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Russland trägt seinen Vernichtungskrieg in die ukrainischen Städte und beschießt vorsätzlich Wohngebäude und zivile Einrichtungen - militärisch genutzt oder nicht - mit Artillerie und Raketen. Dass AI vor diesem Hintergrund die Verteidigungsmaßnahmen der Ukraine anprangert, ist schändlich und wird den Ruf von AI nachhaltig beschädigen.
Ironischerweise ist Amnesty in Russland selbst eine "unerwünschte Organisation".
Es gibt gute Gründe für die ärztliche Schweigepflicht.
Wenn man Ahnung hat, auch mal die Klappe halten, liebe AI. (frei nach Dieter N.) - Oder einfach nur kommunizieren.
Ich schätze die Arbeit von Amnesty und hatte auch immer Freude selber mitzuarbeiten, insbesondere die Aufklärungsarbeit in Schulen fand ich einen sehr wichtigen Beitrag.
Aber dieser Beitrag ist in einiger Hinsicht problematisch:
- Amnesty Ukraine war nicht beteiligt, hat den Bericht mehrmals kritisiert weil Amnesty hier ausländische Quellen herangezogen hat.
- Amnesty Ukraine durfte den Bericht nicht vorab lesen, was ungewöhnlich ist.
- Kritik gibt es auch das Amnesty zu wenig vor Ort ist. Und zu wenig über Russland berichtet, es gibt bis heute keinen Bericht über die Angriffe auf Mykolayiv was täglich beschossen wird, der letzte Bericht über Kharkiv ist vom Juni etc.
- Russlands Propaganda hat den Bericht natürlich sofort hergenommen und behauptet jetzt jedesmal wenn sie zivile Ziele treffen das seien ja militärische gewesen.
Es gibt im Krieg keine Neutrale Position und jede Aussage muss man sich als eine Organisation mit soviel moralischem Credit vorher überlegen.
PS: Die NATO hätte deutsche Städte nicht anders verteidigt im Kalten Krieg, Russlands Logistik hängt von Eisenbahnknotenpunkten in den Städten ab, kann es die nicht erobern kollabiert die Offensive siehe Kiyv.
Die Ansicht dieses Kommentars ist völlig grotesk. Rücksicht darauf zu nehmen, wer solche Berichte für seine Zwecke instrumentalisieren könnte, käme der gänzlichen Aufgabe der Neutralität und Objekivität gleich. Wenn der Maßstab ist, dass nichts in einem Bericht zu erscheinn hätte dürfen, was Russsland nicht nutzen könmnten, müsste man Amnesty International vorwerfen, dass die dn Bericht überhaupt veröffetlicht hat.
Zudem hat auch die "freie Welt" das Recht zu erfahren, ob auch die Ukraine Kriegsverbrechen begeht. Schließlich unterstützen wir sie, ewil sie angeblich auch für "unsere Werte" kämpft, und wenn sie diese verletzt, sollte die unkainische Regierung wissen, dass sie damit auch die Unterstützungtsbereitschaft aufs Spiel setzen könnte.
Es ist nicht der Bote für die Botschsaft zu kritisieren, sondern Selinskij, das er diese Botschaft nicht annimmt, sondern reagiert wie ein undemokratischer Potentat, der sich über Menschenrechte wähnt.
Der Kommentar ist leider typisch für die hiesigen Reaktionen auf die Berichte von AI und anderen Menschenrechtsorganisationen: man beruft sich gerne auf die dort angeprangerten Missstände, wenn man sie den üblichen Lieblingsfeinden zum Vorwurf machen kann, ist aber empört, wann man selbst oder eigene Verbündete kritisiert wird. Moral soll immer nur für die anderen gelten. Ich glaube nicht, dass ich diesen Habitus innerhalb der Netiquette kommentieren kann...
Das stelle man sich vor: Du wirst als Angreifer aus einer Stadt heraus angegriffen. Das ist ja geradezu der Ausbund an Aggressivität. Was willst du denn anderes machen, als die ganze Stadt
zusammenzuschießen?¿¿
AI soll also gefälligst nicht mehr unverfälschte Sachverhalte publizieren, sondern:
"Sie müsste antizipieren können, wie die öffentliche Rezeption ihrer Berichte ausfällt."
