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Religion als Schulfach in BerlinGott in der Hauptstadt

Anna Klöpper
Kommentar von Anna Klöpper

In Berlin soll Religion ordentliches Schulfach werden. Das kann auch eine Chance sein für ein Nachdenken über zeitgemäßen Glaubensunterricht.

Liberaler wird Berlin unter dem Bündnis von Kai Wegner und Franziska Giffey kaum werden Foto: Christian Mang/reuters

D as Berliner Schulsystem kam bisher immer ganz gut ohne Gott aus – tatsächlich ist die Hauptstadt das einzige Bundesland, in dem Religion, ob evangelisch oder katholisch, kein ordentliches Schulfach ist. Dieser säkulare Sonderweg soll sich jetzt ändern. Nach übereinstimmenden Medienberichten will die künftige schwarz-rote Regierung am Montag den Entwurf eines Koalitionsvertrags präsentieren, in dem Religion ab Klasse 7 Wahlpflichtfach wird.

Lebenskunde als weltanschauliche Alternative zu wählen, ist auch in Zukunft möglich, und Ethik bleibt Pflichtfach. Zudem verliert der Religionsunterricht sowieso beständig Interessent*innen: Laut Bildungsverwaltung sank die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den vergangenen fünf Jahren um etwa 5.500 auf heute 172.326. Erstmals belegten mehr Kinder die Lebenskunde anstelle von evangelischer Religion.

Nun ist die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit ein hohes Gut und deshalb gibt es auch keine staatlich verordnete Religionskunde, sondern die religiösen Glaubensgemeinschaften sind selbst für Personal und Lehrpläne verantwortlich. Und dennoch war Berlin mit der bisherigen Wahlfreiheit deutlich liberaler unterwegs als der Rest der Republik. Oder doch nicht? Denn so richtig konsequent ist die Religionsdebatte auch in der Hauptstadt nie geführt worden.

Freiwilligkeit ja – aber das reguläre Angebot beschränkte sich dann doch nur auf die konfessionellen Spielarten des Christentums. Andere Länder wie etwa Hamburg binden auch islamische, alevitische und jüdische Gemeinden in einen „Religionsunterricht für alle“ ein. Wobei es auch hier die Kritik gibt, dass der Anspruch „für alle“ natürlich auch nicht eingehalten wird, denn wo sind die Buddhist*innen?

Berlin musste sich bisher nicht konsequent der Frage stellen, wie zeitgemäßer Religionsunterricht eigentlich aussehen könnte. Die neue Koalition ist eine Chance, dieses Thema insgesamt mal wieder auf die bildungspolitische Agenda zu setzen. Gott weiß, was dabei noch rauskommt.

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Anna Klöpper
Leiterin taz.eins
Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.
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68 Kommentare

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  • Also ich muss sagen, dass ich Religionsunterricht an sich immer als wichtig erachtet habe. Ich hatte aber auch in der weiterführenden Schule Werte und Normen statt Religionsunterricht.



    Aber es war wichtig sich mit Religion auseinanderzusetzen. Weil sie im Grunde genommen ein wichtiger Aspekt im Leben ist, es geht nämlich um die Sinnsuche und bei der im Kapitalismus natürlich auftretenden Dissoziation zwischen täglichem Tun (Arbeit) und Mensch (Arbeiter) suchen immer Menschen irgendwann einen Sinn und finden ihn in Esoterik, Verschwörung oder eben institutionalisierten Religionen. Aber der Grundbaustein von Religionen ist eben Sinnstiftung und Erklärung von Unerklärlichen. Zusätzlich bietet es Orientierung und baut einen Rahmen für ein friedliches Leben miteinander.

    • @curiouscat:

      "Ich erhebe meine Hand und schwöre, so wahr ich lebe: Ich werde mein blitzendes Schwert schärfen und mich an meinen Gegnern und allen, die mich hassen, rächen. Meine Pfeile werde ich im Blut tränken, und mein Schwert wird sich ins Fleisch der Feinde fressen und ihre Köpfe spalten, berauscht vom Blut der Erschlagenen und Gefangenen. Jauchzet alle, die ihr mein Volk seid, denn ich werde mich an euren Feinden rächen und gnädig sein mit den Meinen." (5Mo 32,40-43)



      "Ihr sollt ... den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, und zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient. Denn siehe, es kommt ein Tag, der wie ein Ofen brennen soll ; da werden alle Verächter und Gottlosen Stroh (Unkraut) sein, (das mit Wurzel und Zweigen) verbrannt werden wird), spricht der HERR Zebaoth." (Mal 3,18-19)



      "Und will Rache üben mit Grimm und Zorn an allen Heiden, die nicht gehorchen wollen." (Mi 5,14)



      "Euer Auge soll kein Mitleid zeigen, gewährt keine Schonung! Alt und jung, Mädchen, Kinder und Frauen sollt ihr erschlagen und umbringen. Beginnt in meinem Heiligtum! Macht den Tempel unrein, füllt seine Höfe mit Erschlagenen!" (Ez 9,6)

  • Sinnvoller wäre es, den Religionsunterricht - in Religionkunde um zu bennen und den Schülern die Ursprünge der verschiedenen Religionen und deren Inhalte - unvoreingenommen zu vermitteln, um einen kritischen Blick auf den Sinn & Zweck von den verschiedenen Religionen, zu verstehen und zu lernen.



