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Vor dem Parteitag der LinkenMit Floskeln zum Sozialismus

„Für eine populäre Linke“ heißt ein Aufruf, mit dem Sahra Wagenknecht für den Parteitag mobilisiert. Reformer Hoff spricht von Legendenbildung.

Aufrufunterzeichnerin Sahra Wagenknecht Mitte Mai im Bundestag: eine von zehn Bundestagsabgeordneten Foto: Political-Moments/imago

Berlin taz | Die Linkspartei ist schon ein eigentümlicher Verein. Einerseits pflegt ihr führendes Personal und dessen Anhang untereinander Umgangsformen, die mit ruppig nur unzureichend beschrieben sind. Andererseits geben sich die verschiedenen Flügel große Mühe, möglichst verklausuliert über die eigentlichen Konfliktlinien hinwegzufabulieren. Da sehen dann Aufrufe auf den ersten Blick aus, als könnten sie eigentlich von allen in in der Partei unterschrieben werden. Nur an den Zwischentönen und Duftnoten lässt sich erkennen, warum das nicht so ist.

Ein Beispiel dafür ist der am Dienstag veröffentlichte Aufruf „Für eine populäre Linke“, deren prominenteste Erstunterzeichnerinnen die Bundestagsfraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali und deren Vorgängerin Sahra Wagenknecht sind.

Die In­itia­to­r:in­nen kommen aus dem Umfeld Wagenknechts und der sie unterstützenden Parteiströmung „Sozialistische Linke“. Es ist ihr Versuch, die Kräfte vor dem Linksparteitag Ende Juni in Erfurt zu sammeln. Zu den 85 Erst­un­ter­zeich­ne­r:in­nen gehören insgesamt zehn Bundestagsabgeordnete, also gut ein Viertel der Fraktion.

Mit dabei sind auch einige wenige Re­for­me­r:in­nen aus dem Lager um Fraktionschef Dietmar Bartsch, der selbst nicht unterschrieben hat. Die Bekannteste aus diesem Kreis ist Simone Oldenburg, die stellvertretende Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns.

„Priorisierung von Aufgaben und Botschaften“

Die Linkspartei stecke „in einer existenziellen Krise“, um politisch zu überleben, müsse sie „sich verändern – ohne ihre Grundsätze aufzugeben, die im Erfurter Programm beschrieben sind“, heißt es in dem Aufruf. Die Ver­fas­se­r:in­nen plädieren für „eine Priorisierung von Aufgaben und Botschaften“.

Dafür benennen sie vier Punkte: Erstens solle die Ungleichheit von Einkommen, Vermögen und Macht zurückdrängt, die sozialen und kulturellen Spaltungen überwunden werden. Zweitens plädieren sie für eine „wirksame und gerechte“ Umwelt- und Klimapolitik, die die Perspektive der Beschäftigen beachtet.

Drittens treten sie für Frieden, Abrüstung und Entspannung ein und sprechen sich grundsätzlich gegen Konfliktlösungen mit militärischen Mitteln aus. Viertens solle „gegen die ökonomische und damit auch politische Macht des Kapitals“ die Demokratie gestärkt und persönliche Freiheit geschützt werden. Das Ziel sei „ein neuer, demokratischer und ökologischer Sozialismus“.

Alle vier Punkte dürften in der Linkspartei unstrittig sein. Das gilt auch für die Warnung, die Linkspartei dürfe „sich nicht auf bestimmte Milieus verengen“. Aber warum gibt es dann diesen Aufruf? Er schreibe „die falsche Legendenbildung“ fort, dass die Linkspartei „ihre Kernwählerschaft verraten würde und dass Linke in Regierungen ihre Grundsätze aufgeben“, kritisiert Linken-Reformer Benjamin Hoff.

Der Chef der Thüringer Staatskanzlei, der als stellvertretender Parteivorsitzender kandideren will, weist darauf hin, dass parallel zur Veröffentlichung des Aufrufs der rot-grün-rote Senat in Bremen gerade eine Bundesratsinitiative zur Übergewinnsteuer auf den Weg bringe. „Das zeigt, wie und worum es uns tatsächlich gehen muss: Gemeinsam besser werden, statt Legendenbildungen als selbsterfüllende Prophezeiungen“, so Hoff zur taz.

Einladende Parteikultur?

Die Auf­ruf­un­ter­zeich­ne­r:in­nen appelieren, konstruktiv in der Partei zusammenzuarbeiten und eine „einladende Parteikultur zu entwickeln“. Der Haken: Etliche der Auf­ruf­un­ter­zeich­ne­r:in­nen stehen bislang eher für das Gegenteil.

Ein Beispiel dafür ist der Ex-Bundestagsabgeordnete Diether Dehm, der gerade erst in einem Gastbeitrag in der DKP-Parteizeitung Unsere Zeit über jene, die nicht in der Linkspartei seiner und Wagenknechts Richtung anhängen, geurteilt hat, sie seien entweder „Apparatschiks“ oder „ein Sammelsurium von Ex-Piraten und Grünen, Friday-Futuristinnen und coronakonformen Kremlhassern“.

Mit Blick auf den russischen Überfall auf die Ukraine beklagt Dehm, „im Krieg um die Tränen“ solle nun „die Parteibasis Empathie heucheln für Selenski und dessen Ukrainer“. Wagenknecht lobt er hingegen dafür, dass sie „auf Corona-Diktaten, Gendervorschriften, Migrantinnenkult, Klimaeinsparungen, NATO-Revival und Arbeiterfeindlichkeiten“ herumhämmern würde.

Auf solch undiplomatische Brachialrhetorik verzichtet der von Dehm mitunterzeichnete Aufruf „Für eine populäre Linke“ vollständig. Sie würde sich auch nicht so recht mit dem Appell vertragen, politische Differenzen „respektvoll und ohne Diffamierungen“ auszutragen. Stattdessen bleibt es bei Zwischentönen und Andeutungen.

Zwischentöne und Andeutungen

So wenn es heißt, die Linkspartei setze zwar auf die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und sozialen Bewegungen, habe aber „als Partei nicht die Aufgabe, die bessere Gewerkschaft zu sein oder die weitestgehenden Forderungen einzelner Bewegungen als eigenes Programm zu verkünden“. Ob damit die Forderungen von Flüchtlingsinitiativen oder Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen gemeint sind? Von wem sonst? Das bleibt offen.

Aus gutem Grund fehlen auch die konkreten Beispiele, was mit der darauf folgenden Feststellung gemeint ist: „Überzogene und unrealistische Forderungen schaden ebenso wie ein opportunistisches Streben nach Mitregieren um den Preis der Aufgabe linker Ziele.“ In seiner Allgemeinheit dürfte auch diesem Satz niemand in der Linkspartei widersprechen.

„Der Aufruf enthält nicht viel, was Die Linke nicht schon längst macht“, konstatiert der frühere Linken-Bundesvorsitzende Bernd Riexinger. „Beim Bundesparteitag geht es um eine klare Entscheidung für konsequente Klimagerechtigkeit und um eine klare Verbindung mit sozialer Gerechtigkeit – ohne Wenn und Aber“, sagte er der taz.

Eine Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung habe vor wenigen Tagen ergeben, dass die potentiellen Wäh­le­r:in­nen der Linkspartei die Themen Klimaschutz und gute Arbeitsbedingungen gleichrangig behandelt sehen wollten. „Der Aufruf lässt diese Themen offen und ist daher wenig zukunftsgerichtet“, so Riexinger.

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63 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Er schreibe „die falsche Legendenbildung“ fort, dass die Linkspartei „ihre Kernwählerschaft verraten würde und dass Linke in Regierungen ihre Grundsätze aufgeben“, kritisiert Linken-Reformer Benjamin Hoff.

    Naja, es ist Fakt, viele, die einst Links wählten, wählen kein Links mehr, und das hat mit extrem großer Gewissheit nichts mit Sahra Wagenknecht zu tun. Wer nicht verstanden hat, warum die Kernklientel verloren ging, wird die Linke auch nicht mehr revitalisieren können. Auch das ist ein Fakt.

    „Ob damit die Forderungen von Flüchtlingsinitiativen oder Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen gemeint sind? Von wem sonst? Das bleibt offen.“

    Klar ist damit FFF gemeint, es wäre auch schon sehr eigenartig wenn die Linke, die Forderungen von FFF 1 :1 in ihr Parteiprogramm aufnehmen würde.

    Dieses Zusammendenken von sozialer Gerechtigkeit und Klima wird bereits von den Grünen erfolgreich gedacht und umgesetzt.

    Wagenknecht, oder die die diesen Aufruf unterzeichnet haben, wollen einfach das Profil der Linken schärfen, damit für die Allgemeinheit ersichtlich ist, für was die Linke steht, ihre Alleinstellungsmerkmale deutlicher machen.

    Ist das jetzt so schlimm, diesen Aufruf als ein Konglomerat von Floskeln ad acta zu legen? Herr Beuker sollte das dort Geschriebene vielleicht etwas ernster nehmen?