Warum eigentlich wird hier bei uns ohne Unterlass, so vehement die Verteidigung irgendeiner Demokratie proklamiert?
Es ist doch ein grundsätzliches Problem. Soll man die "Wahrheit" verschweigen, nur weil sie gerade politisch nicht passt? Ja, vielleicht hätte man es besser kommunizieren können, aber Aluhüte u.ä. machen aus allem IHR Märchen, was dann so und so viele auch glauben.
Vielleicht ist der bessere Weg, grenzüberschreitende Lügen einfach besser zu verfolgen (z. Bsp. bei der Ärztin aus Österreich oder Alex Jones in den USA)
Differenzierte Kritik, auch angeblich schlecht kommuniziert, muss eine Demokratie aushalten. Sehen wir doch täglich an Olaf Scholz in der Regierung oder an Friedrich Merz in der Opposition. Sollte daher kein Problem sein. Weder für die Demokratien noch für AI.
Lassen wir einmal die hellseherischen Fähigkeiten beiseite, die herr johnson als pflichtgemäß für eine NGO voraussetzt wenn er AI dafür verantwortlich machen will was die russische Propganda aus deren berichten macht.
Bleiben wir bei den Fakten - auch der ukrainische Außenminister hat sie in seinen kryptischen Äußerungen nicht bestritten.
AI berichtet darüber und kritisiert, dass die ukrainische Armee bei Angriffen mit Kriegswaffen die zivilbevölkerung als Deckung benutzt.
Wenn Herr Johnson der Meinung ist, dass darüber lieber nicht berichtet und auch die LeserInnen der TAZ vor dieser unangenehmen Wahrheit behütet werden sollten - dann soll er das sagen.
AI hätte wissen müssen, dass eine differenzierte Betrachtung des „brutalen Angriffskrieges“ (noch) nicht gewünscht ist.
Vielleicht ist der ganze Ansatz auch etwas weltfremd. Kriege werden fast immer nicht um offenes Gelände, sondern um Städte und Dörfer geführt. Diese bestehen naturgemäß hauptsächlich aus zivilen Gebäuden. Es ist also nahezu unmöglich, im Krieg zu kämpfen, ohne dass zivile Gebäude in die Kämpfe einbezogen werden. Übrigens nicht nur im aktuellen Krieg.
Allerdings sollten die Kriegsparteien dann auch ehrlich sein und nicht jedes getroffene Wohnhaus (oder Krankenhaus oder Schule) durch alle Propagandakanäle jagen. Schließlich ist eine Schule, die als Stützpunkt dient, nur noch ein Gebäude. Als Schule wird es nicht genutzt.
Das ist doch schon seit dem Bericht der Washington Post von Ende März längst bekannt. Damals spielte das auch noch eine größere Rolle, weil die völlig anders gearteten Kämpfe in der Ostukraine noch nicht angefangen hatten. Damals wurde auch das Dilemma dargestellt, das diese Kriegführung und die häufig dadurch verursachten Schäden und Opfer in Wohngebieten bedingt.
www.washingtonpost...-russia-civilians/
Ich verstehe nicht, wie man solche Dinge ausblenden will, das ist doch nicht neutral. Natürlich wird das von den Russen ausgeschlachtet, aber das macht ja nichts besser und relativiert auch nicht die Gräuel der russischen Kriegführung.
@JIM HAWKINS
Wenn's Ihnen nicht in den Kram passt, dann sind's die Bösen.
Ich lese hier immer, dass AI "ungeschickt" war. Nicht, dass es nicht stimme, was sie berichten.
Es ist nicht AIs Aufgabe, Propaganda für die eine oder für die andere Seite zu machen. Es ist auch nicht so, dass sie nie die Sowjetunion oder ihr ideologisches Erbe (unter Einsatz von Haut und Haar manch seiner Mitglieder) kritisiert hätten.
Dass die russische Propaganda es ausschlachtet ist bedauerlich, es ist trotzdem richtig, dass AI berichtet. Das "Muster der falsen Balance", wie HEL.GENUG sagt ist hier völlig unangebracht.
