Krieg zwischen Israel und der Hamas: Vier Geiseln aus Gaza gerettet

Das Militär befreit vier Entführte, darunter Noa Argamani. Die Freude in Israel ist groß – doch noch immer sind 120 Menschen in der Gewalt der Hamas.

Ein Mann hält beide Daumen hoch und ist umgeben von Militär

Almog Meir, eine der vier geretteten Geiseln, betritt am Samstag wieder israelischen Boden – zum ersten Mal seit Oktober Foto: Marko Djurica/reuters

JERUSALEM taz | Vier Geiseln hat das israelische Militär am Samstagmorgen aus dem Flüchtlingscamp Nuseirat in Zentralgaza befreit. Spezialkräfte des Militärs und Geheimdienstes führten, nach Angaben der Times of Israel, Razzien gegen zwei verschiedene Hamas-Posten dort durch, begleitet von Luftschlägen. Nach Angaben des Militärsprechers Daniel Hagari kamen die Truppen unter Feuer, ein Soldat wurde schwer verwundet, und erlag mittlerweile seinen Verletzungen. Nach palästinensischen Angaben wurden mindestens 50 Palästinenser getötet, in den Sozialen Medien ist von bis zu 200 die Rede. Vor allem die Luftschläge des Militärs sollen für die Tode – darunter wohl viele Zivilisten – verantwortlich sein.

Bei den vier Geretteten handelt es sich um Noa Argamani, Almog Meir Jan, Andrey Kozlov, und Shlomi Ziv. Alle vier wurden am Morgen des 7. Oktober vom Ort des Nova Festivals entführt, und seitdem in Gaza festgehalten. Sie sind den Umständen entsprechend wohlauf.

Vor allem Noa Argamani wurde vielen ein Begriff. Ein Video, das zeigt, wie sie auf einem Motorrad von Kämpfern nach Gaza entführt wird, und versucht mit ausgestrecktem Arm nach ihrem Freund Avinatan Or zu greifen, wurde ein Symbol für den Angriff vom 7. Oktober. Or selbst wird noch immer in Gaza gefangen gehalten. Die Mutter der 26-Jährigen ist schwer krebskrank. Immer wieder rief die Familie und das Hostage and Missing Family Forum zu Argamanis Freilassung auf – bevor die Erkrankung der Mutter diese einhole.

Das Hostage and Missing Family Forum, das die Interessen der Angehörigen von Entführten und Vermissten vertritt, erklärte auf X: Mit aller Freude, die nun über Israel komme, dürfe die Regierung nicht seine Verpflichtung, die noch immer 120 Geiseln zurückzubringen, nicht vergessen – „die Lebenden für Rehabilitation, die Toten, um begraben zu werden.“

Benny Gantz sagt Austritt aus Kriegskabinett vorerst ab

Mit den nun geretteten vier Geiseln konnte das israelische Militär während seiner mittlerweile acht Monate andauernden Kampagne in Gaza sieben Geiseln lebendig befreien. Einige konnten außerdem nur tot geborgen werden, vier wurden vom Militär durch „friendly fire“ selbst getötet.

Insgesamt 78 Menschen wurde durch den Geiseldeal zwischen Israel und der Hamas im November, sowie 24 Staatsbürger Thailands und der Philippinen durch ein separates Abkommen freigelassen. Einige weitere wurden bereits im Oktober freigelassen, ebenso wie drei russischstämmige Israelis, deren Freilassung oft als Zugeständnis an Russlands Präsident Wladimir Putin interpretiert wurde. Insgesamt waren im Oktober über 250 Menschen entführt worden.

Die guten Neuigkeiten der Rettung der vier wurde unter anderem über die Lautsprecherdurchsage am Strand in Tel Aviv verkündet – und mit Jubel von den Badenden zu Kenntnis genommen.

Benny Gantz, der am Abend eigentlich seinen Rücktritt aus dem Kriegskabinett verkünden wollte – nachdem Premier Benjamin Netanjahu ein ihm gestelltes Ultimatum für sechs strategisch wichtige Punkte im laufenden Konflikt wohl gerissen hatte –, erklärte nach der Rettung der vier, dass er seinen Termin für den Abend absage. Es scheint, als sei sein Austritt aus dem Kriegskabinett vertagt.

Anmerkung: Mit fortschreitendem Informationsstand haben wir den Text um weitere Details ergänzt.

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