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Ausladung von Nancy FraserRost an der liberalen Demokratie

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Absagen im Mehrfach-Pack: Die neue Cancel Culture mit Schwerpunkt gegen linke Jüdinnen ist selbstbeschädigend.

Nancy Fraser ist Philosophin und eine der bekanntesten US-amerikanischen Feministinnen Foto: Stephan Pramme

D ie US-Philosophin Nancy Fraser hat im Oktober 2023 den offenen Brief „Philosophy for Palestine“ unterschrieben. Dieser Text verkleinert den Terror der Hamas und malt die Schuld Israels umso größer. Er war einseitig. Die Uni Köln hat nun deshalb eine Gastprofessur von Fraser abgesagt. Man muss kein Anhänger des „Philosophy for Palestine“-Textes sein, um das mehr als ungut zu finden. Der offene Diskurs in Kunst und Wissenschaft wird derzeit in Deutschland administrativ eingeschränkt. Der Fall Fraser ist nicht der erste und wird wohl nicht der letzte sein.

Der afrikanische Starphilosph Achille Mbembe wurde mit völlig überspitzten Antisemitismusbeschuldigungen ausgegrenzt. Eine Ausstellung von Candice Breitz wurde abgesagt, die Künstlerin als antisemitisch verleumdet. Die US-Musikerin Laurie Anderson verzichtete dankend auf eine Gastprofessur in Essen, nachdem ein Blogger scheinbar Unbotmäßiges aus dem Netz gekramt hatte. Bremen zog sich von einer Preisverleihung an Masha Gessen zurück, weil sie den Gazakrieg mit NS-Verbrechen verglichen hatte. Diese Reihe ist noch viel länger. Wenn etwas aussieht wie ein Wald und riecht wie ein Wald, dann ist es wahrscheinlicher einer. In diesem Fall: ein deutscher Wald.

Auffällig ist das strahlend reine Gewissen jener Deutschen, die sich als heldenmütige Verteidiger der Errungenschaften der bundesdeutschen Erinnerungspolitik inszenieren. Faktisch trifft diese Anti-Anti­semitismus-Cancel-Culture auffällig oft linke Jüdinnen wie Breitz, Gessen oder Fraser. Genau jene Medien, die sonst heftig vor links-woker Cancel-Culture warnen, winken diese hier lässig durch. Jürgen Kaube stellt in der FAZ treuherzig fest, mit einer „Einschränkung der Meinungsfreiheit“ habe der Fall Fraser gar nichts zu tun.

Verfestigte Verbotspraxis

Auch diese rhetorischen Nebelkerzen können nicht verhüllen, dass sich hier rasant eine Verbotspraxis verfestigt. Wie viele Ideologien wird diese irgendwann an eigenen Widersprüchen scheitern. Jede scharfe Kritik an der teilweise rechtsextremen Regierung in Jerusalem und dem Besatzungsregime zu sanktionieren beschädigt die Meinungsfreiheit und frisst sich wie Rost in einen Kern der liberalen Demokratie.

Die New York Times hat den Preis dieser Praxis taxiert und in der Berliner Kulturszene ein „Klima der Angst und der Schuldzuweisungen“ entdeckt. Berlin sei als geistig offener Ort ernsthaft gefährdet. Das ist mehr als Sorge um Standortpolitik. Diese per Staatsräson abgestützte Verbotspraxis ist auch eine Selbstbeschädigung. Das bundesdeutsche Selbstverständnis, betont liberal und betont weltoffen zu sein, war auch eine Reaktion auf Hybris und Abschottung des NS-Regimes. Gilt das nicht mehr?

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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82 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Canceln, das machen immer nur die anderen.

  • Wer sich dieses Pamphlet mal durchliest und versteht, wird bei gesundem und unvoreingenommenen Verstand feststellen, das dieses Schreiben nur so von Unwahrheiten strotzt. Ich zweifle am Verstand der Unterzeichner, eine Professur an einen Unterzeichner zu vergeben ist verantwortungslos.

    • @aujau:

      Danke für den link - Oz halt & 🪞 - zu den jeweils versemmelten Chancen -



      Zwei feindliche Brüder aus demselben Garten!



      & Tucho hat ja so recht! Newahr



      “Die Griechen nennen die Verwandten Freunde! Das hab ich nie verstanden!“



      Normal Schonn - wa.

      unterm——etwas her - aber …



      www.sueddeutsche.d...n-israeli-1.803911



      ps Uri Avnery hat ja mal die Situation Friesen Angeln Dänen in SH/Tondern klug herangezogen! Kann das Zitat aber grad nicht finden. Sorry.

  • Canceln ist offenbar generell in Deutschland die aktuelle "Streit-Un-Kultur".

  • Klima der Angst und Schuldzuweisung...da sagt die New York Times was. Dieses Klima wird insbesondere in Deutschland von den verschiedensten Seiten seit längerem gern in Diskursen erzeugt, wenn es denn den eigenen Interessen vermeintlich entspricht. Ein Lösungsbeitrag ist es nicht, wird es auch nicht. Was man bei der Regierung und Gesellschaft auch macht, einen Vorwurf der Beteiligung an Genozid oder Antisemitismus wird es erzeugen.

  • "Die US-Philosophin Nancy Fraser hat im Oktober 2023 den offenen Brief 'Philosophy for Palestine' unterschrieben. Dieser Text verkleinert den Terror der Hamas und malt die Schuld Israels umso größer."

    Wenn Rechstextreme das (historische) Geschehen in ähnlicher Weise relativieren, dann empören wir uns ZU RECHT darüber und versuchen, ihnen keine Bühne für die Verbreitung derartigen Gedankenguts zu überlassen. Außer den Rechtsextremen selbst würde das kaum jemand als "Einschränkung der Meinungsfreiheit" bezeichnen.

    Legen wir allerdings bei Linken einen vergleichbaren Maßstab an, dann ist das eine "Einschränkung der Meinungsfreiheit". Das verstehe wer will.

    "Bremen zog sich von einer Preisverleihung an Masha Gessen zurück, weil sie den Gazakrieg mit NS-Verbrechen verglichen hatte."

    Hätte Masha Gessen das Massaker der Hamas mit NS-Verbrechen verglichen und/oder die israelische Reaktion darauf mit den Flächenbombardements der Alliierten auf Städte in Nazi-Deutschland, dann könnte man immer noch darüber streiten, ob die jeweiligen Größenordnungen derartige Vergleiche rechtfertigen, aber wenigstens die Richtung würde stimmen.

    Es geht nicht darum, Kritik an der teilweise rechtsextremen Regierung in Jerusalem zu verhindern. Zu kritisieren gibt es da zudem mehr als genug. Aber man darf bei dieser Kritik, um mehr "Wirkung" zu erzielen oder auch, weil es sonst nicht ins eigene Weltbild passt, nicht den Kontext verfälschen, in dem das Geschehen stattfindet.

    • @Al Dente:

      "Wir machen das, weil wir sehen, dass gewisse Aspekte des Totalitarismus, der Nazi-Ideologie, von faschistischer Politik sich in der jetzigen Zeit wiederholen. Und weil wir das Wissen der Geschehnisse des 20. Jahrhundert haben, haben wir die Möglichkeit, das schlimmste zu verhindern."

      Zitat Masha Geesen, Vortrag in Bremen anlässlich der Preisvergabe

      Ein Vergleich ist noch längst keine Gleichstellung!