    Eventuell können Menschen dadurch mehr Toleranz gegenüber - Gläubigen - Mitmenschen entwickeln, die gerade in armen, bildungsfernen Schichten sozialisiert werden und oft nur ihren



    Irr - Glauben haben....

  • Sagt der Kaiser zum Papst: „Halt du sie dumm, ich halt sie arm.“

  • Es wäre schon viel gewonnen, wenn man Irrlehren und Verschwörungstheorien aus der Öffentlichkeit verbannen würde. Der Glauben an einen allmächtigen Gott gehört dazu.



    Diesen haltlosen Schwachsinn in Kinderhirne zu träufeln hält deren Entwicklung nur auf - ich habe Jahrzehnte gebraucht bis ich davon wieder einigermassen frei war. Gottseidank.

    • @Karo:

      Kann Ihnen nur zustimmen.



      Hatte Nonnen als Lehrerinnen.



      War fürchterlich. In Religion stand ich zur Strafe fast immer vor der Tür. Habe unangemessene Fragen geestellt. Warum z.B eine Nonne jeden Tag zur Beichte müsse.

  • In meiner Schulzeit an einer Konfessionsschule im katholischen Bayern habe ich Anfang der 60er Jahre Religionsunterricht erlebt, wie er wirklich nicht sein sollte: stures Auswendiglernen von irgendwelchen Glaubenssätzen aus dem Katechismus. Ich hab nichts verstanden und das alles sehr schnell wieder vergessen.



    Das war natürlich Unsinn.



    Andererseits sollten sich Kinder schon auch mit Religion beschäftigen, es geht ja letztlich auch um den Sinn der menschlichen Existenz.



    Ich in nur absolut gegen jegliche Art von Dogmatismus

  • geht ja gut los... wann kommen Kruzifixe in die Klassenzimmer?

    • @Christian Ziems:

      Religion ist nicht gleich Christentum…und schon garnicht irgendwelche Symbolik…

  • Wenn die Sache so läuft, wie zu meiner Schulzeit, dann ist das einzig gute an dem Quatsch, dass einem die guten Noten nachgeworfen werden.

    Ich habe das Fach damals abgewählt, sobald das möglich war und dann doch schnell wieder gewählt, weil Religionslehrer gern und ausdauernd über jeden Mist diskutieren.

    So wie ich.

    • @Jim Hawkins:

      Meinereiner - katholisch sozialisiert, bis 12 Messdiener, mit 14 (religionsmündig) ausgetreten, mit 16-17 freiwillig auf der HöHa am evangelischen Religionsunterricht teilgenommen. Keine Indoktrination,



      Wir diskutierten buchstäblich über Gott und die Welt,



      viele Religionen beleuchtet, bisschen Gefangenenarbeit, sonstige soziale Projekte, Schülerselbstverwaltung im Anhang, der Pauker war unser Vertrauenslehrer, etc.pp.



      Glücksfall!



      So ein Religionsunterricht könnte auch heute Spass machen und hilfreich sein.



      Das Träumen hat sich ausgeträumt...



      Halbes Jahr vor Schluss - vorzeitiger Abgang. Vom "Religionsunterricht" viel mitgenommen.

      • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

        Diesbezüglich komme ich aus einem finsteren Milieu.

        Beim Sonntagsgottesdienst, mit den anderen in den Kinderbänken sitzend, konnte ich gar nicht anders, als alles, was der Priester vor dem Altar sagte und tat (bei den Katholiken kommt da ganz schön was zusammen), zu Freude meiner Nachbarn ironisch zu kommentieren.

        Aber es gab natürlich eine Repressionsinstanz, den "Stecklesmann".



        Ein altgedientes Gemeindemitglied, das als Waffe einen übermannsgroßen, phallusartigen Stecken mit einem hölzernen Zapfen vorne dran mit sich führte.

        Ertappte er einen Bösewicht, senkte er seine Lanze und rammte sie dem Übeltäter in die Seite, was für Schmerz und Bloßstellung sorgte und dem Mann am Altar nicht entging.

        Irgendwann war der Ruf ruiniert und ich musste alleine in einer Bank sitzen, in der ersten Reihe, näher bei Gott und seinem Diener.

        • @Jim Hawkins:

          Diese Stange kenne ich auch noch. Der Ausführende war in rot gekleidet mit grossem Hut auf dem Kopf. Hies Kirchenschweizer.



          Der Stich mit der Lanze tat höllisch weh.

        • @Jim Hawkins:

          Es war zwar nicht der "Stecklesmann", aber der katholische Alltag hat mich GOTT SEI DANK früh aus diesem Verein getrieben.



          Meine Eltern meinten nur, "wat sollen denn die Nachbarn sagen..."



          Doch sie mussten es hinnehmen. Später hat meine Mutter mich sogar gegen den Gemeindedrachen verteidigt und die Schwester Annakleta beim 3. Besuch rausgeschmissen...

    • @Jim Hawkins:

      Ich finde Ihre Selbstironie wirklich gut … weil sich so selbst verhärtete Diskussionen auflockern und etwas augenzwinkernd führen lassen. Bei allem Ernst kann das zuweilen zielführender sein.



      Du meine Güte, glauben die Berliner denn allen Ernstes, Berlin sei etwas Besonderes und grundsätzlich anders als alle anderen Bundesländer, in denen nicht so ein Bohai um das Schulfach Religion gemacht wird?



      Wenn Berlin wirklich etwas Besonderes ist, dann wohl eher ein gesellschaftspolitisches Labor bzw. Experimentierfeld. Aber dafür ist Berlin dann letzen Endes doch wohl zu piefig-preussisch und provinziell, im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen (duck weg!😉).

      • @Abdurchdiemitte:

        Leider sind die Zeiten des Experimentierfeldes lange vorbei.

        Bis 1989 gab es das wunderbare, arbeitsscheue Biotop West-Berlin und die terra incognita Ost-Berlin.

        Nach der Explosion im Herbst 89 gab es einen gewaltigen anarchischen Schub in den Ost-Berliner Innenstadtbezirken.

        So nahmen wir das wahr und rissen uns ein Haus unter die Nägel.

        Ungesehen sammelten sich unterdessen die feindlichen Heere des investitionsfreudigen Kapitals und griffen dann erst langsam und schließlich immer mehr und immer schneller an.

        Mit den bekannten Resultaten. Und so wurde aus der Stadt, die nicht gerade schön war, eine Stadt vollgestopft mit hässlichen, gesichtslosen Bauten, unbezahlbaren Mieten und jede Menge schlechtem Geschmack.

        Berlin taugt einfach nicht zur Weltstadt. Das hat man beim Besuch des britischen Königs auch wieder leidvoll erfahren müssen.

        Alles mutete an, als wäre Charles zu Besuch in Pforzheim.

    • @Jim Hawkins:

      :-) Sie werden mir immer (noch) sympathischer :-)

    • @Jim Hawkins:

      Jaja, stimmt genau! Zumindest für den guten alten protestantische Religionsunterricht meiner Schule. Habe kurz auch bei den Katholen reingeschaut und Seelenqualen Gelitten, war nämlich tatsächlich kath. Glaubensunterweisung und nicht ´globale Religionsphilosophie´. Ethik wurde eingeführt, war aber Quatsch: Der Großteil war da um noch weniger als in Reli zu tun und der Rest hatte Sekteneltern, die bei jedem Thema Einspruch wegen weltlicher Indoktrination und Sündiger Lehre erhoben, so dass die unglückliche Ethiklehrerin zum Schluss den Knigge und Tischmanieren bequatscht hat.

      • @Euromeyer:

        Zu meiner Schulzeit hatte ich - obwohl Protestant - einen katholischen Religionslehrer, der zugleich leidenschaftlicher Naturwissenschaftler war (er unterichtete Physik). Ich habe den katholischen Religionskurs nur deshalb belegt, weil er sonst mangels ausreichender Anzahl katholischer Mitschüler nicht zustande gekommen wäre … sozusagen ein Akt ökumenischer Solidarität. Es nahmen sogar zwei muslimische Mitschüler teil. Und faktisch handelte es sich um Ethikunterricht, für mich als Schüler das spannendste Unterrichtsfach, nicht zuletzt wegen besagtem Lehrer, dem ich bis heute dankbar bin, weil er mir mit seinem interdisziplinären Ansatz neue weltanschauliche Horizonte eröffnete.



        Dieser katholische Religionslehrer hatte übrigens um 1968 in München bei einem gewissen Karl Josef Ratzinger studiert … damals galt der noch - man höre und staune - als recht progressiv orientierter Professor der katholischen Theologie. So ändern sich die Zeiten.

        • @Abdurchdiemitte:

          "So ändern sich die Zeiten". Gute Religionslehrer waren, denke ich, immer schon die Ausnahme.



          Positive Einzelfälle! s.o. meine Antwort @ 🏴‍☠️

  • "das reguläre Angebot beschränkte sich dann doch nur auf die konfessionellen Spielarten des Christentums."

    Für die Gesamtschule, die ich Anfang der 90er besuchte, stimmt das schon mal nicht, dort gab es damals Islamunterricht (ich glaub sogar nicht faschistischen) und ich kann mir nicht vorstellen, das das seither weniger geworden ist.

    Und die Antwort auf zeitgemäßen Religionsunterricht ist selbstverständlich: Physik, Chemie, Bio, Mathe, … – alles was jegliche esotherische Glaubensfünkchen mit der Macht guter Beweisführung im Keim erstickt. Dazu etwas allgemeine Menschenrechte um keinen Zweifel zu lassen, dass irgendeine Religion auch nur annähernd in ihrem Wesen mit der Demokratie vereinbar wäre.

    • @ichier:

      Der Islam hat ja ursächlich nichts mit Faschismus zu tun, da der Faschismus als eine Ideologie moderner industrialisierter Gesellschaften zu sehen ist … auch der Antisemitismus - der sich partiell (wie im NS) mit dem Faschismus verbunden hat - ist ein modernes Phänomen, entstanden im Kontext der industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. in Europa.



      Gleichwohl hat dieser moderne westliche (nicht islamische!) - auf die sich ebenfalls zu dieser Zeit entstandene europäische Rassentheorie stützende - Antisemitismus seine Vorläufer im christlichen Antijudaismus des Mittelalters.



      Das nur, weil Sie meinen, es hervorheben zu müssen, dass der islamische Religionsunterricht an Ihrer Gesamtschule nicht die Verbreitung faschistischer oder auch antisemitischer Inhalte zum Gegenstand hatte.



