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Reiseproviant regt an und aufNehmen Sie Stullen mit in den Zug?

Harte Eier, belegte Brote – Reiseproviant ist ein Vergnügen. Wäre da nicht der Groll der Backshop-Fraktion. Ein Pro und Contra.

Kaum fährt der Zug los, steht die Frage im Raum: „Was haben wir zum Essen dabei?“ Foto: Sebastian Wells

Ja!

Zitat

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Ich packe unsere Provianttasche und drin sind vier Käsestullen. Ich packe unsere Provianttasche und drin sind vier Käsestullen und zwei hartgekochte Eier … Ich packe unsere Provianttasche und drin sind vier Käsestullen, zwei hartgekochte Eier, drei Äpfel, eine Packung Haferkekse, eine Dose Kartoffelsalat, ein Joghurt mit Löffel, eine Tafel Schokolade, zwei Flaschen Wasser, Nüsse mit Maulbeeren, eine Tüte mit Linsenchips und Turkish Delight. Mindestens. Denn das Erste, was mich und meine Freundin interessiert, sobald wir es uns in unseren Sitzen im Zug in den Süden bequem gemacht haben, ist die Frage: „Was haben wir eigentlich zum Essen dabei?“

Dieser Reflex, ans Essen zu denken, sobald der Zug losfährt, befällt viele. Schlimm, wenn dann nur eine klitschige Brezel von Ditsch und eine überzuckerte Cola der Coca-Cola-Company vor einem stehen. Wobei „schlimm“ untertrieben ist, denn das, was dann da steht, sind keine Nahrungsmittel, sondern Füllstoff und Kloreiniger.

Selbstversorgung ist der Ausweg, weil auch aufs Bordrestaurant nicht immer Verlass ist – zumal es kostet. Aber was sich noch herumsprechen muss: Der Provianttasche sollte beim Packen mindestens so viel Aufmerksamkeit zuteilwerden wie dem Koffer. Es geht dabei nämlich nicht nur ums leibliche Wohl. Es geht auch darum, Durststrecken durchzustehen. Und darum, mit Essen Kontakte zu knüpfen und soziale Kompetenz zu zeigen.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Es geht auch darum, sich einzurichten in den Stunden, in denen jemand anderes dafür sorgt, dass die Wünsche nach dem Ortswechsel erfüllt werden. Und darum, dass dies in einer Art Geborgenheit geschieht. Denn das Abteil ist wie ein Mutterkuchen, die Zugstrecke wie ein Tunnel, die Ankunft wie eine Geburt. Ist so. Wenn ich Liebeskummer hatte, habe ich es nur in Zügen ausgehalten, weil ich mich geschützt fühlte. Nur dort konnte ich etwas essen, außerhalb war mein Magen verschlossen.

Weil das hier ein ehrlicher Text ist, muss ich zugeben, dass auch ich die Bedeutung der Provianttasche erst lernen musste. Ich lernte es von meiner Freundin. Sie ist gebürtige Westberlinerin. Wenn sich ihre Familie aufmachte in den Urlaub und dabei zwangsläufig „die Zone“ durchfahren musste, war Proviant lebensrettend. „Konnte doch sein, dass wir stundenlang an einer Grenze feststeckten“, sagt sie. Seither packt sie sogar etwas zum Essen ein, wenn sie vom Wedding nach Charlottenburg fährt. Man wisse ja nie.

Gut, das finde ich jetzt auch etwas übertrieben, aber was den Zug angeht, hat sie recht. Denn nicht selten steckt man auch heute fest. Signalstörung, Weichenstörung, Erdrutsch, Tiere auf dem Gleis. Wer Proviant dabeihat, kann sich zurücklehnen, Verspätung sammeln und auf diese Weise ganz relaxt: Geld verdienen mit der Deutschen Bahn. Eine Stunde 25 Prozent, zwei Stunden 50 Prozent des Fahrpreises. Das läppert sich.

Der allerschönste Moment aber: wenn man im Zug in solch unsicheren Verspätungsmomenten Proviant dabeihat und mit anderen teilen kann. Neulich war so eine chaotische, nächtliche Fahrt mit Strom- und Systemausfall. Und später, als doch wieder ein Zug fuhr, stiegen Hunderte gestrandeter, leidensfähiger Herthafans zu, müde von einer verlorenen Partie. Einer von ihnen schenkte mir eine Mandarine. Und ich schwöre, ich habe noch nie vorher eine so süße gegessen. Waltraud Schwab

Nein!