      • @Sam Spade:

        Sie hat nicht verglichen. Sie hat gleichgesetzt:

        "For the last seventeen years, Gaza has been a hyperdensely populated, impoverished, walled-in compound where only a small fraction of the population had the right to leave for even a short amount of time—in other words, a ghetto. Not like the Jewish ghetto in Venice or an inner-city ghetto in America but like a Jewish ghetto in an Eastern European country occupied by Nazi Germany." www.newyorker.com/...w-of-the-holocaust

    • @Al Dente:

      "Bremen zog sich von einer Preisverleihung an Masha Gessen zurück, weil sie den Gazakrieg mit NS-Verbrechen verglichen hatte."



      Masha Gessen hat die Situation in Gaza mit dem Warschauer Ghetto vergliechen und mit KZ´s. Und noch etwas "vegleichen" ist eben nicht gleichsetzen!

      • @Teresa Kulawik:

        Die Situation in Gaza ist katastrophal!

        Die Ursachen für diese Situation sind jedoch absolut nicht mit jenen vergleichbar, die das Warschauer Ghetto hervorgebracht haben. Seinerzeit ging die Gewalt einzig und allein von den Nazis aus. Der Aufstand im Ghetto war (auch in Art und Umfang) eine reine Notwehrreaktion.

        Gaza gehört seit knapp 20 Jahren den Palästinensern. Es ist kein israelisches Internierungslager. Und die Gewalt, die am 7. Oktober 2023 von dort gegen Israel ausgeübt wurde, hat mit Notwehr absolut nichts zu tun. Es ist kein Freiheitskampf, sondern ideologisch verschatteter Terrorismus der übelsten Sorte. Genau dagegen wehrt sich Israel. Im Gegensatz zur Ukraine waren die Israelis schnell in der "kompfortablen" Lage, die Verteidigung ihrer Existenz auf das Territorium der Angreifer zu verlagern. Das ist die Ursache für die Situation in Gaza.

  • Zum Einen:



    Frau Fraser kann sich gegenüber dem Staat Israel verhalten, wie sie will.

    Sie unterstützte aber die Forderung nach einem Boykott akademischer Institutionen in Israel. Das heißt Fraser versucht alle israelischen Wissenschaftler:innen aus dem Diskurs auszuschließen. Das ist eine erhebliche Einschränkung der Meinungsfreiheit.

    Und dann wird von Fraser und allen Freunden Frasers herumgeweint, wenn sie nicht in Köln vortragen darf. Dass euch euere Doppelmoral nicht peinlich ist.

    Zweitens:

    Ja, es herrscht ein Klima der Angst unter Juden in Berlin. Es ist gefährlich hebräisch miteinander zu sprechen. Es ist gefährlich mit Kippa herumzulaufen. Wer die Agressoren waren lässt sich leicht rausfinden ...

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Danke für Ihren Beitrag! Ich stimme Ihnen zu 100% zu.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Sie vermischen hier zwei Ebenen: wenn eine Einzelperson einen Boykott fordert, ist das dumm, aber eine nicht justiziable Meinungsaußerung; wenn eine staatliche Institution sie dafür sanktioniert (und ja: der Entzug einer Gastprofessur ist eine Sanktion mit weitreichenden Folgen, die nicht nur Fraser betreffen), dann ist das ein Akt der Zensur (die beginnt nicht erst, wenn Bücher verboten und Autoren eingesperrt werden, sondern dann, wenn man sein Recht auf freie Meinungsäußerung aus Sorge um Konsequenzen nicht mehr ausüben kann). Und das ist ein grundsätzlicher Problem, weil es zur Erosion rechtsstaatlicher Standards beiträgt. In einem anderen Artikel wurde bereits darauf hingewiesen, dass Deutschland nicht immer eine Mitte-Links-Regierung haben wird und nicht alle Uni-Rektoren sind Sozialdemokraten. Wer es akzeptabel findet, wenn Wissenschaftler für nicht-justiziable Äußerungen gecancelt werden, muss darauf anworten, was passiert, wenn die Union - oder gar die AfD - irgendwann in entsprechenden Machtpositionen auch nach gusto Maulkörbe verteilt.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Den Spieß nur rumgedreht

      Zitat @Gesunder Menschenverstand: „Sie unterstützte aber die Forderung nach einem Boykott akademischer Institutionen in Israel. Das heißt Fraser versucht alle israelischen Wissenschaftler:innen aus dem Diskurs auszuschließen. Das ist eine erhebliche Einschränkung der Meinungsfreiheit.“

      Sehr richtig, aber nur in der obersten Ebene der argumentativen Verallgemeinerung: Es bedeutet „eine erhebliche Einschränkung der Meinungsfreiheit“ nur dann, wenn jegliche Art von Boykott und Ausladung als solche gilt, also auch für das antijüdische Boykott-Verhalten der Universität Köln mit ihrem Vertragsbruch gegenüber von Prof. Nancy Fraser. Der Spieß wurde also einfach nur rumgedreht. Es gilt aber, ihn zu zerbrechen. Andernfalls verbleibt man auf demselben polit-moralischen Niveau der Boykott- und Cancel-Kultur.

  • So wie wir Rechtsradikalen keine Plattform in Deutschland geben wollen, halten wir es mit Antisemiten: richtig so!

  • Die deutschjüdische Reporterin Emily Dish Becker erfasste, dass nahezu ein drittel aller Menschen denen anti Israelischen Antisemismus vorgeworfen wurde selbst Jüdisch sind.



    Sind das wirklich alles noch "selbsthassende Juden" und was sagt das über unseren Staat aus, wenn diese Juden zensiert und von Polizei belästigt werden.

    • @Jessica Blucher:

      Das ist eine Behauptung, bei der ich gerne wissen würde, wie sie auf diese Zahl gekommen sein will.

  • Man muss doch wohl noch mal klären, was Meinungsfreiheit überhaupt ist. Denn natürlich darf man viele Meinungen haben, man kann aber nicht einfach davon ausgehen, dass man von allen Folgen verschont bleibt. All die genannten Beispiele verdienen klare Gegenpositionen, das hat noch nichts mit einer Einschränkung der Meinungsfreiheit oder einem "Klima der Angst" zu tun. Und natürlich rechtfertigen die Positionen von Fraser und Co. auch Absagen und Ausladungen. Anderfalls würde man sich implizit mit den Aussagen gemein machen. Es handelt sich auch nicht um so etwas wie Berufsverbote, es handelt sich um Personen, die mit Meinungen, in Diskursen und durch Veröffentlichungen ihr Geld verdienen und sicherlich vom aktuellen Konflikt auch profitieren. Etwas ganz anderes ist allerdings die kleinbürgerliche Selbstzufriedenheit, mit der sich die Rechtsliberalen schon seit Jahrzehnten in der gemütlichen Sicherheit ihrer Israel- Solidarität suhlen. Diese Leute, die BILD mag dafür mal stellvertretend genannt sein, haben nämlich die Auseinandersetzung mit dem Holocaust einfach übersprungen und damit massiv geschwächt. Obwohl in der Linken tatsächlich noch immer reichlich Antisemitismus festgestellt werden muss, so ist ihr doch ganz überwiegend die Leistung der Auseinandersetzung mit der deutschen Schuld, auch hinunter bis in die eigenen Familien, zuzuordnen. In der bürgerlichen Rechten hat man hingegen einfach das Hochhalten vermeintlicher Saubermänner mit einer schnellen Schwamm- drüber - Aussöhnung der Staaten kombiniert. Je nach Charakter kommt diese eigentliche Faulheit jetzt gerne als Hybris daher, aber die kann man auch einer Fraser oder Butler attestieren. Recht haben beide nicht, und zwar ganz grundsätzlich: das Dilemma bleibt, wer etwas anderes verspricht, ist Teil des Problems.

  • "Jede scharfe Kritik an der teilweise rechtsextremen Regierung in Jerusalem und dem Besatzungsregime zu sanktionieren beschädigt die Meinungsfreiheit und frisst sich wie Rost in einen Kern der liberalen Demokratie."

