Überalterung (betrifft ja auch nur eine Dekade in der Spitze) bzw. reduzierter Bevölkerung, sind alles andere als selbstverständlich. Ja, es gibt eine Phase, wo es ein großes Missverhältnis gibt, aber das zu bewältigen ist angesichts der immensen Sozialstaatskosten (über 50% der "Bürger"geldbezieher ohne deutschen Pass) durch Migration eher schwieriger als leichter geworden, Hinzu kommen massive Abfälle im Bildungsniveau, etc...

    • @Saskia Brehn:

      "Auserdem hätte auch Japan im Artikel Beachtung finden dürfen. Japan begegnet der Überalterung mit Service-Robotern und technischem Ausbau"

      Damit hat Japan schon 2010 begonnen und es war eine Sackgasse. Denn Aufgrund dessen, dass kaum Einwanderung stattfindet, auch nicht von Fachkräften, fehlten Japan 2024 etwa 450.000 IT Kräfte und über 300.000 Ingenieure.

      Die sind nunmal unerlässlich wenn es um Robotik oder KI geht. Einfach einmal einen Blick in die Studie "Global Talent Shortage 2024" werfen und sie wissen wovon ich rede.

      • @Sam Spade:

        Das wäre aber ein Problem, dass derzeit durch die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan oder Syrien auch hier nicht gelöst worden wäre bzw. ist.

        Wenn - wie Wissenschaftler prognostizieren - sich die Bevölkerungszahl der Erde einpendelt und in wenigen Jahrzehnten nur noch wenige Länder einen Geburtenüberschuss haben, werden fast alle Länder vor dem gleichen Problem wie Japan heute stehen.

        Man wird es sich nicht mehr aussuchen können.

        Japan wird dann aber in der Problemlösung weiter sein.

        Deshalb ist es so wichtig, über Japan zu reden.

  • Ich bin für Migration - Das erstmal vorneweg, denn der wirtschaftlichen Argumentation hier, folge ich trotzdem nicht.

    Zunächst mal gibt es einen hausgemachten Fachkräftemangel in zB Pflegeberufen, weil dieses Berufsfeld in vielerlei Hinsicht nicht besonders attraktiv ist, was Bezahlung, Arbeitszeit und Personalschlüssel angeht.

    Geld wäre durchaus vorhanden, um einer alternden Gesellschaft trotzdem ausreichend Rente zu bezahlen und Arbeiter/innen-Berufe fair zu vergüten.



    Kleiner Tipp-Dieses Geld liegt ziemlich unbeweglich auf den Konten der Superreichen und davon gibt es einige in Deutschland. Diese 16.6 Billionen Euronen kurbeln keine Wirtschaft an, die liegen da einfach nur auf den Konten rum und vermehren sich von selbst.

    Das Problem be einem super dicht besiedelten Land wie Deutschland, sind auch bestimmt keine einsamen Regionen in Brandenburg, denn weniger Einwohner bedeuten auch mehr Platz.



    Das Problem dort ist die marode Infrastruktur.

    Ich hatte fleißige Arbeitskolleginnen aus armen Ländern. Die waren immer brav und haben sich nie beschwert-Genau das ist aber das Problem für deutsche Arbeiter/innen, die für gerechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen kämpfen

    • @R. Mc'Novgorod:

      “Kleiner Tipp-Dieses Geld liegt ziemlich unbeweglich auf den Konten der Superreichen und davon gibt es einige in Deutschland. Diese 16.6 Billionen Euronen kurbeln keine Wirtschaft an, die liegen da einfach nur auf den Konten rum und vermehren sich von selbst.“

      Die Aussage ist dermaßen daneben, dass man eigentlich nur hoffen kann, es handelt sich um den Versuch, linke Wirtschaftspolitik durch Absurdität zu diskreditieren. In einer Wohlstandsgesellschaft wie unserer liegt nicht einfach „Geld rum“, sondern es ist in Maschinen, Anlagen und Technik gebunden. Genau diese Investitionen schaffen hochproduktive Arbeitsplätze und ermöglichen unseren Lebensstandard.