Da schlägst einen nieder.
AI soll also gefälligst nicht mehr unverfälschte Sachverhalte publizieren, sondern:
"Sie müsste antizipieren können, wie die öffentliche Rezeption ihrer Berichte ausfällt."
Also ist die öffentliche Berichtshoheit wichtiger als die ungeschminkte Wahrheit?
Hier könnte man echt den Verstand verlieren. Warum eigentlich wird hier bei uns ohne Unterlass, so vehement die Verteidigung irgendeiner Demokratie proklamiert?
Hm - verstehe ich das richtig und schaue ich in die Geschichte...
...ja in die Geschichte schauen, Abstand, historisch-kritische Betrachtung, selbstkritische Haltung, finde ich immer noch ein analytisches Instrument, das vor bloßer Moralhuberei, Empörung und Lagerdenken schützt...
...war die Kritik der üblichen Verdächtigen an der Menschenrechtslage in (z.B.) Argentinien während der Fußballweltmeisterschaft 1978 durch Amnesty International ein "gefundenes Fressen" für Kommunisten, denen sie in die Hände spielte. Man weiss ja das die Kommunisten die Verbrecher sind.
"Dass Russland die Ukraine angreift und nicht umgekehrt, und dass die Gefahr für ukrainische Zivilisten dadurch entsteht, dass Russland auf zivile Ziele schießt – das fällt unter den Tisch."
Wie schon erwähnt, ist allgemein bekannt ,wer den Krieg begonnen hat.Und wenn in bewohnten Gebäuden oder in deren unmittelbarer Nähe Verteidigungsstellungen aufgebaut werden,dann werden aus zivilen militärische Ziele .Das erklärt oder entschuldigt gar längst nicht alle von der russischen Armee verantworteten "Kollateralschäden" (Achtung Sarkasmus!) ,aber es differenziert das einseitige Propaganda-Bild #von die Guten gegen die Bösen. Im Krieg halten sich beide Seiten nicht jederzeit zu 100% an die Haager Landkriegsordnung und
sonstige Spielregeln. Wer das nicht wahrhaben will oder nicht öffentlich darüber reden will ,der gefährdet seine Glaubwürdigkeit als unabhängiger objektiver Journalist!
Die Wahrheit ist manchmal schwer zu ertragen!
Die echten Ukraine Kriegspartei-Anhänger:innen mögen bitte noch mehr Quellen lesen.
Z. B. Berichte über Korruption, über Rechtstaatlichkeit, über die Beamten-Korps, über ethnische Säuberungen. Lesen bildet!
Und sie werden merken, dass die Ukraine ein ebensolches postsowjetisches Land ist wie Russland. Kriegspropaganda aus-, Kopf einschalten! Es behauptet niemand, dass Amnesty die Unwahrheit spricht - oder?
"Vorhersehbar war das, weil im aufgeheizten Klima um den Krieg in der Ukraine für Differenzierung kein Platz ist." So, so.... was die Guten machen ist also immer i.O.. -Kleiner Exkurs: Baron Arthur Ponsonby, einen englischen Diplomaten, der bereits nach dem Ersten Weltkrieg jene zehn „Prinzipien der Kriegspropaganda“ analysierte, die ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren haben sollen:
1. Wir wollen den Krieg nicht
2. Das gegnerische Lager trägt die Verantwortung
3. Der Führer des Gegners ist ein Teufel
4. Wir kämpfen für eine gute Sache
5. Der Gegner kämpft mit unerlaubten Waffen
6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, wir nur versehentlich
7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm
8. Künstler und Intellektuellen unterstützen unsere Sache
9. Unsere Mission ist heilig
10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.
Kommunikationspanne, ja, all überall, mit ständig geschlossenen Kommentarfunktionen besonders bei Artikeln gegen Übergewinnsteuer und so ziemlich allen Themen, wo die Kommentare den Artikeln nicht folgen.
