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Atomdebatte und die GrünenRichtige Prinzipien

Tobias Schulze
Kommentar von Tobias Schulze

Die Debatte über längere AKW-Laufzeiten ist zur Charakterfrage verkümmert. Dabei gibt es für die Grünen gute Gründe, am Atomausstieg festzuhalten.

Stimmen die Grünen längeren AKW-Laufzeiten zu? Das wäre das nicht nur in der Sache bedenklich Foto: Frank Molter/Picutre Alliance

D ie Debatte über längere AKW-Laufzeiten ist zur Charakterfrage verkümmert: Sind die Grünen mit ihren 42 Jahren erwachsen geworden oder hängen sie noch in der Spätpubertät fest? Springen sie über ihren Schatten oder klammern sie sich an ihren Spleen mit dem Atomausstieg? Das Abräumen der bisherigen Position wird dabei vielfach als Wert an sich verstanden. Nach Kriegsbeginn, Inflation und drohender Gasknappheit stehen die verbliebenen grünen Prinzipien unter Generalverdacht, mit der Realität nicht kompatibel zu sein.

Kehrt man von der Charakterfrage zurück auf die inhaltliche Ebene, ist die Sache weniger eindeutig. Der Nutzen längerer Laufzeiten ist überschaubar. Ihre Notwendigkeit ist nicht belegt; steigende Gasspeicherstände und unausgereizte Einsparpotenziale lassen an ihr zweifeln. Unbestreitbar nehmen aber die Sicherheitsrisiken mit jedem weiteren Tag am Netz zu. Die letzte große Überprüfung der Anlagen fand 2009 nach veralteten Regeln statt.

Der nächste Termin im Jahr 2019 wurde in Erwartung des Atomausstiegs ausgelassen. Längere Laufzeiten, wenn auch nur um Monate, gibt es nur bei einer weiteren Absenkung der ohnehin gesenkten Standards. Das kann man in der Abwägung richtig finden, weil – mit Ausnahme von Tschernobyl und Fukushima – ja noch immer alles gutgegangen ist. Man kann es aber auch gut begründet ablehnen: Ein Atomunfall hätte grausame Folgen.

Dass die Grünen mit solchen Abwägungen nicht mehr durchdringen, haben sie sich ein Stück weit selbst zuzuschreiben. Zu lange haben sie sich darauf verlassen, dass das Thema vorbeizieht und darauf verzichtet, argumentativ hart dagegenzuhalten. Sie haben die Beharrlichkeit unterschätzt, mit der Union und FDP ihre Forderung vorantreiben, begleitet vom gewohnten Schweigen aus dem Kanzleramt.

Aus Sicht der politischen Konkurrenz sind die AKW ein Gewinnerthema: Wenn der Pragmatismus der letzten Monate der Grund für den grünen Höhenflug ist, sind aufgewärmte Ideologie-Vorwürfe das geeignetste Mittel, ihn zu beenden. Nebenbei verschieben sie den Diskurs weg von Tempolimit, Schuldenbremse und Steuern – den Themen, die zeigen, wo in der Koalition die wahren Betonköpfe sitzen.

Stimmen die Grünen längeren Laufzeiten zu, wäre das nicht nur in der Sache bedenklich. Auch strategisch wäre wenig gewonnen. Wenn sich der Ideologievorwurf nach LNG, Kohle und Sondervermögen hält, verschwindet er auch durch den Streckbetrieb nicht. Und so bleiben im Grunde nur zwei Optionen: Immer neue Positionen aufgeben, um dem Stigma des Dogmatismus zu entgehen, sich letztlich in der Koalition aber selbst zu verzwergen. Oder auch mal über den Anwürfen stehen, wenn sich alte Prinzipien noch immer als richtig erweisen.

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Tobias Schulze
Parlamentskorrespondent
Geboren 1988, arbeitet seit 2013 für die taz. Schreibt als Parlamentskorrespondent unter anderem über die Grünen, deutsche Außenpolitik und militärische Themen. Leitete zuvor das Inlandsressort.
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57 Kommentare

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  • Der Kernenergie gehört weiterhin die Zukunft. Wie will man sonst 10 Milliarden Menschen auf einem Level, wie er in Deutschland existiert, ernähren und mit Würde aufwachsen und Altern lassen? Wobei wir ja in Deutschland ja auch 20% Altersarmut haben. Bei der Kerntechnik befinden wir uns am Anfang hinsichtlich Sicherheit und Handhabung, vergleichbar mit den offenen Feierstätten vor 600 Jahren, wo alle 10 Jahre eine andere Stadt Opfer einer Feiersbrunst wurde. Leider wurden in der Bruder fast alle Lehrstühle an der Universität, wo zur Kerntechnik geforscht wurde, abgeschafft und die letzten 3 Forschungsreaktoren sollen auch noch weg. Dagegen wird in Windmühlen, wo sich in den letzten 100 Jahren nichts Wesentliches geändert hat( Strömungslehre, Getriebetechnik, Generatorprinzip) massiv investiert.

  • Bin schon erstaunt, wie in Zeiten ihrer strategischen Nutzung im Krieg ganz bei uns um die Ecke hierzulande überhaupt jemand es für eine gute Idee halten kann, Raketenziele für Russland weiterhin scharf zu halten. Wer braucht schon Atomraketen, wenn der Gegner AKWs hat?

  • Statt Ablehnung sollte über ein Paket diskutiert werden, mit für alle Koalitionspartner schmerzlichen Maßnahmen, dass aber eben nur mit einer Laufzeitverlängerung durchsetzbar wäre. Z.B.



    *Monatlich ein Sonntag ohne Autos



    * allg. Tempo 100



    * Deutlich erhöhte Solarausschreibungen mit kurzer Realisierungsfrist und auch auf Ackerflächen



    * Biogasverstromung nur in Zeiten mit wenig Wind oder Sonne, die Betriebszeit kann hinten angehängt werden



    * Deutlich attraktivere Tarife bei der Bahn, ohne Zugbindung, korrespondierend niedrige Trassenpreise



    * höherer CO2-Preis in Vekehr und Heizungen spätestens dann, wenn die Preise für Energie wieder zurückgehen (also gewissermaßen eine Preisuntergrenze auf Vebraucherseite)



    * Ambitionierte Power-to-liquid-Quote für die Luftfahrt; für die innerdeutsche Luftfahrt ab 2023 100% Quote, die aber binnen 10 bis 20 Jahren und mit 2 Karenzjahren (also ab 2025) erfüllt werden können.

    Das Problem liegt wohl daran, dass die Grünen-Führung manches davon gar nicht machen will. Bislang glauben ihre Schäfchen ja offenbar, das 1,5 Grad-Ziel ließe sich auch ohne große Anstrengung erreichen.

  • Et het no emmer juut jegange ...



    * Three Mile Island (Harrisburg)



    * Plutonium in den Leopoldshafener Entwässerungsgräben rund um den Atomquirl - jetzt gut getarnt als "KIT, Campus Nord"



    Bittebitte nicht alles untern Tisch fallen lassen, was außer den "nur zwei Mal" sonst so alles passiert ist.



    Die Betreiber und ihre Förderer/Lakaien/Befehlsempfänger haben solche "außerplanmäßigen" Fälle natürlich immer schon eingepreist - zumindest die Ingenieure in ihren Reihen können ja gar nicht so blöd (gewesen) sein, tatsächlich mit 100-prozentiger "Sicherheit" zu rechnen ....

  • ... zu dem Foto-Termin-Ort von Merz und Söder neulich:

    "Für Isar-2-Betreiber ist Weiternutzung vorerst vom Tisch

    Für den Chef des Energiekonzerns e.on, der das bayerische AKW Isar 2 betreibt, ist eine Weiternutzung "erst einmal erledigt". Darüber habe man im März nochmals mit der Regierung diskutiert, die sich dagegen entschieden habe, sagte Leonhard Birnbaum der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".



    www.tagesschau.de/...kw-isar-2-101.html

    Wenn bei dem TÜV-Süd-Gutachten alles mit rechten Dingen zugegangen wäre, dann sähe die Stellungnahme vone.on wohl anders aus.

    • @Brot&Rosen:

      Die "Gutachten" sind nur (Gefälligkeits-) Bewertungen, da wollte sich wohl der TÜV dann doch ned zu weit ausm Fenster lehnen...

  • Prinzipienreiterei ist meistens nicht gut, weil selbige irgendwann von der Wirklichkeit einge- und überholt werden. Die Tatsache dass die Grünen ein Prinzip nach dem anderen aufgeben müssen zeigt ihre eigentlichen und grundlegenden Schwächen: Die Partei hat fast nur Antworten für Schönwetter, wenns richtig wild wird dann greifen die Denkansätze nicht mehr. Auch wegen des Absolutheitsapsruches den die Grünen haben (wenn das Klimaziel von 1.5 Grad nicht erreicht wird, dann geht die Welt unter usw.). Hier wäre wirklich eine Grundsatzdebatte notwendig, die die Grünen aber wohl kaum in ihrer jetzigen Form überstehen würden.

