VW-Vorstand droht mit Werksschließungen: Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Der VW-Vorstand hat ein Paket des Grauens für seine Beschäftigten geschnürt. Damit sollen Milliarden gespart werden – die erst kürzlich an die Aktionäre ausgezahlt wurden.
D ie Pläne des Volkswagenvorstands, über die Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo am Montag die Belegschaft informiert hat, sind empörend. Es ist ein Paket des Grauens, das VW-Boss Oliver Blume geschnürt hat: Schließung von drei der zehn Werke in der Bundesrepublik, ganze Abteilungen und Bereiche sollen ins Ausland verlagert werden. Laut Cavallo sei es „die klare Absicht, Zehntausende Volkswagen-Beschäftigte in die Massenarbeitslosigkeit zu schicken“.
Bereits im September hat der Vorstand die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt: Ab Mitte des kommenden Jahres sind betriebsbedingte Kündigungen möglich. Und die, die ihren Job behalten dürfen, sollen Gehaltskürzungen um zehn Prozent und Nullrunden in den kommenden zwei Jahren hinnehmen. Zusätzlich sollen tarifliche Zulagen gestrichen werden. Die am Mittwoch beginnende zweite Runde der Haustarifverhandlungen zwischen dem Konzern und der IG Metall dürfte hitzig werden.
Die Belegschaft soll die Fehler des Managements ausbaden
Dass die rund 120.000 Mitarbeiter:innen von Volkswagen in Deutschland in heller Aufregung sind, ist mehr als verständlich. Sie sollen die falschen Managemententscheidungen aus der Vergangenheit ausbaden. Alleine der Dieselskandal hat VW bisher mehr als 32 Milliarden Euro gekostet. Dass der Konzern bis heute nicht in der Lage ist, ein für die breite Bevölkerung erschwingliches E-Auto anzubieten, hat auch nicht die Belegschaft zu verantworten. Wer den VW-Konzern entschlacken will, sollte daher an dessen Spitze anfangen.
Doch dass Herr Blume, der im vergangenen Jahr knapp 9,7 Millionen Euro verdient hat, mit gutem Beispiel vorangehen und auf einen Teil seines obszön hohen Einkommens verzichten will, ist nicht bekannt. Was auch für den Rest des 46 Millionen Euro teuren Vorstands gilt.
Ebenso wenig die Rede ist von einem Beitrag der Großaktionäre, wie dem Porsche-Piëch-Clan. Dabei hat Volkswagen erst im Juni absurderweise eine stolze Dividende von 4,5 Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet. Das ist in etwa die Summe, die jetzt auf Kosten der Beschäftigten eingespart werden soll.
Einstiges Musterbeispiel
Volkswagen war einst das Musterbeispiel für die viel gepriesene Soziale Marktwirtschaft und das Sozialpartnerschaftsmodell in der Bundesrepublik. Der nun eingeschlagene Konfrontationskurs der Konzernspitze steht dazu im diametralen Widerspruch. Die niedersächsische Landesregierung als Miteigentümerin muss diesen Kamikazekurs stoppen.
Und auch die Bundesregierung sollte sich besser um Deutschlands größten Autobauer kümmern, statt mit Schauveranstaltungen wie konkurrierenden Wirtschaftsgipfeln ihre Zeit zu verplempern. Wenn es um zehntausende Arbeitsplätze geht, ist das Gezänk zwischen Scholz, Lindner und Habeck unangemessen.
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