In den Zug kiloweise Reiseproviant mitzunehmen und ausgiebig zu essen ist egoistisch und gehört sich nicht. Wem nach Brotzeit ist, der soll zu Hause bleiben – oder ein Picknick machen. Doch stattdessen kommt bei fast jeder Zugfahrt mindestens eine Person den Gang entlanggeschlurft, der man ihre Proviantliebe an der Nasenspitze ansieht. Keine zwei Minuten nach Abfahrt knallt die ihre giftgrüne Thermoskanne auf den Tisch, wühlt in ihrem Rucksack und holt eine Tupperdose hervor. Darin matschige Pampe mit harten Brocken, die laut krachen, wenn die Person sie im Mund zerkaut. Sie stochert darin rum, schmatzt und füllt sich Tee nach, der übel nach gammliger Erde stinkt.

Konkreter? Hier ein Beispiel aus der Vorwoche: Neben mir eine Gruppe von drei Frauen kurz vor dem Rentenalter. Sie sitzen laut schnatternd am Vierertisch. Umgeben von Plastikbehältern mit geschnittenem Gemüse. Paprika, Möhren und – das Schlimmste überhaupt – Kohlrabi. Sie knuspern, sie lachen, sie kauen laut und plaudern in tiefstem Schwäbisch. Sie nehmen mit ihren Boxen und Flaschen, mit ihren Gläsern voll Brotaufstrich und Kekstüten beinahe den ganzen Tisch ein, der schüchterne Anfangzwanzigjährige, der neben ihnen sitzen muss, rückt seinen Laptop so nah an die Tischkante, dass der beinahe runterfällt.

Oder, erinnern Sie sich noch an die Coronazeit, als die sich für besonders schlau Haltenden die Maskenpflicht im Zug umgingen, indem sie pausenlos Salzstangen, Nüsse oder Chips in sich hineinstopften?

Andere brauchen keine Pandemie, um sich im Zug danebenzubenehmen. Ein Bekannter erzählte kürzlich von zwei Frauen, die einen Wasser­kocher dabeihatten und sich eine Tütensuppe zubereiteten. Ernsthaft?! Wurstbrote, die stinken. Kekse, die krümeln. Hartgekochte Eier, die noch geschält werden müssen, vereinen beides: den schlimmen Geruch und die schlimmen Geräusche. Dazu die Hinterlassenschaften auf den Tischen.

Menschen, die im Zug speisen und alle 30 Minuten im Jutebeutel nach neuer Nahrung kramen, sind häufig Gelegenheitsfahrer. Für sie ist eine Zugfahrt ein Ereignis, das mit zu Hause liebevoll zubereitetem Proviant zelebriert wird. Oh, was haben wir denn hier noch? Ah, darauf hab ich nun Lust. Heidrun, gibt’s noch Tee?

Nichts gegen Gelegenheitsfahrer, sie wissen es ja vielleicht nicht besser, aber der Zug ist öffentlicher, nicht privater Raum. Und in dem hält man sich an sozial vereinbarte Normen. Nimmt Rücksicht auf Mitmenschen.

Man richtet sich also nicht häuslich ein, man telefoniert nicht stundenlang mit dem Freund, man zieht seine Schuhe nicht aus und man lackiert sich nicht die Nägel. Man schnarcht nicht laut, man unterhält sich auch nicht angeregt über die miese Beziehung, den ungeliebten Job oder die autoritären Grünen. Und man isst auch kein üppiges Abendbrot. Es ist übergriffig und nervt die Mitfahrer.