    • @Gerald Müller:

      "Die Partei hat fast nur Antworten für Schönwetter, wenns richtig wild wird dann greifen die Denkansätze nicht mehr."



      Es waren ja nun weder beim Klimaschutz, noch bei der Abhängigkeit von russischem Gas wirklich nicht die Konzepte der Grünen die uns in die aktuelle Lage brachten.

  • Die ganze Diskussion ist ein "Sturm im Wasserglas". Das Thema Atomsusdtieg ist in D-Land ausdiskutiert und durchgekämpft.

    Die Grünen werden sich vielleicht auf einen Streckbetrieb einlassen...am Ausstieg werden sie aber in jedem Fall festhalten.

    Glücklicherweise haben sie derzeit auch die Macht eine Veränderung ded Atomgesetzes zu verhindern.

    Daran werden auch Populisten und Atom Ideologen nichts ändern..

    ...und das ist auch gut so.!!!

    • @Wunderwelt:

      Mal blöd gefragt. Aber wer propagiert aktuell den Ausstieg vom Ausstieg?

      Söder ist es nicht. Merz auch nicht. Dort wird nur eine Verlängerung propagiert wg. des Ukrainekriegs. Und Habeck erzählt soweit ich weiß, dass die Abhängigkeit von russischem Gas 2024 gebrochen ist.

      Man baut sich einen politischen Gegner auf, der nicht existiert.

      Wenn keine anderen Lösungen als die vorübergehende Verlängerung von Atomkraftnutzung gefunden werden für den Wegfall russischen Gases, dann werden die Bürger das über ihre Wärmerezeptoren feststellen.

      Und es wird der grüne Wirtschaftsminister sein, der das zu verantworten hat.

      Eine Verlängerung der Atomkraftnutzung wird als valide Lösungen für die aktuellen Probleme in der Bevölkerung angesehen.

      Wer eine andere Lösung will, muss diese zur Debatte stellen. Nicht existierende WKAs, die allen für die Planung schon Jahre brauchen sind da keine Lösung für die nächsten zwei Jahre

  • Ich kenne mich mit dem technischen Kram nicht aus, aber so viel weiß ich doch:

    "Radioactivity



    Is in the air for you and me"

    Und braucht zur Grenzüberschreitung weder Pass noch Visa.

    2016 gab es weltweit 442 AKW, 66 waren im Bau. Die werden jetzt wohl fertig sein.

    War der Ausstieg so gesehen der "German Angst" geschuldet?

    Nächster Stein: Fracking-Gas aus den USA soll das russische Gas ersetzen.

    Also pumpt Uncle Sam Chemikalien in den Boden, holt das Gas heraus, füllt es in Tanker und schippert es zu uns.

    Und bei uns, unter unseren Füßen lagern 800 Milliarden Kubikmeter Gas, die mittels Fracking gefördert werden könnten. Ist aber verboten. In Deutschland, nicht in den USA.

    www.berliner-zeitu...htigkeit-li.253840

    Ist das alles schräg oder nicht?

    • @Jim Hawkins:

      Es ist ein Problem der Atomkraft-Debatte, dass jedem, der für Vorsicht plädiert, der Vorwurf der "German Angst" geäußert wird. Es aber nicht um Sentimentalität, sondern um echte Gefahren, die in Tschernobyl auf schreckliche Weise bewiesen worden sind.

      Deshalb: Nein zur Atomkraft!

      Und was das Gas betrifft: Wir bekommen jetzt die Quittung dafür, dass wir uns zu lange davon abhängig gemacht haben. Auch aus dem Gas hätten wir längst aussteigen müssen, selbst wenn man die Abhängigkeit von Russland nicht als Gefahr gesehen hätte, schon allein aus Klima- und sonstigen Umweltgründen. Jetzt plötzlich bis nächsten Winter Alternativen zu finden, geht nicht. Anstatt mit hohem Aufwand Pipelines durch die Ostsee zu verlegen, hätte man seit Jahren mit Nachdruck daran arbeiten sollen, die deutsche Gasinfrastruktur abzubauen und durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen (z.B. Wärmepumpen)

      Fracking ist ein riesiges Umweltproblem. Gut, dass es hier verboten ist. Besser, es wäre auch anderswo nie erlaubt worden.

      Die Lösung für unsere Energieprobleme sollte so schnell wie möglich umgesetzt werden, und die Technologien dazu existieren: Strom aus Sonne, Wind und Wasser!

    • @Jim Hawkins:

      Warum keine Holzkraftwerke, Bäume haben wir noch genug?

    • @Jim Hawkins:

      " Die werden jetzt wohl fertig sein." Die in China vielleicht.

      "War der Ausstieg so gesehen der "German Angst" geschuldet?" Der erste Ausstieg ned, der von Merkel nach dem Ausstieg aus dem ersten Ausstieg ja.



      "unter unseren Füßen lagern 800 Milliarden Kubikmeter Gas"



      Oder vielleicht auch ("unkonventionell) "450 Milliarden Kubikmeter technisch erschließbares Erdgas aus Kohleflözen



      bis zu 2,3 Billionen Kubikmeter technisch erschließbares Erdgas aus Schiefergesteinen ( www.bveg.de/die-br...en-in-deutschland/ ) oder es könnte auch sein: "Nicht-konventionelle Lagerstätten:



      - Tight Gas: 100 Mrd. m³



      - Kohleflözgas: 450 Mrd. m³



      - Schiefergas: 1.300 Mrd. m³" ( www.umweltbundesam...men-in-deutschland )



      Ergo mehr oder weniger spekulative Zahlenrumschmeißerei und auch der BZ-Artikel suggeriert, des die "unkonventionelle Förderung" mit nem Fingerschnipsen losgehen könnte. Die Förderung deutschen Erdgases wurde ned zurückgefahren, weil die keine Lust mehr haben, sondern weil "uns" Putin-Rußland mit Erdgas unter Weltmarktpreis eingelullt hat und z.B. auch: www.tagesschau.de/...a-gazprom-101.html .



      Daß die deutschen Gasspeicher noch ned mal "strategisch wichtig" sind und ein Teil davon an Putin-Rußland ohne Not verscherbelt wurde, kommt noch erschwerend hinzu.



      Und die, die es direkt oder indirekt verbockt haben, sind jetzt diejenigen, die Panik verbreiten, ob nun in der Politik, in der Wirtschaft oder in den Medien.

    • @Jim Hawkins:

      Naja, in den USA ist manches legal, was hier verboten ist und umgekehrt, manchmal gibt es dafür gute Gründe. Allein mit solcher Fläche stellen sich gewisse Fragen erst mal weniger drängend, genauso wie hier als das Land kaum die Hälfte der Bevölkerung hätte. Die Umwelt kann schon auch was verkraften und kompensieren, und ein Glück, aber nie zuviel auf einmal oder auf den Punkt. Finde den Unterschied zu Überlegungen, etwa Solarparks in die Wüsten Afrikas zu bauen, nicht so gewaltig. Aber die Amerikaner machen das aus eigenem Antrieb, Bereitschaft und Willen, und können es vor Ort ohnehin am besten beurteilen. Ob das beim anderen Beispiel so auch gesichert wäre, stelle ich mal dahin.

      Die alten Prinzipien, d.h. hier solche von (Fundi-)Bewegungen, die bei den Grünen ja selbst lange kaum mehr Einfluss haben haben, außer vielleicht in der Rolle als Maskottchen oder als Erzähler von Anekdoten, kann man ganz anders bewerten und trotzdem zu den gleichen Schlüssen kommen wie der Autor. Der nur aufpassen muss, dass ihn die Grünen nicht noch über Nacht überholen und was er für "ihre" Prinzipien hält schnell überholt sein könnte. Schon jetzt irgendwie schwierig, das sicher aufzulösen, weil wohl auch etwas im Fluss. Wenn sie denn richtig waren, sollten sie's jetzt nicht nötig haben, rückblickend reingewaschen zu werden. Andererseits: Dogmen, wenn man das so nennen will, gibt es auch auf der anderen Seite: die AfD z.B. schon immer unumstößlich bei der Kernenergie, warum man das nur den Grünen vorhält, weiß ich nicht. Prinzip bedeutet eigentlich Grundsatz, das ist noch lange kein Dogma. Dogma ist, was man nicht begründen kann oder meint, gar nicht zu müssen.

    • @Jim Hawkins:

      Schräg find ich eher, dass neue Lagerstätten ausgebeutet werden sollen. Gas, Kohle und Öl sollten besser da bleiben, wo sie seit Ewigkeiten liegen.

      • @Nansen:

        Ich dachte mir eben, irgendwo muss der Saft ja herkommen.

        So eben mal ganze Industrien lahm zu legen, wäre im Hinblick auf die damit verbundenen sozialen Verwerfungen wohl keine gute Idee.

        • @Jim Hawkins:

          Versteh schon.



          Aber das ist nix gegen die Verwerfungen, die es gibt, wenn der Fleischkonsum so eingeschränkt würde, wie nötig. Wenn der Teutone seine Wurst verliert, wird er gallig.

          Schon "Time ist Up" von und mit Marc Benecke gesehen?

          Deprimierend.

          • @Nansen:

            Hey! Schön, dass Sie den Vortrag gesehen haben. Von Mark Benecke verlinke ich hier ja seit geraumer Zeit einige seiner Vorträge. Er veranschaulicht das gut und findet deutliche Worte, finde ich.

          • @Nansen:

            Zu "Time ist Up" noch:



            Zum Ende hin thematisiert er, dass gerade in den Schwellenländern die nächste "CO2-Bombe" gezündet wird. Und deshalb müssten wir "Reichen" eher eine Minus-CO2-Wirtschaft fahren.

            Naja. Man kann ja träumen...

  • Allheilmittel Atomkraft?

    In Frankreich haben aktuell wieder 4AKWs ihr Leistung reduzieren müssen, weil das Kühlwasser sonst die Flüsse unzulässig aufheizt.



    Fast die Hälfte aller französischen AKWs befindet sich in Wartung oder Drosselbetrieb. Frankreich ist seit 2021 Netto-Importeur von deutschem Strom.



    Es ist zu erwarten, dass diesen Winter der Strom der AKW in Frankreich nicht einmal für das eigenen Land reicht.

    Es wäre also ein Wahnsinn unsere letzten laufenden AKWs abzuschalten statt in Streckbetrieb zu nehmen.



    Es zeigt aber auch, dass Stromstrom eben nicht wie prophezeit die Lösung der Energieversorgung ist und wir neue Wege gehen müssen.

  • " Der Nutzen längerer Laufzeiten ist überschaubar. Ihre Notwendigkeit ist nicht belegt"

    Es ist mir ein Rätsel, wie man das sagen kann, wenn wir weiterhin knapp 40% unseres Stromes aus fossilen Energieträgern bekommen. Der Weiterbetrieb von drei AKWs würde pro Jahr so viel CO2 einsparen, wie ein Tempolimit (120km/h), Umstieg aller Pendler auf ÖPNV und Verzicht auf Inlandsflüge zusammen!

    • @grüzi:

      Ist das so?



      Wenn ja bitte ich sie um eine seriöse Quelle.

    • @grüzi:

      Wir bekommen gerade in Saporischschja vorgeführt, wie "friedliche" Atomnutzung zu einer zusätzlichen Gefahr im Kriegsfall wird. Da wir den Kriegsfall gerade vor der Tür haben, kan ich nur den Kopf schütteln über die Dummheit, ausgerechnet den Weiterbetrieb von schon in Friedenszeiten gefährlichen AKWs zu fordern

  • Mir erscheint die derzeitige Diskussion um den Streckbetrieb ziemlich lächerlich im Vergleich zu dem, was mit der "Sektorenkopplung" auf uns zukommt: Da wird munter der Energiebedarf des Verkehrs- und Gebäudesektors in den Stromsektor verschoben - ohne Konzept, wie denn derselbe den Bedarf einigermaßen zuverlässig decken könnte.



    Es ist abzusehen, dass die Grünen, wenn ihre Sciencefictionkonzepte [1] platzen, auch noch die Kröte AKW schlucken werden.



    [1] Als Planer und Bewohner eines Hauses, das sich seit Jahrzehnten mit Wärme und Strom selbst versorgt, meine ich, das einigermaßen beurteilen zu können.

  • Neue Situationen erfordern eine neue Abwägung. Aus Grünen-Sicht hatte schon die frühere Abwägung für den Ausstieg Ende 2022 einen zu späten Termin ergeben, so dass er auch durch den russischen Krieg nicht "zu früh" wurde.

    Wichtiger finde ich aber: Eine neue Abwägung muss überall stattfinden.



    Warum gibt es kein Programm für mehr Solarstrom dort, wo er in kurzer Zeit in großer Menge preisgünstig erzeugt werden kann, nämlich in der Freifläche auf Ackerland rund um Umspannwerke?



    Warum wird nicht "Tempo 100 bis zur Abschaltung des letzten Atomkraftwerks" beschlossen ? Warum wird mit der Gas-Umlage politisches Kapital zerbrochen, statt das eine oder andere Gasunternehmen nach der Insolvenz weiterarbeiten zu lassen und zugleich Banken die Risiken von Investments in fossile Energien spüren zu lassen?

