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Humanitäre Lage in GazaAuch wo es Nutella gibt, hungern Menschen

Im Gazastreifen gibt es auch im Krieg weiter Restaurants und Cafés. Mohammed Aref betreibt eines in Gaza-Stadt. Wie passt das mit Hunger zusammen?

Vorne am Tresen gibt es Desserts, hinter dem Restaurant wird für Hilfsorganisationen gekocht: Chef Hamadas Lokal in Gaza-Stadt Foto: Enas Tantesh

Gaza-Stadt/Tel Aviv taz | Im Restaurant von Chef Hamada auf der Al-Wahda-Straße in Gaza-Stadt lassen sich die beginnende Offensive der israelischen Armee und der Hunger für einen Augenblick vergessen. Eine dicke Nutellaglasur überdeckt kleine Pfannkuchen – und die Bitterkeit des Krieges. Drinnen gibt es Waffeln und Milchshakes, draußen stehen nebenan nur noch die Grundmauern des Nachbarhauses.

Chef Hamada, der eigentlich Mohammed Aref heißt, hat sein gleichnamiges Restaurant Ende Februar nach seiner Rückkehr aus Südgaza nach Gaza-Stadt eröffnet. Werbung für sein Geschäft macht Aref vor allem auf Instagram, wo ihm mittlerweile fast 70.000 Menschen folgen. Der potenziellen Kundschaft präsentiert der stets strahlende Aref dort Schokoladenkuchen, Pizza und Waffeln – ausgerechnet in Gaza-Stadt, für die Experten der Integrated Food Security Phase Classification (IPC) erst im August eine Hungersnot ausgerufen hatten.

Darauf sind auch proisraelische Influencer und das israelische Außenministerium jüngst aufmerksam geworden. Die Berichte über eine Hungersnot im Gazastreifen bezeichnen sie als „vollkommen falsche Hamas-Kampagne“.

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Hunger in Gaza trotz Nutella

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Mehrere Videozusammenschnitte auf dem offiziellen Youtube-Kanal des Ministeriums zeigen Lebensmittelmärkte und Restaurants wie das von Hamada in Gaza-Stadt. „Bilder lügen nicht“, steht dort auf mehreren Sprachen. Für sie ist klar: Wo es Schoko-Pfannkuchen gibt, kann keine Hungersnot herrschen.

Wir wollten auch ein Stück Normalität schaffen

Mohammed Aref alias Chef Hamada

Aref, der im echten Leben sehr viel ernster ist, macht das wütend. „Von meinem Geschäft leben alleine in meiner Familie 70 Menschen – natürlich mache ich Werbung, um Kundschaft zu bekommen.“ Anfang August hat Israel außerdem wieder kommerzielle Transporte von Gütern in den Gazastreifen genehmigt. Für die Nutella-Gläser aus seinen Videos habe er umgerechnet fast 90 Euro pro Glas bezahlt.

„Wir wollten auch ein Stück Normalität schaffen“

Aref führt durch das Restaurant. Als Mitte Januar die temporäre Waffenruhe für den Gazastreifen verkündet wurde, kehrte er nach Gaza-Stadt zurück und begann gleich mit der Renovierung des Lokals. Im vorderen Teil stehen nun Plastiktische, auf der Theke knetet ein Angestellter Pizzateig. Auf die Teigfladen legt er Dosenmais und Käse. Für umgerechnet 20 bis 30 Euro gibt es Milchshake, Pizza – und einen Moment Normalität, für die Wenigen, die es sich leisten können.

Im Restaurant ist am Nachmittag wenig los, die meisten Bewohner des Küstenstreifens haben nach zwei Jahren Krieg und Vertreibung kein Einkommen mehr. Viele haben ihre Ersparnisse längst aufgebraucht. Wer Lohn von außerhalb Gazas erhält, muss oft Kommissionen von rund 50 Prozent bezahlen, um an das Geld in bar zu kommen.

„Wir wollten auch ein Stück Normalität schaffen“, sagt der Unternehmer Aref, der mit 17 Jahren die Schule abgebrochen und seither in Restaurants gearbeitet hat. Während der Waffenruhe, bei der täglich rund 600 Lastwagen mit Hilfsgütern nach Gaza kamen, habe das gut funktioniert. Ab dem Beginn der israelischen Blockade im März sei es schwer geworden, noch Zutaten zu finden. „Anfang des Jahres konnte ich 70 Mitarbeiter beschäftigen, jetzt sind es noch halb so viele.“

Nahost-Konflikt

Nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 startete das israelische Militär eine Offensive in Gaza, 2024 folgte der Vorstoß gegen die Hisbollah im Libanon. Der Konflikt um die Region Palästina begann Anfang des 20. Jahrhunderts.

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Die Drehspieße für Schawarma sind leer. Fleisch habe er schon lange nicht mehr gehabt, sagt Aref. Es sollen jüngst auch zwei Lastwagen mit Hähnchen im Gazastreifen angekommen sein. Aber alles werde auf dem Schwarzmarkt verkauft – zu hohen Preisen und nach Regeln, die er selbst nicht verstehe.

Linsen und Reis für die Hilfsorganisationen

Vor der Türe ziehen Menschen mit leeren Töpfen auf dem Weg zu Ausgabestellen für humanitäre Hilfe vorbei. Im Restaurant spielt Musik, unterbrochen vom Klappern der Küchengeräte. Mitunter klirren die Fenster von Explosionen in der Ferne. In den Vororten von Gaza-Stadt ist bereits die israelische Armee vorrückt und bereitet sich auf die Eroberung der Stadt vor.

Große Töpfe für große Portionen: Hier wird für die vielen Bedürftigen in Gaza gekocht Foto: Enas Tantesh

Arefs wichtigste Einkommensquelle liegt im mit Planen überspannten Hinterhof. Dort kochen er und sein 30-köpfiges Team in großen Töpfen Linsen und Reis für die Verteilung durch Hilfsorganisationen. An den Wänden reihen sich Konserven mit Tomatensoße, Säcke mit Reis und Feuerholz, derzeit der einzige Brennstoff.

