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Stationierung von MittelstreckenwaffenMützenich bekommt Unterstützung

SPD-Mitglieder aus dem Erhard-Eppler-Kreis springen dem Fraktionschef bei. Kritik dürfe nicht herabgesetzt werden.

Kontroverse Positionen in der Stationierungsfrage müssten „fair gegenübergestellt werden“, fordert Ex-SPD-Chef Walter-Borjans Foto: Omer Messinger

Berlin taz | Die geplante Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen sorgt weiter für Diskussionen in der SPD. Nun haben sich Mitglieder des Erhard-Eppler-Kreises, der sich für Frieden einsetzt, zu Wort gemeldet, um dem SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich beizuspringen. „Wir erleben tagtäglich nicht nur an der sozialdemokratischen Parteibasis, wie vielen Rolf Mützenich aus der Seele spricht“, heißt es in einer Erklärung, die unter anderem von dem früheren SPD-Vorsitzenden Norbert Walter-Borjans sowie den Ex-SPD-Bundestagsabgeordneten Gernot Erler und Ernst Ulrich von Weizsäcker unterschrieben ist.

Auch sie würden „eindringlich“ davor warnen, die Gefahren einer solchen Stationierung zu unterschätzen. Es gehe „um nicht weniger als um die Frage, ob unser dicht besiedeltes Land zum Ziel eines atomaren Erstschlags werden könnte – eine Frage, die auch die glühendsten Befürworter dieser Art von Abschreckung nicht definitiv ausschließen können“, schreiben Walter-Borjans & Co.

Vor gut einer Woche hatte Mützenich kritisch auf die Ankündigung reagiert, dass die USA von 2026 an Tomahawk-Marschflugkörper, die Mehrzweckrakete SM-6 sowie derzeit noch in der Testphase befindliche Hyperschallraketen in der BRD stationieren wollen. „Wir müssen unsere Verteidigungsfähigkeit angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine verbessern, aber wir dürfen die Risiken dieser Stationierung nicht ausblenden“, sagte der SPD-Fraktionschef in einem Interview. Die Gefahr einer unbeabsichtigten militärischen Eskalation sei beträchtlich, außerdem würde er sich wünschen, „dass die Bundesregierung ihre Entscheidung einbettet in Angebote zur Rüstungskontrolle“.

Diese Auffassung teilt der Erhard-Eppler-Kreis, der sich dem politischen Erbe des 2019 verstorbenen sozialdemokratischen Politikers verpflichtet fühlt. „Was uns befremdet, ist das Schweigen der Führungen von SPD und SPD-Bundestagsfraktion zu der von Rolf Mützenich angestoßenen Debatte“, so die Autoren. Stattdessen erwarteten sie von der Führungsebene, „den Fraktionsvorsitzenden gegenüber abqualifizierenden Vorwürfen zu verteidigen“. Kritik dürfe weder totgeschwiegen noch in einer Weise herabgesetzt werden, „die mit dem Stil einer demokratischen Debatte nicht in Einklang steht“.

So sei es „ein inakzeptabler Umgang miteinander“, wenn das Plädoyer, „abseits des Schlachtfelds Wege zu einem Ende der Kämpfe“ (Mützenich) zu suchen, als Aufruf von Träumern diskreditiert würde, „die weiße Flagge zu hissen und dafür die Knechtschaft Putins in Kauf zu nehmen“. Kontroverse Positionen in der Stationierungsfrage müssten vielmehr „ohne Vorverurteilung einer Seite fair gegenübergestellt werden“, fordert die Gruppe um Walter-Borjans.

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42 Kommentare

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  • Mützenich spricht der SPD aus der Seele. Wo bleibt jemand, der aus dem Hirn spricht? Eppler und Co. sind durch die Geschichte widerlegt. Ohne Pershings kein Gorbatschow.

  • Putin zeigt ja leider, dass der Verzicht



    der Ukraine auf Atomwaffen ihn nicht



    davon abhalten wird, solche gegebenenfalls auch solche gegen die



    Ukraine einzusetzen, jedenfalls hat er



    mehrfach damit gedroht und aufgrund seiner mehrfach menschenverachtenden Kriegsführung



    ist ihm das durchaus zuzutrauen.

  • Russische Atomwaffen in Kaliningrad und Belarus sind also laut SPD keine Bedrohung?

