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These zu MännlichkeitKeine Härte, sondern Verantwortung

Daniel Schulz
Kommentar von Daniel Schulz

Nicht nur Putin, auch Männer hierzulande propagieren die Vorstellung des harten Mannes. Doch männlich sein bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.

Krieg ist blutig, schmutzig und kein Heldenmärchen Foto: Varol Guzy/dpa

E s gibt derzeit so eine Lust unter deutschen Männern, andere deutsche Männer abzuhärten. Der „große Kulturwissenschaftler Helmut Lethen“, so kündigte die Welt ein Interview mit ihm an, redete am Mittwoch mit der Zeitung darüber, ob sich die „Deutschen ihren Pazifismus abgewöhnen“ ließen. Knapp zwei Wochen vorher schrieb ein Kollege im Spiegel unter der Überschrift „Zu weich für die neue Wirklichkeit“ über mit gepunkteten Socken gekleidete Großstadtmänner. Die ahnten, so der Autor, „dass es Momente gibt, in denen man gern weniger Kultur und mehr Natur wäre, weniger domestiziert, dafür instinktiver, ursprünglicher“.

Anlass für den Wunsch nach maskuliner Stählung ist natürlich der Ukrainekrieg und im Falle des Kollegen im Spiegel auch sein neues Buch, das laut Titel die „Verteidigung eines Auslaufmodells“ ist, also des härteren Mannes. Solche Texte gehören zum Buchgeschäft, auch ich rede auf Lesungen derzeit viel über Männlichkeit in Ost und West und versuche, einem vermuteten Publikumsinteresse nachzukommen.

Über das Geschäftliche hinaus sind beide Texte aber deshalb interessant, weil sie sich als Versuche lesen lassen, Antworten auf eine tatsächlich formulierte Herausforderung zu finden. Eine der Erzählungen, die Wladimir Putin und seine Berater, Deuter und Speichellecker zu einer politischen Waffe gemacht haben, ist nun einmal die vom harten Ostmann, der dem reichen, gierigen, verweichlichten, quasi zur Frau gewordenen und/oder schwulen Westmann jetzt mal zeigen müsse, wo der Hammer hängt.

Der in Russland gern und oft verwendete Begriff „Gayropa“ ist dafür ebenso ein Ausdruck wie die Predigt des Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill, die er vor einem Monat in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale gehalten hat. Kyrill, ein Verbündeter Putins, verkündete, „Schwulenparaden“ abzuhalten und zu ertragen sei eine „einfache und entsetzliche Loyalitätsprüfung“, die der Westen abhalte, um zu sehen, ob Länder des Ostens dazugehören könnten oder nicht. Und im Donbass wolle man eben keine solchen Paraden, weshalb nun Krieg geführt werden müsse.

Die Projektion von Putin als Statthalter echter Männlichkeit hat unter deutschen Rechtsextremen und Impf­geg­ne­r:in­nen viele An­hän­ger:innen; in Ostdeutschland lassen sich alte Erzählungen von westlicher Verweichlichung und Dekadenz und östlicher Härte in Äußerungen von Institutionen der DDR ebenso finden wie im Cliquengespräch von der angeblich nicht so trinkfesten „Wessi-Leber“. Aus solchen über die Jahre wiederholten und erlernten Behauptungen lassen sich, ähnlich wie in Russland, Waffen machen.

Der AfD-Politiker Björn Höcke, der von sich selbst gern so redet, als wäre er Ostdeutscher, hat das Programm der Remaskulinisierung im November 2015 in Erfurt so formuliert: „Denn nur wenn wir unsere Männlichkeit wiederentdecken, werden wir mannhaft! Und nur, wenn wir mannhaft werden, werden wir wehrhaft.“