Man kauft sich vor Fahrtbeginn ein nicht stinkendes, nicht zu knackiges Gebäckstück, isst es in den ersten zehn Minuten nach Start und guckt dann Netflix mit Kopfhörern oder liest ein Buch. Und dann gibt es ja auch noch ein Bordbistro. Das wurde erfunden, um dort zu essen. Paul Wrusch

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62 Kommentare

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  • Paule, du sprichst mir aus der Seele :-)

  • Ich gebe zu, ich habe auch schon mal überlegt, ob ich es meinen Mitmenschen im Zug antun könne, Eier oder Stinkekäse zu verzehren und habe mich gegen die genannten Lebensmittel zugunsten meiner Mitreisenden entschieden. Und natürlich versteht es sich von selbst, dass ich vermeide, alles mit Dönersauce vollzukleckern. Aber ehrlich gesagt, habe ich mir nie Gedanken darum gemacht, dass man sich über jedwede Nahrungsaufnahme im Zug aufregen kann. Wenn jemand Hunger hat, dann soll er essen . Da steht es mir doch nicht zu darüber zu befinden, wann und wo jemand essen darf. (Gut, in Coronazeiten habe ich mich auch darüber beömmelt, dass manch ein Mitreisender ums Masketragen herumkommen wollte, indem er stundenlang an einer Banane lutschte) Aber wenn sich dann über knuspernde Möhren echauffiert wird, dann frage ich mich, wo berechtigtes Sich-Belästigtfühlen aufhört und Misanthropie anfängt. Denn wenn man seine Mitreisenden derart gnadenlos für kleinste Kaugeräusche oder harmlosen Teegeruch abstraft, dann sollte man sich auch über laut raschelndes Zeitungumblättern aufregen oder über ein starkes Parfüm eines Mitreisenden, bis hin zu laut fiependen Nasengeräuschen seines Sitznachbarn. Sollten dann auch junge Mütter mit ihren Säuglingen gleich des Zuges verwiesen werden, wenn das Kleine schreit? Für mich sind das alles, Essen, Trinken, und andere Geräusch-und Geruchsentwicklungen Teil selbstverständlichen menschlichen Lebens. Und wenn ich gereizt auf jedwede Lebensäußerungen meiner Mitmenschen reagiere, dann weiss ich, ich bin durch andere Dinge in meinem Leben gestresst oder unzufrieden. Wenn ich selbst entspannt bin, geht mir all sowas am A**** vorbei. Also, ihr lieben Herrn Wrusches dieser Welt: vielleicht mal der eigenen Umzufriedenheit auf den Grund gehen und sich fragen, warum ist mein Nervenkostüm derart überreizt, dass ich so genervt reagieren muss. Manchmal hilft es auch zu denken "Auch das geht vorbei" Dann klappt es auch wieder mit Toleranz und Mitmenschlichkeit.

  • @Paul Wrusch.



    bin ganz bei Ihnen.



    Zumindest i.d.Regel.



    Dieses Egoverhalten zieht sich aber durch viele Bereiche.

  • Fahre immer im Ruheabteil der 1. Klasse und habe dort wirklich in den meisten Fällen eine Atmosphäre - Geräusch wie Geruch - in der ich konzentriert arbeiten oder schlafen kann. Problematisch dabei finde ich nur im ICE 4 die Sitze, das Licht nachts und die lauten Durchsagen.

  • Wer mit Kindern reist, ist auf Proviant angewiesen. Und wer umsteigen muss, auch, weil Verspätungen sei Dank gerne mal der Anschlusszug weg ist und im ländlichen Bereich die Bahnen nur alle 1-2 Stunden fahren. Wer Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien hat, muss auch eigenen Proviant mitnehmen. Und wer nicht viel Geld hat, auch.

    Ob es nun stark riechende oder laut krachende Lebensmittel sein müssen? Alkohol? Heiße Getränke? Ich denke nicht.

    Wir sollten einander einfach mal anfangen mit Respekt, Empathie und Freundlichkeit zu begegnen. Dann hätten wir solche Diskussionen, und viele andere ebenfalls, nicht mehr.

  • Im Zug zu Essen ist genauso aufdringlich rücksichtslos wie Telefonieren.



    Schön, wenn man in solchen Situationen irgendwo im Zug noch einen Platz neben angenehmen Menschen findet.

  • 6G
    677755 (Profil gelöscht)

    Das muß ich mir merken,für sie nächste Zufahrt Kohlrabi und Knoblauchsalami kaufen.Dazu ne Packung Chips und ne Coke..es könnte ja Paul Wrusch neben mir sitzen.