      Ich halte das für eine Selbstverständlichkeit und wenn es anders ist, hat ein solcher Islamunterricht an deutschen Schulen nichts zu suchen. Punkt.

      • @Abdurchdiemitte:

        Wenn Sie die ursprüngliche Bedeutung von „Faschismus“ nachlesen und wozu die Fasces (= Rutenbündel) sinnbildlich standen, werden Sie erkennen, dass nicht nur jegliche Religionsgemeinschaft faschistisch ist, sondern eigentlich schon jeder Verein. Ich m Grunde bedeutet es: Gemeinsam sind wir stark. Und im Sinne des Ursprungs dieser Rutenbündel mit Axt(!) als Teil der Machtinsignien römischer Herrscher waren diese auch jederzeit berechtigt, die Todesstrafe anzuordnen. Da erkennt dann jeder aufmerksame Zeitgenosse auch die direkten Zusammenhänge zwischen Religion und Faschismus. Und der ist mit allen [? :)] Mitteln zu verhindern. Zumindest auch mit einem Verbot von Hokuspokus an Schulen. Egal ob staatliche oder konfessionelle oder private.

    • @ichier:

      Physik, Chemie, Bio und Mathe sind super, eignen sich aber nicht dazu, ethische Grundsätze oder gar den Sinn des Lebens zu erklären. Die allgemeinen Menschenrechte sind nicht aus naturwissenschaftlichen Überlegungen heraus entstanden, sondern weil Menschen einen Sinn dafür haben, was Gut und Böse ist.

      Und dass es zwischen Gut und Böse überhaupt einen Unterschied gibt, kann ein Gottgläubiger jedenfalls besser erklären als ein Atheist.

      Aus biologischer Sicht sind wir Tiere und in der Natur gilt das Gesetz des Stärkeren. Fressen oder gefressen werden. Da gibt es von Natur aus keine Ethik. Wer das menschliche Gehirn nur aus physiologischer Sicht sieht, der erkennt nicht einmal, dass Menschen einen freien Willen haben und sich zwischen Gut und Böse entscheiden können. Da ist das Gehirn nur ein Zellhaufen bzw ein biologischer Computer, der Inputs mit Outputs beantwortet.

      • @Winnetaz:

        “Und dass es zwischen Gut und Böse überhaupt einen Unterschied gibt, kann ein Gottgläubiger jedenfalls besser erklären als ein Atheist.”



        Ähm, Verzeihung, da muss ich entschieden widersprechen … obwohl ich kein Atheist bin, vielmehr auch so eine Art Gottgläubiger.



        Beschäftigen Sie sich einmal mit Ernst Blochs Interpretation des Sündenfalls (die Schlange als Larve der Vernunft), dann kommen Sie möglicherweise zu anderen Einsichten.



        Hier Jürgen Moltmann zu Blochs “Atheismus im Christentum” (von 1968, aber immer noch wegweisend):



        www.spiegel.de/kul...-0000-000046056054

      • @Winnetaz:

        "Wer das menschliche Gehirn nur aus physiologischer Sicht sieht, der erkennt nicht einmal, dass Menschen einen freien Willen haben und sich zwischen Gut und Böse entscheiden können."



        Da sind 100 Jahre Verhaltensforschung aber spurlos an Ihnen vorübergegangen. Es gibt durchaus ernstzunehmende Wissenschaftler:innen, die den freien Willen für eine klitzekleine Lebenslüge des Menschen halten.

        • @Django:

          Dann kann man aber auch nichts mehr gegen Religion und Religionsunterricht haben. Oder irgendetwas. Ist schließlich alles biologisch determiniert.

    • @ichier:

      "Und die Antwort auf zeitgemäßen Religionsunterricht ist selbstverständlich: Physik, Chemie, Bio, Mathe, … – alles was jegliche esotherische Glaubensfünkchen mit der Macht guter Beweisführung im Keim erstickt."

      Physik und Chemie mögen vielleicht das milliardenschwere deutsche Esoterik- und Homöopathiebusiness gefährden, ernsthafte Religionen fühlen sich davon schon lange nicht mehr bedroht.

      Im übrigen trieft Ihr Kommentar vor Intoleranz.

      Mit Biologie wurden im 19. und 20. Jahrhundert übrigens Verbrechen an der Menschlichkeit gerechtfertigt, die die Spanische Inquisition wie ein Singspiel aussehen lassen.

      • @Suryo:

        In Cordoba gibt es ein Museum, dass dieses "Singspiel" gut dokumentiert. Bitte mal hingehen...

        Und wenn man bedenkt, was im Namen der jeweiligen Religion in den vergangenen Jahrtausenden so alles verbrochen wurde. Und aktuell noch wird.

        Es scheint wenig auszumachen, ob jemand an etwas Göttliches glaubt oder nicht. Verbrechen werden offensichtlich mit und ohne Gott begangen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          "Es scheint wenig auszumachen, ob jemand an etwas Göttliches glaubt oder nicht. Verbrechen werden offensichtlich mit und ohne Gott begangen."

          Das stimmt.

          Die schlimmsten moralischen Verfehlungen sind immer die, die man im Glauben, das richtige zu tun, begeht. Wenn z.B. eine im reichen, friedlichen Deutschland wohnende Frau dem faschistischen Russland das Wort redet, weil sie meint, damit dem Frieden zu dienen.

