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Unlust zur VerkehrswendeGrundsätzlich auf Autopilot

Ein Viertel der regelmäßigen Autofahrer will prinzipiell nicht auf ÖPNV oder Fahrrad umsteigen. Da sind noch dicke Bleche zu bohren.

Idyllisch? Yep. Gut angebunden? Nein. Auf dem Land ist mobil sein ohne Auto noch schwierig Foto: dpa

M anchmal hat die Große Koalition ihren nicht durchgehenden, aber doch unbestreitbaren klimapolitischen Unwillen doch nicht durchgesetzt. Zum Beispiel vor zwei Jahren. Da hatte der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) fast alles in seiner Macht Stehende dafür getan, dass sein Zuständigkeitsbereich die deutschen Klimaziele verfehlt – und dann kam Corona. Niemand flog 2020 unnütz umher oder fuhr weite Autostrecken – und der Verkehrssektor schaffte die Vorgaben zur CO2-Reduktion aus Versehen doch noch.

Nicht nur bei der CSU sind in Sachen Verkehrswende dicke Bleche zu bohren. Das hat in der vergangenen Woche das jährlich erscheinende Energiewendebarometer der Förderbank KfW gezeigt, eine repräsentative Umfrage in 4.000 Haushalten. Ein Viertel der regelmäßigen Au­to­fah­re­r:in­nen ist grundsätzlich nicht bereit, künftig häufiger den öffentlichen Verkehr zu nutzen und das Auto stehen zu lassen.

Das ist keine kleine Randgruppe. Natürlich, das restliche Dreiviertel ist offener. In 75 Prozent der Haushalte, in denen mehrmals pro Woche Auto gefahren wird, kann man sich zumindest prinzipiell vorstellen, öfter mal den ÖPNV zu nutzen. Allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen: einer besseren Anbindung, geringeren Kosten und mehr Komfort.

Mäßige Sabote von SUVs

Das sind Dinge, an denen sich auch eingefleischte Bus- und Bahn­fah­re­r:in­nen nicht unbedingt stören würden. Vielleicht ein bisschen zusätzliche Inspiration für Ampel-Verkehrsminister Volker Wissing, der gerade am Beginn seiner persönlichen Verkehrswende steht: Anders, als seine FDP es noch im Wahlkampf postulierte, sieht er keine Zukunft für Autos mit Verbrennungsmotor, deren Durst mit synthetischen Kraftstoffen gestillt wird, wie er dem Fachdienst Tagesspiegel Background in der vergangenen Woche sagte. Stattdessen schließt er sich der großen Mehrheit von Energie- und Ver­kehrs­ex­per­t:in­nen an, die appellieren: Wenn schon Auto, dann mit dem effizienteren E-Motor.

Ineffizient sind Autos natürlich von vornherein, auch unabhängig vom Antrieb. Sie haben zum Beispiel meist fünf Sitze, aber im Schnitt nicht mal anderthalb Insassen. Und besonders beliebt sind auch noch die Gefährte mit besonders ungünstigem Blech-pro-Kopf-Verhältnis: Mehr als ein Drittel der Neuzulassungen unter den Pkws waren laut Kraftfahrtbundesamt im vergangenen Jahr SUVs und Geländewagen, also komplett überdimensionierte und folglich verschwenderische Autos.

Solche sind in den vergangenen Wochen sogar in den Fokus einer Gruppe gekommen, die sie aktiv sabotiert – laut Bekennerschreiben: im Namen der Klimagerechtigkeit. Bisher kam es nur zum Ablassen von Luft aus Reifen. Dicke Bleche wurden nicht gebohrt.

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Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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54 Kommentare

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  • Warum, ja, warum nur meiden manche Leute Bahnen und Busse?

    Wer abends und nachts in einer Großstadt mit Bus und Bahn unterwegs ist, muss sich ein sehr dickes Fell zulegen und die ständigen Grenzüberschreitungen eines Teils des Fahrpublikums hinnehmen, oder aber im Konfliktmodus unterwegs und stets bereit zur körperlichen Verteidigung sein. Tagsüber sind es meist nur Duftwolken von Schweiß und Aftershave sowie die schamlos laut geführten Privatgespräche, die zu erdulden sind. In Berlin kommen noch die Unverschämtheiten des Fahrpersonals verschärfend hinzu.

    Wer von alledem nichts mitkriegen will, muss laufen, wo es geht (das ist immer besser), das Radl benutzen (und hoffen, dass er es nach einer Stunde an der Laterne mit extra dickem Schloss noch wiedersieht) – oder mit dem bösen, schlimmen, asozialen Auto in die Stadt fahren. Und weil das so ist, soll der störrische Teil der Menschheit mit unverschämten Parkgebühren, Knöllchen und Sündenbockstatus zur Teilnahme am ÖPNV genötigt werden.

  • In Bremen und Berlin ist bspw. RRG an der Regierung und für ÖPNV verantwortlich. Da hätte man wie Kopenhagen auch bereits seit Jahrzehnten einen super ÖPNV und ein himmlisches Radwegenetz auf die Beine stellen können.

    Das störte noch nie CSU. Der hatte null Einfluss auf die Verkehrspolitik dort.



    Da kommt es nun im Gegenteil dazu, dass z.B. in Bremen nun endlich Radbrücken über die Weser gebaut werden, weil sonst die Gelder vom Bund verfallen!

    Es wird auch langsam im wahrsten Sinne "beScheuerter", wenn man die miesen ÖPNV-Zustände in DE immer noch der CSU in die Schuhe schieben will.

  • Anstelle sich an den 25% aufzugeilen, die nicht wollen, sollte man erstmal mit den 75% die wollen arbeiten.

    Und sich bei den 25%, die nicht wollen, man überlegen, woran das denn so liegt. Könnte ja sein, dass sie auf dem Land wohnen und der ÖPNV dort so schlecht ist, dass es ohne Auto gar nicht geht.

  • Nachdem im Ergebnis 80% der Autofahrer so gut wie nie auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen werden, ist es ziemlich egal, ob 25% oder 79% von ihnen kategorisch erklären, das niemals zu tun.

    In der Beantwortung der Befragung kann im Übrigen ausschlaggebend sein, wo die Befragten leben und ob sie es sich z.B. vorstellen können, dass es bei Ihren Wegen bald einen 5-Minuten-Takt geben wird: Wo man sich das beim besten Willen nicht vorstellen kann, z.B. weil schon seltener als alle 5 Minuten ein PKW vorbeikommt, hat man halt weniger Erwartungen an einen idealen Ausbau der Busanbindung, und antwortet dementsprechend.

    • @meerwind7:

      Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass in solchen Gegenden auch - in absoluten Zahlen - recht wenige Menschen leben. Deren Aussage ist also im Zweifel nicht repräsentativ für 80% der Bevölkerung. Der Unwille zum Umstieg ist also entweder in der Umfrage überhöht abgebildet, oder er hat (auch) andere Gründe.

      Dazu gehört gerade in den aktuellen Zeiten, wo Arbeitgeber dankbar sind, wenn ihre Angestellten möglichst allein im Verhikel sitzen, wenn sie schon reisen müssen und nicht unter den infektiösen Massen im Zug, ein Image-Problem des ÖPV: Er gilt Vielen als zweitklassig, schmuddelig und umständlich.

      Dieses Image-Problem kann man nicht per Verbot abschaffen, und an dieser Stelle kommen dann die Anforderungen wieder zusammen: Entweder das Angebot wird attraktiver, oder die "Verkehrswende" bleibt ein Kampf gegen Windmühlen.

  • 0G
    05989 (Profil gelöscht)

    Die drei größten, strukturellen Hindernisse dürften sein:

    1. Zu hohe KFZ-Steuer und Versicherung, zu niedrige Spritkosten. Das stehende Auto kostet trotzdem, für die Fahrt kommt nur noch der Sprit dazu. Das führt dazu, dass die Benutzung des eigenen PKWs praktisch immer preiswerter ist als der ÖPNV. Die KFZ-Steuer muss ganz weg und die Haftfplichtversicherungen erheblich billiger werden - und diese Summe muss auf die Spritsteuern drauf. Dann ist es kein Schaden, das Auto stehen zu lassen.

    2. Wohnmobilität statt Pendeln - fällt aus, weil gerade Mieter dabei in den permanent steigenden Mietforderung bei Neuabschlüssen brutal viel Geld verlieren würden. Wenn ich zuverlässig in Vilsbiburg soviel Miete zahle wie in München - und umgekehrt, dann ziehen auch Leute wieder ihrer Arbeit hinterher. Im Moment ist jeder Umzug ein Armutsrisiko. Wobei ich sowieso kein Freund der Konzentration in den Städten bin....

    3. Das Dienstwagenprivileg: 60% der Autos in Deutschland werden von Unternehmen gekauft, betrieben werden vermutlich um die 20%. Da zahlt der Steuerzahler fast die Hälfte dazu (Umsatzsteuer, Körperschaftssteuer/Gewerbesteuer, Sozialversicherungsbeiträge über Lohnverschränkungen) - und die Privat-Nutzer sind vollkommen befreit von Kosten - bei denen ist sogar zu Fuß gehen teurer als Auto fahren.

    Der Punkt Nummer 2 braucht eine Menge Anlauf, der aber auch aus anderen Gründen wichtig wäre. Aber an 1. und 3. könnte man fast sofort was tun....

    Das wären zumindest die ersten Schritte, um die externen Kosten des automobilen Individualverkehrs wieder zu internalisieren.

    Und dann sieht sogar der versch*ssene ÖPNV plötzlich wieder aus wie ein strahlender Hochzeits-Sechsspänner!

    Es wäre natürlich mittelfristig gut, wenn er die Mobilitätsbedürfnisse der Nutzer auch befriedigen könnte...

  • Die Frage, ob Leute vom Auto auf die Öffis oder das Rad umsteigen wollen, kann ernsthaft doch nur auf Grundlage einer angenommenen Kostenwahrheit gestellt werden. D.h. Die Frage muss lauten "Wären Sie bereit auf den ÖPNV oder das Fahrrad umzusteigen, wenn die Kosten, die der Gesellschaft durch Autofahren entstehen, nicht mehr subventioniert würden, sondern Sie als Autofahrer*in dafür aufkommen müssten?" Ich nehme an, dann geht der Anteil von 1/4 relativ schnell deutlich in die Höhe.



    Solange Autofahren den Menschen finanziell und infrastrukturell so nahegelegt wird, ist es eher erstaunlich, dass NUR 1/4 der regelmäßigen Autofahrer*innen nicht auf ÖPNV oder Rad umsteigen will.

    • @Larissa Weigel:

      D.H. mit meiner KFZ-Steuer tu ich keinen ÖPNV und Bahnlinie querfinanzieren - das macht dann der ÖPNV über den Fahrtpreis?

      Das ich nicht lache: Wenn das so kommt dürft ihr Busfahrer erstmal eure Strassen bezahlen auf denen auch Busse verkehren müssen.

  • Habe heute gelesen, dass höher Gebildete eher das Fahrrad benutzen als andere. Ein Grund ist wohl, dass Fahrradfahren inzwischen einen gewissen Status besitzt. Ich nehme an, dass höher Gebildete mit zumeist höherem Einkommen auch weniger zeigen müssen, dass sie sich ein Auto leisten können - man nimmt das sowieso an. Andere Gründe? Vielleicht mehr Interesse an der gesellschaftlichen (Umwelt)Entwicklung, an der Verkehrssituation ??

    • @resto:

      Es ist ja nicht nur das Nutzungsverhalten sondern auch das Konsumverhalten. Ein gekauftes Auto heißt, dass hierfür zuvor ein Teil der Natur mehr umgewälzt wurde. Desweiteren spricht gegen ihre Hypothese, die Fakten wonach, je höher das Einkommen desto größer der Autobestand und im allgemeinen der ökologische Fußabdruck ist. Siehe auch:



      www.oxfam.de/ueber...a-doppelt-so-stark

      • @Uranus:

        Zu den reichsten 10% (800.000.000 Menschen) von denen Oxfam spricht, gehört zufällig nahezu ganz DE in toto. Ob nun mit einem oder zwei Autos.

        Sie können den Wohlstand und den Fußabdruck einen hier lebenden nicht mit Mensch in Townships, kleinen Wohnungen, Wellblechhütten usw. vergleichen.

      • @Uranus:

        Da haben Sie auch wieder Recht. Das Auto steht in der Garage.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @resto:

      Ich denke der wesentliche Grund ist, dass Berufe, die akademische oder hohe Bildung voraussetzen, tendenziell in den größeren Städten angesiedelt sind, während auf dem flachen Land eben einfach mehr handwerklich Ausgebildete arbeiten oder einfache Angestellte in mittelständischen Betrieb. Und auf dem Land sind eben die Strecken erheblich länger...

      Ich denke, dass sich da nur der Unterschied Stadt - Land abbildet. Korrelation statt Kausalität...

      • @05989 (Profil gelöscht):

        Anscheinend wurden solche Dinge wie Arbeitsweg oder Schichtarbeit aber kontrolliert, um Scheinkorrelationen zu vermeiden.