Die angebliche Verweichlichung

Billiges Manöver, oder? Den Wunsch nach deutscher Wehrhaftigkeit mit der Nazi-Keule wegzubügeln? Nun ja, erstens lesen Sie die taz, was erwarten Sie also. Und zweitens gibt es da schon gewisse Ähnlichkeiten in der Argumentation, die sich niemand ausdenken muss. Drittens aber zeigt ein Blick ins Praktische, dass ihre angebliche Verweichlichung weder ukrainische Großstadthipster noch die LGBTIQ-Szene davon abgehalten hat, Kyjiw und andere Städte zu verteidigen, als bewaffnete Kämp­fe­r:in­nen und als Ver­sor­ge­r:in­nen an den Frontlinien.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Vielen von ihnen geht es weniger um ukrainischen Nationalismus, sondern vielmehr um das Abwehren der „Russki Mir“, der russischen Welt, einer ideologischen Konstruktion und zumindest teilweisen innerrussischen Wirklichkeit, in der man, wenn man nicht sehr reich ist, um des Überlebens willen stahlhart sein muss und Dekadenz, sprich Abweichung und Weichheit, entsprechend lebensgefährlich sind.

Diesen Raum aus Projektion und tatsächlichen Verhältnissen wollen die An­hän­ge­r:in­nen des Putinismus mit finanzieller, politischer, medialer und militärischer Macht so weit nach Westen ausdehnen wie möglich. Man kann sich entscheiden, inwieweit man sich und andere glauben macht, diese Wirklichkeit im Sinne Putins mitkonstruieren zu müssen. Anders gesagt: Wenn Putin das angeblich Weiche und die Abweichung bekämpfen will, warum sollten „wir“ ihm dabei helfen?

Worüber „wir“ stattdessen reden könnten, wäre Verantwortung, auch eine mal als männlich verstandene Tugend – wem so etwas wichtig ist, der könnte sich also auch hier wiederfinden. Über Verantwortung sollten wir reden, weil sie solchen Härte-Regimen wie dem im Moskau wesensfremd ist. Das Zugeben von Fehlverhalten und entsprechende Konsequenzen würden die Machthaber in der Logik solcher Regime schwach aussehen lassen. Verantwortung wird dort bei Bedarf, also einem Versagen der tyrannischen und finanziell für jeden Fall abgesicherten Eliten, von diesen Eliten anderen zugewiesen, und zwar bevorzugt Fremden, „Verrätern“ und dem Volk, das sich als unfähig erwiesen hat, den Willen der großen Führer zu erfüllen. Verantwortung wird nach unten delegiert.

In den deutschen, mit der Ukraine verknüpften Härtediskursen gibt es eine parallele Tendenz. Auch hier wird selten und zu wenig kontinuierlich nach der Verantwortung der Mächtigen gefragt und politische Konsequenz verlangt. In den Texten bei Spiegel und Welt wird die herbeigesehnte neue Härte von „den Deutschen“ verlangt. Von „den Männern“, von wem genau, man weiß es nicht. Man ahnt nur beim Lesen, dass diese Härte im Falle eines Krieges nicht die akademisierte und ökonomisch besser gestellte Schicht beweisen müsste, aus der die Verfasser von Härteappellen meist kommen.

Fehler einzugestehen reicht nicht aus

Weil Jour­na­lis­t:in­nen und Öffentlichkeit bisher zu wenig die Verantwortung konkreter Po­li­ti­ke­r:in­nen benennen und einfordern, kommen etwa Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier oder Ministerpräsidentin Manuela Schwesig bisher mit der Behauptung davon, sie hätten sich mit ihrer Politik, die vor allem darauf abzielte, mit Russland Geld zu verdienen, und die Russlands Krieg gegen die Ukraine erst finanziell ermöglicht hat, „geirrt“. Sie tun so, als müssten sie sich nach Feierabend vor den Computer setzen und „Putin“ googeln, um dessen Politik des Terrors und der Vernichtung Andersdenkender seit 2001 zu verfolgen. Als hätten sie keine Be­ra­te­r:in­nen und Verwaltungen. Eine wirkliches Übernehmen von Verantwortung würde in diesen Fällen Rücktritte und Untersuchungsausschüsse bedeuten.