          • @Suryo:

            "Wenn z.B. eine im reichen, friedlichen Deutschland wohnende Frau dem faschistischen Russland das Wort redet, weil sie meint, damit dem Frieden zu dienen."

            Wen meinen Sie?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ja, da war ich schon. Trotzdem verblasst das alles vor Verbrechen der Moderne wie Sklaverei, Stalinismus und Shoa, denen ihrerzeit allen "wissenschaftlich festgestellte Fakten" zugrundegelegt wurden.

          Dass die schlimmsten Verbrechen der Geschichte allesamt ohne Aufklärung bzw. ohne den Glauben an die Unangreifbarkeit von Wissenschaft nicht denkbar gewesen sind, ist übrigens ein jahrzehntealter Hut.

          • @Suryo:

            Was Sie und andere wie Winnetaz und Celcon52 hier von sich geben ist leider althergebrachtes (und tausendmal widerlegtes) Abstreiten, Leugnen, Verschwurbeln. Tut mir leid, dass man das so formulieren muss.



            Um nur einige Punkte aufzugreifen:



            -Sklaverei gab es "schon immer" und schon immer hat die Religion die Begründung geliefert: Bei den Ägyptern musste man dem Gottkönig dienen, der Islam heißt es 1:1 gut Sklaven zu halten und gibt dafür noch Tipps, und auch die Sklaverei in Kolonialamerika wurde "vorzüglich" durch führende christliche "Denker" begründet



            -Die gedankliche Verbindung von Stalinismus und Shoa als Resultat von Wissenschaft, nicht Ideologie, müssten sie mal (versuchen) zu begründen. Auch die Behauptung, dass dritte Reich sei Atheistisch gewesen ist halt nicht war. Aber netter Versuch



            -Die Behauptung, die schlimmsten Verbrechen seien durch ein Wissenschaftliches Weltbild möglich gewesen bzw. die Behauptung, Atheisten könnten keine Moral entwickeln ist alt und falsch. Ihre Bemerkungen gehen dem Sinn nach in Richtung der "Gottesbeweise" von Thomas von Anquin, welche zwar verschwurbelt sind, allerdings selbstreferenziell und ohne Aussage.



            Falls es ihnen aufgefallen ist: Atheisten morden und plündern tatsächlich nicht den ganzen Tag. Tiere legen teilweise "moralisches" Verhalten an den Tag, zb.: weil es evolutionär von Vorteil sein kann, in der Gruppe zu arbeiten und auf sich acht zu geben: ganz ohne Gespenster. Hups. Ich jedenfalls stelle die Moral von Leuten in Abrede, welche sich nur "gut" benehmen, weil man ihnen das Fegefeuer als Strafe androht.



            Zusammengefasst: Ihre Argumente folgen der üblichen "Argumentationsweise" die Religiöse so gern bringen, welche sich aber schnell als nichtig herausstellen. Und: Sie scheinen extreme Vorurteile gegenüber Atheisten zu haben. Denken Sie doch bitte noch einmal nach, ehe Sie anderen anderen unterstellen, "vor Intoleranz zu triefen".

            • @Hanette Preus:

              Okay also Eugenik war im frühen 20. Jahrhundert sehr verbreitet und auch der Sozial Darwinismus baute auf der wissenschaftlichen Reputation von Darwins Evolutionstheorie. Wissenschaft hatte im 20. Jahrhundert sehr wohl einen hohen Stellenwert, deshalb haben sich auch Lebensreformer gegründet, die gegen diese 'Elite' protestierte und neue Wege und Methoden vorbrachte, die mehr auf Mystik setzen. Kapitalismus und Wissenschaft haben in der Zeit sehr gut zusammengepasst und die Wissenschaft wurde immer mehr für Politik herangezogen.

              • @curiouscat:

                "[...]und die Wissenschaft wurde immer mehr für Politik herangezogen"



                Sie stimmen mit also zu, dass die Begründung nicht in der Wissenschaft lag, sondern in der Ideologie?



                An und für sich aber ein beinahe gelungenes Ausweichmanöver, denn die Eugenik ist wirklich ein "gutes" Beispiel wie man Wissenschaft missbrauchen kann. Nur: "die Wissenschaft" stellt (so gut wie möglich) Fakten fest, welche dann von diversen Leuten für eine politische Ideologie missbraucht wurden. Im Gegensatz dazu fordert die Religion zum morden auf, wie die hervorragende Bibelstunde von IngoBerlinale weiter oben zeigt.



                Von daher ist es falsch, Verbrechen wie die Eugenik als logische Konsequenz der Wissenschaft darzustellen.

          • @Suryo:

            "Sklaverei"

            ...gab es seit Jahrtausenden. Die Christen haben sie damit begründet, dass man "Heiden" ruhig versklaven kann. So sehe es die göttliche Ordnung vor. Und das ging länger, als die Begründung mit "Wissenschaft". Und natürlich liefen Leibeigenschaft usw. auch unter der Begründung "göttlicher Wille".

            Der rassische (pseudowissenschaftliche) Antisemitismus baute auf dem religiösen Antisemitismus auf. Und das wirkte nach. Es ist kein Zufall, dass die Kirchen gegen das Vergasen von Christen (Euthanasie) protestierten, aber zur Shoa geschwiegen haben.







            "...die schlimmsten Verbrechen der Geschichte..."

