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Mieterhöhungen bei VonoviaInflationäre Frechheit

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Der Immobilienkonzern begründet Mieterhöhungen mit der Inflation. Dabei geht es weniger um gestiegene Kosten, sondern um den Erhalt des Profits.

Will ordentlich Rendite machen: Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender der Vonovia SE Foto: Sepp Spiegl/imago

D as ist an Frechheit nicht mehr zu überbieten. Rolf Buch, Chef von Europas größtem Immobilienabschröpfkonzern Vonovia, hat angekündigt, die Mieten zu erhöhen. Wegen der Inflation. Denn die Kosten! Sie steigen! Fast könnte man Mitleid mit dem armen Mann bekommen. Wenn es nicht so dreist gelogen wäre.

Ja, tatsächlich, die Inflation trifft auch die Vermieter. Die drei Eimer Farbe, die sie für die Instandhaltung des Treppenhauses ausgeben, werden etwas teurer. Und hoffentlich plant auch das Personal des Immobilienverwerters einen Aufstand, damit er die Löhne erhöht – damit sich wenigstens die eigenen Mit­ar­bei­te­r:in­nen noch ihre Wohnung bei Vonovia leisten können.

Der größte Posten der „Kosten“, die bei Immobilienspekulanten anfallen, ist aber virtuell. Denn es geht um die Rendite. Ein Drittel der von Vonovia für dieses Jahr angestrebten 6 Milliarden Euro Umsatz sind als operatives Ergebnis eingeplant. Mit anderen Worten: als Gewinn.

Von 1.000 Euro Miete, die der Konzern kassiert, bleiben 333 bei ihm hängen. Würde Vonovia trotz Inflation auf eine Mieterhöhung verzichten, blieben „nur“ noch rund 300 Euro im Säckel. Auch nicht gerade wenig. Aber einer Geldvermehrungsmaschine wie Vonovia reicht das natürlich nicht.

Man stelle sich vor, ein Kleinsparer ginge zu seiner Bank und verkündete den Mit­ar­bei­te­r:in­nen am Schalter, dass sie künftig mehr für die Sparbucheuros zahlen müssten. Wegen der Inflation! Er würde allenfalls ein müdes Lächeln ernten. Mie­te­r:in­nen von Vonovia aber bleibt das Lachen im Hals stecken. Denn der Konzern macht das einfach. Geld her – oder die Wohnung!

Warum? Weil er es kann. Weil er es darf. Weil man ihn machen lässt. Wir leben schließlich in einer Marktwirtschaft, in der die Preise bestimmt, wer am längeren Hebel sitzt. Und wer das ist, dürfte angesichts der vor allem in den Ballungsräumen zuletzt explosionsartig gestiegenen Mieten außer Frage stehen.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters
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37 Kommentare

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  • Die SPD (zumindest der linke Teil davon) scheint aufzuwachen:

    "Wohnen sei aber „eine der sozialen Fragen unserer Zeit“.

    Deshalb müsse der Staat „eingreifen, wenn der Markt massiv im Ungleichgewicht ist“, betonte Roloff. „Ein temporärer Mietenstopp, ein kommunales Vorkaufsrecht und eine Entprivatisierung von Immobilienkonzernen sind dafür notwendige und geeignete Mittel, die jetzt geboten sind.“"



    www.handelsblatt.c...rnen/28400010.html

  • Der Aktienkurs von Vonovia befindet seit bald zwei Jahre im Sturzflug nach unten. Der Kurs hat sich bald halbiert.

    Herr Asmuth sieht trotz allem Gewinne, Gewinne, Gewinne. Fallende Aktienkurse werden so zum Zauberstab des Reichwerdens.

  • Lasst uns für die armen Vonovia-Aktionär*innen Geld sammeln gehen!1elf Nicht, dass sie ihre Miete nicht mehr zahlen können und womöglich ihre Mietwohnung verlieren! Wir sollten für sie auch Hilfen für Ämtergänge für das Beantragen von Wohnungsberechtigungsschein organisieren! Die Armen!

    • @Uranus:

      Meine Aktien von Vonovia sind gefallen. Schon seit November.

  • "drei Eimer Farbe"

    Wenn's nur so wäre.

  • einfach Vonovia Aktien kaufen, wenn das so ein sicheres Geschäft ist.

    • @Herr Lich:

      Kuchen essen?

      Rechnen wir mal nach:

      Um die im Beispiel genannten 33 Euro Mieterhöhung pro Monat per Dividende (1,66€) auf die Aktie (35,18€) wieder reinzubekommen, müsste man



      (33*12)/1,66*35,18€ = 8392,34€ investieren.

      Was letztlich nichts anderes bedeutet als diese Mieterhöhung für 21 Jahre vorzufinanzieren.

      Kapitalismus funktioniert nur für Leute, die nicht von ihrer Arbeit, sondern von ihrem Besitz leben. Und die wohnen nicht bei Vonovia.

      • @yul:

        Man könnte wo anders (preiswerter) wohnen und am knappen Wohnungsmarkt in Berlin mitverdienen.

        Aber sie haben in sofern Recht, als das fürs Wohnen ein Genossenschaftsmodell mehr sinn macht, als in die AG zu investieren, der die eigene Wohnung gehört.

  • Danke für den gedanklichen Ansatz. Das finde ich prinzipiell berechtigt. Aber finanziert sich ein Konzern wie Vonovia nicht auch über Kredite? Was ist mit der Einpreisung der höheren Zinsen? Und die drei Eimer Farbe fürs Treppenhaus werden von immer teurer werdenden Handwerkern auf den Wänden verteilt ...

    • @Christian Lange:

      Kreditzinsen werden von Unternehmen von der Steuer abgesetzt. Außerdem steigert ein Kredit die Eigenkapitalrentabilität. Viele große Unternehmen nehmen deshalb lieber Kredite auf, als Eigenkapital zu nutzen.

  • Zeigt dem Kerl mal, was ihr von ihm haltet.



    Dummdreist und brutal, vor allem profitgeil auf unsere Kosten. Hier zeigt Vonovia sein wahres Gesicht.

  • Man merkt schon, dass der Autor Wirtschaftskommission studiert hat. Das operative Ergebnis hat wenig mit dem tatsächlichen Gewinn zu tun. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass ein Unternehmen mit mit gutem Operativen Ergebnis vor der Pleite steht, wenn eine Bank die Kreditlinien kündigt oder das Finanzamt eine Nachzahlung fordert weil Abschreibungen nicht anerkannt werden. Das operative Ergebnis ist eine Momentaufnahme wie der Betrieb wirtschaftet. Die Neue Heimat hatte jahrelang ein hervorragendes operatives Ergebnis, das Ende war dann überraschend. Der Autor will etwas herbei schreiben und die Reaktion im Forum und beim Leser erfolgt prompt. Mich würden eher die Verbindlichkeiten von Vonovia interessieren, das ist aber vermutlich Geschäftsgeheimnis. Vermutlich haftet für die Bank der öffentlich- rechtliche Sektor( Landesbank oder ähnliche) oder glaubt hier jemand im Forum, dass Vonovia die Milliarden aus dem eigenen Säckel bezahlt hat?

    • @Pepi:

      Wenn Vonovia viel auf Kredit finanziert hat, verschiebt es Gewinne an absurd rentable Kredite — also an die Kreditgeber.

      Vonovia hat 32 Milliarden an Schulden aufgenommen, um bestehende Wohnungen zu kaufen. Die Mieter der Wohnungen müssen jetzt die Gewinnerwartungen der Kreditgeber finanzieren.

      Die vorherigen Besitzer sind reicher. Die Kreditgeber werden reicher. Vonovia steckt auch was in die Tasche. Und die Zeche für alle drei zahlen die Mieter.

      Hätte Vonovia die Wohnungen nicht gekauft, wären den Mietern diese Zusatzkosten erspart geblieben.

    • @Pepi:

      Vonovia ist eine AG.



      Daher bestehen diverse Veröffentlichungspflichen.



      Ein Blick in die Bilanz dürfte ihre Neugier befriedigen.

      Wundert mich, dass sie das offenbar nicht wissen.



      Und das wirft ein entsprechendes Schlaglicht auf ihre gesamte Aussage.

      • @Bolzkopf:

        Na , dann gucken Sie mal rein. Sie werden nichts Negatives finden. Alle 3 Monate alles in Butter, und schon gar kein Gewinn von 33%, wie der Autor weismachen machen will.

        • @Pepi:

          Hier findne sich die Zahlen:



          report.vonovia.de/...e/konzernanhang-2/

          Und als "Beifang" sieht man, dass die "Deutsche Wohnen" auch in das Portfolio der "Vonovia" fällt. Ei schau an ...

      • @Bolzkopf:

        Nach Goodwill Abschreibung bleibt da allerdings nicht viel übrig. Bilanzen muss man natürlich auch lesen können, was nach den heutigen und teils absurden IFSR-Regeln aber kaum möglich ist, es sei denn man verfügt über Insiderwissen.

  • der größte anteil der teuerung ...

    schlägt sich in den umlagefähigen betriebskosten nieder.



    und diese trägt der mieter bereits zu 100%.

    vonovia ist ein ganz normaler raubfisch, der seinen anteil in der fresskette gesichert wissen will.



    business as usual ...

  • Hier finden sich die 18% für die Linkspartei und die Änderung des Eigentümerrechts auf dessen Basis heute den Vermietern so vieles möglich ist.

  • Das sind über'n Daumen 33% Rendite.



    Nicht schlecht Herr Specht.

    Aber du kannst ja wählen was du willst - es ist und bleibt immer die gleiche Mischpoke.



    Ob rot oder schwarz, ob grün oder gelb, die machen sich die Welt wie sie ihnen gefällt.

  • @THOMAS ZEROLO



    Zustimmung, eigentlich.



    Bloss müssen diese Abzocker entschädigt werden. Weiss jemand, wie da die Gesetzeslage bzw. die Berechnung ist?

    • @Klaus Waldhans:

      Die gesetzeslage besagt das "angemessen" entschädigt werden muss. Was angemessen ist wird am nutzen der allgemeinheit gegenüber bemessen. Während hr. und fr. XY aus dem haus müssen in dem sie aufgewachsen sind, wegen enteignung für z.b. nordstream 2 oder Autobahn bauung, und dafür nur en appel und en ei bekommen, reden sich hier alle fusselig darüber wie unverschämt extrem der ansatz des enteignens ist wenn es um einen wohnungskonzern geht. In berlin wird es heiss diskutiert und die meinungen gehen weit auseinander. Im besten fall entschädigt man mit einem preis ungefähr so hoch wie der kaufpreis+zinsen. im schlechtesten fall entschädigt man in höhe des aktuellen verkehrswertes....zweiteres wäre schlecht weil die bösen ja doch auf ihre kosten kommen würden und der dadurch zurückgewonnene wohnraum unbezahlbar würde^^.

      • @Links-links-oben-unten:

        "zweiteres wäre schlecht weil die bösen ja doch auf ihre kosten kommen" das ist glaube ich ein Hauptgrund warum mache gegen Enteignungen sind. Die haben Angst vor Gesetzen die mit dem Hintergrund gemacht wurden das "die bösen" nicht auf ihre Kosten kommen.

  • Ich mache das echt ungern, weil auch ich kein Fan von Vonovia und Konsorten bin - Aber die Kernaussage des Artikels ist schlicht falsch:

    Herr B. von der V. hat KEINE Mieterhöhung wg. der Inflation angekündigt. Er hat ganz allgemein davon gesprochen, dass die Mieten sich auf Dauer der Inflation nicht entziehen können. Na welche Überraschung. Tatsächlich die V. hinterher deutlich gemacht, dass sie sich in den nächsten drei Jahren ihre Zusage halten will, die Miete pro Jahr max 1% zu erhöhen (mal sehen ob das klappt...). Finde ich in dem Artikel irgendwie nix von.



    Btw: Ne Marge von einem Drittel ist bei so ziemlich jedem Handwerker die Untergrenze. Aktuell macht vor allem der Bau eher das Doppelte... Immer schön die journalistischen Standards achten, auch wenn die BILD die gleiche Schlagzeile bringt, gelle

    • @Samvim:

      Eine Aktiengesellschaft kann man nicht mit eine Handwerker vergleichen. Vonovia ist ein Unternehmen mit einer Million Kunden.

  • => Enteignen.

    • @tomás zerolo:

      Wenn dem Staat dann das Haus gehört, er könnte doch auch wegen Eigenbedarf kündigen, damit systemrelevante Arbeitsplätze besetzt werden können und dafür die Kandidaten nahe der Arbeit eine Wohnung brauchen.



      Oder nur, um Werkswohnungen für Polizisten, Soldaten, Feuerwehrleute, ÖPNV- Fahrer, Krankenschwestern... zu schaffen.



      Vonovia kann kein Eigenbedarf begründen.

    • @tomás zerolo:

      SOFORT!

  • Wann erscheint der aktuelle Überblick über die Mietenstopp- bzw. "..."- Enteignet-Bewegung?

  • Nur mal so: Der Gewinn wird nicht an das Vonovia Firmenschild, die Sanitäranlagen in der Zentrale oder die Vorstands- und Aufsichtsratstische in den Konferenzräumen gezahlt, die haben kein Bankkonto. Die Gewinne eines Unternehmens fließen in die Taschen der Aktionäre, wenn ein Teil davon nicht investiert wird, um die Spirale des Vermögenswachstums natürlicher Personen nachhaltig weiter zu drehen.

    • @Drabiniok Dieter:

      Und in die Taschen der Kreditgeber.

      Umverteilung — nach oben.

  • Was sind das für fantasievolle Zahlen? Dafür hätte ich gerne belastbare Belege. Laut offiziellen Börsendaten hatte Vonovia 2021 eine Gesamtkapitalrendite von 2.48%. Das ist richtig lausig. Dementsprechend sind auch die Analystenbewertungen (schlecht) und die Kursentwicklung (-40% seit August 2021).

    • @TheBox:

      Nach Steigerung des Kapitals (=der Schulden) um mehr als 30% in dem Jahr, bei während der übliche Zinssatz für Schuldenaufnahme unter 1% lag.

  • Enteignen

  • Frage an den/die Autor:in: Wieviel Prozent Gewinnmarge wäre nach Ihrem Verständnis nach denn angemessen und worauf basiert ihre Einschätzung? Einfach zu sagen 33% ist zu viel und 30% wäre doch auch ok klingt etwas willkürlich.

  • Skandal.



    Ein Unternehmen, das Gewinn erwirtschaften möchte.



    Hat man so was schon gesehen?