piwik no script img

Forscherin über Frauen auf dem Rad„Radverkehr muss komfortabel sein“

Frauen bewegen sich anders auf dem Fahrrad als Männer, sagt die Mobilitätsforscherin Katja Leyendecker. Dazu braucht es eine geeignete Infrastruktur.

Überall Autos: Eine Frau überquert eine Straße im Hamburger Stadtteil Ottensen Foto: Miguel Ferraz
Interview von Lena Toschke

taz: Frau Leyendecker, was hat Radfahren mit Gender zu tun?

Katja Leyendecker: Die Frage, wie wir uns bewegen, ist auf jeden Fall davon abhängig, welcher Gender-Kategorie man sich zuordnet oder besser gesagt: zugeordnet wird. Das hat einerseits mit den Rollenerwartungen zu tun, die die Gesellschaft an Frauen hat, und andererseits damit, dass Radwege für Frauen, insbesondere Frauen mit Kindern, sehr unpraktikabel konstruiert wurden oder schon gar nicht vorhanden sind.

Wie können wir den Radverkehrsanteil von Frauen erhöhen?

Der Radverkehr darf nicht mehr hintenangestellt werden. Die Stadtplanung ist vielerorts noch immer auf den Autoverkehr ausgelegt, das muss sich ändern. Wir brauchen eine flächendeckende Gestaltung des Radwegenetzes, wie in den Niederlanden. Denn je fahrradfreundlicher eine Stadt ist, desto mehr Frauen sind auch mit dem Rad unterwegs.

Inwiefern hat das mit binären Geschlechterrollen zu tun?

In den Datensätzen spiegelt sich wider, dass Frauen mit Kindern wegen dieser ungleichen Flächenverteilung stark benachteiligt werden. Jetzt kann man natürlich argumentieren: Und wie ist das dann bei kinderlosen Frauen wie mir? Aber auch ich möchte ja, dass das Ganze einfacher gestaltet ist. Wenn wir mehr Frauen zum Radfahren bewegen wollen, müssen bestimmte Kriterien oder Bedürfnisse erfüllt sein.

Zum Beispiel?

Einerseits auf der objektiven Ebene: Wir brauchen genug Platz, die Infrastruktur von Wegen, die Frauen zurücklegen, muss ausgebaut werden. Andererseits auf der subjektiven Ebene: Es muss sich sicher anfühlen, man sollte nicht mit Autos mithalten müssen, um im Straßenverkehr voranzukommen.

Aber gilt das nicht auch für Männer?

Ja, allerdings unterscheidet sich das Mobilitätsverhalten von Frauen und Männern. Wenn wir vom traditionellen Bild der Rollenverteilung ausgehen, das heutzutage immer noch vorherrscht, ist der Mann vor allem für den wirtschaftlichen Teil zuständig, und die Frau kümmert sich um die Kinder. Dadurch ergeben sich natürlich andere Bewegungsmuster: Frauen legen häufiger Versorgungswege zurück, um beispielsweise die Kinder wegzubringen oder einzukaufen, wohingegen Männer – ganz vereinfacht gesagt – häufig nur zur Arbeit und wieder zurück fahren.

Bild: privat
Im Interview: Katja Leyendecker

47, ist Diplom-Ingenieurin und Mobilitätsexpertin. Thema ihrer Dissertation war der Radwege-Aktivismus von Frauen in Bremen und Newcastle samt Stolpersteinen.

Die Wege von Frauen sind also komplizierter?

Ich würde nicht sagen komplizierter, sondern vielfältiger, sozialer. Es werden kleinteiligere Wegeketten statt weitgehend geradliniger Strecken zurückgelegt, und es sind oft Kinder oder vollgepackte Einkaufstaschen mit dabei. Das ist mit dem Fahrrad nicht immer leicht zu bewerkstelligen.

Müssen wir Frauen einfach zu einem anderen Mobilitätsverhalten erziehen?

Auf keinen Fall, denn es hängt wirklich davon ab, ob „Frauenwege“ ausreichend berücksichtigt wurden in der Stadtgestaltung. In den Niederlanden ist das Geschlechterverhältnis von Radfahrenden ungefähr ausgewogen, 55 Prozent aller Radfahrenden sind Frauen. In Deutschland gibt es ein größeres Ungleichgewicht, genauso wie in England, wo nur circa 30 Prozent der Radfahrenden Frauen sind – bei einem Gesamtanteil des Radverkehrs von nur zwei Prozent, wohlgemerkt. Es liegt also nicht an den Frauen, sondern an den Verkehrsbedingungen.

Stimmt das mit Ihren Erfahrungen aus der Radaktivist*innen-Szene überein?

Was mich in der Szene gestört hat, war, dass dieses „Rad fahren macht Spaß“ total in den Vordergrund gerückt wurde, obwohl meine Erfahrung genau das Gegenteil war. Denn wenn wir aus sozialen und umweltgerechten Forderungen heraus Radverkehr steigern wollen, dann muss der vor allem komfortabel sein. Der Spaß kommt dann automatisch.

Und auch die Selbstverständlichkeit?

Definitiv. Wenn ich mir England angucke: Da bist du als Radfahrerin inmitten der ganzen Autos eigentlich nur dann einigermaßen gut einzuordnen, wenn du in voller Montur bist. Wohingegen du dich in den Niederlanden einfach aufs Rad schwingen, losfahren und wieder absteigen kannst, ohne dich als Radfahrer*in zu erkennen zu geben. Da ist das einfach selbstverständlicher.

Warum schafft die Politik nicht einfach mehr Radwege?