            ...ist ein schönes Schlagwort. Der verheerendste Krieg in D war z.B. der Dreißigjährige Krieg. Er wurde im Namen der Religion geführt.

            Also bitte nicht so tun, als würden Religionen bessere Zeiten garantieren.

            PS: Stalin war sogar auf einem Priesterseminar. Er hatte also ausgiebig Religionsunterricht. Das Ergebnis ist bekannt. Vielleicht hat er dort ja Intoleranz gelernt?

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              www.deutschlandfun...dorno-und-100.html

              Wie gesagt: jahrzehntealt

              • @Suryo:

                Was soll das jetzt zum Thema sagen? Das sie Aufklärung "Schuld" ist? Gläubige hätten anders massakriert?

                Sie vergessen, dass die Aufklärung erst den Wert des Menschen und seines irdischen Lebens in den Vordergrund gestellt hat. Sie ist der Ursprung unseres heutigen Menschenbildes.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Im Dreißigjährigen Krieg ging es primär um Macht, die Religion spielte keine so große Rolle. So kämpfte das katholische Frankreich an der Seite der protestantischen Schweden gegen die katholischen Habsburger usw.. Religion wurde benutzt, wenn es halt passte.

              • @celcon52:

                "Im Dreißigjährigen Krieg ging es primär um Macht..."

                Im Krieg geht es immer um Macht. Aber der Dreißigjährige Krieg ist ein schönes Beispiel dafür, wie Religion von den Mächtigen benutzt wird, Menschen aufeinander zu hetzten. Das geht seit tausenden von Jahren so.

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  👍👍👍👍

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Stimmt. Man könnte glauben, dass die Religion erfunden wurde, um eine „höhere“ Begründung für Mord und Todschlag zu haben.

  • Ich unterrichte gerne evangelische Religion in Hessen. Die Kinder dürfen zweifeln und fragen und lernen und glauben. Es ist gut, dass ich ein Vorbild für einen aufgeklärten Glauben (und ein kritisches Zweifeln) sein darf und kein fundameltaler Biblizist oder jemand, der den Koran auswendig gelernt hat, ohne ihn (historisch und theologisch) zu hinterfragen. Gute Entscheidung Berlin!

    • @fraesdorff:

      „ohne zu hinterfragen“? Wenn Gott der Gott ist, der uns in den mosaischen Religionen beschrieben wird, dann gibt es da nichts zu hinterfragen. Gott ist demnach unfehlbar, Punkt. Das Problem dabei ist, dass dieser Gott eben auch ein hassender und eifersüchtiger Gott ist. Ein Gott offensichtlich, der seine „Schäfchen“ dazu zwingt ihn anzubeten und bei Abkehr oder Unglauben mit Gewalt bedroht. Allerdings auch ein Gott, der nur existiert, weil es einigen sehr gefährlichen Menschen gefällt und weil viele an dieses Hirngespinst glauben wollen. Von Bertold Brecht gibt es eine sehr schöne Keuner - Geschichte über Gott. Die erklärt fast alles.

      • @Karl Heinz:

        ...nicht nur der Koran ist politisch gewordener Glaube...

        Als informierter Mensch, sollte man in unserer Zeit, versuchen zu verstehen - welche Macht und welche Verbrechen von den Machthabern dieser Welt, auch heute noch - im Namen der unterschiedlichen " Religionen " begangen werden...

  • Es ist für mich eher erheiternd, wie gut die `Kritiker*innen´ von Religion und Religionsunterricht über das Sujet, dass sie kritisieren, "Bescheid wissen".

    Religionsunterricht ab der 7. Klasse ist nicht das verträumte Erzählen von Bibelgeschichten oder antiken Märchen, wie `moderne Menschen´ oft glauben (maximal, wissen kann es ja nicht sein!). Religionsunterricht basiert auf Theologie und das sind handfeste Fakten, die da zugrunde liegen - um nur einige Stichworte zu nennen: Da geht es um historisch-kritische Exegese, Aufdeckung antiker Denkmuster, Beschreibung der Zeit- und Lebensumstände aus der Entstehungszeit biblischer Texte, literarische Arbeits- und Kommunikationstechniken vor Jahrhunderten und Jahrtausenden in unterschiedlichen Kulturen... bis hin zu archtetypischen Menschheitsfragen, oder menschheitsgeschichtlichen Stationen (z.B. die Sohnesopferung in 1. Mose 22). Das ist ein überreiches Themenfeld, das bis tief in unsere kulturellen, gesellschaftlichen und individuellen Denkmuster und Lebensbezüge reicht (wer weiß denn z.B., dass und warum Sonntag der erste Tag der Woche ist, von wegen "Wochenende"?) - das zu entdecken und zu lokalisieren, ist u.a. eine spannende Aufgabe professionell verantworteten Religionsunterrichts...

    Das Lernfeld ist dabei noch bedeutend vielfältiger und reicht in pädagogische, psychologische, geschichtliche und viele andere Bereiche hinein.

    • @Munio Eunano:

      Klingt alles richtig gut. Bin ich voll dabei. Leider hängt das, wie eigentlich alles rundum Unterricht, immer von der Lehrkraft ab. Wenn Lehrkräfte wirklich überzeugt sind von ihrer Arbeit und den SuS helfen wollen Erkenntnisse zu erlangen und nicht nur Dinge auswendig zu lernen, sondern sich die sogenannten "wichtigen Fragen im Leben zu stellen" also "wer bin ich und was will ich eigentlich" (Danke Onkel Iroh für diese passenden Zeilen, siehe Avatar, der Herr der Elemente).