    • @resto:

      Weil der gut gebildete sich eine Wohnung in der nähe seiner Arbeit leisten kann. Oder meinen Sie den gurtgebildeten Pendler, der jeden Tag 50 km zur Arbeit mit dem Rad zurücklegt ??

      • @Günter Witte:

        Der Kerl von dem Sie da reden, der arbeitet hier. Allerdings war der auch ein paar Jahre Radprofi.

    • @resto:

      Menschen mit höherer Bildung können sich eher stuckverzierte Altbauwohnungen in deutschen Großstädten leisten. Deshalb ist das Fahrrad hier wohl häufiger eine gangbare Alternative. Nicht jede Korrelation ist Beleg für einen kausalen Zusammenhang.

      • @Julius Anderson:

        Die Kausalität liegt teilweise auch darin, dass der Gebildete ohne Auto unterwegs sein will und deshalb eine zentrale Wohnlage bevorzugt.

        Stuck kann übrigens auch in Einfamilienhäusern halbwegs preiswert ergänzt werden, und ETH außerhalb der Großstädte sind im Durchschnitt größer als Altbauwohnungen.

  • Ich brächte für den Umstieg von Auto auf ÖV keine geringeren Kosten. Der ÖV müsste außerhalb von Pandemiezeiten einfach nur von der Fahrtzeit konkurrenzfähig zum Auto sein. Der Umweg über die Stadtmitten ist ein riesiger Zeitfresser.

    • @Luftfahrer:

      Wenn sie 10 Buslinien mit einer zentralen Umsteigestelle haben und diese mit Direktverbindungen untereinander und Richtung Stadtmitte ersetzen wollen sind nicht mehr 10 sondern 100 Busse (je Richtung und Takt) unterwegs. Da dadurch aber nicht mehr Menschen untwegs wären wären diese nur noch jeweils mit 1/10 der ursprünglichen Passagiere besetzt. Und wenn die Buslinien nicht zufällig genau über den Start- und Endpunkt ihrer Route verlaufen wäre die Fahrzeit mit dem Auto trotz einer Verzehnfachung der im ÖPNV eingesetzen Ressourcen noch immer schneller.



      Mit dem Anspruch einen ÖPNV zu erwarten der mit der Privatkarre in Hinblick auf Fahrzeiten und Komfort mithalten kann wird das nix mit der Verkehrswende.

      • @Ingo Bernable:

        "...Fahrzeiten..."



        Leider hat der Tag nur 24 Stunden.

      • @Ingo Bernable:

        Das der ÖPNV bei der Fahrtzeit nicht konkurrenzfähig sein kann, geschenkt aber warum muss das auch für den Komfort gelten? Auf ständiges Insistieren meiner Tochter hin habe ich vor einiger Zeit versucht für die Fahrt ins Büro vom Dienstwagen auf den Zug umzusteigen. Als Zugewinn hatte ich mir dabei die Möglichkeit versprochen, bereits auf der Hinfahrt arbeiten zu können. Leider blieb das aber ein reiner Wunschtraum. Gibt es ein Gesetzt in Deutschland nachdem ÖPNV nur in vollgesifften,stinkenden und chronisch überbelegten Fahrzeugen mit ständig abbrechender Internetverbindung angeboten werden kann? Mehr Komfort als im Auto sollte zumindest in Zügen eigentlich relativ einfach sein. Mit rein altruistischen Motiven gewinnen Sie die Mehrheit sonst nie für einen Umstieg.

        • @Šarru-kīnu:

          Komfort bedeutet ja auch direkt am Haus einsteigen zu können, nun kann man aber kaum jede Garage mit einer Haltestellt oder einem Bahnhof ersetzen.

  • Wie meistens kommt solche Artikel von der falschen Seite. Man fragt die Menschen, wie sie's gerne hätten ... und erhält die zu erwartenden Antworten.



    a.) grundsätzlich nein



    b.) ja, vielleicht, aber plus die Prämissen, also auch: grundsätzlich nein.

    Hat man die Menschen in den 50ern gefragt, ob sie autogerechte Städte wollen, oder hat das die Politik (schon zu Zeiten, als nur Minderheiten ein Auto hatten) einfach entschieden und die Strukturen auf "Autofahren" umgebaut.



    Nun denn, dann also jetzt in die andere Richtung. Rückbau und Umbau für Rad, FußgängerInnen und ÖPNV. Und dann mal schauen, wie sich die Betroffenen auf die neue Situation einstellen.