Verantwortung zu übernehmen hieße Sanktio­nen zu erlassen, die Deutschlands Anteil an diesem Krieg widerspiegeln und die Russland wirklich schaden, was bisher nicht der Fall ist. Verantwortung einzufordern hieße auch, darauf zu bestehen, dass Regierung und Bundestag jene Menschen in Deutschland vor den Folgen dieser Sanktionen schützen, die am wenigsten ökonomisch abgesichert sind und die am wenigsten für die Politik der vergangenen Jahrzehnte können.

100 Milliarden Einmalzahlung an die Bundeswehr bedeuten unter diesem Gesichtspunkt eher ein Aufzeigen von Härte als Verantwortung. Die deutsche Armee bekommt bisher jährlich 50 Milliarden Euro, eine stattliche Summe, die mit Hilfe des Beschaffungsamtes der Bundeswehr allzu oft in Schrott verwandelt wird. Verantwortung zu übernehmen bedeutet schlicht, jene Menschen so gut wie möglich für das Überleben auszustatten, die für eine Welt Krieg führen, in der nicht autoritäre Eliten regieren, die von ihren Untertanen jedwede Härte verlangen können. Krieg ist blutig, schmutzig und kein Heldenmärchen. Egal ob in Deutschland oder der Ukraine.

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Daniel Schulz
Reportage und Recherche
Redakteur im Ressort Reportage und Recherche. Autor von "Wir waren wie Brüder" (Hanser Berlin 2022) und "Ich höre keine Sirenen mehr. Krieg und Alltag in der Ukraine" (Siedler 2023). Reporterpreis 2018, Theodor-Wolff-Preis 2019, Auszeichnung zum Team des Jahres 2019 zusammen mit den besten Kolleg:innen der Welt für die Recherchen zum Hannibal-Komplex.
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46 Kommentare

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  • "Gewalt und wirkliche Härten die Härte erfordern"



    Glauben Sie, dass nur ein hartes Leben den Menschen lehrt, einem harten Leben standzuhalten - und zwar durch Härte? Und das man in Frieden und Sicherheit nicht das lernen würde, was man für einen Überlebenskampf im Notfall braucht?



    Ich glaube, dass langanhaltende "harte Zeiten" nicht zur Herausbildung überwiegend starker Persönlichkeiten in der Gesellschaft führen, sondern zu sittlicher Verrohung, Rücksichtslosigkeit der Stärkeren, Defätismus der Schwächeren, Abnahme von Bildung und Kultur insgesamt. Langfristig schwächen diese Faktoren die Gesellschaft und ein Land inkl. der Abnahme seiner Möglichkeiten, sich im Ernstfall zu verteidigen.



    Nehmen wir mal an, Sie meinen mit "Härte" Tugenden wie Durchsetzungswillen, Leidenstoleranz, Unbeirrbarkeit hinsichtlich der Verteidigung eigenen Werte und Ziele. In diesem Sinne glaube ich, dass es weichlich ist, sich in der Russenhocke fotografieren zu lassen, weil irgendjemand das hart findet, und dass es hart ist, gepunktete Socken zu tragen, obwohl irgendjemand das weichlich findet. In diesem Sinne glaube ich auch, das Pussy Riot härter sind als die Nachtwölfe.

    • @Lossy:

      war Antwort auf ravenlord unten

  • Nun ja, wenn man die Verweichlichung an LGBT, Pünktchensocken und Dergleichen festmachen will, ok. Das ist aber meiner Meinung nach nicht wirklich der Punkt.



    Der Punkt ist, die allermeisten hier bei uns und sonstwo im Westen leben nun schon seit einer ganzen Weile in einer von Sicherheit geprägten flauschigen Parallelrealität in der Gewalt und wirkliche Härten die Härte erfordern quasi nichtmehr vorkommen und außerhalb der Vorstellungskraft liegen. Klar, man hört immer mal wieder davon in den Nachrichten. Aber in Wirklichkeit ist das alles weit weg und so wirklich vorstellen oder nachfühlen, was tatsächliche Gefahr für Leib und Leben oder auch zu verhungern bedeutet oder dass das tägliche Lebensrealität sein kann können sich eher wenige. Und von diesem sich-nicht-vorstellen-können und sicher fühlen sind dementsprechend auch Ansichten, Meinungen und Gedanken geprägt.



