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Hass gegen GrüneBrandmauer braucht Feminismus

Alexandra Hilpert
Kommentar von Alexandra Hilpert

Konservative hacken zurzeit vor allem auf Grünen-Frauen herum. Der CSU-Chef verglich die Umweltministerin mit Margot Honecker. Das spielt der AfD in die Hände.

Attackierte Grünen-Frauen: Ricarda Lang, Lisa Paus und Steffi Lemke (vlnr) Foto: dts Nachrichtenagentur/imago

G rünen-Bashing liegt im Trend. Erst kürzlich wurde Wirtschaftsminister Robert Habeck am Verlassen einer Fähre gehindert und angefeindet. Wie heftig der Hass gegen die Partei ist, bekam das Spitzenpersonal nun erneut zu spüren: Wegen gewaltsamer Proteste, unter anderem von Landwirten, mussten sie den Politischen Aschermittwoch im baden-württembergischen Biberach absagen. Protestierende beschimpften und blockierten Parteichefin Ricarda Lang. Am Auto von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir wurde die Scheibe eingeschlagen.

Zeitgleich hielten Sahra Wagenknecht (BSW) und Markus Söder (CSU) flammende Reden gegen die Ampel, besonders gegen die Grünen, besonders gegen die Frauen. Söder etwa verglich Umweltministerin Steffi Lemke mit der einstigen SED-Ministerin Margot Honecker.

Der Hass trifft alle Grünen, aber unter ihnen besonders stark benachteiligte Gruppen wie Frauen, Queers oder Menschen mit Migrationsgeschichte. Sie werden zur Zielscheibe gemacht, denn ihre Gleichberechtigung steht für den gesellschaftlichen Fortschritt, den Rechte ablehnen. Weitere Kernelemente von Rechtspopulismus sind ein angeblich einheitlicher Volkswille sowie rhetorische Mittel der Vereinfachung. Um Inhalte geht es dabei nicht, sondern darum, Gefühle zu erzeugen, deren Intensität jedes Mitgefühl, das man für benachteiligte Gruppen haben könnte, überschattet.

Dabei hätte die Union das gar nicht nötig, vor allem nicht in Bayern. Sie hat genug Anlässe, die Grünen für ihre Politik zu kritisieren. Stattdessen tut Söder das Gleiche wie andere Konservative: Er redet genauso daher wie die AfD – in der Hoffnung, sie auf diese Weise überflüssig zu machen. Doch in Wirklichkeit stärkt er sie damit.

Wer rechtspopulistische Strategien benutzt wie Söder in seiner Rede am Politischen Aschermittwoch, macht sich nicht nur mit der AfD – auf der anderen Seite der vermeintlichen Brandmauer – gemein. Er trägt auch dazu bei, Frauenhass zu normalisieren.

Was kann man da tun? Zuallererst: verhindern, dass Menschen wie Söder Macht bekommen. Dafür braucht es Gegenwind aus der Union und eine Solidarisierung mit den Opfern von Misogynie und Sexismus. Statt Frauenhass sollte die CDU Feminismus normalisieren. Gleichberechtigung für alle verspricht sie schließlich auch in ihrem Grundsatzprogramm. Bei der AfD sind solche Bestrebungen indes völlig aussichtslos, da ihre Politik vollständig auf der Abwertung und Ausgrenzung dieser Gruppen fußt.

Wer ernsthaft eine Brandmauer nach rechts bilden will, darf die Narrative der AfD nicht stärken. Er muss sich zum Feminismus bekennen.

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Alexandra Hilpert
Redakteurin
Hat in Leipzig Journalismus studiert und ist seit 2022 fest bei der taz, aktuell im Online-Ressort als CvD und Nachrichtenchefin. Schreibt am liebsten über Wissenschaft, Technik und Gesellschaft, unter anderem in ihrer Kolumne Zockerzecke.
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43 Kommentare

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    Die Moderation

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Angelfest im Haifischbecken –



    Ai, wie sie sich die Mäuler lecken.



    Es fischen Hubsi, Merz und Söder,



    Und die Grünen sind die Köder.



    Auch die Sahra Wagenknecht



    Beherrscht dies Spiel. Mir wird ganz schlecht.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @95820 (Profil gelöscht):

      Fragt Ihr, wenn ich als Haifisch seh`?