      • @Hendrik B:

        Das meiste Geld liegt in Aktien/Unternehmensanteilen und nicht bzw. nur mittelbar in Produktionsmitteln, die im übrigen ja eher Arbeitsplätze vernichten als schaffen. Aber sonst haben sie natürlich recht, das liegt nicht auf dem Konto herum, sondern finanziert in großem Umfang Arbeitsplätze.

  • Das Problem ist nicht eine sinkende Bevölkerungszahl. Dünn besiedelte Länder können sehr glücklich sein und die absolute Bevölkerung z.B. Deutschlands wäre auch nach einer Halbierung noch groß -- groß genug für Spitzenforschung, hochrangige Universitäten, Spitzenmedizin und anderes, das eine Mindestgröße voraussetzt.



    Das Problem ist ein wachsendes Mißverhältnis zwischen Leistungsbedürftigen und Leistungserbringern. Zuwanderung kann im Prinzip helfen, aber NUR dann, wenn eben dieses Verhältnis unter den Zuwanderern günstiger ausfällt als unter den Eingesessenen. Wenn nicht, dann helfen sie nicht und verschlimmern die Lage nur.

    • @Axel Berger:

      "Das Problem ist ein wachsendes Mißverhältnis zwischen Leistungsbedürftigen und Leistungserbringern."

      Ich würde es anders formulieren: die absolute Leistung entscheidet. D.h. es ist für die volkswirtschaftliche Gesamtleistung irrelevant, wieviel Menschen an der Leistungserbringung beteiligt waren, ob eine bestimmte Leistung von 1 oder 10 oder 100 Personen/Maschinen erbracht wird. Die Produktivität entscheidet.

      Im Einzelnen könnte es aber zu personellen Engpässen führen, bspw. bei Aufgaben, die einen relativ hohen manuellen Aufwand erfordern (Pflege etc.).

  • Die Migration ist vor allem notwendig, um Pflege, Medizin, Gastronomie, Logistik, Handel und Bau am Laufen zu halten. Auch im Handwerk werden mehr und mehr Migranten akzeptiert und ausgebildet. Es ist wirklich verrückt, dass die AfD für Unternehmer und gegen Migranten sein will, ohne migrantische Arbeitskräfte wäre Deutschland absolut in Gefahr in eine Dauerdepression zu rutschen.



    Aber was sage ich, die CDU/CSU redet inzwischen ja ähnlichen Murks und tut so, als ob man gegen Migration und für migrantische Arbeitskräfte sein kann. Das geht definitiv nicht.



    Und aus der EU lassen sich deutlich schlechter Arbeitskräfte nach Deutschland locken. Die Sprache ist für Griechen, Spanier, Portugiesen und Italiener immer noch eine hohe Hürde. Aber auch das Rentensystem und die schwachen Lohnsteigerungen machen Deutschland nicht unbedingt zu einem Wunschort für EU-Arbeitskräfte.



    Anstatt die Migration vernünftig zu gestalten und das Beste zu erreichen, geht es um gescheiterte Ideen des Nationalstaats und um den guten Deutschen, der schon seit den 1960ern seine Wirtschaft alleine nicht am Laufen halten kann.

  • Migranten bringen auf der einen Seite einen Zugewinn für die Gesellschaft. auf der anderen Seite stehen Belastungen, wie der Bau einer Wohnung, Sprachschulung, Gesundheits- und Altersversorgung.

    Das spricht für junge ausgebildete oder ausbildungsfähige Zuwanderer, die mehrere Jahrzehnte mit Arbeitsleistung und Beiträgen die Gesellschaft unterstützen und in dieser Zeit keine Sozialleistungen benötigen.

    Das spricht gegen die Zuwanderung von über 30-jährigen sowie nicht in den Arbeitsmarkt integrierbarer Personen.

    Ein unausgebildeter Zuwanderer im Alter von über 40 Jahren der noch jahrelang die deutsche Sprach lernt und nur relativ kurz arbeitet, ein Zuwanderer ohne eigenes Einkommen oder dessen Einkommen aufgestockt wird, verbessert den demographisch verursachten Produktivitätsverlust nicht. Im Gegenteil! Er entzieht der hiesigen Gesellschaft Ressourcen. Insbesondere durch die auch für ihn notwendige Schaffung von Wohnraum.

  • Schon richtig, der Kapitalismus braucht ein möglichst großes ausbeutbares Menschenmaterial.



    Zu Ende gedacht:



    Wieviele Milliarden Menschen sollen in der EU leben, oder sind es nach. ner Weile dann Billionen?



    Was auf der STrecke bleibt:



    die 'überflüssigen' Teile der Population werden in diesem Prozess zunehmend prekarisiert. Überall steigende Wohnungsnot, Obdachlosigkeit, Mangelernährung, der kaputtgesparte Bereich allgemeiner Bildung produziert beständig Nachwuchs in die Prekarität, die dann als Abschreckung unter zunehmend erbärmlichen Bedingungen zu leben gezwungen ist.



    Siehe GB und USA.



    Das 'Wachstum' wird ja nicht in allgemeinen Wohlstand umgesetzt, sondern in immer astronomischere Vermögen der 'happy few', die zunehmend in der Lage sind eine oligarchische Nebenregierung (oder Hauptregierung?) zu errichten.



    Thiel, Musk und Co. werden derzeit zunehmend zu role-models im Verbund mit Trump, Milei und Co. auf Seiten der offizell/formalen Regierungen.



    Wenn Kapitalismus das einzige Werkzeug ist, sieht jedes Problem wie eine potentielle Anlagemöglichkeit aus.

    • @Anne in Pink:

      Wollen Sie uns hier im Jahre 2025 allen Ernstes noch mit der marxistischen Verelendungstheorie kommen? Da war doch schon Bernstein vor mehr als 100 Jahren schlauer.



      Und im Vergleich zu allen anderen, durchweg gescheiterten Alternativmodellen (vulgo: real existierender Sozialismus und Spielarten) hat sich der Kapitalismus als lebensfähiger, produktiver, innovativer und mehr materiellen Wohlstand für alle generierend erwiesen. Den Herausforderungen der Zeit mit erwiesenermaßen untauglichen Rezepten begegnen zu wollen, ist einfach nur noch anachronistisch, man könnte sogar sagen, reaktionär.

  • Zitat: - "Wächst die Wirtschaft, wird der Kuchen größer."

    Bin alles andere als ein Wachstumsgegner, aber die wichtige Größe sollte nicht das BIP sein, sondern das BIP pro Kopf. Und dann wären auch andere Dinge wie "Human Development Index" und "inequality-adjusted HDI" zu berücksichtigen. Interessant fände ich eine Untersuchung, die die Migration zur Entwicklung dieser Größen in Beziehung setzt (sowohl in den Herkunfts- wie den Zielländern, und am besten noch unterschieden zwischen Ballungsräumen und Peripherien).

  • Diese Aussagen sind nur unter besonderen Annahmen richtig:

    1) Wirtschaftswachstum bei Binnenkonjuktur



    2) Gleichbleibende Arbeit



    3) Hinreichend qualifizierte Arbeitskräfte

    Bei einer exportorientirten Wirtschaft kommt es auf die Anzahl der Personen nicht weiter an.

    Bei fortschreitender Automatisierung und dem Einsatz von KI kommt es ebenfalls nicht auf die Anzahl von Personen an.

    Einfach nur mehr Menschen ist daher nicht die richtige Lösung. Notwendig sind hinreichend qualifizierte Menschen. Daher ist die richtige Auswahl wichtig.

    • @DiMa:

      man kann sie ja auch ausbilden....

      • @nutzer:

        Jemand der mit 16 zu uns kommt, die Schullaufbahn nicht oder nur zu einem geringen Teil durch hat, dem das duale Ausbildungssystem vollkommen fremd ist, der ggf. noch Schulden für die Überfahrt hat und der die Sprache nicht hinreichend beherrscht den bilden sie auch nicht mehr hinreichend aus. Es genügt dann allenfalls für Helfertätigkeiten, die weder das Rentensystem stützen, noch für eine hinreichende eigene Rente sorgen.

        Die Ausbildung zufällig ankommender Menschen zur Deckung des Bedarfes ist eine Illusion.

      • @nutzer:

        Macht man ja und funktioniert nicht bei jedem.

