piwik no script img

Ganz große Koalition für „Veteranentag“Comeback des Heldengedenkens

SPD, Grüne und FDP haben sich mit der Union auf einen nationalen „Veteranentag“ geeinigt. Am Donnerstag berät der Bundestag ihren gemeinsamen Antrag.

Der neue nationale „Veteranentag“ am 15. Juni soll „Volksfestcharakter“ haben, haben die Ampelparteien und die Union vereinbart Foto: Andreas Friedrichs/imago

Berlin taz | Auf dem Weg zu der von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ausgerufenen deutschen „Kriegstüchtigkeit“ will der Bundestag an diesem Donnerstag den nächsten Schritt gehen. Auf der Tagesordnung des Parlaments steht die Einführung eines nationalen „Veteranentages“. Ein solcher Tag sei „überfällig“, sagte der SPD-Verteidigungspolitiker Johannes Arlt bei der Vorstellung der gemeinsamen Initiative der Ampelparteien mit der Union. „Wir haben sehr lange dafür gekämpft.“

Die Diskussion über einen „Veteranentag“ ist tatsächlich schon etwas älter. Zur Erhöhung der Akzeptanz der deutschen Beteiligung am desaströsen Afghanistan-Krieg der USA hatte der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) bereits 2012 einen ersten Vorstoß unternommen, war damit aber nicht nur bei der Linkspartei, sondern auch bei SPD und Grünen auf Ablehnung gestoßen. In den Zeiten der „Zeitenwende“ hat sich das inzwischen geändert.

Mit dem neuen „Veteranentag“ solle „das Verständnis und Bewusstsein in der Gesellschaft für die Leistungen, Entbehrungen und Opfer, die mit dem Militärdienst verbunden sind“, gefördert werden, heißt es nun in dem Antrag, den Arlt am Mittwochmorgen gemeinsam mit seinen Kol­le­g:in­nen aus dem Verteidigungsausschuss Kerstin Vieregge (CDU/CSU), Merle Spellerberg (Grüne) und Christian Sauter (FDP) in Berlin präsentierte. Es gehe darum, „den Dienst, den Einsatz und die Leistungen der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die im Einsatz stehen und standen, angemessen zu würdigen“.

Als Datum haben sich die Fraktionen von SPD, Grünen, FDP und CDU/CSU den 15. Juni ausgeguckt. An diesem Tag, beziehungsweise dem Wochenende davor oder danach, soll von nun an jährlich eine zentrale Veranstaltung mit „Volksfestcharakter“ in der Nähe des Berliner Reichstags stattfinden. „Wir wollen die Menschen mit ihren Geschichten an diesem Tag in den Mittelpunkt stellen“, sagte die Grüne Spellerberg. Die Schirmherrschaft soll in diesem und dem nächsten Jahr Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) übernehmen.

Weitreichender Ve­te­ra­n:in­nen­be­griff

Die Definition, wer sich als Veteran oder Veteranin betrachten kann, ist eine recht umfassende – die „weiteste innerhalb der Nato“, wie SPD-Mann Arlt betonte. „Unser Veteranenbegriff umfasst alle Soldaten, die Dienst leisten oder Dienst geleistet haben und mindestens sechs Monate Dienst in der Bundeswehr getan haben“, sagte der frühere Berufssoldat. Angehörige der Wehrmacht oder der NVA sind allerdings nur inbegriffen, wenn sie ihre militärische Karriere anschließend in der Bundeswehr fortgesetzt haben.

Egal ist hingegen, ob sich die Betreffenden freiwillig zur Armee gemeldet haben oder zu Zeiten der 2011 ausgesetzten Wehrpflicht zwangseingezogen wurden. Das ergibt dann insgesamt etwa 10 Millionen Ve­te­ra­n:in­nen in Deutschland. Damit folgt der Bundestagsantrag einem Tagesbefehl der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) aus dem Jahr 2018, der auch die Grundlage ist für das ein Jahr später erstmalig verliehene „Veteranenabzeichen“.

Außen vor bleiben einstige Zivildienstleistende, die zu Wehrpflichtzeiten lieber zum Beispiel im Krankenhaus, in Pflegeeinrichtungen oder im Altersheim notleidenden Menschen geholfen haben, anstatt in der Kaserne zu saufen. Auch ihnen Respekt und Anerkennung zu zollen, lag nicht in der Intention der Antragsteller:innen. „Sie sprechen gerade mit vier Mitgliedern des Verteidigungsausschusses und insofern haben wir uns in unserer Arbeit tatsächlich jetzt wirklich auf die Frage der Militärangehörigen konzentriert“, sagte dazu Grünenpolitikerin Spellerberg.

Scharfe Kritik von der Linkspartei

Anders als bei SPD und Grünen stößt der „Veteranentag“ bei der Linkspartei weiterhin auf keine Begeisterung. „Diese Form der Heldengedenktage, wie sie vom NS-Regime genannt wurden, treiben eine Militarisierung der Gesellschaft voran“, sagte Bundesgeschäftsführerin Katina Schubert der taz.

Sie erinnerte an die Folgen der Auslandseinsätze in Afghanistan und anderswo: Viele der eingesetzten Sol­da­t:in­nen litten unter Angstzuständen, Depressionen und zerbrochenen Beziehungen sowie der Unfähigkeit, ein normales Leben zu führen. „Statt solche Gedenktage zu feiern, sollte man lieber planbare und verlässliche finanzielle Mittel bereitstellen, um Soldaten eine angemessene medizinische Versorgung zu bieten“, forderte Schubert.

Die Linken-Gruppe im Bundestag wird denn auch laut einem Sprecher den Antrag der Ampelparteien und der Union am Donnerstag ablehnen. Er sei nichts anderes als „Schaufensterpolitik“, die zu nichts nutze wäre. Die BSW-Gruppe und die AfD-Fraktion ließen bis Redaktionsschluss Anfragen zu ihrem Abstimmungsverhalten unbeantwortet.

Wenig begeistert zeigt sich auch die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK). „Eine Überhöhung des Soldatentums hatten wir in Deutschland schon häufiger und die Folgen waren immer übel“, sagte deren politischer Geschäftsführer Michael Schulze von Glaßer der taz. „Statt eines ‚Veteranentags‘ für Sol­da­t:in­nen fordern wir einen Ehrentag für Ärz­t:in­nen und Krankenpfleger:innen, die uns durch die Corona-Krise geführt haben.“ Schulze von Glaßer kündigte an, dass die DFG-VK den „Veteranentag“ zu einem „Protesttag gegen Militarismus“ machen werde.