    Es gilt aber immer: über die Strukturen lassen sich Änderungen herbeiführen.

    • @Favier:

      "Nun denn, dann also jetzt in die andere Richtung. Rückbau und Umbau für Rad, FußgängerInnen und ÖPNV. Und dann mal schauen, wie sich die Betroffenen auf die neue Situation einstellen."

      Einfach: die Regierung, die diese Maßnahmen beschlossen hat wird abgewählt und durch eine Auto-freundliche ersetzt.

  • Schon mal daran gedacht, dass man das Thema vom falschen Ende aus angeht ?

    Wenn man den Leute etwas vermiesen will stößt man zwangsläufig auf Widerstand,



    Wenn man etwas verändern will muss "der neue Weg" Vorteile bieten.

    Wir haben hier eines der schlechtesten ÖNPV-Systeme in Europa und eines der teuersten zudem.

    Im Grunde ist das Ganze doch nur da, um die Schüler preiswert und effizient in die Schulen zu karren.

    Und genau da liegt das Potential - aber ganz im neoliberalen Stil will die öffentliche Hand nichts zur Verkehrswende beitragen.

    Ich kaufe grundsätzlich nur noch dort, wo kostenlose Parkplätze vor der Tür vorhanden sind. Noch sind reichlich Einkaufmeilen vorhanden bei denen das so ist.



    Und wenn die schwinden werde ich ins Internet ausweichen.



    Eines werde ich gewiss nicht: Mit vollen Einkaufstaschen und einem Wägelchen zwischen Schülern auf dem Heimweg im Bus verbringen.



    Zu Coronazeiten nicht und sonst auch nicht.

    Um ein weiteres Beispiel für "so geht's nach hinten los" zu bringen:



    Eltern, die um ihre Kinder Angst haben und sie "mit dem Wagen" zur Schule fahren:



    Da wird nichts gegen die (vermutlich unbegründete) Angst der Eltern getan sondern die Eltern werden als "Hubschraubereltern" verunglimpft.

    • @Bolzkopf:

      Zitat v. Bolzkopf:



      "Eines werde ich gewiss nicht: Mit vollen Einkaufstaschen und einem Wägelchen zwischen Schülern auf dem Heimweg im Bus verbringen."

      Viele Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan oder afrikanischen Ländern tun genau das. Manchmal ist es gut, wenn ich hier keinen Niederflurbus, sondern einen Reisebus auf Linie fahre - Kofferraum für die schweren Taschen, geschützt vor Schülern und gemütliche Sitze nach dem stressigen Einkauf.



      Doch der Durchschnittsdeutsche tut das nicht. Hört sich nach einem Luxusproblem an. Vielleicht nehmen wir uns an Flüchtlingen ein Vorbild.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Umstieg vom Auto in der Pandemie?



    Hätte ich kein Fahrrad würde ich jetzt auch theoretisch Porsche fahren.

    Auch ohne Corona ist der öffentliche Verkehr eine Katastrophe.

  • Dann kümmern wir uns doch einfach um die 75%. Da lässt sich was erreichen.

    Das ist auch der Titel, den ich mir hier gewünscht hätte: 75% würden ÖPNV Nutzen: Drei von vier regelmäßigen Autofahrer*innen würden bei besserer Anbindung, geringeren Kosten und mehr Komfort häufiger den ÖPNV nutzen.

  • Der Beitrag zeigt, wie es aussieht, wenn von einer gut klingenden Idee (ÖPNV) nur die Vorteile erwähnt, die Nachteile aber verschwiegen werden.



    Ein wichtiger Nachteil besteht darin: „Privatverkehr“ geht jederzeit und von Haustür zu Haustür, ÖPNV dagegen von Haltestelle zu Haltestelle und nur zu den festgelegten Fahrzeiten.



    Für mich sah es einige Jahre lang so aus:



    Die Arbeitsstelle lag im Nachbarort. Bis zum Bus hatte ich 15 Minuten Fußweg (bei Wind und Wetter). Der Bus brauchte 15 Minuten zum Nachbarort, wo ich in die Straßenbahn umsteigen musste. Diese quälte sich dann weitere 25 Minuten quer durch die Stadt von Haltestelle zu Haltestelle, bis ich (zum Glück) direkt an der Firma aussteigen konnte. Mit dem Auto schaffte ich das locker in 20 Minuten und blieb irgendwann dabei.



