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Thüringen plant „Lockdown“-EndeRamelow spielt Vabanque

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Thüringens Ministerpräsident will alle Corona-Einschränkungen in seinem Land beenden. Dazu gehören auch die Abstandsregeln und der Mund-Nasen-Schutz.

Masken sollen ab Anfang Juni in Thüringen nur noch freiwillig getragen werden, findet Bodo Ramelow Foto: Michael Reichel/dpa

N a, wie wär's: Thüringen schafft Anfang Juni landesweit alle Tempo-30-Zonen ab. Stattdessen verkündet die rot-rot-grüne Landesregierung, die entsprechenden Hinweisschilder beispielsweise vor Kitas oder Schulen seien nur noch als Empfehlung zu betrachten, bitte nicht so schnell zu fahren. Der Ministerpräsident nennt das „verantwortungsbewusste Solidarität“. Und wenn es dann doch irgendwo zu einem erhöhten Unfallgeschehen kommen sollte? Dann seien lokale Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Mehr aber auch nicht. Das klingt absurd, ja zynisch? Nun ja, genauso will Bodo Ramelow jetzt in dem Bundesland mit der Corona-Pandemie umgehen.

Am kommenden Dienstag, so hat es Ramelow angekündigt, will er seinem Kabinett Vorschläge unterbreiten, „wie wir ab dem 6. Juni auf allgemeine Schutzvorschriften verzichten können“. Sie sollen ersetzt werden durch ein „Konzept des Empfehlens“. Das bedeutet, dass es dann in Thüringen auch keine landesweit verbindlichen Abstandsregeln und ebenso wenig eine Pflicht mehr geben wird, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Geschäften einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. No risk, no fun. Vielleicht geht es gut, vielleicht aber auch nicht – ein Vabanquespiel.

Während der Parteispitze und der Fraktionsführung der Linkspartei auf Bundesebene in ungewohnter Einheit schon die derzeitigen bundesweiten Lockerungen zu weit gehen, exponiert sich ihr berühmtester und einflussreichster Landespolitiker als Oberöffner. Das dürfte Abstands- und Masken“skeptiker“ wie den Thüringer FDP-Landesvorsitzenden, die AfD oder alle anderen Irren und Wirren freuen. All jene, die nicht glauben, COVID-19 sei nur eine harmlose Grippe, allerdings weniger. Mit der propagierten „Strategieänderung“ riskiert Ramelow die Gesundheit und schlimmstenfalls sogar das Leben von Menschen.

Es ist richtig und wichtig, jede einzelne staatlich verordnete Einschränkung des öffentlichen Lebens permanent auf ihre generelle Sinnhaftigkeit und aktuelle Notwendigkeit zu überprüfen – und sie so schnell wie möglich wieder aufzuheben. Aber bislang gibt es keine Virologin und keinen Epidemiologen, die oder der ernsthaft behauptet, Abstandsregeln und Mund-Nasen-Schutz seien unnütz. Warum schert sich Ramelow offenkundig darum nicht?

„Verantwortungsbewusste Solidarität“?

Zudem ist es nicht minder wichtig, auf keinen Fall das Seuchenparadoxon zu befördern. Die in der Bundesrepublik ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie waren so erfolgreich, dass viele inzwischen glauben, sie seien überhaupt nicht nötig gewesen. Unabhängig von trotzdem bislang mehr als 8.200 Toten schwindet bei immer mehr Menschen die Angst vor dem Coronavirus – und damit auch die Bereitschaft, Abweichungen vom Vor-Corona-Alltag hinzunehmen.

Ein Ausdruck davon sind die eigentümlichen Protestveranstaltungen, die auch an diesem Wochenende wieder an zahlreichen Orten der Republik stattfanden. Das Problem: So wenig diejenigen, die sich an solchen Events beteiligen, davon zu überzeugen sind, dass die getroffenen Maßnahmen notwendig waren, werden sie auch zu jener von Ramelow propagierten „verantwortungsbewussten Solidarität“ bereit sein. Da braucht er sich nur mal bei der Opposition im Thüringer Landtag umschauen, wie es um die bestellt ist. Er kann ja mal bei Herrn Kemmerich und Herrn Höcke nachfragen.

Übrigens: In Thüringen starben im vergangenen Jahr weit weniger Menschen im Straßenverkehr als in diesem Jahr bereits am Coronavirus. Auch wenn es die Freiheit der Autofahrerinnen und Autofahrer einschränkt, käme trotzdem niemand in den Sinn, deshalb zu fordern, verbindliche Tempobeschränkungen in bloße Empfehlungen umzuwandeln. Und so ist es beim Umgang mit der Corona-Pandemie eben auch nicht ausreichend, nur an eine „verantwortungsbewusste Solidarität“ zu appellieren.

Ja, zahlreiche Menschen werden sich auch ohne staatliche Vorgabe an die Abstandsregeln halten und auch weiter an manchen Orten einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Aber alle jene, die das nicht machen, weil sie es nicht mehr müssen, sind eine im Zweifel tödliche Gefährdung. Schon jetzt wollen allzu viele von Schutzmaßnahmen nichts wissen. Noch kann Bodo Ramelow sich überlegen, ob er wirklich dafür die Verantwortung übernehmen will. Ansonsten gilt: Zum Glück kann man um Thüringen ja auch gut einen großen Bogen machen.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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92 Kommentare

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  • Pascal Beucker , Autor des Artikels, Inlandsredakteur

    Kleine Ergänzung zu meinem gestrigen taz-Kommentar: Entgegen seiner Ankündigung will Bodo Ramelow jetzt doch nicht mehr alle allgemeinen Schutzvorschriften für Thüringen aufheben. Ein Mindestabstand von 1,5 Meter, die Verwendung eines Mund-Nasen-Schutz für bestimmte Gelegenheiten sowie allgemeine und besondere Infektionsschutzregeln sollen weiterhin in einer Landesverordnung festgeschrieben sein. Das geht aus dem mir vorliegenden Entwurf hervor, den Ramelow am Dienstag von seinem Kabinett beschließen lassen will.