      Das ist doch klar, die AfD.



      Hält Mensch die Schnur zu lange fest,



      Gibt’s für den Hai das Angelfest.



      ---



      Wär ich ein Maler, würd‘ ich’s malen.



      (Klaus Stuttmann kann ich nicht bezahlen.)

  • Reicht es denn nicht das wir die AfD im Land haben?



    Aiwangers FW und die "Christsozialen" mit Söder sind Populisten die mit ihrem Geschwafel nur Zwietracht sähen in diesem Land.

  • Es ist halt schon ein Sport für hartgesottene Konservative irgendwas provokantes in den öffentlichen Diskurs zu schmeißen und sich genüsslich das Echo daraufhin an allen Enden reinzuziehen und sich an der eigenen öffentliche Selbstwirksamkeit weiden. Das lernen die sicher schon in Workshops in der JU.

    Wir sollten aufpassen, dass wir, ebenso wie bei der AFD (gestern wieder Illner mit Storch und Wagenknecht, OMG), nicht über jedes Stöckchen springen. Ich meine von Horst Seehofer mal sinngemäß das gelesen zu haben, erfolgreiche CSU(CDU)-Politik bemesse sich am Grad der Empörung der "Anderen".

    Das Thema über den Feminismus aufzuziehen, ist sicher richtig und notwendig, also den Frauenhass, der eine Schnittmenge zwischen Konservativen und AFD bildet, aber man muss auch wissen, dass es völlig egal ist, ob Der Urheber des Honecker- Vergleichs im Recht ist oder nicht, solange die Union die Themen bestimmen kann, profitiert sie davon in Umfragen und an den Wahlurnen.

  • Das in diesem Kontext wichtigste ist, aus Diffamierungen und Beleidigungen Konsequenzen zu ziehen. Eine wichtige und notwendige ist das Ausschließen einer Koalition mit den Schwatten nach der nächsten BT-Wahl durch die Grünen.

    • @Kaboom:

      Das wird sicherlich nicht passieren. Wenn sie die Chance haben, werden sie koalieren. Egal mit wem. Ok, AFDepeen natürlich außen vor.

      • @Ahnungsloser:

        Glaube ich - leider - auch. Steffi Lemke gab gestern im TV die "schmerzfreie Pragmatikerin" (interessante Sendung btw., weil Wagenknecht und v.Storch sich deutlich annäherten). Das war geradezu eine Einladung für die nächste Runde Diffamierungen.



        Diese devote Art, die andere Wange hinzuhalten, bringt keinerlei Benefit. Nicht für die Grünen, und schon gar nicht für Lemke selbst.

  • Am Rande und ergänzend: da sitzt Storch bei Illner, Dummheit und Brutalität feiern Hochzeit mit Eitelkeit und Geltungsdrang, man kann und darf auch mal Frauen schrecklich finden.

  • Der letzte Satz ist fehl am Platz. Mit Feminismus hat das alles nichts zu tun. Sonst ist die Analyse völlig richtig. Es ist schon erschreckend, dass unverhohlene Misogynie scheinbar so etwas ist, wie die natürliche Steigerungsform ohnehin schon unsachlicher Polemik. Feindbilder zu bedienen ist an sich schon schwach und dumm, dabei die vermeintlich schwachen oder naiven Frauen anzugreifen ist ein charakterliches Vollversagen. Es handelt sich aber darüber hinaus auch um ein gesellschaftliches Phänomen. Frauen sind weniger anfällig für die AFD und andere Rechte. Frauen machen sich mehr Sorgen um die Umwelt und ihren Schutz, Frauen sind wirklich und objektiv so etwas wie der natürliche Feind von Populisten und Schaumschlägern. Und sie machen offensichtlich auch Angst. Dazu könnte man fast schon beglückwünschen.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Ihr Verständnis von Feminismus ist, mit Verlaub, unterwickelt. Es geht doch insbesondere um ausreichende gesellschaftliche Teilhabe, insbesondere im politischen Raum. Das bedeutet nicht, dass Frauen in der Politik über Kritik erhaben sind. Substanzlosen Frontalangriffen entgegenzutreten bedeutet Feminismus zu stärken. Wieso ernennen einige Diskutanten Feminismus zum Kampfbegriff? Diesem Reflex gilt es entgegen zu treten.

  • Die Konservativen zeigen endlich ihr wahres Gesicht! Konservativ ist nicht die Mitte! Vergesst nie, wer damals Hitler an die Macht gebracht hat!

    • @boidsen:

      Es beruhigt mich dass Sie das heutige Verhalten der Konservativen als "ihr wahres Gesicht" betrachten und nicht ihre Rolle bei der Machtergreifung Hitlers.

      Darüber hinaus: Konservativ ist ein grobes Schlagwort das eine Perspektive vermittelt. Die kann man in weiten Teilen des politischen Spektrums finden. In den meisten Fällen neigen konservative Positionen zur Mitte, weil das in der Natur der Sache liegt: Wenn ich Veränderungen blöde finde und alles beim Alten belassen will (eine grob verkürzte Darstellung), dann steht das radikalen Positionen diametral entgegen und auch extremistische Positionen machen für mich keinen Sinn.

      Es gibt konservative Linke und es gibt konservative Rechte, aber die meisten werden sich ziemlich dicht an der Mitte befinden. Während das ganz positiv klingt muss man natürlich einschränken dass eine konservative Grundhaltung stets die Gefahr in sich birgt notwendige Entwicklungen abzulehnen. Dem entgegen stehen Strömungen, die dem Grundsatz "Konservativ heißt die Flamme zu erhalten und nicht die Asche aufzubewahren", wobei diskutiert werden kann ob das nicht eine progressive Position aus einem konservativen Umfeld ist.

      Lange Rede kurzer Sinn: Es ist komplizierter. Viel komplizierter. Ich nehme an, dass Sie das wissen. Bitte unterlassen Sie den Populismus, sie tragen damit lediglich zur weiteren gesellschaftlichen Spaltung bei.

  • "Er redet genauso daher wie die AfD – in der Hoffnung, sie auf diese Weise überflüssig zu machen."

    Diese Hoffnung ist berechtigt. In Dänemark haben sich die Sozialdemokraten entschieden der Themen der Rechtspopulisten angenommen (Migration, hauptsächlich). Mit dem Ergebnis, dass die Rechtspopulisten in der Bedeutungslosigkeit verschwanden.

    • @venom:

      Und - nur mal so gefragt: Welchen Unterschied macht es, ob Rechtspopulisten rechtspopulistische Politik machen, oder andere Rechtspopulisten, die sich Sozialdemokraten nennen?

  • Also ich habe mir diesen und das letzte Jahr bereits so viel Kritik an den Grünen gehört. Besonders in der Arbeitswelt kam das Thema immer mal wieder auf unter der Belegschaft. Es wird auch immer mehr.

    Dabei geht es aber immer um die "Reichen aus der Hauptstadt mit ihren Luxusproblemen" und nie hab ich von diesen Kritikern und Kritikerinnen irgendwas gehört was sich speziell gegen Frauen richtet. Es richtet sich immer und immer wieder gegen "die Grünen!" Und da machen die Leute auch keine Unterscheidungen. Was ja Teil des Problems ist. "Die Grünen" ist ein Sammelbegriff für den politischen Gegner. Was in Amerika früher "the reds" war ist jetzt hier "die grünen". Obs stimmt, is doch egal. War denen immer egal.

    Die hier reden von Heizungen, Autos, Geldnot, gefühlte und reale Ungerechtigkeit, Zukunft, Migration und noch so viel mehr. Aber darum Frauen aus Führungs-/ Machtpositionen oder der Politik zu jagen oder als Frauen für ihr Frau sein anzugreifen sehe ich nicht. Eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Verglichen mit den Kameradschaften und "parlamentarischen" Strukturen aus den 00er Jahren ist das heute ein ganz anderes Bild. Besonders die digitale Agitation über einen pseudofeminismus hat doch bei der rechten Jugend absolute Hochkultur!

    • @Thomas O´Connolly:

      Es geht hier nicht um inhaltliche Kritik sondern um persönliche Diffamierungen und Beleidigungen von Personen, die bereit sind in Ämtern und Mandaten Verantwortung zu übernehmen.