Die Politik interpretiert die Forderung nach einer anderen Raumgestaltung oft als Kampfansage. Um das verkürzt darzustellen: Die Politik ist natürlich stark an die Wirtschaft geknüpft, und an der Autoindustrie hängen nun einmal viele Arbeitsplätze. Deshalb ist es schwierig für die Politik, Ansagen zu machen, solange sie keine andere Herangehensweise entwickelt und für Stadtgestaltung keine anderen Narrative findet als „Autos first“. Und genau deshalb brauchen wir eine aktive Zivilgesellschaft, um die Politik auf solche Themen aufmerksam zu machen und uns Gehör zu verschaffen.

Bepackt: Frauen nutzen das Rad oft für alltägliche Besorgungen Foto: Tobias Hase/dpa

Wie kam es dazu, dass Sie sich mit diesem Thema beschäftigten?

Man könnte sagen, aus der Not heraus. Ich habe 23 Jahre lang in Newcastle gelebt, wo es mit Radwegen noch viel schlechter aussieht als mancherorts in Deutschland. Und irgendwann stellte ich fest, wie sehr ich mich eigentlich abmühte mitten im Autoverkehr. Die Stadt wollte zwar eigentlich mehr Menschen zum Radfahren bewegen, aber es passierte nichts. Das war so eine typische Ja-Sager-Politik. Und dann habe ich eine Petition gestartet und mich schließlich mit einer Freundin zusammengetan, um eine Radfahr-Kampagne aufzuziehen, woraufhin auch andere Städte aktiv geworden sind.

Und wie kamen Sie dann auf das Frauenthema?

Ausgangspunkt war, dass das Thema Raumverteilung noch gar nicht angekommen war. Es hieß immer: „Radfahren geht doch auch auf der Straße.“ Und da fühlte ich mich in der Debatte als Frau dann oft missverstanden – sowohl auf der politischen Ebene als auch auf der Diskussionsebene innerhalb der Initiative. Und so fing ich an, mich auch frauenpolitisch einzusetzen.

Was haben Sie gemacht?

Wir haben klare Forderungen aufgestellt, die wir dann diskutiert haben, und dadurch hat sich der Aktivismus in England über die Jahre hinweg auch sehr stark gewandelt: von einer liberal-rechtlichen Forderung zur strukturell-räumlichen Forderung. Daran waren meiner Erfahrung nach viele Frauen maßgeblich beteiligt. Zuvor war die Domäne Radaktivismus eher männlich belegt und durch die Frauenstimmen wurde auf einmal eine andere Diskussions- und Debattenkultur eingeführt. Es ging plötzlich diplomatischer zu, Zuhören spielte eine größere Rolle als vorher.

Wie sieht Ihre Vorstellung von einem gleichberechtigten öffentlichen Verkehrsraum aus?

Wenn wir den Raum so umgestaltet haben, dass Eltern mit Kinderanhängern oder Lastenrädern unbeschwert Rad fahren können, dann haben wir’s geschafft. Denn dann wird es auch für andere Gruppen einfacher: Senioren, Kinder, behinderte Menschen, also auch verschiedenartige Fahrradmodelle und -bauarten.

Ist das eine Utopie?

Tiefgreifende Veränderungen beginnen ja im Prinzip immer mit einer Utopie. Aber ich habe über die letzten Jahre gemerkt, dass es einen Trend gibt, Raumverteilung und Radwegebau endlich als soziales Problem wahrzunehmen. Natürlich auch unter dem Aspekt, dass wir klimafreundlicher werden, wenn wir den individuellen Autoverkehr verringern. Paradebeispiel ist da natürlich Berlin mit dem „Volksentscheid Fahrrad“, der vor zwei Jahren große Wellen geschlagen hat und auch in anderen Städten Veränderungen angestoßen hat. Er zwingt die Stadt Berlin, in die Fahrradinfrastruktur zu investieren. Da findet auf jeden Fall eine Mobilitätswende statt.

Auch in Newcastle?

Einmal haben sie einen 500 Meter langen, richtig guten Radweg gebaut. Wie es davor oder danach weitergeht, egal, aber immerhin ist etwas passiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

63 Kommentare

 / 
  • Wer in Berlin Kinder in Anhängern transportiert übersieht, dass diese sich auch selbst bewegen können.

    Niemand muss in Berlin in die AutoNutzer-Verhaltensmuster mit Fahrrädern und Anhängern verfallen.

    Lasst kleine Kinder im Kiez leben, dann sind die Wege kürzer. Traut euch und euren Kindern bei langen Wegen die Nutzung des ÖPNV zu.

    Kauft frisch und regelmäßig ein statt an eure Fahrräder Lastwagen anzuhängen.

    ForscherInnen dürfen gern auch ausgiebig überEntsorgung von Parkspuren nachDENKEN

    • @doofi:

      "Niemand muss in Berlin in die AutoNutzer-Verhaltensmuster mit Fahrrädern und Anhängern verfallen...



      Kauft frisch und regelmäßig ein statt an eure Fahrräder Lastwagen anzuhängen."



      Das ein widerspricht dem anderen doch nicht.



      Mein Getränkehändler z.B. ist Luftlinie 350m weg. Wenn ich da Mineralwasser-Kästen kaufe, muss ich entweder das Auto oder eben ein Lastenfahrrad nehmen. Zum Tragen ist das zu schwer. Und auch wer frisch und regelmässig und noch in der näheren Umgebung einkauft, kauft eventuell auch mehr ein, als man bequem alleine tragen kann. Auch das spricht fürs Lastenfahrrad.



      Breitere und mehr Radwege sind die Lösung und nicht die Verteufelung neuer Mobilitätskonzepte.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Stefan L.:

        Mineralwasser ;-)



        Sie meinen Bier, Wasser kommt aus der Leitung...

        • @4813 (Profil gelöscht):

          "Sie meinen Bier, Wasser kommt aus der Leitung..."



          Nein, wo meine ich das?

  • Frauen können also nicht nur nicht einparken, sondern auch nicht fahrradfahren. Und das aus dem Munde einer Feministin...



    Zum Glück hole ich die Kinder aus der Kita ab!

  • Ich sehe hier auch viele Männer mit Kinderanängern.

    Eigentlich ist für die Verkehrs-Betroffenheit nicht ausschlaggebend, welchem Gender man sich zugehörig fühlt, oder mit welchem Chromosomensatz man geboren wurde, sondern die Rollenverteilung (müssen zahlreiche Wege zurückgelegt werden, müssen Kinder mitgenommen werden) und die Vorsicht/Ängstlichkeit bzw. Beherztheit bei der Verkehrsteilnahme als Radfahrer.

    Ich kenne auch Frauen, die genauso forsch radfahren wie Männer, deshalb aber in anderem Kontext nicht weniger weiblich auftreten.



    Die Menschen in ein Gender-Schema zu pressen, um darauf aufbauen Verkehrspolitik zu betreiben, ist doch irgendwie voriges Jahrhundert.

  • Nach unendlichlich langen Diskussionen hat sich herausgestellt: Das optimale Rad hat einen Motor und nennte sich Motorrad. Noch optimaler ist's mit Regenschutz, Heizung und Klimaanlage. Nennt sich dann meist Auto

  • Selbstbewußt Radfahren und 100%-Aufmerksamkeit. Fahrspurmitte fahren, das ist keine unzulässige Verkehrsbehinderung. Wo gibt es Fahrspuren die es ermöglichen innerhalb der Spur einen Fahrradfahrer legal zu überholen? 60cm Seitenabstand rechts, denke an KFZ-Türen die unerwartet geöffnet werden. 25cm Schlangelinie, kein Fahrrad fährt auf Schienen! 80cm Lenkerbreite inkl. Rückspiegel, 1,5m Platz lienks zum PKW, PKW-Breite inkl. dessen Spiegl 2,1m, 25cm Respektabstand zu dem Gegenverkehr...



    Erst bei Fahrspurbreiten von 5,5m darf ein PKW-Fahrer legal einen Radfahrer überholen innerhalb der Fahrspur bei Gegenverkehr ausserorts sind 6m nötig.



    Lasst sie Hupen, auch wenn es innerorst verboten ist. Ich halte dann an, stelle ein Fahrrad ab und frage den KFZ-Lenker "vor welcher Gefahr er mich warnen möchte, ich sehe z.B. keinen Baum der gerade umfällt!"



    Andere zulässige Gründe für Hupen innerorts kennt die StVO nicht.

  • Der Verkehrsentwicklungsplan Bremen 2025 ist - wie der Name schon sagt - ein Plan. Darin wird für alle vier Jahre ab 2018 ein Fortschrittsbericht vorgesehen, also der nächste dann 2022. Die „Zusammenschau, der nicht umgesetzten Maßnahmen“, die Sie aus Ihrem ersten Link gelesen haben wollen, kann dort gar nicht drin stehen.



    Ihr zweiter Link beinhaltet eine „Machbarkeitsstudie zur (Fahrrad-) Premiumroute D.15



    Bremen-Nord – Innenstadt – Hemelingen, für deren Machbarkeit insgesamt ein positives Fazit gezogen wird. Diese Studie wurde 2014 erstellt unter einer Rot-Grünen Regierung.

    btw.: „Grün-Rot-Irgenwas“ gibt's in Bremen doch erst seit 2019

    • @Rainer B.:

      War Antwort auf Rudolf Fissner unten.

  • waren wir nicht vor 40 Jahren schon mal so weit, dass dieses "Frauen sind anders (als Männer, die daher die Norm repräsentieren)" als sexistisches NoGo zurückgewiesen wurde? Jetzt macht die taz damit Überschriften, nunja

  • 0G
    02881 (Profil gelöscht)

    "Solche Wertvorstellungen will ich eigentlich nicht in der TAZ lesen." Hallo Mitkommentatoren, dies ist ein Interview! D.h. die Statements des Interviewten spiegeln nicht die Meinung des Interviewers oder sogar der Redaktion wider. Ganz normal im Journalismus...

    Noch 'ne persönliche Anmerkung zu Fahrradanhängern für den Transport von Kids. Ich habe nie verstanden wie Eltern sich das beim heutigen Straßenverkehr trauen, auf die Art und Weise Kinder zu befördern. Auf Höhe der Abgase und absolut ungeschützt... Seid ihr des Wahns?

  • Wenn in Hunderten von Jahren mal jemand "Ausgrabungen" macht dann fragt er/sie sich: Was hatten die für Probleme? Im Übrigen: Mit Infrastruktur allein ist es nicht getan. Im innerstädtischen München radeln gerade die weiblichen jungen Radlerinnen dermaßen blind, telefonierend gegen alle Regeln und Wege durch die Gegend, dass es ein Wunder ist, dass nicht täglich ein paar auf Intensivstationen oder gleich im Leichenwagen landen. Welche Gendergerechte Radwege wollte man denen denn anbieten? Ich gebe zu, das ist jetzt etwas klischeehaft, und es gibt die männliche Gruppe, die auch von keiner Infrastruktur berührt sinnlos rumgurkt genauso. Da helfen echt keine getrennten Radwege, blau und rosa bemalt.