    • @Pascal Beucker:

      Danke für das Update. Ist er also doch nicht so wirr, wie befürchtet. Uff

  • Eigentlich hatten die Menschen in DE viele Möglichkeiten, über Pandemien und den beständigen Lernzuwachs der Virologen bei einem neuen Virus informiert zu werden. Erkenntnisse der Epidemiologen und erst recht die Aussagen der Virologen sind dann leider in die Mühlen der (Partei) Politik geraten. Es folgte ein Bashing bestimmter Virologen, um sich parteipolitisch zu profilieren. Da waren auch die Verschwörungsspinner nicht weit, die dann die seriöse Auseinandersetzung um den richtigen Weg chaotisierten und zusätzlich auch die KritikerInnen übertönten, die auf der Basis seriöser verfassungsrechtlicher Bedenken Kritik übten.



    Leider reagierten m.E. viele der sogen. Qualitätsmedien wieder mehr oder weniger hilflos mit schlichtem Schwarzweißdenken, indem man sich zuvörderst an den "Verwirrten" abreagierte und damit auch den prinzipiellen Gegnern bestimmter Restriktionen einen größeren Stellenwert verschaffte. Nun ist die Diskussion um vernünftige Maßnahmen völlig aus dem Ruder gelaufen.



    Alles ist nun wichtig, nur nicht die Meinung von Virologen und Epidemiologen

  • Wohl das Beste, was man zum Thema bisher lesen konnte!!

  • Schätze, Ramelow fischt an der Querfront...

  • Es mag ja logisch klingen, pauschale Einschränkungen für das ganze Bundesland durch kommunale, der örtlichen Situation angemessene zu ersetzen. Falsch ist es trotzdem, denn der Rückgang der Fallzahlen ging auf die Schließung von Gaststätten, Fitnessstudios und das Verbot von z.B, Gottesdiensten zurück - und auf Maskenzwang und Abstandhalten. Gaststätten und Gebetsstätten sind wieder offen, und die Folgen sind in Leer und Frankfurt a.M. zu besichtigen: Superspreader-Events wie in Gangelt oder Ischgl. Wenn jetzt noch Maskenzwang und Abstandhalten fallen, sind wir wieder auf dem Stand von Anfang März. Wollen unsere Politker - Ramelow ist ja nicht der einzige, der "Lockerungsorgien" (danke, Angie!) feiert, unbedingt in 4-6 Wochen Zustände wie in Bergamo?

  • Ramelow ist die bessere AfD.

  • Ist Ramelow jetzt eher der Kretschmann oder eher der Palmer der Linkspartei?



    Naja, auf jeden Fall würde ich gerne mal in Thüringen Urlaub machen.



    Gibt's hier vielleicht Reisetipps?

  • Ein Segen der Föderalismus in meinen Augen. Die Maßnahmen dürfen nicht länger als (gesichtert!) notwendig aufrecht erhalten werden. Es ist sinnvoll, in Regionen/Ländern, wo kaum noch Erkrankungen auftreten diese Maßnahmen zurückzunehmen. Eine Notfallregelung ist ja sogar eingebaut.

    Frau Leutheuser Schnarrenberger bringt das gut auf den Punkt:



    "Trotzdem war meine Einstellung von Anfang an: Wenn man eine derart massive Beschränkung des gesamten Lebens und Verhaltens anordnet, dann muss man von Anfang mitdenken, unter welchen Bedingungen der Ausstieg aus diesen Beschränkungen gelingt. Das ist mir zu wenig erfolgt. Da fand ich es auch nicht zielführend, dass diejenigen, die sich darüber nicht leichtsinnig Gedanken machten, gleich in eine orgiastische Ecke gestellt wurden."

    www.wiwo.de/politi...agen/25822662.html

    Ich selbst kann nur hoffen, dass andere Länder nachziehen, vor allem solche, die nicht (mehr) stark betroffen sind.

    Elementare Hygieneregeln wird wohl jedeR weiter praktizieren. Man darf ruhig an die Vernunft der Menschen glauben und muss sie nicht wie kleine Kinder behandeln. Dass Einzelne sich anders verhalten, das wird immer passieren. Darum kann man nicht ein ganzes Land gängeln. "Flatten the curve" dürfte ja längst nicht mehr problematisch sein oder welche neuen noch nicht klar kommunizierten Ziele gibt es inzwischen? Darüber wird nicht mehr gesprochen.

    Leider sind die Sonderregelungen auf Bundesebene mit den Länderrregelungen ja noch nicht wieder zurückgenommen. Es gibt dazu keine Ansagen, wann das nach welchen Kriterien geschehen soll - das halte ich für ein Unding und eine Gefahr.

  • Der Artikel fängt mit einem guten Vergleich an. Denn wer entscheidet, wo ein Tempo 30 Schild aufgestellt wird - das Land oder die Gemeinde?



    Natürlich ist es sinnvoll, bei immer weiter zurückgehenden Infektionen die Verantwortung auf die wenigen Regionen zu übertragen, wo es noch Probleme gibt und nicht ein ganzes Land mit Beschränkungen zu belasten, die auf 9/10 der Fläche völlig überflüssig sein, weil da seit Wochen kein einziger Fall mehr aufgetreten ist.



    Was mich nur wundert, dass nicht Mecklenburg-Vorpommern die ersten sind, denn dort ist die Corona-Landkarte quasi weiß. Aber vielleicht hat man Sorge wegen der Touristen?