    Diejenigen- egal wer Vorsitzender wird-die es nicht schaffen die Programmatik der Linken zu schärfen, werden die Linke nicht aus der 5% Zone herausholen können, und es wird so kommen wie es kommen wird, so leid es mir tut, aber die Partei wird bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr im Bundestag situiert sein.

    • @Kat Sim:

      Sehe ich auch so. Allein an Floskeln ist noch keine Partei gescheitert. Aber an Inhalten. Und, wie man aus dem unterschiedlichen Wahlverhalten im Westen im Vergleich zu den neuen Bundesländern oder zB in Berlin-Lichtenberg qualifiziert vermuten kann, an der Wählerschaft. Die Linke ist zudem auch von einem allgemeinen Phänomen betroffen, was ich an anderer Stelle schon mal so formuliert hab:



      Es wird eine spannende Aufgabe für die Parteien sein, mit diesem frei flotierenden Anteil von vorteils- und betroffenheitsorientierten Wechsel(nicht)wählern umzugehen, die mit ihrem (Nicht-)Stimmen für eine Partei wie an der Börse tageskursorientiert, auch nach Befindlichkeit, investieren, mit der Hoffnung auf gute persönliche Rendite. Einschließlich dem Disziplinierungs-/Bestrafungsversuch durch Enthaltung, Nichtinvestment. Insofern hat diese Wählerschaft gelernt, ihre Stimmen und Stimmungen nach den Regeln der ‚freien‘ Marktwirtschaft zu kapitalisieren.

  • Darüber werde ich nachdenken. Allerdings bin ich derzeit der Meinung, dass genau das der Punkt ist - vielleicht habe ich da Vorurteile - der mich von den "Critical Justice"-Leuten unterscheidet. Bei denen habe ich den Eindruck, dass sie überhaupt nicht bereit sind in Erwägung zu ziehen, dass sie falsch liegen könnten. Und dass das ja im Koordinatensystem ihrer "Lehre" auch gar nicht vorgesehen ist, weil ja "Emotionen immer real" sind. Und wer sich als Opfer fühlt ist, Opfer, wer sich als Frau fühlt, ist Frau - und wer das nicht akzeptiert sondern in Frage stellt, attackiert und beleidigt.

    • @Dr. McSchreck:

      Man sollte sich vielleicht nicht gerade an den Aussagen der absoluten Fanatiker messen, wie groß die Dialogbereitschaft ist, wenn man den Dialog tatsächlich sucht. Jede Bewegung mit fanatischen Anhängern hat auch gemäßigtere.

      Und nochmal: Der erste Schritt wäre, NICHT von vornherein an der Gegenseite zu verzweifeln und mit ausgestrecktem Finger in gebührendem Abstand stehen zu bleiben (und sich über die Leute zu echauffieren, die da ihrerseits mit ausgestrecktem Finger und verzweifeltenm Gesichtsausdruck rumdrucksen, statt einfach mal näher zu kommen...). Was nach Überwindung dieser Erstarrung so alles passieren kann, sollte man erstmal sehen.

      • @Normalo:

        Nach einigem Überlegen ist mir aufgefallen, dass ich im realen Leben so agiere, wie Sie es hier vorschlagen. Dort erlebe ich allerdings auch nicht (mehr) derartige Betonköpfe, wie sie oben gemeint waren (letztes Mal als Student). Die Frage ist, ob es daran liegt, dass die online-Dikussionen härter und unversöhnlicher sind - oder dass man tatsächlich eine andere Auswahl von Menschen erlebt?

      • @Normalo:

        Das ist ein guter Ansatz, sehr human.

  • Bei so einem Aufruf kann man doch - ob nun dafür oder dagegen - ganz wunderbar oberflächlich im Grundsätzlichen baden.

    Alle konkreten Probleme der Partei sind wie weg gewischt. Die Führung kann trotz heftigster Wahlniederlagen weiter wursteln. Die ehemalige Führung ebenso.

    Man muss sich keine Gedanken machen um den Ukrainekrieg, den Klimawandel, den Missbrauchsskandal in Hessen oder die konkrete Politik in Kommunen und Bundesländer, wo die LP mit regiert.

  • Damit trifft der Aufruf den Punkt:

    "Zunehmend haben Genossinnen und Genossen sowie Wählerinnen und Wähler den Eindruck, dass DIE LINKE immer weniger die Partei ist, für die sie sich jahrelang eingesetzt bzw. die sie lange Zeit gewählt haben."