    • @DiMa:

      Sie haben recht, auf Personen kommt es in Zukunft weniger an, und KI generiert mehr Effizienz und ein höheres Steuereinkommen.

      Wirtschaftswoche: "Das Szenario der McKinsey-Forscher geht von einer beschleunigten Einführung der KI-Systeme in den USA und in Europa aus. Diese könne bis 2030 zur Automatisierung von fast einem Drittel der Arbeitsstunden führen. Bis 2035 könnte diese Zahl in der EU sogar auf 45 Prozent steigen."



      www.wiwo.de/untern...zen-/29813612.html

      "Gita Gopinath, Vizechefin und ökonomische Vordenkerin des Internationalen Währungsfonds (IWF), befürchtet, dass schon der nächste wirtschaftliche Schock bevorstehen könnte: die Rückkehr der Massenarbeitslosigkeit. Getrieben werde dieses Szenario durch die Verbreitung von Künstlicher Intelligenz (KI). Etwa 40 Prozent der Arbeitnehmer seien der KI-Revolution ausgesetzt."



      www.handelsblatt.c...-ki/100081965.html

  • Wow, der Artikel verkündet eine Binsenweisheit als Neuigkeit. Mit Ausnahme vielleicht der AfD wird kein ernstzunehmender Politiker bestreiten, dass Deutschland und die EU Einwanderung brauchen. So what?

    • @Fran Zose:

      Wenn man dem Mantra des ewigen Wirtschaftswachstums als Grundlage der Sicherheit und des Wohlstandes huldigen möchte, dann ja. Sinnvoll ist dies freilich nicht.

    • @Fran Zose:

      taz an anderer Stelle:



      Neumann: Der schlechteste Grund ist, zu sagen: Wir brauchen die Flüchtlinge, weil sonst unser Sozialsystem kollabiert.

  • Warum wird diese Frage eigentlich immer so diskutiert, als wäre die Frage: "Migration: Ja oder nein?"? Das wird der Komplexität des Themas einfach nicht gerecht. Jenseits des völkischen Spektrums inkl. AfD (das eher nicht im Verdacht steht, die Taz zu lesen) sagt doch kaum jemand, es müssten alle Ausländer sofort raus. Das Migration an sich notwendig ist, bestreitet auch kaum jemand. Aber daraus dann immer abzuleiten, Migration sei an sich etwas positives, ist doch auch unterkomplex. Ein gewisses Maß an Migration ist wirtschaftlich notwendig. Nicht jede Art an Migration ist wirtschaftlich gleichermaßen hilfreich, und ein modernes Land sollte sich auch in gewissem Maß überlegen, was für Leute in es einwandern können, und darüber lohnt es sich zu diskutieren. Alle anderen Debatten sind einfach Scheindebatten.

  • Die Wahrheit will hier nur zur Zeit keiner hören. Migration ist negativ konnotiert und reiht sich damit ein in Begriffe wie Klimaschutz oder Pazifismus.

    In Deutschland wartet man auf den Inder oder Asiaten mit Master, der aber in der Regel nicht nach Deutschland gehen wird. Löhne, Sprache, Mieten sind nur einige Punkte.

    Zudem ist nicht jeder Kulturkreis gleich willkommen. Wirkt sich dann auch auf die inländischen Sektoren aus, in denen qualifizierte Kräfte nicht das Maß aller Dinge sind.

    Diese Ansichten sind erstaunlich für ein Land, dessen Bevölkerung fast zu einem Drittel einen Migrationshintergrund aufweist und dessen Migrationsrate bezgl Zu- und Abwanderung gerade einmal 3% beträgt.

    Deutschland steht mit dieser Einstellung aber nicht allein dar. Skurriler ist die Situation hier in Norwegen. Hier herrscht kein Fach- sondern ein Arbeitskräftemangel. Wurde der Bedarf seit den 90er Jahren überwiegend aus Osteuropa gedeckt, tut man sich jetzt schwer damit sich aussereuropäischen Kulturkreisen zu öffnen, was besonders Bewerber aus islamischen Ländern zu spüren bekommen, wenn sie eine Arbeitserlaubnis beantragen.

  • Linke Zielkonflikte:

    Degrowth oder (Bevölkerungs-) Wachstum?

    Mehr Natur oder mehr Landwirtschaft(für mehr Menschen)?

    • @Otto Mohl:

      Degrowth wird in der TAZ nicht ernsthaft diskutiert, denn dann müsste man sich die Frage stellen inwieweit ein stetiges auffüllen der Bevölkerung in Deutschland überhaupt sinnvoll ist.

  • Ich weiß nicht, was andere EU-Mitgliedsgesellschaften brauchen, aber die deutsche kann nach meinem Eindruck Migranten sehr gut gebrauchen (dürfen wir, der Autor und ich, das so sagen, wo doch der auch in der taz oft kritisierte Nützlichkeitsaspekt darin so prominent zum Ausdruck kommt?)

    Wir brauchen nur nicht jeden Migranten, und einige sollten wir schnell wieder loswerden. Bedeutet, dass wir, etwa über den Bundestag, selbst bestimmen, wer, wann und wieviele kommen dürfen und sollen. Leider stehen diesem rationalen Ansatz nicht nur Gesetze und Abkommen im Weg, welche wir ändern bzw. aus denen wir austreten können. Sondern vor allem die immer noch weit verbreitete und einflussreiche Luxusmoral der gut situierten progressiven Bourgeoisie und ihrer Töchter (und ein paar Söhne).

    Da ist noch wenig Licht am Ende des Tunnels.

  • Bin grundsätzlich kein Feind von Migration. Ein wiederkehrendes Muster in der Menschlichen Geschichte. Dabei mit der wirtschaftlichen Bedeutung zu argumentieren sollte aber etwas vorsichtiger angegangen werden. Ich stimme zu, dass unsere aktuelle Wirtschaft diese Menschen wirklich braucht und dies auch anerkannt werden sollte. Problematisch finde ich hier aber, dass 1. Es etwas (polemisch gesagt) gutsherrenartiges hat, wenig beliebte Jobs den “Ausländern” zuzuschieben. Ich sehe hier die Gefahr “betonierter” Ressentiments.



    2. Gut ausgebildete Karriere orientierte Immigranten ( die gerne übersehen werden) meist mit einem gehörigen Braindrain in den Herkunftsländern einhergehen. 3. Es nicht unmöglich ist, dass KI unseren Bedarf an menschlicher Arbeitskraft in Zukunft stark verändern könnte.

    • @Kassenclown:

      Ich kann es durchaus verstehen, dass ein Arzt oder eine Schwester aus Rumänien oder Bulgarien lieber hier arbeiten wollen. Die Gehälter, die diese im Heimatland bekommen, sind ein Witz.



      In einem früheren Artikel hier bei der TAZ wurde darauf hingewiesen, dass die Arbeit durch KI keinesfalls weniger geworden ist.

      • @Il_Leopardo:

        Dieser taz-Artikel stellte aber nur eine kurzfristige Betrachtung an und ging vo einer nicht ausgereiften KI aus.

        Das war seine Schwäche.

        Mittelfristig dürfte das anders aussehen.

        • @rero:

          Was hat man uns nicht alles versprochen - wenn erst die Automatisierung da ist, dann werden wir alle viel weniger arbeiten müssen. Pustekuchen - ich lese ständig, das die "nervösen" Erkrankungen am zunehmen sind. Die "schöne neue Welt" macht uns am Ende nur kranker. Ich war gestern in einer neuen Arztpraxis. Alles läuft nur noch Computerunterstützt. Die Arzthelferin quälte mich mit einem Tablett - und sich auch. Ich Arztzimmer angekommen warte ich gespannt auf die Ärztin - und rechnete schon fast damit, dass da gleich ein Roboter hereinkommt! Ich will damit sagen, die Industrie erfindet ständig neue Produkte und macht uns glauben, dass wir sie alle auch dringend benötigen. Nun, die Wirtschaft muss ja schließlich brummen! Die Ideen, die Software und die Hardware müssen produziert werden. Von weniger Arbeit kann also keine Rede sein.

