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Coronasituation in DeutschlandAlarm an der falschen Stelle

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Gesundheitsminister Lauterbach setzt voll aufs Boostern. Doch damit allein wird sich Omikron nicht aufhalten lassen.

Setzt er falsche Schwerpunkte im Kampf gegen Corona? Gesundheitsminister Karl Lauterbach Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

D ie deutsche Coronapolitik setzt derzeit einen falschen Schwerpunkt. Der neue SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnt intensiv vor Impfstoffmangel im Januar. Tatsächlich werden die geplanten Lieferungen dann niedriger ausfallen als die Rekordmenge, die aktuell ver­impft wird. Aber für den realistischen Bedarf dürfte es trotzdem langen. Denn bis Ende des Jahres wird mehr als die Hälfte der Menschen, die geboostert werden können, ihre Auffrischungsimpfung bereits erhalten haben.

Zudem hat die EU jetzt eine große Sonderlieferung von Moderna-Impfstoff an Deutschland genehmigt. Damit dürfte es keine Knappheit mehr geben – zumindest wenn der Impfstoff sinnvoll eingesetzt wird und Biontech vor allem für die Unter-30-Jährigen genutzt wird, die laut Stiko-Empfehlung nur diesen Impfstoff bekommen dürfen.

Dass Lauterbach trotzdem noch mehr Impfstoff organisieren will, ist durchaus sinnvoll, um auch dann noch genug zu haben, wenn die Impfbereitschaft überraschend stark steigt, es Veränderungen am Impfschema gibt oder viele Dosen ungenutzt weggeworfen werden müssen. Aber die große Aktivität in Sachen Impfstoff steht im merkwürdigen Gegensatz zur eher abwartenden Haltung gegenüber der großen Bedrohung durch die Omikron-Variante.

Schnelle Reduktion der Kontakte erforderlich

Denn in Ländern wie Dänemark oder Großbritannien zeigt sich derzeit, wie schnell sich dieser neue Virustyp verbreitet – mit Verdopplungszeiten von nur zwei bis drei Tagen. Selbst wenn die Krankheitsverläufe milder wären als bei der Delta-Variante – was nach den bisherigen Daten möglich, aber keineswegs sicher ist –, könnte die hohe Fallzahl innerhalb kurzer Zeit trotzdem zu einer Überlastung des Gesundheitswesens führen.

Um diese neu anrollende Welle zumindest zu verlangsamen, wäre nach Ansicht vieler Ex­per­t*in­nen eine schnelle Reduktion der Kontakte erforderlich. Doch davon ist hierzulande nichts zu sehen. In Deutschland erfreut man sich weiterhin an den sinkenden Gesamtinzidenzen, ohne wahrzunehmen, dass Omikron innerhalb dieser sinkenden Gesamtzahl stark wächst.

Deshalb wird sich der Trend schon bald umkehren – was durch die Meldeverzögerung nach Weihnachten zudem erst mit Verspätung wahrgenommen werden dürfte. Doch statt bereits konkrete Maßnahmen vorzubereiten, soll in Deutschland zunächst der neu eingesetzte Expertenrat bis Weihnachten eine Stellungnahme erarbeiten.

Unverständlich ist auch, dass die Gesundheitsminister von Bund und Ländern trotz der bedrohlichen Lage gerade beschlossen haben, die Testpflicht für Geboosterte auszusetzen. Denn Ex­per­t*in­nen gehen zwar davon aus, dass die Drittimpfung auch bei Omikron gegen schwere Verläufe schützt – für die Infektion und damit auch die Ansteckungsgefahr für andere gilt das aber nicht gleichermaßen.

Die Organisation zusätzlicher Booster-Termine mag politisch angenehmer sein als die Vorbereitung neuer Kontaktbeschränkungen. Doch um die Omikron-Welle aufzuhalten, wird es wohl leider beides brauchen.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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62 Kommentare

 / 
  • Aber die "Skeptiker"!?! Man kann doch nicht einfach Kontakte beschränken, wenn die wieder sauer werden könnten?

    • @Karl Kraus:

      Die, die am lautesten schreien, bekommen ihren Willen. Auf deranderen Seite dürfen leise vorgetrageneBitten von Risikopatienten nicht gehört Se dürfen so kurz vorWeihachten nicht mal ins Homeoffice.

  • "Noch immer wird Druck auf die Gesellschaft durch die angekündigte allgemeine Impfpflicht ausgeübt, und die dadurch ausgelösten Hotspots der Massenproteste hingenommen."

    Hm...auch eine interessante neue Argumentationsvariante, fast schon anpassungsfähiger als das Virus selber. :-)

    • @Waage69:

      Druck, Überzeugungskraft, drauf Zugehen, Brennpunkte besuchen, ... sind bei Ungeimpften wichtig.

      Sie ersetzen aber absolut nicht die Verantwortung der Politik, die gerade heute vom Expertenrat geforderten Kontaktbeschränkungen auch zügig umzusetzen.

      Den Hotspots gibt es nur, wenn Hotspots auch zulässig sind. Und die reichen von Theaterbesuchen, Geschäfte, Bundesliga, Treffen im privaten Kreis bis 25 Personen, Schulen Kindergarten, Betriebe und Universitäten bis hin zu Demonstrationen von Cvidioten.

    • @Waage69:

      Falsch platziert... ist eine Replik auf den erstaunlich Beitrag von @Sonnenhaus 14:16...

      ...im Sinne einer...

      "(...) ernst zu nehmende (n) Kommunikation mit den Ungeimpften.(...)"

  • Da sich die Lagen ja in anderen Ländern angeschaut werden, um eine Einschätzung von Omikron zu erhalten. Omikron kann sich in ...



    ... Großbritannien trotz folgender Impfzahlen schnell verbreiten: 70 % erhielten 2 Impfungen, 40,5 % erhielten 3 Impfungen. [1]



    ... Dänemark trotz folgender Impfzahlen schnell verbreiten: 76,9 % erhielten 2 Impfungen (auf dänisch fuldt vaccineret), 33,5 % erhielten 3 Impfungen (auf dänisch revaccinert).[2]



    [1] www.theguardian.co...0d8f08c02cca9b7a45



    [2] nyheder.tv2.dk/sam...accinetal-overblik

    • RS
      Ria Sauter
      @Uranus:

      Das Virus wird sich mit den jetzigen Impfungen nicht aufhalten lassen. Vielleicht lassen sich aber schwere Verläufe verhindern.



      Genaues aber weiss man nicht so wirklich.

      • @Ria Sauter:

        Ja, das habe ich auch gelesen. Erschreckend aggressiv ist die neue Variante. Bleibt zu hoffen, dass zumindest das Boostern schwere Verläufe verhindert.

  • Erst kommt der Kommerz, dann schaut man was sich anschließend durch einen strengen Lockdown noch retten lässt. So wie immer.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @sachmah:

      Ach naja, selbst ich als Gottloser freue mich auf Weihnachten und dass ich Geschenke schenken darf. Und ein wenig Kekse mit anderen essen.

  • .......



    Noch immer fehlt eine ernst zu nehmende Kommunikation mit den Ungeimpften.



    Noch immer wird der Gesundheitsbereich "stiefmütterlich" behandelt; keine korrekte Gehaltseinstufung, keine Boni, keine Anreize zur Reaktivierung von ehem. Mitarbeitern, etc. und damit die aktive Bettenzahl wissentlich knapp gehalten und das Personal unwürdig behandelt.



    Noch immer wird zu wenig über Covid-Medikamente informiert und bereit gestellt.



    Noch immer wird Druck auf die Gesellschaft durch die angekündigte allgemeine Impfpflicht ausgeübt, und die dadurch ausgelösten Hotspots der Massenproteste hingenommen.



    Noch immer sind die vulnerablen Gesellschaftgruppen nicht 100% geschützt.

    • @Sonnenhaus:

      Eieiei. Eine ernstzunehmende Kommunikation fehlt also? Interessant. Dass jeder, der des Lesens mächtig ist, seit über 18 Monaten immer je aktuell informiert sein könnte, muss Ihnen entgangen sein. Oder müssen wir in Kleinkindkategorien denken und individuelle Nachhilfe erteilen, damit auch alle Bildleser*innen und Informationsverweigerer alle anderen verantwortlich machen können? Wie infantil darf eine Demokratie werden?

      • @Karl Kraus:

        Dann lesen Sie mal die Angaben zur Verbreitung des funktionalen Analphabetismus in DE ( de.wikipedia.org/w...tismus#Deutschland ) 14% ist schon eine Nummer die man bei Impfungen nicht einfach nonchalant per Verweis auf Kleinkinder ignorieren kann.



        Und dann die vielen Berichte in den Tageszeitungen in verschiedenen Sprachen ...