    Den Realos verbleibt jetzt noch eine letzte Aufgabe: sich zurückzuziehen, denn mit dem Parteiausschlussverfahren gegen Oskar Lafontaine haben sie sich auch selber von hinten ins Knie geschossen.

    Die Lebenslüge der Linkspartei - sich von Arbeiter:innen, Niedriglöhnern, Alleinerziehenden, Verzweifelten und Abgehängten wählen zu lassen, aber sie bloß nicht in der Partei als Mitglieder zu wollen - muss beendet werden!

  • Diese Debatten wer wirklich links ist und wer nicht, Monty Python hätte sich das nicht so absurd ausdenken können. Will die Linkspartei erfolgreich sein muss sie beide Gruppen zusammenbringen, aber das ist nicht gewünscht. (zu)viele in der Linken insb. im Westen würden APO bevorzugen. Wahre Revolution macht man nicht im Parlament etc. etc.

  • Hier stimme ich(sogar) Bodo Ramelow zu:



    ...Gebraucht würden "nicht noch zahlreichere Aufrufe, wie man die Hoheit über die Partei erringen kann, sondern mehr praktische Politik, um als verlässlicher Partner für die Wählerinnen und Wähler bei deren alltäglichen Sorge, auch messbare Verbesserungen zu erreichen", sagte Ramelow



    "Die Zeit bis zum Bundesparteitag wird kürzer, und die öffentlichen Aufrufe in der Partei werden länger; auch das scheint eine linke Gesetzmäßigkeit zu sein", sagte Ramelow weiter.......



    www.tagesspiegel.d...inke/28390618.html

    • @Ringelnatz1:

      Jaja, für Ramelow ist man nur dann effektiv links wenn man ausgerechnet in diesem politischen System einen Führungposten ergattert hat.



      Wie würde dieser halbgare Linke wohl in einer außerparlamentarischen Fundamentalopposition klar kommen. Genau- nämlich gar nicht.

      • @Lästige Latte:

        "Wie würde dieser halbgare Linke wohl in einer außerparlamentarischen Fundamentalopposition klar kommen. Genau- nämlich gar nicht."



        Welche Relevanz hat diese Frage in einer Debatte über eine parlamentarische Partei?

        • @Encantado:

          Sie haben es zutreffend erkannt:



          Wo Ramelow sich hinter "m e h r p r a k t i s c h e P o l i t i k" verschanzen will, wird es Zeit für eine diametrale Strategie.



          Es ist mir klar, dass ich mir damit auch im Wagenknecht-Lager keine Freunde mache.

      • @Lästige Latte:

        Wieder Gegenfrage: Was erreicht eine strammlinke außerparlamentarische Fundamentalopposition (mit oder ohne Ramelow) realistisch betrachtet für die Menschen, denen linke Politik nutzen soll, denn im Vergleich zu einem wie Ramelow, der wirklich etwas gestalten kann? Genau - nämlich garnichts.

        Aber - ehrliche Frage an Sie als augenscheinlichen Insider in der Hoffnung auf eine reflektierte Antwort - interessiert das echte Ideologen überhaupt? Oder kochen die vielleicht nur ihr Reine-Lehre-Süppchen, erklären sich gegenseitig, wie falsch da draußen in der Welt Alles läuft, und bemessen den Wert eines Linken daran, wie wortgewaltig und dogmatisch sauber er das hinbekommt?

        • @Normalo:

          Berechtigte Kritik muß nicht zwingend eine bessere Lösung können. Sie will vorerst nur berechtigt sein.



          Darum ja, rekurriere ich auf die außerparlamentarische Opposition.



          Mit nun Ihrer Kritik in Richtung "Reine-Lehre-Süppchen" kann man durchaus eine dergestaltige Debatte anstoßen. Aber leider habe ich mir die Moderation eingehandelt u nicht jede meiner Antworten erscheinen bzw sehr verspätet.

          • @Lästige Latte:

            Kritik um der Kritik willen hat ohne Frage ihre Daseinsberechtigung in der Demokratie, schon um die Pluralität des gesellschaftlichen Meinungsbildes zu verdeutlichen. Ob sie auch im engeren Sinne "berechtigt" ist, hängt aber tatsächlich massiv davon ab, inwieweit es weniger kritikwürdige Alternativen zu dem kritisierten Verhalten gibt.