    "Jede"?



    Ist das tatsächlich so? Denke nicht.



    Kritisiert wird z.B. vom Kölner Unirektor Joybrato Mukherjee ein Boykottaufruf für israelische Universitäten.



    Das ist nicht "jede Kritik".

    Etwas als absolut zu setzen, ist ein rhetorischer Schachzug.



    Es soll die eigene Unsicherheit unterdrücken, indem es Sicherheit in der Frage schafft, ob alle anderen gegen einen sind.



    ....Das sind sie wohl, wenn "jede...."



    Es geht um Selbstbestätigung.

    Es scheint nicht nur im rechten, sondern auch linken politischen Spektrum beliebt zu sein, sich in dieser Art als Opfer zu stilisieren und ist deshalb wohl eher allgemeiner Ausdruck menschlicher Unvollkommenheit. Es trägt leider nichts zur Lösung irgendwelcher Probleme bei.

    Wer Teil eines Systems ist, muss natürlich das System vertreten. Es ist das Wesen eines Systems, starr zu sein, sonst wäre es kein System.



    Das kann nur in Frage stellen, wer glaubt, das System, das man selbst errichten will, unterliege dem Zusammenhang nicht.



    Pauschal Unterdrückung zu unterstellen und sei es nur repräsentiert durch das kleine Wörtchen "jede" halte ich deshalb für falsch und für den eigentlichen "Rost im Kern der liberalen Demokratie".

  • > "Wenn etwas aussieht wie ein Wald und riecht wie ein Wald, dann ist es wahrscheinlicher einer"

    Nur was ist der Wald? Könnte der Wald weitverbreiteter Antisemitismus sein?

    Wenn ich mir anschaue, dass letztens in einer Umfrage unter Juden 42% sagten, dass sie nach dem 7.10. 8 oder mehr Freunde verloren haben, klingt das eher nach Antisemitismus.

  • Herr Reinecke, Sie sprechen mir aus dem Herzen!



    Ich hatte Ähnliches in Kommentaren schon öfter angemerkt, bin aber leider nicht veröffentlicht worden (z.B Freitag Nachmittag mein Kommentar zum Verbot des Palästinkongresses, ….aber vielleicht bin ich ja nur paranoid 😉)

  • "Jede scharfe Kritik an der teilweise rechtsextremen Regierung in Jerusalem und dem Besatzungsregime zu sanktionieren beschädigt die Meinungsfreiheit und frisst sich wie Rost in einen Kern der liberalen Demokratie."

    --> Das sehe ich anders. All jene, die hier als Beispiele genannt werden, haben nicht die Regierung Netanjahu kritisiert, sondern entweder den Boykott Israels (BDS), oder der israelischen Universitäten oder ähnliches gefordert.

    Am günstigsten für die Äußernden interpretiert haben sie die Nation Israel mit der israelischen Regierung gleichgesetzt. Dann sind sie wissenschaftlich schwach und es lohnt sich ohnehin nicht sie einzuladen.

    Oder (weniger freundlich interpretiert) die Kritik an Israel ist nicht als Kritik an der Regierung, sondern - wörtlich - als Kritik am Staat und der Existenz Israels zu verstehen. Dass das blanker Antisemitismus ist, sieht offenbar auch Herr Reinecke so. Dann ist es absolut legitim Antisemiten das Forum zu entziehen.

    Was mich zudem wundert ist die einseitige Interpretationsleistung: Im Gaza wird immer darauf hingewiesen, dass die Palästinenser nichts für die Hamas können und das die Wahl, bei der die Hamas die absolute Mehrheit erreichte, nichts zählt. Bei Israel soll jedoch jede Kritik am Staat Israel an sich automatisch als Kritik an der Regierung Netanjahu zu verstehen sein. Diese Doppelmoral stößt mir vor allem deshalb auf, weil Netanjahu nicht nicht mit absoluter Mehrheit gewählt wurde, sondern es lange und erbitterte Proteste gegen seine Regierung gab. Bewohner von Gaza, die gegen die Hamas protestieren sind mir jedenfalls nicht bekannt.

    Wenn überhaupt, funktioniert der Vergleich anders herum: Die Bewohner des Gaza Streifens lassen sich mit der Hamas gleichsetzen, denn sie haben sie zum einen mit absoluter Mehrheit gewählt und sich in den letzten 15 Jahren nicht ein einziges Mal gegen die Hamas gestellt.

  • “Auffällig ist das strahlend reine Gewissen jener Deutschen, die sich als heldenmütige Verteidiger der Errungenschaften der bundesdeutschen Erinnerungspolitik inszenieren. Faktisch trifft diese Anti-Antisemitismus-Cancel-Culture auffällig linke Jüdinnen wie Breitz, Gessen oder Fraser. Genau jene Medien, die sonst heftig vor links-woker Cancel-Culture warnen, winken diese hier lässig durch.”



    Bravo. Herr Reinecke, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.



    Aber was dem “eenen sin Ul, is dem annern sin Nachtigall”. Die “heldenmütigen Verteidiger” der deutschen Erinnerungspolitik haben hierzulande selbst nur allzu oft den Rotstift angesetzt, wenn es um die Förderung entsprechender Initiativen ging - oder sie haben dazu geschwiegen.



    Außerdem vergessen sie eines geflissentlich: zionismuskritische/ -skeptische Positionen haben in der jüdischen Philosophie eine lange Tradition. Würde man Martin Buber oder Hannah Arendt auch ausladen, wenn sie heute noch leben würden?



    taz.de/Philosoph-O...r-Israel/!5702385/



    www.deutschlandfun...inbar-mit-100.html

    • @Abdurchdiemitte:

      „Zweierlei Zionismus“

      Zitat @Abdurchdiemitte: „Würde man Martin Buber oder Hannah Arendt auch ausladen“

      A propos Martin Buber. Die jetzige Situation erinnert an seine Skepsis gegenüber der Politik Israels schon 1948, auf die Ambivalenz des modernen Zionismus-Projekts verweisend. Es dominiere die Tendenz nach bloßer Sicherheit, mit der einzigen Forderung nach Souveränität, die sich um den „demokratischen“ Begriff der Majorität kristallisiere. „Es sollte eine jüdische Majorität in einem palästinensischen Gesamtstaat angestrebt werden. Daß dieses Programm offenen Kampf mit den Nachbarn und somit auch mit der arabischen Welt überhaupt bedeutetet, war offenbar: welches Mehrheitsvolk würde sich kampflos in den Status einer Minderheit niederdrücken lassen! Als das Programm sich als illusorisch herausgestellt hatte, wurde es durch ein separatistisches ersetzt: Losreißung, und im losgerissenen Teil wieder Majorität; das hieß „Judenstaat“. Man opferte so leichten Herzens die Ganzheit des Landes, das zu „erlösen“ der Zionismus einst ausgezogen war: wenn man nur einen Staat bekam! Der Lebensbegriff „Selbständigkeit“ wurde durch den Machtbegriff „Souveränität“ ersetzt, die Friedensparole durch die Kampfparole. Statt danach zu streben, die Initiativgemeinschaft im Rahmen eines vorderasiatischen Verbandes zu werden, setzte man sich ein Staatlein zum Ziel, das Gefahr lief, in einem steten Gegensatz zu seiner natürlichen geopolitischen Umgebung zu leben und seine besten Kräfte an militärische, statt soziale und kulturelle Werte hergeben zu müssen.“ („Zweierlei Zionismus“ 1948)

      Sie vermuten ganz richtig: Heute würde man hierzulande auch einen Martin Buber die Albertus-Magnus-Professur wieder aberkennen, von Hannah Arendt ganz zu schweigen. Bei Judith Butler und Noam Chomsky muß die Jury wohl nicht aufgepaßt haben.

      • @Reinhardt Gutsche:

        Der Zionismus war und ist ambivalent. Denn es gab nie "den" Zionismus. Fraglich ist ob Buber recht hatte, jedenfalls gab es noch in den 20er Jahren relevante Kräfte auf der arabischen Seite, die mit der jüdischen Einwanderung gut klarkamen... Die Linkszionisten waren zu optimistisch, was das Zusammenleben mit den Arabern betraf. Die "Revisionisten" um Zeev Jabotinsky realistischer, indem sie betonten, dass man sich mit Gewalt würde durchsetzten müssen und schon früh eine Trennung propagierten ("The Iron Wall"). Das delegitimiert den Zionismus nicht, noch jede Staatsgründung war gewaltvoll. Das jüdische Volk hat genauso ein Selbstbestimmungsrecht wie andere auch. In anderen Kontexten haben sich Nachbarn mit einem neuen Staat abgefunden. Kann es sein, dass der Hass auf Israel von Anfang an eben doch was mit Antisemitismus zu tun hat?

        • @Kai Ayadi:

          Na ja, die Revisionisten proklamierten ein Eretz Israel, dass auch Transjordanien mit umfassen sollte. Und sie waren bereit, mir Gewalt und Terror gegen die arabische Bevölkerung und die britische Mandatsmacht loszuschlagen (Begin/Irgun).



          www.blaetter.de/node/30744/download



          So viel zum “Realismus” der revisionistischen Strömung im Zionismus - heute scheint sich diese Richtung in Israel leider vollständig durchgesetzt zu haben.



          Das wäre - grob zusammengefasst - meine Zionismuskritik -, von mir aus nennen Sie es ruhig Antizionismus (wenn es Ihnen zur Einordnung hilft). Aber ich kann mich mit meiner kritischen Haltung im einer ganzen Reihe jüdischer Denker wähnen, die das Problem mit dem Zionismus - aus ganz unterschiedlichen Perspektiven übrigens - ähnlich einordnen.



          Und das Ganze mit dem Antisemitismus-Diskurs zusammenzurühren, da wird es dann irgendwie absurd - und teilweise schon ehrabschneidend.

  • Auch wenn ich ihnen komplett recht gebe, denke ich das hier in Deutschland mal etwas Aufklärungsarbeit notwendig ist, was die einzelnen Positionen in den jüdischen Gemeinden weltweit angeht (historisch/politisch). Diese "Einzelfälle" wie hier von Nancy Faser, erwecken doch bei vielen den Eindruck, wenn man die Kommentare liest unter diversen Artikeln in den letzten Monaten, das dies auch nur "Einzelmeinungen" sind, Extreme was nicht der Realität entspricht. Man gewinnt nicht den Eindruck das den meisten bewusst ist, das es innerhalb der jüdischen Gemeinden weltweit historisch, politisch und religiös bedingt sehr differenzierte Meinungen zum Staat Israel gibt.



    Das geht beim Zionismus und Anti- Zionismus los und auch da ist nicht alles schwarz und weiß. Ja es gibt diejenigen die den Staat Israel ablehnen, aus religiösen Gründen z.B. die Neturei Karta, demgegenüber stehen auf der anderen extremen Seite diejenigen jüdischen Menschen, die von einem Groß-Israel träumen, das in der extremsten Form nicht nur die besetzten palästinensischen Gebiete beinhaltet und teilweise sogar einhergeht mit der ethnischen Säuberung der arabischen/ muslimischen Bevölkerung (siehe Revisionistischer Zionismus oder auch die rechtsextremen Koalitionspartner Netanjahu´s aber auch Likud selbst in Teilen). Zwischen diesen zwei extremen gibt es allerdings ganz viele verschiedene Ansichten von moderat bis links. Es gibt durchaus einen großen Teil der das Existenzrecht Israels anerkennt und schützenswert findet, aber deutlich Kritik an der rechten Regierung äußert, aber auch an der Ausprägung des Zionismus oft in Verbindung mit den Worten Siedlerkolonialismus (in Bezug auf die illegale Besiedlung palästinensischer Gebiete) oder Menschenrechtsverletzungen oder sogar Apartheid kommen, was dann wiederum häufig von jüdischen Rechten mit Anti-Zionismus und teilweise Antisemitismus gleichgesetzt wird. Selbst diese Ausführung ist jetzt grob vereinfacht.



    Differenzierung/ Kontext fehlt mir hier in Dtl.

    • @Momo Bar:

      Bei Ihren vorgeblichen Differenzierungsbemühungen haben Sie aber jetzt doch vergessen, dass zum Beispiel alle, die BDS unterstützen, wiederum einen eher linksextremen Standpunkt einnehmen, der vorrangig Israel schuldig spricht, Israel in Gänze als Unrechtsstaat darstellt, die Verbrechen der Hamas und islamistischer Strömungen dagegen eher klein redet und die Gewalt vom 7. Oktober als Befreiungsbewegung sehen will. Diese Meinung ist ich extrem wie die am rechten Rand.

  • "Jede scharfe Kritik an der teilweise rechtsextremen Regierung in Jerusalem und dem Besatzungsregime zu sanktionieren" ...



    Immer wieder dieser Blödsinn. Wer tut denn das? Es geht um Dämonisierung eines Staates und seiner Bevölkerung, um Boykott aller Angehörigen und Institutionen dieses Staates, um die Infragestellung seines Existenzrechtes. Das weiß Herr Reinecke, da bin ich mir sicher. Warum lässt er sich schon wieder zu solch einer Verzerrung der Debatte hinreißen? Weil es dann schön einfach schwarz und weiß wird? Ebenso weiß er, dass hier kaum jemand der üblen derzeitigen Regierung Israels nicht ablehnend gegenüber stehen dürfte. Diese Verklärung von antizionistisch-antisemitischen Denkfiguren als Kritik an der Regierung spricht Bände.

  • Dick aufgetragener Philosemitismus

    Zitat: „Faktisch trifft diese Anti-Anti­semitismus-Cancel-Culture auffällig oft linke Jüdinnen wie Breitz, Gessen oder Fraser.“

    Danke an Stefan Reinecke für diesen durchaus gegenströmigen und folglich mutigen Kommentar.

    In der Tat: Ausgerechnet deutsche Gojs, also die Nachfahren der Tätergeneration, bezichtigen amerikanische Juden, also die Nachfahren von Shoa-Opfern, des Antisemitismus‘ - eine besonders perfide und heimtückische Variante verdeckten deutschen Antisemitismus’, dazu noch auffallend in dezidiert linke Stoßrichtung.

    • @Reinhardt Gutsche:

      Die Kritik, die von dezidiert jüdischen Menschen aus Deutschland und von jüdischen Institutionen an jüdischen Antizionist*innen geübt wird, kriegen Sie schon auch mit?

    • @Reinhardt Gutsche:

      Ist das Satire oder ernst? Was heisst "ausgerechnet"? Sollen dt. Gojs die Klappe halten, wenn Amis einen Brief schreiben, in dem sie aufrufen, Kontakte zu jüdischen WissenschaftlerInnen einzustellen? Weil Amis ja so klug sind und dt. Gojs so dumm? Wozu könnten dt. Gojs sich äußern, wenn es nach Ihnen geht, zu Dosenpfand, in USA, in Israel, in D?

      • @Raul Laubeiter:

        “Wozu können dt. Gojs sich äußern, wenn es nach Ihnen geht, zu Dosenpfand, in USA, in Israel, in D?”



        Besser wäre es! Es scheint, Sie haben nicht erfasst, vor welchem Hintergrund diese Debatte eigentlich spielt, welche Interessen dabei mitschwingen:



        www.blaetter.de/node/30744/download

    • @Reinhardt Gutsche:

      Ich weiß wie Sie es meinen, aber es leben seit über 300 Jahren Juden auf dem Gebiet der heutigen USA, es ist etwas verkürzt diese alle als Nachfahren von Shoa-Opfern zu bezeichnen.

      • @Saile:

        Verkürzungen

        Zitat Saile: „Ich weiß wie Sie es meinen, aber es leben seit über 300 Jahren Juden auf dem Gebiet der heutigen USA, es ist etwas verkürzt diese alle als Nachfahren von Shoa-Opfern zu bezeichnen."

        Ich weiß wie Sie es meinen, aber in Israel leben acht Millionen Juden. Es ist etwas verkürzt, diese alle als Nachfahren von Shoa-Opfern zu bezeichnen.

        Allerdings ist nicht ersichtlich, was dies an dem Kern des Arguments ändert, besonders die Nachfahren des Tätervolkes sollten sich hüten, den Nachfahren des Opfervolkes Antisemitismus vorzuwerfen, ganz gleichgültig, wo sie gerade leben.

        • @Reinhardt Gutsche:

          Ich stimme Ihrem Kommentar doch vollumfänglich zu, mir ging es nur um dieses kleine Detail…

    • @Reinhardt Gutsche:

      …anschließe mich

  • "Jede scharfe Kritik an der teilweise rechtsextremen Regierung in Jerusalem und dem Besatzungsregime zu sanktionieren beschädigt die Meinungsfreiheit und frisst sich wie Rost in einen Kern der liberalen Demokratie."

    Eben. Hier wird Kritik an der israelischen Politik mit der pauschalen Ablehnung Israels als Staat und sogar Vernichtungswillen gleichgesetzt oder doch zumindest in unlauterer Weise verquickt.

    Zur Illustration: Man übertrage das auf Russland.

    (Im Gegenzug heißt das aber nicht, dass nicht im Schafspelz der "Israel-Kritik" oftmals echte Antisemiten stecken - die aber sind leicht zu enttarnen, wenn man nur etwas bohrt.)

    • @Gothograecus:

      Es scheint Ihnen gar nicht mehr aufzufallen, dass Boykott sämtlicher Angehöriger einer Nation (auch regierungskritischer) oder die Relativierung von bestialischem Terror gegen (auch regierungskritische) Zivilbevölkerung wohl kaum als Kritik an der Politik der Regierung bezeichnet werden kann.



      Und was Russland angeht: es grassierte eine Zeit lang die Unsitte (auch hier im Forum), Ablehnung von Putins Terror unter "Russophobie" zu verbuchen.

  • Das eigentliche Klima der Angst herrscht in Berlin bei Juden. Das scheint aber niemanden zu interessieren.

    Von der deutschen Geschichte und dem Mord an sechs Millionen Juden scheint auch keiner der Kritiker etwas gehört zu haben. Deutschland steht Israel eben auch zur Seite, wenn Israel vielleicht nicht ganz Recht.

    Nach dem Holocaust darf Deutschland ruhig mal 100 Jahre lang die Klappe halten.

    • @Ray No:

      So manche/r in Deutschland möchte sehr gerne auch länger als 100 Jahre die Klappe halten. Doof ist dabei nur, dass auch das als Zustimmung zu Antisemitismus, Pogromen, Krieg und Ungerechtigkeit gegen die Palästinenser und Anderes gesehen und angeprangert werden wird.

  • Na ja, der Satz von Egon Bahr "In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt." ist auch die Ursache der staatsdeutschen Cancel-Unkultur.

    Bestimmte Staaten und Regionen sind Teil geostrategischer Interessen Deutschlands und anderer dominierender Staaten. Werden bestimmte "befreundete" Länder angegriffen, wird allein gemäß geopolitischen Interessen reagiert, ob das die Meinungsfreiheit, die Berichterstattung, wirtschaftliche oder auch militärische "Maßnahmen" betrifft.

    Die angeblichen Kämpfe gegen Imperialismus (Russland), Antisemitismus (Hamas) oder gar ein neues Ausschwitz (Serbien) sind vorgeschoben. Nie ging es darum, nie ging es um Menschen- oder Völkerrecht.

    Solche Leuten wie Nancy Fraser, Varoufakis oder Moshe Zuckermann geht es dagegen wirklich um Menschen- und Völkerrechte und sie treten international für Frieden und Fairness/menschliche Gleichberechtigung ein.

    Der Staat ruft daraufhin die Polizei. Linke werden zu Rechten umdefiniert and vice versa.

    Aber es bleibt dabei: Links heißt menschliche Gleichheit, menschliche Gleichberechtigung im Kleinen wie in internationalen Zusammenhängen.

    Rechts heißt: Hierarchie, Ungleichheit, Herrschaft.

    • @Uns Uwe:

      Ja schön, wenn SIE links so definieren, aber die Realität linker Auokraten sieht anders aus. Nach ihrer Definition ist Chinas Regierung rechts, die Kubas und Venezuelas auch.

      • @DieLottoFee:

        Ich glaube, China, Kuba und Venezuela zu diskutieren ist etwas zu speziell für das Thema hier. Ich weise deshalb nur kurz darauf hin, dass die Politik dieser Staaten bei den rechten Parteien dieser Welt in der Beliebtheitsskala nicht gerade ganz oben angesiedelt ist.

  • Der praktizierende Nichtakademiker kann die Einzelheiten nicht bewerten. Ausladen ist eigentlich schlecht, besonders einer Person jüdischen Glaubens. Frau Prof. Fraser hatte mutmaßlich nicht vor eine Straftat zu begehen. Selbst wenn, hätte der Rektor keine Polzeifunktion. So riecht das nach "Muff von tausend Jahren" und behindert die Diskussion, den Grundvorgang der Erkenntnis, den Daseinsgrund der Universität. Das ist das Eigentor.

    • @Hans - Friedrich Bär:

      Genießt eine Person jüdischen Glaubens mehr Schutz vor Ausladung als eine Person christlichen Glaubens?

    • @Hans - Friedrich Bär:

      Frau Fraser hatte gefordert, Israelische Partneruniversitäten der Uni zu boykottieren.

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    Danke.



    Freut mich, das es innerhalb der TAZ Redaktion offenbar ein angemessenes Meinungsspektrum zu dem Thema gibt.

  • "Das bundesdeutsche Selbstverständnis, betont liberal und betont weltoffen zu sein, war auch eine Reaktion auf Hybris und Abschottung des NS-Regimes. Gilt das nicht mehr?"

    Wann soll das denn gewesen sein? In den pfiefigen 50er Jahren, den revolutionären 60ern? Den RAF geprägten 70ern? Der Kalten Kriegs Mentalität der 80er?

    Einfach einmal bei den ersten Generationen der" Gastarbeiter" nachfragen. Die werden ihnen einiges über das weltoffene Bild der frühen Bundesrepublik berichten können.

  • Der öffentlich Dialog zum Nahost Konflikt ist durchweg vergiftet, genau wie die aktuelle Debattenkultur zu ziemlich jedem kontroversen Thema.



    Lautschläger und Hardliner bestimmen den Ton und sind meist erst zufrieden, wenn die Gegenseite mit Maximalvorwürfen belegt und bestenfalls mundtot sind.



    Es geht nur noch darum, die alleinige Deutungshoheit zu besitzen und die Argumente der Gegenseite abzuqualifizieren.