  • Die Behauptung vieler Kommentatoren,die taz perpetuiere antiquierte Rollenbilder,geht ironischerweise völlig an der Intention des Artikels vorbei.



    Die taz perpetuiert diese Rollenbilder nicht,aber sie leugnet auch nicht deren Existenz,was sich scheinbar viele Kommentatoren wünschen würden.



    Es sind nunmal Fakten,die hier ausgesprochen werden.



    Für diejenigen,die von der Ungleichberechtigung von Frauen profitieren,natürlich unbequeme Fakten.



    Frauen sind auch im 21.Jhd immer noch selbstverständlich mit allen Care-Aufgaben beauftragt(Kinder & Gedöns) - gerade die Pandemie hat die doch sehr deutlichen Ungleichheiten in der gesellschaftlichen Beteiligung der Geschlechter aufgezeigt.



    Dass wir uns eine andere Welt wünschen,ist schön,ändert aber nichts daran,wie unsere Gesellschaft strukturiert ist.

  • Ich,ich,ich und wieder ich.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Schade, dass selbst in taz-Artikeln alte Rollenbilder derart perpetuiert werden.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Was soll die Journalistin bzw. die Zeitung machen,wenn die interviewte Mobilitätsforscherin die "Rollenbilder derart perpetuiert"? Die Aussagen umschreiben? Einfach den Artikel nicht veröffentlichen? Die Aufgabe einer Zeitung ist in erster Linie möglichst objektive Berichterstattung,also getrennt von der subjektiven Meinung.Diese kann man als Kommentar zusätzlich veröffentlichen. Das man nicht automatisch mit den Ansichten der Befragten übereinstimmt,wenn man diese unkommentiert weiter gibt,ist anscheinend leider immer weniger Leuten bewußt. Die Filterblase regiert.Wie man an den Kommentaren sieht sind allerdings immer noch genügend Leser dieser Zeitung fähig sich ihre eigene Meinung bilden zu können,ohne diese gleich vorgekaut serviert zu bekommen.

      • @Mustardmaster:

        Rollenbilder perpetuiert? Die Frau beschreibt die Realität ausserhalb der der modernen linken akademischen Großstadtfrauenkultur. Junges Elternpaar in einer Klein- oder Mittelstadt samt umherliegender Dörfer mit "Siedlung", "er" macht als Maschinenführer rollende Schichtarbeit mit brutto 26€/h inkl. Nacht- und Sontagszulagen, "sie" ist halbtags im Büro oder 3 Tage Friseuse und Fährt mit dem Fahrrad weil das Geld nicht für zwei PKW reicht und seine Arbeit zuweit weg ist. Wilkommen in der Realität des Jahres 2020.

        "Er" Vollzeithausmann und sie 40h-Friseuse...., wohl kau.

        • 8G
          80576 (Profil gelöscht)
          @Wolfgang Schönfelder:

          Na, Sie kennen sich mit dem Landleben aus....

      • @Mustardmaster:

        "Was soll die Journalistin bzw. die Zeitung machen,wenn die interviewte Mobilitätsforscherin die "Rollenbilder derart perpetuiert"? - Schlicht und ergreifend ihren Job. Journalist:innen sind keine Stichwortgeber:innen für Selbdarsteller:innen, sondern fragen in Interviews kritisch nach, zeigen Widersprüche auf und lassen Pauschalisierungen und oberflächliche Aussagen auffliegen.

        Und i.Ü.: Auch Männer, Bisexuelle, Transmenschen u.a. Diverse wollen bequem Fahrrad fahren.

        • @Hans aus Jena:

          Männliche und weibliche Transmenschen wollen bequem Fahrrad fahren.

        • @Hans aus Jena:

          Hallo,



          als intensiver Berlnbesucher aus der Provinz, bequemes Fahren in Berlin ist kein Problem. Wir hatten unser Quartier eine Woche lang 1,5km östlich des Bahnofs Pankow und fuhren täglich nach Kreuzberg, Neukölln, zum Garten der Kinder am Treptower Park, nach Mitte Unter den Linden, Hauptbahnhof usw. Unschön waren nur etliche Nebenstraßen mit Kopfsteinpflaster. Wenn Als wir wußten wo nahmen wir eine andere Route. Wir ind Senioren, Altersrentner und fahren mehr als 4000km jährlich mit Fahrrädern, jeder.



          Alos keine Probleme!

  • Es gäbe eine ganz einfache Lösung:



    Das Fahrradfahren verbieten.



    Dann hätten wird das Problem nicht.

    Merke:



    Wer unsinnige Dinge in die Welt setzt, muß sich nicht über unsinnige Reaktionen wundern.

    • @Denkender_Buerger:

      Ist das Ihr Ernst? Gerade in Städten mit einer hohen Bevölkerungsdichte und verhältnismäßig kurzen Wegen ist das Fahrrad in vielerlei Hinsicht ein wichtiges wenn nicht gar das einzige zukunftsweisende Verkehrsmittel. Es benötigt deutlich weniger Platz, sowohl in der Fortbewegung als auch dem Abstellen und liefert einen wichtigen Beitrag zur Luftqualität (weniger Stickoxide, Feinstaub) sowie im Kampf gegen den Klimawandel.



      Für Strecken die nicht mit dem Fahrrad zurückgelegt werden können, springt der ÖPNV ein.



      Das einzige was verboten gehört sind Autos. Kein Mensch braucht einen halben Panzer Geschweigedenn 4,5 (VW Polo)- 10 (Audi Q7)qm Fläche für sich alleine.