    PS: Durch Umzug und Arbeitsplatzwechsel erreiche ich inzwischen die Firma in 10 Minuten zu Fuß. Aber ich vergesse nicht, dass die meisten Pendler nicht so viel Glück haben!

    • @Pfanni:

      Man sollte aber auch nicht vergessen, dass ja auch anderen Pendler*innen die Möglichkeit zum Umzug offen steht. Ich habe das auch längst gemacht und seitdem jede Woche gut 10 Stunden mehr nutzbare Freizeit.

      • @Ingo Bernable:

        Stimmt. Bezahlbare Wohnungen gibt es z.Z. im Überfluss :-)

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Wenn ich das kann und Pfanni das kann, dann können das andere auch. Zumal durch das eingesparte Auto ja monatlich auch 200 bis 400€ mehr zur Verfügung stehen.

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ist sinnlos, seiner Meinung nach sollte ich meine Frau verlassen, weil die in einem anderen Ort arbeitet...

          • @4813 (Profil gelöscht):

            Und sie haben das immer noch nicht getan? So langsam wird das aber mal Zeit, da CO2-Budget duldet keinen Aufschub. Darüber hinaus bitte auch möglichst die Atmung reduzieren damit sie weniger CO2 abgeben.

  • Im Teaser klingt es fast so, als wäre gefragt worden, ob man das Auto abschaffen will. Da wäre ein Viertel noch wenig. Nun geht es nur darum, es öfter mal stehen zu lassen. Da ist ein Viertel das, was man erwarten konnte. Zwei Drittel wollen übrigens öfter Rad fahren, das fehlt im Artikel, obwohl im Teaser angekündigt. Im Spiegel steht dazu: "Beim Umstiegswillen aufs Rad zeigten sich kaum Unterschiede zwischen Stadt und Land", das sei bemerkenswert (finde ich auch). Und noch ein Satz aus dem Spiegel: "Die energetische Ineffizienz der in der Regel gering besetzten Pkw bleibe auch dann bestehen, wenn sie elektrisch betrieben werden, heißt es in der Studie."

  • Irgendwie hat die Autorin noch nicht verstanden, warum die Leute gerne Auto fahren wollen: Nicht weil sie bequem sind. Absolut nicht. Sie sind sogar bereit, dafür schwer zu schuften. Eben weil die anderen Bus und Bahn fahren, wollen Sie dort nicht dabei sein. Das Auto erhebt sie über die Hungerleider, die sich kein SUV leisten können. Je mehr Leute also Öffis benutzen und je teurer das Autofahren wird, umso attraktiver erscheint das Auto.

    Ohne Gewaltanwendung wird man diese Leute nicht vom Autofahren abbringen können. Und selbst wenn, dann werden sie IMMER einen Weg finden, eleganter zu reisen als der Pöbel. Der Feudalismus steckt in der DNA, sozusagen.

    • @Numitor:

      Ah ja, Gewaltphantasien und saudummes Geschwurbel - das bringt uns bestimmt weiter.

  • Eine hohe Auslastung des ÖVPN und eine Maximierung der Sitzdichte sind dem Klima zuträglich. Das ist mit Komfort, niedrigeren Taktungen und besserer Anbindung nicht in Einklang zu bringen. Entsprechend bleibt nur die Möglichkeit die Menschen entweder zum ÖVPN zu zwingen oder damit zu leben das nur ein gewisser Anteil der Bevölkerung diese nutzt. Das dieser Anteil deutlich unter 75% und wahrscheinlich auch unter 50% liegen wird ist dabei so dabei sicher wie das Amen in der Kirche.

    Zudem: Wie lange eine Regierung an der Macht bleibt, die einen zum ÖVPN zwingt, kann man sich zudem an einer Hand abzählen, von daher sehe ich nicht warum auf dieses Projekt so viel Aufmerksamkeit und Energie verschwendet wird.

  • 100% der Aussenministerinnen wollen sogar nicht auf ein Flugzeug der Flugbereitschaft verzichten. Wie aus informierten Kreisen verlautete ist aber gerade dort das Alu-Blech-pro-Kopf-Verhältnis besonders ungünstig.

    Übersetzt bedeutet dieser kleiner Vergleich folgendes: der Einsatzzweck bzw. die Notwendigkeit bestimmt häufig die Entscheidung ein bestimmtes Verkehrsmittel zu nutzen. Stigmatisierungen und Vorverurteilungen sollten ohne konkrete Hintergrundkenntnisse vermieden werden. Denn das wäre nur plumper Populismus.