  • Die SPD und wir alle brauchen sehr viel mehr "Mützenichts". Wer kann denn wirklich ernsthaft etwas dagegen haben, kritische Aspekte in Richtung Gewaltanwendung zu äußern? Immer feste druff? Das war mal eine Option, in der Steinzeit, sollte aber so allmählich in einer aufgeklärten Gesellschaft überwunden werden.

  • Ich bin heilfroh um die Stationierung. Die SPD lässt mich immer öfter Ratlos zurück.

  • Freut mich, dass es in der SPD noch ein paar Leute gibt, die sich der bedingungslosen "Kriegstüchtigkeits"-Logik widersetzen. Ich finde es beängstigend, wie selbstverständlich heutzutage in der Politik die Logik der maximalen Aufrüstung hingenommen wird - etwas, das in dieser Form selbst im Kalten Krieg so nicht möglich war.

    • @Agarack:

      Es geht nicht um maximale Aufrüstung es geht darum eine Fähigkeitslücke zu schließen bis eigene Raketen bereit sind. Russische Raketen stehen in Kaliningrad und anderswo, jetzt stehen eigene da. Wenn Russland zur Vernunft zurückkehrt hat man dann auch was was man in Verhandlungen anbietet.

  • LOWANDORDER hat mit seiner Willy-Geschichte wie so oft einen wichtigen Punkt benannt. Die Bundesregierung muss zur Sache der Stationierung gar nicht groß gefragt werden. Sie entscheidet auch nicht über die Atomwaffen in Büchel oder die Drohnenzentrale in Ramstein.

    Brandt wusste damals natürlich auch vom G10 und dem *Recht* der Amis, in DE alles mitzuschneiden. Die Vertraulichkeit der Kommunikation hat in der Bundesrepublik seit Gründung nicht existiert, und das durfte auch Willy seinem Volke nicht verraten, also hat er schön den Schnabel gehalten, wie alle anderen Kanzler vor und nach ihm.

    Belege: Foschepoth.

  • Oktober 21 konsultiert Putin Biden, er wolle mit ihm über Ukraine sprechen. Worauf Biden antwortete, mit Russland würden USA auf keinen Fall über Ukraine sprechen, ohne dass klar ist, worüber Putin sprechen wollte. Vielleicht, dass Kreml sich nicht mehr an Budapester Abkommen 1994 für Ukraine Sicherheit mit England, USA, Russland, Ukraine als Signatarstaaten gebunden fühlt, nachdem Ukraine 1994 ihr Atomwaffenarsenal aus sowjetischen Beständen an Russland übergeben hatte. Nach russischer Krim Annexion 2014, Destabilisierung Ostukraine zog sich Putin aus internationaler Finanzierung neuen Sarkophag für 1986 havarierten AKW Block 4 Tschernobyl zurück



    Biden warnte Putin Dezember 2021, sollte Kreml die Ukraine wirklich angreifen, würden USA militärisch zwar nichts tun, aber eines sei klar, USA werden russische Wirtschaft in Ruin treiben. Gleichzeitig zogen USA diplomatisches, Militär Beraterpersonal aus Ukraine ab.



    Dass Biden nun ankündigt, ab 2026 stationieren USA Marschflugkörper in Deutschland kann Eskalationsstufe 2 sein beim Totenrüsten russischer Wirtschaft in Ruin. Dass weder EU, Nato, BT eingebunden sind wie 1982 beim Natodoppelbeschluss sollte Bundestag uns alle alarmieren

    • @Joachim Petrick:

      Danke alte Hütte - lesbar - anschließe mich -

  • Wozu das? Haben wir in der Vergangenheit nichts gelernt?



    Die USA ist weit entfernt aber Deutschland liegt in unmittelbarer Reichweite. Wen trifft es zuerst, Deutschland oder die USA?



    Warum alles tun was die USA sagt?



    In der DDR taten wir was die Russen sagten und heute was die Ammis sagen.

    • @Wolfgang Schäfer:

      Ich schlage für die Geschichtsstunde die Jahre 1933-39 vor. An denen kann man studieren, dass man einen auf Krieg hinarbeitenden Diktator oder Autokraten nicht mit Appeasement daran hindern kann, einen anzufangen.

    • @Wolfgang Schäfer:

      Preisfrage: Welche Vergangenheit soll denn die Lehrstunde machen? Das Standardbeispiel "Willi Brandt ist auch in die DDR gefahren" zieht nicht so recht. Honecker hat keinen Krieg geführt und Interesse am Austausch zumindest mit Westdeutschland.



      Das gilt für Putin offensichtlich alles nicht.



      Nein, Kritik soll nicht "herabgesetzt werden". Aber sie muß nachvollziehbare Argumente haben. Und nicht Dinge durchsetzen wollen, die schon 3 mal nicht funktioniert haben- zuletzt bei der Besetzung der Krim 2014.

    • @Wolfgang Schäfer:

      Du scheinst nicht zu verstehen, dass die Stationierung der Abschreckung dient, die Deutschland und Europa schützt.



      Und notwendig ist dies, weil ein faschistisches Regime die Sicherheit angreift, die dein tägliches Leben möglich macht.

    • @Wolfgang Schäfer:

      Auch wenn ich selbst nicht hingehe: Ein McDonalds zu sehen ist mir immer noch lieber als vielleicht irgendwann "Vkusno und tochka" sehen zu müssen.

  • Ich war 1981 in Bonn um gegen den NATO-Doppelbeschluss und die Stationierung von Atomwaffen zu demonstrieren. Und heute: Heute scheint es kaum jemand zu stören, wenn wir hier Waffen bekommen, die wir selbst gar nicht unter Kontrolle haben, über welche die USA alleine den Knopf drücken kann. Das ist schon schlimm genug, aber dass die Grünen, die ich früher mal der Friedenspolitik wegen gewählt habe, das auch noch durchgehen lassen, schlägt für mich dem Fass den Boden aus.



    Mein persönliches Fazit: Dem Volks scheinen diese Waffen leider egal zu sein, die Grünen werden zur Militär- und Kriegspartei.

    • @Rudi Hamm:

      Spielt es denn so gar keine Rolle, dass damals ein kalter Krieg mit den damaligen Mitteln praktisch ein Sitzkrieg war und wir heute einen heißten Angriffskrieg plus einen hybriden Krieg gegen ganz Westeuropa haben, begonnen von genau dem Land, wegen dem die Raketen stationiert werden?

      • @Monomi:

        Mich stört es, wenn in unserem Land Waffen stationiert sind, deren Knopf nicht wir, sondern nur die USA drücken kann. Und unter Präsidenten wie Trump schon zwei mal.

        • @Rudi Hamm:

          Nur auf dieser Basis funktioniert Abschreckung. Und die Vorstellung, wir könnten uns im Falle des Falles alleine verteidigen, ist schlicht weltfremd.

          Ich war seinerzeit auch gegen den Nato-Doppelbeschluss - auch wenn mich damals schon der massive Antiamerikanismus und die offensichtliche Blauäugigkeit irritiert haben. Aber rückblickend betrachtet sehe ich manches differenzierter. Nicht nur die DKP-Lastigkeit der damaligen Friedensbewegung und ihre Bereitwilligkeit, sich von der Sowjetunion instrumentalisieren zu lassen, sondern auch die seinerzeit gerne verdrängte Tatsache, dass die Stationierung sowjetischer SS-20-Rakteen sehr wohl ein offensiver Akt war, der das atomare Gleichgewicht gefährdete. So wie ja auch heute wieder gerne verdrängt wird. dass Russland schon längst über Langstreckenwaffen verfügt, mit denen westeuropäisches Territorium erreicht werden. Und die atomar bestückten Raketen im Gebiet um Kaliningrad, die aufgrund ihrer kurzen Vorwarnzeit tatsächlich friedensgefährend sind, werden ebenso leichthändig ausgeblendet.

  • "die Bundesregierung ihre Entscheidung einbettet in Angebote zur Rüstungskontrolle"



    "abseits des Schlachtfelds Wege zu einem Ende der Kämpfe"



    Ich würde zu gerne, um des Friedens willen, von irgendjemandem, der Verhandlungen mit Putin fordert (AfD, Wagenknecht, Mützenich etc.) konkret über das Geraune von "diplomatischen Wegen, Hintertüren" hinweg wissen wollen, wie das aussehen soll (also wirklich konkret: Wer soll wann mit wem sprechen), also: Wie führt man mit einem Diktator und Kriegsverbrecher, der Verhandlungen ablehnt bzw. unerfüllbare Vorbedingungen formuliert, einen Dialog?



    Und: Wie will man die territoriale Integrität der Ukraine wieder herstellen? Die Souveränität der Ukraine (inkl. freie Bündniswahl)? Putin garantiert davon abhalten, nächstens die Nato anzugreifen?



    Bisher hat keiner einen Vorschlag gemacht, der über "weiße Fahne hissen" hinausgeht.