        • @Rudolf Fissner:

          Jetzt müsste man nur noch schauen, ob Analphabetismus identisch ist mit fehlender Informationsbereitschaft und der Unfähigkeit Medien einzuschalten.

          • @Karl Kraus:

            Ich sehe da nicht wie Sie einen Vorwurf an Analphabeten und Menschen mit anderen Sprachhintergrund sondern viel mehr eine Aufgabe der Öffentlichkeit speziell auf diese zuzugehen.



            In Tageszeiten beispielsweise Berichte mehrsprachig und in einfacher Sprache.

            Und veräppeln Sie diese Menschen doch bitte nicht damit, dass diese keine Medien einschalten könnten.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Sonnenhaus:

      Machen sie hier auf Grinch? Mit allem unzufrieden?



      Mach das ich mit.



      Noch immer gibt es kein Impfregister, werden Daten zu Corona generell schlecht erfasst und gehen der Vorsorge verloren.

    • @Sonnenhaus:

      Auch wenn die Zahl der Intensivbetten im letzten Jahr gesunken ist, ist sie im Verhältnis zur Bevölkerung immer noch eine der höchsten in der EU und diese Rate immer noch mehr als dreimal so hoch wie Italien oder Spanien.



      Einen Mangel an Information zu beklagen halte ich für reichlich abwegig. Praktisch jede noch so abseitige Information lässt sich mit ein paar Suchanfragen finden, die Medien berichten seit fast zwei Jahren täglich und unmfangreich zum Thema und die meisten Studien sind ebenfalls idR im Netz verfügbar.



      Und einerseits eine allgemeine Impfpflicht als "Druck" und Protestgrund abzulehnen, andererseits einen 100%-igen Schutz der vulnerablen Gruppen zu wünschen ist ein Zielkonflikt der unauflösbar bleiben wird. Solange ein relevanter Teil der Bevölkerung ohne Impfung ist werden auch diejenigen gefährdet sein, die sich nicht impfen lassen können oder deren Immunsystem so geschwächt ist, dass eine Infektion trotz Impfung einen problematischen Verlauf nehmen kann.

      • @Ingo Bernable:

        "Einen Mangel an Information zu beklagen halte ich für reichlich abwegig. Praktisch jede noch so abseitige Information lässt sich mit ein paar Suchanfragen finden, ..."

        Dann haben Spahn und Ministerpräsidenten ja wohl doch alles richtig gemacht. 🤪

        Das mit den "paar Suchanfragen" tät ich noch mal überdenken. Das ist genau die Methode mit der Verschwörungstheoretiker sich ihre Informationen im Netz zusammen suchen. Da halte ich direkte Kommunikation mit Ungeimpften für wesentlich effektiver.

  • Diese Macht der Amateure und 12-bis-Mittag-Denker wird hat uns schon dahin gebracht, wo wir jetzt sind uns noch endgültig ins Verderben führen.



    Gesunder Menschenverstand? - Fehlanzeige !!!



    Hätte man beizeiten angefangen, jedermann regelmäßig zu testen, die Infizierten in Quarantäne zu schicken und diese Strategie konsequent und dauerhaft durchzuziehen, hätten wir jetzt noch Infektionszahlen wie im Sommer 2020 und man hätte dem Volk nicht nur den Lockdown letztes Weihnachten sondern auch die derzeitige Corona-Welle ersparen können!

  • Bei uns ist es schon so: mehr Kontaktreduzierung geht im Privaten kaum. Viele Familie rundherum sind erkrankt und/oder in Quarantäne. Problematisch ist langsam die Dauer des Ganzen.

    Deshalb lieber ein Ende mit Schrecken in Form eines LOCKDOWNs!.....anstatt ewiges dahinwursteln, das nix bringt. Die Stimmung wird ja nicht besser. Die Kids sind auch erschöpft.

    • @Elli Pirelli:

      Schließe mich an. :(

    • @Elli Pirelli:

      Im privaten sind Zusammentreffen von 25 Personen möglich. Es ist schwer solch eine große Gruppe überhaupt zusammen zu bekommen.

      Weniger geht daher sicher.

  • 0G
    05989 (Profil gelöscht)

    Ich verstehe, dass die Ampel nicht direkt mit einem Lockdown starten will - und ich glaube, dass der Unterschied Deutschlands zu anderen Ländern ist, dass hier bisher die Sache von den Menschen nicht ernst genug genommen worden ist. Und damit meine ich nicht nur die Verweigerer bei den Rechten und Anthroposophen und Bauern im Bayerischen Wald, sondern auch einfach so eine gewisse Lässigkeit wie das falsche Tragen der Maske etwa.