Die zwischenzeitlich astronomischen Preise seien mittlerweile leicht gefallen, der Hunger aber geblieben. Derzeit koste eine Reisfüllung für einen der gewaltigen Kochtöpfe für die humanitäre Verteilung umgerechnet 500 Euro, im Juli sei es noch dreimal so viel gewesen.

Dennoch reiche es meist nicht für alle, sagt Aref. Selten gebe es Gemüse, Früchte oder Eier, fast nie Fleisch. In Vorbereitung auf die Offensive auf Gaza-Stadt hat Israel humanitäre Pausen für Hilfstransporte in den Norden zudem bereits gestoppt, seither ziehen die Preise wieder an.

Ein neues Leben zwischen Trümmern

Seit Mai versucht Israel, etablierte Hilfsorganisationen zu verdrängen und die Bevölkerung über zentralisierte Verteilstellen der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) versorgen zu lassen. Für Nordgaza betreibt die Organisation nur eine Ausgabestelle, an der laut vielfacher Berichte chaotische Zustände herrschen. Mehr als 2.000 Hilfesuchende wurden seit Mai nahe der GHF-Zentren erschossen, die meisten von der israelischen Armee.

Für Pizza und Milchshake kommen schnell 20 bis 30 Euro zusammen Foto: Enas Tantesh

Olga Cherevko, die für das UN-Nothilfebüro OCHA in Gaza arbeitet, warnt zudem: Auch Videos von Märkten seien keine Beweise gegen eine Hungersnot. Selbst die gesunkenen Preise blieben für den Großteil der Bevölkerung weiter unbezahlbar: „Die meisten Familien haben nach fast zwei Jahren ohne Einkommen ihre Ersparnisse aufgebraucht“, sagt Cherevko am Telefon. Nutella, Chips und Instantnudeln könnten zudem niemanden gesund machen, der über Monate unterernährt war. Um eine Katastrophe zu verhindern, müsse der Gazastreifen mit Hilfsgütern „überschwemmt“ werden.

Der Kinderarzt Musab Farwana sagt am Telefon, sein Krankenhaus müsste eigentlich 500 Kinder pro Tag mit Spezialnahrung behandeln, die Vorräte seien jedoch erschöpft.

„Eine Menge aus Nichts“

Aref hat zu Kriegsbeginn seine Frau und die zwei Kinder aus Gaza herausbringen können, seit mehr als 600 Tagen ist er von ihnen getrennt. Nach der Flucht in den Süden landet er zunächst in Rafah und beschließt nach einigen Monaten ohne Arbeit, einen Essensstand aufzumachen.

Zunächst in Rafah, dann in Nuseirat in Zentral-Gaza hielt er sich seitdem mit Restaurants über Wasser, lebt in einem Zelt. „Im Sommer haben wir es vor Hitze kaum ausgehalten, im Winter hat der Regen alles überschwemmt“, erinnert sich Aref. Die erste Chance zur Rückkehr in den Norden nutzte er.

Bei Instagram zeigen seine Videos vom 28. Januar ihn in der Karawane der Zehntausenden Rückkehrer. Vom Haus seiner Familie nahe dem Al-Schifa-Krankenhaus findet Arif damals nur noch eine Ruine vor.

Seither haben viele versucht, sich zwischen den Trümmern wieder ein Leben aufzubauen. Aref deutet auf seinen Pizzaofen, den er aus Material aus den zerstörten Häusern habe bauen lassen. „Wir können hier in Gaza aus Nichts eine Menge machen. Aber wir sind erschöpft.“ Es mache ihm Angst, erneut vertrieben zu werden – und es nicht noch einmal auf die Beine zu schaffen.

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65 Kommentare

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  • ich muss mich daran erinnern wie die Menschen sich hier zu Corona die Köpfe eingeschlagen haben weil es kein Klopapier mehr gab. Wie weltfremd muss man sein, wenn man nicht nachvollziehen kann das die Situation dort eine absolute Ausnahmesituation ist und sich darüber aufregt das es dort Nutella gibt die dann auch noch teuer ist. Mir fehlen immer öfter die Worte.

  • Die Hauptzutaten von Nutella sind Zucker und Fett, letzteres vor allem Palmöl. wie viel davon wirklich in einem Glas Nutella steckt ist nicht bekannt, aber die Diskrepanz zwischen dem, was Kleinbauern für das Palmöl oder als Entschädigung/Pacht für an Investoren „verkauftes“ Land, im Vergleich zum Ladenpreis für ein Glas Nutella bei uns, bekommen, liegt etwa im Bereich 1 zu 1000. (Ich habe 2012 mal versucht, dass für Bauern in Sierra Leone auszurechnen, habe die Daten aber nicht mehr vorliegen.) Nutella geht also nicht nur gut mit Armut zusammen, es ist Teil einer Maschinerie, euphemistisch Wertschöpfungsketten genannt, die Armut produziert.

  • 90 Euro für ein Glas Nutella, 30 Euro für Pizza mit Milchshake, ein großer Kochtopf voll Reis 500 Euro...



    Viel dramatischer werden diese Preise noch, wenn man sie nicht aus unserem deutschen Gehaltskontext sieht, sondern aus dem aus Gaza. Da lag das Durchschnittseinkommen bei 250 Euro monatlich vor dem Überfall auf Israel.



    Für die katastrophalen Zustände der Lebensmittelverteilung innerhalb Gazas trägt einzig die Hamas die Verantwortung. Das ihre Schergen Güter abfangen und mit horrendem Aufschlag weiterverkaufen ist gängige Praxis seit eh und je.



    Wie man da Israel als größte Bedrohung für Gaza begreifen kann ist mir ein stetes Rätsel. Die Hamas muss komplett zerstört werden. Sie ist seit jeher ein Sicherheitsrisiko für den gesamten Nahen Osten und eine lebensfeindliche Bedrohung für alle Menschen in diesem Gebiet - insbesondere für die eigene Bevölkerung, die sie hungern lässt und als Schutzschild missbraucht.