      Wer sich nicht in den einschlägigen asozialen Medien tummelt, bekommt davon - fürchte ich - auch gar nicht so viel mit. Nur ab und zu blitzt etwas davon durch. Und das ist zutiefst frauenfeindlich und auch rassistisch, dass einem das Kotzen kommt.

  • Der Rollback ist nicht mehr aufzuhalten. Linke, Linksliberale, Grüne werden über Jahre wieder die absolute Minderheit bilden. Es wird extrem viel Mut dazu gehören, zu seiner Haltung öffentlich zu stehen und sie zu verteidigen, gegen die meist männlichen weissen Suprematisten. Dazu braucht es auch Feminismus. Klar. Reichen wird es vermutlich nicht.

    • @rosengrob:

      @Rosengrob. In der Bundesrepublik Deutschland ist eine Mehrheit rechts der SPD der Normalfall, wie man auch immer dazu stehen mag. Gleiche Rechte sollte aber auch eine Union inzwischen vertreten (müssen), zumindest was Geschlecht angeht. Weitere Kriterien (Einkommen, Vermögen, sex. Orientierung, Herkunft, Hautfarbe, ...) werden dann leichter hinzukommen, wenn die "Wirtschaft" Arbeitskräfte breit suchen muss wie absehbar. Dann werden auch Jakub mit autistischen Einschlägen oder Mel* aus der Rhön oder Özlem mit Kopftuch begrüßt. Ich würde es mir auch humanistiuscher begründet wünschen, fütchte aber, dass dies der treibende Faktor sein wird, wie schon bei Sabine, Susanne und Leonie.

  • Immer wieder kommen aus Reihen der Union verstörende Statements gegen die Grünen - das vor dem Hintergrund einer orchestrierten Hass- und Hetzkampagne der AfD gegen die Grünen. Orchestriert deshalb, weil es der AfD gelungen ist, weitere , nicht unbedeutende gesellschaftliche Gruppen - nicht nur die Bauern (!) - in ihre antidemokratische Agenda einzubinden. Was nämlich als (gerechtfertigter) Protest gegen eine desaströse Ampelpolitik daherkommt, bedeutet in Wirklichkeit die Schleifung unserer demokratisch verfassten Gesellschaft und Institutionen.



    In der Migrationspolitik ist es der AfD sogar gelungen, gesamtgesellschaftlich den Takt vorzugeben - die übrigen etablierten Parteien lavieren hier zwischen Anpassung und hilfloser Abgrenzung zur AfD - und das demokratische Spektrum zu spalten. Deshalb bin ich auch skeptisch, ob die derzeitigen Proteste gegen Rechts Bestand haben werden.



    Ich habe ja in den letzten Woche stark für eine Einbindung der bürgerlichen Parteien in die Proteste - ist die Bezeichnung als neue deutsche Demokratiebewegung zu euphemistisch? - geworben, bis an den Rand der eigenen politischen Selbstaufgabe. Aber das fällt mir jetzt, nach Söders Aschermittwochsrede immer schwerer.

  • Der Klimawandel ist für viele Menschen eine "Zumutung" und die bereits durchgesetzten oder empfohlenen Maßnahmen eine nervige Gängelei, Komfort- und Wohlstandsverlust.

    Wer glaubt, dass der wohlstandsverwöhnte Wähler sich seinen CO2-verursachenden kleinen Luxus von den Grünen ausreden lässt, der hat sich geirrt.

    Solange es bei Ankündigungen und ein paar Windrädern oder Solarpanels blieb, hat man noch mit den Grünen sympathisiert, weil man ja im Angesicht der Klimakrise kann nicht NICHTS tun kann. Aber nun, wo es in einigen Bereichen ans "Eingemachte" geht, wie die Heizung des eigenen Hauses, da kippt auch bei früheren Sympathisanten die Stimmung.

    Die Grünen scheitern an den Triebkräften des Kapitalismus, der Wachstum und steigende Börsenkurse braucht. Den Kapitalismus abzuschaffen oder zu überwinden/transformieren, wie Ulrike Hermann von der TAZ fordert, das trauen sich die Grünen nicht, weil sie dann nicht mehr koalitionsfähig und vermutlich verfassungsfeindlich wären?