Aber auch bei diesem wird die selbe Art von Kommunikation sichtbar. Wenn einem was nicht paßt (und Amnesty hätte deutlich schärfer formulieren können, etwa Zivilpersonen als Schutzschilde nehmen), dann kann es ja nur eine Kommunikationspanne sein. Wenn jemand nicht mit uns einverstanden ist, muß er (also z.B. der kollektive Ostdeutsche) gleich psychologisiert werden. Gegner will man nicht mehr verstehen, sondern sie sind schlicht wahnsinnig und für die Vernunft nicht mehr erreichbar.
Diese anti-intellektuelle Grundhaltung (die wir natürlich bestreiten, weil ja so offen, tolerant und divers, und natürlich auch antirassistisch, solange es um Sprachregelungen geht und nicht ums Geschäft), diese Einengung des Diskurses mit immer mehr Tabus (sonst Querdenker, Aluhutträger, oder Gott bewahre! Putinversteher), die Ansicht, daß die von uns errichtete bzw. zu errichtende Weltordnung genau das Richtige für alle anderen ist, ist der Grund dafür, daß überall im Herrschaftsbereichsrandgebiet die Konflikte aufflammen. Gestern waren wir Ukraine, heute sind wir schon Taiwan. Und besser als AI kennen wir uns sowieso aus mit Menschenrechten und Kommunikation. Der westliche Mensch will sich und andere nicht mehr verstehen. Er will sich nur noch gut finden. So versteht man den Konflikt nicht, seine Hintergründe auch nicht und erst recht nicht seine Akteure. Bequeme Grundhaltung, macht auf Dauer aber blind.
Gelungener Kommentar. Der AI- Bericht käut das Muster der false balance wieder. Sollten die Vorwürfe stimmen, ist das erstens verferlich und auch ein bisschen dumm (weil die Ukraine sich dadurch moralisch (und damit gewissermaßen an ihrer zweiten (nichtmilitärischen) Front angreifbar macht), zweitens jedoch in Relation zur russischen Taktik nicht vernachlässigbar, aber doch von eher marginalem Rang, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Russland ebenso menschliche Schutzschilde einsetzt, nur eben keine Russen, sondern ebenfalls ukrainische Zivilisten (vgl. DLF Kultur Weltzeit v. 01.08.2022).
Gefundenes Fressen ist Bericht übrigens nicht nur für RT. Auch die junge welt hat schon einen Artikel zum Thema veröffentlicht und zwar mit deutlich anderem Tenor als z.B. taz oder DLF. Bin gespannt, wann wir die vollgesabberten Lätzchen von Wagenknecht und nd zu lesen bekommen.
AI ist dazu da, den Finger in die eiternden Wunden zu legen, so dass es richtig schmerzt.
Wer hier nun wie der Autor bei der AI selbstauferlegte Schreibverbote deswegen sehen will, weil es könnte ja irgendwie mißbraucht werden - au weia.
Ja, es ist ein Kommentar. Aber eine ausgewogene Presseberichterstattung braucht auch solche Berichte wie den von AI.
Im Grunde sagt sie sowieso nur das, was jeder mit ein wenig Grips weiß: Verbrechen werden auf beiden Seiten begangen.
Wieder mal ein schönes Beispiel für Diskussions“kultur“.
Befund: „Die Ukraine verletzt das Kriegsvölkerrecht“
Entgegnung: „Mag sein, aber die Russen sind ja viel schlimmer!“
- als ob das irgendetwas am Verstoß selbst ändern würde
Sowas hat noch nie jemanden weiter gebracht.
Das zeigt nur, dass es keinen Diskurs gibt, sondern nur Propaganda….
@Jim Hawkins: das ist hier beim Thema Palästina übrigens genau dasselbe - zumindest im Forum
Abwehr mit Angriff gleichsetzen -- das hab ich schon von vielen Leuten gehört, leider. So etwa: "Der Selensky will und will sich einfach nicht besiegen lassen. Dafür kommt er noch mal nach Den Haag!" Ehrlich, ich kann diese Haltung nicht verstehen.