„8. Mai muss Feiertag werden!“

Nicht minder deutlich äußerte sich Willi van Ooyen, der Vorsitzende der Frankfurter Friedens- und Zukunftswerkstatt. „Für mich ist die Einführung des ‚Veteranentages‘ eine Bestätigung dafür, dass Militarismus und Krieg wieder Grundlage deutscher Politik geworden sind“, sagte der langjährige Ostermarschorganisator der taz. Es gehe darum, „dass der Zusammenhang von ‚Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg‘ aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt“ wird. „Die Friedensbewegung muss eine breite Aufklärungsfront gegen die selbstmörderische Kriegstüchtigkeit wiederbeleben“, forderte van Ooyen.

Ebenso grundsätzlich fällt die Kritik der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) aus. Mit dem Bundeswehrslogan „Mach, was wirklich zählt“ werde seit Jahren die Ausbildung zum Töten und Sterben zur Sinnstiftung verklärt, beklagt deren Bundesvorsitzende Cornelia Kerth. Jetzt käme auch noch ein „Veteranentag“ dazu. „Wir setzen dagegen: Der 8. Mai muss Feiertag werden!“, sagte sie der taz. Denn das sei „ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime und vom deutschen Militarismus gefeiert werden kann“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

77 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Ich bin davon überzeugt, dass die Ernennung aller Teilnehmer eines halbjährlichen Kasernenbesäufnisses zum "Veteranen" dem deutschen Militär den Ruf in der Welt verschaffen wird den es verdient hat.

    Genauso werden all diejenigen, die aufgrund dieser Posse in Schnappatmung verfallen weil jetzt aber ganz bestimmt der Militarismus Deutschland wieder fest im Würgegriff hat, in der Debatte um Krieg und Frieden das Gehör erhalten das ihnen zusteht.

    Win-win heisst das neudeutsch

  • Wir vermissen Georg Schramm...

    Youtube :



    " Meister Yodas Ende - nur Oberst Sanftleben "

  • Alle westdeutschen Männer älteren Semesters, die nicht verweigert haben oder ausgemustert wurden, sind bald Veteranen. Haben die dadurch irgendwelche Vorteile außer, dass sie sich so nennen dürfen?



    Ich finde das alles absolut gruselig und dumm und damit echt beängstigend.



    Hab auch einen Moment gebraucht, bis ich begriffen habe, dass es sich bei der Nachricht nicht um Satire handelt.



    Gruslig, dumm und sehr vielen Menschen gegenüber äußerst respektlos dieser Schwachsinn!!

  • Ich denke, dass wir auch wieder dringend eine Militärparade "Unter den Linden" brauchen, um der Welt zu zeigen, wie kriegstüchtig wir geworden sind.

    • @Buchen Ulrich:

      Wenn die Bundeswehr wenigstens wehrfähig wäre, hätte das ja schon was.

  • Davon halte ich nichts,ein weiterer Schritt um Junge Menschen sich für das Töten zu begeistern.

    • @ulf hansen:

      Wohl eher, sich nicht töten zu lassen.

    • @ulf hansen:

      Lassen wir uns lieer einvernehemen in das russische Reich.. oder?

  • Das letzte, was dieses Land braucht, ist eine Remilitarisierung und das Schüren von Kriegsbegeisterung. Leider läuft das seit einiger Zeit erfolgreich, und dieser Gedenktag ist nur ein weiterer Schritt bei diesem Dressurakt.

    Nichts gelernt aus der Geschichte und mit Volldampf zurück ins vorletzte Jahrhundert. Fehlt nur noch, dass "der Adel" rehabilitiert wird (der Geldadel hat ohnehin schon wieder die alten Privilegien). Die können dann wie früher die Offiziere stellen, die die Massen in den Tod schicken, für ihre eitlen Spielchen.

    Afghanistan hat nicht gereicht, um einmal nachzudenken. Im Gegenteil, da wurde nie ernsthaft Bilanz gezogen oder gar der Ansatz in Frage gestellt.

  • So ist das mit den Angriffen durch Großmächte von außen und durch Terroranschläge.



    Veteranentage sollen Verteidigungstätigkeiten individuell motivieren.



    Ich zweifle allerdings auch, ob die bisherigen Methoden der westlichen Staaten, z.B. der bundeswehr etwas bringen gegen die hybride Kriegführung durch Kreml-Russland, Iran und Hamas - und ihre jeweiligen koordinierten Internationalisierungen ihrer Angriffe.



    Die Demokratien sollten NICHT SO werden wie PUTIN - Kinder singen Kriegslieder usw.

  • Um das auch mal ganz klar auszusprechen:



    Russland wird keinen konventionellen Krieg gegen Europa mehr führen. Dafür ist der seit Jahren laufende Hybride Krieg gegen uns und unsere Nachbarn viel zu effizient und erfolgreich. Und gegen diesen Krieg helfen weder Bundeswehr noch Heldentag.

    • @B. Iotox:

      Stimmt. Russland hatte ja auch nie einen sinnvollen Grund, in der Ukraine einzumarschieren. Die Ukraine hätte sich IHRE Armee also echt sparen können, nicht wahr?

      Wer einen Angriffskrieg wie diesen vom Zaun bricht, handelt nicht im Rahmen rationaler Mittel-Zweck-Relationen. Also wäre es reines Roulette, von einer anderen Motivationslage auszugehen, als dass Putin jeden Fleck westlich des Urals, auf dem noch keine russische Flagge steht, für eine ungelöste Aufgabe hält. Er will nicht gewinnen, was man vielleicht auch "hybrid" hinbekommt, sondern offen und für Alle sichtbar beherrschen.

      • @Normalo:

        Das ist so naiv.



        Die Ukraine (und auch das Baltikum oder Polen) ist aus putinrussischer Sicht einfach etwas völlig anderes als Portugal. Das verstehen viele westliche Ukrainesympathisanten leider nicht, oder sie fallen auf die durchschaubaren Suggestionen der proukrainischen Propaganda ("Putin will die DDR zurück", "Putin will Portugal erobern") herein.



        Natürlich kann Putin auch Portugal erobern (bei den Wahlen gerade erst vor gut einem Monat hat "Chega" stark zugelegt), aber eben nicht militärisch, sondern ideologisch. Dasselbe gilt für Westdeutschland (Ostdeuutschland ist schon weitgehend erobert oder wird es in diesem Wahljahr endgültig). Bundeswehr kann da nichts machen, und Veteranentage steigern nur die Akzeptanz des Militarismus.

        • @Günter Picart:

          Ich möchte bezweifeln, dass die genannten Behauptungen "proukrainische Propaganda" sind - m.E. ist das der Blick auf 2022-24 mit einfachem Gemüt und der Brille des Kalten Krieges.

          Davon abgesehen stimme ich Ihnen zu: Der Krieg um Europa wird ideologisch geführt, nicht militärisch. Und Deutschland steht auch nach 10 Jahren (wenn man die Krim-Annexion als Startpunkt nimmt) fast völlig ahnungs- und schutzlos da.



          In dieser Situation die völlig nutzlose Bundeswehr mit einem Veteranentag zu ehren ist eine Farce - und zeugt wieder einmal von einfachen Gemütern und einer Werkzeugkiste aus dem Kalten Krieg.

        • @Günter Picart:

          Fool me once, shame on you - fool me twice, shame on me. Das hat nichts mit Propaganda zu tun.

          Will sagen: "Naiv" war es, Putins Größenwahn zu unterschätzen und zu unterstellen, er wäre nicht so unvernünftig/ skrupellos/ dreist, einen Eroberungsfeldzug gegen die Ukraine zu befehlen. Wer so weitermachen will, kann das tun. Ich bin aber dankbar, wenn Regierung und Bundestagsmehrheit ihre Lektion gelernt haben und bis auf weiteres nicht darauf wetten, dass der russische Expansionsdrang irgendwelche "vernünftigen" Grenzen kennt. Denn die hat Putin nunmal schon lange hinter sich gelassen.

          Davon abgesehen ist es mir offengestanden egal, ob Putin sich einen Hoheitsanspruch auf ganz Europa drechselt oder "nur" auf den früheren Ostblock oder die ehemalige Sowjetunion: NICHTS davon steht zur Disposition, und dass er nochmal auf die Idee kommt, sich zu nehmen, was er für ihm "zustehend" hält, lässt sich halbwegs verlässlich nur mit militärischer Macht verhindern. Die auch mit einiger Nachhaltigkeit zu gewährleisten, ist daher aus meiner Sicht isoliert von allen anderen Betrachtungen einfach gute und notwendige Sicherheitspolitik und nicht etwa Militarismus.

          Was die "ideologische Eroberung" betrifft, ist Putins "hybrider Krieg" eine Herausforderung für die demokratischen Prozesse in den jeweiligen Ländern und auf EU-Ebene. Das hat aber nur in einer einzigen Hinsicht mit Militärpolitik zu tun: Unserer Bevölkerung einreden zu lassen, wir bräuchten uns doch nun wirklich nicht für weitere russischen Angriffskriege gegen Irgendwen zu rüsten, ist AUCH Teil des russischen "Hybridkriegs".

          • @Normalo:

            Ich versuch's nochmal:



            > Unserer Bevölkerung einreden zu lassen, wir bräuchten uns doch nun wirklich nicht für weitere russischen Angriffskriege gegen Irgendwen zu rüsten

            Werden Sie doch bitte mal konkret: Wer sind diese ominösen Bevölkerungseinreder und wer ist "Irgendwer"?

            • @B. Iotox:

              Wagenknecht, irgendwelche Bots auf Telegram oder wo auch immer sonst man nach wie vor das Liedlein hört. Die Russlandverharmloser sind Legion, und beileibe nicht alle von ihnen vertreten ihre Positionen ohne Zutun von Moskau. Sie glauben doch nicht etwa, dass Putin "hybrid" versucht, in Europa nationalistischer Autokratie den Boden zu bereiten, aber in Sachen "Einstellung zur russischen Aggression" den Dingen ihren Lauf zu lassen, oder?

              Und wen der Typ neben dem Baltikum und Moldau (wo es offensichtlich ist) sonst noch auf der Speisekarte stehen hat, weiß ich nicht. Ich halte es nur für total verantwortungslos und blauäugig, bei dem Menschen, der den Einmarsch in der Ukraine befohlen hat, zu unterstellen, dass die leer wäre und dass er vor irgendwas zurückschrecken würde AUSSER einer sicheren militärischen Niederlage, um sie weiter abzuarbeiten.

              • @Normalo:

                Und noch etwas zu Ihrer "Das mit der hybriden Kriegsführung klappt doch ganz gut"-Argumentation: Mal so, mal so. Ungarn scheint aktuell ein Erfolgsbeispiel zu sein, Italien und meinetwegen Portugal sind möglicherweise auf dem Weg dahin. Aber der Rest von Europa widersteht bis auf Weiteres ganz gut. In Polen hat, was sich Putin selbst zuschreiben kann, der Rollback begonnen, und gescheitert ist der "hybride Krieg" - AUCH provoziert durch Putins Aggressivität - bereits vor zehn Jahren in der Ukraine. Die ist dann aber eben auch das plastische Beispiel dafür, zu welchen Mitteln Putin wider alle Vernunft AUCH greift, wenn er etwas haben will und es NICHT durch Unterwanderung bekommt.

  • Man kann ja ruhig kritisieren, aber man sollte vielleicht bei der Wahrheit bleiben oder zumidnest bei dem, was bisher beschlossen wurde. Da ist von "Heldengedenken" mal noch nichts nichts zu lesen.

    Generell scheint hier aber durch, dass die Zeitenwende nach zehn Jahren Krieg in Europa und zwei Jahre nach einem Großangriff auf eine europäische Haupstadt immer noch nicht passiert ist.



    Stecken wir halt weiter den Sand in den Kopf, dann können die Einschläge auch ruhig näherkommen, ohne dass es allzulaut wird.

    • @metalhead86:

      Die Einschläge die näher kommen sind Hybrider Art - und angstvolle Kommentare gehören dazu. Wer glaubt, mit Bundeswehr und Heldentag für den aktuellen Krieg auf deutschem Boden gewappnet zu sein hat diesen Krieg längst verloren.

      • @B. Iotox:

        Ich denke die Ukrainer sind ganz froh, mit Waffen und Munition ausgestattet zu werden, um ganz reale militärische Bedrohungen abwehren zu können.

        Dazu trägt die Ausbildung und die Bewaffnung der Bundeswehr zu einem gewissen Grad bei.

      • @B. Iotox:

        Hybride Kriegsführung schließt auch die Möglichkeit eines militärischen Vorgehens ein.

        Und es geht eben nicht nur um deutschen Boden, sondern um EU-Boden, für den wir eine starke Bündnispflicht haben und die im deutschen Interesse liest, da die EU Grundlage des innereuropäischen Friedens und Wohlstandes ist.

  • gruselig

  • Warum gleich ein Tag? Also, Applaus von denen, die applaudieren wollen, sollte reichen. Mehr haben Krankenpfleger*innen auch nicht bekommen.

  • Dazu fällt einem wirklich nichts mehr ein. Ich kannte noch Grüne, die gegen das Gelöbnis demonstriert haben. Alles perdu. Ich freu mich auf den 15.6. Da geht's im Stechschritt richtig los und wir gedenken alle einträchtig der großen militärischen Vergangenheit. Einmal ordentlich mit dem Säbel gerasselt und Hoch das Glas - und das Ganze auch noch vor dem Reichstag. Fein.

    • @Niemals:

      Das Gelöbnis ist nichts wogegen es sich zu demonstrieren lohnt, da es mit dem deutschen Rechtsstaat und der FdGO absolut vereinbar ist.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Tausche ein A gegen ein O...



    Dann geht das so.



    Paradieren wird Parodieren.



    Mein Vorschlag steht fest:



    Die Straße entlang "



    mit Wum(m)s Gesang,



    Bumm-Bumm-Boris mittenmang:



    „Musik, eins, zwei, drei, vier" www.youtube.com/watch?v=MQ11q_T4Zv0

  • Bei der Musterung damals hatte ich beim Test fast keine Frage korrekt beantwortet, dann hat mir die Psychologin dort erklärt, wenn ich die Antworten zufällig ausgewählt hätte wäre mehr richtig gewesen. Abgesehen davon hatte ich damals kein Problem mit Waffengewalt aber damit Befehle zu befolgen. xD

  • Es ist durchaus richtig, den Dienst zu würdigen. Ob man den Begriff des Veteranen hätte derart weit fassen müssen, einmal dahin gestellt. Richtig ist, dass er für Veteranen der Bundeswehr gilt! Trotz eigener Wehrpflicht werde ich nie auf die Idee kommen, mich als Veteranen zu bezeichnen.

    Ich werde diesen Tag für Soldaten, die in Auslandseinsätzen ihren Dienst taten, verletzt wurden oder sogar zu Tode kamen, ansehen.



    Auch, weil WIR bzw. unser Parlament unsere Mitbürger in diese Einsätze entsandt haben. Ein Soldat der Bundeswehr ist an das Grundgesetz und das Völkerrecht gebunden und kann sich nicht damit herausreden, nur auf Befehl gehandelt zu haben. Auch mit Veteranentag bleibt ein Soldat der Bundeswehr ein Bürger in Uniform.

  • Kann mal bitte jemand erklären, was den Veteranentag eigentlich außer dem Namen von jedem anderen Tag groß unterscheiden soll? Als Bundesfeiertag ist er ja wohl nicht gedacht, oder?

  • 4G
    42798 (Profil gelöscht)

    Ein "Veteranentag" fügt sich nahtlos ein, in die gesellschaftliche Mobilmachung: Kooperation von Unis und Bundeswehr, Werbung durch sog. Jungoffiziere an Schulen für den Dienst an der Waffe, laut Bundesministerin für Bildung und Forschung sollen Schulen ein "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr" entwickeln und sich mit Zivilschutzübungen auf Kriege vorbereiten, an Bushaltestellen wird jungen Menschen mitgeteilt "was wirklich zählt", die üblichen Militärhistoriker und Politikwissenschaftler in Funk und Fernsehen sorgen derweil für den ideologischen Unterbau. Geld für stetig steigende Rüstungsausgaben fehlt auf der anderen Seite für Bildung, Soziales und Gesundheit, Pazifismus und Antimilitarismus werden aus der öffentlichen Diskussion und dem Kulturbetrieb gedrängt oder gleich diskreditiert.

    In Anbetracht der Probleme dieser Welt (allen voran die Klimakrise) sind diese Entwicklungen Symptom einer aus der Zeit gefallenen Politik.

    • @42798 (Profil gelöscht):

      Angesichts dessen was in der Ukraine gerade passiert, finde ich es richtig und wichtig, dass sich das Verhältnis zur Bundeswehr entkrampft. Wer soll sie im Falle eines Falles gegen die Putins dieser Welt denn schützen?

    • @42798 (Profil gelöscht):

      Ist ist aber schon bekannt, was in der Ukraine gerade, "aus der Zeit Gefallenes" ganz real passiert, oder?

      • @Normalo:

        Meinen Sie den Hybriden Krieg Russlands gegen die liberalen Demokratien in Europa (u.a.)? Wie genau hilft da die Bundeswehr und v.a. der neue Heldenfeiertag?

        • @B. Iotox:

          Ich meine den Eroberungsfeldzug gegen die Ukraine (als was auch immer man die flankierenden Attacken gegen weitere Staaten bezeichnen will) und mit ihm die Rückkehr des offenen Angriffskrieges als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln auf europäischen Boden. Die Bundeswehr ist der deutsche Beitrag zu den Bündnissen, die hoffentlich verhindern werden, dass Russland diese Fortsetzung auch an anderen europäischen Staaten ausprobiert. Und den Veteranentag in eine Reihe mit der "Kriegsertüchtigung" der Bundeswehr zu stellen war gar nicht unbedingt meine Idee sondern die des Vorposters. Aber ich sehe die Logik darin, dass man so einen Tag AUCH einführt um den Soldatenberuf aufzuwerten. Denn ja, die Bundeswehr braucht auch Leute, und die werden den Sinn einer Verpflichtung und der damit verbundenen Risiken möglicherweise eher erkennen, wenn die Gesellschaft, für die sie eingehen, beides nicht einfach bräsig hinnimmt und sich ansonsten von den Soldaten ausbittet, sich aus ihrem Weltbild möglichst rauszuhalten.

  • Echt jetzt?! Muß in echt nicht sein!

    Sag mal do: Da ich so gut in Formalausbildung war!



    Hsbe ich mal in Munster vor dem Ehrenmal für die Gefallenen - WK I u II



    Zwei Stundem mit angeschlagenem G 3



    Und harten Hut für einen verstorbenen General der Deutschen Wehrmacht - zusammen mit “MG-Maier“ Ehrenwache gestanden! Mehr is jedes Wort zuviel •



    (Dachte lange Zeit - das sei für Dönitz gewesen! Der erfreute sich derzeit aber noch bester Gesundheit!)

    unterm——-service —-



    de.wikipedia.org/wiki/Karl_D%C3%B6nitz



    “»Wer noch einmal ein Gewehr in die Hand nimmt, dem soll die Hand abfaulen! «, sagte 1949 der spätere Verteidigungsminister Franz Josef Strauß. Diese Worte drückten die Stimmung in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg aus:Nie wieder Krieg“



    Irgendwann sollte der anschließende -



    Salto mortale mal sein Ende finden.!



    &



    An meiner Penne wurden zu meiner Zeit noch die Flaggen an den Steinen der Schülerverbindungen zu 🎶Ich hat einen Kameraden🎶 gesenkt!



    Selbst das arg konservativ bis reaktionäre Katzenmuseum zu Lübeck hat diese Tradition drangegeben und nur den sog Primanerfünfkampf - neuerdings genderneutral auch für Mädchen;)) - beibehalten!

    So - geht’s doch auch! Woll

    ps Y - das Ende von Germsny - 🪖



    Und die SPezialDemokratie - never ending story! Gellewelle&Wollnichtwoll



    Die Vaterlandslosen Gesellen - immer



    Schwer dufte ! Es waren bekanntlich die



    Beiden! - le feldwebél Helmut hamse gedient Schmidt Schnauze! & Hans ich brech mir fie die Finger im Hosenstall ab Apell!



    Die es angelegen sein ließen die BW -



    Das graue Heer! Mittels Paspelierung Fang&Schießschnüren und sonstiger



    Radaddelchen in eine Pfingstochsen Versammlung zu Verwandeln!



    Mit Erfolg! Woll



    Und ich stehe nicht an - daß für uns -



    Hein Zackig Breitbein Pistorius van OS!;(



    “Im Westen nichts Neues!“ Remarque -



    Da noch ein nach oben offenes weites Feld zu beackern ist!



    Ein politischer Plattkopf un leise knarzt das Holzhalsdrehgewinde im 💨 💨 Woll

  • Schon die Überschrift (die viele hier einfach kopieren) ist falsch. Es ist kein Heldengedenktag, sondern ein Tag der Veteranen -das hat mit "Heldentum" nichts zu tun. Die meisten in der linken Szene verteufeln alles, was mit Militär zu tun hat. Die Realität zeigt aber, das genau diese Leute dafür sorgen das wir im westlichen Bündnis eingebettet unsere Freiheit geniessen. Dafür haben sie Respekt verdient! Niemand im Westen will Krieg. Also bereiten wir uns darauf vor -gerade damit es niemals mehr Krieg auf unserem Boden gibt.

    • @Krumbeere:

      Wer auf der Höhe der Zeit ist weiß: Wir leben bereits im Krieg.



      Wir leben mitten im (m.E. sehr erfolgreichen) Hybriden Krieg Russlands gegen die liberalen Demokratien (nicht nur) Europas. Weder die Bundeswehr noch ein Heldenfeiertag helfen uns in diesem Krieg.

  • "Außenvor bleiben einstige Zivildienstleistende, die zu Wehrpflichtzeiten lieber zum Beispiel im Krankenhaus, in Pflegeeinrichtungen oder im Altersheim notleidenden Menschen geholfen haben, anstatt in der Kaserne zu saufen."

    Der letzte Nebensatz ärgert mich. Scheint in der heutigen Zeit aber der ganz normale journalistische Stil zu sein, fast egal, welches (online) Blatt man liest.

    Hier persönliche, natürlich subjektive und nicht allgemein gültige Erinnerungen an "meine" Zeit Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre:

    Die einen haben "in der Kaserne gesoffen", andere in einer Behinderteneinrichtung oder einem Pflegeheim gekifft.



    Doch beide leisteten ungeachtet dessen ihren damals obligatorischen, schlecht bezahlten Dienst an der Gesellschaft.

    Wieder andere ließen sich mittels Beziehungen zu Ärzten oder durch eindrucksvolle schauspielerische Leistungen ausmustern um beide Formen dieses Dienstes komplett zu vermeiden und damit früher ins Berufsleben starten zu können.

    Wie wäre es mit einem Gedenktag auch für diese? Wer wäre dafür zuständig?

    Dass sich Mitglieder des Verteidungsausschusses auf die Angelegenheiten der (ehemaligen) Militärangehörigen konzentrieren, das sollte doch selbstverständlich sein.



    Zivildienstleistende = andere Baustelle. Dafür sollte sich doch ein anderes Ministerium, einer der anderen Ausschüsse zuständig fühlen. Wir haben so viele Abgeordnete mit unzähligen Mitarbeitern... da wird sich sicher jemand finden lassen.

    Die IG Metall vertitt schließlich auch nicht die Interessen der Angestellten im Gesundheitswesen.

    • @Schwarmgeist:

      (..) Die einen haben "in der Kaserne gesoffen", andere in einer Behinderteneinrichtung oder einem Pflegeheim gekifft.

      Doch beide leisteten ungeachtet dessen ihren damals obligatorischen, schlecht bezahlten Dienst an der Gesellschaft. (...)

      isso!

      • @Waage69:

        So was von.

    • @Schwarmgeist:

      "Der letzte Nebensatz ärgert mich. Scheint in der heutigen Zeit aber der ganz normale journalistische Stil zu sein, fast egal, welches (online) Blatt man liest."

      Ich hab in meinem, freillig auf 13 Monaten ausgedehnten Zivildiens,t in einer Nervenklink Menschen in schlimmern Zuständen sehen müssen. Ich hab Menschen sterben sehen, Menschen in den Kühlschrank geschoben, mit denen ich am Tag vorher noch gesprochen habe, ich hab einen Suizid mit ansehen müssen. Das ging teilweise hart an die Grenze des Aushaltbaren.



      Aber wenn wir nicht auf Station für Betreung und Begleitung eingeteilt waren, haben wir auch nicht selten gesoffen und gekifft, wahrscheinlich nicht weniger als der Durchschnitts-Bundeswehrsoldat.



      Was den zitierten Satz angeht, stimme ich absolut zu. Das ist genau das Niveau, dass ich ablehne und weswegen ich vermeintlich seriöse Zeitungen wie die taz lese.



      Und nochwas, ich fände einen Tag, der alle ehrt, die dem Staat gedient haben auch besser als einen "Veteranentag". Aber ich würde mir niemals anmaßen, Menschen, die als Soldat gedient haben so abzuqualifizieren, wie es hier teilweise getan wird.

      • @Deep South:

        Aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis waren etwa die Hälfte damals beim Bund (mich eingeschlossen), die andere Häfte absolvierte den Zivildienst.



        Das war nie ein Anlass für Unstimmigkeiten. Wir respektierten die Entscheidung, die jeder für sich traf und haben uns als eine Art "Leidensgemeinschaft" gesehen, so oder so.

        Bei der Bundeswehr habe ich einmal abgetrennte Finger eingesammelt und hatte das zweifelhafte Vergnügen einen gewissen Herrn Armin Meiwes persönlich kennen zu lernen...

        Aber zum Thema hier.

        Ein Tag der alle ehrt, die dem Staat gedient haben, wäre die bessere Lösung. Da stimme ich zu.

  • Solange die Friedensbewegung keine Vorschläge einbringen kann wie man den russischen Angriffskrieg friedlich beenden kann, die über "verhandelt mal" und "gebt ihnen doch die Ukraine" hinausgehen haben ihre Forderungen halt berechtigterweise keine Praxisrelevanz.

  • "Es ist ein großer Schritt, Weg von der alten Bundesrepublik, hin zu einem neuen Realismus", kommentiert der Spiegel den Veteranentag.

    Die taz hakt den Tag mit dem Artikel "Ordentliche Rituale" ab, ohne die geschichtliche Aufgeladenheit einer solchen Veranstaltung kritisch zu diskutieren.

    Kriegsdienstverweigerer spielen beim Verteranentag keine Rolle, obwohl auch sie beim Militär dienten. Warum?

    Die französische Verteidigungsministerium schreibt über Veteranen der Wehrmacht:

    "In der Bundesrepublik Deutschland konnten sich Veteranen mit zahlreichen Aktivitäten auf (erinnerungs-)politischer Ebene einbringen und waren in rund 1.000 verschiedenen Organisationen zusammengeschlossen. Einige Generalstabsoffiziere, wie Hermann-Bernhard Ramcke, nutzten die Treffen dieser Organisationen, um unverhohlen an die Ideen und Werte der nationalsozialistischen Zeit anzuknüpfen."

    Bis heute distanziert sich die deutsche Marine nicht vom düsteren Ehrenmal in Laboe, das der Marinebund betreibt und in einem Beitrag des Deutschlandfunkes so kritisiert wird.

    „Das Marine-Ehrenmal steht heute für einen weitgehend ungebrochenen historischen Ort, der im politischen Totenkult der Weimarer Republik wurzelt. Der heute wieder, wie in früheren Zeiten, politisch funktionalisiert wird, ein Ort, der erkennbar zwar versucht worden ist, zu modernisieren, aber der nach wie vor am Rande der Erinnerungskultur steht“, sagt Harald Schmid von der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten. Es sei dem Marinebund immer noch nicht gelungen, ein kritisches Verhältnis zum Ehrenmal und dessen Geschichte zu entwickeln – aber auch zur Rolle des Marinebund selber".

    Der Bundeswehrverband lobt dagegen das reflektierte Verhältnis zur NS-Zeit und zur Kolonialgeschichte in einer Ausstellung im Ehrenmal, das von den Nazis eingeweiht wurde.

    www.dbwv.de/aktuel...heit-und-gegenwart

  • Für einen Volksaufstandsgedenktag am 17. Juni hat der Mut nicht gereicht.

    • @B. Iotox:

      Der 17. Juni war ja lange Feiertag also im Westen und wurde durch die Wiedervereinigung, den 3. Oktober "ersetzt".

  • Es ist auch beides möglich. "Veteranentag" und den 8. Mai zum Feiertag machen.

  • Meinem Vorredner VIDOCQ kann ich nur zustimmen. Ich war 1974/1975, zu Zeiten von 20.000 Verkehrstoten/Jahr in der alten BRD, im Rettungsdienst und habe dort im zarten Alter von 20 gegen mehr Blut und Tod angekämpft als meine Altersgenossen in der Kaserne.Wievielen Menschen meine ZDL Kollegen und ich das Leben gerettet haben steht nirgendwo. Damals gab´s auch noch keine PTBS samt notwendiger Behandlung. "Leistenden" in Zivildienstleistenden sollte man wörtlich nehmen. Es ist eine Lebensleistung auf Anerkennung und Ehrung, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, z.B. ein Medizinstudium für die Bundeswehr samt damit verbundenem Einkommen und Versorgung verzichtet zu haben.

    Das "Saufen in den Kasernen" würde ich nicht so formulieren.

    • @Hans - Friedrich Bär:

      Es geht nicht darum, den Wehrpflichtigen in der Kaserne zu ehren, sondern einen Veteranentag. Das bedeutet, Menschen, die im Einsatz waren. Der Unterschied dürfte sein, dass der Arzt und Sanitäter im Krankenhaus nicht sein Leben riskiert.

      "Damals gab´s auch noch keine PTBS samt notwendiger Behandlung."

      Damals waren Männer noch Männer und haben nicht gejammert! oder was soll dieser Nachsatz sonst bedeuten, als "Stellt Euch nicht so an".

      • @Strolch:

        Im Artikel steht : SPD-Mann Arlt betonte. „Unser Veteranenbegriff umfasst alle Soldaten, die Dienst leisten oder Dienst geleistet haben und mindestens sechs Monate Dienst in der Bundeswehr getan haben“. Es geht beim Vetereanentag also nicht nur um Frontsoldaten.

        Vidocq hat ja geschrieben , dass ihn manches Erlebte bis heute "verfolgt". Das kann ich nur bestätigen. Das ist ausgesprochen unangenehm. Was ist in dem Zusammenhang "Leben"? Man kann schon auf der bloß körperlichen Ebene argumentieren, der Mensch hat aber meistens auch eine Seele, Teil seiner Gesundheit. "Damals waren Männer noch Männer" kann ich bestätigen. Ich habe mir die Dienststelle beim Rettungsdienst im zarten Alter von 20 selbst heraus gesucht. VIDOCQ hat ja über die Radarschäden und das anschließende Gezerre geschrieben, das gibt es in verschiedener Form in allen Einsatzberufen, einschließlich tödlicher Unfälle im Blaulichtbereich, damit muss man sich halt beschäftigen. Wichtig ist wer sich etwas zumutet um etwas für die Allgemeinheit zu leisten.

      • @Strolch:

        Der Vorredner @Hans - Friedrich Bär hat schon nicht ganz unrecht mit seiner Kritik.



        Mig einem Veteranentag - wie vormals die Heldengedenktage zu Kaiser Wilhelms Zeiten - soll in erster Linie als ein identitätssfiftendes nationales “Event” implementiert werden. Dass solche identitätspolitischen Elemente gerade von konservativer Seite in aller Regelmäßigkeit in die Diskussion eingebracht wurden, verwundert nicht besonders - aber manche Liberale, Sozialdemokraten und Grüne scheinen heutzutage regelrecht mit Begeisterung, die Hacken zusammenschlagend, auf derartige Züge aufspringen zu wollen.