    So scheitert der Klimaschutz an der Konditionierung der Mehrheit der Menschen auf Konsum, aber auch an der Inkonsequenz der Grünen, wobei die anderen auf Wachstum fixierten Parteien noch viel schlimmer sind.

    So bitter wie es ist, konsequenter Klimaschutz und Demokratie gehen nicht zusammen.

    In der Demokratie ist eben nur ein sehr langsamer Klimaschutz möglich, wie wir ihn gerade erleben. Der wird die Erwärmung von 4-5 Grad auf vielleicht 3 Grad bremsen.

    Der Klimawandel wird kommen wie eine Naturkatastrophe, wie ein Vulkanausbruch oder Meteoriteneinschlag, Ereignisse, die ja schon in der Erdgeschichte für gravierende Klimaveränderungen gesorgt haben, wie das Aussterben der Dinos.

    Nur das es eben in unserem Fall eine theoretische Chance gegeben hätte, diesen kommenden Klimawandel aufzuhalten, das hat dann doch einen bitteren Beigeschmack..

    • @Paul Schuh:

      Wo fängt Wohlstand an und wo Überfluss? Was gibt der Planet noch her, bevor die Biosphäre zusammenbricht? Wir werden es erleben, ich bin 67. Wenn ich Pech habe, bin ich selbst dabei.

    • @Paul Schuh:

      In dem Zusammenhang denke ich immer: der Politik wird oft vorgeworfen, nicht ehrlich zu sein. Und hier gibt es eine Partei, die sagt, es kann so nicht weitergehen mit der Zerstörung des Planeten, wir müssen Gewohnheiten ändern, und dann ist es auch wieder nicht recht.

      • @Ciro:

        Nur dann, wenn das eigene Leben hier und jetzt funktioniert (erträglich, bewältigbar erscheint) beginnen (die meisten) Menschen damit, darüber nachzudenken, was getan werden sollte/muss, damit das auch in der Zukunft so bleibt oder sogar besser wird. Andernfalls wenden sie ihre gesamte 'Energie' für das reale Leben in der Gegenwart auf.

        Genau darum ist es wenig zielführend, Maßnahmen (für die Zukunft) zu ergreifen, durch die sich die Lebensqualität von immer mehr Menchen verschlechtert. Natürlich jammern etliche auf ziemlich hohem Niveau. Aber für Menschen mit weniger als dem Durchschnittseinkommen (Geringverdiener, Rentner, unzählige Mieter) trifft das zunehmend nicht mehr zu. Irgendwann geht es nicht mehr um 'Gewohnheiten' sondern um lebensnotwendige Bedürfnisse.

        • @Al Dente:

          Bei denjenigen, die am lautesten Schreien und nicht bereit sind zu bitter notwenigen Veränderungen handelt es sich aber eben nicht um diejenigen, bei denen es um "lebensnotwendige Bedürfnisse" geht.



          Wir alle müssen uns fragen, was wir denn so unter echter Lebensqualität verstehen außer ungehemmtem Konsum.



          Der Klimawandel wird mit Sicherheit dafür sorgen, dass wir irgendwann alle am eigenen Leib erkennen, was wirklich lebensnotwendige Bedürfnisse sind. Die werden wir bei unvermindertem Fortschreiten des Klimawandels auch im wohlhabendsten Teil der Welt irgendwann nicht mehr befriedigen können.



          Wer nicht so lange warten will, kann ja schon mal in andere Regionen der Welt schauen und sich überlegen, was ihm seine vermeintlich günstige Gasheizung, sein tolles Auto oder die jährliche Kreuzfahrt so nützt, wenn sein Lebensumfeld regelmäßig wahlweise verdorrt, überschwemmt oder regelmäßig durch Stürme verwüstet wird.

    • @Paul Schuh:

      Ein gelungener Kommentar!

      Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine Transformation unseres Wirtschaftssystems aussehen soll. Wir bräuchten ja eine Art Postwachstumsgesellschaft. Der Kapitalismus erzählt aber immer die attraktivere Geschichte: mehr Wachstum, mehr Wohlstand, mehr von allem, ....