    Das ist es was meiner Meinung nach mit Verweichlichung gemeint ist. Und durch die Nähe der Ukraine zu uns bekommt diese Plüschrealität, die leider nicht der Lebensrealität der Mehrheit der Weltbevölkerung entspricht, bei manchen nun zum ersten Mal seit vielen Jahren - oder überhaupt - Risse.

    • @Ravenlord:

      "einer von Sicherheit geprägten flauschigen Parallelrealität"



      Das liest sich bemerkenswerter Weise nicht so, als sollten dies die Realität aller Menschen sein.

      • @Lossy:

        Sollte es, ist es aber nunmal nicht.

  • Wir brauchen weder Weiblichkeit noch Männlichkeit wir brauchen Menschlichkeit und dazu gehört die Verantwortung.

    • @Machiavelli:

      Wir brauchen momentan vor allem Besonnenheit. Die vermisse ich in der Presse und den Kommentaren hier mittlerweile überwiegend!

  • "eine stattliche Summe, die mit Hilfe des Beschaffungsamtes der Bundeswehr allzu oft in Schrott verwandelt wird."



    Nicht das Beschaffungsamt der Bundeswehr vernichtet das Geld, sondern die Politiker, die den Militärs in ihre Planung reinreden.



    z.B. Franz Josef Strauss (Starfighter, HS30), UvdL (Berater, Gorch Fock) usw.usw.



    Ich saß mal zufällig mit zwei Soldaten eben jenes Amtes zum Abendessen am selben Tisch. Die wüßten zwar, was die BW braucht, kommen aber nicht zu Wort. Da muss man schon mindesten Staatssekretär sein. Und Ahnung von der Materie zu haben disqulifiziert die Damen und Herren Politiker eher.

  • Verantwortung übernehmen ist auch Härte. Unverständlich, warum die Begriffe hier gegeneinander ins Feld geführt werden.

    • @zeroton :

      Wer Verantwortung nur ohne Härten übernimmt, übernimmt eigentlich keine.

  • Ich glaube, ich stimme dem Autor in vielen Punkten zu. Aber Sätze wie „Doch männlich sein bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.“ sollte er sich sparen. Weiblich sein etwa nicht? Er meint es so wohl nicht. Sonst wäre das ja entweder sexistisch oder eine Variante feministischer Unlogik.

  • Solche Männlichkeitsbilder werden hierzulande nicht nur von Männern besetzt. Es wird auch von reaktionären rechte Frauen besetzt. Auf jeden solcher Männer nochmal solch eine Frau. Auf drei Männer, die AfD wählten kamen 2021 zwei Frauen!

    Es ist eine sehr männliche Sicht der Dinge, die den Teil Frauen dabei völlig ausblendet, ja quasi für nichtexistent erklärt.

  • @HUGO

    Dessen bin ich mir auch nicht sicher. Aber auch nicht des Gegenteils.

  • Wie heißt es noch bei Zuckmayer -



    "Der Mensch fängt erst beim Leutnant an"

  • "Eine der Erzählungen, die Wladimir Putin und seine Berater, Deuter und Speichellecker zu einer politischen Waffe gemacht haben, ist nun einmal die vom harten Ostmann, (...)" (Daniel Schulz)



    Ja, das mag vielleicht so sein. Ich habe bislang nur selten russische Filme zu sehen bekommen und wenn doch, dann habe ich diese nicht unter dem Aspekt "Geschlechtsrollenbilder" analysiert. Sicher, es gibt bei uns das Stereotyp vom maßlos Vodka saufenden russischen Mann. Ernst nehmen habe ich es nie so recht können, weil ich keine russischen Männer kennengelernt habe. Die einzigen Vodkasäufer in meiner Erfahrungswelt waren immer deutsche Studenten - und zwar Männer und Frauen. Wobei die Männer aber tatsächlich in der Mehrzahl sind.