      Wachen sie auf!

  • Die kleine Katja Leyendecker möchte bitte aus dem 20. Jahrhundert abgeholt werden!

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @MartinaR:

      Ach was, 19.Jahrhundert.



      1999 waren wir schon weiter.

  • Wir warten in Bremen nun schon die dritte Grün-Rot-Irgenwas Regierung auf die Umsetzung der hehren Pläne in Punkto Radewegebau/Radwegenetz

    Es wird gefordert und gewalhlgewerbt was das Zeug hält aber mit dem Liefern hapert es dann doch ganz arg.

    • @Rudolf Fissner:

      & p.s. auch die vielen Frauen dort snd da irgendwie nicht lieferando.

      • @Rudolf Fissner:

        p.p.s. selbst die senatorische Vollzugsvollmachtbist bei einer Frau lokalisiert.

    • @Rudolf Fissner:

      Wieviele seid Ihr in Bremen denn jetzt?



      Hier mal eine kleine Übersicht über alle Fahrradrouten in Bremen. Wenn man immer mit dem Auto unterwegs ist, kriegt man davon sonst ja auch nicht so viel mit.

      www.bikemap.net/de/l/2944388/

      • @Rainer B.:

        Ich denke, dass Sie auch als Autofahrer vom Radwegeneubau, -verbesserung etwas visuell mitbekommen können. Die Verkehrsplanung findet zudem ihren Niederschlag in den lokalen Medien.

        Im sogenannten Verkersentwicklungsplan Bremen 2025 ( www.bauumwelt.brem...version_144dpi.pdf , beschlossen 2014 und angedacht schon Jahre davor) findet man eine Zusammenschau der nicht umgesetzten Maßnahmen im Bereich Radverkehr wie z.B. die kaum im Ansatz vorhandene Radpremiumrouten ( z.B. www.bauumwelt.brem...ngen%20%282%29.pdf )

        • @Rudolf Fissner:

          Meine Antwort ist nach oben gerutscht s.o.

  • Radwege in Städten lösen keine Probleme sondern schaffen welche. An jeder Kreuzung sorgen sie dafür, dass geradeausfahrender Verkehr rechts von Rechtsabbiegern geführt wird. Das sichere Gefühl dort zu radeln wird zur Falle! Auch reicht der vorhandene Platz selten. Radverkehr im Aufklappbereich von Autotüren kann nicht die Lösung sein!



    Wie wäre es mit Tempo 30 flächendeckend in der Stadt und Kursen für selbstbewusteres Radfahren mittig auf der Fahrspur?

    • @KlausM:

      Sie setzen hier "Radwege" mit "straßenbegleitenden Radwegen, die an Kreuzungen unterbrochen sind" gleich.

      Fahren Sie mal in München die Radwege entlang der Isar, gern auch den straßenbegleitenden an der Westseite in der Innenstadt, dann wird Ihnen auffallen. dass Sie aus der Berliner Erfahrung eine implizite Eigenschaft von Radwegen unterstellen.

    • @KlausM:

      Ihren weisen Worten schließe ich mich vollumfänglich an.

      Radwege, aber auch sog. Schutzstreifen sind keine Lösung, sondern auch Ursache für ein weiteres Problem:



      Das Halten von Liefer- und Zustell-Fahrzeugen.



      Ohne Radwege könnten die Fahrspuren so weit verbreitert werden, dass der durchgehende Verkehr (Kraftfahrzeuge + Fahrräder) problemlos an ihnen vorbeifahren kann und das Lieferpersonal nicht mit Radlern in Konflikt gerät.

      • @Wagenbär:

        Radwege sollten auch möglichst nicht direkt an der Fahrbahn für motorisierten Verkehr mit ein paar weißen Strichen abgeknappst werden, sondern bedürfen einer eigenen Spur, bestenfalls getrennt durch Grünstreifen.



        Dort parken dann auch keine Autos und Anlieferer.

        • @Hanne:

          Falsch.



          1. Siehe Kommentar von KlausM.



          Jede Kreuzung wird mit Radwegen zur potentiellen Todesfalle.



          2. Auch ein weit von den Fahrbahnen abgesetzer Radweg vernutzt Straßenraum.



          3. Bleibt das Halteproblem für die Anlieferer und diese werden sinnlos in Konflikte mit den rechts von ihnen geführten Radverkehr gezwungen.



          4. Als Radler möchte ich die Straße zum Vorankommen nutzen, aber auch z.b. Geschäfte u.s.w. an der Straße anfahren.



          Mit weit abgesetzen Radwegen zwingt mich das zu absurden Umwegen.



          Die Separation des Fahrzeugverkehrs nach verschiedenen Fahrzeugarten ist einfach nicht sinnvoll.



          Fahrräder sind Fahrzeuge.



          Fahrzeuge gehören auf die Fahrbahnen.

          • @Wagenbär:

            Mh, ich denke, dass an beiden Argumentationen etwas dran ist. Am besten finde ich folgende Lösung: Die Stadt wäre im allgemeinen autofrei. Autos dürften von außerhalb nur bis zu P+R am Stadtrand fahren, Ausnahmen gäbe es für Handwerker*innen, Zuliefer*innen, Menschen mit Gehbehinderungen u.ä.. Die dürften dann mit maximal 30 kmh durch die Stadt fahren. Viele Ampeln würden durch Zebrastreifen ersetzt.

          • 4G
            4813 (Profil gelöscht)
            @Wagenbär:

            Rechtsabbiegen verbieten und schon ist das Problem gelöst.

          • @Wagenbär:

            Du bist doch bestimmt schon einmal in den Niederlanden oder in Dänemark gewesen. Klar bringen Radwege etwas. Es gibt ja bereits die erfolgreichen Beispiele.

  • Oh, Frau, was denken Sie sich da an Rollen und Bildern auf der Straße zusammen?

    Ich finde das Gesagte als Frau sehr peinlich und schließe mich hier vielen Kommentator/innen an.

    Ich - Frau - fahre täglich in der Stadt meine Wege mit dem Rad und teils voll bepackten, schweren Fahrradtaschen. Der Vater meiner Kinder hat schon vor 20 Jahren die Kinder mit Anhänger in die Kita gefahren, ich hingegen nicht. Im Prinzip könnte sogar diese Verteilung ein Klischee der Rollenverteilung sein.

    Ich wünsche mir wie viele eine Radinfrastruktur und Verkehrsrechtssprechung ähnlich wie in NL. Die kleinen Niederlanden mit wenig Platz und vielen Wasserwegen auch im Land haben in den 1980er Jahren damit begonnen und optimieren immer weiter, D redet immer noch drüber, ob überhaupt.

    Ja, ich möchte sicher fahren, aber ich bezweifle sehr, dass das an meinem Geschlecht liegt.

    Dieser falsche feministische Beschützerinnen-Instinkt kann auch nerven, zumal wenn er alte Rollen vorschiebt, um die eigene Argumentation zu begründen. Da dreht sich doch was im Kreis. Apropos: Extra Radwege im Kreisverkehr gibt es in NL seit einiger Zeit auch, siehe hier:

    nationaler-radverk....jpg?itok=r2h0mx5u

  • Sehr schön. Ich weiß, Männer haben mit ihren Kindern wenig zu tun, bringe sie auch nicht in die Kita, räumen auch nicht die Spülmaschine aus, bringen aber den Müll raus - nach Aufforderung. Solche Wertvorstellungen will ich eigentlich nicht in der TAZ lesen. Vielleicht sollte man sich mal Gedanken über Bedürfnissen von Kindern auf Radwegen machen, auch wenn sie im Kindersitz sitzen. Das wäre doch ein Ansatz.

    • @Michael Falke:

      Ich stimme Ihnen vollkommen zu!

      Sicherheit im Straßenverkehr für alle - jüngere, ältere, unsichere.

      • @Hanne:

        Jo, und auch da muss man bei den Verursachern der Gefahren ansetzten:



        Die Gefahren gehen vor allem von den Kraftfahrzeugen aus.

  • Das ich das erleben darf:



    Die taz vergisst Gendersternchen an wichtiger Stelle!

    Hier stößt man aber auf eine echte sprachliche Herausforderung beim Erstellen gendergerechter Texte!

    Die im Vorspann verwendete Formulierung



    "Frauen bewegen sich anders auf dem Fahrrad als Männer..." hat mich und anscheinend auch andere Forenteilnehmer zunächst verwirrt und das Textverständnis erschwert.

    Es geht, wie der Text im ersten Absatz unmissverständlich darstellt, nämlich nicht um die spezifischen Bedürfnisse der Radfahrer*innen underschiedlichen biologischen Geschlechts, sondern um die Bedürfnisse sozialer Rollen. Als Konsequenz hätte man im Vorspann Gendersternchen setzen müssen.

    Nur ist das in Verbindung mit den Worten "Frau" und "Mann" extrem ungewohnt.

    "Frau*innen bewegen sich anders auf dem Fahrrad als Männ*innen..." erinnert eher an altes Lutherdeutsch,



    aber ein Blick in die Diskussion lässt erkennen, dass viele Forumsteilnehmer auf der Ebene des biologischen Geschlechts argumentieren.

    Also wäre dieses absurd wirkende Gendersternchen tatsächlich wichtig für das Textverständnis gewesen.

  • Bei uns im Südwesten sind bereits Radwege zu genüge, auch parallel zu Überlandstrassen, vorhanden. Diese werden leider nur selten genutzt. Wer mit dem Rad unterwegs ist fährt auf der Straße und beschwert sich über die zu dicht fahrenden Autos...



    Das Problem liegt vermutlich eher in den Köpfen der Radler, die hier auch immer wieder Verkehrsregeln missachte. Da wird nicht der Fahrradstreifen auf der Straße benutzt sondern im Slalom um die Passanten auf dem gerade mal einen Meter breiten Fußweg gekurvt. Rote Ampel? Egal. Die gerade querenden Fußgänger weichen sicher aus...



    Generell wird auch die aktuell benutzte LED-Beleuchtung So eingestellt, das die zweite Etage damit hell erleuchtet werden kann. Das ist wie wenn ein PKW mit zu hoch eingestelltem Licht und fern- und Nebelscheinwerfern fährt. Da wird die Straße nicht mehr beleuchtet sondern nur noch geblendet. Als Gegenverkehr versucht man dann automatisch den Abstand zur rechten Seite zu vergrößern oder schaltete auch das Fernlicht an, damit niemand überfahren wird. Eine normale Reaktion.



    Ein jährliches Lichteinstelen mit verplomben der Schrauben wäre da gut. Mit Strafe bei entplombung...



    Autos werden ja auch alle zwei Jahre kontrolliert...



    Im Übrigen müsste die Breite für Wege in Zukunft wesentlich breiter sein. Man benötigt ja nun mit den neuen gesetzlichen Fahrradabständen:



    Fußgänger : 2m wegen corona-abstand



    Radler : 1,5m zu jeder Seite plus ca 1m Lenkerbreite



    PKW/LKW : 3,5m



    Sind 9,5m pro Fahrtrichtung, also 19m komplette Breite. Da werden wohl einige ihre Vorgärten verkleinern müssen...

    • @Mareich:

      Die Aussage:"Wer mit dem Rad unterwegs ist fährt auf der Straße und beschwert sich über die zu dicht fahrenden Autos..."



      widerspricht :"Da wird nicht der Fahrradstreifen auf der Straße benutzt sondern im Slalom um die Passanten auf dem gerade mal einen Meter breiten Fußweg gekurvt."



      Ja was denn nu?



      Mit der oft nicht korrekten Vorderlichteinstellung haben Sie einerseits recht,andererseits sind Autoscheinwerfer immer noch heller und blenden,wenn man bspw. auf den parallel zur Überlandstraße vorhandenen Radwegen fährt. Denn Hier im Osten sind diese Wege meist nur einseitig vorhanden,so das man oft genug den Autoscheinwerfern entgegen fährt und trotzt korrekter Einstellung geblendet wird.Mag ja im reichen Südwesten anders sein ,da können sie sich wohl beidseitige Begleitwege besser leisten. ;-)

    • @Mareich:

      Grüße aus dem Südwesten, das ist eine nicht belegbare Behauptung. Gerade im Ländle wird so gut wie nichts für die Förderung und Sicherung des Fahreadverkehrs getan.

      • @Hampelstielz:

        www.stuttgarter-na...-c15c07945329.html

        Der Weg ist mittlerweile fertig. Ob er "gut" geworden ist, vermag ich nicht zu beurteilen, da ich die Strecke nie fahre. Aber es wurden zwei sehr kurze und steile Anstiege entfernt, damit der Weg (beinahe) eben ist.

  • " Aber gilt das nicht auch für Männer?

    Ja"

  • Frauen legen häufiger Versorgungswege zurück, um beispielsweise die Kinder wegzubringen oder einzukaufen, wohingegen Männer – ganz vereinfacht gesagt – häufig nur zur Arbeit und wieder zurück fahren.

    Was für ein interessantes Frauenbild das wohl aus dem 1920 ern stammt.

    Mehr "eche" Radwege, dafür aber grüne Wellen für den Durchgangsverkehr. Man kann keine Autobahn über 30er Zonen umleiten. Dazu noch parken beidseitig in egngen Straßen undverengende Bushaltestellen



    Wie bei uns seit Wochen

    • @SUSANNE FRIEDLICH:

      Frauenbild der 20er-Jahre, nein die Realität. Es ist noch immer so, weit überwiegend, daß Frauen gerne Männer heiraten die a ) schon älter sind und b) damit beruflich besser etabliert mehr Geld erwirtschaften. Damit ist die Rollenverteilung schon vorgegeben. Und ausserhalb des akademischen Hauptstadt-Berufsleben wählen Frauen gerne auch Berufe die weniger anstrengend schneller zu erreichen sind! Wieviel Industriemeisterinnen, Hochbauschweißerinnen, Bau-LKW-Fahrerrinnen gibt es? PS.: Im Plegebereich ist Tarifgleichheit.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Wolfgang Schönfelder:

        In der Generation Wolfgang war das so...

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Gestern konnte ich es wieder beobachten. Radfahrer mit Rennrad und entsprechender "Tour-de-France"-Kluft fahren nie auf den Radwegen - verständlich, denn die sind viel zu schlecht und würden das Rad beschädigen.

    Ähnliches gilt aber auch für ganz normale Radfahrer. Statt großer Ankündigungen sollten endlich die Radwege ausgebessert werden. Büsche wachsen oft in die Radwege rein. Niemand kümmert sich.

    Bei Tempo 30 und ein unbenutzter Radweg kommt der Verkehr mehr als ins Stocken.



    Wo ist da die grüne Verkehrssenatorin? Wahrscheinlich fährt sie mit ihrem Tesla durch die Gegend.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    „Frauenwege“!!!



    Tja, was soll man dazu sagen?



    Vielleicht atmen Frauen ja auch anders?

  • Hm, wenn man die verlinkte Statistik mobilitaet-in-deutschland anklickt, erhält man aber sehr ausgeglichene Werte für weibliche und männliche FahrradnutzerInnen. So sind bei den Befragten, die angaben, täglich mit dem Fahrrad zu fahren, immerhin 48 % weiblich, der Rest männlich.



    Abgesehen davon finde ich es merkwürdig, erst von unfreiwilligen Gender-Zuordnungen zu schreiben - und dann uralte Klischees über geradlinig zur Arbeit fahrende Männer und zwischen Einkaufsladen und Kita pendelnde Mütter zu schreiben.



    Verglichen damit sieht die Realität zumindest in der Berliner Innenstadt, die ich täglich erlebe, sehr paritätisch aus: Da kaufen Männer wie Frauen ein und nutzen Fahrradtaschen für den sicheren Heimtransport des Einkaufs. Auf dem Rad- oder Gehweg ist das Verkehrsaufkommen von Männern und Frauen beim Weg zur Kita auch ähnlich. Auf den großen, geradlinigen Radwegen in die Innenstadt sehe ich immer viele Frauen - auch welche ohne Kinder im Kita-Alter - die nicht so wirken, als beführen sie gerade vielfältige, soziale Wegeketten. Ich glaube, die wollen einfach nur schnell zur Arbeit.



    Wie bessere Radwege speziell für Frauen aussähen, wird ja leider - oder zum Glück? - auch nicht erklärt.