  • Ich glaube, Menschen umerziehen zu wollen,ist ein wenig zielführender Weg, das Klima zu retten. Es wäre schon viel erreicht, wenn wir diejenigen, die grundsätzlich dazu bereit sind, dazu bringen, signifikant mehr öffentliche Verkehrsmittel zu verwenden oder mit dem Rad zu fahren und dort wo weiterhin Privatautos verwendet werden - egal ob sinnvoll (denn das gibt es ja auch) oder nicht - diese klimafreundlicher werden.

    Voraussetzung für mehr Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln ist weniger ein ausgeprägterer Wille der Bevölkerung, als ein quantitativ und qualitativ besseres Angebot. Wir müssen in kurzer Zeit unzählige neue U-, S-, und Straßenbahnstrecken bauen, große Mengen neuer Fahrzeuge anschaffen, Takte verdichten, ÖPNV bequemer machen, neue Preismodelle finden etc. Das Angebot wird angenommen werden, auch wenn vielleicht nicht von allen.

    • @Ruediger:

      Regeln und Gesetzen aufzustellen ist noch keine "Umerziehung" (ich unterstelle mal, dass ihnen die Entstehung und Verwendung dieses Begriffs in totalitären Regimen bekannt und die Erweckung entsprechender Assoziationen bewusst insinuiert ist), sondern ein ganz normaler Weg dort gleiche Bedingungen für Alle zu schaffen wo es an Einsicht mangelt. Klimaschutz und Energiewende allein von den Schultern jener tragen zu lassen die freiwillig zu den zwingend notwendigen Veränderungen bereit sind, so dass diese nicht nur ihren persönlichen Anteil tragen, sondern auch noch die Einsparungen für diejenigen wuppen müssen die eben nicht von einem fossil befeuerten Lebensstil lassen wollen kann es ja wohl auch nicht sein.



      Der ÖPNV war schon immer deutlich günstiger als ein PKW und auch die Versorgung ist generell bei weitem nicht so schlecht wie gerne behauptet wird. Es kann eben auch nicht Ziel sein jeden dicken Baum mit Direktverbindungen in alle Richtungen im 5-Minuten-Takt anzubinden die dann in aller Regel leer unterwegs sind nur um dem andauernden Gejammere über die fehlende Flexibilität etwas entgegenzusetzen.

      • @Ingo Bernable:

        Doch, wenn Sie mit einer Regel oder einem Gesetz etwas verbieten, was vorher nicht nur erlaubt war, sondern sogar gesamtgesellschaftlich gefeiert wurde, dann ist das ganz wertfrei eine Umerziehung.

      • @Ingo Bernable:

        "deutlich günstiger als ein PKW" und "nicht so schlecht wie gerne behauptet "

        Haben sie da mal irgendwo Vergleichszahlen (also Fakten:-) ) oder ist das jetzt ihr Bauchgefühl ?

        • @Bolzkopf:

          Ein PKW schlägt monatlich unter Berücksichtigung aller Kosten mit 200 bis 400 € zu Buche, Monatskarten sind idR für unter 100€ zu haben.



          Und ich bin bislang mit dem ÖPNV immer in zumutbarer Zeit ans Ziel gekommen, auch abseits großer Städte. Die Dörfer die ich kenne sind tagsüber allesamt mit stündlicher Taktung angebunden, auch das ist, wie ich finde, völlig ausreichend und akzeptabel. Sicher, die isolierten Weiler mit nur täglicher Verbindung gibt es auch, allerdings leben nur 15% der Bevölkerung in Orten mit weniger als 5000 EW (und das ist ja auch immer noch eine halbe Stadt), so dass von dieser Problematik weitaus weniger Menschen betroffen sind als in Diskussionen wie dieser gern behauptet wird.

          • @Ingo Bernable:

            Tja, das mit den 200€ - 400€ kommt vermutlich hin.



            Aber die brauche ich nur einmal.

            Monatskarten brauche ich vier - da bin ich dann auch mal locker bei 300€ (wenn ich für die Ticktes der Pens nur 50€ rechne)

            "in zumutbarer Zeit ans Ziel gekommen ..." wenn es mal nur die Zeit wäre ... Mit zwei "Sixpacks" Wasser unter'm Arm ist die Zeit sicher nicht mehr das Kriterium ...

      • @Ingo Bernable:

        "gleiche Bedingungen für Alle"?



        Sie wollen GLEICHE Bedingungen?