    Jenen, mit nacktem Oberkörper in der Botanik reitenden Putin habe ich nur als alberne Karrikatur eines Männlichkeitsbildes wahrgenommen. Zum Einen weil ich selber lange genug "Buschreiterei" betrieben habe und deshalb weiß wie dumm es ist dabei unbekleidet zu sein. (Man holt sich dabei ständig überflüssige Verletzungen). Zum Anderen aber, weil exakt dieses Männlichkeitsstereotyp ein komplett westliches, ein US-amerikanisches ist. Ich habe es aus Hollywood und via amerikanischer Zigarettenwerbung bis zum Überdruss serviert bekommen. Mein "Bedarf" daran war bereits vor Putin reichlich gedeckt.



    Eigentlich hätte es auch ausgereicht in der Kindheit einige Bände Karl May zu lesen. Jener war allerdings schon ein sehr ausgeprägter Deutscher. Ein deutscher Romantiker halt.



    Wie man sieht ist es schon ziemlich schwierig ein vermeintlich archaisches Männlichkeitsbild an irgendeiner Nation festzumachen. Was man aber machen kann, ist: Männer in Uniformen zu stecken, in Panzer zu setzen und in die Schlacht zu hetzen; Männer mittels Ausreiseverboten in einem Land im Kriegszustand festzuhalten, sie quasi in Geiselhaft zu nehmen, ihnen zu verbieten ihr Leben durch Flucht zu retten.



    Ja, das kann man machen - zumindest solange sie es sich gefallen lassen.

  • @DANIEL SCHMITZ

    Im Idealfall...

    Die Realität ist jedoch leider kompliziert.

    Ich zum Beispiel bin als Mann, vor über einen halben Jahrhundert sozialisiert worden.

    Man könnte sagen: ein Auslaufmodell. Ich habe gewiss eine ganze Menge dazugelernt, aber mein kleines Hirn ist begrenzt. Einiges wird sich nur ändern können, wenn ich aussterbe (was zum Glück absehbar ist).

    So wird es vielen gehen, auch heute hat die Sozialisierung so ihre Grenzen.

    Wir können aber nicht alles notschlachten. Wir müssen lernen, das zu sehen, was da ist und uns (a) fragen, wo wir hinwollen (genug Streit hier schon :) und (b) wie wir am Besten von hier nach da kommen.

    Ein nie enden wollender Prozess :-)

    Aber im Idealfall bin ich bei Ihnen. Mann, Frau, irgend was anderes... alles Mensch. Wär' schön.

  • Vorletzter und letzter Absatz! 💯

  • Warum sollte Verantwortung "männlich" sein müssen. Warum soll überhaupt so etwas wie "Männlichkeit" wichtig sein? Kann ich nicht einfach Mensch sein und Verantwortung übernehmen? Muss ich dazu männlich sein?

    • @Daniel Schmitz:

      Geht es, bereits in der Überschrift, in dem Artikel nicht vielmehr darum, die charakterliche Eigenschaft Verantwortung statt Härte einem wie und wo auch immer verwendeten Männlichkeitsbild zuzuweisen?



      Oder wollen Sie zur Anpassung an genderbeflissene Kritik den Vermeidungsbegriff 'M-Wort' einführen?

  • @AUSBERLIN

    *auch* Verantwortung zu übernehmen. Was denn sonst :-)

  • sehr gute Analyse des Problems und der Lösung. Vielen Dank für so ein helle Beitrag.

  • Wenn männlich sein bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, was bedeutet dann, fraulich oder divers zu sein?

    • @AusBerlin:

      Im Voraus verantwortlich (d.h. sozial) denken.

      • @Delphina Jorns:

        Dafür stellen sich zu wenig Frauen für politische Ämter auf.

    • @AusBerlin:

      es bedeutet, in den Verantwortungsbereich eines Mannes übernommen zu werden ;)

    • 4G
      43985 (Profil gelöscht)
      @AusBerlin:

      Da Stimme ich Ihnen zu, jeder sollte Verantwortung für sein handeln übernehmen. Da allerdings viele Politiker, Prominente und Vorgesetzte dies nicht vorleben, ist es kein Wunder das die Gesellschaft das nachlebt.