  • Ramelow will sich die WutbürgerInnen gewogen machen - von AFD bis KenFM-Fans.

  • Es fällt etwas schwer NICHT anzunehmen, dass B. Ramelow damit Durchsetzungsstärke beweisen und zudem vielleicht auch in Sachen "Tourismus" etwas für sein Land machen will.

    Ohne Impfstoff erscheint dies jedoch Gesundheitspolitisch durchaus risikoreich.

    Doch deutlich risikoreicher wird es sein, wenn wir unter den gleichen Bedingungen die Schengen-Grenzen öffnen um Tourismus & Co. wieder anlaufen zu lassen.

    Jede Person, welche im eigenen Land schlechte Chancen auf eine geeignete Corona-Versorgung hat, kann ich gut verstehen, wenn sie bei den geringsten Anzeichen sich noch kurz über die Grenze nach Deutschland schlippt und sich (erst) hier seine Corona-Infizierung bestätigen und anschließend auskurieren lässt.

    Ob dies bei Denjenigen so gut ankommt, deren Krebs-OP verschoben wurde? Es war von über 80.000 Menschen zu lesen, welche davon betroffen waren. Zugleich stehen hier eine Vielzahl von Betten leer, während anderenorts die Menschen sterben. Wäre hier nicht eine mehr Leben rettende Abstimmung innerhalb der EU sinnvoll und möglich?

    Doch die Tourismusgrenzöffnung auf Schengenebene erscheint mir die deutlich weniger durchdachte und nochmals deutlich risikoreichere Variante zu sein, als Ramelow`s Lockerungs-Überlegungen.

    ;-)

  • Die TAZ legt bei dem Thema eine merkwürdig reaktionäre Haltung an den Tag. Manche Journalisten hier stellen es so dar als wären alle die auch nur einen Zweifel an den aktuellen Maßnahmen haben einfach nur asozial oder geistig erkrankt. An das Habeck Fantum habe ich mich ja langsam gewöhnt, aber diese Law and Order Polemik erschreckt.

    • @Homunkulus:

      Wer andere ansteckt soll zur Rechenschaft gezogen werden. Das wird sich ja anhand von Infektionsketten nachweisen lassen. Bedeutet Haftung mit Privateigentum. Warum soll die Allgemeinheit über Kassenbeiträge für die Ignoranz und Fahrlässigkeit einiger weniger geradestehen? Das ist so asozial wie mit 150 durch die Autobahnbaustelle zu brettern.

    • @Homunkulus:

      Polemisch ist, die Einsicht, dass manche Regelungen durchaus eine vernünftig begründete Daseinsberechtigung haben, als Law and Order Politik zu diffamieren.



      Der Versuch auf jedes Tempolimit zu verzichten wurde schon zweimal gewagt. Ab 1934 und 1953 konnte man auch innerorts so schnell unterwegs sein wie man wollte bzw. wie es die Motorisierung hergab. Nach gerade mal fünf bzw. vier Jahren mit stetig steigender Zahl an Verkehrstoten wurden jeweils wiederGeschwindigkeitsbegrenzungen eingeführt.



      Mir scheint wenig für die Annahme zu sprechen, dass Ramelows Experiment nicht analog verlaufen sollte, mit dem entscheidenden Unterschied jedoch, dass die Entwicklung der Virus-Toten exponentiell ist.



      Selbst Leute die sich politisch als Anarchisten verorten begehen iA nicht den Fehler Freiheit mit Anomie zu verwechseln.

      • @Ingo Bernable:

        Der Vergleich hinkt ganz schön, totgefahrene Kinder vor Schulen mit Coronamaßnahmen zu vergleichen. Der Efdekt verfängt aber offenbar. Ich bezeichne die Politik in der Coronaphase hier übeigens nicht als law and order, sondern die Rhetorik einiger Journalisten.

        Die Sinnvollen Maßnahmen werden politisch mittlerweile sowieso ständig konterkariert, alleine wenn ich mir ankucke, dass die Fussballbundesliga angeblich irgendein Konzept geschrieben hat und ich gestern in den Nachrichten zusehen darf wie "kontaktloser Torjubel" aussieht (mann trägt sich am in arm über das Spielfeld) und trinkt ganz hygienisch aus einer einzigen flasche (Mainz - Leipzig).



        Da ist es vielleicht an dieser Stelle Nötig, dass eine Regierung den Schritt wagt und verantwortung an die Bevölkerung gibt.

        Die Todeszahlen sind nicht gering (~8200) aber eben auch in keiner Weise Exponentiell. Aktive Covid-19 Fälle haben wir ~18.000. Da ist ablesbar, dass die Maßnahmen, bzw. die Lockerungen den gewünschten bzw nicht den befürchteten Effekt haben und hatten.

        • @Homunkulus:

          "Die Todeszahlen sind [...] in keiner Weise Exponentiell"



          Das ist mathematisch schlicht falsch. Aktuell ist - glücklicherweise - lediglich der Exponent in der Gleichung ausreichend klein. Die Veränderung die es bräuchte um wieder auf die Bahn einer Hockeyschläger-Kurve zu geraten ist aber ebenfalls kleiner als viele meinen.

          • @Ingo Bernable:

            Also wenn ich mir die Kurven so ankucke, dann sehe ich kein exponentielles Wachstum. Alleine weil die Kurve abgeflacht ist und das geht mit exponentiellem Wachstum nicht recht zusammen wenn ich mich nich irre.

            • @Homunkulus:

              Das liegt an harter Disziplin eines Großteils der Bevölkerung. Vielleicht eher nicht an Ihnen.

      • @Ingo Bernable:

        Völlig richtig.

  • Thüringens Ministerpräsident will alle Corona-Einschränkungen in seinem Land beenden.