    Sie hat nichts als ihren eigenen Vorteil und Terror im Sinn und bringt allen Menschen der Region nur Tod, Trauer und Schrecken.



    Dieses Übel muss endlich und endgültig entmachtet werden und ihre Anhänger verfolgt und bestraft, ähnlich der Entnazifizierung bei uns.

    • @Saskia Brehn:

      " und ihre Anhänger verfolgt und bestraft, ähnlich der Entnazifizierung bei uns"

      Von welcher Entnazifizierung sprechen sie hier?

      Etwa davon, das allein das deutsche Justizwesen noch bis weit in die 60er Jahre hinein zu gut einem Drittel aus Personal bestand, welches bereits Ämter in der NS Justiz inne hatte oder aktive NSDAP Mitglieder waren. Oder sprechen sie von den gut 80% der ehemaligen Gestapo Mitarbeiter die danach im Polizeidienst tätig waren oder den Geheimdienst in der BRD mit aufgebaut haben. Jeder 10 Mitarbeiter des BND war ein Mitglied der SS. Oder die Bundeswehr deren Korpsdienst 1959 zu fast 90% aus ehemaligen Wehrmachtsangehörigen bestand. Oder meinen sie mit Entnazifizierung etwa den deutschen Bundeskanzler? Der ist zumindest zurückgetreten.

      Und die Verurteilungen von NS Verbrechern sind noch ein ganz anderes Thema. Der Ausschwitzprozess hat es aufgezeigt. Da verwundert es nicht, das bis 2010 von deutschen Strafverfolgungsbehörden in der BRD nur 6500 Personen wegen NS Verbrechen verurteilt wurden. Alliierte Gerichte haben dagegen bis 1949 immerhin schon über 2000 Urteile versteckt.

      Das ist schon Jenseits von gut und böse was sie da behauptet haben.

    • @Saskia Brehn:

      In der Beurteilung der Hamas als verbrecherische Organisation gehe ich mit Ihnen d'accord, allerdings nicht in dem Schluss, den Sie daraus ziehen.



      Wir haben es mit einem asymmetrischen Krieg zu tun, und solche sind kaum zu gewinnen. Beispiele dafür sind der Vietnam-Krieg und Afghanistan. Natürlich ist Gaza geografisch mit diesen beiden Ländern nicht zu vergleichen, aber die Lehre aus diesen Kriegen ist, dass für jeden getöteten Hamas-Kämpfer zehn neue erwachsen, Kinder und Jugendliche, die ihre Väter, Onkel oder Cousins durch israelische Bomben, Drohnen und Gewehre haben sterben sehen, oder deren Geschwister hungern. Durch Aushungern macht man sich jedenfalls keine Freunde. So wird nur immer neuer Hass geboren und weitergegeben. In der Konsequenz würde ihre Forderung nach der vollständigen Zerstörung der Hamas die endgültige Vertreibung oder Auslöschung des palästinensischen Volkes bedeuten. Das können Sie nicht wollen, oder?



      Zum Zweiten blenden Sie die Agenda der rechtsextremen israelischen Regierung völlig aus, die mitnichten auf die Befreiung der Geiseln und einen wirklichen Frieden zielt, sondern stets auf weitere Eskalation.

      • @Klabauta:

        "...die Lehre aus diesen Kriegen ist, dass für jeden getöteten Hamas-Kämpfer zehn neue erwachsen, Kinder und Jugendliche, die ihre Väter, Onkel oder Cousins durch israelische Bomben, Drohnen und Gewehre haben sterben sehen..."



        Das sehe ich auch so. Und gerade deshalb nochmal: die Hamas muss zerstört werden. Nur so kann dieser Kreis durchbrochen werden.



        Denn sie haben recht, Gaza ist nicht Afghanistan oder Vietnam, das waren riesige Flächenstaaten. Gaza ist sehr klein, solch ein Gebiet ist vollständig beherrschbar.



        Dass das palästinensiche Volk bereits jetzt unglaubliche Leiden ertragen muss und diese auch von Israel ausgelöst werden bestreite ich in keinster Weise, diese Leiden werden aber immer wieder kommen, sobald die Hamas wieder Stärke gewonnen hat und die nächste Terrorwelle startet.



        Es hilft alles nichts, dauerhafter Frieden ist nur möglich ohne die Hamas. Je schneller das erreicht wird, desto eher hört das Leiden der Palästinenser auf.



        Das Israel nicht den Weg der geringsten Mittel geht, richtig. Sie sind aber die einzigen die willig sind, diesen Kampf zu kämpfen. Leider.



        Dafür bin ich Israel dankbar. Islamistischer Terrorismus ist das größte Übel aktuell auf der Welt.

        • @Saskia Brehn:

          Ich bin beeindruckt.

          Es ist Ihnen schon klar, dass der isrealische Terror in Gaza bereits eher 1000mal so viele zivile Opfer gefordert hat wie der Hamas-Überfall und das auch in völlig anderen Ländern, wie Iran, Syrien oder Katar?

          Auch wenn man mal in Deutschland rechtsgerichtete Morde und solche von Islamisten vergleicht, ist die Bilanz erschreckend ausgewogen. Ich habe weniger "Angst" davor, von Islamisten erstochen zu werden als in ins Visier von NeoNazis zu geraten.

          Wer stoppt eigentlich die Israelis, die mittlerweile offiziell an der Annektion aller besetzten Gebiete arbeiten? Natürlich möglichst unter Vertreibung der letzten Palästinenser?

          Wenn man das nun gegenüberstellt - wer ist hier eindeutig Opfer und wer Täter und was ist hier der "einzige Weg" und wo führt der überhaupt hin?

          Als so platt wie bei Ihnen dargestellt ist das im Nahen Osten leider nicht.

    • @Saskia Brehn:

      Absolut richtig.



      Das ist der einzig nachhaltige Weg, wie man diese Region befrieden kann.



      Auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen, das Vorgehen der Israelis ist letztendlich alternativlos, einfach weil die Hamas nicht bereit ist, Frieden zu schließen und ihre Maximalforderungen durchzusetzen.

    • @Saskia Brehn:

      Für die katastrophalen Zustände in Gaza ist nicht nur Hamas verantwortlich, sondern vor allem auch Israel, das Hunger als Waffe einsetzt, Krieg gegen die Zivilbevölkerung führt und offen über eine ethnische Säuberung spricht. Der Verweis auf Hamas kann weder von der israelischen Besatzungspolitik ablenken, in deren Kontext Hamas erst entstanden ist, noch eine Strafexpedition legitimieren, die längst die Grenze zum Genozidalen überschritten hat. Es ist schlicht und ergreifend falsch, Israels Agieren im NO-Konflikt nur als reaktiv zu beschreiben und die expansionistischen und auf regionale Dominanz abzielenden Bestrebungen auszublenden, die von der gegenwärtigen rechtsextremen Regierung nur offener artikuliert werden. Statt den ewig schiefen NS-Analogien würde ich 1904 als Vergleichspunkt anraten: der Völkermord an den Herero wurde auch mit dem Massaker an weißen Siedlern gerechtfertigt. Statt über eine Entnazifizierung der Palästinenser sollte man vielleicht über eine Entkolonialisierung hiesiger Zeitungsleser nachdenken...

      • @O.F.:

        An Ihrem Beitrag ist wie üblich nichts Wahres dran.



        Beschäftigen Sie sich doch einfach mal mit den Fakten des NO-Konflikts und Sie werden feststellen, dass das Agieren Israels tatsächlich reaktiv ist. Oder wie beurteilen Sie den massierten und koordinierten Angriff der arabischen Staaten auf den Staat Israel direkt nach Staatsgründung?



        Ihr Versuch, den Konflikt mit dem Konflikt in Namibia zu vergleichen, geht ebenfalls fehl.

        • @Katharina Reichenhall:

          Es gibt seriöse Fachliteratur zum NO-Konflikt, die mit solchen Einseitigkeiten aufräumt; auch der Angriff der arabischen Staaten auf Israel erfolgte vor dem Hintergrund einer Geschichte wechselseitiger Gewalt und kann nach Jahrzehnten auch nicht mehr als Legitimation für jeden Gewaltakt dienen. Israel verteidigt sich nicht nur, sondern verfolgt eine expansionistischen Agenda, due ebenso viel zum NO-Konflikt beiträgt wie der (teils eben auch reaktive) Extremismus auf palästinensischer Seite. Und davon abgesehen, dass es verharmlosend ist, den Völkermord in Namibia als "Konflikt" zu bezeichnen, bleiben Sie hier eine Erklärung schuldig. KR dixit ist kein Argument.

      • @O.F.:

        Danke! Insbesondere wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Hamas als Gegenpol zur PLO vom israelischen Geheimdienst aufgepäppelt wurde.

  • Wenn ich übermorgen durch Bomben über meinem Haus oder durch Schüsse auf der Straße sterben könnte, oder wenn in den nächsten Stunden eine Explosion eine ganze Nachbarschaft – einschließlich der Crêperie – auslöschen würde, und ich 30 Euro in der Tasche hätte, würde ich mir auch ein bisschen Zucker und Normalität gönnen.



    Aber ich sitze ganz bequem in Berlin und habe nichts zu befürchten, also suche ich mir lieber eine günstigere Option oder bleibe einfach zuhause und verschiebe das alles auf später.



    Was ich nicht machen würde, ist, die Menschen in Gaza zu verurteilen, die so sehr leiden und seit Jahren Krieg ertragen mussten und ihn wohl auch weiterhin ertragen werden – nur weil sie sich einen Crêpe kaufen.

  • Mann wünscht sich, die Israelische Airforce würde auch im Sudan mal einen Treibstofftank abwerfen, dann käme diese seltsam selektive Solidarität & revolutionäre Empathie auch den wirklich Vergessenen dieser Erde zugute.

  • Die zuletzt freigelassenen Geiseln haben ja auch berichtet das die Terroristen sich damit gebrüstet haben, dass sie sich viele von den Lebensmitteln abgreifen.

  • Nach der Lektüre des Artikels stellen sich viele Fragen, die hier bereits von anderen Kommentatoren aufgegriffen wurden. Augenscheinlich gibt es eben doch innerhalb Gazas ein Verteilungsproblem, denn wie können die kostenfrei zur Verfügung gestellten Nahrungsmittel dann zu hohen Preisen verkauft werden. Wer verdient daran? Auch die 90 Euro pro Nutella-Glas irritieren. Vielleicht sollte man versuchen, Gaza unter der Hamas realistischer zu sehen. In Tel Aviv haben Restaurants ihre Küchen geöffnet und zusammen mit anderen aus der Nachbarschaft nach dem 7.10. kostenlos gekocht. Das ist eine andere Situation und nicht gleichzusetzen, doch es verwundert, dass unter der Hamas und in Gaza so etwas nicht möglich ist. Mit kostenfrei gelieferten Nahrungsmitteln.

    • @Niemals:

      Es gibt öffentliche Gemeinschaftsküchen, nur werden es immer weniger (warum, können Sie sich denken).

      Ende April: 180 Küchen, 1070000 Mahlzeiten



      Mitte Mai: 70 Küchen, 300000 Mahlzeiten



      Mitte-Ende Juni: 45 Küchen, 185000 - 209000 Mahlzeiten.

      Quelle: www.dw.com/de/gaza...n-krise/a-73383597

    • @Niemals:

      Tel Aviv wurde allerdings auch nicht von einer enthemmten Soldateska in Schutt und Asche gelegt. Die Verteilung von Lebensmitteln in Gaza funktioniert nicht, weil Israel eine künstliche Knappheit geschaffen hat und gleichzeitig die reguläre Polizei, die für die Sicherung der Lieferungen zuständig war, angegriffen hat. Die Hungersnot in Gaza ist keine Tragödie, sondern ein Verbrechen, weil sie von der rechtsextremen israelischen Regiobewusst herbeigeführt wurde, deren Vertreter in den letzten zwei Jahren hinreichend klar gemacht haben, was ihr Ziel ist: ein Gaza ohne Palästinenser. Davor kann man einfach nicht mehr die Augen verschließen.

      • @O.F.:

        Ich finde es schwierig, hier von einer "enthemmten Soldateska" zu sprechen. Als was bezeichnen Sie dann die Hamas? Anscheinend gibt es zumindest Herausforderungen bei der Verteilung der kostenlosen Lebensmittel.

        • @Niemals:

          Die "Herausforderung" gibt es aus den von mir genannten Gründen. Kein seriöser Beobachter bestreitet mehr, dass die Hungersnot in Gaza von der rechtsextremen israelischen Regierung bewusst herbeigeführt wurde (und nicht einmal die Israelis machen en Geheimnis daraus). Und wenn Sie einmal einen Blick in einem der zahllosen Berichte über Menschenrechtsverletzungen in Gaza lesen, sehen Sie, dass "enthemmt" noch zurückhaltend formuliert ist. Nicht einmal mehr europäische Regierungen bestreiten, dass in Gaza ein Völkermord vor den Augen der Weltöffentlichkeit verübt wird. "Aber Hamas..." ist angesichts dessen keine hinreichende Antwort.

          • @O.F.:

            Es tut mir leid, doch seit dem 7.10. fällt es mir extrem schwer, den von Ihnen beschriebenen Ansichten zu folgen. Immer noch befinden sich Geiseln in den Händen der Hamas. Die Übergaben, als Volksspektakel inszeniert, haben Sie verfolgt? Wenn man von "enthemmt" sprechen will, sollte man sich Videos der Hamas ansehen. Und wenn ich dann etwas von "Nutella" lese und von einem "zweiten Standbein" lese (also Hilfe als Geschäft), bestätigt das eher meine Vorbehalte. Augenscheinlich stellen sich Fragen, die nur schwer zu klären sind. Israel ist nicht für die Verteilung der kostenfreien Nahrungsmittel zuständig.

            • @Niemals:

              P.S. Natürlich ist Israel als Besatzungsmacht für die Versorgung der Zivilbevölkerung zuständig.

            • @Niemals:

              Ich finde es ermüdend, immer noch erklären zu müssen, dass der NO Konflikt nicht am 7.10.23 begonnen hat und der Überfall der Hamas Israel nicht von jeder rechtlichen Verpflichtung entbindet. In Gaza werden vor den Augen der Weltöffentlichkeit Kriegsverbrechen begangen, die sogar in den Augen einiger europäischer Regierungen die Grenze zum Völkermord überschreiteten. Das mit dem Verweis auf Hamas zu relativieren, ist nicht nur juristisch Unsinn, sondern spiegelt auch in beunruhigender Weise die Argumentationsstrategien wider, mit denen Hamas operiert. Opfer geworden zu sein impliziert kein Recht, zum Täter zu werden. Und die Gewaltspirale im NO zeigt auch, dass solches Denken nicht nur unmoralisch, sondern selbstzerstoererisch ist.

            • @Niemals:

              Israel wäre als Besatzungsmacht durchaus zuständig in den Gebieten, die von Israel kontrolliert werden.

              Aber selbst wenn man dies außer Acht lässt, Israel ist seit Anfang des Krieges, für den Mangel an Lebensmitteln und Hilfsgütern verantwortlich.

              Würde Israel die Lieferungen wenigstens nicht aktiv be/verhindern gäbe es keine so große Hungersnot+ Mangel an medizinischen Geräten.

          • @O.F.:

            Was unternimmt eigentlich die Hamas, um die Versorgung ihrer Unterstützer und Wähler sicherzustellen?

            • @Die_Mitte_machts:

              Israel kontrolliert den Zugang zu Gaza, nicht Hamas. Sie lenken mit dem allzu üblichen "Aber Hamas..." von dem eigentlichen Problem ab: die Hilfslieferungen haben funktioniert, bevor Israel begonnen hat, diese zu blockieren und die zivile Polizei (ja, die gab es in Gaza) anzugreifen, die für die Sicherung der Lieferung zuständig war (auch das ist übrigens ein Kriegsverbrechen: Polizisten sind keine Kombattanten). Es gibt in Gaza genau eine Kriegspartei, die Hunger systematisch als Waffe einsetzt, und das ist nicht Hamas.

            • @Die_Mitte_machts:

              Gute Frage. O.F. weiß da sicherlich mehr.

  • Das ist so krass das alles zu lesen und die Hamas bewegt sich keinen Meter, sondern verkauft ihren Schutzbefohlenen noch dazu die Hilfsgüter.

    Kleine Anmerkung: es kamen niemals 600 LKW Hilfsgüter in Form von Nahrungsmitteln in den Gazastreifen, sondern nur in einsm kleinen Teil (~50), der Rest war Baumaterial, "Luxus"güter, etc. Insgesamt ist die Menge also relativ konstant geblieben.

    • @Lucas Jan Lischka:

      Haben Sie dazu eine seriöse Quelle? Ich habe keine Zahlen dazu gefunden.

  • Durch die Bilder abgemagerter Kinder wurde der Eindruck erweckt, in Gazah herrschten Zustände wie einst in z.B. Äthiopien oder Biafra. Dazu passen Crêperie und Lebensmittelmärkte natürlich schlecht.



    Die Wahrheit scheint, wie immer, komplexer zu sein. Hungernde Kinder kann es gleich neben Wohlstand geben. Das gab es auch in europäischen Großstädten wie London oder Berlin, dort selbst bis in die 30er Jahre hinein.

    • @C. Avestruz:

      Auch in Äthiopien oder Biafra gab es damals eine dünne Oberschicht, die nicht hungerte. Über die Zustände insgesamt sagt das nichts aus.

    • @C. Avestruz:

      Ach so. Von dem Krieg haben Sie offensichtlich noch nichts mitbekommen und davon, dass in Gaza regelmäßig Bomben fallen und Essensausgabestellen von israelischem Militär beschossen werden.

    • @C. Avestruz:

      " Crêperie und Lebensmittelmärkte" - wie es scheint haben Sie den Artikel nicht so ganz verinnerlicht. Die Bilder der Pizza haben Sie schon gesehen und die Preise, die für so eine Nutella Glas gezahlt wurden? Ganz abgesehen davon, dass aus dem Text sehr ersichtlich wird, wie eingeschränkt die Versorgung ist, Mangel vor allem an gehaltvollen Nahrungsmitteln wie Gemüse und Fleisch.

    • @C. Avestruz:

      Zur weiteren Information liefere ich Ihnen gerne den Link zu Zahlen und Faktencheck von correctiv.org:

      correctiv.org/fakt...-menschen-in-gaza/

      • @Klabauta:

        Der sogenannte Faktencheck von Correctiv bestätigt die Authentizität der Bilder. Correctiv meint lediglich, dass man daraus keine Schlüsse ziehen dürfe, die nicht zu der Erzählung passen, Israel hungere die gazanische Bevölkerung aus.

  • Also… es kommen kostenlose Lebensmittel rein. Von internationalen Hilfswerken, USA und Israel. Aber diese Lebensmittel sind zu teuer und daher haben viele keinen Zugang… warum nochmal kosten die Sachen Geld? Wie kommt es dazu, dass kostenlose Güter verkauft werden? Wer verkauft und wie kommen die Verkäufer an die Kontrolle über die kostenlosen Waren? Könnte die TAZ das vielleicht mal bei der UN und den Unterorganisationen erfragen? Es ist ja offensichtlich nicht Israel, das die Waren verkauft und damit dafür sorgt, dass Menschen bei der Weiterverteilung leer ausgehen, weil sie kein Geld haben. Wer bereichert sich hier unlauter?

  • Auch wo es CocaCola gibt, haben Menschen kein Trinkwasser.

  • Vorab: Ich finde die Lage in Gaza furchtbar und selbst als die Posts über Restaurants und Märkte in Gaza in den sozialen Medien aufkamen, war mir klar, dass das propagandistisch von proisraelischer Seite geframt ist. Wie in diesem Krieg alles propagandistisch ausgenutzt wird. Von beiden Seiten. Das Problem ist, dass wir keine unabhängige Berichterstattung aus Gaza von Journalisten erhalten, die ihre Aufgabe darin sehen, Widersprüche aufzuklären, statt Widersprüche zu rechtfertigen, wie es dieser Artikel tut.



    Denn wenn einerseits der angebliche Genozid und das Aushungern der Bevölkerung in Gaza als manifest zu gelten haben, es dann aber solche teuren Restaurants und einen blühenden Schwarzmarkt gibt, weckt das doch journalistische Neugier. Wer kann sich z. B. diese teuren Restaurantspezialitäten leisten? Woher hat Mohammed Aref das Geld, die 90 EUR pro Nutella-Glas zu finanzieren? Wer profitiert von diesem Schwarzmarkt? Unabhängiger Journalismus würde nachfragen und nachforschen, als einfach nur zu reproduzieren, was die Interviewten sagen.

    • @Karla Columna:

      "... weckt das doch journalistische Neugier. ..."

      Mein persönlicher Eindruck ist, dass journalistische "Neugier" in erster Linie geweckt wird, wenn es darum geht, der jüdisch und/oder israelischen Kriegspartei tatsächliches oder vermeintliches Fehlverhalten nachzuweisen, während die gegnerische Kriegspartei Gaza-Hamas-Iran-Huthi-Hizbollah-u.a. eher weniger kritisch beobachtet und begleitet werden.

      "Woher hat Mohammed Aref das Geld, die 90 EUR pro Nutella-Glas zu finanzieren?"

      Mir fallen dazu die folgenden Möglichkeiten ein: Er ist Mitglied einer einflussreichen/vermögenden Familie, er arbeitet mit der gazanischen Regierung und ihren Kämpfern zusammen, er arbeitet mit der gegnerischen Kriegspartei zusammen oder er erhält eine sehr hohe Märtyrer-Angehörigen-Rente, sofern die noch bezahlt werden ... vielleicht können diese Renten auch mehrfach bezogen werden, abhängig von der Anzahl der Familienmitglieder im Gefängnis bzw. der im Kampf verstorbenen. Mehr fällt mir im Moment nicht ein.

    • @Karla Columna:

      Journalistische Berichterstattung wurde "etwas" coupiert, weil laut Statista (können Sie selbst online recherchieren in 2 Minuten) nur im Jahr 2024 in Palästina weit mehr Journalisten in Ausübung ihrer Tätigkeit getötet wurden (nämlich 16) als in jedem anderen Land. Die Verletzten sind nicht gelistet.

    • @Karla Columna:

      1. Wo Mangel herrscht, entsteht Schwarzmarkt. Das heißt aber nicht, dass jene, die für den Mangel verantwortlich sind (in diesem Fall in erster Linie Israel) deshalb ihre Hände in Unschuld waschen können.

      2. Dass wir keine unabhängige Berichterstattung erhalten liegt daran, dass Israel keine ausländischen Journalisten in den Gazastreifen hineinlässt. Trotzdem bemüht sich auch dieser Artikel, unter diesen widrigen Umständen ein möglichst sachliches Bild der Lage zu geben.

      • @Klabauta:

        "Das heißt aber nicht, dass jene, die für den Mangel verantwortlich sind (in diesem Fall in erster Linie Israel) deshalb ihre Hände in Unschuld waschen können."

        Das ist falsch.



        Verantwortlich ist in erster Linie die Hamas. Man kann die Maßnahmen und das Vorgehen der Israelis kritisieren, aber die Verantwortung dafür liegt bei der Hamas.