      • @43985 (Profil gelöscht):

        Ich arbeite unter einer Geschäftsführerin. Die lebt gar nichts von dem vor, was ich mir als Arbeitnehmer von einer Führungskraft wünsche. Vorher hatten wir einen Chef, der lebte das alles vor, und zwar ggü. Kolleginnen und Kollegen.

  • Übernehmen Deserteure und Kriegsdienstverweigerer keine Verantwortumg?

    www.proasyl.de/pre...s-und-der-ukraine/

    • @Hannah Remark:

      Würden alle Herrschaften desertieren und somit Verantwortung übernehmen sähen die Kriegsherren zimlich gelakmeiert aus!



      Diese sichtweise scheint allerdings Heutzutage ziemlich aus der Zeit gefallen zu sein.

      • @niko:

        Momentan wird aber in der Presse und auch in den Kommentaren hier, überwiegend das Bild gezeichnet, dass Deserteuere und Kriegsdienstverweigerer Memmen bzw. Feiglinge sind und deren Rechte vollständig ignoriert werden können.

        Und die Aufforderung von Pro Asyl wird nicht untertsützt:

        "Ausreiseverbot aus Ukraine widerspricht Menschenrechtskonvention

        Auch in der Ukraine wird nur ein kleiner Teil der Kriegsdienstverweigerer anerkannt – zu ihnen zählen Mitglieder von kleinen Religionsgemeinschaften wie beispielsweise den Zeugen Jehovas. Wer nicht einer solchen Religionsgemeinschaft angehört, dem wird eine Anerkennung versagt. Auch Reservisten und Soldaten haben keine Möglichkeit der Antragstellung. Zudem widerspricht das derzeit geltende Ausreiseverbot für Männer zwischen 18 und 60 Jahren dem 4. Zusatzprotokoll der Europäischen Menschenrechtskonvention, wonach es jeder Person „freisteht, jedes Land einschließlich seines eigenen zu verlassen“.

        Kriegsdienstverweigerung ist ein Menschenrecht, wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 2011 feststellte. Diesem Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung muss in allen Ländern, auch in denen, die sich im Krieg befinden, Geltung verschafft werden. Wer aus Gewissensgründen den Dienst mit der Waffe ablehnt und dafür verfolgt wird, muss geschützt werden."

      • @niko:

        Danke!

        Bei all der Kraftmeierei, die gerade den Diskurs durchsetzt, ist diese simple wie richtige Erkenntnis (leider wieder) aus dem Selbstverständnis Vieler verschwunden.

      • @niko:

        Vor allem, weil diese Sichtweise nicht der Realität entspricht.

        Es gibt Situationen, in denen es verantwortungslos wird, seiner Utopie nachzuhängen.

  • Vielleicht ist das Bild oder Selbstbild eines Mannes auch eine individuell unterschiedliche Vorstellung.



    Man kann sich zwar ein gesellschaftlich vorteilhaftes Ideal wünschen, aber deswegen wird das nicht unbedingt angenommen...

  • > Doch Männlich sein bedeutet,



    > Verantwortung zu übernehmen.

    Und Weiblich sein etwa nicht?

    Seltsame Unter-Überschrift ...

  • "Doch Männlich sein bedeutet, Verantwortung zu übernehmen." Hä? Und weiblich sein heißt das nicht? Sehr seltsame Definition von Männlichkeit die aber nur im Untertitel so hingeschleudert ist ohne dann im Text erläutert zu werden.



    Ansonsten finde ich diese aktuellen Empörungswellen doch immer befremdlicher. An welchem Produkt dass für unseren Konsum von Nöten ist klebt denn eigentlich kein Blut und Unterdrückung? Nicht dass das Russlands Krieg besser macht, aber ehrlicherweise müsste man sich doch dann jetzt für ein umfassenden Importstopp und Sanktionen auch für sehr sehr viele andere Länder aussprechen.

  • "as Zugeben von Fehlverhalten und entsprechende Konsequenzen würden die Machthaber in der Logik solcher Regime schwach aussehen lassen. Verantwortung wird dort bei Bedarf, also einem Versagen der tyrannischen und finanziell für jeden Fall abgesicherten Eliten, von diesen Eliten anderen zugewiesen, und zwar bevorzugt Fremden, „Verrätern“ und dem Volk, das sich als unfähig erwiesen hat, den Willen der großen Führer zu erfüllen. Verantwortung wird nach unten delegiert."