      Klimaschutz und Demokratie gehen so lange nicht zusammen, wi diee Freieheitsgrade der Einzelnen zu hoch sind. Diese werden aber zwangsläufig immer geringer.

      Ihr letzter Satz ist sehr treffend. Es hätte eine theoretische Chance gegeben und wir ließen sie verstreichen. Auch wenn mir die Grünen oft zu dogmatisch sind und nicht den Blick für das große Ganze haben, so sind die anderen Parteien viel, viel weiter entfernt von Lösungsansätzen für eine Transformation.

      Die CDU/CSU sind nicht nur rückwärtsgewand und ideenlos; mit Söder, Merz und anderen sind sie auch noch populistisch und demagogisch.

      Und die FDP? Die bedient nur eine reiche Minderheit und die SPD hat auf der Umweltschiene weder Kompetenzen noch Ambitionen. Von der Führung her ist sie auch noch nicht einmal sozial, denn dafür müsste sie das Kapital mit seinem Investment-, Finanz- und Bankensystem angreifen.

      • @Manzdi:

        Mit Verlaub, hier liegen Sie definitiv falsch. Und hier liegt auch der Hund im aktuellen Konflikt der Mehrheit der Bevölkerung mit den Grünen begraben.

        Klimaschutz und Demokratie werden - im Kontrast zu Ihren Vorstellungen - Hand in Hand gehen, wenn den Bürgerinnen und Bürgern MEHR Freiheitsgrade als bisher gegeben werden in Form einer Senkung der Abgabenlast.

        Vermögen und Bereitschaft zur Realisierung von Maßnahmen zur Anpassung an die neuen Begebenheiten sind gegeben, nur fehlen die Rahmenbedingungen, um die Investitionen individuell vor rationalen Gesichtspunkten zu tätigen.

        Wohlstand und Wachstum heißt nicht gleich mehr sinnloser (!) Konsum, hier irren Sie sich gewaltig. Konservative, bürgerliche UND linke Kreise zeigen dies doch bereits seit Ewigkeiten. Zumal der globale Süden unsere hochqualitativen Produkte für die eigene umweltfreundliche Entwicklung benötigt. Vermögen kann auch umweltfreundlich den Menschen im globalen Süden beinahe zinsfrei geliehen werden, damit diese sinnvolle Entscheidungen treffen können.

        Arbeit und Investitionen müssen sich für die Akzeptanz und die Umsetzung jedoch lohnen, primär für geringe und mittlere Einkommen. Investitionen müssen sich für Betriebe ebenfalls lohnen. Wir brauchen mehr Wettbewerb und ein Einreissen der gläsernen Decken, die Großbetriebe schützen und Mittelstand sowie geringe und mittlere Einkommenssegmente schwächen. Schauen Sie sich doch die Margen in Lebensmitteleinzelhandel, Großhandel (Wärmepumpe mit Einbau = Griechenland 5.500 EUR, UK 12.000 EUR, Dänemark 13.000 EUR Deutschland 25.000 EUR) und digitalen Dienstleistungen einmal an.

        Dass sich die Einstellungen geändert haben, können Sie aus vielen Studien ablesen (Stichwort Fleischkonsum, ökologische Lebensmittel). Die Ampel hat durch diskretionäre Politik dafür gesorgt, diese Entwicklungen gar zum Teil wieder umzukehren.

        Top-down ist gescheitert.

    • @Paul Schuh:

      Dann muss also erst der Kapitalismus zusammenbrechen, bevor die Klimakatastrophe angegangen werden kann?



      Spätestens, wenn in fünf Jahren KI soweit sein wird, eigenes Geld zu verdienen (Prognose von vor etwa zwei Wochen aus den Reihen führender KI-Entwickler), wird das Kartenhaus zusammenbrechen.



      Fragt sich nur, ob anschließend noch genug Wirtschaftskraft da ist, um die wirklichen Probleme noch angehen zu können.

      • @Herma Huhn:

        K"I" wird kein eigenes Geld verdienen. Das werden nur diejenigen, die sie richtig einsetzen. Nämlich als Produktivitätssteiegerungsmaßnahme.



        Und natürlich diejenigen, die damit hype/scam betreiben und sich rechtzeitig abseilen.