  • Menschen, die jeden Tag im Büro klaglos fünf Stunden lang durchhalten, ohne zu essen, nehmen sich für anderthalb Stunden Proviant mit, als müssten sie sonst drei Tage lang hungern. Hab ich nie verstanden.

    Und wer Eier oder gar Döner oder Fisch im Abteil isst, sollte dessen verwiesen werden. Asozialer gehts nicht.

    • @Suryo:

      Wenn man bedenkt, das zur Zeit des tausendjährigen Reichs "Asoziale" im KZ mit schwarzem Winkel markiert wurden, irritiert Ihre Meinung doch sehr.

    • @Suryo:

      Meine nächste Bahnfahrt wird, so der Bahngott will, 6,5h dauern. Darf ich etwas essen?

  • vollkommen unsinnige Diskussion, meine Bahnfahrten dauern 7 h ( meist länger…) Ohne eine Kanne Tee und eigenen Proviant besteige ich keinen Zug. Die Boardrestaurants bieten keine zuverlässige Verpflegung.

  • Wenn jemand wissen will was konservativ ist, kann er ja den Beitrag lesen wo sich einer darüber aufregt dass Menschen im Zug zu viel essen.

    • @wirklich?:

      Lustig, ich finde nichts spießiger, als sich für ein paar Stunden Zugfahrt Wurstbrot und Thermoskanne einzupacken.

    • @wirklich?:

      Vielleich hatte der Wrusch Paule einfach nur das kürzere Streichholz gezogen?

      Hoffe ich wenigstens.

      • @0 Substanz:

        Ebenso…einen Hauch von Wahrheit enthält der Beitrag zwar, aber allein schon, dass man sich über Kohlrabi ärgert und dazu einen Artikel schreibt…mit Regeln am Ende, oje

  • hab mal den nagellackentferner verwendet, weil meine sitznachbarin meinte, keine ffp2-maske aufsetzen zu müssen...gab bei ihrer beschwerde dann halt die entsprechende antwort

  • SO. Nu aber mal Ruhe im Rollenden Restaurant.

    Stullen in die Tupperdosen. Colabüchsen zu löten.

    Weil nu is:

    KARTENKONTROLLE

    Der Chef könnte nämlich sonst den Zug anhalten, wenn er wollte.

    Und noch will er das nicht...der Blonde Hans von der DB...

    www.youtube.com/watch?v=im7YVmeXwgg

  • Ich empfehle Herrn Wrusch dringend den Umstieg aufs Auto - keine nervenden Mitfahrer, keine unerwünschten Gerüche, mit Tempomat lässt sich herrlich entspannen - und schneller ist man in 90% der Fälle auch noch wenn es weiter als nur einmal durch die Stadt gehen soll.

  • Bei den vielen Verspätungen ist es notwendig eine Stulle mit zu nehmen.



    Guten Appetit.

  • ohne stulle ...

    nie !

    früher hat's die mutti eingepackt. heute hat man selbst freude dran.

  • Also Einforderung von Rücksichtnahme bezüglich Geräuschniveau und Gerüche finde ich okay, so lange sie nicht übertrieben ist. Andererseits kann sich auch selbst was für selbstestimmtes Hören mtgenomnen werden - sei es Musik oder Lärmstopper. Dann ginge es mir auch um Rücksichtnahme gegenüber Tieren und damit auch die Entscheidung darüber, was gegessen wird. Für veganes Essen müssen keine Küken, Hühner, Kälber und Kühe sterben. Vegan ist außerdem besser für Umwelt und Klima.

  • "Sehr geehrte Damen und Herren. Bitte haben Sie Verständnis, dass Speisen am Platz nur verzehrt werden dürfen von 11-13.30. Und zwar nur , wenn diese bei der DB- AG oder den akkreditierten PartnerINNEN gekauft wurden. Bitte halten Sie zur Kontrolle Ihre "DB- Snackcard 25" bereit! Dies geschieht zu Ihrem eigenen Wohlbefinden"

  • Da es von Herr Wrusch erwähnt wird: Der schüchterne 20jährige mit dem Laptop hackt aber hoffentlich nicht stundenlang drauf rum. Das Hackgeräusch stört nämlich enorm - zumindest mich.