Ja, das humanitäre Völkerecht verbietet die Nutzung bewohnter Gebäude zu Kampfhandlungen. Die Gegner sollten sich idealerweise auf offenem Feld oder in Militäreinrichtungen bekämpfen. Dies für die ukrainische Arneee derzeit zu fordern ist jedoch absurd, angesichts seines Abwehr-und Überlebenskampfes und der systematischen Zerstörung der gesamten Infrastruktur und Militäreinrichtungen des Landes. Durch die willkürliche Kriegsführung Russlands wird die Ukraine gezwungen sich auch in bewohnten Gebieten aufzuhalten. Wenn AI diesen Umstand nicht sehen will, ist ihre Kritik an der Ukraine unrealistisch und daher falsch.
Es wird nie soviel gelogen, wie vor einer Wahl, während eines Krieges und nach der Jagd
( verschieden Leuten zugeschrieben)
Wäre noch zu ergänzen um " bei Begräbnissen".
häuserkampf ...
ist nicht feldschlacht !
Die Feststellungen von AA mögen in Deutschland frevelhaft und inkorrekt erscheinen. Aber Krieg ist nunmal nichts Gerechtes oder Faires, im Gegenteil.
In der Ukraine diskutiert man den Kurs der Regierung und die Kriegsführung der Armee durchaus kritischer. Nicht wenige verweisen zum Beispiel auf Frankreich im 2. Weltkrieg, die Kollaboration hat viele Opfer und eine Zerstörung des Landes verhindert. Manches Opfer würde gerne noch leben … insbesondere wenn am Ende doch ein russischer Sieg steht.
Wie stellt sich Amnesty die
Verteidigung der durch Russland
brutal angegriffenen Städte durch das
ukrainische Militär vor ?
Sollen die Soldaten außerhalb der
Städte sich zum Abschießen aufstellen?
@JIM HAWKINS
Nicht schon wieder.
@tomás zerolo Wie meinen?
Ja, der Autor hat recht - AI hat noch nicht mitbekommen das im postfaktischen Zeitalter Kritik nicht an der Wirklichkeit, sondern an Notwendigkeit orientiert sein sollte. Was in manchen Fällen ein Kriegsverbrechen wäre ist in anderen Fällen eben das Gebot der Stunde.
Fast ebenso schuldig ist aber die zivile Infrastruktur, die sich auf den Gefechtsständen der Armee natürlich denkbar schlecht platziert hat.
Mit Verlaub Herr Johnson - es ist nicht die Aufgabe von Amnesty International die Befindlichkeiten der Kriegskommunikation einer Kriegspartei und seiner jeweiligen Apologeten antizipierend zu umschiffen.
Im Zweifelsfall führt dies nämlich zum Verlust der Neutralität.
Wir erleben eine sehr fortgeschritten Prozess, in dem es offenbar nicht einmal mehr den Anspruch gibt, sich von der Kommunikation, der Propaganda, den Fake-Nachrichten und Lügen von Kriegsparteien zu emanzipieren.
Ich empfinde das als totalen Zusammenbruch, als Totalversagen der veröffentlichten Öffentlichkeit von Staaten und Gesellschaften, die für sich in Anspruch nehmen eine Kultur professioneller, unabhängiger und von Machtinteressen emanzipierte Presse zu haben.
Die Glaubwürdigkeit von Amnesty als Menschenrechtsorganisation hängt in jeder Kriegssituation auch davon ab, dass sie möglichst neutral untersucht und nicht durch einseitige Veröffentlichungen Partei für die eine oder andere Seite ergreift.
Wer den Krieg begonnen hat ist ja hinreichend bekannt. Dass Russland als Aggressor den Bericht für seine Propaganda nutzt wundert mich eigentlich nicht.
Andererseits läuft die Propagandamaschine der angegriffenen Ukraine u.a. dank der breiten Unterstützung durch die westliche Presse ja auch nicht schlecht.
Von daher ist nicht zu befürchten, dass die russischen Angreifer durch diesen Bericht wesentliche Vorteile erlangen.
Es heißt "im Krieg stirbt als erstes die Wahrheit".
Amnesty hat jetzt darauf hingewiesen, dass es offenbar mehrere Wahrheiten gibt.
@Bürger L. Richtig. Mich stört, dass wir in vielen Punkten 1:1 die ukrainische Version des Geschehens übernehmen. Ist nur gut, dass es auch unabhängige Untersuchungen wie von AI gibt. Oder wollen wir vielleicht nicht hören, was uns nicht in den Kram / in unsere "Propaganda" passt?
@Katrina Leider beherrscht Russland die einfachste Art des Lügen recht gut: Nichts sagen.
Russland bestätigt keine möglichen Erfolge, dementiert nur Falschmeldungen der Ukraine.
Russland gibt nicht an das es ein Wohngebiet mit Artillery umgepflügt hat, sondern nur das es 20.000 Schuss Munition am Tag verschossen hat.
Russland gibt nicht an was Himars alles vernichtet hat etc.
Und wenn sie etwas böses getan haben, dann dementieren sie es und schieben es den Ukrainern in die Schuhe.
Und ja die Ukraine kämpft aus Wohngebieten heraus, allerdings reicht ein bewaffneter Rentner der sein Haus gegen die Invasion verteidigen will, das kurz darauf 200 Granaten auf das Wohngebiet herabregnen. Und da Russland zur Ethnischen Säuberung aufgerufen hat, kann man verstehen das man jeden cm verteidigen will.
@Katrina Die ukrainische Version von was, bitte schön?
Wollen sie ukrainische Berichterstattung, die natürlich subjektiv ist, mit der russ. Berichterstattung gleichsetzen?
Hätten sie die Berichterstattung der BBC im WKII mit dem deutschen Radio gleichgesetzt?
@Katrina Tja - es gibt offenbar Zeitgenossen - auch hier im Forum und in der Journaille - die "Kommunikation" nur und ausschließlich im euphemistischen Sinne der "Marketing-Kommunikation" von Unternehmen verstehen.
Die ist aber überhaupt keine Kommunikation, sondern "Kommunikation" - also Werbung, Propaganda im Sinne von "weißer geht's nicht".
Und die angsprochenen Zeitgenossen wollen nur hören / lesen, was in ihr ideologisch verbogenes Weltbild passt.
AI lässt sich in diesem Sinn zurecht nicht instrumentalisieren und redet bei bisher jedem bekannten Bericht Klartext; legt unideologisch auf den Tisch, was auf den Tisch gehört.
Auch wenn's manchen Politikern, Journalisten und Foristen nicht passt.
Gut so, AI.
Weiger so.
Nach dem Apartheid-Vorwurf gegen Israel der nächste Griff ins Klo.
@Jim Hawkins Das sehen viele Israelis anders:
@Jim Hawkins Falsch Herr Hawkins,
nach der Skandalisierung des Amnesty-Berichts über Praxis und Alltag der unter israelischer Besatzung, ist dies nun ein neuerlich formulierter Anspruch, Amnesty möge nicht Tatsachen recherchieren und in die Öffentlichkeit bringen, sondern "antizipieren" wer diese Tatsachen wie nutzt.
Selbstverständlich wird das bestritten.
Aber für mich ist es...sagen wir mal wie zur Fussballweltmeisterschaft 1978 in Argentinien.
Wer über die Menschenrechtsverletzungen der Militärjunta berichtete und informierte, munitioniert doch nur die Kommunisten - also Terroristen.
Amnesty International berichtet von Beweisen, dass sich die ukrainische Armee u.a. in Krankenhäusern und Schulen eingerichtet habe. Dies sei illegitim und bringe die Bevölkerung in Gefahr.
Genau solche Taktik wurde zudem auch von westlichen Staaten regelmäßig scharf verurteilt, wenn es andere Kriege betraf. Man sprach dann regelmäßig von menschlichen Schutzschilden.
Dass die russische Seite diese Befunde zitiert, wundert nicht, natürlich nutzt sie alle Argumente gegen ihre Gegner.
Dass sie diese Befunde zitieren kann, liegt aber wiederum daran, dass die ukrainische Armee sich eben in Krankenhäusern und Schulen eingerichtet hat und damit eben auch Kriegsverbrechen begangen hat.
Die bei weitem häufigeren und schwereren Kriegsverbrechen der russischen Armee rechtfertigen die Kriegsverbrechen der ukrainischen Seite eben nicht.
Es ist keine Schwäche, sondern eine Stärke von AI, dass sie von allen Seiten die Einhaltung von Menschenrechten einfordern.