    Zusammengefasst: Der Ausbau von Radwegen erscheint mit absolut wichtig, gerade im Hinblick auf sicher fahrende Kinder. In diese Forderung romatisierende Bilder von vielfältigen, sozialen, ständig mit Care-Arbeit beschäftigten Frauen einzustreuen, ist mit etwas zu beliebig. Ich glaube, es reicht, gute Radwege für Menschen zu bauen.

    • @Achim Kniefel:

      Radwege, in großen Städten z.B. ähnlich wie in München-Neuperlach. dort gibt es mit Brücken und Überführungen ein weitgehend getrenntes Wegenetz für Radfaher und Fußgänger.

    • @Achim Kniefel:

      Ich teile Ihre Auffassung absolut. Es geht also nicht um Gender oder Geschlechterrollen, sondern um die Verrichtung ganz bestimmter Tätigkeiten, die sich durchaus angleichen. Männer bringen auch die Kleinen zur Kita und gehen einkaufen, Frauen fahren zur Arbeit. Dass da besser ausgebaute Radwege hilfreich sind, darin stimme ich der Autorin zu. Möglicherweise war die Finanzierung der Arbeit bei einem Genderthema besser sichergestellt.

    • @Achim Kniefel:

      Danke für diese Einschätzung. Meine, mit ähnlichem Tenor, hatte es leider nicht in die Veröffentlichung geschafft.

    • @Achim Kniefel:

      Ich teile Ihre Kritik an den Aussagen von Frau Leyendecker. Auf die Nachfragen der Interviewerin, wieso Frauen denn anders Rad fahren als Männer, fällt Frau Leyendecker nichts anderes ein als Frauen mit Kindern, die nach alten Rollenklischees leben. Dass es u. a. auch Frauen ohne Kinder, alleinerziehende Männer, Paare mit nicht-traditioneller Rollenverteilung und vor allem jede Menge alleinlebende Personen gibt, bei denen von einer Geschlechterrollenverteilung von vornherein keine Rede sein kann, wird von Frau Leyendecker hartnäckig ignoriert.

      Frau Leyendecker erklärt auch nicht, wieso der Staat überkommene Geschlechterrollenverteilungen fördern sollte, indem er seine Verkehrspolitik ausgerechnet an Frauen orientiert, die diese Rollenverteilung leben. Sie muss sich schon entscheiden: Will sie kritisieren, dass die traditionelle Rollenverteilung angeblich immer noch vorherrscht, oder will sie diese Zustände dadurch zementieren, dass sie den Radwegebau daran ausrichten will?

      Und bei der offenbar obligatorischen Erwähnung von Senioren und "behinderten Menschen" (bitte nicht immer betonen, dass Behinderte Menschen sind; das ist selbstverständlich) durch Frau Leyendecker wird außer Acht gelassen, dass es sehr viele Behinderte und Senioren gibt, die nicht Rad fahren können und für die Radfahrer, die nicht auf der Fahrbahn fahren, eine Gefahr sind. Das spricht zwar nicht gegen den Ausbau von Radwegen, aber es sollte nicht so getan werden, als seien die Forderungen von Frau Leyendecker automatisch positiv für Senioren und Behinderte.

    • 1G
      164 (Profil gelöscht)
      @Achim Kniefel:

      Ich persönlich nehm das Radwegnetz nach niederländischem Vorbild auch wenn es unter Frauenrechtsgesichtspunkten durchgesetzt wird. Eine Spur rosa, eine hellblau - mir egal!

  • Na dann, mehr hätte man den Mythos "Frau ist schwächer und muß geschützt werden" eigentlich nicht unterstreichen können. Das Bild der Fahrräder mit Kinderanhänger ist geschlechtlich ziemlich gleichmäßig im Straßenverkehr zu beobachten. Die Autorin hat die "Aufgaben" einer Frau aber anscheinend ziemlich konkret vor Augen: Kinderbetreuung.



    Weshalb eigentlich bedürfen Männer an sich eigentlich nur sichere Verkehrswege, wenn sie entweder minderjährig oder Senioren sind?



    Diese Bias der in allen Punkten unterdrückten, nicht teilnahmeberechtigten Frau ist so ermüdend und in der Intention falsch.

  • Jetzt kann man natürlich argumentieren: Und wie ist das dann bei kinderlosen Frauen oder Männern mit Kindern?

    Ach nein, es passt gerade wieder so gut, wir gehen vom traditionellen Bild der Rollenverteilung aus, weil das heutzutage immer noch vorherrscht, da lässt sich dann gerade in einer offenen Stadt wie Berlin schnell mal verdrängen, dass auch Väter mit dem Rad zum Einkaufen fahren und/oder die Kinder zum Sportverein.

    Ich, Mann, möchte auch komfortable Radwege, egal ob mit Kind/Einkauf, egal ob auf geraden oder verschlungenen Wegen. Das Problem sind nicht fehlende frauengerechte Radwege, sondern gerechte Radwege, auf Augenhöhe mit dem MIV. Eine 8m breite Fahrbahn je Richtung braucht nicht einen 1m breiten Radfahrstreifen und zwei Fahrspuren für Autos, sondern für den MIV und den Radverkehr je einen Fahrstreifen. Seitenstraßen in Wohngebieten könnten grundsätzlich Tempo30/Fahrradstraßen sein. usw.

    Frau Leyendecker tut mit dieser Einstellung zum Problem niemandem einen Gefallen, nicht umsonst hieß es schon bei den Drei Musketieren "Einer für alle, alle für einen!" Und was vollkommen im Text fehlt, sind praktikable Lösungsvorschläge.