        Kann man ja machen … man kann’s aber auch sein lassen. Man sollte nur öffentlich darlegen, warum man sich einen solchen “Heldengedenktag” wünscht. Wenn’s denn mal wenigstens die Debatte über das Selbstverständnis unserer Staates und der Gesellschaft befördern würde …

        • @Abdurchdiemitte:

          Wenn man sich mal damit abfindet, dass die Welt da draußen immer noch nicht soweit ist, dass man ohne ein - dann bitte gerne auch einsatzfähiges - Militär auskommt, halte ich es GERADE für wichtig, dass die Angehörigen dieses Militärs nicht nur aus dem Stahlhelm-Areal des politischen Spektrums moralische Untertützung erfahren. Es ist eben KEIN preußischer, hackenknallender Militarismus, wenn auch diejenigen Respekt für Menschen übrig haben, die ihre "politische Drecksarbeit" erledigen sollen, die ausdrücklich gerne eine Welt schaffen würden, in der diese Drecksarbeit überflüssig ist. Eine Welt ohne Kriege und Soldaten mag das oberste Ziel bleiben, aber in der Zwischenzeit sollte eine Bundeswehr als "rechte Einrichtung von Rechten für Rechte" das absolut LETZTE sein, was wir uns wünschen.

          Ich weiß, wie unbequem diese Sichtweise für eien aufrichtigen Pazifisten ist. Aber Sie werden gerade in der Ablehnung von Krieg als Mittel der Politik bei den allermeisten Soldaten große Gemeinsamkeiten finden. Die haben nur eine andere Vorstellung davon als Sie, wo sie stehen, wenn das mit der Ablehnung mal nicht fruchtet.

  • Mal etwas, das die FDP nicht blockiert?!???

    • @Boiteltoifel:

      Krieg und Militär belebt das (Rüstungs)geschäft. Und so ein bisschen Nationalismus kommt auch in der Spaßpartei gut an, schätze ich. Dat is denen teuer. Daran kann nicht gespart werden. ;-D

  • Dazu gäbe es so viel zu sagen. Über die geschichtsbesoffenen Poppies-Feiertage im VK. Über Sozialdemokraten und Krieg, über Grüne und Friedensbewegung. Über Wehrgerechtigkeit und Steinmeier-Jahr. Über den Rechtsruck in Bundeswehr Polizei, Justiz und schließlich auch Regierung.



    Ich möchte mich aber kurz fassen und beschränke mich auf: Widerlich.

  • Aus gutem Grund kamen wir bisher OHNE aus. Das sollte so bleiben.

    • @Ernie:

      Ob der Grund gut in ihrem Sinne ist weiß ich nciht, aber besteht doch darin, dass bis in die 90er kein bundesdeutscher Soldat in einen Einsatz ging und somit in erster Linie ehmalige Angehörige der Wehrmacht und vielleicht sogar der Waffen-SS was davon gehabt hätten und zusätzlich durch die Wehrpflicht eine nicht zu verachtender Teil der Bevölkerung selbst gedient hatte.

  • Für mich ein politisches Feigenblatt: ich erinnere mich der Berichterstattung über verzweifelte Bundeswehrbeschäftigte, die in Folge ihrer Tätigkeit am Radar Strahlenschäden davon trugen, denen aber die Anerkennung dafür als Berufserkrankung verweigert wurde.



    Ein Faktor, der mich meiner Zeit darin bestärkt hatte, den Zivildienst dem an der Waffe vorzuziehen.



    Den leistete ich dann auf einer Kinderintensivstation ab.



    Manches Erlebte verfolgt mich bis heute.

    Wenn Politik lange genug versagt hat werden Soldaten Helden. Wenn sie als Invaliden heimkehren gesellschaftlicher Ballast, so gesehen noch in den 60ern an denen des zweiten Weltkrieges.

    Und trotzdem halte ich den Staatsbürger in Uniform für unverzichtbar. Nur das gewährleistet, dass eine Armee nicht nur Befehlsempfänger ist. Aber ich fürchte, dass die Wehrpflicht genau deswegen eingefroren wurde...

    • @Vidocq:

      Wenn man liest, was die Fraktionen beabsichtigen, ist der Veteranentag nur ein Teil der Würdigung der erbrachten Opfer. Er soll tatsächliche Verbesserungen bei der Hilfestellung gegen die Folgen des Einsatzes flankieren, nicht ersetzen.

    • @Vidocq:

      Die Wehrpflicht wurde ausgesetzt (und die BW in der Folge entsprechend verkleinert) weil die Wehrgerechtigkeit schon seit mehreren Jahren nicht mehr gewährleistet war und BW-Leitung + BMVg damals befürchteten, dass das BVerfG die Wehrpflicht bei der nächsten Klage ganz kippt.

    • @Vidocq:

      Die Wehrpflicht wurde aus Kostengründen abgeschafft, da alle Ministerien sparen mussten hat Gutenberg die gestrichen.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Machiavelli:

        Projekt Gutenberg: www.projekt-gutenberg.org/

      • @Machiavelli:

        Das ist auf mehreren Ebenen falsch:



        1. Die Wehrpflicht wurde nicht abgeschafft sondern nur ausgesetzt.



        2. Der Umbau der BW zur reinen Freiwilligenarmee hat erst einmal eine Menge Geld gekostet. Ersparnisse wurden erst Jahre später realisiert.



        3. Die Wehrpflicht wurde ausgesetzt, weil die Wehrgerechtigkeit schon seit Jahren nicht mehr gegeben war, und BW & BMVg fürchteten, dass das BVerfG die Wehrpflicht bei der nächsten Klage ganz kippen würde.

        • @B. Iotox:

          1. Stimmt, aber die Aussetzung wurde nur Mittel der Wahl, weil sie ohne Gesetz bzw. Verfassungsänderung möglich war. Dass man die Pflicht je nach Lage theoretisch genauso kurzfristig wieder aufleben lassen könnte, war nicht wirklich der politische Sinn dieses "milderen" Mittels.

          2. Auch wenn die Einsparungen nicht sofort durchschlugen, waren sie trotzdem Teil der Überlegungen. Insbesondere hatte die Truppe schon lange das Problem, dass die immer kürzere Wehrpflicht zwar weiter Geld kostete, aber keinen sinnvollen Einsatz der Wehrpflichtigen mehr erlaubte.

          3. Sicher war auch das ein wichtiger Grund. Es kam aber Einiges zusammen. Unter Anderm dürfte auch nicht ganz ohne Einfluss gewesen sein, dass man mit dem - da noch untadelig promovierten - Baron aus Kulmbach einen so populären Regierungspolitiker zur Verfügung hatte, dass der sich die kontroverse Entscheidung "trauen" konnte.

          • @Normalo:

            1. Korrekt, die Aussetzung ging schnell und billig. Dennoch war und ist es nur eine Aussetzung, keine Abschaffung (auch wenn eine Rückkehr zum Status quo ante inzwischen nur noch theoretisch eine Rolle spielt).