    Und da ist Omikron nochmal ein Weckruf, Vieles von dem freiwillig umzusetzen, was ein Lockdown formal erzwingen würde. Deswegen finde ich es nicht vollkommen falsch es nochmal mit Freiwilligkeit und Einsicht zu probieren, weil das eine viel nachhaltigere Option wäre.

    Eine Anekdote: Meine Nachbarn haben gestern ein kleines 4-Generationen-Familienfest gefeiert - und dafür einfach Möbel in den Hof gestellt, den Grill angeworfen, genug Decken rausgeräumt... bei 2 Grad. Das fand' ich super.

    Die Verweigerer sind nur eine laute Minderheit - und da stehen die Medien in der Verantwortung, den Spinnern immer wieder lustvoll eine Plattform geboten zu haben. Und damit wird eben bei vielen der Eindruck erweckt, es gäbe da Plausibilitätslücken, die man mit eigenem Unbehagen füllen könnte.

    • @05989 (Profil gelöscht):

      "Ich verstehe, dass die Ampel nicht direkt mit einem Lockdown starten will ..."

      Mir geht das Verständnis dafür völlig ab. Das Gesundheitssystem ist am platzen.

  • Verdoppelung alle 2 Tage. Man sollte nochmal genauer erklären was das bedeutet: Sind wir erst einmal bei 1000 Omikronfällen, dann sind es 14 Tage später schon 128000 Fälle!



    Ebenso sollte nochmal erklärt werden, dass die Infektionen, die heute gemeldet werden in Wirklichkeit immer schon ca. 10 Tage vorher stattgefunden haben (5-6 Tage Inkubationszeit, 1-2 Tage Testdauer, xTage Meldeverzug).



    Wenn also 4000 Omikronfälle gemeldet werden, sind es in Wirklichkeit schon mehr als 100000. Das Ding geht ab wie eine Rakete.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @Lesenundschreiben:

      +1

  • Ich war auch irritiert ob der angekündigten Aussetzung der Testpflicht für Geboosterte bei 2G+.

    Dabei ist das, wie ich denke, gleich aus mehreren Gründen, Unsinn.

    Wichtiger ist es überhaupt erst einmal, genau zu überlegen, wo abhängig von der Inzidenz 2G oder sogar nur 3G reichen kann und wo 2G+ wirklich nötig ist und dann auch nur ohne Ausnahme Sinn machen kann.

    Der vorgegebene Motivationsschub fürs Impfen durch diese Maßnahme ist für mich auch nur auf den ersten Blick gegeben, zu Ende gedacht aber gar nicht vorhanden:







    Diejenigen die jetzt bereits geboostert sind, sind so motiviert und solidarisch, dass sie, wenn nachvollziehbare Gründe vorliegen, auch keiner ausnahmslosen Testpflicht an besonders sensiblen Orten mit 2G+ Widerstand entgegensetzen würden.

    Wer jetzt noch gar nicht geimpft ist, ist eher demotiviert, da er sich auf einen zeitlich sehr langen Impfmarathon bis zum Boostern machen muss bis er den mit zusätzlich Freiheitsversprechen versehenen vollen Impfstatus erreicht hat. Das schnelle "Freiimpfen" für die Spätentschlossene innerhalb von 4 bis 6 Wochen ist dann Vergangenheit.

    Zudem ist, wie bisher zu lesen ist, das Boostern nach wie vor in erster Linie nur eine Auffrischungsimpfung. Inwiefern und in welcher Bandbreite der Impfschutz dadurch auch erweitert wird, ist ja noch nicht so ganz raus.

    Der Unsinn ist allerdings auf dem Mist der Länder gewachsen und könnte uns besonders bei Omikron noch schön auf die Füße fallen.

    Es war nicht Lauterbach Idee und er hat sich hier dummerweise breitschlagen lassen. Abgesehen von diesem Fehler vermittelt er für mich aber nach wie vor den Eindruck, insgesamt kenntnisreicher und längerfristiger zu denken als sein Vorgänger.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @Waage69:

      Einige Ihrer Argumente sind nicht so schlecht wie zum Beispiel das mittlerweile langwierige "Freiimpfen", dennoch:

      1. Das Boosten ist ausgesprochen wirksam und zwar wenigstens auf Monate. Die Antikörpertiter die damit erreicht werden, sind der Wahnsinn - wir wissen nur noch nicht, wie lange die so schön hoch bleiben.



      Wohingegen die Antigen-Schnelltests ganz besonders bei Geboosteten hoch Falsch-Negativ-Raten haben, weil die Geimpften generell nicht so hohe Virenlasten erreichen. So zumindest Karl Lauterbachs Argumentation, die mir absolut einleuchtet. Deswegen halte ich 2GB für nicht schlechter als 2G+.

      2. Die Sache mit den Tests ist eine Perspektivenfrage. In den Städten mag das ganz gut aussehen, aber schon hier in einer bayrischen Mittelstadt ist das wirklich aufwändig: Es gibt für rund 50.000 Einwohner eine Handvoll Teststellen mit teilweise vollkommen absurden Öffnungszeiten - vor allem am Wochende haben viele einfach zu. Es ist fast unmöglich für den Sonntag einen gültigen Antigen-Schnelltest zu bekommen.

      2G+ bedeutet unter den Bedingungen, dass man sich unter Umständen mehrmals wöchentlich mit den Ungeimpften auf dem Parkplatz an der Teststelle in die Reihe stellt und bei bei paar Grad und Nieselregen eine Stunde für ein Testergebnis opfert, dass dann nur 24 Stunden gilt. Da werden die schwachen Gemüter uns nach zwei, drei mal von der Fahne gehen.

      Ich glaube, dass 2G+ tendenziell die Pandemie verlängert statt hilft, sie zu verkürzen.

      • @05989 (Profil gelöscht):

        Naja, es gibt bisher schlechtere und bessere Antigen-Schnelltests. [1] Mittels Standardisierung ließen sich höhere Qualität der Antigen-Schnelltests erreichen. Leider ist das nicht passiert. Warum werden Tests von AmonMed (Xiamen) Biotechnology Co., Ltd. nöämlich COVID-19 Antigen Rapid Test Kit (Colloidal Gold) und Tests von Beijing Tigsun Diagnostics Co.;Ltd.nämlich Tigsun COVID-19 Saliva Antigen Rapid Test mit ihrer Zuverlässigkeit von 87 % bei hoher Viruslast nicht zum Standard erhoben? Warum gibt es noch Testkits, die bloß mit 22 % bei hoher Viruslast "anschlagen"?



        Fragt sich zusätzlich, ob diese bessere Schnelltests ausreichen, oder ob noch sensiblere benötigt werden.



        [1] www.spektrum.de/ne...ewtab-global-de-DE

      • @05989 (Profil gelöscht):

        Vielen Dank für Ihre aufwändige und schlüssige Erwiderung.

  • Danke für diesen Artikel! Weit und breit lese ich nur Abwiegelndes. Den Medenmacern fehlt es offenbar an Vorstellungskraft. Auch will ja die Reiseindustrie und der Handel nicht leiden. ich glaube sogar, dass Merz und Co Lauterbach in die Falle locken: indem sie ihn lächerlich machen, lässt er sich vom Handeln abhalten.

    Am Ende wirdaber das Desaster im Januar ihm angelastet werden. Jetzt ist die Frage: Ist er nur ein kluger Typ - oder kann er sich durchsetzen? Dabei kommt es natürlich auch auf den Rückhalt durch Scholz und Co an.

  • Wir werden wahrscheinlich gar keine Welle mehr aufhalten, weder Delta, Omikron oder sonst eine, solange der Impfstoff nicht weltweit in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht.



    Und obwohl dies bei Grippe vmtl. so ist, gibt es jedes Jahr eine Grippewelle.

  • Es ist das gleiche Schema der Ignoranz mit dem die Delta-Welle am Anfang über uns herüber rollte.

    Und Lauterbach steht genauso einsam da gegenüber den verantwortlichen Bundesländern wie seinerzeit Spahn.

    Verwunderlich ist da gar nichts.

    • @Rudolf Fissner:

      Warum setzt er sich nicht durch? Wenigstens könnte er den Bundesländern Schulschließungen drei Tage vor Weihnachten empfehlen. Und Kontaktbeschränkungen fürSilvester erlassen. Jetzt mal Butter bei die Fische. Die meisten Deutschen stehen doch voll hinter ihm!

