Streit ums Ehegattensplitting: Schafft es endlich ab!
Solange es Systemanreize wie das Ehegattensplitting gibt, werden Männer, Arbeitgeber und die Gesellschaft sich nicht ändern – und Frauen weiter schaden.
D ie Debatte um das Ehegattensplitting wird mittlerweile seit Jahrzehnten geführt – und erhält gerade neuen Auftrieb durch Yasmin Fahimi. Die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes fordert, es jetzt endlich mal abzuschaffen, um mehr Frauen in den Arbeitsmarkt zu bekommen. Stichwort: Fachkräftemangel.
Die SPD-Frau hat recht. Wenngleich ihre Forderung manchen unangenehm aufstößt, so nach dem Motto: Jetzt müssen auch mal die Frauen stärker ran. Stichworte: fehlende Kitaplätze, Care-Arbeit, die vor allem an Frauen hängen bleibt. Anders herum formuliert klingt es vielleicht weniger unangenehm: Jetzt müssen auch mal die Männer stärker ran. Stichworte: mehr Vätermonate, Teilzeit auch für Chefs, Männer pflegen Angehörige. Zusammengefasst: Care- und Sorgearbeit darf keine Frauendomäne mehr sein, sondern muss gleichermaßen verteilt werden auf alle Geschlechter.
Solange es aber Systemanreize gibt wie das Ehegattensplitting, das die Einverdienerehe und Ehen mit hohen Einkommensunterschieden steuerlich fördert, wird es immer wieder Sätze von Männern geben wie diesen: „Schatz, das lohnt sich doch nicht, wenn du arbeiten gehst, kümmer dich doch ganz um die Kinder.“ Und so lange wird es immer Frauen geben, die dem zustimmen.
Unabhängig davon, dass eine einzige sogenannte Hausfrauenehe den Staat und damit alle Steuerzahler:innen etwa eine halbe Million Euro kostet, haben Frauen am Ende immer das Nachsehen: Sie haben kein eigenes Einkommen und damit auch keine Rente. Ebenso verbuchen Frauen wegen des großen Verdienstunterschiedes – nach wie vor reduzieren vor allem Frauen ihre Arbeitszeit – durch das Ehegattensplitting einen prozentual größeren Lohnsteuerabzug als ihre Ehemänner.
Doch bislang haben weder Männer noch Frauen genug Leidensdruck, etwas zu ändern. So bleibt aber auch die Schieflage bei der Verteilung der Care-Arbeit bestehen. Allein ein abgeschafftes Ehegattensplitting wird diese Gender-Ungerechtigkeit natürlich nicht aufheben. Aber es wäre ein Schritt in die richtige Richtung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein
Die Linke im Bundestagswahlkampf
Kleine Partei, großer Anspruch
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund