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Ersatzfreiheitsstrafe für ArmeIm Kampf gegen die Klassenjustiz

Ein Mann sitzt im Gefängnis, weil er kein Geld hat. Es müsste sich was ändern, sagt er – und ist mit der Forderung nicht allein.

Ein Insasse der Berliner Justizvollzugsanstalt Plötzensee auf dem Flur vor seiner Zelle Foto: Florian Boillot

Berlin taz | Der Weg zu Mathias Grimm führt durch surrende Sicherheitsschleusen, vorbei an Mauern mit Stacheldrahtkronen, vergitterten Fenstern und Beamten mit Schlüsseln, die nicht fotografiert werden dürfen. Ganz klar, das ist ein echtes Gefängnis. Aber ist Grimm, dessen Name für diesen Text geändert wurde, auch ein „echter Häftling“?

Er trägt blaue Häftlingskleidung, die Haare kurz. Still sitzt er in der Zelle mit der kleinkarierten Bettwäsche und dem Klo gleich hinter der Tür. Zum achten Mal ist der 38-Jährige in der Justizvollzugsanstalt Plötzensee. Immer wegen nicht bezahlter Geldstrafen fürs Fahren ohne Ticket.

Diesmal sind es 100 Tagessätze, einen Teil wird er in dem Berliner Gefängnis abarbeiten. Grimm ist schwerer Alkoholiker. An die Nacht, in der ihn Polizisten hierherbrachten, kann er sich nicht erinnern. „Ich trinke, um die Psyche wegzukriegen“, sagt Grimm. Deshalb ist er hier gelandet, im Knast.

Er ist einer von zehntausenden Menschen, die in Deutschland 2022 eine Ersatzfreiheitsstrafe absitzen mussten, weil sie eine Geldstrafe nicht bezahlen konnten. Eine genaue Zahl gibt es nicht, sie wird nicht erhoben. Manche sitzen einige Tage ein, manche Monate. Die Ersatzfreiheitsstrafe sollte eigentlich die Ausnahme sein, Ultima Ratio für zahlungsunwillige Menschen mit kleinen Vergehen. Inzwischen sind die Gefängnisse voll mit Menschen wie Mathias Grimm.

Für Armut bestraft

2022 hat der Jurist und Journalist Ronen Steinke ein Buch veröffentlicht. In „Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich“ berichtet er von einer „neuen Klassenjustiz“. 80 Prozent aller Strafen sind inzwischen Geldstrafen. Arme Menschen werden dabei häufiger und ungleich härter bestraft, und sie sind es auch, die immer häufiger im Gefängnis landeten, prangert Steinke an. Das Buch wurde ein Bestseller.

„Dass sich seit vielen Jahren nichts Grundsätzliches an der Ersatzfreiheitsstrafe ändert, obwohl die Diskriminierung armer Menschen lange bekannt ist, zeigt, dass die Regierungsparteien damit offenbar kein großes Problem haben“, sagt Arne Semsrott, Gründer des Freiheitsfonds. Die Initiative kauft mit Spenden Menschen frei, die im Gefängnis sitzen, weil sie mehrfach ohne Fahrschein erwischt wurden. 637 seien es bislang, knapp 45.000 Hafttage mussten nicht abgesessen werden.

An der Kriminalisierung des Fahrens ohne Fahrschein lasse sich gut veranschaulichen, wie ungerecht das System sei, sagt Semsrott. „Deswegen konzentrieren wir uns darauf.“ Für den 15. März ruft der Freiheitsfonds zum nächsten Freedom Day auf: Gefangene sollen bundesweit befreit werden.

Für die Abschaffung der Ersatzfreiheitsstrafen

Die Initiative ist Teil eines breiten Bündnisses zur Abschaffung der Ersatzfreiheitsstrafen. Auch Mitali Nagrecha gehört dazu. Die amerikanische Juristin vermutete im deutschen System eine Alternative zur Ungerechtigkeit in den USA. Doch was sie fand, bezeichnet auch Nagrecha als „ein System von Klassenjustiz“.

2021 gründete sie das Justice Collective, das als Teil des Bündnisses für ein gerechteres Justizsystem kämpft. Minimalziel ist die Entkriminalisierung des Fahrens ohne Fahrschein. „Die politische Diskussion hinkt der öffentlichen hinterher“, sagt Nagrecha zu den aktuellen Bemühungen der Ampelkoalition. Es gebe ein politisches Festhalten an Bestrafung, das die Öffentlichkeit gar nicht verlange. „Die Gesellschaft ist bereit für Reformen“, ist Nagrecha sich sicher.

Zurück hinter die Mauern der Justizvollzugsanstalt. Nur in dieser Enge schaffe er es, trocken zu bleiben, sagt Mathias Grimm. „Da draußen ist der Alkohol.“ Der lässt ihn die schwere Kindheit vergessen, aber auch aus Wohneinrichtungen fliegen und ohne Ticket in die U-Bahn steigen. Hier drinnen, nach dem harten Entzug gehe es ihm für kurze Zeit etwas besser, sagt er.

Dass Strafen wie die von Mathias Grimm unverhältnismäßig sind, darin sind sich die meisten Praktiker*innen, Ju­ris­t*in­nen und die Ak­ti­vis­t*in­nen einig. „Da muss sich was ändern“, sagt auch Grimm. Aber die Welt, die sich hinter den Mauern von Gefängnissen wie Plötzensee offenbart, stellt noch ganz andere Aufgaben an die Politik als eine Überarbeitung des Strafgesetzbuchs. „Wie grausam man das Leben in Unfreiheit findet, hängt auch davon ab, wie grausam das Leben in Freiheit ist“, schreibt Ronen Steinke in seinem Buch.

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82 Kommentare

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  • "Zurück hinter die Mauern der Justizvollzugsanstalt. Nur in dieser Enge schaffe er es, trocken zu bleiben, sagt Mathias Grimm. „Da draußen ist der Alkohol.“ Der lässt ihn die schwere Kindheit vergessen, aber auch aus Wohneinrichtungen fliegen und ohne Ticket in die U-Bahn steigen. Hier drinnen, nach dem harten Entzug gehe es ihm für kurze Zeit etwas besser, sagt er."

    Ich vermute, seine Krankheit Alkoholismus ist der Grund gewesen, dass er auch nicht mal mehr Sozialstunden seine Tagessätze abarbeiten konnte.

    Ich hoffe ihm wird weiterhin geholfen trocken zu bleiben nach dem Gefängnisaufenthalt. Die große Solidarität, die ihm vom klassenbewussten Teil der Gesellschaft hier entgegen schwappt läßt da ja nur Gutes hoffen. Aber es wird letztlich wohl doch "nur" wie immer der Klassenstaat sein, der hilft.

  • Düsseldorf geht da politisch vor. Die Linke hat einen Antrag gestellt, dass der örtliche Nahverkehr keine Strafanzeigen mehr stellt. CDU und AfD waren dagegen, der Rest hat am 17.11.2022 in der Ratssitzung beschlossen, dass die Rheinbahn ab sofort auf Strafanzeigen wegen Schwarzfahren verzichten soll. Es kann so einfach sein, § 265a aus dem Jahr 1935 zu ignorieren...

  • Das Problem ist doch auch, das Herr Grimm nach eigener Aussage mit der Freiheit nicht zurecht kommt. Das wird nicht nur freiwillig und durch Überzeugung zu lösen sein. Was soll die Gemeinschaft tun, damit sie notwendiges Verhalten durchsetzt? Straffreiheit für gemeinschaftsschädliches Verhalten erscheint mir auch keine Lösung. Bei der Suche nach Gerechtigkeit ist ein riesiger Justizapparat entstanden. Da sind teure Berater wichtig, hier ist das Selbstverständnis der Justiz gefragt.

    • @jogi19:

      Ja, die Kleinen hängen, und die Großen laufen lassen!



      Schwarzfahren müsste eigentlich als Ordnungswidrigkeit behandelt werden und nicht als Straftat mit Gefängnisstrafe, die jedem dadurch dann auch noch den letzten Rest gibt.



      Maskenaffäre u.a. wird hingegen gar nicht geahndet, die viel gesellschftsschädigender sind!

    • @jogi19:

      Ohne Fahrschein zu fahren ist doch nicht gemeinschaftsschädlich, das schädigt höchstens ein Unternehmen. Letztes Jahr durfte sogar jeder für 9 € kreuz und quer durch die Gegend fahren, aber manche Leute können sich eben nicht mal das leisten, schon gar nicht 3 € für eine einzige Fahrt, wenn sie mal dringend irgendwohin müssen. Da müsste man vielleicht mal eine Befreiung einführen ähnlich wie bei den Medikamenten-Zuzahlungen.

  • @FURTH IM WALD

    Nein, es geht nicht eine Nummer kleiner.

    Einen Menschen seiner Freiheit zu berauben ist grundsätzlich schwerwiegend und sollte entsprechend gut begründet sein.

    Nur "da könnte ja jeder kommen" oder "ich mag Penner nicht" sollte in einem Rechtsstaat nicht ziehen.

    • @tomás zerolo:

      "Nur "da könnte ja jeder kommen" oder "ich mag Penner nicht" sollte in einem Rechtsstaat nicht ziehen."



      Hab ich nicht geschrieben, ist nicht meine Meinung und steht auch nicht im Artikel.



      Die Gefängnisstrafe steht ja nicht nicht sofort im Raum. Es gibt Mahnungen, Angebote zum Antrag auf Ratenzahlung, Zahlungsaufschub etc.



      Wenn man sich nicht darum kümmern kann oder will, warum auch immer, muss es doch Konsequenzen geben. Sonst macht hier doch (fast) jeder was er will.



      Zumal der erwähnte Herr doch sagte: "Hier drinnen, nach dem harten Entzug gehe es ihm für kurze Zeit etwas besser". In jedem Gefängnis gibt es Sozialarbeiter die jemanden nach seiner Haft auch Kontakte zu Suchtberatungen etc. vermitteln bzw begleiten.



      Sollte man jeden "Schwarzfahrer" oder Ladendieb der/die ja auch eine Ersatzfreiheitsstrafe bekommen kann einfach so weitermachen lassen weil er ja nicht zahlen kann oder will, wenn weiter keine Konsequenzen zu befürchten sind?



      Kennen Sie ein Land auf dieser Erde wo das so läuft, ohne diese "entsetzliche Ungerechtigkeit"? In Saudi-Arabien wird einem Dieb die Hand abgehackt. Ist das auch nur entsetzlich, wie hier.



      Was wäre Ihre Lösung? ÖPNV kostenlos für alle? Dann aber auch Einkaufen kostenlos für alle.



      Ich hoffe Ihnen wird nicht gleich , wie so oft, wieder übel wenn Sie solche unbarmherzigen Zeilen lesen.

      • @Furth im Wald:

        Ja, richtig: Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde viele Probleme lösen. Ein kostenloser ÖVPN wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Aber da wir unsere Leistungsgesellschaft so lieben, geht das nicht. Es entzogen dem Kapitalismus eine wichtige Grundlage.

      • @Furth im Wald:

        Was hier kaum jeamnd erwähnt, ist die Tatsache, dass es bereits jetzt schon die Möglichkeit gibt, Geldstrafen, die nicht gezahlt werden können in Sozialstunden umzuwandeln. Man muss das nur wissen und rechtzeitig beantragen.

        Somit wäre der erste Schritt, Menschen wie den Herrn im Artikel mehr sozial, rechtlich und natürlich auch gesundheitlich zu unterstützen.



        Dann könnten Menschen, die wirklich mittellos sind, einer Haftstrafe oftmals entgehen. Und Menschen, die zahlen könnten, aber nicht wollen, hätten keinen Freifahrtschein.

  • 2022 hat der Jurist und Journalist Ronen Steinke ein Buch veröffentlicht. In „Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich“ berichtet er von einer „neuen Klassenjustiz“.



    Wer mehr von ihm erfahren möchte, was er zur aktuellen (Klassen)Justiz zu sagen hat, dem sei ein Interview mit Thilo Jung empfohlen:



    www.youtube.com/watch?v=eCUidr03-lA

    • @Uranus:

      Ergänzung: laut Ronen Steinke gibt es übrigens Pflichtverteidiger*in nur bei Vorwürfen von schweren Verbrechen. D.h. bei oben genannten "Delikten", Bagatellsachen und deren Häúfung (was zumeist immerhin Knast aka "Ersatzfreiheitsstrafe" bedeutet) gibt es für Arme keine rechtsanwältliche Unterstützung. Das Gesetz, Verhandlungen bieten ja durchaus ein paar Verteidungsmöglichkeiten, allerdings nur für jene, die sie kennen. Bei unwissenden Laien (die wenigsten dürften über Wissen von Gesetzen und Ordnungen verfügen) bzw. vielen Armen (häufig einhergehend mit Bildungsmangel) dürften die Verteidigungsmöglichkeiten recht übersichtlich sein. Allerdings können sich viele ersterer zumindest ein*e Anwält*in leisten, zweitere nicht. So sieht Klassenjustiz aus,

  • o-tarif im ÖPNV würde schon einige probleme lösen.



    dann noch höheres, bedarfsberechtes "Bürger"geld.



    kampf der armut, nicht bekämpfung der armen, indem man sie in teure gefängnisse wegsperrt. welch ein kostspieliger irrsinn, um das strafbedürfnis einiger verbohrter menschen zu befriedigen ...

    • @Brot&Rosen:

      Jupp! Stimme zu. Vollkommen richtig.

  • Der Artikel vermischt auf interessante Weise zwei Dinge, die man eigentlich getrennt betrachten muss.

    Da ist die Unsinnigkeit, wie rigoros Fahren ohne Fahrschein geahndet wird. Da muss sich dringend etwas ändern.

    Das Andere ist die Ersatzfreiheitsstrafe. Sie muss angetreten werden, wenn Geldstrafen nicht bezahlt werden. Sie komplett abzuschaffen, würde bedeuten, dass die Täter bei einer Vielzahl von Straftaten mit "Tut mir Leid, keine Knete" straffrei davon kommen würden.

    Es kann also nicht darum gehen, die Ersatzfreiheitsstrafe abzuschaffen, sondern darum, dafür zu sorgen, dass sie für Bagatellen nicht mehr anfällt.

    Noch ein paar Worte zu Herrn Grimm.

    "Hier drinnen, nach dem harten Entzug gehe es ihm für kurze Zeit etwas besser, sagt er."

    Ja. Das wäre eigentlich der erste Schritt, um ihm zu helfen, ein Leben ohne Alkohol zu führen. Ihn jedes Mal ohne Anschusstherapie wieder in sein altes Leben zu schicken, richtet ihn zu Grunde. Da ist der Punkt, an dem ihm die Gesellschaft helfen muss.

    "...der Alkohol.“ Der lässt ihn die schwere Kindheit vergessen, aber auch aus Wohneinrichtungen fliegen und ohne Ticket in die U-Bahn steigen."

    Es ist nicht der Alkohol. Es ist der Mensch, der ihn trinkt. Erster Schritt in einer Therapie ist, zu verstehen, dass nicht der Alkohol schuld ist, sondern das eigene Handeln.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Sie komplett abzuschaffen, würde bedeuten, dass die Täter bei einer Vielzahl von Straftaten mit "Tut mir Leid, keine Knete" straffrei davon kommen würden."



      Diese Zwangsläufigkeit sehe ich nicht, es wäre ja durchaus auch denkbar den Betrag zu stunden oder ihn abarbeiten zu lassen, Körperstrafen zu vollstrecken, ...



      Die andere Frage wäre die nach Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit solcher Strafen. Einen Suchtkranken wegen Leistungserschleichung wieder und wieder in Ersatzhaft zu stecken ist recht offensichtlich kaum geeignet weder für ihn, noch für die Gesellschaft irgendwas zum Besseren zu wenden. Statt einer 'Strafe muss sein'-Doktrin anzuhängen könnte man ja mal über so etwas wie evidenzbasierte Strafen mit dem Ziel einer langfristig minimierten Gesamtschadensbilanz nachzudenken.

      • @Ingo Bernable:

        "...Körperstrafen..."

        Hoffentlich ein Scherz.

        "Einen Suchtkranken wegen Leistungserschleichung wieder und wieder in Ersatzhaft zu stecken ist recht offensichtlich kaum geeignet weder für ihn, noch für die Gesellschaft irgendwas zum Besseren zu wenden."

        "Ihn jedes Mal ohne Anschusstherapie wieder in sein altes Leben zu schicken, richtet ihn zu Grunde. Da ist der Punkt, an dem ihm die Gesellschaft helfen muss."

        Da sind wir uns ja einig.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          "Hoffentlich ein Scherz."



          Warum denn nicht? Klar ist es barbarisch einen Menschen zu schlagen, zu verstümmeln, zu quälen, etc. Kaum weniger barbarisch ist es mE aber auch einen Menschen für Jahre und Jahrzehnte in eine Zelle zu sperren, vielleicht weniger blutig, aber kaum weniger grausam.

          • @Ingo Bernable:

            Am besten jemanden mit schon angeknachster Psyche wegen Schwarzfahrens auspeitschen. Aber wo macht man das? In einer intimen Zelle, wo sich 1-2 Wärter mal so richtig austoben können? Oder auf dem Gefängnishof unter dem Gejohle der anderen an den Fenstern? Warum nicht gleich auf dem Marktplatz? Oder in einem Stadion, dann kann man noch Eintritt verlangen.

            Körperstrafen... Hier gehts ja heuer lustig zu im Kommentarbereich! >D

          • @Ingo Bernable:

            " Kaum weniger barbarisch ist es mE aber auch einen Menschen für Jahre und Jahrzehnte in eine Zelle zu sperren..."

            Da bin ich anderer Meinung. Aber was soll man sonst tun? Den Täter streicheln bis er er geläutert ist?

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Taliban-Strafen sind jedenfalls unnütz, da man Dank großer Anstrengungen im Bereich Barrierefreiheit heutzutage vielerorten sogar vollamputiert Schwarzfahren kann. >>D

              • @Fabian Wetzel:

                Auch ein Grund, solche Strafen abzulehnen :-)

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              "Aber was soll man sonst tun?"



              Das was gesamtgesellschaftlich wie individuell die besten Resultate liefert. Wenn man verschiedene Strafjustizsysteme vergleicht, stellt man eben doch unweigerlich fest, dass es eben keine positive Korrelation von Resozialisation und vermiedener Rückfälligkeit mit der Härte der Bestrafung gibt. Auch ganz unabhängig von philanthropischen Erwägungen, leisten wir uns ein Knastsystem mit einem unterirdischen Kosten-Nutzen-Verhältnis. Menschen einfach nur wegzusperren führt eben auch nicht dazu, dass sie "geläutert" werden.

              • @Ingo Bernable:

                "Menschen einfach nur wegzusperren führt eben auch nicht dazu, dass sie "geläutert" werden."

                Hat auch niemand behauptet.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Welchen Handlungsbedarf hast du, wenn alles durch deine Reaktion nur schlechter wird?



              Das ist doch Idiotie.

              • @KnorkeM:

                Eine andere Reaktion? Keine Reaktion ist jedenfalls auch keine Lösung.

    • 6G
      665119 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das Problem bei Duchterkrankungen ist nur, dass die Handlungs- und Steuerungsfähigkeit abhanden kommt.

      • @665119 (Profil gelöscht):

        Ja. Deshalb muss es ja auch Hilfe geben. Einsperren und dann wieder in das alte Leben zurückschicken, ist ein Unding.

  • taz: "Er ist einer von zehntausenden Menschen, die in Deutschland 2022 eine Ersatzfreiheitsstrafe absitzen mussten, weil sie eine Geldstrafe nicht bezahlen konnten."

    Jetzt wissen wir ja endlich, weshalb die Verursacher des Klimawandels nicht im Gefängnis sitzen - weil nämlich die Gefängnisse schon mit Menschen voll sind, die ohne Fahrschein gefahren sind.

    Bei 'Fahren ohne Fahrschein' ("Erschleichen von Leistungen") handelt es sich übrigens um den § 265a StGB, der am 1. September 1935 in das Strafgesetzbuch aufgenommen wurde. Schon interessant, dass wir immer noch mit einem 'Naziparagraphen' arme Menschen ins Gefängnis stecken.

  • "Hier drinnen, nach dem harten Entzug gehe es ihm für kurze Zeit etwas besser, sagt er."



    Interessant dass Herr Grimm der Haft etwas Positives abgewinnen kann, doch eine therapeutische Einrichtung wäre hier die beste Wahl gewesen. Ich gehe mal davon aus, dass im Gefängnis die psychologische Betreuung nicht oder nur marginal stattfindet. So beginnen "Knast-Karrieren".

    • @zeroton :

      Leider ist das Stigma einer Unterbringung in der "Klapse" im Lebenslauf noch schlimmer als Knast.

      Und auch die Gefahr für immer in der Phychiatrie zu verschwinden ist nicht null. Dass Leute da nicht hinwollen, kann ich gut nachvollziehen.

      • @Fabian Wetzel:

        Es gibt Sozialtherapeutische Einrichtungen - Schwerpunkt Entziehung nach der Entgiftung, wo nach Aufenthalt von Ihnen genannte Befürchtungen nicht begründbar sind. Von da aus können i.d.R. extern auch Sozialstunden bzgl. Geldstrafen abgeleistet werden. Herr Grimm wäre dafür prädestiniert. Letztendlich sperrt man hier einen suchtkranken Menschen weg, und das ist weit am Ziel vorbei. Diese Einrichtungen sind gern genommene Schutzräume ohne Freiheitsbeschränkung mit therapeutischer Begleitung.



        Ich habe in einer solchen Einrichtung gearbeitet.

  • Wer sich wegen Betruges schuldig gemacht hat, kommt nicht sogleich in eine JVA, kann seine Geldstrafe bezahlen und aus. Plötzensee ist voll mit Geldstraflern, die ihre Geldstrafe nicht bezahlen können, aus unterschiedlichen Gründen (Wohnungslosigkeit; Unfähigkeit, Hilfe anzunehmen, psychische Krankheiten; Drogenabhängigkeit...). Die Möglichkeiten niederschwellige Sozialstunden zu leisten, bestehen recht umfangreich, werden aber in der Regel nicht akzeptiert. Sozialtickets gibt es seit Längerem in Berlin, die haben das Problem auch nicht beseitigen können. Die betroffenen Menschen sind schwer zu erreichen, ein schwelendes Problem.

  • Was dem ganzen ja noch die Krone aufsetzt ist, dass die Beförderungsunternehmen quasi nach Gutdünken entscheiden können ein Ticket sei ungültig.

    Gerade in der ersten Zeit der Onlinetickets eine vielbeobachtete Praxis.

    Die Technik spinnt und plötzlich ist der unbescholtene Fahrgast ein Straftäter.

    Ein Unding.



    Wie das fehlende Tempolimit oder die Stromvernichtung bei den Solaranlagen.

    Aber der Personalmangel ist ja überall zu merken. Man muss halt nehmen was man kriegt. Und das gilt offenbar auch und insbesondere für unsere Parlamente.

  • 60 Euro sind für einige Leute Peanuts, nicht mal ein Teil eines gewöhnlichen Menüs an einem gewöhnlichem Abend im Stammrestaurant. Für andere ist es ein Riesenbetrag, den sie unmöglich aufbringen können. Warum darf für das gleiche Vergehen einer Peanuts zahlen, aber der andere müsste mehr zahlen als er jemals aufbringen kann?! Prozentual zu einer Quersumme aus Vermögen und Einkommen, das ist die einzig faire Lösung für Geldstrafen. Die Schweiz ist bei Verkehrsdelikten schon ganz gut, prozentual zum Gehalt, immerhin. Der reiche Porsche Fahrer muss dort genauso aufpassen wie der Pflegehelfer im alten Fiat, weil beide müssten den gleichen Teil ihres Einkommens abgeben als Strafe. Hier rasen die Bonzen und deren Strafzettel gehen direkt zum Familien Anwalt, der erledigt das alles, damit beschäftigt man sich doch nicht. Falls wirklich Mal der Schein weg sein sollte, lässt man sich halt fahren, ist doch egal, eigentlich sogar bequemer. Die Konsequenzen für eigene Vergehen müssen allen Tätern gleich wehtun, sonst passiert, was wir hier haben, wer es sich leisten kann steht über so machnem Gesetz.

  • Ich möchte zu bedenken gebe, dass durch das System der Tagessätze bereits die soziale Komponente berücksichtigt ist. Die Bemessung durch Tagessätze bedeutetet ja, dass Menschen mit unterschiedlichen Einkommen für die gleiche Tat unterschiedlich bestraft werden.

    • @Jürgen Meyer:

      Prinzipiell richtig, aber: jemand mit 1000 Euro Einkommen wird existenziell belasted, jemand mit 10000 nicht.



      Da muss ich an etwas denken, das ich mal über Opfer (in den kirchlichen Klingebeutel) gelesen habe: für aine Rentnerin an der Armutsgreze ist 1 Euro ein echtes Opfer, für einen Manager mit 20000 im Monat sind 20 Euro ein Fliegenschiss.

      • @Grummelpummel:

        Jaja, aber die 20 Euro nutzen der Kirche eben trotzdem 20mal soviel wie der eine. ;)

  • An alle, die jetzt 'pauschal Ungerechtigkeit', ' Klassenjustiz' rufen: mal Thomas Fischer lesen - entweder das Buch oder die Kolumnen auf ZON oder SPON. Gibt ein etwas differenzierteres Bild zum Thema 'Strafe'.

    • @Emmo:

      Das Problem an Argumentationen wie jenen die Fischer typischerweise liefert ist, dass sie sich exklusiv für die Logik innerhalb des Rechtssystems interessieren, nicht aber für dessen Axiome.

      • @Ingo Bernable:

        Interessanter Gedanke - aber ich frage mich, ob sie überhaupt eine seiner Kolumnen gelesen haben: Fischers Sicht ist eminent holistisch - zumal er ja nicht nur Jurist, sondern auch Rettungssanitäter, Germanistik-Student und vor allem Soziologe war bzw. ist. Das unterscheidet ihn z.B. von Schirach et. al.

        • @Emmo:

          "aber ich frage mich, ob sie überhaupt eine seiner Kolumnen gelesen haben"



          Es erwies sich immer wieder als Fehler. Wenn man nur immer und immer wieder die Affirmation des Bestehenden und die Selbstvergewisserung, dass alles so wie es ist auch am Besten ist, betreibt wird man kaum zu einer besseren Gesellschaft oder Justiz kommen.

          • @Ingo Bernable:

            "Wenn man nur immer und immer wieder die Affirmation des Bestehenden und die Selbstvergewisserung, dass alles so wie es ist auch am Besten ist, betreibt wird man kaum zu einer besseren Gesellschaft oder Justiz kommen."

            Fischer identifiziert in vielen Bereichen Optimierungsbedarf: Mordparagraph, Praxis der Revisionsverfahren, die Tendenz von Politikern, immer nur Strafverschärfungen zu fordern - und vieles mehr.



            Aber vielleicht gibt's in manchen Bereichen tatsächlich keine bessere bzw andere demokratisch akzeptierte Lösung als die bestehende? Ich ich diskutiere das sehr gerne mit Ihnen - sofern Sie langjährige Praxis Erfahrung als Richter oder Strafverteidiger haben. Hier scheint aber eher, das sieht derjenige sind, der Affirmation für seine Positionen sucht - und sie bei F. nicht findet.

    • @Emmo:

      So ist es!

  • Danke für diesen Bericht. Vielleicht hilft es, dass wir diese entsetzliche Ungerechtigkeit etwas weniger verdrängen.

    Hinter der Haltung "da könnte ja jeder kommen", die hier leider im Forum auch gelegentlich zu sehen ist verbirgt sich die furchtbare Brutalität der Rachejustiz.

    Justiz sollte nicht Rache sondern Heilung sein: Aufarbeitung eines Unrechts, für Täter und Opfer, für die Gesellschaft.

    Wollen wir da enden, wo die USA sind, mit der höchsten Inhaftierungsrate pro Kopf weltweit? Mit Todesstrafe?

    Jeder Mensch, der in den Knast muss sollte als Versagen betrachtet werden -- auch für die Gesellschaft insgesamt.

    Ich weiss nicht, ob wir ohne auskämen. Aber weniger ist definitiv besser.

    • @tomás zerolo:

      "...entsetzliche Ungerechtigkeit..."



      gehts ne Nummer kleiner. Es handelt sich hier nicht um reinste Unschuldslämmer in Person.



      Was ist denn Ihre Steigerung einer entsetzlichen Ungerechtigkeit bei weitaus ungerechteren Fällen?

    • @tomás zerolo:

      Strafe muss auch sein, damit der Rest der Bevölkerung eine Bestätigung erhält, warum es sich an die Regeln hält. "Da könnte ja jeder kommen" ist daher ein wichtiges Argument.



      Ich gestehe hier offen, ich würde bei absoluter Straffreiheit kaum einen Mord begehen, aber hemmungslos im Parkverbot parken.Und Steuern hinterließen? Manche finde ich durchaus ungerecht. Vielleicht!

  • Ich finde den Satz, dass der Alkohol schuld sei und ihn in U-Bahnen einsteigen lasse nicht zulässig.

    Gleichzeitig sollte niemand wegen solcher Tickets ins Gefängnis. Ich war da doch sehr schockiert wie hart und auch von der Bevölkerung getragen diese Maßnahmen in Berlin sind.

    Die Betreiber können ein sogenanntes Hausverbot aussprechen und die Leute aus ihren Bereichen hinaus begleiten und gut ist es doch. Kann doch nicht sein dass jemand seine Dienstleistungen mit Gefängnisstrafe durchsetzen darf. Da ist sicher ein Urteil zuviel für die Verkehrsbetriebe gesprochen worden.

    Bei normaler Zahlungsunfähigkeit geht auch niemand in den Knast. Von daher ist das schon mal ganz grundsätzlich falsch und hat auch nichts mit Klassen zu tun sondern damit warum das nicht-zahlen in diesem Fall mit Gefängnis bestraft wird und sonst nicht.

    Dass soetwas zunimmt ist höchst bedenklich und im Fall der Öffis auch hoch problematisch und kann doch nicht gewollt sein. Gefängnis verursacht ja auch weitere Kosten.

    Dass der Mann gerne ins Gefängnis geht, ist vielleicht das bezeichnendste.



    Wie man mit Problemfällen umgeht ist ja nie einfach. Es gibt ja bereits enorm hohe Staatsausgaben und viele Leute die von zuschüssen leben. Es gibt immer Leute die sich selbst zu Grunde richten. Hoffentlich erlebt er weiter die Gefängnisse als hilfreich. Dann ist wenigstens das noch etwas das funktioniert in diesem System. Er braucht vielleicht wirklich eine Entgiftung und Wiedereingliederung.

    • @Michael Mertins:

      "Hoffentlich erlebt er weiter die Gefängnisse als hilfreich."



      Selbst wenn man, so schief das auch ist, bereit ist Knäste als Hilfseinrichtungen betrachten wäre das noch immer eine Form der Hilfe die enorm teuer, aber kaum wirkungsvoll ist. Gerade dort wo es etwa um Suchtkranke geht wären Therapien und Sozialarbeit sowohl billiger als auch humaner.

    • @Michael Mertins:

      Zum Thema normale Zahlungsunfähigkeit und kein Knast muss ich Sie enttäuschen.



      Wenn Sie nix auf der Kralle haben, aber trotzdem im Versandhaus eine Mordsbestellung aufgeben und dann zahlungsunfähig sind, ist das Betrug. Wenn Sie Mindestlohn erhalten und sich ein kostspieligen Penthaus mieten ist das Einmietbetrug. Kein Einmietbetrug ist es, wenn Sie 100 000 € im Jahr haben, aber plötzlich arbeitslos werden und einen finanziellen Absturz erleiden



      Auch der Schwarzfahrer weiß was er tut und sollte daher bestraft werden. Wer den Tagessatz nicht zahlen kann, soll halt Arbeitstunden leisten.



      r

    • @Michael Mertins:

      Das hat nix mit den Verkehrsbetrieben zu tun, sondern, aus juristischer Sicht, mit einer mehrfach widerholten Erschleichung von Leistungen.

      Zum Artikel: Der Absatz "Für Armut bestraft" ist inhaltlich falsch. Man wird nicht für Armut bestraft, sondern für sein Vergehen. Besser wäre gewesen "Menschen mit mehr Geld können sich freikaufen". Wobei, werden die Strafen (Tagessätze) nicht nach einkommen berechnet?

  • Vielleicht sollten wir bei der Wieder-Einführung der 49€-Tickets aufmerksamer verfolgen, wie sich diese Vergünstigung auf die Schwarzfahrten-Häufigkeit auswirkt.



    Anstatt sogenannte notorische Schwarzfahrer wieder und wieder ins Gefängnis zu stecken, könnten diese ja als Wiedergutmachung öffentliche Arbeiten verrichten, die dann natürlich auch bezahlt (incl. Fahrtkosten) werden sollten. Das wäre für die öffentlichen Kassen immer noch weniger kostspielig als ein Aufenthalt in der JVA, besonders wenn mögliche soziale "Beikosten" durch die öffentliche Hand wegen Verlust von Wohnung und/oder Arbeitsplatz auch noch anfallen.

    Das würde zusätzlich das Rückfallrisiko reduzieren.

    • @noevil:

      Es gibt seit Längerem das Sozialticket, das aber von den Berechtigten nicht genügend in Anspruch genommen wird, aus unterschiedlichen Gründen (Unfähigkeit, Hilfen in Anspruch zu nehmen; Wohnungslosigkeit; psychische Erkrankungen; Drogenabhängigkeit...). Die Möglichkeiten, niederschwellige Sozialstunden zu leisten besteht umfangreich, wird aber nicht akzeptiert. Plötzensee ist fast vollständig mit Geldstraflern belegt, ein Problem, an dem sich Viele die Zähne ausbeißen.

    • @noevil:

      Wird sich wohl kaum in weniger Schwarzfahrten auswirken. Für Berufspendler die eh nicht schwarz fahren lohnt es sich, aber für Einkommensschwache die nicht täglich die Öffis nutzen ist es zu teuer.

  • Gibt es die Möglichkeit, statt der Haftstrafe Sozialstunden abzuleisten, nur in Baden-Württemberg?

    • @Wald und Flur:

      Die Möglichkeit wird wohl bei den ersten Malen in Betracht gezogen. Je mehr "Wiederholungstaten", desto größer die Tendenz zu Haftstrafen, Siehe auch das Interview mit dem Juristen und Journalisten Ronen Steinke, der im Artikel erwähnt wird:



      www.youtube.com/watch?v=eCUidr03-lA

    • @Wald und Flur:

      In Bayern schon seit ewigen Zeiten. M.E. seit den 90ern, als Bewährungshelferin habe ich häufig damit zu tun gehabt. Ja, die Norddeutschen, können sich manches von uns abschauen

  • Hier ausgerechnet Herrn Grimm als Realbeispiel zu nehmen, schafft eine enorm breite Differenzierung.

    Super Artikel.

  • In solchen Fällen wird niemand für Armut bestraft.

    Ohne adäquaten Ersatz für eine Ersatzfreiheitsstrafe würden Straftaten straflos bleiben. Ein Persilschein quasi.

    • @DiMa:

      warum denn überhaupt eine Geldstrafe fürs Fahrtenerschleichen?



      Das erhöhte Beförderungsentgeld ist eine Forderung wie jede andere Schild auch. Andere gehen dafür in die insolvenz. Auch ohne Gefängnis.

      • @Herma Huhn:

        Die Forderungen der Verkehrsbetriebe sind privatrechtlich, bleiben den Insassen der JVA erhalten. Die haben aber keine Ahnung, wie man damit umgeht. Die strafrechtlichen Folgen ihres Tuns sitzen sie ab, ob sinnvoll oder nicht.

      • @Herma Huhn:

        Die Frage der Ersatzfreiheitsstrafe betrifft alle Geldstrafen. Was passiert zukünftig bei Hausfriedensbruch, leichter Körperverletzung, u.s.w.? Soll das zukünftig straflos bleiben?

        Übrigens, das erhöhte Bevörderungsentgeld ist keine Strafe im Sinne des Strafrechts.

        • @DiMa:

          Natürlich ist das erhöhte Beförderungsentgeld keine Strafe. Aber dieses nicht zu bezahlen, wird mit einer Strafe belegt. Bezahlen Sie dagegen die Telefonrechnung nicht, melden Sie Insolvenz an. Dafür wird niemand bestraft.



          Und bei den anderen Delikten: Wenn sich zeigt, dass die Geldstrafen dazu führen, dass Menschen je nach Einkommen unterschiedlich hohe Strafen erhalten, muss die Strafpraxis überdacht werden. Wie wäre es statt dessen mit Sozialstunden, von denen man sich nicht freikaufen kann?

          • @Herma Huhn:

            Bestraft wird nicht das nicht zahlen des erhöhten Beförderungsentgeldes sondern das Schwarfahren. Das erhöhte Beförderungsentgelt wird daneben erhoben.

            • @DiMa:

              Und noch immer: Das Erschleichen von Fahrten wird anders (härter) bestraft als das Erschleichen von Telefondienstleistungen. Warum?

    • @DiMa:

      Natürlich wird man für Armut bestraft. Hinzu kommt das sich die Tagessätze nach dem Einkommen richten. Ich kann mit dem Verdienst von acht Stunden am Tag den Tagessatz bezahlen. Kann ich es nicht muss ich dafür 24 Stunden in den Knast. Also ist die Strafe für Mittellose drei mal höher. Das ist Klassenjustiz.

      • @Andreas J:

        Es wäre doch aber eher Klassenjustiz wenn Arme und Reiche für das gleiche Vergehen die gleiche Strafe bezahlen müssten. Der mit hohen Einkommen muss bei der gleichen Anzahl an Tagessätzen mehr bezahlen als jemand der ein geringes Einkommen hat. Passt doch also, oder?