  • Lieber Herr Wrusch, Sie scheinen mir ja ein echter Griesgram zu sein. 😉 Für meine Bahnfahrten werde ich jetzt in meinen Proviant immer eine intensiv duftende Käsestulle und ein paar knackige Möhren und Kohlrabis packen - in der Hoffnung, dass ich mal neben Ihnen sitze...

    • @Felis:

      Tja, so läuft das miteinander halt in diesem Land. Der eine meckert wegen Kleinigkeiten, der andere denkt sich: "Jetzt erst recht!" Ein Hoch auf die deutsche Geselligkeit!

      • @Fairchild670:

        Und ein ganz besonderes Hoch auf Ironie-Versteher...

  • Essensgerüche stören mich nicht. Aber als jahrelange Zugpendlerin haben mich Geräusche gestört. Beim ewigen Rascheln von Plastiktüten oder Papier könnte ich verrückt werden. Schlimm sind auch die Telefonate, womöglich noch ewig lange. Einmal, in einer 1. Klasse vom Norden nach Freiburg hat ein Chirurg stundenlang telefonisch Operationstermine ausgemacht. Solch eine Besetzung des Öffentlichen Raumes geht gar nicht.

    • @resto:

      leute, die zehn minuten lang immer nur ein kleines stückchen von ihrem croissant aus der tüte zerren :-)

      • @videostar:

        War besonders zu Hochzeiten der Pandemie beliebt. Drei Stunden für ein Brötchen, oft dazu noch dieser freche Blick („ihr könnt mir gar nichts, ich bin ganz schlau“).

  • "Man richtet sich also nicht häuslich ein, man telefoniert nicht stundenlang mit dem Freund, man zieht seine Schuhe nicht aus und man lackiert sich nicht die Nägel. Man schnarcht nicht laut, man unterhält sich auch nicht angeregt über die miese Beziehung, den ungeliebten Job oder die autoritären Grünen. Und man isst auch kein üppiges Abendbrot. Es ist übergriffig und nervt die Mitfahrer."

    Genau. So siehts aus! In Deutschland sitzt man sich traditionell schweigend und mundwinkelgelähmt gegenüber, stiert wahlweise auf Boden, Decke oder Smartphone. Und falls man aufgrund innerer Schwäche doch mal komplett eskaliert, schiebt man sich heimlich auf der Boardtoilette geräuschllos ein Bifi-Roll hinter die staubtrockenen Kiemen.

    • @Deep South:

      Ich finde ja auch, dass es unbedingt einen Bahn-Knigge - Entschuldigung - einen Bahn-Wrusch geben müsste!

  • "man schnarcht nicht laut"



    der war gut

  • Herr Wrusch kennt Bahn- und Busfahrten in Ost- und Südosteuropa nicht. Auf meinen Rumänienreisen in den 80ern fuhren nebenan schon mal lebende Schafe, Hühner und gar einmal ein Schwein mit. Und Speck, Brot, Zwiebel und Knoblauch wurde heftig hin- und her gereicht und mit Sliwowitz der Verdauung zugeführt. Waren die besten Reisen, die ich unternommen habe.

  • Mit der Kritik am allgemeinen Benehmen so manche*r Zeitgenoss*in kann ich durchaus mit. Auch mich nerven Leute, die z. B. im Ruheabteil permanent und lautstark labern und/oder telefonieren. Oder die das mit dem Teilen des begrenzten Platzes nicht können - das können die sicher auch außerhalb von Zügen nicht.



    Aber wo, Herr Wrusch, ist das konstruktiv argumentierende Kontra zur mitgebrachten Brotzeit, um die es im Text gehen sollte? Hab ich nicht gefunden...

    • @HopeDrone:

      Den Kommentar von Herrn Wrusch zu Ende gelesen? Siehe letzter Absatz. Oder meinen Sie grundsätzliche Kritik an Brotzeit im Zug?

      • @Uranus:

        Ja, samt Überschrift bis zu Ende gelesen - sogar Bild angeschaut :-)



        Es geht ausdrücklich um mitgebrachtes Essen.



        Außer, dass sich das "nicht gehört" (erster Satz Wrusch) und es das Bistro gibt (letzter Satz) und ihn alles mögliche stört, hat er nichts zu bieten. Offenbar stört ihn das Essen von mitgebrachtem am Platz und er ignoriert dabei, dass vielleicht nicht alle den Bordbistrokram mögen oder sich leisten können/wollen. Oder sich nicht auf Öffnung des Bistro verlassen wollen, das ja auch immer mal wieder "leider heute geschlossen ist". Oder sich gar vielleicht auch im Zug halbwegs gesund ernähren mögen?



        Im letzten Abschnitt plädiert er sogar dafür, in den ersten 10 Minuten nach dem Start was kurz vorher gekauftes zu essen - aber nur, wenn es seiner olfaktorischen Ästhetik entspricht und möglichst matschig ist.



        Das ist mir bissl arg dünn...

        • @HopeDrone:

          Gibt es im Bordbistro Rohkost-Gerichte?

          • @Horst Flugfeld:

            Woher soll ich wissen, was es im Bistro gibt? Ich nehm immer geräuscharm verzehrbare, nicht stinkende Stullen mit ;-)

      • @Uranus:

        Sie meinen die Werbung fürs Bordbistro?

  • Sehr geehrter Herr Wrusch, sie erinnern mich an einen Antihelden. Ich reise immer mal wieder zu meiner Mutter und vor allem im Winter ist das Reisen langwieriger. Was ich dabei heute vermisse: Menschen, die noch Reiseproviant dabei haben, denn es gibt sie kaum noch. Und sie fehlen mir. Was ich dafür weniger bräuchte sind Menschen, die nur noch mit sich und ihren mobilen Geräten beschäftigt sind. Auf den Fähren, sie ich manchmal nutze, gibt es für Gäste die Möglichkeit im Bordrestaurant das mitgebrachte Essen zu verzehren, also ein guter Kompromiss für Sie und mich, oder?

    • @Reiner Schwope:

      "Auf den Fähren, sie ich manchmal nutze, gibt es für Gäste die Möglichkeit im Bordrestaurant das mitgebrachte Essen zu verzehren, "

      Was ist das für eine Fähre? Zwei Urlaubsreisen in den letzten Jahren haben die Erkenntnis gebracht, dass der Verzehr von Mitgebrachtem bitte in der eigenen Kabine stattzufinden hat; Picknick auf dem Außendeck streng verboten, machen Sie bitte Umsatz im Restaurant (Travemünde - Helsinki und IJmuiden - Newcastle).

  • Große Zustimmung an Herrn Wrusch. Vor allem das Verspeisen von Eiern, Fisch und Wurst sollte wegen des ekelerregenden Gestanks in geschlossenen öffentlichen Räumen gänzlich untersagt sein.

    • @Marlon22:

      Natürlich. Wie diese hartgekochten Eier aber auch riechen 😂

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        So ein Sojafurz riecht kaum besser. Schon Opa wusste: jedes Boehnchen gibt ein Toenchen...

  • Man kann auch Probleme konstruieren. In 19 Pendlerjahren weder im Nah- noch im Fernverkehr derlei Probleme gehabt bzw. erlebt.

  • Eindeutig-JA!



    Ich habe mich bei- JA - wiedergefunden. Wunderbare B.a.e.a.r.!



    Kleines Wort aber so schön!- Mindestenz-!



    Auch die Frage..Was haben wir eigendlich .....LOL, Jenau, jenau!



    Besonders schön ist der Satz mit unendlichen, lyrischen Tatsch.... Denn das Abteil ist wie ein Mutterkuchen, die Zugstrecke wie ein Tunnel, die Ankunft wie eine Geburt. Ist so!....



    So wat will ick lesen.



    Kommen solche wunderbaren Sätze bei dem NEINschreiber vor? Nur Negationen.



    ... Oh, was haben wir denn hier noch?...



    Es jeht doch! Allet wird jut!



    Übrigens mein Tee(Grün) hat eine Note nach Kakao u. Röstaroma im Abgang.

    • @Ringelnatz1:

      Jetzt bedarf es der klaren Worte.

      Sollte ich jemals an die Macht kommen, werde ich als erstes, OK, vielleicht auch erst als zweites, das Geruchsfreie-Essen-Im-Zug-Gesetz erlassen.

      Alles was riecht oder gar stinkt, wie hart gekochte Eier, darf nicht im Wagon verzehrt werden.