    Und auch wenn man es Mützenich so nicht unterstellen möchte, aber: Wer um des lieben Friedens willen Putin die halbe Ukraine überlässt, spricht ihm die Einladung zum nächsten Krieg aus.



    Eine Idee habe ich aber auch nicht.

    • @Vigoleis:

      Von AfDBSW, Ralf & Rolf werden Sie da auch nie eine Antwort bekommen.

      Die deutsche Appeasement-Fraktion müsste dann nämlich auch die Frage beantworten, wie man eine neue europäische Friedensordnung errichten will, wenn man gleichzeitig bereit ist, ein zentrale Element der bisherigen Friedensordnung, nämlich das Verbot des Angriffskrieges und die Unverletzbarkeit der Grenzen, oder anders gesagt, sämtliche Bestimmungen der KSZE, zu opfern.

    • @Vigoleis:

      Natürlich werden Verhandlungen mit Putin schwierig und um so länger der Krieg andauert, um so schwieriger werden sie. Die Forderungen werden ja immer abwegiger. Letztendlich muss man jedoch unterscheiden zwischen ernsthaften Vorbedingungen und leeren Forderungen. Mittelfristig wird man in Verhandlungen leider keine keine terretoriale Integrität wiederherstellen oder eine Bündniswahlfreiheit der Ukraine herstellen können. Gibt es denn erzunehmende Befürworter einer mittelfristigen diplomatischen Lösung, die dieses behaupten? Aber was ist die langfristige sinnvolle alternative zu Verhandlungen?



      Die Us-Strategie deutet darauf hin, dass die USA auch in Zukunft nur so viel liefern wird, dass die Ukraine nicht verliert. Natürlich ist es vernünftig eine größere Eskalationsgefahr zu verhinderen und das wichtigste Ziel, nämlich einen russischen Sieg zu verhindern erreicht man temporär so. Jedoch ist das Problem an dieser Strategie, dass sie (zu) viel ukrainisches Blut kostet.

    • @Vigoleis:

      Das fasst die Lage ziemlich korrekt zusammen. Die einzige "Idee" stammt in etwa schon aus dem alten Clausewitz:



      Friedensverhandlungen gibt's mit Aussicht auf Erfolg nur, wenn alle zur Erkenntnis gekommen sind, dass die Aussichten auf Erfolg so klein sind, dass es die Verluste an Menschen und Material nicht wert sind.



      Aber eigentlich ist die Erkenntnis schon aus dem 30jährigen Krieg bekannt.



      Diesmal wird es wohl nicht ganz so lange dauern.

    • @Vigoleis:

      Unter der folgenden Website gibt es einen Überblick über Friedensinitiativen zum Ukraine-Krieg:

      www.friedenskooper...-zum-ukraine-krieg

      Die genannten Initiativen sind aber meist nichtsstaatlich. Es werden dort aber auch zahlreiche Ideen und Konzepte verlinkt.

      Ohne den Friedenswillen wichtiger europäischer Länder wird es aber nicht gehen, wobei ich der Meinung bin, dass man auf die deutsche Regierung (egal ob SPD/Grüne oder FDP/CDU/CSU) mit Sicherheit nicht bauen kann. Wohl auch nicht auf eine US-Regierung mit Kamala Harris. Wenn dan eher mithilfe von China, Indien, Brasilien oder Südafrika - unterstützt von einer breiten internationalen Friedensbewegung von unten.

      • @Uns Uwe:

        "Ohne den Friedenswillen wichtiger europäischer Länder wird es aber nicht gehen, wobei ich der Meinung bin, dass man auf die deutsche Regierung (egal ob SPD/Grüne oder FDP/CDU/CSU) mit Sicherheit nicht bauen kann. Wohl auch nicht auf eine US-Regierung mit Kamala Harris. Wenn dan eher mithilfe von China, Indien, Brasilien oder Südafrika - unterstützt von einer breiten internationalen Friedensbewegung von unten."



        Wie sieht es in diesem Bild mit dem Friedenswillen Russlands aus? Wundert mich etwas, dass Sie den überhaupt nicht erwähnen.

      • @Uns Uwe:

        Die meisten dieser Initiativen wurden ja breit medial verhandelt. Gebracht haben sie nichts. Ich sag mal Schweiz: Solange Russland in solchen Formaten nicht mitmacht, bringt es nichts.