      • @Il_Leopardo:

        Nur ist KI noch in den Kinderschuhen, aber sie wird definitiv Auswirkung auf unsere Zukunft haben. Es werden aber nicht die Berufe sein in denen Körperlich gearbeitet wird sondern Bürojobs und Geisteswissenschaften. Dadurch wird sich auch verändern wer studiert, weil dann einfach zig Fächer wegfallen welche die KI heute schon besser kann als Studierende. Auch diese Personen müssen sich dann umorientieren wenn sie einen Job haben möchten.

      • @Il_Leopardo:

        Allerdings müssen Sie die Gehälter auch in Relation zu den Lebenshaltungskosten setzen, die ja selbst in Deutschland erhebliche regionale Unterschiede aufweisen.



        Mit einem Gehalt, mit dem Sie in Hagen blendend über die Runden kommen, kommen Sie in München nicht weit.

        • @Katharina Reichenhall:

          Das ist gewiss so! Aber, in Rumänien oder Bulgarien kann so ein Arzt gerade mal überleben. Und dafür hat er dann eine der längsten und anspruchsvollen Ausbildungen absolviert. Da würde ich auch zusehen, so schnell als möglich mein Heil im Ausland zu suchen. Und ich bin nicht besonders geldgierig.

  • Ich verstehe das nicht so ganz. Polen und andere osteuropäische Staaten haben so gut wie kein Migration in den letzten Jahren erlebt. Stehen diese Staaten jetzt schlechter oder besser da?

    • @casio:

      Polen hat natürlich in dem vergangenen 20 Jahren seit dem EU-Beitritt gut gewirtschaftet und beträchtliche Aufholeffekte erzielt.



      Demografisch sieht es allerdings düster aus. Gegen manche ländliche Gebiete im Osten Polens ist Sachsen-Anhalt jung und metropolitan.

    • @casio:

      Also, die haben ja wohl die meisten Ukrainer aufgenommen.

      • @Il_Leopardo:

        In absoluten Zahlen nicht. Wenn dann relativ zur Bevoelkerung, da bin ich mir nicht sicher.

        • @elektrozwerg:

          Ich habe nachgesehen: Tschechien, Estland, Slowakei, Polen, Zypern, Irland, Lettland und Litauen haben die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Dann erst folgt Deutschland.

      • @Il_Leopardo:

        Ich gehe davon aus, dass casio Migration aus dem Nahen Osten und Afrika meint.

      • @Il_Leopardo:

        Dänemark hat letztes Jahr 2700 Asylbewerber aufgenommen. Wirtschaftswachstum 2,2 %. Deutschland hat ohne Ukrainer 235000 aufgenommen. Wirtschaftswachstum 0,2 %.

        In Schweden und Dänemark heißt es jetzt "Der Wohlfahrtsstaat kann sich das nicht mehr leisten".

  • >Wegen der zurückgehenden Anzahl der Inländer bei gleichzeitiger Alterung können nur Ausländer und Ausländerinnen das Rentenniveau stabil halten oder steigen lassen.<

    Ein Postulat. Zwei Arbeitnehmer auf einen Rentner. Wenn der Rentner 1000€ im Monat bekommen soll, müssen die Arbeitnehmer mindestens 500€ im Monat bezahlen. Bei 20% Beitragssatz wäre das ein Brutto-Verdienst von 2500€. Dann dürften bei den Zuwanderern aber keine Rentner oder Nicht-Arbeitnehmer sein.

    Es ist offensichtlich, dass das auf Dauer nicht funktionieren kann.

    • @A. Müllermilch:

      Das Problem ist die Exportfixierung unseres Landes, die niedrige Löhne braucht, eine stärkere Binnenwirtschaft, die höhere Löhne erlaubt, erlaubt auch höhere Renten.



      Verdienen diese 2 Arbeitnehmer 3500 ist der Beitragssatz gleich viel niedriger, weil der Rentenanspruch des Rentners hat sich ja nicht erhöht.

      • @nutzer:

        Dass die Inlandsnachfrage automatisch Binnennachfrage (und nicht Importnachfrage) wird, ist frühes 20. Jahrhundert. Ein nennenswerter Teil höherer Löhne in Deutschland dürfte als höherer Gewinn in China verpuffen...

    • @A. Müllermilch:

      Die Inländer werden weniger. Ohne Zuwanderung gibt es überhaupt keinen Arbeitnehmer, der irgendwas bezahlen kann. Das funktioniert auch nicht.

  • Das ist SO SEHR simplifiziert, da weiß man gar nicht wo man anfangen soll:

    .

    1.) Wenn alle Migranten, die nach Deutschland kommen, SOFORT eine reguläre und steuerpflichtige Arbeit hätten, wäre die Akzeptanz vermutlich deutlich größer. Und bitte jetzt nicht mit "Arbeitsverbot" etc kommen, dies betrifft gar nicht alle, insbesondere Migranten aus der EU. Es fehlt an ausreichenden Deutschkenntnissen und vernünftiger Qualifikation.

    .

    2.) Bezogen auf die Produktion ist es natürlich Blödsinn das immer mehr Arbeitskräfte benötigt werden, das Gegenteil ist der Fall. Beispiel Dänemark, die (je nach Statistik) zwischen 2,4 und 3,6% Wirtschaftswachstum haben. Die Migrationspolitik Dänemarks ist ihn der TAZ hinlänglich besprochen worden, DARAN liegt es also wohl kaum...

    .

    3.) Die Probleme "Wohnungsmarkt" etc. sind doch wohl vor allem darin begründet, dass der Zuzug nicht reguliert verläuft, die Menschen also nicht dort sind, wo sie gebraucht werden (ländliche Gebiete), sondern in eh schon überfüllten Großstädten und jobmäßig häufig ohne langfristige Perspektive sind, sondern vielmehr in schlecht bezahlten Minijobs (die beim Rentenproblem übrigens NULL KOMMA NULL hilfreich sein werden).

    • @MarsiFuckinMoto:

      zu Punkt 3) Wenn ein Migrant hier einen legalen Aufenthalt hat, dann sollte er auch seinen Wohnsitz frei wählen dürfen. Ich möchte auch nicht auf dem "dicken Land" wohnen und müsste als Deutscher nicht mit Anfeindungen rechnen.

  • Diese Vorstellung, man könnte durch Migration die umlagefinanzierte Rente ohne Erhöhung der Lebensarbeitszeit betreiben, ist strukturell ungerecht. Denn auch Migranten haben Eltern und Großeltern; wer kommt für deren Rente auf wenn die Kinder nach Deutschland gehen um den Boomern hier ihre Rente zu zahlen?

    Bei der dt. Wiedervereinigung wurden die ostdeutschen Arbeiter als Beitragszahler in das System aufgenommen, aber eben auch die ostdeutschen Rentenempfänger, deshalb war das fair. Nur die Kinder als Einzahlende aufzunehmen ohne ihre verwandten Empfänger ist eine ziemlich egoistisch einseitige Umverteilungsidee zugunsten von Leuten die einfach nicht einsehen wollen dass ihre Lebensarbeitszeit steigen muss wenn ihre Lebenserwartung steigt.

    • @Descartes:

      Ich bin durchaus dafür, dass anerkannte und berufstätige Migranten ihre Eltern nachholen.

      • @Il_Leopardo:

        Die Eltern der meist sehr jungen Zuwanderer sind noch in einem Alter, in dem sie arbeiten können. Ansonsten erhalten sie selbstverständlich HLU unter Anrechnung des Einkommens der Kinder.

      • @Il_Leopardo:

        Um den im Artikel genannten Verjüngseffekt der Migration auf die Sozialversicherung aufzuheben?

      • @Il_Leopardo:

        .. und die dann aus dem Deutschen Rentensystem bezahlt werden ?

  • Vor gerade einmal einer Woche wurde in der taz noch beklagt, dass zu den Kriterien, wer in dieses Land einwandern darf, eben auch wirtschaftliche zählen: "Zugehörigkeit bemisst sich an ökonomischer Verwertbarkeit. " taz.de/Debatte-um-...Aussagen/!6119160/



    Nun ist das alles vergessen und es wird genau mit diesem Argument für Einwanderung plädiert, wobei Batzoglou natürlich offene Türen einrennt. Denn das Fachkräfteeinwanderungsgesetz trägt diesem Bedarf Rechnung. Allerdings macht es einen entscheidenden Unterschied, den Batzoglou wiederum unterschlägt. Bei Einwanderern, bei denen aufgrund fehlender Sprach- und Berufskenntnisse die Integrationsaufwendungen hoch und die beruflichen Perspektiven absehbar mau sind, bleibt die Nettotransferleistung negativ. Oder ganz schnöde ausgedruckt: Nicht jede Investition lohnt sich. Deshalb tragen klassische Einwanderungsländer dem auch mit einem umfangreichen Anforderungskatalog an ihre Neubürger Rechnung.