      • @Herma Huhn:

        Dann muss also erst der Kapitalismus zusammenbrechen, bevor die Klimakatastrophe angegangen werden kann? - Die Antwort ist JA!

        Ich empfehle Ihnen zu lesen von Ulrike Hermann "Das Ende des Kapitalismus".

        Ich halte von ihr beschriebene das Szenario für relativ unwahrscheinlich, eher kommt es mit einem sehr "zurückhaltendem" Klimaschutz im Kapitalismus zu einer 3 Grad Erwärmung ...

        • @Paul Schuh:

          Also, wenn schon eine Buchempfehlung , dann möchte ich doch unbedingt eine zweite Buchempfehlung nachschieben, nämlich „ der Allesfresser – wie der Kapitalismus seine eigenen Grundlagen verschlingt“ von Nancy Fraser. Eine aktuell bessere Darstellung unserer Situation und der Zusammenhänge, habe ich bisher noch nicht gefunden.

  • Als Beispiel der krassen Misogynie von Söder dient der Vergleich von Lemke mit Margot Honecker?

    Und das war's? Echt jetzt?

    • @rero:

      Da schließe ich mich an.

      Anstatt zu jammern, könnte man sich die Kameraden einfach verbal zur Brust nehmen.

      Sie einfach ihre eigene Medizin schlucken lassen.

      • @Jim Hawkins:

        Auf dieses Niveau will keine vernünftige Person fallen

  • Das "Grünen-Bashing" derzeit voll im Trend liegt stimmt, dass es aber speziell gegen Frauen geht kann ich nicht erkennen.



    Man darf nicht vergessen, die Grünen haben einfach deutlich mehr Frauen in ihren Reihen als andere Parteien - ungefähr doppelt so viele (!!!) prozentual gesehen wie CDU, CSU, FDP und AfD, auch SPD und Linke liegen beim Frauenanteil deutlich hinter den Grünen.. 🤷‍♂️



    Höherer Anteil = mehr Kritik.



    Das die Art und Weise teilweise völlig überzogen ist und gerade bei Ricarda Lang häufig auch unter die Gürtellinie geht steht auf einem ganz anderen Blatt.

    • @Farang:

      Na das wird Frau Lang aber trösten, sie läuft in den asozialen Medien Spieß.

  • "Er redet genauso daher wie die AfD – in der Hoffnung, sie auf diese Weise überflüssig zu machen."

    Den Teil sehe ich anders. Meines Erachtens benutzen die Konservativen die AfD als "Abrissbirne" -- um eben diese grüne Bedrohung einzudämmen. An den "Grünen als Hauptgegner" hat sich seit Juli letzten Jahres [1] nichts geändert.

    Das Modell, faschistische oder dem Faschismus nahe Bewegungen als Abrissbirne zu benutzen dürfte den Konservativen und Wirtschaftsliberalen eigentlich historisch vertraut sein. Nun haben wir es wieder (bei weitem nicht nur in Deutschland).

    "Doch in Wirklichkeit stärkt er sie damit."

    Das wiederum sehe ich genauso.

    [1] www.deutschlandfun...uptgegner-102.html

  • Die Konservativen und die Wirtschaftsliberalen geben ein zunehmend jämmerliches Bild ab. Peinlich.

    • @Andreas J:

      Och naja, im Vergleich zu dem Bild das die Bundesregierung abgibt ist da noch Luft nach oben.

      • @Tom Tailor:

        Schon arg billig. Viele Probleme mit denen sich die Ampel rumschlägt kommen ja wohl aus der vorigen Regierung. Ich bin wahrlich kein Fan der Ampel, aber den Konservativen traue ich noch weniger zu. Probleme zu ignorieren löst rein gar nichts, im Gegenteil.

    • @Andreas J:

      Anschließe mich, das selbstgefällige Auftreten spricht gegen den Geist der Aufklärung und verstetigt Vorurteile. Für bestimmte Kreise ihrer alten Entourage haben sie sich dadurch zunehmend unwählbar gemacht.

    • @Andreas J:

      Falsch! Sie lassen nur ihre Masken fallen!

    • @Andreas J:

      Da bin ich bei Ihnen! Zum "jämmerlichen Bild" gesellt sich die Schamlosigkeit.