Dies unterscheidet AI womöglich auch von dem Autor dieses Artikels, der jedenfalls nicht einmal ein Wort des Bedauerns dafür hat, wenn eine Armee sich in Krankenhäusern und Schulen einrichtet.
Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak schreibt laut Spiegel, dass Amnesty sich an einer russischen Propagandakampagne beteilige". AI wird dämonisiert, aber AI stützt sich nicht auf russische Behauptungen, sondern auf Beweise.
Krieg macht oft blind und es wird oft erwartet, dass alle in den Einheitschor einstimmen, dazu gehört auch die Verbergung von eigenen Kriegsverbrechen und die Empörung über die der anderen. Russland betreibt dies seit Anbeginn. Nun sehen wir erneut, dass Krieg eben immer auch beidseitig zu entsprechende Kriegsblindheit führt.
So weit sind wir, dass auch in der TAZ sich über eine Menschenrechtsorganisation empört wird, weil diese Kriegsverbrechen aufdeckt. Traurig.
"Präsidentenberater Mychajlo Podoljak "
Die Debatte um die Grenzen Deutschlands erinnern an historische Debatten um nationale Souveränität – und zeigt: Grenzen sind soziale Konstrukte.
Vorwürfe von Amnesty gegen die Ukraine: Ein gefundenes Fressen
Kommunikation gehört nicht zu den Stärken von Amnesty International. Die Organisation hätte wissen müssen, wie ihr Bericht aufgenommen wird.
Eine Frau vor Trümmern in Mykolaiv, August 2022 Foto: Kostiantyn Liberov/ap
Man hätte auf die Folgen vorbereitet sein müssen: Amnesty International (AI) nimmt die Taktik der ukrainischen Armee gegen Russlands Angriffskrieg unter die Lupe und bemängelt, dass die ukrainischen Streitkräfte bei der Verteidigung von Städten auch aus Wohngebieten, aus zivilen Einrichtungen heraus operieren und damit Zivilisten dem russischem Beschuss aussetzen.
Ihre differenzierten Befunde publiziert die Menschenrechtsorganisation unter dem Titel „Kampftaktik der ukrainischen Armee gefährdet Zivilpersonen“. Das russische Staatsmedium RT macht daraus: „Amnesty International deckt Kiews Verstöße gegen Kriegsvölkerrecht auf“, und Putin-Versteher jubeln: Selenski ist ein Kriegsverbrecher, hier ist der Beweis!
Dass Russland die Ukraine angreift und nicht umgekehrt, und dass die Gefahr für ukrainische Zivilisten dadurch entsteht, dass Russland auf zivile Ziele schießt – das fällt unter den Tisch. Vorhersehbar war das, weil im aufgeheizten Klima um den Krieg in der Ukraine für Differenzierung kein Platz ist.
Eine erfahrene Menschenrechtsorganisation wie AI sollte das wissen. Sie müsste antizipieren können, wie die öffentliche Rezeption ihrer Berichte ausfällt. Und sie müsste in der Lage sein, ihre Erkenntnisse so zu publizieren, dass sie nicht in Moskau eine Täter-Opfer-Umkehr ermöglichen und damit in Kiew Empörung provozieren.
Kommunikation ist keine Stärke
Doch nicht zum ersten Mal zeigt sich hier, dass Kommunikation nicht zu den Stärken von AI gehört. Nicht nur das: Der Bericht setzt an manchen Stellen Abwehr mit Angriff gleich, und eine Stellungnahme der Ukraine zu den Vorwürfen wurde wohl angefragt, aber nicht abgewartet.
Die Zehntausenden Toten der Ukraine, von den Hochhäusern von Mariupol und Charkiw bis zu den Straßen und Kellern von Butscha – sie waren nicht Opfer der Taktik der ukrainischen Armee, sondern Opfer der Strategie der russischen Armee. Dies muss eine Menschenrechtsorganisation klar sagen. Gerade auch, wenn sie mögliches Fehlverhalten der ukrainischen Verteidiger untersucht.
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kommentar von
Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
Themen
Journalismus im Angriffskrieg – taz Talk