    Eine Behauptung, die so nicht stimmt und von der BamS einfach mal übernommen wird.

    • Pascal Beucker , Autor des Artikels, Inlandsredakteur
      @Borusse:

      Wenn Sie meinen Kommentar gelesen hätten, dann wüssten Sie, dass da nichts „von der BamS einfach mal übernommen“ wurde. Vielmehr zitiere ich Ramelow selbst. Dass er ab dem 6. Juni auf allgemeine Schutzvorschriften verzichten will, können Sie hier nachlesen: www.bodo-ramelow.d...sste-solidaritaet/

  • Je weniger Infizierte es in Thüringen gibt, desto verständlicher ist Ramelows Lockerung.

  • Mir kommt das vor wie ein Gang auf einen gefrorenen See, dessen Betreten noch nicht freigegeben ist.

    Es gibt immer ein paar Helden, die es trotzdem versuchen.

    Und wäre es nicht ein Märchen, würde das klappen und alle anderen ziehen nach?

    Zumindest das Treiben des Corona-Pöbels wird durch diese Maßnahme massiv befeuert.

    • @Jim Hawkins:

      Der Vergleich mit dem See trifft zu,



      Try and error...

  • Als in Thüringen Lebender kann ich leider kein "Bogen um Thüringen" machen. Ich kann Ramelows Aufhebung allgemeiner Coronaschutzmaßnahmen nicht nachvollziehen:



    Damit wird das Prinzip try and error eingefügt, für jeden von error Betroffenen wahrlich kein Grund der Regierung dankbar zu sein. Ich möchte auch kein Versuchskaninchen sein, dass jetzt mal übers Minenfeld geschickt wird. Ebenso wird Thüringen wieder zu einem Flickenteppich einzelner Landkreise und ihrer Provinzfürsten. Hier in Jena ein OB, der harsche Maßnahmen durchdrückte, weil ihm das Land zu lasch war (was im Einzelfall zu diskutieren wäre, die Infektionsrate aber auf gerade mal 2 aktive Fälle drückte), im Landkreis Greiz eine CDU-Landrätin, die trotzdem ihr Landkreis Hotspot ist voll auf Öffnung setzt und als Intimfeindin von rotrotgrün die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium verweigert. Wird alle Entscheidungsbefugnis auf die Kommunalebene verlegt, ist das Chaos damit vorprgammiert. Und zudem eins, die Maßnahmen sind ergangen, weil eben Selbstschutz alleine nicht funktionierte (bestensfalls in selbstgewählter Isolation) sondern der Einzelne auch verantwortlich war für den Schutz des anderen. Dazu mussten eben insbesondere Abstandregeln durchgesetzt werden, von alleine hielten und halten sich die Leute nicht daran. An die Verantwortung appellieren - ein Blick in die Supermärkte und Parks zeigt, wie wenig das schon im Moment funktioniert.

    • @Hans aus Jena:

      Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute. Das ist ein Mist was da in Thüringen, gefolgt von NRW, abgeht. In der Situation ist Söder der am rationalsten handelnde MP in Deutschland. Das ich das mal sagen würde.

  • Die bisherigen Maßnahmen waren richtig. Diese anzuzweifeln, nur weil sie erfolgreich waren ist absurd und spricht nicht für ausreichendes Denkvermögen der Zweifelnden.



    Allerdings werden wir alle mit der Existenz dieses Virus leben lernen müssen, und das geht auf Dauer nicht mit allen noch bestehenden, wenn auch gelockerten Beschränkungen. Ich halte es für richtig, wenn sich ein Ministerpräsident vorwagt, den Bürgerinnen und Bürgern Eigenverantwortung zutraut und sämtliche Beschränkungen aufhebt. Denn: "Ja, zahlreiche Menschen werden sich auch ohne staatliche Vorgabe an die Abstandsregeln halten und auch weiter an manchen Orten einen Mund-Nasen-Schutz tragen."



    Wir werden sehen, was passiert...

    • @HopeDrone:

      Da haben Sie Recht.. Und leider befällt dieses Virus nicht nur die denen es egal ist. Denn wäre es so, könnte es den anderen gerade egal sein.

    • RS
      Ria Sauter
      @HopeDrone:

      Das sehe ich auch so.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Zugegeben: meine erste Reaktion war auch, dass ich mich fragte, ob bei Bodo Ramelow die hauseigenen Sicherungen durchgebrannt sind.

    Nachdem dieser - kurze - Anflug schnell vorüber war, hielt ich inne. Und versuchte, mich an frühere Aussagen und vor allem: Handlungen von Ramelow zu erinnern.

    Auf mich hat Ramelow bislang einen besonnenen Eindruck gemacht. Dass er zudem sich von Fachleuten beraten lässt, ist für mich selbstverständlich.

    Letztlich ist im Kontext des unbekannten Coronavirus vieles eine Frage von Abwägungen, bei denen es nur wenig eindeutige "Richtig" oder "Falsch" gibt.

    Ergo bleibt nur das Prinzip Versuch und Irrtum. Und dabei ist jedem Bewohner und auch Gast Thüringens unbenommen, für e i g e n e Schutzmaßnahmen zu sorgen.

    ^^

    • @76530 (Profil gelöscht):

      "Und dabei ist jedem Bewohner und auch Gast Thüringens unbenommen, für e i g e n e Schutzmaßnahmen zu sorgen."



      In Bezug auf Atemschutzmasken ist das nicht so einfach. Schützen fast alle doch nur die Mitmenschen aber nicht die*den Träger*in selbst. Wenn es Andere also "lockerer" angehen und keine Maske tragen, haben eben nicht diese ein Problem sondern, die die ein größeres Schützbedürfnis haben.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Zustimmung - und Kritik.