      Und für sowas braucht es Religionsunterricht. Man kann es meinetwegen auch Werte und Normen oder Ethik nennen. Als Geschichtslehrer kann man mit den SuS solche Fragen auch behandeln.

      Wenn man aber Lehrkräfte hat, die sich nicht so ins Zeug legen und nicht darauf erpicht sind Erkenntnis zu fördern kann Religionsunterricht grauenhaft sein, weil es keine Substanz hat und keine wirkliche Auseinandersetzung gibt. Und das muss ich sagen, sollte niemand ertragen müssen.

    • @Munio Eunano:

      Wenn der moderne Religionsunterricht so viele Vorteile hat, sollte man ihn überkonfessionell und auch für Muslime und andere Glaubensarten verpflichtend machen. Dann löst man das ganze von den Kirchen und anderen Glaubensrichtungen, überhaupt vom Thema "Glauben" und nennt das ganze Ethikunterricht. Dann hat dieser Unterricht sicher einen gesellschaftlichen Mehrwert. Was Berlin aber sicher nicht braucht, und im Übrigen auch der Rest der Republik nicht, ist ein Religionsunterricht, wie ihn sich die Betonköpfe in der CDU vorstellen.

    • @Munio Eunano:

      Ja und genau Ihre Art stört mich. Das sollte man Kindern nicht antun. Religionslehrer sind quasi immer Leute, die viel von der Religion halten und sehr überzeugt sind. Das führt einfach immer zu Fehlbeurteilungen. Zum Beispiel Ihre falsche Meinung über den Beginn der Woche. Die beginnt hier in DE und auch sonst fast überall am Montag und darum ist das Wochenende auch das Ende der Woche.

      • @Peter Petersen:

        Nichts davon stimmt. Religionsunterricht benotet keine Meinungen oder gar den Glauben.

        Dafür lernt man zum Beispiel, dass eine Woche sowohl am Sonntag als auch am Montag beginnen kann - und in anderen Religionen am Samstagabend, wenn der zweite Stern zu sehen ist.

    • @Munio Eunano:

      Vollkommen richtig!

      Dass, was hier über Religionsunterricht fantasiert wird, war schon in den 1990ern nicht mehr zutreffend. Und zwar in Bayern.

      • @Suryo:

        Auch das ist falsch, wir haben nach der Jahrtausendwende noch christliche Lieder gesungen und "offene" Diskussionen geführt, bei denen der christliche Lehrer natürlich immer eingegriffen hat, wenn die religiösen am verlieren waren.



        Was SchwarzRot hier vorhat ist ein Tiefschlag für den säkularen Staat.



        Unterricht über Religionen? Ja, klar. Aber wenn



        "Glaubensgemeinschaften [...] selbst für Personal und Lehrpläne verantwortlich" sind, bezahlen wir auch noch die religiöse Propaganda an Kindern und stellen sie auf eine Stufe mit richtigem Wissen- das ist gefährlich.



        Was sollen die Mädchen und Homosexuelle davon denken? Gerade gegen die wird doch noch in jeder Glaubensschrift Stimmung gemacht.

  • "Berlin musste sich bisher nicht konsequent der Frage stellen, wie zeitgemäßer Religionsunterricht eigentlich aussehen könnte."

    Zeitgemäßer Religionsunterricht. Der ist echt gut 😂

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Mir ist jemand, der aus christlicher Nächstenliebe z.B. die Ukraine unterstützt sehr viel lieber als ein Atheist, der "rational" meint, man solle sich besser mit Russland gut stellen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Sie hatten also keinen.

      Es ist faszinierend, wie viele Menschen in Deutschland offenbar glauben, Religionsunterricht sei so etwas wie die Sonntagsschule einer evangelikalen Kirche in Alabama. Speziell Ostdeutsche glauben oft, man würde dort gegen die Evolutionstheorie indoktriniert oder bekäme eine schlechte Note, wenn man die Jungfrauengeburt anzweifele. Dass das alles schon seit den 1980ern kein Problem mehr ist, wissen die gar nicht. Was sie natürlich nicht daran hindert, sich eine Meinung und ein Urteil anzumaßen.

      • @Suryo:

        "Sie hatten also keinen."

        Ja. Ich hatte Glück.

        Übrigens gibt sich Putin auch sehr religiös. Wer an einen Gott glaubt, ist also nicht automatisch gut.

        "Speziell Ostdeutsche glauben oft, man würde dort gegen die Evolutionstheorie indoktriniert oder bekäme eine schlechte Note, wenn man die Jungfrauengeburt anzweifele."

        Das bilden Sie sich ein.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Wenn Sie keinen hatten, wie können Sie ihn dann beurteilen?

          "Wer an einen Gott glaubt, ist also nicht automatisch gut."

          Würde ich auch nicht behaupten.

          Aber wer an keinen glaubt, ist eben auch nicht besser. Ostdeutschland ist eine der areligiösesten und religiös ungebildetsten Regionen der Welt. Hat es bislang aber nicht zum Leuchtfeuer von Toleranz und Pluralismus gemacht.