    • @Schalamow:

      Ergänzung:



      Wie oben beschrieben (negativ Nettotransferleistung) wird es erst bei der nächsten Generation der Einwanderer bei “guter Erziehung“ + guten Schulen einen positiven Effekt haben.

  • Diese Zahlen sollte man mal Höcke und Konsorten um die Ohren hauen. Eigentlich braucht es solche Zahlen nicht einmal, um zu versehen, dass Zuwanderung gebraucht wird. Ein Blick in einen Krankenhausbetrieb genügt schon.

  • Klingt nett, ist aber leider falsch: Es wird immer vergessen, dass auch die Zuwanderer, die derzeit die Pflege (und oft auch alles andere) retten sollen im Alter selbst auch versorgt werden müssen. Wie mehrere Wirtschaftswissenschaftler vorgerechnet haben ist Migration rein wirtschaftlich betrachtet nur dann ein Gewinn, wenn die Migranten besser ausgebildet sind und mehr arbeiten als die Durchschnittskartoffel. Da das aber nicht der Fall ist, verschiebt man das Problem nur in die Zukunft, wo es dann mit Zinsen zurückschlägt

    • @Samvim:

      Haben die etwa keine Kinder, die dann in die Rentenkasse einzahlen?

      • @Il_Leopardo:

        Und die Kinder werden dann nicht vor den Problemen der heutigen stehen?

      • @Il_Leopardo:

        Wenn unsere Kinder aktuell nicht reichen (das Hauptargument für Arbeitsmigration), warum sollte es später anders sein?

  • Das Argument ist leider nur bedingt stichhaltig. Hätten wir unseren Schülern die Fürsorge geschenkt die sie verdient haben, würden nicht so viele durch den Rost gefallen sein und immer noch fallen und dadurch in prekären Lebensverhältnissen verbringen müssen.



    Und ob Migration zwecks Entfremdung durch Arbeit, Familie und Heimat das große Los ist und die Lösung der Probleme, möchte ich hier bezweifeln. Wir tun ja gerade so, als wäre bei uns das Paradies und Arbeit alles. Was ist mit unseren Linken los?



    Ich befürchte, wir gehen dem Kapitalismus mal wieder gewaltig auf den Leim.

  • Außer ganz Rechts-Außen-Parteien bestreitet niemand, dass Migration notwendig und sinnvoll ist aus unterschiedlichen Gründen

    Aber wie das geschieht, wer, in welcher Anzahl und über welche Wege - das sind doch die entscheidenden Fragen.

  • Einwanderung ist für Europa kurzfristig alternativlos. Nachhaltig ist das nicht, und deshalb müssen wir unsere Gesellschaft kinderfreundlicher machen. Das wird nicht so schnell gehen, deshalb sollten wir jetzt damit anfangen, solange es noch Einwanderer gibt.

    • @Claude Nuage:

      Unsere Geburtenrate liegt mit 8,1 pro Tausend (Werte EU-weit bei 6,1 bis 11,3) im Mittelfeld. Aber offensichtlich reicht das nicht aus. Wir brauchen Zuwanderung.

      • @Il_Leopardo:

        Wir werden uns daran gewöhnen müssen, ohne sie auszukommen.

        Wissenschaftler prognostizieren, dass bis Ende dieses Jahrhunderts es nur noch rund ein Dutzend Staaten mit Bevölkerungswachstum geben wird.

        Tadschikistan, Somalia, ...

        "... wir ein schrumpfendes, alterndes und damit einhergehend schleichend verarmendes Europa?"

        Das ist unsere Zukunft

        Die Frage ist nur, ob die Verarmung der Erde zwangsläufig sein muss.