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FriedensnobelpreisNein, Donald Trump hatte ihn nicht verdient. Aber 2026?

Gereon Asmuth

Kommentar von

Gereon Asmuth

Donald Trump ist beim Friedensnobelpreis leer ausgegangen – dabei will er schon vor dem Deal in Nahost sieben Kriege beendet haben. Na dann halt 2026!

UU-Präsident spricht zu Generälen des US-Militärs auf dem Marinestützpunkt Quantico in Virginia, USA, am 30. September Foto: Kevin Lamarque/reuters

D onald Trump ist leer ausgegangen. Den Friedensnobelpreis, den der US-amerikanische Präsident so gern gehabt hätte, hat stattdessen die venezolanische Politikerin und Oppositionsführerin María Corina Machado bekommen. Dabei hatte Trump sich seit Wochen gerühmt, schon sieben Kriege beendet zu haben. Für jeden einzelnen dieser Schritte, lobhudelte sich der Egomane zuletzt bei der UN-Vollversammlung, habe er den Preis verdient.

Er wirkte dabei ein wenig wie das tapfere Schneiderlein aus der Märchensammlung der Brüder Grimm, das sich zum Helden aufplusterte, weil es sieben Fliegen auf seinem Musbrot mit einem Klatsch erledigte. Dabei war ganz ohne Blick in eine Glaskugel klar, dass Trump den Friedensnobelpreis 2025 nicht kriegen konnte – aus formalen Gründen. Die Nominierungsfrist dafür endet jedes Jahr schon am 31. Januar. Da war Trump gerade mal zehn Tage wieder im Amt und hatte auch nicht, wie vorher angekündigt, den Ukrainekrieg binnen 24 Stunden beendet. Bis heute.

Nun ist Trump also Friedensnobelpreisloser 2025. Und das Thema damit vom Tisch? Nein. Im Gegenteil. Denn auch wenn es reichlich gaga klingt, dass ausgerechnet ein zum Faschismus neigender Holzkopf den Friedensnobelpreis bekommen könnte. Tatsächlich ist eine Auszeichnung für Donald Trump absolut denkbar. 2026. Falls er es nämlich wirklich schaffen sollte, mit seinem Gaza-Friedensplan für genau das zu sorgen: dass Frieden in Gaza herrscht. Oder wenigstens kein Krieg mehr.

Denn genau dafür wurde der Preis von Alfred Nobel ja ausgelobt. Der Dynamiterfinder wollten denjenigen auszeichnen, der am meisten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat.

Ak­ti­vis­t:in­nen und Kriegsherren

Ausgezeichnet wurden seit 1901 keineswegs nur Frie­dens­ak­ti­vis­t:in­nen wie Bertha Suttner oder das Kinderhilfswerk Unicef. Unter den nobel Geehrten waren auch Kriegsherren, die sich erst jahrelang bekämpft hatten – und dann doch zusammenfanden. 1978 waren es zum Beispiel Anwar as-Sadat und Menachem Begin, die Staatschefs von Ägypten und Israel.

Müssten im Falle eines dauerhaften Gaza-Friedens in der Konsequenz neben Trump auch der rechtsextreme Krieger Benjamin Netanjahu und die Hamas-Terroristen den Preis bekommen? Das wäre eine unerträgliche Vorstellung für alle, die dieser verrückten Idee der Demokratie verpflichtet sind. Aber es entspräche der Tradition des Nobelpreiskomitees, das 1973 auch US-Außenminister Henry Kissinger zusammen mit dem nordvietnamesischen Militärführer Le Duc Tho für preiswürdig hielt, weil der Vietnamkrieg nicht mehr ganz so kriegerisch war. Und das 1994 Schimon Peres und Jitzhak Rabin gemeinsam mit Jassir Arafat auszeichnete, der vielen bis heute als Urtyp eines palästinensischen Terroristen gilt.

Man darf den Preis durchaus als Ansporn an eitle Despoten lesen, sich doch mal an dieser Aufgabe zu versuchen: Frieden schaffen

Denkbar wäre aber auch das Modell Kolumbien. Für die Beendigung des 50-jährigen Bürgerkriegs 2016 wurde nur dessen Präsident Juan Manuel Santos geehrt. Die ebenso an den Verhandlungen beteiligte Guerillatruppe Farc wurde links liegen gelassen.

So oder so darf man den Friedensnobelpreis als Ansporn an eitle Despoten lesen, sich doch mal genau an dieser Aufgabe zu versuchen: Frieden schaffen. Trumps Nobelsehnsucht ist daher keine Nachricht aus Absurdistan, sie ist der Beweis, wie wirksam dieser Preis ist. Allerdings sollte ihm möglichst bald jemand verklickern, dass es reichlich kontraproduktiv ist, wenn man als Gernegroßfriedensfürst im eigenen Land Soldaten gegen Kri­ti­ke­r:in­nen lostrumpeln lässt.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz. 2000 bis 2005 stellvertretender Leiter der Berlin-Redaktion. 2005 bis 2011 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Bluesky:@gereonas.bsky.social Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters
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25 Kommentare

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  • Ein Mensch, der seine Gegner hasst und einschüchtert, der darf niemals einen Friedensnobelpreis erhalten.

  • Jetzt kann sich Norwegen schon mal auf 100 % Zoll einstellen, und zwar so lange bis der Preis an ihn geht…

  • Für was hat eigentlich Henry Kissinger den Nobelpreis erhalten - für die völkerrechtswidrige Bombardierung Kambodschas 1969 und die massiven Abhöraktionen gegen Mitarbeiter, die den geheim gehaltenen Krieg publik gemacht hatten?



    Ich habe mir die Liste der Preisträger angeschaut und mir hat sich beim Lesen das eine oder andere mal die Magengrube umgedreht.

  • Top Beitrag!!

  • Das Militär gegen die eigene Bevölkerung einsetzen und die unabhängige Justiz bekämpfen mit dem offensichtlichen Ziel der Errichtung einer Diktatur, Zollerpressungen gegenüber nicht-spurender Staaten, Oberhäupter verbündeter Staaten im Weißen Haus öffentlich vorführen und demontieren, unabhängige Länder vor die Wahl des freiwilligen Anschlusses an die USA oder des militärischen Einmarsches stellen, die Justiz souveräner Staaten bedrohen, sympathisieren mit mutmaßlichen Kriegsverbrechern und, ganz aktuell, einem Nato-Mitglied den Rauswurf androhen. Usw.

    Friedensnobelpreis 2026? Echt jetzt? Wie kommt man auf Derartiges?

    Zur Ergänzung eine weitere Meldung von heute:



    "Das peruanische Parlament hat Präsidentin Dina Boluarte abgesetzt. Mit 122 von 130 Stimmen votierten die Abgeordneten dafür, die 63-Jährige wegen "dauerhafter moralischer Unfähigkeit" des Amtes zu entheben." (tagesschau24 live)

    Sowas ergibt Sinn.

  • Hm, Demokratie abräumen, Opposition verfolgen, Humanität zerstören, Familien durch Deportation zerreißen -- aber ein Waffenstillstandsabkommen coachen und dafür den Friedenspreis kriegen. Das wäre so, als wenn Nicht-Krieg wirklich ein Selbstzweck wäre, losgelöst von allem anderen. Da könnte man den Friedenspreis ja auch an die Bomberpiloten geben, die die Atombomben abwarfen -- denn danach war ja bald Nicht-Krieg. Wenn alle tot sind, ist auch Nicht-Krieg. Und wenn Trump mit den USA fertig ist, sind sie ein Einparteienstaat ohne (frei lebende) Dissidenten, da ist dann viel weniger Streit und Diskussion, also auch Nicht-Krieg. Aber Frieden...? Da gehört doch noch ein bisschen mehr dazu.

    Btw., durch Trumps Umweltverbrechen wird es viele neue Kriegsanlässe geben...

  • Das wäre noch schlimmer als die Schow des Aspiranten, der nach allem giert, was ihn größer macht alle.



    Der Friedensnobelpreis an den Obermaker des reichsten Staats der Erde, der als ersten Punkt seiner präsidialen Diskriminierungsagenda den Ärmsten die Unterstützung für ihr Überleben entzieht und nun in obszön-blasphemischer Hohnattitüde verkündet, dass er seine Gegner hasst. Seine Hyperdreistigkeit soll spalten und Resignation erzeugen.

  • Wenn Trump in Gaza erst einmal sein Trump-Tower in Gold hochgezogen hat und Gaza zur Riviera des Ostens (ohne Palästinenser) gemacht hat, wird das wieder nichts mit dem Nobelpreis 2026

  • Trump hätte noch Literatur zur Auswahl (siehe Churchill),



    Chemie (Färbemittel)



    Medizin (Covid, Fight-fight-fight)



    Physik (Treibhauseffekt)



    Der Pseudonobelpreis für Wirtschaft (Ausbeutungsmaximierung)

    Bei Frieden hingegen fängt man bei den Nächsten an und geht rasch universal weiter. Trump hat Todesopfer in Gaza und in der Ukraine indirekt auf dem Gewissen, lässt Menschen ohne Gerichtsurteil töten und drangsalieren, ... wir müssen es nicht alles noch mal aufzählen. Eher müssen wir ein Land finden, das ihn rasch aufnimmt.

  • "Der Dynamiterfinder wollten denjenigen auszeichnen, der am meisten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat."

    Unter diesem Aspekt ist ein sehr großer Teil der Preisvergaben seit ca. 1961 ein Witz.

    Also warum den Witzpreis nicht auch an Trump vergeben? Vielleicht zusammen mit Putin, wenn sie sich über die Aufteilung einig werden...

  • Sowas von unwichtig! Aber es erscheint, als ob D.Trump gemeint habe, der Waffenstillstand in Gaza könne es für ihn noch rausreissen. Wer da von Nominierungsfristen spricht, hat nicht verstanden, um wen es geht. Für Donnie gibt es keine Regeln!

  • Der Artikel ist richtig informativ, ironisch gewürzt -> Gefällt mir!

    Eine zynische Anmerkung: Der Friedensnobelpreis geht aber oft in die Region Israel/Palästina. Man hat ja fast den Eindruck, da wird erst Krieg geführt, um dann, wenn man aufgehört hat, einen tollen Preis zu bekommen.

    Und eine ernstgemeinte Anmerkung: Hoffentlich kommt und hält jetzt Frieden in der Region. Dann kann wegen mir auch Trump diesen Preis bekommen - wäre verdienter als Barack Obama, der ihn bekommen hat, bevor er was geleistet hat, als Vorschuss sozusagen und dann nicht lieferte.

    • @Strolch:

      „ Dann kann wegen mir auch Trump diesen Preis bekommen“



      Nein, immer noch nicht.



      Er spielte mit Umsturz von demokratischen Wahlen und begnadigte die Aufrührer. Das schafft eine Blaupause für nicht genehme Wahlergebnisse.



      Er schüchtert Oppositionelle ein und politisiert die Justiz. Nichts davon hat Obama gemacht.

      Da hilft es auch nicht, wenn er sieben weitere vorgebliche Kriegsgebiete in amerikanischen Städten „befriedet“.

  • Schon die Vergabe an Barack Obama war eine Farce. Wenn Trump den Preis bekäme wäre das der Witz des Jahrhunderts.



    Jetzt scheint es so als ob das Komittee ihre Aufgabe in der Unterstützung der Oppositionsführer missliebiger Regierungen (genannt Regime) sieht.