    Dafür wird ganz bewußt der Diskurs verengt, Zwischentöne werden verwischt und das Leid der betroffenen Menschen wird zum Vehikel ideologischer Selbstgerechtigkeit.



    Und ja, der Satz mit dem reinen Gewissen und heldenmütigen Verteidiger triffts ziemlich gut. Die findet man aber auch auf der Gegenseite. Frau Faser ist da auch nicht besser.



    Den Auschluss bestimmter Meinungen und Menschen von einem Diskurs zu fordern, solange alles mit dem Recht vereinbar ist, ist in jedem Falle zutiefst demokratiefeindlich.



    Völlig egal, wie man sich die jeweilige Argumentation dafür zurechtbiegt.

  • Na da hat ja mal wieder jemand messerscharf die Lage analysiert: "Genau jene Medien, die sonst heftig vor links-woker Cancel-Culture warnen, winken diese hier lässig durch."

    Und was, wenn es eher so ist, das genau jene Medien, die sonst immer sagen, dass an der "Cancel Culture" a) nicht viel dran ist, und sie b) auf die Kritik von Stereotypie und Unterdrückung hervor geht?

    Rätsel über Rätsel

  • „Faktisch trifft diese Anti-Anti­semitismus-Cancel-Culture auffällig oft linke Jüdinnen“

    Das Unterstützen von BDS Positionen, die Israel das Existenzrecht absprechen und israelische Künstler:innen und Wissenschaftler: silencen wollen, ist wohl eher linksextrem. Wobei bekanntermaßen diese links und rechts Zuordnung im Nahostkonflikt sowieso sehr schwierig ist. Rechtsextreme jüdische Positionen werden aber ja auch kritisiert, ohne dass das Kritisieren an sich kritisiert wird…

    Vielleicht hätte man bei einigen der genannten Personen auch vorher schon im akademischen Kontext überlegen können, ob diese Personen Diskurse nicht zu einseitig und verengt führen.

    Nur mal zur Erinnerung:

    Mbembe und Fraser haben sich dafür eingesetzt, israelische Wissenschaftler:innen auszuladen - sind also bereit, andere zu boykottieren, jammern dann hinterher aber über Diskusverengung.







    Laurie Anderson ist sicher eine verdiente Performerin und Musikerin, hat sich politisch an extreme BDS-Aussagen gebunden und ihre Folkwang-Professur nicht angetreten, womit sie sich selbst dem Diskurs verweigert.

    Candice Breitz scheint inzwischen etwas differenzierter zu argumentieren, neigt allerdings in ihren künstlerischen Arbeit zu Polarisierung und Schwarz-Weiß-Denken. Deshalb war die Absage ihrer Ausstellung im Saarland meines Erachtens nicht nachvollziehbar.

    Masha Gessen erst den Hannah Arendt Preis zu verleihen, um dann die Preisverleihung weniger feierlich zu gestalten, war peinlich von der Heinrich-Böll-Stiftung. Aber bei einer öffentlichen Diskussion wurde auch klar, dass Gessen argumentative Kritik an ihrem Vergleich „Gaza = Ghetto“ mit „I don’t understand the question“ abwehrte und also diskursiv gerade offen war. (mit ihrem Vergleich hatte sie sich auf das rhetorische Niveau von Putin begeben, der Gaza mit der Belagerung von Leningrad verglichen hatte.)

    • @Karla Columna:

      Masha Geesen tun sie mit ihrer Aussage Unrecht. Vielleicht einmal den Vortrag hören, den sie anläßlich der Preisübergabe gehalten hat. Wie so viele verwechseln sie auch Vergleichen und Gleichsetzen. Das war auch der Kern des Vortrags. Und es war auch nicht peinlich für die Heinrich Böll Stiftung sondern für die Stadt Bremen. Die ist der Ausrichter für die Feierlichkeiten und hat sich zurückgezogen. Lobenswert, das die Heinrich Böll Stiftung keinen Rückzieher gemacht hat und die Verleihung stattfand, wenn auch im kleineren Rahmen.

      Und der Putinvergleich. Naja, vorsichtig ausgedrückt: ziemlich geistlos.

      • @Sam Spade:

        Lesen Sie es gerne nochmal nach:

        „Die Heinrich-Böll-Stiftung hatte sich von der Vergabe des Hannah-Arendt-Preises an Masha Gessen zurückgezogen. Nun kam man zum Gespräch zusammen.“

        taz.de/Streit-mit-...raegerin/!5980783/

        Dieses Gespräch war exakt so wie im taz-Artikel geschildert.

        Der Hinweis auf das rhetorische Niveau ist sicherlich sehr überspitzt, zeigt aber meine Enttäuschung über diese - meines Erachtens - rhetorische Entgleisung und Sturheit von Gessen, deren kluge Analyse in Bezug auf Russland und Putin ich sehr geschätzt habe. Es hat mich einfach gewundert, warum ihr das selbst nicht auffiel, dass sie so danebenlag.

  • "Jede scharfe Kritik an der teilweise rechtsextremen Regierung in Jerusalem und dem Besatzungsregime zu sanktionieren beschädigt die Meinungsfreiheit und frisst sich wie Rost in einen Kern der liberalen Demokratie."



    Entschuldigung, aber das Problem ist nicht die Kritik an der tatsächlich teilweise rechtsextremen Regierung in Jerusalem, und die Kritik beschränkt sich bei den Betroffenen auch nicht auf diese. Das Problem ist die Fundamentalkritik an Israel, die die bloße Existenz Israels als "siedlerkolonialistisch" ablehnt und regelmäßig von "Apartheid", "Genozid" und "Konzentrationslagern" (gemeint ist der ganze Gazastreifen) spricht. Dies ist typischerweise mit Boykottforderungen verbunden, die darauf hinauslaufen sollen, Israel bis zum Ende seiner Existenz als jüdischer Staat strategisch zu isolieren. Und in Deutschland haben wir aus gutem historischen Grund gewisse Einschränkungen der Meinungsfreiheit, wenn es um pauschale Diffamierungen jüdischer Gruppen und Institutionen geht. Das ist durchaus unabhängig davon, ob manche der davon eingeschränkten Personen selbst Jüd*innen sind.

    • @Agarack:

      Und warum sollte so eine Fundamentalkritik nicht akzeptabel sein? Was gibt nicht-jüdischen Deutschen das Recht in einem innerjüdischen Streit derart Partei zu ergreifen?

      • @Francesco:

        Zu Ihrer ersten Frage: Wie ich eigentlich auch bereits schrieb, Fundamentalkritik an jüdischen Gruppen und Institutionen ist in Deutschland aus historischen Gründen nicht akzeptabel. Im Land, das einst den Holocaust ausführte, müssen jüdische Gruppen und Institutionen ein gewisses Maß an Sicherheit haben. Diese Sicherheit kann nur gewährleistet sein, wenn Institutionen nicht das Recht haben, das Existenzrecht eines jüdischen Staates fundamental abzulehnen.

        Ihre zweite Frage ist, mit Verlaub, absurd. Ich habe schon viele Framings des Nahostkonfliktes gesehen, aber "innerjüdischer Streit" ist mir neu. Das es auch Juden gibt, die fundamental gegen die Existenz Israels sind, ändert nichts daran, dass die wenigsten Gegner der Existenz Israels Juden sind.

  • Danke - anschließe mich - für den Versuch - ein wenig Rost zu klopfen -

    Ivan Ivanji



    “Folgen der Hamas-Barbarei: Wieso ich mich wieder als Jude fühle“



    taz.de/Folgen-der-...Barbarei/!5963295/



    & er - 1938 post Abi gen 🇺🇸



    “Palästina?“



    Nimmt seelenruhig die Cohiba aus dem Mund “Da bin ich Antisemit!“



    Ob das hohe Tier in Washington D.C. nach 7. Oktober eher Ivan Ivanji zuneigen würde? Who know’s!



    &



    Meine verflossene - 😎 Künstlerin - Eltern auch rechtzeitig 1938 via Great Britain & Däh - Im BDS aktiv

    kurz - Paßt alles nicht ins schlandweite KistenKastenKästchen Denken pepita!



    &



    Laurie Anderson 🎻 ⚡️ - ah geh!



    Laurie Anderson Home Of The Brave;)



    www.youtube.com/wa...F1cmllIGFuZGVyc29u



    & Däh -



    “Nachdem Anderson für die Unterstützung israelkritischer Positionen im Jahr 2021 kritisiert worden war, gab sie im Januar 2024 bekannt, die Pina-Bausch-Gastprofessur an der Essener Folkwang-Universität nicht anzutreten.



    de.wikipedia.org/wiki/Laurie_Anderson



    Ja! =>



    Da fährt doch glatt die Kamera ins👂 of



    Blue Velvet - “ Und spätestens dann, wenn am Ende des Films die Kamera aus Jeffreys Ohr herausfährt, weiß der Zuschauer, dass die Höllenfahrt vorbei ist.“* David Lynch =>



    🎶 www.google.com/sea...d:dFOX5Uza17c,st:0 🎶

    Na Mahlzeit & *schön wär‘s! Woll

  • "Jede scharfe Kritik an der teilweise rechtsextremen Regierung in Jerusalem und dem Besatzungsregime zu sanktionieren beschädigt die Meinungsfreiheit und frisst sich wie Rost in einen Kern der liberalen Demokratie."

    Einverstanden. Nur ist es ein Kennzeichen der sog. "Israelkritik", dass sie es dabei keineswegs belässt, sondern fast regelmäßig durch - zum Teil bewusst - unscharfe Formulierungen die Existenz Israels selbst in Frage stellt. Und wer meint, dies im inhaltlichen Zusammenhang mit den Massakern vom 7.10. tun zu müssen, muss sich schon Fragen nach seinen tatsächlichen Motiven gefallen lassen. Die faktische Kumpanei von Butler, Gessen und Fraser mit der Hamas lässt sich jedenfalls nicht so einfach beiseitewischen. Denn wie sich die Hamas eine Lösung vorstellt, ist auch klar.

    Noch ein Nachwort zu Mbembe und Fraser: Wer selber die Ausladung von Wissenschaftlern befürwortet, nur weil dieses Israelis sind, soll bitte nicht mit Meinungsfreiheit kommen. BDS hat im akademischen Milieu Deutschlands aus guten historischen Gründen nicht den Einfluss, den es in anderen, besonders angelsächsischen Ländern hat. Das darf auch ruhig so bleiben.

  • Dass nach all den Progromen, die in den vergangenen Jahrtausenden passiert sind, jüdische Menschen einen eigenen Staat brauchen, ist verständlich. Nachdem unfassbaren Höhepunkt der Judenverfolgung unter den Nationalsozialisten in meinem Land wäre es – moralisch gesehen – aber eigentlich angemessen gewesen, ein solches jüdisches Land auf deutschem Boden zu gründen – nur mal so als Gedanke, ich weiß, dass das unrealistisch war und ist

    Nun also Palästina. Problem: dort haben Menschen gewohnt – Palästinenser – die mit dem Holocaust nichts zu tun hatten. Es war dort kein unbesiedeltes Land. Dass das zu Konflikten geführt hat, darf eigentlich niemand verwundern.

    In meinen Augen ginge es jetzt darum, diesem „Geburtsfehler“ des israelischen Staates mit klugem diplomatischen Handeln von beiden Seiten zu begegnen – das haben allerdings beide Seiten vermissen lassen.

    Stattdessen tummeln sich auf beiden Seiten die Scharfmacher, die den Konflikt für ihren jeweiligen Machterhalt nutzen:

    Hie die Hamas mit ihren unglaublich brutalen Morden am 7. Oktober letzten Jahres!

    Dort die rechte israelische Regierung mit Netanjahu, der seine Abwahl zu verhindern sucht durch Fortsetzung eines unendliche Opfer fordernden Krieges.

    Wir als Deutsche sollten uns fragen: gilt unsere Solidarität nur unsern Opfern, den Jüdinnen und Juden? Oder sollte sie nicht auch den Opfern der Opfer gelten?

    • @stph:

      „den Opfern der Opfer“ — das verallgemeinert unzulässig von den Rechtsextremen, die es gibt, auf alle Israelis, und es blendet die Täterrolle der Hamas aus.

      Israel hat übrigens seit seiner Gründung mit Jordanien und Ägypten Frieden geschlossen, und damit Teile des Geburtsfehlers des Staates mit klugem diplomatischen Handeln gelöst.

      Es war kurz davor, Frieden mit Saudi Arabien zu schließen, als Hamas angegriffen hat.

      Wer wollte keinen Frieden? Hamas, Iran und Syrien.

      • @Arne Babenhauserheide:

        Der Grundkonflikt besteht bzw. bestand weder mit Ägypten, noch mit Jordanien, noch mit Saudi-Arabien, sondern mit den Palästinensern. Mit Saudi-Arabien war Israel nie wirklich im Kriegszustand. Ägypten hat Frieden geschlossen, nachdem Israel die besetzten ägyptischen Gebiete geräumt hat. Dazu ist Israel im Fall der Palästinenser aber bekanntlich nicht bereit.

  • Danke an den Autor für diese Klarstellung.

  • Die gute Frau hat es auch im Nachhinein und auf Nachfrage nicht geschafft sich von dem Brief inklusive des dort geforderten Boykotts der Zusammenarbeit mit jüdischen Institutionen zu distanzieren; das ist nun mal ein nicht zu verleugnender Fakt.

    Jetzt hat die Uni Köln daraus die Konsequenzen gezogen und dieser Frau eine Ehrung nicht gegeben. Das ist konsequent und richtig, da die Universität selbst mit israelischen Universitäten kooperiert. Mit Cancel Culture hat das relativ wenig zu tun, denn die gute Frau kann und darf auch weiterhin ihre Meinung in Deutschland kundtun wie sogar der Rektor der Universität Köln sagte. Es gibt halt nur kein Anrecht auf Applaus und Anerkennung für krude Meinungen. Wer darin einen Skandal sieht ist ein Bruder im Geiste der AfD, die auch ständig ihre kruden Meinungen kundtut und sich dann über einen angeblichen Mangel an Meinungsfreiheit beschwert nur weil sie Gegenrede bekommt.

  • Die armen Akademiker und der Rost an der Demokratie.

    Ich halte es eher mit olle Feddersen:

    "Das aber war nicht der Grund für den Kölner Unirektor Joybrato Mukherjee, Fraser die Auszeichnung (inkl. einiger Vorlesungen) wieder zu entziehen, sondern der Inhalt des Unterschriebenen selbst: In der Petition nämlich wird auch der Boykott der israelischen Universitäten gefordert.

    Rektor Mukherjee konnte, so gesehen, nicht anders, als ­Fraser die Ehrenprofessur zu entziehen. Denn zu den Spezialitäten der Uni Köln gehören enge Kooperationen mit nämlichen israelischen Universitäten: Weshalb – die Kriterien der Identität der Uni Köln mal endlich ernst genommen – sollte eine Intellektuelle einen Preis zuerkannt bekommen, dem sie mit ihren Statements hohnspricht?"

    Wie kann man als Intellektuelle, als Feministin, als Philosophin so vernagelt sein, den Ausschluss aller israelischen Universitäten aus jedem Diskurs zu fordern.

    Ungeachtet dessen, dass dort sehr viele, sehr unterschiedliche Positionen vertreten werden. Sicher gibt es dort auch Menschen, die so denken wie Frau Fraser.

    Omar Barghouti, einer der Gründer von BDS, hat seine akademischen Würden an der Universität von Tel Aviv erlangt und lebt in Israel.

    Verdreht wie diese Leute sind, müssten sie den ja auch boykottieren.

    • @Jim Hawkins:

      🏴‍☠️ …bekanntlich hierin nicht aus einem Dorf und - manche versuchen’s halt mit



      Rostschutz-Mennige bleifreI - oder gar:



      “…machmer n Läppschen drüber…“



      op jot kölsch (geklaut bei Willi;)

      Na Servus

      • @Lowandorder:

        Was will man machen?

        Rust never sleeps.

        Mr. Reinecke hat Judith Butler nicht auf dem Zettel gehabt.

        Die so nach dem 7. Oktober:

        „Man kann für oder gegen bewaffneten Widerstand sein, man kann für oder gegen Hamas sein, aber lasst es uns wenigstens bewaffneten Widerstand nennen. Dann können wir debattieren, ob wir es richtig finden oder nicht, ob sie das Richtige getan haben; ob es die richtige Strategie war.“

        Das würde sie in Berlin im "Klima der Angst" sich sicher nicht trauen zu sagen.

        Aber seriously, derzeit haben Juden und Jüdinnen Angst in Berlin und anderswo.

        Das ist doch der eigentliche Skandal.

        Schönen Sonntag noch.

        • @Jim Hawkins:

          versuchs mal -

          Uri Avnery



          „Ich möchte, dass Israel ein normaler Staat wird“



          www.deutschlandfun...taat-wird-100.html



          “Der israelische Friedensaktivist Uri Avnery hat die deutsche Nahost-Politik scharf kritisiert. „Deutschland könnte eine wichtige Rolle spielen für den Frieden zwischen Israel und Palästina, tut es aber nicht, denn sie sind so extrem proisraelisch“, sagte Avnery im Deutschlandfunk. Darunter leide das palästinensische Volk.

          Uri Avnery im Gespräch mit Birgit Wentzien | 30.04.2015 -



          Tour d‘horizont - die Zeit wie an einer Wäscheleine -

          Ja - scheunen Sündach ook

    • @Jim Hawkins:

      Gerade eben in einer solchen Situation wäre es doch eine gute Möglichkeit gewesen, in den Dialog zu gehen, Anstatt den Dialog zu vermeiden. Wenn aber davon ausgegangen wird, dass es nur um den Austausch von Statements geht, aber nicht um das gegenseitige lernen voneinander, dann ist natürlich die Reaktion der deutschen Universität schlussendlich folgerichtig. Universitäres Leben besteht aber darin, verschiedene Meinungen und Sichtweisen und Interpretationen zuzulassen und in einen Austausch zu gehen, auch in der Hoffnung, dass der andere offen dafür ist zum lernen . darum war die Entscheidung der deutschen Universität aus meiner Sicht borniert Und zugleich sich dem Zeitgeist unterwerfend.

      • @Zenistfürixgut:

        Aber es scheint so zu sein, dass Frau Fraser für die Position steht, auf gar keinen Fall mit israelischen Wissenschaftlern in einen Dialog zu treten.

        Das ist schon eine Steilvorgabe.

        • @Jim Hawkins:

          Eine Anscheinnahme ist keine Tatsache. Und Rektor Mukherjee hatte die Möglichkeit auch anders mit der Situation umzugehen. Martin Buber würde sich, glaube ich, im Grabe umdrehen bei so wenig Dialogbereitschaft.

          • @Zenistfürixgut:

            Wie witzig.

            Sie fordern Dialogbereitschaft gegenüber einer Person ein, die sich radikal dem Dialog gegenüber wichtigen Kooperationspartnern dieser Universität verweigert.

            Kategorisch, absolut.

            Wie geht das zusammen?

  • Es ist doch nicht so schwer: Scharfe Kritik an der israelischen Regierung ist vollkommen in Ordnung.

    Wenn man BDS-Forderungen unterstützt, unpassende Vergleiche mit NS-Verbrechen zieht und vielleicht sogar den Terror der Hamas rechtfertigt, ist das dagegen problematisch - und es ist ok, mit solchen Leuten nichts zu tun haben zu wollen.

    Außerdem ist doch die Argumentation immer, dass niemand wirklich "gecancelt" wird. Sie können ja trotzdem ihre (problematische) Meinung vertreten, es gibt genug andere Orte, an denen sie auftreten können usw.

  • Wenn ist sich anhört wie antisemitismus und schmeckt wie antisemitismus ist es wahrscheinlich einer. Ein linker Antisemitismus.

    Müssen wir wirklich diskutieren ob das ok ist?

    • @Notizen aus Taiwan:

      Naja... Frau Fraser ist schonmal jüdischer Abstammung. Jüdisch und antisemitisch schließt sich grundsätzlich aus, egal was andere dir für ein Narrativ erzählen. Sie kann, bedingt durch die grausame, diskriminierende Historie, ihr eigenes Volk nicht verraten.

      Ich würde also erstmal analysieren und differenzieren.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Jüdisch und antisemitisch schließt sich genausowenig aus wie katholisch und christenhassend.

        Das ist ein Token-Jew Argument. „Da gibt es auch einen Juden, der uns unterstützt, deswegen können wir keine Judenhasser sein“.

        Und es geht nicht um Volksverrat (noch so ein emotional überladenes Wort), sondern um Feindlichkeit.

    • @Notizen aus Taiwan:

      Vielleicht hören Menschen in dem Stimmengewirr je nach eigener Position unterschiedliches heraus....

      Wer durch die Welt reist wird feststellen, dass die Geschmäcker sehr unterschiedlich sein können.

      Müssen wir das wirklich diskutieren?



      JA

    • @Notizen aus Taiwan:

      Sie haben das wichtige Schlüsselwort tatsächlich in Ihrem Kommentar benutzt, aber leider ohne zu verstehen was es bedeutet: Wahrscheinlich.



      Sie gehen - wie die meisten stolzen Konferenzenabbrecher und Professorenauslader - davon aus, dass es immer und ausschliesslich Pferde* sind, deren Getrappel man hört. Dass es gar keine Zebras (hier: legitime Kritik & Kritiker an der Politik Israels) mehr gibt. Sie alle hören und schauen gar nicht mehr hin, sondern sprechen und handeln in einer gefühlten Gewissheit, ohne Zweifel und Wahrscheinlichkeiten. Eine Gewissheit mit der sie sich, Ihrem Anliegen Anti-Antisemitismus und der deutschen Gesellschaft inzwischen sehr viel mehr schaden als nützen.

      *) "When you hear hoofbeats, think of horses, not zebras." Das ist der Ursprung dieses Typs von wenn-dann Gleichnissen.

    • @Notizen aus Taiwan:

      Wenn Deutschland wiederholt sich dazu berufen fühlt Jüdinnen und Juden zu canceln, ihnen zu erklären wie Antisemitismus zu definieren ist stellt sich schon einmal die Frage,ob es dem Volk der Täter so gut zu Gesicht steht,dem Volk der Opfer zu bestimmen was antisemitisch ist und was nicht. Das ist das gleiche wie Poc zu erklären was rassistisch ist und was nicht. Eventuell sollte die Rolle des Lehrmeisters nochmals überdacht werden.

      • @fmraaynk:

        Die Frau kann doch in Israel sagen was sie will. Und auch zu ihren Freunden in Deutschland.

        Aber an einer deutschen Universität hat sie nichts verloren, sie hat sich selbst gecancelt.