        Nichtstaatliche Initiativen haben ein paar entscheidende Schwächen: keine Machtinstrumente, werden (weil bemüht um Neutralität) gern von Aggressoren vereinnahmt und deshalb von anderen als eine Art "fünfte Kolonne" wahrgenommen.



        Die "unvollständigen" (nach Demokratieindex) Demokratien Indien, Südafrika und Brasilien sind entweder nicht einflussreich genug oder haben sich gegenüber dem Westen durch ihre Zusammenarbeit mit den Diktaturen (BRICS) oder offener Ablehnung "westlicher Werte" ein Stück weit diskreditiert.



        Auf die Türkei würde ich am ehesten noch als Makler setzen. Ein wenig (z.B. Getreideabkommen) haben sie erreicht.



        Der Einfluss einer "breiten internationalen Friedensbewegung" wird vermutlich überschätzt.

  • Sehr richtig. Die Stärke der Demokratie ist es, alle möglichen Positionen zu diskutieren ohne irgendeine Position besonders schlecht oder gut zu werten.Das ist im höchsten Maße undemokratisch.



    Im Fall von Putin ist es besonders schwierig, sich das vor Augen zu führen und umzusetzen.



    Danke für den Artikel.

  • Liggers. Mal ab von meiner Kritik zu Kosovo.



    Einfach mal Jürgen Habermas im Interview lesen!



    Wie eindimensional geistig verlottert geht’s denn heute



    Bei SPezialDemokratens denn heute zu! Woll



    Jürgen Habermas: Was mich damals gewundert hat, als ich zwei Monate nach Kriegsbeginn den erwähnten Artikel schrieb,1 und was ich auch bis heute nicht verstehe, richtet sich keineswegs gegen die politisch gebotene Parteinahme des Westens für den Kampf der Ukraine gegen einen mörderischen Aggressor. Über die normative Beurteilung der russischen Invasion gab es nie einen Zweifel, und ich halte auch die militärische und logistische Unterstützung der Ukraine für richtig. Aufgeschreckt hat mich in jenen ersten Tagen und Wochen des Krieges die Gedankenlosigkeit und Kurzsichtigkeit einer emotional bewegten …

    Aber dann löste dieser Ausbruch des Krieges mit einer Atommacht bei uns kein erschrockenes Nachdenken aus, sondern unvermittelt eine hoch emotionalisierte Kriegsstimmung wie gegen einen vor der eigenen Tür stehenden Feind. Diese bellizistischen Reflexe – so als hätten wir nicht inzwischen gelernt, „Krieg in Europa“ als eine überwundene zivilisatorische Stufe zu betrachten – haben mich ziemlich

    • @Lowandorder:

      Bei der Geschwindigkeit mit der Deutschland unter Scholz (nicht) aus dem Quark kommt, kann man von "Reflexen" wohl kaum sprechen.



      Und eine hoch emotionalisierte Kriegsstimmung sehe ich hierzulande auch nicht.



      Und Krieg in Europa als überwundene(!) zivilitorische Stufe war schön, hat sich aber als illusionäre Wunschvorstellung herausgestellt.

      • @Monomi:

        Mal eben unseren Ol Man River abledern - mit nix auf Tasche als Stammtischgeseier - Chapeau

    • @Lowandorder:

      Hola! he techné



      …ziemlich irritiert.“

      kurz - Was ist schlimmer als ein Feind?



      Na klar - der Parteifreund! - 🙀🥳🤯 -



      Und ich weiß schon - warum ich der



      Groucho Marx Fraktion angehöre! Woll



      Ich möchte keinem Club angehören, der mich als Mitglied akzeptiert."

      (& entre nous only



      für Gourmets et al.:"Das Geheimnis des Lebens ist Ehrlichkeit und Fairness. Wenn man das vortäuschen kann, hat man es geschafft."



      &



      "Ich mag die Realität nicht besonders, aber es ist immer noch der einzige Ort, um etwas Anständiges zu Essen zu bekommen."



      & für euer erneutes Drifting bellizisting



      „Es ist ein Unglück, daß die SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands heißt. Hieße sie seit dem 1. August 1914 Reformistische Partei oder Partei des kleinern Übels oder Hier können Familien Kaffee kochen oder so etwas –: vielen Arbeitern hätte der neue Name die Augen geöffnet, und sie wären dahingegangen, wohin sie gehören: zu einer Arbeiterpartei. So aber macht der Laden seine schlechten Geschäfte unter einem ehemals guten Namen.“ a 🥱



      – Kurt Tucholsky: Schnipsel. In: Die Weltbühne, 28. Jg, 19.7. 1932 Nr 29, S. 98.



