Ini gegen Gendersprache in Hamburg: Deutsch naturwüchsig
Eine Volksinitiative will, dass Hamburger Behörden nicht gendern. Im Gleichstellungsausschuss der Bürgerschaft durfte sie ihr Anliegen erklären.
Diese Gelegenheit bekommt jede Volksinitiative in Hamburg, die mehr als die notwendigen 10.000 Unterschriften beim Senat eingereicht hat. Die Bürgerschaft hat dann vier Monate Zeit, das Anliegen anzunehmen. In dieser Zeit dürfen Vertreter*innen einer Volksinitiative ihr Anliegen im jeweiligen Bürgerschaftsausschuss vorstellen.
Und da beginnen auch schon die Verständnisprobleme, zumindest bei Jeep, einem der drei Vertreter*innen der Initiative. Er weiß nicht, woraus die Ausschussvorsitzende Filiz Demirel zitiert hat, als diese ihm das Wort erteilt, „aus der Verfassung jedenfalls nicht“. In dieser werde nämlich nicht gegendert, Demirel habe das sehr wohl getan.
Gendern sei unverständlich – das wird schnell deutlich – ist eines der Kernargumente der Initiative. Ihr Vortrag im Ausschuss ist begleitet von einer Powerpoint-Präsentation in Regenbogenfarben mit der Überschrift: „Diskriminierungsfreies Hamburg ohne Gendern“, was „ganz ernst gemeint“ ist, sagt Jeep.
Zwei Stunden Vortrag
Die Stadt soll in ihrer Kommunikation, etwa von Behörden oder an Schulen, nur noch das generische Maskulinum verwenden. Denn das habe „immer schon“ alle Menschen unabhängig vom Geschlecht erfasst, findet Jeep.
Hans Kaufmann ist Lehrer im Ruhestand und zweiter Vertreter der Initiative. Außerdem ist er Mitglied im Verein deutsche Sprache und als solches an ihrem Erhalt als „naturwüchsig entwickelter“ interessiert.
Anja Oelkers ergänzt den Vortrag der Initiative um eine „Frauensicht“. Oelkers fühle sich „nicht als Opfer von Sprache und auch nicht unsichtbar“. Dann liest sie minutenlang aus einem Ratgeber für gendergerechte Sprache vor. Nach zwei Stunden ist Zeit für Fragen aus dem Ausschuss.
SPD, Grüne und Linke finden deutliche Worte gegen den Vorschlag und für das Gendern. Gabriele Dobusch (SPD) fand die Sitzung „auch persönlich als Linguistin“ interessant und zerlegt als solche einige Argumente. Die CDU steht „im Großen und Ganzen hinter der Initiative“, sagt ihr Vertreter im Ausschuss, Andreas Grutzeck. AfD-Vertreter Marco Schulz hingegen kommt aus dem Schwärmen kaum heraus.
Es sieht ganz so aus, als würde die Bürgerschaft den Vorschlag der Volksinitiative nicht annehmen. In diesem Fall geht’s in die nächste Runde: Volksbegehren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter