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Entscheidung auf dem BundesparteitagGrüne sagen Nein zu Globuli und Co.

Nach jahrelangem Streit beschließen die Grünen: Krankenkassen sollen nicht mehr für Homoöpathie zahlen. Das könnte zum Problem für Cem Özdemir werden.

Keine Mehrheit für die homöopathische Dosis: der Bundesparteitag der Grünen in Hannover am Freitagabend Foto: dts Nachrichtenagentur/imago

Darauf erst mal einen Schluck Bachblütentropfen: Die Grünen sprechen sich ab sofort dagegen aus, dass die gesetzlichen Krankenkassen homöopathische Behandlungen und Präparate bezahlen. „Die Solidargemeinschaft soll nicht für Therapien aufkommen, deren Wirksamkeit über den Placeboeffekt hinaus wissenschaftlich nicht belegt ist“, heißt es in einem Antrag des Kreisverbands Berlin Tempelhof/Schöneberg, der auf dem Bundesparteitag am späten Freitagabend mit deutlicher Mehrheit angenommen wurde – nachdem der Fernsehsender Phoenix die Live-Übertragung bereits eingestellt hatte.

Überraschend ist damit ein Streit entschieden, der die Grünen über Jahre beschäftigt hat. Und das gegen den Willen der Parteispitze: Sie wollte das Thema beim Parteitag am Freitag in Hannover nicht auf die Tagesordnung setzen. Einen eigenen Antrag hatte der Bundesvorstand nicht eingebracht. Die Parteimitglieder durften vorab aber sechs Anträge der Basis bestimmen, die neben denen des Vorstands behandelt werden. Der zur Homöopathie landete auf dem zweiten Platz.

Als nächstes versuchte der Bundesvorstand mit einem weitreichenden Änderungsantrag, eine klare Positionierung zu verhindern. Er wollte es den Krankenkassen nicht kategorisch untersagen, homöopathische Mittel zu erstatten. Stattdessen sollten die Delegierten einen Kompromiss bestätigen, den der damalige Parteichef Robert Habeck schon 2020 vorgelegt hatte: Erstattung ja, aber nur innerhalb spezieller Wahltarife für Versicherte, die es so haben wollen.

Für diesen Antrag warb in Hannover die Bundesschatzmeisterin und frühere Frankfurter Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann. Die Krankenkassen gäben jährlich 350 Milliarden Euro für die Gesundheitsversorgung aus, die Kosten für die Homöopathie lägen bei 25 Millionen Euro. „Ich weiß nicht, ob es das wert ist, die Diskussion noch mal anzufangen“, sagte sie.

Das Argument der vergleichsweise geringen Ausgaben wollten die An­trag­stel­le­r:in­nen aus Berlin aber nicht gelten lassen. Wirksames wie Verhütungsmittel oder Brillen würden schließlich nicht von den Krankenkassen bezahlt, kritisierte Nina Freund vom Kreisverband Tempelhof/Schöneberg. Der Kompromissantrag des Bundesvorstands sei nicht akzeptabel, weil er auch mehr Forschungsgelder für Homöopathie fordere. Es gehe aber um „Wissenschaft statt Wünschelrute“, sagte sie.

Auch die Leipziger Ärztin und Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta sprach sich deutlich gegen die Kostenübernahme aus. Der bisherige Parteikompromiss halte nicht, sagte sie. Entscheidend sei das Verhältnis zur Wissenschaft und zur Sozialversicherung: In Zeiten knapper Kassen müsse klar begründet werden, was bezahlt werde – „nämlich nur, was nachweislich wirkt.“

„Seit 2019 führen wir diese Debatte und heute Abend können wir endlich abschließen“, sagte Piechotta dann unter großem Applaus. Sie selbst habe entsprechende Anträge auf Parteitagen in der Vergangenheit „verdammt oft wegverhandelt“ und zuletzt im Januar an einer Vertagung mitgewirkt. Das Thema sollte den Bundestagswahlkampf der Grünen nicht belasten.

Zu den Geg­ne­r:in­nen des Antrags gegen die Kostenerstattung gehört Yatin Shah, Kreisrat aus Rhön-Grabfeld und ebenfalls Arzt. „Es werden rote Linien definiert, die es so überhaupt nicht gibt“, sagte er zum Vorwurf der fehlenden Nachweisbarkeit. Es gäbe Meta-Analysen zur Wirksamkeit der Homöopathie. Die Ablehnung der Kostenübernahme sei ein „verheerendes Signal nach draußen“. Wissenschaft und Homöopathie gingen „wunderbar zusammen“. „Warum wollen wir das ändern?“, fragte er.

Die deutliche Mehrheit der Delegierten sah es am Ende anders, lehnte erst den Kompromissvorschlag des Vorstands ab und nahm dann den Antrag aus Tempelhof/Schöneberg an.

In der grünen Wählerschaft mit vielen Homöopathie-Anhänger:innen könnte der Beschluss für Enttäuschung sorgen. Besonders brisant ist sie für Cem Özdemir und die Grünen in Baden-Württemberg, die in den kommenden Monaten ihren Landtagswahlkampf bestreiten: Ihr Bundesland ist eine Hochburg der Homöopathie.

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61 Kommentare

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  • Ich glaube nicht, dass dieses Thema den Grünen schadet, im Gegenteil. Die meisten Menschen nehmen, wenn sie wirklich krank sind, doch eher richtige Medikamente und für die, die wirklich an die Wirksamkeit von Zuckerwasser glauben: Es ist ja nicht verboten den Kram weiter zu nehmen, nur die Allgemeinheit zahlt das Ganze halt nicht mehr. Und ein letztes noch: Ein Großteil der Grünen-Wähler ist vermutlich ohnehin privat versichert, und DA wird der ganze Bums ja weiterhin gezahlt. Also kein Grund zur Aufregung...

  • Die Überschrift dieses Artikels ist möglicherweise ein bisschen polemisch. Immerhin haben sich die Grünen auch außenpolitisch neu justiert. In der Nahostpolitik fordern sie eine stärkere Ausrichtung am Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser, kritisieren, dass sich die Bundesregierung nicht der europäischen Initiative zur Beendigung des Assoziierungsabkommens mit Israel angeschlossen hat. Andererseits ist man bei der Anerkennung eines palästinensischen Staates vorsichtig und sieht diese eher als Endpunkt eines langwierigen Friedensprozesses.



    In Sachen Ukraine fordern die Grünen von der Bundesregierung eine Freigabe der Taurus-Lieferungen - eigentlich wenig überraschend, nimmt man die Positionen zur Kenntnis, die die Grünen zum russisch-ukrainischen Krieg bezogen haben.



    Was ist von der Beschlusslage zu halten? Schwierig. Als eine Positionierung als Partei der linken Mitte - und nicht wenige Grüne würden das links am liebsten ganz streichen - würde ich das den Grünen noch durchgehen lassen.



    Die Grünen kommen einfach aus ihrer selbstgebauten Habeck-Falle des „everybodys darling“ nicht heraus. Allen wohl und niemand wehe - das spiegeln die Beschlüsse des Grünen-Parteitags wieder.

  • „Das könnte zum Problem für Cem Özdemir werden.“



    Dieser Satz zeigt mal wieder ein seltsames Politikverständnis in eurer Redaktion.



    Sollen die Grünen denn besser Wahltaktik vor Überzeug stellen.



    Ist das die Politik, die ihr von den Grünen erwartet?



    Gibt es nicht schon genug Parteien, die ihr Fähnchen permanent in den Wind hängen und Überzeugungen aufgeben?



    Ich will nicht behaupten, dass die Grünen dieser Versuchung immer widerstanden haben.



    Aber wenn es Wähler in BW gibt, die wegen dieser Entscheidung Cem Özdmir nicht wählen - dann sollen sie halt zur CDU gehen.



    Alle aus dem linken Lager, die Habeck permanent schlecht geredet haben sehen nun auch was sie bekommen haben. Herzlichen Glückwunsch!

    • @M_Kli:

      "Sollen die Grünen denn besser Wahltaktik vor Überzeug stellen."

      Zwar stets voll seiner Überzeugung gefolgt zu sein aber an der Urne dann in (politischer) Schönheit zu sterben, kann auch nicht das Ziel einer Partei sein. Denn dann hält sie zwar supi-sauber die Linie, erreicht aber nichts. Insofern kann und darf auch eine zutiefst idealistische Partei abwägen, welche Zugeständnisse an die Wähler noch mit ihrer Glaubwürdigkeit und der Verwirklichung ihrer eigenen Ziele kompatibel sind und entsprechend den Verlust an "klinischer Programmhygiene" durch einen überproportionalen Gewinn an Gestaltungsspielraum wettmachen.

      Den Krankenkassen selbst zu überlassen, ob sie Homöopathie als freiwillige Zusatzleistung anbieten wollen, KÖNNTE man vor dem Hintergrund als ein vergleichsweise erträgliches Zugeständnis sehen, das aber vielen Wählern ein warmes Gefühl des Abgeholtseins vermittelt. Und auch wenn es sicher Grünen-Anhänger gibt, denen der Ruf als "Partei der 150%igen" besonders wichtig ist, sollten doch die demokratischen Mobilisierungspotenziale außerhalb dieser speziellen Fangemeinde der "Reinen Lehre" deutlich größer sein als die Gemeinde selbst...

  • Es ist schon einigermaßen absurd, dass diese Diskussion überhaupt geführt werden musste. Notwendig war es angesichts einer zunehmenden Wissenschaftsfeindlichkeit gerade im Gesundheitssektor allemal. -- Cem Özdemir und dem Grünenvorstand kann man nur empfehlen, ihren Zucker künftig im Supermarkt zu kaufen statt auf Rezept in der Apotheke.

    • @Rudi Lipp:

      Wissenschaftsfeindlichkeit bei den Grünen. Und wie!

      Man muss keine Wirtschaftswissenschaften studiert haben um sich zu fragen ob die Grünen tatsächlich Geld sparen wollen. Denn dann hätten sie zuerst mal auf die zigtausend unnötigen Knie- und Hüftgelenkoperationen jährlich verwiesen, die im Durchschnitt jeweils etwa 10.000 Euro kosten. Diese Summe umfasst weder Rehabilitationsmaßnahmen noch die Kosten für Nachbehandlungen, die ebenfalls beträchtlich sind. Ein Milliardengeschäft, gegenüber dem die Globulikosten alberne Peanuts sind.

      Haben diese Globuli-Gegner vielleicht zu viele Allopathie mit ihren Risiken und Nebenwirkungen geschluckt um bei einfachsten Kalkulationen zu versagen?

      • @shantivanille:

        Es gibt "überflüssige" Knie und Hüftgelenksoperationen.



        Das sind aber nicht alle, und es fehlt Ihrer Aussage an Belegen. Und eine Knie- oder Hüftgelenksoperation ist, wenn sie angebracht ist, eine durchaus wirksame Maßnahme, die die Mobilität des Patienten wiederherstellt.



        Ferner ist es Aufgabe des medizinischen Dienstes der Krankenkassen, die Notwendigkeit eines Eingriffs zu beurteilen. Nicht Ihre.



        Was aber belegt ist, ist die totale Unwirksamkeit der Zuckerkügelchen über den Placebo-Effekt hinaus.



        Und wenn man schon von knappen Kassen redet, sind auch 25 Millionen Euro kein vernachlässigbarer Betrag.



        Und es ist Aufgabe des Gesetzgebers, nachweislich unwirksame "Arzneien" von der Erstattung auszuschließen.



        Sparen Sie sich den Whataboutismus.

  • Kein zentrales Thema aber seit jeher eine offene Flanke der Grünen. Man kann nicht "Follow Science" rufen und Verschwörungstheorien bekämpfen wollen, wenn man in den eigenen Reihen Aberglauben duldet.

  • Na endlich, das wurde echt Zeit.

  • Nur mal so: Meinem kleinen Hund haben vor ein paar Jahren Globuli geholfen. Und bei meinem kleinen Sohn hat Sulfur gewirkt, als er noch dachte, es seien Süßigkeiten. Kürzlich waren bei ihm auch Bachblüten erfolgreich, heimlich ins Wasser gemischt. Ein "negativer" Placebo-Effekt war in allen Fällen also ausgeschlossen.

    • @Earth & Fire :

      Kinder und Tiere sind besonders sensibel für nonverbale Kommunikation. Wenn Sie ihnen ein Mittelchen geben, an das Papa oder Herrchen selbst glaubt, spüren sie das und es kann bei harmlosen Problemen tatsächlich helfen. Sicher und überzeugend auftretende Ärzte machen sich das als sogenannten Weißkitteleffekt zu Nutzen. Schamanen und Wunderheiler können damit in manchen Fällen ebenso positive Wirkungen erzielen.



      Globuli werden gerne wegen des Placeboeffekts verschrieben, weil sie im Gegensatz zu Arzneimitteln mit echten Wirkstoffen frei von möglichen unerwünschten Nebenwirkungen sind. Verweigert man einem Patient ein Medikament, gibt er wahrscheinlich eine schlechte Bewertung im Internet und geht zu einem anderen, weniger skrupellosen Arzt und die Krankenkasse zahlt zweimal.

    • @Earth & Fire :

      de.wikipedia.org/wiki/Rosenthal-Effekt



      Außerdem ist es Ihre Interpretation, was schlussendlich wohl geholfen hat. Es kann bei so kleinen Fallzahlen (N=1) z. B. Spontanverlauf (sehr wahrscheinlich, v. a. bei Unpässlichkeiten!) oder auch einfach Zufall sein. Daher muss man für Wissenschaftlichkeit schon größere Fallzahlen und entsprechend Statistik heranziehen, um reproduzierbar überzufällige Häufigkeiten herauszufinden. Und natürlich, um etliche andere positive oder negative Einflussgrößen, so weit es geht, herauszurechnen. Am besten in kontrollierten Studien, doppelverblindet.

  • "Grüne sagen Nein zu Globuli und Co": Alleine diese Überschrift zeigt die lächerlichen Schwerpunkte dieses Parteitags.

  • Haben die Grünen keine relevanten Themen mehr? Un dwieviel Ahnung haben sie von Medizin? Nihil nocere, schon mal gehört? Kein informierter Arzt würde allein auf Homöopathie setzen. Ergänzend kann sie herangezogen werden. Fragen Sie mal die indischen Ärzte wie Ravi Roy. Tschüs, Grüne. Ihr wandert ab in die Irrelevanz.

    • @ja wirklich?:

      "Kein informierter Arzt würde allein auf Homöopathie setzen".



      Ja, wirklich?



      In Wolkenkuckucksheim vielleicht.



      Viele Homöopathen lehnen die "Schulmedizin" und die "Allopathie" ab und "behandeln" Patienten solange mit Zuckerkügelchen und anderem Hokuspokus, bis es für eine wirksame Therapie mit evidenzbasierter Medizin zu spät ist.



      Fragen Sie mal Steve Jobs. Ach so, das geht ja nicht mehr.

  • Auch Politik ist keine Wissenschaft, sondern die Abwägung von Interessen Wessen Interessen wurden hier berücksichtigt?



    Die der eigenen Wähler offenbar nicht. Wenn man schon nicht nach außen verbieten will, dann immerhn bei den eigenen Wählern

  • Nun ja, für die Covid-Maßnahmen war auch der Nutzen wissenschaftlich nicht nachgewiesen und für die Covid-Impfung wurde nie eine saubere Schaden/Nutzen-Analyse gemacht. Trotzdem standen die Grünen voll hinter beidem, und jeder von uns musste in diesen Fällen bezahlen. Im Gegensatz dazu kann man sich bei der Homöopathie ja einfach einen billigeren Krankenkassentarif aussuchen, der das nicht abdeckt.

    • @XXX:

      „….und für die Covid-Impfung wurde nie eine saubere Schaden/Nutzen-Analyse gemacht.“



      Ist das jetzt Ihr Ernst?

  • Was ist eigentlich eine Versicherung?



    Eine Wette zwischen zwei Geschäftspartnern auf die Wahrscheinlichkeit, dass ein Versorgungsfall eintritt. Die Wahrscheinlichkeit dass ein Mensch eine Brille braucht oder Verhütungsmittel verwendet liegt bei 50% bzw. fast 100%. Keine Versicherung wird eine Risiko versichern, das nahezu garantiert eintritt.



    Dem gegenüber steht das Interesse einer Versicherung die fälligen Leistungszahlen zu reduzieren und zur Minimierung lieber Vorsorgezahlungen zu leisten. Da schneiden die Globoli ggfs. gar nicht schlecht ab.

    • @Martin Weiblen:

      ...nur dass halt bei solchen Versicherungen (im Gegensatz zu staatlichen Risikoverteilsystemen mit Zwangsmitgliedern) die Parteien sich darauf einigen können, worauf genau gewettet wird. Würde ich mit einer Versicherung auf meinen zukünftigen Homöopathie-Bedarf wetten, würde ich die Leistung abwählen und mir den Einsatz sparen (denn ja, es gäbe einen). Bei der gesetzlichen Krankenkasse gibt es keine privaten Wetten. Da muss Alles immer für Alle geregelt werden.

  • Uhhhh...es geschehen noch Zeichen und Wunder. Das hätte ich nicht erwartet. Gute Entscheidung, dass die gesetzlich Versicherten nicht mehr das Einkommen von Scharlatanen sicherstellen sollen.

    • @Die_Mitte_machts:

      >Gute Entscheidung, dass die gesetzlich Versicherten nicht mehr das Einkommen von Scharlatanen sicherstellen sollen.<

      Teuer, ineffektiv, unkontrolliert - da müsste noch ein bisschen mehr passieren um den Scharlatanen das Wasser abzugraben.

  • "Besonders brisant ist sie für Cem Özdemir und die Grünen in Baden-Württemberg".

    Was für eine kolossale Fehleinschätzung. Homöopathie oder nicht, das ist für die anstehende Wahl unwichtig. Wirklich gravierend ist, dass die aktuelle Grüne Landesregierung mit dem überschätzten Landesvater seit Monaten tatenlos zusieht, wie zig-Tausende Arbeitsplätzte in der Industrie verloren gehen, und in dieser Phase der sogenannte Landesvater glaubt, Zeit zu haben, das zigste Buch über Hannah Ahrendt schreiben zu müssen (ohne neue Impulse). Mindestens eine Wahlperiode zu lange ein alter und in der Zwischenzeit leider verbrauchter weißer Mann. Ein in seinen 3 Wahlperioden gigantisch aufgeblähter Regierungsverwaltungsapparat, keinerlei Interesse, die drohende Verdopplung der Abgeordneten noch vor der Wahl abzuwenden. Eine Verkehrsinfrastruktur, die den Namen nicht mehr verdient. Landkreise und Kommunen am Limit.

    Da ist Homöopatie als Thema wirklich homöopathisch wichtig für Wahlentscheidungen - auch bei der grünen Wählerschaft - und damit komplett irrelevant.Es ist Özdemir hoch anzurechnen, dass er den vergeblichen Versuch zumindest wagt.

    • @Monika Dietrich:

      'Da ist Homöopatie als Thema wirklich homöopathisch wichtig für Wahlentscheidungen' --



      Da täuschen sie sich. Große Zuckerpillenproduzenten sind in BW. Vom BW aus wurde diese Fakemedizin verbreitet und in BW ist der Anteil der Anthroposophiegläubigen am höchsten, welche ja bekanntlich sehr auf das Kügelchen stehen und auch oft in der Grünen Partei verankert sind.

      • @Wiesel24:

        "Große Zuckerpillenproduzenten sind in BW."



        Aber allein in den letzten drei Monaten sind in BW mehr Arbeitsplätze verloren gegangen als diese Produzenten in Summe haben...

        "in BW ist der Anteil der Anthroposophiegläubigen am höchsten" womit sie eine verschwindende Minderheit statt einer vernachlässigbaren Minderheit darstellen... 😉

    • @Monika Dietrich:

      ... ähm. das war kein Parteitag der BW-Grünen ...

  • Ob für oder gegen Homöopathie ist nun ein wirklich marginales Thema. Es grenzt schon ans Lächerliche wenn sich ein Parteitag damit intensiv beschäftigt und konterkariert die tatsächlich relevanten Probleme.

    • @Thomas Müller:

      Ja. Die Grünen kommen anscheinend aus ihrer Verzweifelung nicht mehr heraus. Hau0tsache, man hat ein Thema, um sich "stark und entschieden zu positionieren". Von Homöopathie haben sie nichts begriffen.

      • @ja wirklich?:

        Was gibt es an Homöopathie zu "begreifen"?



        Das sie nicht wirken kann?

    • @Thomas Müller:

      Da haben Sie völlig recht.

  • Die Abschaffung medizinisch zweifelhafter Therapien und Mittel schön und gut. Auch das Argument, dass medizinisch Notwendiges nicht mehr von Kassen bezahlt wird und daher auch das wissenschaftlich nicht belegte gestrichen wird klingt logisch. Aber solange sich die Grünen dann nicht für die Finanzierung medizinischer Notwendigkeiten einsetzen, bringt das all den Brillenträgerinnen nix oder den Familien, die den Großteil der kieferorthopädischen Behandlung ihrer Kinder selbst zahlen müssen oder all jenen die Zahnersatz brauchen. Diese Art von Gerechtigkeitsdebatte ist sehr billig und ohne Nutzen - gibt ja damit auch keine neuen Wähler:innen, man verliert nur ein paar der alten.

    • @Nina Janovich:

      Sehr guter Punkt.

    • @Nina Janovich:

      "Diese Art von Gerechtigkeitsdebatte ist sehr billig und ohne Nutzen - gibt ja damit auch keine neuen Wähler:innen, man verliert nur ein paar der alten."



      Da haben Sie einen sehr wichtigen Punkt angesprochen, hier kann es vielleicht schon bald weh tun.



      Die Debatte ist hoch emotional und ziemlich aufgeladen mit Antipathien, ich wundere mich schon.

    • @Nina Janovich:

      Brillen, Kieferorthopädie und Zahnersatz können ziemlich teuer werden. Es sollte allen klar sein, dass, wenn die Kassen solche Kosten übernehmen sollen, diese Kosten ohnehin an die Versicherten durchgereicht würden, was wiederum zur Folge hätte, dass die Beiträge stiegen. Es wäre also kein echter Fortschritt, sondern wir alle würden die Zusatzkosten einfach über einen längeren Zeitraum abstottern. Kann man natürlich so machen, aber dazu braucht man dann Mehrheiten.

      • @Aurego:

        Ich kann Ihrer Logik nicht folgen.



        Eine Chemotherapie ist auch ziemlich teuer.



        Ist es dann auch kein echter Fortschritt, dass die Krankenkassen diese Kosten übernehmen, und wir alle die Zusatzkosten über einen längeren Zeitraum abstottern?

      • @Aurego:

        Beamte bekommen über die Beihilfe, die wir über Steuern bezahlen, genau das gezahlt: Alle 3 Jahre ein Brille, sehr hohe Zuschüsse zu Kieferorthopädie und zu Zahnersatz.

        Und beteiligen sich nicht am Ausgleich der 10 Mrd, die der Staat zu wenig für die Krankenversorgung von Bürgergeldempfängern bezahlt.

        Einfach mal diese Zwei-Klassen-Behandlung aufgeben, dann bleibt auch für die, die zahlen, mehr.

        Den Vorschlag kann man natürlich nicht von verbeamteten Regierungsberatern und Professoren erwarten.

  • Endlich haben es auch " die Grünen" begriffen. Wenn ich mir ansehe, welche wichtigen, wirksamen Medikamente schon alle aus der Bezahlung durch die Krankenkassen rausgefallen sind - z.B. auch die Antiallergika- dann kann ich nur hoffen, daß die Krankenkassen jetzt hoffentlich zeitnah die Bezahlung von Homöopathie beenden.

  • Hui!



    Damit hätte ich nicht gerechnet !



    Sehr zu begrüssen !

    Allerdings darf man jetzt trotzdem nicht zu viel erwarten denn die Grünen sind ja nicht mehr maßgeblich.

  • Kann ich mir vorstellen, daß das den Grünen schwerfällt, weil sie ja traditionell fragwürdige Splittergruppen aus den 80ern mitschleppen, aber es ist überfällig.

    • @Hinkelstein:

      Fragwürdige Splittergruppen? Meinen Sie K-Gruppen? Die dürften mit Homöopathie nichts am Hut haben.

  • Schluss mit GLobbyLi.

  • Mich wundert immer, dass Teile der Grünen, die ja in anderen Politikfeldern keinen Zweifel an gängigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und Vorhersagen zulassen, ausgerechnet in der Medizin auf, freundlich gesagt, "Naturheilkunde" setzen.



    Zudem möchte ich denjenigen sehen, der z.B. bei einer schulmedizinisch diagnostizierten schweren Krebserkrankung ausschließlich auf Globuli setzt, anstatt sich dann, wenn es ernst wird, von den Errungenschaften der medizinischen Forschung und der pharmazeutischen Industrie helfen zu lassen.



    Jedenfalls ist es gut, dass für Homöopathie nicht auf die knapp bemessenen Ressourcen der KK zurückgriffen wird, sondern dafür jeder Nutzer selbst einzustehen hat.

    • @Vigoleis:

      Homöopathie ist KEINE Naturheilkunde. Damit hat sie nichts, null, nada zu tun.

      • @Francesco:

        Danke, Sie haben recht. Das war ein falscher "Zungenschlag" von mir. Beides gehört zur "Alternativmedizin", aber jede Form, Naturheilkunde bzw. Homöopathie, arbeiten nach je eigenen Prinzipien.

    • @Vigoleis:

      Wenn man jetzt ganz makaber und völlig empathielos nur auf die Kosten schauen würde, wäre die Krebstherapie mit Globuli auf zwei Ebenen günstiger: Erstens kosten Globuli deutlich weniger als eine Chemotherapie, zweitens würde die Rentenversicherung eine Menge Geld sparen.



      In den USA sehen wir mit dem aktuellen Gesundheitsminister einen Trend zur Entwissenschaftlichung medizinischer Maßnahmen bis hin zur Scharlatanerie. Eine solche antiwissenschaftliche Grundeinstellung wird viele Menschenleben kosten.



      In Europa sollten wir uns niemals zu einem solchen Nonsens und Rückschritt hinreißen lassen.

    • @Vigoleis:

      Es gibt ja auch die grünen Beschlüsse aus den 80ern und 90ern, die ein Komplettverbot der Gentechnik anstrebten, ausdrücklich einschließlich jeglicher Produktion von Arzneistoffen mit gentechnischen Methoden. Davon redet gottseidank heute auch niemand mehr, und erkrankte Wortführer dieser Jahre spritzen heute auch Gentechnik-Insulin, Impfstoffe oder Antikörper. Insofern ist das eine Strömung größer als die Globuli-Frage. Jetzt wünsche ich mir nur noch eine konsequent aufgeschlossenere Haltung zu Gentechnik allgemein, nicht nur im Gesundheitswesen.

  • Wahrscheinlich ist das letzte Wort noch nicht gesprochen worden, denn die Fronten sind verhärtet.



    Dass Homöopathie spaltet, ist ein Phänomen, ob der geduldeten Existenz seit Jahrzehnten.



    Übrigens glaubt eine nicht unerhebliche Zahl renommierter Astrophysiker*innen an Gott und viele sind auch Kirchgänger*innen. Das ist meines Erachtens desgleichen ein bemerkenswertes Phänomen.



    Ergo: Diese Messe ist noch nicht gelesen.

    • @Martin Rees:

      Die gläubigen Astrophysiker hören deshalb aber nicht auf wissenschaftlich zu arbeiten...

    • @Martin Rees:

      Dass viele Astrophysiker*innen an Gott glauben, mag sein, aber das ist nicht ganz vergleichbar und nur für Menschen unverständlich, die selbst noch nie in die Grenzbereiche zwischen Naturbeobachtung und Schöpfung eingedrungen sind. Allerdings ist es wohl so, dass die Vorstellung, welche Art von Wesen Gott ist, sehr individuell sein kann und i. d. R. sehr von dem berühmten Gemälde in der Sixtinischen Kapelle abweicht.

      • @Aurego:

        Haben Sie was gegen Michelangelo??2?

        Ich finde es aber ebenfalls bedauerlich, wenn die einzige Assoziation von Religion irgendeine Schöpfungserzählung ist, die ja dann wohl von der Physik widerlegt wurde. Religion dreht sich um das Zusammensein von Menschen, nicht irgendwelche Sterne am Himmel.

      • @Aurego:

        Mit der Begründung für den Gottes-Glauben bei den Astrophysiker:innen haben Sie einen guten Punkt, das ist in der Tat richtig auch heute noch.



        Hierzu findet sich im Netz, Albert Einstein "glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden offenbart"



        Die Idee von Wissenschaft ist zunächst aber, dem Unglauben u. Aberglauben Abhilfe zu schaffen:



        "Wer nichts weiß, muss alles glauben."



        Marie von Ebner-Eschenbach



        (1830-1916)



        Eine Neuschöpfung der letzten Jahrzehnte war:



        "Forscher konnten u. a. zeigen, dass Teilchen wie Elektronen und Photonen sowohl Wellen- als auch Teilcheneigenschaften besitzen. Sie führt auch das Konzept der Unschärferelation ein: Bestimmte Eigenschaften eines Teilchens, etwa Ort und Impuls, lassen sich nicht gleichzeitig mit beliebiger Genauigkeit bestimmen. Letztlich hat die Quantenphysik zu bahnbrechenden Entwicklungen geführt. Laser und Quantencomputer sind die bekanntesten Beispiele.

        Genau auf diesen Zug springen Jünger der Quantenmedizin oder Quantentherapie auf. Sie behaupten, dass sich Quanten-Phänomene eignen, um Diagnose und Therapie zu verbessern"



        www.doccheck.com/d...batomarer-bullshit

  • Krankenkassen hätten nie beginnen sollen, für teure Placebo-Medikamente zu zahlen.

    • @Aurego:

      anderseits ist keine Medizin so preiswert, wie eine wirksame Placebo (= eine, an die der Patient glaubt). Von daher soll wer dran glaubt das gerne nehmen. Stören tun mich eigenlich nur die Pharmaunternehmen, die mit diesem "Heilwasser" eine irrsinnige Marge einfahren.

      • @T-Rom:

        NOCEBO & PLACEBO



        Nicht alles aus d. "alternativen Apotheke" muss schlecht o. unwürdig einer Erstattung sein, was subjektiv hilft, manches was aber objektiv helfen kann u. soll, schadet aber andererseits auf interessante Art, scheitert dabei auch am Erwartungshorizont.



        "Warum der Placebo-Effekt wichtig ist



        Der Placebo-Effekt ersetzt keine evidenzbasierte Medizin, zeigt aber, wie stark psychologische Faktoren wirken. Im Alltag könnte man beides kombinieren: wissenschaftlich belegte Therapien und die positiven Effekte von Zeit, Empathie und Aufmerksamkeit. Doch oft fehlt die Vergütung für ausführliche Gespräche – und damit die Chance, Heilungschancen zu steigern.



        Wenn Erwartungen schaden: der Nocebo-Effekt



        Die Kehrseite des Placebo-Effekts ist der Nocebo-Effekt: Negative Erwartungen können Beschwerden verstärken oder Nebenwirkungen hervorrufen – ebenfalls ohne Wirkstoff. Wer etwa einen Beipackzettel liest und Nebenwirkungen befürchtet, kann diese tatsächlich erleben. Auch hier zeigt sich: Der Kontext zählt – im Guten wie im Schlechten."



        www.br.de/nachrich...ebo-effekt,UtYqdm7



        Die Pharmaindustrie fährt fast immer Riesengewinne ein

        • @Martin Rees:

          Es ist ein Unterscheid, ob die Riesengewinne aus dem Umverpacken von Zuckerkügelchen aus dem Sack ins Fläschchen stammen, oder aus der Entwicklung, Wirksamkeitsprüfung, Zulassung und letztendlich Produktion und Vertrieb tatsächlich wirksamer Medikamente.

      • @T-Rom:

        Wenn Homöopathie ausschließlich eine (rationale) Anwendung des Placeboeffekts wäre: meinetwegen, könnte man aber billiger haben.

        Dahinter steckt aber ein elaboriertes esoterisches Glaubensbild inkl. Verschwörungstheorien...

      • @T-Rom:

        Wer daran glaubt, kann sich die Placebos auch so leisten, denn teuer sind die nicht. Dafür braucht es keine Krankenkasse.

  • Unglaublich peinlich, dass diese Entscheidung so lange gedauert hat und der Bundesvorstand es noch torpedieren wollte. Es braucht wirklich nicht mehr Forschung zu Hokuspokus.

    • @la suegra:

      In Berlin sah man das schon vor der Besetzung 2008 anders:



      "Mit einem in Deutschland einmaligen Lehrstuhl will das Berliner Universitätsklinikum die Erforschung der Komplementärmedizin verbessern: Charité besetzt Professur für alternative Medizin"



      Quelle



      www.berliner-zeitu...e-medizin-li.43942



      "Die Epidemiologin Claudia Witt ist auf den bundesweit ersten Lehrstuhl zur Erforschung der Komplementärmedizin an der Berliner Charité berufen worden. Ihr Fachbereich, der zum Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie gehört, wird sich mit der wissenschaftlichen Untersuchung von Heilmethoden beschäftigen, die nicht der klassischen Medizin zugerechnet werden. Finanziert wird die Professur von der Carstens-Stiftung, die der ehemalige Bundespräsident Karl Carstens Anfang der Achtzigerjahre zur Förderung von Naturheilkunde und Homöopathie ins Leben gerufen hatte."



      homoeopathie-online.de



      "Stiftungsprofessuren und Lehrstühle gibt es nach Auskunft der Hufelandgesellschaft..."



      Multiple🤔

      • @Martin Rees:

        Schauen Sie mal genau nach, was die Carstens-Stiftung so "geleistet" hat.



        Die ist ein von Karl und Veronika Carstens ins Leben gerufenes Lobbyinstrument der Zuckerkügelchenverkäufer DHU, Hevert, Heel und wie sie alle heißen.



        Amtsmissbrauch des Bundespräsidenten im großen Stil.



        Die Charité hätte das redlicherweise ablehnen müssen.

  • Bisher ist keine Richtung erkennbar.



    Nach Abgang von Habeck und Baerbock haben die Grünen bisher noch kein erkennbares Profil.



    Das o.g. Abstimmungsergebnis ist, wie im Artikel erläutert, ein Stolperstein für Özdemir.



    Geschickt handeln die Grünen also auch nicht.



    Vor der Kommunalwahl in NRW wollten die Grünen die SPD als Arbeiterpartei beerben.



    Dafür spricht allein, dass Banazek Arbeitereltern hat. Eine Infragestellung der Rente mit 63 ist das Gegenteil dieser Strategie. Menschen, die 45 Jahre gearbeitet haben, haben genug geleistet und müssen nicht erst vom Dach fallen, um die Sozialkassen zu entlasten.



    Bei der Kommunalwahl in NRW haben die Grünen ihren Stimmenanteil nahezu halbiert.



    Ein Kuschelkurs mit der Union scheint sich also nicht auszuzahlen. Warum also diese Anti SPD und somit unsoziale Strategie?



    Halten Einige ein Zugehen auf die junge Union tatsächlich für erfolgsversprechend?



    Nicht Alles was neu ist, ist besser und nicht Alles, was in jungen Köpfen rotiert, ist richtig.



    Die Union, die im Begriff ist, den Sozialstaat, die Umwelt und das Klima zu zerstören, muss gestoppt werden.



    Wer dies Alles erhalten will, sollte hingegen zusammen arbeiten.