    LNG-Subventionen/-Umlagen und Gashändler-Umlage sind weitaus größere Verletzungen grüner Ziele als ein paar Monate AKW-Betrieb.

  • 9G
    99397 (Profil gelöscht)

    Dass man (auch) im Zusammenhang mit AKWs bei Charakterfrage sofort bei den Grünen ist, lässt natürlich auch tief blicken : warum erwartet keiner etwas Ähnliches wie Charakter bei "roten", gelben oder schwarzen ?

  • Nur so mal rein demokratieverständnistechnisch; der "Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg" nach dem, hm, kurz vor GAU in Japan wurde 2011 mit namentlicher Abstimmung im Bundestag beschlossen. Warum schmeißen des B90/Die Grünen so ne Abstimmung ned auch diesmal in die Diskussion?



    Sie selber wären "fein raus" in Bezug auf ihren Grundsatz und wir Staatsbürger*innen wüssten genau, welche*r Abgeordnete* eine Affinität zu kriminellen Handlungen hat, weil nix anderes ist der stumpfe Weiterbetrieb ohne Betriebsprüfungen.

  • Nicht nur die KKWs sondern auch die grüne Partei werden in den politischen Streckbetrieb gehen. Wie meine U.Hermann am 7.7 noch - über Atomkraft wird nicht geredet ? In Anbetracht von Hitzesommern mit Dürre und Trinkwassermangel ist der Ausstieg aus Kohle und co. das Thema, nicht der unüberlegte AKW-Zuerst ! Das dann daraus eine Art grüner Katechismus geworden ist, entbehrt nicht einer gewissen Ironie - siehe Ausland.

    • @dubim3:

      "grüner Katechismus"?



      Vielleicht doch eher die Fähigkeit längerfristig zu denken und Einsichten von gestern nicht sofort wieder zu vergessen. Nach Tschernobyl kämpfte man Jahrzehnte für den Ausstieg, kaum war das geschafft stieg man aus dem Ausstieg wieder aus, kurz darauf und gleich nach dem dreifachen Super-GAU von Fukushima doch wieder der Ausstieg. Nun, während der aktuellen Energieknappheit dann doch wieder der Einstieg? Wie lange? Wieder bis zum nächsten Super-GAU, und dann wieder raus?



      Manche haben eben noch nicht vergessen wie das ´86 war als auch hier große Teile der Ernte auf den Feldern vernichtet werden mussten, Kinder nicht mehr raus zum Spielen durften und man Angst vor dem Regen hatte weil über 1600 km entfernt ein Reaktor explodiert war.

  • Die richtigen Prinzipien,



    oder eher die nach Sankt-Florian?



    www.manager-magazi...-8094-f801fda1029b

  • Sie betrachten"französischen Atomstrom oder polnischen Kohlestrom als „solidarische“ Reserve"

    Pech gehabt, wir sind die solidarische Reserve bzgl. Strom und Gas für Frankreich, und das droht auch diesen Winter so zu bleiben.

    BLÖD&Co. schüren die Panik vor einem Kältewinter.

    "Solche Berichterstattung könne dazu beitragen, „dass sich Menschen immer mehr vom Nachrichtengeschehen abwenden“, sie helfe also „weder der Gesellschaft noch dem Journalismus“. Lindner, fast zwölf Jahre lang Leiter des Online-Politikressorts bei der „Süddeutschen Zeitung“, hat kürzlich an einer Studie des Constructive Institute in Aarhus mitgewirkt, die unter anderem ergab, dass in Deutschland mehr als die Hälfte der 18- bis 34-Jährigen Nachrichten meiden."



    uebermedien.de/743...ich-nicht-waermen/

    • @Brot&Rosen:

      Der Kommentar ist teilweise eine gute Analyse: das Grünen-Dilemma zwischen Pragmatismus und Dogmatismus und die „Entropie“ zwischen den Positionen der Regierungs- und Oppositions-Parteien werden anschaulich herausgearbeitet. Das Thema, der Atomstrom und die Argumentation bei der Laufzeitverlängerung der AKWs, gerät dabei in den Hintergrund. Der strahlende Müll und die Sicherheit der Kraftwerke waren zu Beginn des Streits wichtige prinzipielle Argumente. Das Kriterium „CO2“ war damals zwar auch in der Diskussion, besaß aber noch nicht die heutige Brisanz.