        Wie wie Sie unten sehen, habe ich meine Meinung überdacht und korrigiert. Zum Zeitpunkt meines ersten Posts hatte ich noch keine Kenntnis der neueren Entwicklungen aus Leer und Frankfurt.

        Ich käme - wie zu lesen ist - nie auf die Idee, in diesem Kontext Begriffe wie "locker" und "Lockerung" zu benutzen. Das müssten Sie schon mit Herrn Ramelow selbst klären. Ich war hier der Bote.

        Und gut ist.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Mit meinem Kommentar wollte ich bloß die Idee des freiwilligen Maskentragens problematisieren. Für eigene Schutzmaßnahmen zu sorgen kann für Menschen, die sich schützen wollen/müssen schwierig werden, einschränken und möglicherweise zu Isolation führen.



          Dass Sie Fan dieser Politik wären, wollte ich damit nicht unterstellen. Zudem weiß ich ja nicht, woran Sie bei eigene Schutzmaßnahmen denken.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      "Ergo bleibt nur das Prinzip Versuch und Irrtum." Echt? Die Einen freuen sich also an der neuen alten Freiheit (Versuch) und die Anderen werden deshalb angesteckt und sterben im dümmten Fall (Irrtum)?

      Würde so in meinem Bundesland entschieden, ich würde nicht einmal mehr selbst in den Supermarkt gehen, denn ich gehöre zur Risikogruppe (eigene Schutzmassnahme). Dummerweise ist die Risikogruppe aber gar nicht so klein, wie manche zu denken scheinen...!

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Lesebrille:

        Teil 2.

        Hier der angekündigte Link:

        sueddeutsche.de/ku...g-chance-1.4912914

        Der Beitrag von Alain de Botton ist vom 19.05.2020.

        Ein kostenloses Probeabo für vier Wochen ermöglicht Ihnen den Zugang ...

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Lesebrille:

        Wie ich eben gerade an @Hans aus Jena schrieb, habe ich in meinem ersten Post die Folgen von Ramelows geplanter Lockerung nicht bis ins kleinste Detail bedacht. Dies war zugegebenermaßen etwas voreilig.

        Wie Sie gehöre ich zur Risikogruppe und vermeide seit 08. März jeden unnötigen Gang in die Öffentlichkeit. Da ich hier auf dem platten Land lebe, ist diese überschaubar und bislang nicht so gefährlich wie in einigen Städten.

        Mir sind ohnehin seit jeder größere Menschenansammlungen zuwider, deshalb vermisse ich auch wenig.

        Ein - wie ich finde - kluger Link zum Thema folgt in Kürze.

  • Spricht das Parlament neuerdings über die private Homepage von Bodo-Ramelow?



    Was sagt die Gesundheitsministerin zu den Plänen des Landesfürsten?

  • "In Thüringen starben im vergangenen Jahr weit weniger Menschen im Straßenverkehr als in diesem Jahr bereits am Coronavirus."

    In Thüringen sterben JEDES Jahr Menschen auf der Straße. Das ist eher Anlass für stringentere Verkehrsregeln, insb. Tempolimits.

    • @Rudolf Fissner:

      Tempolimits? Sie kucken wohl zu wenig Fußball mein Freund, das beruhigt =)

  • Seit einiger Zeit keine Neuinfektionen in Thüringen.

    Insofern ist die Überlegung, in weiteren 2 Wochen - was der üblichen Quarantäne-Zeit entspricht - die Verpflichtung in eine Empfehlung umzuwandeln, nicht so ganz verkehrt.



    Dies zumal sie mit einer klaren Richtlinie verbunden sein soll, wie lokal bei Neuinfektionen umzugehen ist - zügig und mit harten Maßnahmen.

    Adaptiv und agil statt global und starr. Eine durchaus intelligente Vorgehensweise.

    • Pascal Beucker , Autor des Artikels, Inlandsredakteur
      @J_CGN:

      Wie kommen Sie darauf, dass es „seit einiger Zeit“ keine Neuinfektionen in Thüringen gegeben habe? Tatsächlich gibt es auch dort weiterhin Neuinfektionen. In den vergangenen 24 Stunden waren es 24. Das kann man übrigens im täglichen Corona-Bulletin der Landesregierung nachlesen: corona.thueringen.de/bulletin

      • @Pascal Beucker:

        Korrekt angemahnt und von mir falsch erinnert.

        "In der Hälfte allerLandkreise keine Neuinfektion, und das seit 3 Wochen"



        Habe ich unzulässig auf ganz Thüringen verallgemeinert.

    • @J_CGN:

      Sie haben absolut recht. Selbst Thüringen mit seinen paar größeren Städten ist zu divers um eine Politik für alle machen zu können. Corona Ausbrüche sind lokal und müssen auch lokal verwaltet werden. Wenn das Land hier Verantwortung abgibt, dann muss es aber auch seine frei werdenden Ressourcen dafür nutzen Testkapazität und Hygienematerial dort zu Verfügung zu stellen, wo sie gebraucht werden. Außerdem sollte das Land ein ein Infoportal erstellen und Bewerben, das z.B. jemandem Informationen zu den lokalen Gesundheitsverordnungen am eigenen Standort liefert.

  • Ich möcht mich da gar nicht festlegen, ob das jetzt der richtige Weg ist, die Verhältnismäßigkeit zwischen Bedrohung und Einschränkungen, zwischen rein wissenschaftlichen und sozialen Priöritäten zu vermitteln. Ich halts auch für etwas verfrüht.

    Was mir aber ziemlich auf den Zeiger geht, ist das pauschale Abqualifizeiern jeglicher Alternativansätze, ohne dabei wenigstens mal auf die Begründung der Entscheidung einzugehen und diese gegebenfalls zu entkräften.

    Selbst wenn das alles falsch ist, erwarte ich von einer seriösen Kritik, dass sie sich mit den Argumenten des Kritisierten auseinandersetzt und nicht polemisch völlig schiefe Vergleiche anstellt.

  • Das Problem mit einer solchen Maßnahme sehe ich darin, dass die Auswirkungen stark zeitversetzt sein werden. Zwischenzeitlich wird der Druck auf andere Landesfürsten steigen und der eine oder andere wird nachgeben.



    Ich hoffe nicht dass wir am Ende in den März zurückgeworfen werden.

  • Thüringen auf dem Schwedischen Sonderweg

    Die Thüringer Landesregierung will auf die administrativen, sanktionsbewehrten allgemeinen Schutzvorschriften verzichten und durch Empfehlungen ersetzen. Damit begäbe sie sich auf den „Schwedischen Sonderweg“, der auf einen rabiaten Schrotflinten-Lochdown verzichtete und stattdessen an die persönliche Eigenverantwortung und Selbstdisziplin eines jeden erwachsenen mündigen Staatsbürgers appellierte. Ein Infektionskurven-Vergleich zwischen Schweden einerseits und Ländern mit besonders rabiaten und teilweise manu militari durchgesetzten Schrotflinten-Lockdown wie Frankreich, Spanien, Italien und Belgien andererseits führt zu der Erkenntnis, daß es im Eindämmungseffekt keine signifikanten Unterschiede gibt. Im Letalitäsratenvergleich schneidet Schweden sogar weit günstiger ab als die genannten Länder. Bei diesem Vergleich immer wieder auf die besseren Zahlen in Deutschland herumzuhacken, ist reines Cherry-Picking der Hardcore-Lockdowner zur nachträglichen Rechtfertigung der ruinösen Strategie der Allgemeinen Immobilmachung.

    Indirekt hat sogar Prof. K. Lauterbach die Strategie der Empfehlung gepriesen. Bei Anne Will Ende April entschlüpfte ihm das bemerkenswerte Eingeständnis, Deutschland habe mit dem glimpflichen Davonkommen einfach Glück gehabt, die Leute seien durch die Horrorbilder aus Italien bereits verhaltensdisziplinierend sensibilisiert worden. 80 % des Eindämmungserfolges gingen darauf zurück, nur der Rest von 20 % seien dem Lockdownkonto gutzuschreiben. Wie er auf genau diese Proportionen kommt, hat er uns zwar nicht verraten, damit immerhin aber implizit und ungewollt die relative Nutzlosigkeit der „Maßnahmen“ eingeräumt. Zu Recht, denn hätten wir die restlichen 20 % nicht auch noch geschafft, auch ohne gleich unsere Kinder von den Spielplätzen zu verbannen und die Leute mit Polizeigewalt von den Parkbänken aufzuscheuchen?

    • @Reinhardt Gutsche:

      Jüngere Äußerungen von Lauterbach, im Fernsehen, widersprechen dem mE sehr deutlich.

    • @Reinhardt Gutsche:

      Wenn man Schweden vergleicht, dann sollte man es mit Ländern vergleichen, die ebenso wie Schweden sehr dünn besiedelt sind - also Finnland, Norwegen und Dänemark.



      Großbritannien: 273 Einwohner pro qkm; 66,4 Millionen, 36.757 Tote, 553 Tote pro 1 Mill. Einw.



      Deutschland: 233 Einwohner pro qkm; 83,1 Millionen, 8.272 Tote, 100 Tote pro 1 Mill. Einw.



      Dänemark: 130 Einwohner pro qkm; 5,8 Millionen, 561 Tote, 97 Tote pro 1 Mill. Einw.



      Schweden: 23 Einwohner pro qkm; 10,3 Millionen, 3.992 Tote, 387 Tote pro 1 Mill. Einw.



      Finnland: 16 Einwohner pro qkm; 5,5 Millionen, 307 Tote, 56 Tote pro 1 Mill. Einw.



      Norwegen: 14 Einwohner pro qkm; 5,4 Millionen, 235 Tote, 44 Tote pro 1 Mill. Einw.



      Ferner: wenn die These mit der Disziplin stimmen würde, dürfte Großbrtannien kein Problem haben. Die hatten genau wie wir in Deutschland das Elend in Italien vor Augen. Das Problem ist nicht die Bevölkerung sondern die Regierung.

      • @Ulrich Stähle:

        Negativ.

        Natürlich ist das vergleichbar. Der Großraum Stockholm entspricht der Stadt Hamburg.



        Die Schweden leben doch nicht auf den Schärren verteilt so wie ABBA.

      • @Ulrich Stähle:

        Zahlenspiele mit der Bevölkerungsdichte

        Die meisten dem Coronavirus zugeschriebenen Verstorbenen gab es im Großraum Stockholm mi einer Bevölkerungsdicht von ‎332,3 Einwohner/‎km², also einem Drittel von Frankreich, das wiederum fast doppelt so viel Corona zugeschriebenen Verstorbene / 1 Million Einwohner zählt wie Schweden. Voilà!

        Übrigens weist auch Thüringen mit 133 Einwohner pro km² eine Bevölkerungsdicht von nur einem Drittel gegenüber dem Großraum Stockholm auf.

        • @Reinhardt Gutsche:

          Korrektur



          Statt: „also einem Drittel von Frankreich,“ lies: „das Dreifache von Frankreich“. Sorry

  • Bravo Ramelow -



    Thüringen das neue Schweden.



    Und das ist auch vernünftig so.

    Helfen tut langfristig nur die Herdenimunität und das macht die Menschheit schon seit aberjahrtausenden so.

    • @lulu schlawiner:

      =D so wie bei den sog. Kinderkrankheiten?