          • @Suryo:

            Ich musste leider feststellen, dass einige "Gläubige" sehr mit Vorurteilen behaftet sind. Besonders gegenüber Nichtgläubigen. Wenn wenn ich mir so anschaue, welche Vorstellungen weiter oben über das stehen, was Ostdeutsche angeblich so denken, sehe ich mich bestätigt.

            Es gibt übrigens auch sehr nette Menschen, die religiös sind. Ich war über 10 Jahre mit einer gläubigen Katholikin zusammen und zwei meiner besten Freundinnen sind im Kirchenchor. Sie haben allerdings auch nicht jede Menge Vorurteile gegen Atheistinnen und kommen auch nicht auf die Idee, anderen Menschen ihren Glauben aufzuzwingen.

            PS: Man muss nicht im Religionsunterricht gewesen sein, um sich über Religionen zu informieren. Die Bibel kann man z.B. auch so lesen.

            PS: Nicht in

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Die Bibel zu lesen bringt einem nicht wirklich weiter. Da drin stehen auch zu viele Widersprüche. Das sind Schriften, die irgendwelche Leute 200 oder 300 Jahre nach Jesu Tod zusammengestellt haben. Und jetzt soll man glauben, daß sei Gottes Wort?

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Heutzutage ist es wohl eher andersherum. Es sind vielmehr Nichtgläubige, die Vorurteile über gläubige Menschen haben - und dabei ganz entspannt sein können, weil das nämlich mit die gesellschaftlich akzeptiertesten, um nicht zu sagen integriertesten und normalsten Vorurteile überhaupt sind.

              Was haben Sie denn nun gegen Religionsunterricht? Und nein, da werden keine Noten für den "richtigen" Glauben vergeben.

              • @Suryo:

                "Was haben Sie denn nun gegen Religionsunterricht?"

                Religion ist Privatsache. Da hat sich der Staat rauszuhalten. Also hat er sich auch nicht um Unterricht auf diesen Gebiet zu kümmern. Das ist Politik von vor hundert Jahren.

                "Und nein, da werden keine Noten für den "richtigen" Glauben vergeben."

                Und wieder so eine absurde Mutmaßung, was andere denken...

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Achso? Es ist allseits bekannt, dass Sympathien zwischen Schülern und Lehrern die Leistungsbeurteilung verzerren. Da davon auszugehen ist, dass die Mehrheit der Religionslehrer auch tatsächlich Religiös ist, bzw der Religion nahe steht, ist auch davon auszugehen, dass die Sympathie zwischen religiösen Schülern und dem Religionslehrer im Schnitt größer ist und somit die Leistungsbeurteilung zu Ungunsten der atheistischen jungen Menschen verzerrt wird.

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  In Frankreich ist Religion Privatsache und es funktioniert dann eben doch nicht so gut. Denn die Religion, die Privatsache zu sein hat, ist das (katholische) Christentum. Dementsprechend weiß der französische Staat nicht, wie er z.B. mit radikalen Islamisten umgehen soll.

                  In Deutschland ist Religion als solche übrigens NICHT reine Privatsache. Der Staat steht den Religionen mit wohlwollender Neutralität gegenüber.

                  Wenn keine Noten für den "richtigen Glauben" vergeben werden, wo ist dann das Problem?

                  • @Suryo:

                    "...wo ist dann das Problem?"

                    Das Kindern Märchen erzählt werden, ohne ihnen zu sagen, dass es Märchen sind. Es ist eine Indoktrinierung, die der Staat nicht zu unternehmen hat. Wenn Eltern ihre Kinder in die Kirche (oder wo auch immer hin) schicken wollen, können sie es ja trotzdem tun.

                    Das Deutschland besser als Frankreich mit radikalen Islamisten umgehen kann, ist neu. Frankreich hat nur, historisch bedingt, mehr davon. Andererseits funktioniert die Trennung von Staat und Kirch in Frankreich schon seit einer Zeit, als deutschen Kindern noch vom Pfarrer erzählt wurde, dass der Kaiser von Gott eingesetzt ist.

  • "Berlin musste sich bisher nicht konsequent der Frage stellen, wie zeitgemäßer Religionsunterricht eigentlich aussehen könnte. "

    Nun ja, wie Anna Klöpper selber richtig bemerkt, sind "die religiösen Glaubensgemeinschaften (...) selbst für Personal und Lehrpläne verantwortlich." Nach den bisherigen Erfahrungen in anderen Bundesländer heißt dies, dass die von der türkischen Religionsbehörde Diyanet gesteuerte DITIB (www.fr.de/politik/...ews-92108276.html) den Unterricht wesentlich mitgestalten wird.

    Was man sich mit DITIB einhandelt, sollte sich aber mittlerweile nun wirklich herumgesprochen haben. Eine kleine Auswahl:



    taz.de/Religionsun...t-in-NRW/!5775679/



    www.juedische-allg...mitische-rhetorik/



    jungle.world/artik...d-der-einzelfaelle



    www.welt.de/politi...d-reaktionaer.html



    www.nd-aktuell.de/...lfe-mit-ditib.html

    Weshalb ausgerechnet hierin eine Chance liegen soll, ist mir völlig unverständlich. Noch unverständlicher, dass man offenbar sehenden Auges die gleichen Fehler wie anderorts wiederholen will.

  • Die Alternative hieße "LER - Lebenskunde, Ethik und Religionen".



    Aber für Berlin ist das sicher ein Ruf in der oder auch aus der Wüste.