      • @JuR:

        Weil das GG die Verantwortung für Gesundheit den Ländern überlassen hat. Das war schon bei Spahn so.

        Die Frage muss daher lauten. Warum führen die ostdeutschen Bundesländer keine sofortigen Lockdowns durch?

        • @Rudolf Fissner:

          Ich dachte eher an NRW. Da ist Omikron am Fortgeschrittensten.

  • Ich finde der Kommentar von Malte Kreutzfeld trifft es gut und ich würde mich diesem anschließen.

  • "Doch damit allein wird sich Omikron nicht aufhalten lassen"???

    Wer redet von aufhalten? es geht nur darum die Neuinfektionen auf niedrigem Niveau über einen längeren Zeitraum zu strecken. Um nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    • @danny schneider:

      Das meint der Autor.

  • Wenn wir wirklich mehr die Wissenschaft beachten wollen, sollten wir schneller darin werden, von den eindringlichen Warnungen der Wissenschaft zu den beherzten Taten zu kommen. Also nicht erst, wenn wieder alles zu spät ist, und "über Weihnachten" alles schleifen lassen. "Feierabend!"

    Konkret: Kontaktbeschränkungen. Das Virus ernährt sich von unseren Kontaken. Machen wir die Seuche Omikron fertig!

    Dann können wir uns endlich mal in Ruhe der Raumfahrt widmen.

  • RS
    Ria Sauter

    Vieles mutet seltsam an. Wir sind momentan in Speyer. In der Innenstadt gibt es einen Weihnachtsmarkt. Maskenpflicht und an den Ständen 2GRegeln.Wir müssen leider dadurch.



    3/4 der Menschen halten sich an gar nichts. Abstand halten, unmöglich.



    Die Standbetreiber sollen sich die Impfnachweise zeigen lassen. Bei dem Andrang davor ein Ding der Unmöglichkeit. Niemand von der Stadt vor Ort. Nicht ein Einziger!



    Normalerweise müssten nächste Woche alle krank sein. Mehr Hotspot geht gar nicht. Speyer wünscht wohl die Durchseuchung.



    Ob das in anderen Städten anders ist?

    • @Ria Sauter:

      Bei uns gibt es eine zugegebenermaßen relativ kleinen Weihnachtsmarkt. Die Kontrolle finde nicht an jedem einzelnen Stand statt - das wäre ja auch Wahnsinn - sondern es gibt einen Eingang, an dem kontrolliert wird.



      Wäre bei einem großen Markt sicher schwieriger, aber dann ist das halt so.

  • Wenn dieser Artikel zutrifft

    taz.de/Corona-Hoec...aenemark/!5818086/

    wird Omikron eh durchrauschen.

    Und da ist die Position von Lauterbach schon richtig, möglichst vielen die 3. Impfung verabreichen, um einen möglichst guten Schutz gegen schwere Folgen zu haben.

    Man kann wohl höchstens noch den ein oder anderen Tag Zeit für die Impfungen gewinnen. Mehr eher nicht.

  • Der Standpunkt in diesem Artikel ist nicht ungefährlich. Die "Regierung" versucht sehr die Menschen davon zu überzeugen, dass die Impfung alternativlos ist, auch die regelmäßigen Wiederholungen, und die einzige Maßnahme, die wirklich weiterhilft, oder zumindest eine Maßnahme, ohne die garantiert nichts gut wird. Das jetzt so darzustellen, dass die Impfung "nett" ist, aber auch nur ein Baustein und alleine auch nichts bringt, kann schnell zu der Haltung führen, dass man sich nicht unbedingt impfen lässt, sondern einfach sein individuelles Risiko abschätzt und sein persönliches Gefühl, was für einen passt. Wollen wir das wirklich in Frage stellen, dass in so wichtigen Dingen die Gesellschaft nicht zusammenhält und alle auch ein explizites Zeichen für den Zusammenhalt setzen?

  • Lasst die KiTa zu Anfang Januar!



    Unter den Kindern verbreitet sich das Virus rasant und unaufhaltsam und es gibt kaum wirksame Hygienemaßnahmen.



    Lasst die KiTas geschlossen, verlängerte winterferien bis Mitte Januar für alle und dann mal sehenwie gut das gebremst hat!

    • @IkM:

      Warum? Die Kinder werden rasch durchseucht und sind dann erstmal immun. Dann besteht keine Gefahr mehr aus dieser ungeimpften Gruppe. Die Risikogruppen sollten sich jetzt isolieren, so sie es denn wollen. Vermutlich ist Omikron am Ende weniger schlimm als zunächst angenommen.

  • Jetzt werft doch endlich den Hammer rein, um diesem verfluchten Virus das Genick zu brechen!

    Wie lange sollen wir uns denn noch damit herumplagen?

    Das Virus ernährt sich von unseren Kontakten.

    Weihnachts-Lockdown jetzt!

    • @What would The Doctor do?:

      Und danach ist das Virus weg?

      • @J_CGN:

        Nein, natürlich nicht. Dass ein Virus gar kein Genick hat, ist natürlich der Humor-Teil in meinem Beitrag.

        Aber ich will schon deutlich machen, dass SARS-2 als FEIND betrachtet werden sollte. Eine Geißel der Menschheit, eine Ausgeburt der Hölle, mit der ich keinesfalls dauerhaft zusammenleben möchte. Eine Durchseuchungs-"Strategie", wie sie etwa in UK gefahren wird und auch hierzulande im Sommer in Randnotizen auftauchte, ist schlich Kapitulation. "Ach, komm her, du kleines Virus, wir komm' schon irgendwie klar!"

        Ein so gefährliches Virus endemisch werden zu lassen, ist der nackte Wahnsinn!

        JedeR weiß, dass Maßnahmen am effektivsten sind, wenn sie frühzeitig ansetzen. und je härter sie sind, desto schneller kann es wieder Lockerungen geben (ohne erneut exponentielles Wachstum loszutreten). Sobald es wieder heiß wird draußen, vertrocknet das Virus, und die Sache ist erstmal überstanden.

        So kann viel Leid vermieden werden. Im Übrigen gehen etwa viele Pflegekräfte auf dem Zahnfleisch. Noch eine Welle diesen Ausmaßes, und die Leute werfen reihenweise das Handtuch.

  • "Alarm an der falschen Stelle": In der Tat. Was wir brauchen, sind ist aber nicht ein prophylaktischer Megalockdown, sondern eine gezielte Vorbereitung für den Ernstfall.



    Eine "Meldeverzögerung nach Weihnachten " wäre genau so ein Regierungsversagen wie die aktuelle Unfähigkeit, gezielt auf Omikron-Infektionen zu testen. Wenn Dänemark das hinkriegt und Großbritannien: Warum machen wir dann Pandemiemaßnahmen im Blindflug?



    Und wenn Regierung und Experten tatsächlich Neuinfektionen pro Tag im 6-7stelligen Bereich erwarten: Welche Vorbereitungen werden dann heute getroffen für Notlazarette, für ein Aufrechterhalten der wichtigsten Infrastruktur - die absehbar zusammenbrechen wird, wenn ein guter Teil der Bevölkerung wegen Coronainfektion nicht arbeiten kann?

    Was wir brauchen, sind keine Coronasirenen am Fernsehen, keine "Experten", die mal wieder die Gunst der Stunde nutzen, um ihre Phantasien vom starken Staat zu propagieren.



    Sondern Vorbereitungen im Hintergrund. Damit nicht schon wieder völlig unvorbereitet in die nächste Welle gehen. Und Grundrechte einschränken, weil mangels Vorbereitung die Infrastruktur gerettet werden muß.

    • @Peter_:

      Laut RKI-Chef wird bei PCR-Tests sequenziert - also die Variante bestimmt.



      Dieses Entweder-Oder verstehe ich nicht. Wieso nicht beides? Durch einen Lockdown ließe sich die Ausbreitung verzögern und Gleichzeitigkeit vieler Erkrankungen vermeiden. Notlazarette benötigen Personal und da gibt es sicher auch Grenzen in der Mobilisierung und der Versorgung. Seit Herbst sind ja bereits die Krankenhäuser überlastet. Es hat "weiche" Triage [1] gegeben. Insofern kann ich die Forderung gegen Lockdown nicht nachvollziehen.



      [1] taz.de/Corona-in-den-Kliniken/!5818729/

      ... ich sehe gerade, Ingo Bernable schrieb sinngemäß das gleiche.

      • @Uranus:

        www.dkriesel.com/_...naplot-germany.png

        Problem PCR Tests und Sequenzierung:



        wenn die Kurfe der Testzahl und die Kurfe der positiven Tests quasi deckungsgleich sind, heißt das: man testet zu wenig um die positiven alle zu erfassen. D.h. wenn man auf die obigen Plots schaut, weis man: Die Lage ist derzeit nicht sauber erfasst, man testet zu wenig. Man hat keine Ahnung was wirklich abgeht.