      Da müßt ihr jetzt durch - damit wenigstens etwas den schlechten Geschmack aussem Mund krieg

  • Der Erhard-Eppler-Kreises, der sich für Frieden einsetzt, verkennt, dass gerade etwas Aufrüstung und Abschreckung jahrzehntelang funktioniert haben. Warum jetzt nicht? Es ist ja schön sich für Frieden einzusetzen aber es gehören immer zwei Parteien dazu. Und wenn die eine Partei nicht will hat man ein Problem.

    • @Der Cleo Patra:

      "Aufrüstung und Abschreckung" funktionieren, bis sie es nicht mehr tun. Mehr Mittelstreckenraketen bedeuten im Zweifelsfall eine verkürzte Reaktionszeit und erhöhen so das Risiko eines unwillkürlichen Atomkrieges in Folge eines Fehlalarmes.



      Und: Am besten funktioniert hat die "Aufrüstung und Abschreckung" in der Vergangenheit doch in Kombination mit dem Angebot zu beidseitiger Abrüstung, das dieses Mal einfach gar nicht erst mit genannt wird. Das ist schon ein Problem.

      • @Agarack:

        ""Aufrüstung und Abschreckung" funktionieren, bis sie es nicht mehr tun."



        Stimmt. Gleiches gilt allerdings auch für 'Diplomatie, Abkommen und Vertrauen'...



        "...in Kombination mit dem Angebot zu beidseitiger Abrüstung, das dieses Mal einfach gar nicht erst mit genannt wird."



        Die Abrüstung hat in den letzten Jahren/Jahrzehnten bereits stattgefunden. Was will man bei unserer Armee noch abrüsten?

      • @Agarack:

        Mehr Mittelstreckenraketen als es jetzt ohnehin stationiert hat braucht Russland gar nicht. Das reicht völlig für den Erstschlag.

        Es ist ja nicht so, dass "der Westen" vorprescht. Es wird der russische Vorsprung aufgeholt.

    • @Der Cleo Patra:

      Eine offene Frage, die ich nicht zu beantworten vermag: wurde vor dem Krieg von westlicher Seite alles unternommen, um einen Krieg zu verhindern?

      • @Anonymer:

        Mit Sicherheit gab es diplomatische Verhandlungen mit den Russen, aber nicht öffentlich. Aber Putin wollte nicht.

      • @Anonymer:

        "wurde vor dem Krieg von westlicher Seite alles unternommen, um einen Krieg zu verhindern?"



        Alles? Nein. Sonst gäbe es den Krieg nicht.



        Alles was der westlichen Seite an Diplomatie so eingefallen ist. Ich denke schon.



        Die Frage die sich hierbei eigentlich stellt: was hätte Putin von seinem geplanten Krieg - dauerhaft - abbringen können, was wäre der Preis dafür gewesen, und hätte man ihn zahlen wollen oder können?

      • @Anonymer:

        Wenn "alles" bedeutet, dass der Westen dem Angebot Russlands hätte zustimmen können, das da lautete die Ukraine wird "freiwillig" wieder ein Vasall Russlands oder es gibt Krieg, dann nicht.

      • @Anonymer:

        Wurde von Russischer Seite denn alles unternommen um einen Krieg zu verhindern?

      • @Anonymer:

        Die Antwort ist einfach. Es wurde nicht alles unternommen, um den russischen Angriffskrieg zu verhindern.

        Dazu hätte die Ukraine atomar bewaffnet werden müssen. Und das hat niemand gemacht.

        Und der ganzen Diskussion kommt leider zu kurz, dass Russland global das Land mit den meisten Atomsprengköpfen ist. Die größte atomare Bedrohung geht von Russland aus. Dazu kommt, dass Russland im Gegensatz zu allen anderen Atommächten seit Jahrzehnten seine Nachbarn mit Krieg überzieht. Tschetschenien, Georgien, Ukraine etc.

        Keine andere Atommacht macht das. Interessanterweise haben aber die Mützenichs Angst vor den Atommächten, die ihre Nachbarn nicht angreifen…

        Hätte man die Ukraine atomar aufgerüstet, gäbe es den Krieg nicht. Es war ein großer Fehler, dass die westlichen Atommächte diese Gelegenheit verpasst haben. Hunderttausende Leben wären gerettet worden.