      Das ist so einfach nicht haltbar und dieses pseudo-darwinistische geschwurbel ist echt merkwürdig. Die Menschheit behandelt (!) seit aberjahrtausenden Krankheiten (impfen zählt hier ebefalls dazu) und das ist "unser" evolutionärer Vorteil, nicht Herdenimmunität. Wie wandelbar Coronaviren sind sehen wir ja nu seit Jahren, soviel dazu...



      Also alle Kohle in die Impfstoffforschung und in der zwischenzeit auch mal auf Sozialwissenschaften hören, damit die Gesellschaft neben den berechtigten Beschränkungen nicht kaputtgeht.

    • @lulu schlawiner:

      Ich lebe leider nicht bereits so lange, um das bestätigen zu können.

    • @lulu schlawiner:

      Thüringen ist eben nicht das neue Schweden. Thüringen hat, teilweise wie Jena sogar als Vorreiter, einen Lockdown gemacht, der jetzt langsam wieder aufgehoben wird, nachdem sich bei geringeren Lockerungen zeigte, dass lokale Infektionsherde auch lokal bleiben. In Schweden gab es erst spezifische Lockdowns als an den jeweiligen Orten wie Altersheimen die Infwktions- und Todeszahlen zu groß wurden.

    • @lulu schlawiner:

      Und wo bitteschön ist auch nur Ansatzweise eine Herdenimunität gegenüber Covid-19 entstanden?

  • Dem Kommentar fehlt die enscheidenen Info: Ab 35 Neuinfektionen innerhalb von 14 Tagen sollen die Kreise und kreisfreien Städte Maßnahmen ergreifen. Wenn sich nicht viele weiterhin freiwoillig an die Corona-Regeln halöten werden



    vermutlich erneute verbindliche Corona-Regeln nicht lange auf sich warten lassen.

    • @kamera mann:

      Das ist keine entscheidende Info.

      Der thüringische Landkreis Sonneberg lag Anfang Mai auch erheblich über dem damaligen Schwellenwert, mit einer Inzidenzzahl von 75,3, die Schwelle wo weitere Maßnahmen ergriffen werden sollte lag bei 50.

      Und genau wie damals würde heute auch nichts passieren.

      • @Sven Günther:

        Sonneberg und andere Ausbrüche zeigten aber auch, dass lokale Ausbrüche auch lokal blieben. Deshalb geht man jetzt den nächsten Schritt.

        • @FancyBeard:

          Am 10.05. hat auf der anderen Seite Frankfurts ein Gottesdienst der Evangeliumschristen stattgefunden.

          Da deren Einzugsgebiet relativ groß ist, die nächste Gemeinde ist wohl Darmstadt, stand zumindestens so in unserer Zeitung, kommen die Leute da aus unterschiedlichen Gegenden.

          Beim feiern der Messe, scheinen sich die Leute angesteckt zu haben, wir haben inzwischen 104 Infizierte in Frankfurt und in 3 weiteren Landkreisen.

          www.fr.de/frankfur...t-zr-13773287.html

          • @Sven Günther:

            Trotzdem ist der Ausbruch in der Baptistengemeinde lokal im Griff. DIe Infizierten sind Teilnehmer des Gottesdienstes und deren Familienmitglieder. Ein Übergreifen auf andere gab es nicht in einer kritischen (ist natürlich diskutabel welche Anzahl kritisch ist) Menge. Außerdem haben sich die Baptisten ohnehin an keine Coronaregeln gehalten, war in Sonneberg ja ähnlich.

  • Und was ist mit der Mehrheit der Bevölkerung, die die Maßnahmen akzeptiert und sich vernünftig verhält? Freiwilligkeit kann man ja wohl bei den meisten, die gerade auf die Demos gehen getrost vergessen. Dazu braucht es ein gewisses Maß an Vernunft, die ich aber bei diesen Leuten noch nicht entdeckt habe. Unbegreiflicher Blödsinn.

    • @Andreas J:

      Über so eine Demo einfach vierzehn Tage lang eine Glasglocke zum Schutz der übrigen Bevölkerung. Meinetwegen mit Bars und Liegestühlen, darum geht's ja wohl.

  • Nicht zu fassen. Was ist bloß los mit manchen Machthabern? Dachte bis jetzt, dass Ramelow zu den Vernünftigen gehört.

  • Um Thüringen 'nen Bogen zu machen, wird nix nützen. Wenn sich eine Woche nach dem Aufheben der Maßnahmen kein massiver Anstieg der Neuinfektionen abzeichnet und Bilder wie die aus Bergamo ausbleiben (wovon alleine schon wegen der Latenzzeit zwischen Verbreitung und Datenerhebung auszugehen ist), wird man das allerorts als Beweis für die richtige Strategie deuten. Dann war's das endgültig mit dem Ansatz "gegensteuern". Und uns bleibt nur die Hoffnung, daß Covid halt doch nur so ne Art Grippe ist.

  • "Ansonsten gilt: Zum Glück kann man um Thüringen ja auch gut einen großen Bogen machen."

    Das Problem ist ja aber nicht ein Fleck auf der Landkarte, sondern die Menschen, die dort leben und nach Wegfall aller Beschränkungen möglicherweise einen höheren Durchseuchungsgrad entwickeln.



    Seit Wegfall des antifaschistischen Schutzwalls haben sie ja nun Reisefreiheit von Bayern bis nach Schleswig-Holstein und weit darüber hinaus.



    Von daher wird das bloße Meiden Thüringens nicht viel bringen.