        • @Müller Christian:

          Nee, passen würde es wenn drei Tagessätze einem Tag Haft entsprechen würden.

    • 6G
      666757 (Profil gelöscht)
      @DiMa:

      So ein Quatsch!

      • @666757 (Profil gelöscht):

        Begründung?

      • @666757 (Profil gelöscht):

        Aber er hat doch recht. Eine Geldstrafe wird in Tagessätzen nach den persönlichen Einkommen festgelegt. So muss jemand der viel Verdient eine höhere Strafe zahlen als jemand der wenig verdient.

        Aber eine andere Art der Strafe wäre schon mal was. Verbindliche Arbeitsstunden im Pflege-, Alten oder Tierheimen statt Geldstrafe wäre das.

        Wer dann aber nicht zu den Arbeitsstunden kommt muss in den Knast..

        • @Müller Christian:

          "Arbeitsstunden im Pflege-, Alten oder Tierheimen"



          Die immer weniger werdenden Leute die derzeit noch in der Pflege arbeiten werden von der Message, dass ihr Job eigentlich eine Strafe ist die zudem weitestgehendes qualifikationsfrei ausgeübt werden kann sicher total begeistert sein.

          • @Ingo Bernable:

            Die werden wohl kaum qualifizierte Tätigkeiten ausführen. Zumal es bestimmt Tätigkeiten gibt auf die die Angestellten gerne verzichten oder für die keine Zeit da ist, wie zum Beispiel Reaktivierung von Alten dadurch das man sich mit ihnen Beschäftigt. Reden, mit ihnen Spazieren gehen oder Spiele spielen. Wie früher Zivis. Das ist eine sinnvolle Aufwertung der Pflege für die man keine große Ausbildung braucht.

          • @Ingo Bernable:

            Ich habe nie gesagt dass ein Einsatz im sozialen Bereich eine Strafe ist. Es geht darum dass man eine sinnlose Haftstrafe durch eine sinnvolle Aufgabe ersetzt. Pflegekräfte müssen neben ihrer Kern Aufgabe noch ganz viele Sachen nebenbei erledigen, da würden die sich bestimmt über Unterstützung freuen. Und wenn nicht in der Pflege, es gibt so viele Möglichkeiten wo Hilfe gebraucht wird. Vielleicht haben Sie ja eine gute Idee.

  • Wegen Reichtum mit Straffreiheit belohnt.

    Meine Beobachtung ist, dass die Wohlhabenden in unserer Gesellschaft Straftaten begehen können, die von der Behörde dank Vorteilsgabe im Amt gedeckt werden. Amtsleiter sonnen sich lieber im Schein der Reichen und politisch Mächtigen und helfen dabei noch das Vermögen der ohnehin Reichen zu vermehren. Die Staatsanwaltschaft möchte sich dabei nicht gerne die Finger verbrennen, da die Wohlhabenden die besseren Juristen haben und so bindet sich so mancher Justiziar die Augenbinde noch fester zu, damit er sich den aussichtslosen Kampf um Recht und Gerechtigkeit ersparen kann.



    Die Sozialschwachen in den Knast zu stecken ist für die Justiz sicher der bequemere Weg. Die Unterbringung eines Schwarzfahrers in einem Gefängnis übersteigen die Kosten für die Gesellschaft um ein Vielfaches, im vergleich zum entgangenen Fahrpreis. Diese Rechtsprechung ist genauso absurd wie das Verbot des Containerns. Den Sozialschwachen sollten ein Freifahrtschein für Regionalverkehr zugestanden werden.

    • @Hannes Baldrian:

      Die Kleinen hängt man die Großen lässt man laufen.



      Nichts Neues.

      Wir haben ja sogar einen Kanzler der Folter hat anordnen lassen. Als Hambuger Innensenator. Wohlgemerkt: Angeordnet hat. Nicht nur geduldet oder so. Und es sind Menschen gestorben deswegen. Und niemand hat's gestört. Und niemanden stört's.

      taz.de/Hamburger-F...idi-John/!5797300/

      Aber die alte Nazigesetzgebung Schwarzfahren = Straftat ist offenbar so unausrottbar mit unserem Rechtssystem verschmolzen wie die Unmöglichkeit eines Tempolimits.

    • 6G
      666757 (Profil gelöscht)
      @Hannes Baldrian:

      Exakt! Vollste Zustimmung!

  • Nur weil Herr Grimm wegen einer Nichtigkeit sitzt, gilt das nicht für alle. Es gibt genug Täter, die eine Strafe nicht zahlen können. Und wenn die nicht stattdessen einfahren...was dann? Arme Täter werden nicht bestraft? Und die Opfer? Die gehen ohnehin schon leer aus und dann haben sie nicht mal mehr die Genugtuung, dass der Täter zumindest eine Zeit einsitzt.



    Sollte das verboten werden, würden eben vielfach Geldstrafen gestrichen und der Freiheitsentzug bevorzugt.



    Und, ja, es gibt mehr mittellose Täter als reiche Täter, weshalb es jetzt OK ist.

    • @Hefra1957:

      Fahrtenerschleichen ist eben eine Fehlleistung, die keine Straftat sein müsste.



      Es sind gerade arme Menschen, die sich Tickets nicht leissten können. Daher sind gerade arme Menschen von der Kriminalisierung dieser Fehlleistung betroffen. Würde das erhöhte Beförderungsentgeld mit einer unbezahlten Telefonrechnung gleichgestellt, käme niemand dafür ins Gefängnis.

  • Stimmt leider alles- Ich nenne das Klassenjustiz

    • @V M:

      Und ich Gerechtigkeit!