    Oder in wie weit hat sich die jetzige Preisträgerin um den Frieden verdient gemacht? Sie ist eine Oppositionspolitikerin und bekämpft die Regierung, was ihr gutes Recht ist. Aber Friedensnobelpreis?

    • @EF:

      Aber sie wurde doch von dem jetzigen Aussenminister der USA vorgeschlagen. So kanns laufen.

    • @EF:

      so genau will es niemand wissen. Das Geld ist nun mal da und muss ausgegeben werden. Immerhin hat die Dame keinen Krieg angefangen - also warum nicht sie.

      • @A. Müllermilch:

        Sie hat angeblich die Versenkung ziviler Boote durch die US Marine in der Karibik begrüßt...

    • @EF:

      Maduro ist offenbar eine Geißel geworden, auch wenn man Le Monde Diplomatique, taz und andere Quellen verfolgt. Ist Machado aber bei all ihrer weißer Kleidung eine Friedenstaube oder einfach nur marktkonformer drauf?

  • Hatte einen ähnlichen Gedanken wie der Autor. Hoffentlich kriegt Trump den Preis diesmal noch nicht. Denn wenn er ihn erst einmal hat, dann ist ihm der Frieden vielleicht wurscht. So aber muss er sich weiterhin bemühen, er darf Nahost nicht seinem Schicksal überlassen, und auch zur Stillegung des russisch-ukrainischen Krieges könnte er einen neuen Anlauf starten. Dann hätte er den Preis in einem Jahr vielleicht wirklich verdient.

    Womit die diesjährige Laureatin den Preis verdient hat, ist mir freilich ein Rätsel. Aber gut, letztlich gibt der Preis nur die aktuellen Befindlichkeiten jener fünf Einzelpersonen wieder, aus denen das Komitee besteht. (Ob es ein Kalkül war, den Preis an eine Protagonistin zu vergeben, die politisch ähnlich weit rechts steht wie Trump?)

  • Alfred nobel hat den friedenspreis aber auch nicht ausgelobt, um eine von den usa protegierte neoliberale Regimechange-Kandidatin zu belohnen.

  • Dazu müsste Trump schaffen alle Länder korrekt zu benennen zwischen denen er angeblich Kriege beendet hat und darüber hinaus noch die Paarungen richtig bekommen.

    Und bis in einem Jahr keinen Bürgerkrieg in den USA angezettelt haben...

  • Ich habe jedes mal Bauchgrimmen, wenn Politiker diesen Preis bekommen. Weil diese meist eben nicht nur Frieden stiften bzw. stiften wollen, worauf der Autor ja schon hingewiesen hat. Für mich entwerten solche Entscheidungen diesen Preis. Da finde ich den alternativen Friedensnobelpreis doch wesentlich besser.

  • Obama hatte in seiner Rede anläßlich der Verleihung des Friedensnobelpreises darauf hingewiesen, daß er gerade zwei Kriege führt. Gerechte Kriege.



    Trump braucht einen Secretary of Just Wars.

    • @KeineHastUndHetze:

      "Gerechte Kriege."

      Nach Obamas Definition. Übrigens bezeichnen alle Politiker ihre Kriege als gerecht...

  • Den Preis zu verlangen (!) und gleichzeitig das Militär gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen ist so dreist, dass nur der Trumpster Dumpster auf diese Idee kommen kann. Aber er muss ja unbedingt besser sein als Obama. Die Besessenheit mit Obama ist beim Orange Man schon pathologisch. Wenn der Friedensplan für Gaza kommt und hält, wenn wenn Trump endlich Putin an die Leine legt und wenn er der Ukraine beisteht und dann auch noch die USA nicht in eine autoritäre postkapitalistische Hölle verwandelt, dann bitte gerne den Nobelpreis nach Washington schicken. Et gibbet aber auch keine Bonuspunkte, weil er einen Tag mal keine Katastrophe anstiftet oder Bullshit in dem Medien erzählt. Ihr Götter, der Mann ist so erbärmlich.