            Von daher Alles schön und gut, dass man als Kritiker im Recht sein will. Aber wenn man so gar keine praktikablen Alternativen mitbringt, sollte man sich in Sachen "Beitrag zum politischen Wandel" vielleicht nicht zu nassforsch über Jene stellen, die tatsächlich in der Handlungsverantwortung stehen und diese auch wahrnehemen. Zu letzterem gehört eben, nicht Alles noch schlimmer zu machen. Das wird im Zweifel auch einschließen, selbst glasklar als suboptimal erkannte Entwicklungen nicht einfach in die Tonne zu treten, bevor man weiß, was die bessere Alternative wäre. Und dass es die verdammte Pflicht Jener Verantwortungsträger wäre, bessere Alternativen zu FINDEN, macht diese Pflicht noch lange nicht automatisch real erfüllbar.

            • @Normalo:

              "die tatsächlich in der Handlungsverantwortung stehen und diese auch wahrnehmen"

              haben weltweit einen Zustand angerichtet mit



              entsetzlichen Hungersnöten,



              himmelschreienden sozialen Ungerechtigkeiten,



              arroganteste Klimaversauung,



              allerschändlichste Kriegsbetreibungen,



              entsetzliche Einseitigkeiten aller möglichen internationalen Gerichtshöfe,



              teuflische Sanktionsverhängungen gegen egal, wie schon verarmte Landesbevölkerungen sowieso schon leiden...

              Aber "die tatsächlich in der Handlungsverantwortung stehenden, die diese auch wahrnehmen" exekutieren scheinheilig ihre regelbasierte Ordnung auf Teufel komm raus, und die Zustände werden immer apokalyptischer.

              Da wäre es längst mal wieder an der Zeit für ein sich zusammenschließendes Aufbegehren der sogenannten Straße, im Sinne von: Leute lasst das Glotzen sein, kommt herunter reiht euch ein.



              Gewissermaßen die Verhältnisse zum Tanzen bringen.



              "Vor allen Dingen muß der Platz abgeräumt werden"



              Mit Leuten wie Ramelow ist in Wirklichkeit kein Staat zu machen. Im wesentlichen bleibt doch auch er selber nur bei seiner persönlichen Kritik an unhaltbaren Zuständen. Hat sich aber launig auf einen verlorenen Posten genau in dieser sogenannten regelbasierten Ordnung verzogen und paternalisiert von dort aus, was das Zeug hält.



              Ein geplatzter Wechsel!

              • @Lästige Latte:

                Zeigen Sie, wer es besser gemacht hat, und wie das nach Thüringen übertragbar wäre, und wir können gerne über die Verfehlungen von Herrn Ramelow reden (die es sicher gibt). Aber meine These bleibt, dass Kritik erst dann einen greifbaren Beitrag zur positiven Veränderung leisten kann, wenn sie nicht nur beklagt sondern auch realistisch betrachtet, ob man es mit den gegebenen Ressourcen und den beteiligten Menschen (GANZ wichtiger Faktor, der gerade von der reinen Kritik gerne übersehen wird) wirklich besser machen könnte. Insbesondere ändert diese These sich nicht dadurch, dass Sie die Kritik immer noch wortgewaltiger gestalten. Oder meinen Sie wirklich, wer am lautesten schreit, hätte Recht?

  • Wer hier, auf dieser Forumsseite, nimmt sich eigentlich aus welchen Gründen das Recht heraus, zu verstehen was wahrhaftiges Linkssein bedeutet und könnte mal erklären, wieso gerade er oder sie Linke seien.



    Trostlos!

    • @Lästige Latte:

      Gegenfrage: Wer - egal wo (und ja, das meint auch den "Palast der Sozialen Gerechtigkeit" unweit von Saarlouis) - hat denn die Definitionsmacht über das Linkssein derart mit Löffeln gegessen, dass sie es den Leuten hier oder sonstwo verbindlich absprechen oder darüber rechenschaft verlangen könnte??

      Und jetzt mal unter uns Betschwestern: Das RECHT etwas zu verstehen hat wirklich Jeder. Am KÖNNEN dürfte es schon mal hapern. Aber Sie zweifeln hier das Recht an, als wäre Verstehendürfen ein zu verleihendes Privileg. Freudscher Verschreiber?

      Aber mal zum Inhalt: Halten Sie Linkssein wirklich für einen so schwer erreichbaren Zustand, dass nur Auserwählte diese kognitive Leistung für sich reklamieren können? Und wenn ja: Wie soll eine so elitäre Gabe jemals das Allgemeingut werden, das sie sein müsste, um in der Realität auf demokratischem Wege eine Chance auf gesellschaftliche Gestaltungskraft zu erlangen?

      Oder geht es am Ende doch nur darum, wer ideologisch "den Längsten" hat (wenn sie mir die kalauernde Anspielung auf Ihr Nick erlauben)?

    • @Lästige Latte:

      Es gibt Leute, die schreiben nicht nur Aufrufe, die - so sicher wie das Amen in der Kirche - zu einer waaahnsinnig populären Linken führen werden, sondern auch Bücher darüber, wer ein "richtiger" Linker ist, und wer nicht.

  • Egal welche politischen Zuschreibungen man Frau Wagenknecht angedeihen lässt, sie alle sind fehl am Platz.



    Egoismus, Narzismus, Selbstgefälligkeit und schwerer Populismus treffen es wohl eher.



    Und bei 'Lerryn' Dehm hilft nur noch eine Organspende namens Hirn.....

  • Was der Dehm im verlinkten Artikel über den sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Führungspersonen in der Linkspartei schreibt geht auf keine Kuhhaut.



    Große Teile der Linkspartei haben offensichtlich nichts gelernt.

  • die ewige Stiefelleckerei von Putin und seiner Kamarillia hat bei Dehm erkenbar die völkische Schuhcreme ressentimentgeladenen hatings von für überflssig erachteten minroritäten in die hirnzellen verschoben

  • Na da greifen wir doch mal in die Linke-Geschichtskiste: Das sich Linke, Sozialisten und Kommunisten intern wie die Kesselflicker streiten, verleumden und Bekämpfen, bewiesen schon Marx und Engels mit ihren Tiraden gegen die Kunkurrenten. Fortgesetzt in der Sozialdemokratie (Luxemburg gegen Parteiführung), der Bolschewiki (Lenin gegen Sozialrevolutionäre) bis zu den Sekten der 68er Folge (DKP'-Revis' gegen Maoistische 'Chaoten'). Das immer gleichzeitig inhaltlich diskussionwürdige Thesen erarbeitet wurden, änderte an den internen Machtkämpfen der Despoten wenig.



    Fatal wurden diese Auseinandersetunge, wenn sie die 'Macht' eroberten: Lenin ließ zusammen mit Trotzki die Kronstädter Matrosen niederkartätschen. Sein Nachfolger Dschugaschwili Trotzki ermorden und Millionen im Gulag sterben. Mao kaschierte seinen Machtkampf als Kulturrevolution gegen das Hauptquartier mit tausenden Opfern. Castro sperrte Kritiker einfach weg oder schickte sie in die USA. Fazit: Es ist zu hoffen, das Hasardeure wie Frau Wagenknecht oder der unsägliche Herr Dehm nie einen Fitzel Macht in die Hand bekommen. Sonst müssten kritische Linke im Lager andauernd Dehms peinliche Songs trällern und regelmäßig dem Geburtstag von Frau W huldigen - wie eins Maos Tschiang Tsching... Glücklicherweise wiederholt sich bei der Linkspartei die Geschichte gerzeit als depperte Burleske und nicht blutige Tragödie....Das ist aber auch das einzig Positive....

    • @Philippe Ressing:

      Das kommt möglicherweise davon, dass sich da haufenweise selbstbewusste und durchsetzungswillige Groß-Egos (die den Wettbewerb eigentlich instinktiv suchen), in den Kampf für eine politische Spielweise schmeißen, die persönlichen Wettbewerb inheränt verabscheut.

      Dann wird eben bis aufs Blut darum gerungen, wer der beste, wahrste, überzeugteste Egalitarist ist. Und da man das ja alles vorgeblich für die bierernste "Sache" macht und nicht für sich selbst, schwindet auch die letzte sportliche Zurückhaltung, die offen persönliche Wettbewerber untereinander schon aus Selbstschutz meist dann doch noch pflegen.

      Eigentlich dürfte zum Führungpersonal einer linken Bewegung nur werden, wer das glaubhaft NICHT werden WILL. Die Geschichte lehrt, dass das komischerweise gerade bei linken Bewegungen recht zuverlässig genau andersrum läuft.

    • @Philippe Ressing:

      Sie vergessen, daß heutzutage viele sogenannte "Moderne Linke" mitmischen wollen. Da ist doch ein großes Sammelsurium von rein Affekt Getriebenen dabei, die sich dreist das Linkssein auf ihre Gefühlsfahnen schreiben wollen.



      Solche Auswüchse haben doch weder Marx noch Engels seinerzeit ahnen können.

      • @Lästige Latte:

        Ach der gute Engels, ein Trost, dass er das alles nicht mehr erleben musste.