    Da musste ich doch an Merkel, vd Laien, Steinmaier usw denken. Die übernehmen auch recht wenig Verantwortung für den Schlamassel. Steinmaier hat verbal etwas zugegeben, aber daraus haben sich keinerlei Konsequenzen ergeben. Verantworungslos.

  • Irgendwie guter Text zum Nachdenken über Verantwortung. Versuche es mit mir selber, weniger Einkaufen (Lebensmittel habe ich sowieso nie weggeschmissen), weniger Licht, Heizung (bei Bedarf) in einem Zimmer, Wärmeflasche für die Nacht. Naja. Als schwuler Halbrusse wird es einem bei dem Putler Angst und Bange.

  • Naja, ich finde eine Männlichkeitsdebatte unsinnig und viel zu konkret. Das Thema wurde von den Reaktionären gesetzt und es gibt sicherlich eine Menge Argumente, das reaktionäre Männlichkeitsideal zu kritisieren.



    Stattdessen sollte die Debatte Identität problematisieren!



    Ob es die männliche, nationale, ehtnische oder Klassenidentität sei, all diese Abgrenzungen unter den Menschen spielen eine wesentliche Rolle im Krieg, egal welcher.



    Die Menschen müssen Verantwortung für ihre Identität übernehmen, diese gilt den meisten jedoch fälschlicherweise als gegeben.

  • "Von 'den Männern', von wem genau, man weiß es nicht"

    :-)

    Sehe ich genauso. Die meinen natürlich immer nur die anderen. Auch sohon wänrend der Pandemie haben die anderen (diesmal die Pflegekräfte) den Kopf hinhalten müssen.

    Lethen & Co sind viel zu wichtig für die Drecksarbeit, welche auch immer das sei.

    • @tomás zerolo:

      In der Ukraine sind grade "wer genau" russische aktiv Wehrpflichtige, Alter um die 20. Ob sie es wollen oder ned.

      Ich bin mir allerdings ned sicher, ob, wie der letzte Absatz von Daniel Schulzs Artikel andeutet, das "dreckige Spiel" namens Krieg mitspielen (Waffenlieferungen an die Ukraine) der richtige Ansatz ist.

      • @Hugo:

        Der Schrei nach Waffenlieferungen ist einmal wieder ein Rückfall in die althergebrachte Männlichkeit; und diejenigen, die das fordern, sitzen sowieso auf dem Trockenen. Wie bei den russischen, werden auch bei allen anderen Soldaten vor allem arme Männer verheizt. Müssten wir als Linke konsequenterweise nicht versuchen, diese Menschen zu schützen? Übrigens finde ich den Kommentar unmöglich. "Männlichkeit"=Verantwortung - schön wär's. Und außerdem: was ist dann "Weiblichkeit"?

  • "Doch Männlich sein bedeutet, Verantwortung zu übernehmen."

    Weiblich sein bedeutet also nicht, Verantwortung zu übernehmen?

    Und ich dachte, daß das Übernehmen von Verantwortung etwas mit erwachsen sein zu tun habe und nicht mit dem Geschlecht.

    • @Yvvvonnne:

      Naja, wohlwollend interpretiert ist das hier in Abgrenzung zu Mackertum formuliert und nicht als Alleinstellungsmerkmal für Männlichkeit. Ich würde nicht annehmen, dass gemeint sei, dass bspw. Frauen keine Verantwortung übernehmen könnten.

      • @Uranus:

        Liggers - you are a clever man. But.



        Secht is secht - 🙀🥳 & da mußte nicht Till Uhlenspeigel sinn - hm.

        • @Lowandorder:

          Nicht wahr? ;-D

    • @Yvvvonnne:

      anschließe mich.

      Bleibens gelassen - frei nach Ol Conny:



      “Der junge Mann is sich noch am entwickeln.“ - 🙀🥳 -



      &



      Scheunen Sündach