        • @Katharina Reichenhall:

          Sie wissen es also besser als MSF oder alle die anderen Hilfsorganisationen. Na dann brauchen wir an der Stelle nicht weiter zu diskutieren.

      • @Klabauta:

        1. Dass dort jemand für ein Glas Nutells 90€ zahlen kann, um es in seinem Restaurant für teure Schoko-Pfannkuchen, die sich eigentlich niemand leisten kann, zu verwenden, wirft aber auch Fragen auf.



        2. Der Artikel gibt keine Antworten, sonst blieben nicht soviele Fragen offen.



        3. Ja, Israel sollte unabhängige Journalisten aus Gaza berichten lassen.

      • @Klabauta:

        Klingt für mich nach vielen Worten um sich der Frage nicht stellen zu müssen: Wer stiehlt die Hilfsgüter und verkauft sie weiter? Das es potenziell zu wenige sind berührt diese Frage nur bedingt.



        Und unabhängig von „Unabhängiger Berichterstattung“ wird hier einfach durch die Schilderung klar, dass Akteure kostenlose Güter verkaufen. Die Fragen müssen lauten: Wer, wie und warum?

        • @Maxime Musterfrau:

          "Die Fragen müssen lauten: Wer, wie und warum?"

          Es reicht schon die deutsche Berichterstattung der letzten Monate zu verfolgen, um diese Fragen zu beantworten.

          Ein Großteil der Plünderungen geht auf das Konto von kriminellen Clans die auch schon in früheren Zeiten den Schwarzmarkt in Gaza unter Kontrolle hatte. Jetzt aber werden zumindest einige Clans direkt von Israel unterstützt. Dazu kommen die Plünderungen der Hamas um ihre Mitglieder zu versorgen, aber anscheinend nicht um damit Handel zu betreiben.

          In der britischen Times oder der Washington Post finden sie auch Artikel über die Strukuren dieser Clans.

          Deutsche Medien zum Thema



          Tagesspiegel v. 5.8.25



          www.tagesspiegel.d...mmen-14130497.html

          Die Zeit v. 28.5.25



          www.zeit.de/politi...sgueter-israel-faq

          taz v. 3.12.24



          taz.de/Hilfsliefer...streifen/!6050052/

          Süddeutsche v. 12.6.25



          www.sueddeutsche.d...anjahun-li.3267970

        • @Maxime Musterfrau:

          "Wer stiehlt die Hilfsgüter und verkauft sie weiter? Das es potenziell zu wenige sind berührt diese Frage nur bedingt."

          Diese Frage spiel keine große Rolle. Wenn es Mangel gibt, gibt es immer ein paar Leute, die es schaffen, sich etwas zusammen zu rauben. Fakt ist, dass in Gaza fast 2 Millionen Menschen hungern. Und selbst wenn es gelingen würde, zu verhindern, dass sich eine sehr kleine Oberschicht etwas raubt, würde die Nahrung immer noch nicht annähern für alle reichen.

          Das Problem ist, dass viel zu wenig Nahrung in den Gazastreifen kommt. Der Verweis auf die Nebenwirkungen ist nur Ablenkung.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Also ich sehe das anders. Wenn zu wenig Nahrung vorhanden ist, ist es an amoral kaum zu überbieten in einer solchen Situation auch noch Profit aus der Lage zu schlagen. Und wer ist denn die Oberschicht, die für ein solches Vorgehen die Verantwortung trägt?

            • @Maxime Musterfrau:

              "Wenn zu wenig Nahrung vorhanden ist, ist es an amoral kaum zu überbieten in einer solchen Situation auch noch Profit aus der Lage zu schlagen."

              Ja. das ist unmoralisch. Aber so sind Menschen nun mal. Und wenn Sie sich jetzt über eine bestimmte Oberschicht beklagen wollen, können Sie das natürlich tun. Allerdings sind alle so.

        • @Maxime Musterfrau:

          Es werden aber ganz normal kommerziell Güter importiert. Ich bezweifle, dass Hilfspakete Nutella enthalten.

          • @Francesco:

            Würde mich persönlich nicht wundern. Das Mehl in den Teigwaren ist aber u.a. eines der Produkte, wo man davon ausgehen kann, dass es auch in großem Umfang als Hilfslieferung ankommt. Und der kommerzielle Handel läuft aktuell nur mit von Israel zertifizierten und kontrollierten Händlern. Kein Wort im Artikel, dass es sich um einen solchen handelt oder die Waren von einem solchen gekauft wurden. Einfach dürftig der Bericht.

            • @Maxime Musterfrau:

              Vielleicht, weil der Autor andere Fragen für relevat hielt als Sie.

        • @Maxime Musterfrau:

          Mit 1.000 %tiger Sicherheit nicht die IDF.

        • @Maxime Musterfrau:

          Sorry, gemeint ist natürlich correctiv.org

        • @Maxime Musterfrau:

          Auch Ihnen verlinke ich gerne noch einmal die sehr informative Recherche von collectiv.org, die vielleicht einige Ihrer Fragen beantwortet:



          correctiv.org/fakt...-menschen-in-gaza/

          • @Klabauta:

            Den ich gelesen habe und der ebenfalls A.) die Tatsache feststellt, dass kostenlose Lieferungen u.a. des WFP verkauft werden B.) die Frage ebenso umschifft, wer hier verkauft, wie an die Waren gelangt wird und warum kostenlose Güter verkauft werden. „Korrupte Banden“ ist mir etwas wenig. Und es bleibt die Vermutung, dass auch die Hamas hier ordentlich verdient. Auch die Behauptung die meisten Plünderungen werden von Zivilisten verübt, erscheint komisch, wenn im Anschluss große Mengen Lebensmittel scheinbar nicht in Mägen, sondern auf Marktständen landen. C.) Ebenfalls darauf verzichtet kritische Nachfragen u.a. an UN-Mitarbeiter:innen zu stellen, die ja regelmäßig geleugnet haben, dass es in großem Umfang zur Zweckentfremdung von Hilfsgütern kommt. Was eine der Kernbegründungen für die GHF ist und war.