        R.I.P.

        Marx dagegen darf meinetwegen im Grab rotieren bis zum Ende aller Tage - der wäre der Menschheit insgesamt, der Linken insbesondere und seinem persönlichen Umfeld am Besten komplett erspart geblieben.

  • "Populäre Linke". Aha. Das Wesen solcher Ideeen wurde bereits vor über 40 Jahren hinreichend beschrieben.

    www.youtube.com/watch?v=VdvekHb-Kyw

  • Auf Wagenknecht und ihr ständiges Wiederaufstehen passt die berühmte Phrase aus der Finalszene in amerikanischen Horrorthrillern:

    "Why...won't...you...die?!?"

  • Angesichts dessen, was hier gerade passiert, wie wir ausgeraubt werden, ist die Linke eine notwendige Partei.



    Die jetzige Regierung wirft mit ihren Milliarden nur so um sich.



    Ukraine - Inflation - Klimawandel - Sondervermögen....irgendjemand muss das bezahlen. Ratet mal wer?

    Bei einem Rentenniveau von 48% - eine Schande in Europa - will man nun auch noch die Renter außen vor lassen.



    Herr Scholz, so sieht Führung nun wirklich nicht aus, eher totales Versagen, an dem sie nicht allein schuld sind.



    Das kann nur böse enden!

    • @cuba libre:

      "Die jetzige Regierung wirft mit ihren Milliarden nur so um sich."

      Sicher doch. Und die Linkspartei als die real FDP würde zusehen, dass die Löcher im Sparstrumpf schnellstens gestopft werden. 🤪

      "... irgendjemand muss das bezahlen. Ratet mal wer?"

      Die Fleischesser, Autofahrer, Heizungsnutzer, Konsumenten, Urlauber, ... ? 🤓

  • Na ja, seit Wagenknecht nicht mehr viel zu melden hat und von der damaligen Führung gemobbt wurde, läuft es stimmenmäßig ja auch nicht mehr so für die Linken. Vielleicht sollte man mal die damaligen Neuausrichtungen hinterfragen oder korrigieren.

    • @alchemist77:

      Welche "Neuausrichtungen" genau meinen Sie? jetzt mal ganz konkret.

  • »„ein Sammelsurium von Ex-Piraten und Grünen, Friday-Futuristinnen und coronakonformen Kremlhassern“ - das ist genau die Mischpoke, die konstruktiv-fortschrittlichen Einfluss ausüben könnte. «



    Das ist genau die Mischpoke, die alles ist, aber nicht links.

    • @Bouncereset:

      Doch, genau die sind in einem progressiv-emanzipatorischen Sinne links…und nicht die sowjetnostalgische DKP-Clique.

  • Nun, orientieren sich Sahra und ihre Mitstreiter*innen an dem hervorragenden Buch von Frau Wagenknecht, "Die Selbstgerechten", wäre die Linke endlich, endlich einmal auf einem guten Weg.

    Die ärmere Hälfte im Land braucht dringend eine Lobby. Nicht umsonst gehen die Leute nicht mehr zu Wahl, weil es niemanden gibt, der sie vertritt.

    Volle Solidarität!

    • @shantivanille:

      Wagenknecht-Fans sind offenbar den Sarrazin-Fans ziemlich ähnlich. Unabhängig von der Realität zu 100% von der Richtigkeit der Thesen ihrer .... ehm ... was ist eigentlich die weibliche Form von Guru ... überzeugt.

  • Das ist der neue Aufdruck auf meinem T-Shirt:



    "coronakonformer Kremlhasser"



    und in Las Vegas-Blinkschrift 4 x 18 Meter über der Stadt.

  • Ich habe irgendwann den Überblick verloren, wie oft Sahra Wagenknecht sich von irgendwas oder allem bei Die Linke zurückzieht oder gar von der Partei abwendet, nur um dann doch wieder irgendwo mitmischen zu wollen – meist ziemlich weit oben, oft mit der Möglichkeit, es auch tatsächlich zu tun. Messbare Erfolge für die Partei oder ihre Überzeugungen bleibt sie schuldig.

    An Kampfeswille oder Geduld scheint es ihr ja nich zu mangeln, aber ein bisschen Einsicht, dass es mit ihr und Die Linke wirklich nix mehr wird könnte nicht schaden.

  • -?-"undiplomatische Brachialrhetorik"-?-

    Hat nicht etwa diese so befremdlich- gesteltzt, diplomatische Rhetorik der Parteiführung den eigentlichen Schaden angerichtet? Nämlich diesen enormen Wählerverlust von konsequent links denken wollenden Mitmenschen.