            2. Der Ausstieg war teuer, aber natürlich wurde die BW in den Jahren seither kaputtgespart, wie alles andere auch.



            3. Nach meiner Erinnerung war die fehlende Wehrgerechtigkeit das ausschlaggebende Problem: Die BW hat schon in den Jahren vor 2011 jedem Widerspruch gegen eine Wehrdienst-Einberufung stattgegeben, weil sie unbedingt eine weitere Klage bis zum BVerfG vermeiden wollte (durch diese Praxis hat sich die Ungerechtigkeit noch verschärft, aber sie war wohl... alternativlos)

  • Meiner Meinung nach hätte man den Volkstrauertag um diese Komponente erweitern sollen bzw. gehört es thematisch auch dazu.

    • @FancyBeard:

      Das ist mal ein sinnvoller Vorschlag - denn es gibt hierzulande allemal mehr zu betrauern als “Helden” zu feiern.

  • Hm, mich nervt dieser Pazifismus, der sich über die Realität erhebt und in akademischer Sphäre ganz wunderbar theoretisch alle Konflikte der Welt zu allen Zeiten vollkommen gewaltfrei löst. Ganz praktisch braucht es wohl, angesichts von durchgeknallten Ideolog*innen, die den Tod (den eigenen und den anderer) mehr lieben als andere das Leben, Menschen, die bereit sind, sich diesen - wenn nötig mit Gewalt und unter Einsatz des eigenen Leben - entgegenzustellen.

    Dass man Soldat*innen der Bundeswehr Respekt dafür erweist, dass sie genau das tun, sollte in unserer Republik endlich passieren dürfen. Dass man die militärische "Zielgruppe" einschränken könnte, meinetwegen, dass man die gesellschaftliche Zielgruppe erweitern könnte (Ex-Zivis, THW, Rettungsdienste....), auch meinetwegen. Dass man von dieser billigen Gleichsetzung einer demokratisch legitimierten und kontrollierten Armee mit der Wehrmacht einfach mal absehen könnte - ach, geschenkt. Dass man zugleich mit überlegen könnte, wie dieser Tag aussehen soll, nicht als Waffenparade, sondern als Tag für die, die mit physischer und psychischer Verletzung weiterleben, für die, die mit ihrem Einsatz andere retten konnten - man könnte, auch als Linke, von dem Schwarzweißfundamentalismus der ersten 45 Jahre BRD mal endlich runterkommen...

    • @hierbamala:

      Sehr gut!

    • @hierbamala:

      Sehr gut geschrieben, stimme dem voll zu.

    • @hierbamala:

      Ich könnte Ihnen ja in allem zustimmen … aber es hat hierzulande - auch schon in der alten Bundesrepublik - immer wieder Versuche gegeben, die Geschichte und unheilvollen Traditionen des deutschen Militarismus rein zu waschen, um zu allzu gnädigen, sinnstiftend-nationalen Umdeutungen zu gelangen. Ich bin dafür, alles zu fördern, was “Stachel im Fleisch” solcher national(istisch)en Umdeutungstendenzen bleibt - nicht bloß wegen unappetitlicher Fliegenschiss-Apologien von rechter Seite. Im Kontext des alten und neuen Antisemitismus sehen wir das schließlich nicht anders.



      Vielleicht können Sie ja dem Vorschlag von @Fancybeard (weiter oben) etwas abgewinnen, die Veteranen-Würdigung an den schon existierenden Volkstrauertag “anzubinden”? Das finde ich weitaus würdiger.

  • Hach, wenn das unser Kaiser noch erlebt hätte!



    Danke, Grüne und Sozis, für diesen Friedensbeitrag.



    Wenn Ihr mal alt seid, könnt Ihr stolz zurück blicken:



    Klima - nix getan



    Armut - nix getan



    Frieden - ging leider nicht



    Aber Heldengedenktag - so richtig schön mit Hackenzusammenschlagen und "Könnense nich grüßen, Mann?" und am 15.06.:



    Freibier und Radetzkymarsch bis zum Umfallen am Reichstach.



    Da schunkelt sogar die AfD mit.

    Super!

  • Was Gesellschaften brauchen, ist ein kritisches Verhältnis zum Militär mit einem dazugehörigen Rechtfertigungsdruck für dessen Angehörige - wer es sich rausnimmt, sich an der Waffe ausbilden zu lassen, um Menschen zu töten, muss hinterfragt werden.

    Und diese Überhöhung des Militärs ist wirklich gefährlich, auch wenn Deutschland absehbar vermutlich keinen neuen Weltenbrand anzetteln wird. Dass die Zivis hinten runter fallen (bei längerer Dienstzeit und - soweit ich weiß - schlechterer Bezahlung), ist genauso ein Skandal. Leben zu reparieren scheint hier nicht so relevant wie das Nehmen von Leben.

    • @Piratenpunk:

      Solange es Entscheider gibt, die IHRE an der Waffe ausgebildeten (Zwangs-)Beschäftigten auf bewaffnete wie unbewaffnete Bürger anderer Staaten tatsächlich offensiv schießen lassen, ist die Existenz von Soldaten, die dem gegebenenfalls Einhalt gebieten können, aus meiner Sicht schwer per se und pauschal zu kritisieren. Die andere Wange hinzuhalten, funktioniert nur bei Leuten, die das tatsächlich beschämt.

      Und wenn es nunmal einen Job gibt, den irgendwer machen muss, dann ist es auch gut, wenn es Leute gibt, die dazu bereit sind und die entsprechenden Risiken auf sich nehmen. Diese zu würdigen, muss (und sollte) auch nicht im Widerspruch zu einem sehr wachen und kritischen Auge stehen, was UNSERE politischen Entscheider dann mit der Kommandogewalt über unsere Soldaten anstellen. Es sollte aber klar sein, dass z. B. die Veteranen des Afghanistan-Einsatzes weder dafür konnten, dass der Einsatz stattfand, noch dass er endete, wie er endete (mal davon abgesehen, dass er insgesamt zwar opferreich, aber gar nicht so ein Desaster war, wie man angesichts seines unrühmlichen Endes glauben mag). Die Leute die DAS "verbrochen" haben, sind eben weit überwiegend gerade NICHT unter den Veteranen zu finden.

    • @Piratenpunk:

      Ich denke nicht das es sehr viele Menschen gibt, die sich an der Waffe ausbilden lassen um bewusst und mit Vorsatz Menschen zu töten.

      Die meisten, und zu denen gehöre auch ich, haben sich damals (vor mehr als 30 Jahren) daran ausbilden lassen, um sich und seine Mitmenschen im Zweifel gegen Aggressoren verteidigen zu können. Und daran gibt es nichts zu hinterfragen.