      Auch das Bord-Bistro wird umgestellt werden müssen. Keine Schwaden mehr von dem Geruch halbindustriell hergestellten Essens.

      Pizza-Zunge, Currywurst, Suppen vom Asia-Imbiss oder Gott bewahre, Döner, das alles geht gar nicht.

      Nüsse, Butterbrote (ohne Rohmilch-Camembert natürlich), Gummibärchen, Bananen, alles in Ordnung.

      Zuwiderhandlungen werden Fahrverbote nach sich ziehen.

      Als Nächstes knöpfe ich mir dann das Geschwätz der Business-Hengste in der Ersten Klasse vor.

      • @Jim Hawkins:

        Bananen in Ordnung? Aber nur, solange diese das Likör-Stadium noch nicht erreicht haben!



        (Seit wann sind Menschen eigentlich so empfindlich geworden gegen den Geruch von ESSEN?!)

        • @Tetra Mint:

          Meine Theorie: seitdem Menschen Diät machen

        • @Tetra Mint:

          Seitdem es "Gesundes" in Kapselform gibt und überhaupt alles was "früher" war "volleklig irgendwie" ist.

        • @Tetra Mint:

          Na, denken wir noch mal an Bananen, wie die stinken. ;-)

  • Danke, nun weiß ich endlich wie schlimm anscheinend Kohlrabi ist.

  • Ich bin regelmäßiger Fahrer und habe auf längeren Touren gerne Selbstgemachtes (Brötchen, Tee) und Obst (manchmal Bier) dabei. Und wenn es passt, Uhrzeit + Hunger, dann wird's auch verputzt. Ich bin durchaus erstaunt, was es alles für Befindlichkeiten gibt: selbst Selbstgemachtem gegenüber, das deutlich geruchsärmer ist als das Zeug der Instantindustrie.

  • Und überhaupt: Die meisten "gastronomischen Einrichtungen" betrachte ich dann doch eher als "Störungen im Betriebsablauf".

  • Bleiben Sie doch einfach zu Hause, Herr Wrusch. Dort nervt Sie der Rest der Menschheit nicht.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ein guter Tipp für auch für alle anderen vernünftigen Menschen. ;)

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ich finde die Anmerkungen von Herrn Wrusch richtig. Es geht um Rücksichtnahme!



      Manche Menschen benehmen sich derart rücksichtslos, dass man sich hilflos fühlt.



      Bei visuellen Eindrücken kann man sich ja noch retten, bei akustischen wird es manchmal schwierig bis unmöglich und bei olfaktorischen kann einem auch schlecht werden.

      Ein gewisser Anstand, eine gewisse Kultur, bei der man seine Mitmenschen achtet, sollte doch in einem dicht besiedelten Land möglich sein.



      Was halten Sie davon, wenn sich jemand neben Ihnen den Talg unter den Fußnägeln rausschält und Ihnen das auf die Zeitung oder das Laptop schnippt. Dann finden Sie das sicher auch ok. Die Grenzen sind fließend.

      • @Manzdi:

        "Manche Menschen benehmen sich derart rücksichtslos, dass man sich hilflos fühlt. "



        Wenn der Herr Wrusch sich gegen rücksichtslose Mitreisende wendet: Geschenkt. Aber seine Suada gegen Wurstbrote und Thermoskannen mit Kräutertee ist einfach albern.

      • @Manzdi:

        "Was halten Sie davon, wenn sich jemand neben Ihnen den Talg unter den Fußnägeln rausschält und Ihnen das auf die Zeitung oder das Laptop schnippt."

        Darum geht es im Artikel nicht. Es geht um Reiseproviant ja oder nein. Das man auch beim Essen im Zug Rücksicht auf seine Mittmenschen nimmt, versteht sich von selbst.

        Herr Wurst erwartet aber offensichtlich, dass sich alle anderen schweigend, ohne sich zu bewegen in den Zug setzen und dem Klappern seiner Tastatur zuhören.

  • Solange Einrichtungen des Handels doofe Namen wie "Zurückläden" (Backshops) tragen, nehm ich weiter meine Stullen, Bemmen oder Brote mit - wie immer man sie auch nennen mag. ;-)