  • Wer schreit hat Unrecht. Gilt scheinbar nicht für Thüringen. Dort bekommen jetzt die schreienden Aluhutträger in ihrer Koalition mit Impfgegnern, Neofaschisten und sonstigen Verschwörungstheoretikern ausgerechnet von einem linken Ministerpräsidenten recht. The time is out of Joint. (Shakespeare/Hamlet)

  • Ramelow als „wirr“ zu bezeichnen greift zu kurz und tut ihm vor allem Unrecht. Ich glaube sehr wohl, dass er eine Strategie verfolgt. Zum Vergleich: Seit Koalitionen CDU-Grüne nicht mehr gegen die „guten Sitten“ verstoßen, sind die Vorlagen in den Parlamenten meistens so gestrickt, dass beide Parteien zustimmen können. Nun könnte man fragen, welches Ziel verfolgt Herr Ramelow z. B. für die nächste oder übernächste Wahl, wenn er jetzt schon mal der AfD einen Gefallen tut …? Warum erscheint bei diesem Gedanken plötzlich ein „Hufeisen“ vor meinem geistigen Auge?

  • Neue Wege zu gehen,ist nicht verkehrt. Es wird von allen davon ausgegangen,das es mehrere Wellen geben wird. So oder so. Mit dem Lockdown wird der Virus nicht aus Deutschland raus gehalten. Das funktioniert für eine Zeit auf einer Insel wie Neu Seeland,aber nicht hier. Es ist also auch nie die Rede davon gewesen den Virus auf Null zu bringen,sondern die Ausbreitung auf ein für das Gesundheitssystem zu bewältigendes Maß zu bekommen. Zu halten.



    Wir lernen täglich dazu. Es ist also doch etwas verlogen zu behaupten,man wisse was passieren wird. Das wird nur durch machen herausfinden zu sein. Je diverser die einzelnen Bundesländer handeln,desto mehr Erkenntnisse werden alle bekommen.



    Wir wissen was passiert, wenn mit 100 durch die Spielstraße gefahren wird. Der 30er Vergleich ist von daher nicht zutreffend. Da wir nicht wissen,wie sich Thüringen entwickeln wird. Egal wie sich das Bundesland sich entscheiden wird,wir werden nur vermuten können wie es sein könnte, hätte sich das Land anders entschieden. Egal ob Lockerung oder nicht.

  • Kommt mir doch eher vor, wie eine Politstrategie von Ramelow nach dem Wahldesaster von Thüringen. Ich warte auf eine Stellungnahme der Partei, bin selbst Links- Wählerin und hoffe, er bekommt keine Rückendeckung von der Parteispitze bei diesem absurden Alleingang. Bisher erschien mir die Corona-Politik der Partei sehr moderat und ich hoffe es bleibt dabei. Brauchen keinen zweiten Laschet, der sich mithilfe der Corona-Krise profiliert.

    • @Andrea67:

      wieso so kritisch? In Thüringen und MeckPom ist nichts los mit Corona, gerade mal identifizierbare Hotspots (etwa Fleischfabriken). Ähnlich ist es in SH. Wozu bitte eine flächendeckende Strategie, wenn es präziser geht. Wieso haben wir noch keine anonymisierten CoronaApp?

  • ... vielleicht können wir alle Corona - Leugner und Verschwörungsmythiker nach Thüringen auslagern. Da haben sie dann den passenden wirren Ministerpräsidenten.

    • @Ulrich Stähle:

      Es geht nicht darum den Virus zu leugnen, sondern mit dem Virus einen für alle erträglichen Weg zu finden. So wie es gerade läuft,hat die Jugend das absolute einseitige Nachsehen,zu dem die,die am lautesten den Lockdown verteidigen,am wenigsten zu sagen haben. Schweigen, Stille. Von daher ist es mit der Moral der Lockdownbeibehaltenden auch nicht weit her geholt.

      • @fmraaynk:

        So so - Mundschutzmasken tragen, Abstand halten und Hygiene Regeln einhalten ist inmitten einer Pandemie ein Problem. Das kann nur jemand sagen, er das Problem leugnet.

  • Leid tun mir alle Verkäufer/innen, Erzieher/innen, Lehrer/innen, Risikogruppen usw. die das dann ausbaden müssen. Also wenigstens die Abstands- und Hygieneregeln sollten verpflichtend beibehalten werden.

  • Irgenwer sollte es ja mal ausprobieren, ob es gut geht.

    Im Artikel bzw. Kommentar fehlt zudem eine wichtige Info. In Thüriungen sollen die Kreise und kreisfreien Städte bei 35 gemeldeten Infektionen in den letzten 7 Tagen Maßnahmen ergreifen.

    Also mal sehen, wie lange man in Erfurt ohne Abstand und Mund-Nasen-Bedeckung einkaufen kann. Vermutlich nicht lange.

    • @kamera mann:

      In den vergangenen 24 Stunden waren es 24 Neuinfektionen. Das kann man übrigens im täglichen Corona-Bulletin der Landesregierung nachlesen: corona.thueringen.de/bulletin

  • Ist Ramelow jetzt wirr geworden?

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Nein, aber denkt so bei den anstehenden Neuwahlen 2021 bessere Chancen zu haben.

      • @Sven Günther:

        Könnte was dran sein, als prophylaktische Parade zu Kemmerich 2.0.



        Nach dem Motto:



        Spieglein, Spieglein an der Wand,



        Wer ist der Wirrste im ganzen Land?

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Nein, der Narzissmus hat gesiegt.

      • @Hamburg1976 Hamburg1976:

        Soll das nicht Narrzismus heissen?

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Ramelow ist eben ein sehr kluger Politiker, maßvoll und besonnen.

  • *Aber alle jene, die das nicht machen, weil sie es nicht mehr müssen, sind eine im Zweifel tödliche Gefährdung.*

    Sie schreiben im gaaanzen Artikel nur veralgemeinernd, ohne Aussagen wie diese hier zu belegen oder nur ansatzweise zu begründen.

    Soll das die neue Taz-Leier sein?