        Na dann, ich gehöre zu den 77,5% (2020) der Bevölkerung, die in einer Stadt leben und doch ist der nächste Bahnhof und die nächste angefahrene Bushaltestelle trotz dichter Besiedelung 1200 Meter entfernt. Wenn Sie schon einen großen Anteil der Bevölkerung durch Nicht- und Unterversorgung vom ÖPNV ausschließen, weil Sie ja nicht "jeden dicken Baum ... anzubinden" wollen, dann wären es doch "gleiche Bedingungen" wenn die so Ausgeschlossenen die ÖNPV-Förderungen für den für sie zwingend notwendigen Individualverkehr bekämen.

        • @Saccharomyces cerevisiae:

          Ich halte es für ungewöhnlich, wenn "die nächste angefahrene Bushaltestelle trotz dichter Besiedelung 1200 Meter entfernt" ist. Vielleicht haben Sie andere Vorstellungen von "dicht"?

          1200 m zu einem Bushalt ist nochmal was anderes als 1200 m zur S-Bahn; es kommt natürlich auch auf die Bedienungshäufigkeit an.

        • @Saccharomyces cerevisiae:

          1200 Meter Fußweg?? Ja, also das ist ja wohl wirklich unzumutbar, fast schon eine Verletzung der Menschenrechte. Das wären ja ganze 10-15 Minuten die jemand der derart von jeglicher menschlichen Zivilisation abgeschnitten ist zu Fuß zurücklegen müsste! Zu Fuß!!! Ja, also da bleibt dann aber wirklich nur noch den derart Benachteiligten den "zwingend notwendigen Individualverkehr" und ein üppiges Schmerzensgeld zuzugestehen. Hätte nicht für möglich gehalten, das Derartiges in diesem Land möglich ist, mein Beileid.

          • @Ingo Bernable:

            Sparen Sie sich Ihr "Beileid", mein verfügbaren Einkommen liegt im obersten Quintil und je mehr Niedrigverdiener den nicht vorhandenen ÖPNV benutzen müssen umso schneller bin ich an meinem Arbeitsplatz.



            Damit Sie sich nicht nur emotional sondern auch basierend auf Fakten zu diesem Thema äußern können empfehle ich Ihnen, sich mit den Strukturen des ÖPNV vertraut zu machen.

            Z.B. Diese Broschüre vom VCD (Verkehrsclub Deutschland):



            www.vcd.org/filead...ltestelle_2019.pdf

            Auf Seite 11 dieser Publikation finden Sie die Ansichten des Clubs zur Haltestellendichte.

      • @Ingo Bernable:

        Zustimmung zu "Regeln und Gesetzen aufzustellen ist noch keine Umerziehung".

        Allerdings wenn sie mit dem Ziel irgendetwas (hier: Autofahren) unattraktiv zu machen aufgestellt werden, sind sie genau das: "Umerziehung" oder "Lenkung" oder "Nudging" wenn ihnen das besser gefällt.

        • @GregTheCrack:

          Demnach wären auch das Verbot von Ladendiebstahl, die Gurtpflicht oder die Tabaksteuer "Umerziehung"?



          Und, nein, "Umerziehung" und "Lenkung" oder "Nudging" sind eben nicht gleichzusetzen, sondern etwas fundamental unterschiedliches. Bei ersterem geht es darum dass Menschen, ggf. auch gegen ihren Willen vorgegebene Werte internalisieren und in ihre Persönlichkeit integrieren, demgegenüber zielt eine Lenkungswirkung darauf ab einzelne Entscheidungen anders zu gewichten, also etwa heute mal keinen Alkohol zu trinken oder eben häufiger den ÖPNV zu nutzen. Daran schließt sich die grundsätzliche Frage an ob man Staat/Gesellschaft zugestehen möchte Regeln aufzustelllen und das Verhalten von Bürger*innen in eine demokratisch legitimierte und dem Gemeinwohl zuträgliche Richtung zu lenken oder nicht? Beantwortet man diese Frage mit Nein, bliebe als System nicht einmal der Anarchismus, sondern nur noch die Anomie.

        • @GregTheCrack:

          Nein, das ist keine Umerziehung, weil es keine Erziehung ist.

          Erziehung ist per Definition die (bewusste) Einwirkung auf das Verhalten Heranwachsender.



          Deshalb funktioniert der empörte Vorwurf ja so gut: 'Seht her, wir werden wie Kinder behandelt!'

          Nein, werden Sie nicht. Sogar, wenn Sie sich wie eins verhalten.