    • @Lästige Latte:

      Pffft... Mit billigen Stammtischparolen wie "Migrantenkult", "Corona-Diktaten" oder "immer kruderen Minderheiten" kannste wohl eher bei jedem Pegida oder Querdenkerauflauf punkten als bei Menschen, die "konsequent links" denken.

      Worte, die so auch aus Höckes Mund kommen könnten. Sozial, solidarisch, egalitär oder gar progressiv ist daran gar nichts.

  • Nun, die "Wiedervereinigung" der CDU unter Friedrich Merz war überraschend, fast beeindruckend erfolgreich. Es ist nun zwar wieder eine Partei des 20.Jahrhunderts, aber sie wirkt geschlossen wie lange nicht & der Erfolg gibt ihr Recht. Wenn die Linke sich nun geschlossen der Zuchtmeisterin Wagenknecht unterwerfen würde, wäre sie zwar eine Partei des 19.Jahrhunderts, aber vielleicht darin einig. Dass sie ja gar nicht vorhat, ihre vollmundigen Versprechen je als Regierungsprogramm auch umzusetzen, hat W ja schon klargestellt. Also kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.



    Das Zitat von Herrn Dehm ist übrigens wirklich unterirdisch. Ich gestehe, dass ich wirklich nicht wusste, dass es derart üble Gesinnungen in der Linken gibt.

  • Dieter Dehm - politisch gescheiterter, ehemaliger Stasi-Spitzel. Wie armselig.

  • Der Linke Dieter Dehm schreibt für die UZ der DKP ... WOW.

    Die postete unlängst auf ihrer Facebookseite ein Foto aus Mariupol mit brotverteilenden russischen Soldaten und fabulierte darunter von einer "von ukrainischem Militär befreiten Stadt".

  • „seien entweder „Apparatschiks“ oder „ein Sammelsurium von Ex-Piraten und Grünen, Friday-Futuristinnen und coronakonformen Kremlhassern“.“



    sagt der Ex-SPDler und Produzent niveauloser auf Kommerz gebügelter Schlagermusik.

  • "Coronakonforme Kremlhasser". Diether Dehm hat sowas von voll einen an der Klatsche.

  • Jetzt hat man also zum Todesstoß angesetzt.

    Der toxische Flügel der Partei hat sein Werk vollendet.

    • @Jim Hawkins:

      Ich erinnere mich gerade an so einen linken Sticker: "Mein Kommunismus funktioniert nur alleine. Spaltung, ich finds eigentlich ganz gut."

      Um die Linke wird es wiederum ziemlich einsam werden, wenn sie es nicht endlich hinbekommt ihren Querfrontflügel abzuspalten.

      • @Nora_X:

        Das sehe ich genauso.

        Was auch auffällt, ist Folgendes:

        Diesen ganzen denunzierenden, diffamierenden, aggressiven Äußerungen kommen immer nur von der Wagenknecht-Dehm-Hunko-Seite.

        Mit fällt keine annähernd ähnlich scharfe Äußerung vonseiten der geprügelten, jungen Großstadt-Linken ein.

  • „ein Sammelsurium von Ex-Piraten und Grünen, Friday-Futuristinnen und coronakonformen Kremlhassern“ - das ist genau die Mischpoke, die konstruktiv-fortschrittlichen Einfluss ausüben könnte. Solange Machtmenschen wie Wagenknecht ihre egozentrischen Spielchen treiben, bleibt die Linke unwählbar - siehe Wahlergebnisse, ohne Wagenknecht hätte die Linke im Bund mitregieren können...

  • Der detaillierte Leitabtrag des Parteivorstandes "Gemeinwohl statt Profit



    Klimagerechtigkeit statt Aufrüstung"



    www.die-linke.de/p...wohl-statt-profit/



    ist weitaus weniger wolkig und floskelhaft.

  • 0G
    03998 (Profil gelöscht)

    Der Kapitalismus spielt verrückt und die Linkspartei hat das irgendwie verschlafen.

  • Wagenknecht ist in ihrem Kern , trotz aller Rosa-Luxemburg-Attitüden immer Leninisten geblieben...

    • @hamburger jung:

      eher sozialdem. post-stalinistin

    • @hamburger jung:

      Was zeichnet denn eine Leninistin so im Speziellen aus?



      Der Begriff ist im Alltag etwas aus der Mode gekommen.

    • @hamburger jung:

      Stimmt!