    • @Peter_:

      "ein prophylaktischer Megalockdown"

      Ist aber das einzige was SOFORT wirkt. Und langsam sollte man es begreifen: wir haben ein System mit exponentiellem Verlauf und Totzeit. So etwas bekommt man nur mit sofortigem und hartem Eingreifen unter Kontrolle. Das ist pure Mathematik (Systemtheorie) und wenn es euch 3x nicht passt: es geht nicht anders.

      Aber hey, sich selbst belügen ist ja schon seit 2 Jahren unheimlich erfolgreich nicht?

    • @Peter_:

      Natürlich wären gezielte Vorbereitungen schön, aber auch eine Regierung kann eben nicht zaubern. Klar, könnte man nun in Sport- und Messehallen, in Kirchen und unterbuchten Hotels Notlazarette hochziehen. Wenn man aber schon absehen kann, dass es an Personal fehlen wird um diese dann auch nur semi-professionell zu betreiben kann man es auch bleiben lassen.



      Man kann und sollte nur mit Ressourcen und Mitteln planen die möglich und verfügbar sind. Da ist mE ein frühzeitiger "Megalockdown" im Zweifel einer ungebremsten Omikron-Welle bei einem bereits heute bestehenden Langzeit-Minimum an freinen Intensivkapazitäten und mit einer absehbar fünf- bis sechsstelligen Zahl an zusätzlichen Toten doch vorzuziehen.

    • @Peter_:

      Was für ein paar Wochen kaum noch funktionieren wird, ist das derzeitige Melde-System und die Kontaktnachverfolgung - falls man diese momentan denn als funktional betrachtet. Hier wird die Bevölkerung nochmal gefordert sein, eigenverantwortlich die Kontakte herunterzufahren bis der Scheitelpunkt der Welle durch ist.

      Sollte man an einer 2-Wochen-Quarantäne-Zeit für alle festhalten, dann wird nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch die Wirtschaft insgesamt Mitte/Ende Januar eine Zeit lang nicht richtig funktionieren. Ich vermute, dass man die Zeit gezwungenermaßen heruntersetzen müssen wird, um eine ausreichende Funktionalität aufrechtzuerhalten.

  • "Um diese [...] Welle [...] zu verlangsamen, wäre [...] eine schnelle Reduktion der Kontakte erforderlich."

    Schwer durchzusetzen, wenn man die "Bild-Zeitung" und ihre Epiphänomene gegen sich hat.

    • @tomás zerolo:

      Die BLÖD ist nicht dafür verantwortlich, dass die Bundesländer und der Bund keine adäquaten Maßnahmen ergreifen. Die BLÖD war in der ganzen Coronazeit nicht dafür verantwortlich.

      Ichkann auch nur den Kopf schütteln, wenn man die Verantwortung für Coronamaßnahmen auf die Medien abwälzen will.

    • @tomás zerolo:

      Für viele ist es kaum möglich im privaten noch mehr Kontakte zu reduzieren!

      Arbeitsstellen sowie Erziehungs- und Bildungseinrichtungen müssen auch mal in den Blick geraten!



      Dort treffen täglich parallel hunderte Haushalte zusammen, ohne nennenswerte Hygienemaßnahmen!

    • 0G
      06792 (Profil gelöscht)
      @tomás zerolo:

      Wie man an der aktuellen Welle sieht: Sobald die Infektionen so stark hoch gehen das quasi jeder im Bekanntenkreis ein paar Fälle kennt, werden die Leute ja eigentlich automatisch vorsichtiger und reduzieren Kontakte.

      Ich bin optimistisch das dies auch bei der nächsten Welle so ist. Wäre sicher schöner es "präventiv" zu machen, aber wie sie schreiben: sehr unrealistisch im aktuellen Umfeld.

      • @06792 (Profil gelöscht):

        Weil es viele Leute nicht checken, die Lage nicht überblicken, wäre es ja gut gewesen, früher politische Maßnahmen zu beschließen. Leider kam dies ja nicht. Wirtschaftsinteressen, Populismus und Wahlkampf waren offenbar wichtiger.

    • @tomás zerolo:

      Hilfreich wäre da Reduktion der Kontakte mit der Bild-Zeitung

      • @Stechpalme:

        Schön formuliert :-)