            Einfach irgendwelche Artikel zu verlinken beantwortet nicht automatisch Fragen.



            Und selbst im Artikel steht, dass sich u.a. Von der UN gemachte Angeben nicht unabhängig prüfen lassen.

            • @Maxime Musterfrau:

              Ich finde schon, dass der Artikel soweit möglich Fragen beantwortet. "die Behauptung die meisten Plünderungen werden von Zivilisten verübt, erscheint komisch", "es bleibt die Vermutung" - Zweifel säen hat Methode.



              Was nützt es, Un-Mitarbeiter*innen Fragen zu stellen, wenn diese nach Ihrem Eindruck lügen? Aber der GHF glauben Sie ganz ohne Nachfragen?



              „'Korrupte Banden“ ist mir etwas wenig.' " Was genau möchten Sie? Die Namen der Beteiligten?



              "Warum kostenlose Güter verkauft werden" - Weil Mangel an Gütern, vor allem an Lebensmittel, fast zwangsläufig Schwarzmärkte entstehen lässt. Was ist daran so schwer zu verstehen?

              • @Klabauta:

                Vermutungen zu äußern, die in erster Linie eigene Erzählungen stützen hat ebenfalls Methode und das tun Sie so wie auch die zitierte UN-Mitarbeiterin. Von einem sich als kritisch verstehende Journalismus erwarte ich aber eben nicht einfach Aussagen zu reproduzieren, sondern eben in die kritische Nachfrage zu gehen.



                Was es nützen soll Organisationsvertreter:innen Fragen zu stellen, wenn man erstmal ihre Behauptungen für ggf. Undifferenziert hält? Ihr Ernst? Na dann können wir uns ja grundsätzlich mit Gesinnungsjournalismus begnügen…



                Ja ich will die Namen der Beteiligten wenn möglich. Wird schwer, aber zumindest den Effort herauszufinden wer beteiligt ist.



                Also ist es für Sie grundsätzlich vertretbar, dass sich Akteure aus Gaza an der eigenen Bevölkerung unlauter bereichern? Ich wills nur wissen, weil ihre saloppe „dann gibts halt Schwarzmärkte“-Antwort darauf hindeutet, dass Sie keinerlei Problem mit diesem Umstand haben. Ich habe da andere Ansprüche an Menschen.

                • @Maxime Musterfrau:

                  Ich kann das nur als böswillige Unterstellung Ihrerseits interpretieren. Nur weil ich einen Umstand konstatiere, heißt das nicht, dass ich ihn gutheiße. Anderes



                  Beispiel: Die Prohibition in den USA zu Beginn des 20. Jh. führte zu Mafia-Strukturen. Auch die heiße ich nicht gut, nehme sie aber als logische Folge zur Kenntnis.

                  • @Klabauta:

                    Ach jetzt kommt die übliche Strategie. Man denkt nicht nach, was man eigentlich so für Setzungen macht und werden die Implikationen angesprochen, dann sind es „böswillige Unterstellungen“. Sie Normalisieren hier konsequent das Stehlen von Hilfsgütern unter dem Deckmantel der vermeintlich „objektiven“ Beobachtung. Und einzige Praxisbeispiel, was Ihnen für außerhalb Gazas einfällt, hat überhaupt keinen Vergleichswert. Alk-Schmuggeln ist nicht das selbe wie die Straße runter jemanden hungern zu lassen, weil man Kasse machen will. Das wusste sogar die Mafia und hat eine Menge sozialer Projekte finanziert.

                    • @Maxime Musterfrau:

                      Als böswillige Unterstellung habe ich bezeichnet, dass Sie behaupten, ich würde den Schwarzmarkt in Gaza irgendwie rechtfertigen. Ich sage es ein letztes Mal: das tue ich nicht, nur weil ich sage, dass dort, wo Mangel herrscht, illegale Strukturen entstehen. Das können Sie gerne leugnen, sie existieren leider trotzdem.



                      Anderes Beispiel: Schwarzmarkt nach dem 2.Weltkrieg oder die Schwarzmärkte in Darfur.

                • @Maxime Musterfrau:

                  Das möchte ich sehen, wenn Sie selbst in die Lage kommen. Wie heißt es bei Brecht: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral."

                  • @Francesco:

                    Dann wäre es auch u.a. Ihre Aufgabe mich zu kritisieren, sollte ich Nahrungsmittel veruntreuen. Das Brecht sicher nicht dafür plädiert hat die Moral fahren zu lassen wissen Sie. Das Zitat ist ähnlich gern verkürzt genutzt wie Adornos: „Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.“



                    Mit einer solchen Attitüde lässt sich jedes amoralische Verhaltne rechtfertigen. Ich hoffe nur Sie sind konsequent in der Anwendung Ihrer Überlegungen. Mein Eindruck war das bei Ihnen bisher nicht. Sie bringen das nur in Stellung, wenn es für die Partikulärinteressen, die Ihnen zusagen hilfreich ist.

  • Also wer kann sich den Restaurantbesuch leisten? Mal abgesehen von den internationalen Helfern, die stets damit befasst sind, ihren privilegierten Status zu wahren.

    • @Momo33:

      Oder Milizionäre, die Essen verkaufen.

      Man muss auch beachten, dass die Umrechnungen irgendwie unsinnig sind. Es gibt keinen Aldi in Rafah und daher sind 10€ in Gaza keine 10€ bei uns und die Menschen bewerten das auch anders angesichts der Perspektive von Tod oder Vertreibung.

      Die in Gaza befindlichen Geldscheine kreisen und werden für das ausgegeben, was gerade sinnvoll erscheint.



      Irgendjemand hat übrigens immer das Geld, es verschwindet ja nicht. Die Frage "ja wer hat denn da noch Geld", die hier immer wieder gefragt werden erscheinen mir doch ziemlich naiv.

      Das ist einfach brutalster Kapitalismus am untersten Rand.



      Und ja, da gibt es auch immer ein paar Gewinner und viele Verlierer.