      Außerdem sieht der heutige Strommix mit etwa 50% erneuerbarer Energie heute ganz anders aus als in der Anfangszeit der AKWs. Deswegen muß das Verhältnis von grund- und spitzenlastfähigen Kraftwerken nun mögliche Dunkelflauten berücksichtigen, und damit haben die Bedingungen für die Abwägung zwischen Prinzipien und Pragmatismus sich geändert. „Ausdiskutiert und durchgekämpft“ (@ Wunderwelt) ist das nicht. Und mit Populismus oder Panikmache hat das nichts zu tun, sondern mit Physik. Die Gegebenheiten spielen den AKW-Befürwortern gerade in die Hände.

      @ Brot&Rosen: Danke für den Link! Dort werden einge Aspekte der Energie-Debatte beleuchtet, über die sonst nichts zu lesen ist, beispielsweide der mangelnde Zugang zu Informatonen aus erster Hand. Außerdem fehle es an Kompetenz: „In den Medienhäusern gebe es aber ein Informationsdefizit, was „physikalische, mathematische und energiebilanzielle Aspekte“ betreffe.“ Nicht nur dort, auch bei den Politikern bis hin zu Ministern…

      • @Calycanthus:

        Das einzige, was AKW-Befürwortern in die Hände spielt, ist die Tatsache, dass Tschernobyl und Fukushima lange her sind und den Leuten der anfängliche Schreck nicht mehr in den Knochen sitzt. Falls bei den aktuellen Kämpfen rund um das AKW Saporischschja in der Ukraine doch einmal eine Granate oder ähnliches an der falschen Stelle einschlägt, müsste man damit rechnen, dass der Wind sich dreht.

    • @Brot&Rosen:

      war als antwort auf André Schlebes gedacht, sorry.

  • Ich weiß nicht, ob das eine Charakterfrage ist oder eine Frage der praktischen Intelligenz.

  • Danke, für diesen Kommentar.



    Nach dem gestrigen Bericht über Strahlemann Söder und Meckermerzi an Atomdrücker, fürchtete ich schon, ich sei ungewollt auf den " Welt" Seiten gelandet.



    Es ist in der Tat eine befremdliche Diskussion:



    in der (bisher) grünen Ecke Argumente



    in der tiefschwarzen Ecke Geschwurbel.



    Derzeit scheinen die Warmduscher mehr Sitzfleisch zu haben



    Da hilft nur eins: cool bleiben!

  • Kurzfristig kann uns die Verlängerung der Laufzeiten in dieser Krise natürlich helfen. Mal abgesehen davon, dass es verlogen ist, für unser gutes Gefühl französischen Atomstrom oder polnischen Kohlestrom als „solidarische“ Reserve zu sehen, habe ich keinen „Bock drauf“ von der AfD (dann zurecht) bedrängt zu werden, wenn Millionen Wohnungen im Winter plötzlich kalt sind (und man nicht zumindest alles versucht hat). Ich glaube auch, dass diese Szenario und die gesellschaftliche Sprengkraft völlig unterschätzt wird.

  • Diesem Thema wird jetzt schon viel zu lange viel zu viel Beachtung geschenkt.

    Man könnte es durch einen einfachen Kompromiss beenden: Die Kraftwerke dürfen mit den bestehenden Brennstäben maximal 6 Monate weiter laufen.



    Dadurch werden sie nicht im tiefsten Winter abgeschaltet, erzeugen aber keinen zusätzlichen Atommüll und die Sicherheitsrisiken sind überschaubar. Am generellen Ausstieg ändert das auch nichts da die Befristung in ein Gesetz gegossen wird. Ich denke selbst für die meisten Grünen Wähler wäre das akzeptabel.



    Und dann könnte man sich endlich wieder anderen Themen widmen..

    • @CrushedIce:

      Die Forderung nach AKW-Streckbetrieb hat sich - wie befürchtet - als Einfallstor für die Debatte um Laufzeitverlängerung entwickelt und nun haben wir den Salat, daß ca. 40% für letztere sind.

      Es bleibt dabei:



      "Christoph Bautz, Geschäftsführender Vorstand des Kampagnen-Netzwerks Campact, sagte: «AKWs sind eine tickende Zeitbombe, deren Zünder mit jedem Betriebsjahr lockerer sitzt.» Mit einer Laufzeitverlängerung zum Abbrennen der Brennstäbe drohe die prinzipielle Abkehr vom Atomausstieg."



      www.abendblatt.de/...KWs-nicht-aus.html

      Einem evtl. Gasmangel hilft auch Streckbetrieb nur zu 1%, einem evtl. Wärmemangel hilft er gar nicht, AKWs sind unflexibel bei plötzlich auftauchendem Strommangel - sie sind auf Grundlastbetrieb ausgerichtet und behindern den schnelleren Ausbau von EEG, wie Prof. Claudia Kemfert vomDIW mehrfach ausgeführt hat.

      Dieser Ihr Kompromißvorschlag ist kein Kompromiß, sondern der kleine Finger, mit dem wir uns in die Hand der mit abgeschriebenen AKWs Geld druckenden Energiekonzerne begeben.

      • @Brot&Rosen:

        Der schnellere Ausbau von Erneuerbaren Energien wird vor allem von unzureichenden Gesetzen (geringen Solarausschreibungen) begrenzt und von der fehlenden Aufteilung der Landes in mehrere Regelzonen am Strommarkt. Letztere ließe sich sehr leicht einführen und würde sofort den Redispach von Windenergie im Norden begrenzen. Es muss nur gemacht werden.

      • @Brot&Rosen:

        "Einem evtl. Gasmangel hilft auch Streckbetrieb nur zu 1%, einem evtl. Wärmemangel hilft er gar nicht,..."



        Mal so zur Größenordnung: 55TWh benötigte Deutschland an Speicherkapazität, wenn man es ernst meint. Davon sind wir Lichtjahre entfernt. Pumpspeicher könnten davon aktuell 0,1% übernehmen. Da sollte man sich über 1% vielleicht freuen. Und zu behaupten, Strom würde jetzt nicht gegen Wärmemangel helfen, ist schon mutig. Aber zum Glück gibt es ja Ölradiatoren.

      • @Brot&Rosen:

        Das liest man oft aber wieso soll es ein Einfallstor sein? Wenn die Grünen nächstes Jahr keiner weiteren Verlängerung zustimmen wird es auch keine geben. Dieses Argument hat mir noch nie eingeleuchtet.

        Dass AKWs eher für die Grundlast sind und nur geringfügig Gas einsparen können ist alles richtig. Aber wir können diesen Winter jede kWh Strom gebrauchen. Sonst würden wir keine schmutzigen Braunkohlekraftwerke aus der Reserve holen. Selbst wenn man primär nur diese ersetzt wäre das für mich schon ein guter Grund.

        Und das die Erneuerbaren schneller ausgebaut werden müssen stimme ich ebenfalls zu. Aber für diesen Winter ist der Zug abgefahren. Da wird nichts mehr rechtzeitig fertig gebaut.

        Ein weiterer Aspekt ist, dass immer mehr europäische Partner gelinde gesagt wenig Verständnis dafür haben dass wir von ihnen Solidarität einfordern und gleichzeitig funktionsfähige Kraftwerke abschalten.

        • @CrushedIce:

          Das Einfallstor hat schon gewirkt -das zeigt diese Umfrage:



          "In Anbetracht der aktuellen Situation würden es 41 Prozent der Befragten begrüßen, den Betrieb um einige Monate zu strecken. Ebenfalls 41 Prozent fänden es sogar sinnvoll, Atomenergie auch langfristig zu nutzen."



          www.tagesschau.de/...andtrend-3105.html



          Das gleicht einem Erdrutsch und ist Wasser auf die Mühlen der Union und FDP.



          Zur Solidarität in Europa: wir sind es, die Strom und Gas wg. der maroden Meiler nach Frankreich liefern, und das Problem des Strommangels dort im Winter dürfte sich tatsächlich verschlimmern, da mit Strom geheizt wird.



          Bei uns schürt BLÖD&Co. die Kältepanik.

      • @Brot&Rosen:

        Ich kann beiden Argumenten etwas abgewinnen.

        "Technisch" wäre ich für einen Streckbetrieb, wenn er notwendig wäre. Sogar einer Laufzeitverlängerung um maximal 2 Jahre, aber mit Überprüfung, könnte ich noch zustimmen, wenn dafür Kohlekraftwerke abgeschaltet werden würden.

        Aber die Art, wie jetzt die Atomlobby aus ihren Löchern gekrochen kommt und Morgenluft wittert, ist widerlich und vollkommen durchschaubar. Es besteht die Gefahr, dass diese keine Ruhe mehr gibt, bis der Ausstieg endgültig abgesagt wurde oder zumindest eine lange Laufzeitverlängerung von >5 Jahren rausspringt - vielleicht kommt ja bis dahin tatsächlich eine Wunder-Brüttechnologie um dann sozusagen über die Hintertür den Wiedereinstieg zu rechtfertigen.

        Insofern denke ich inzwischen, dass am Abschaltdatum 31. 12. festgehalten werden sollte - mit Ausnahme einer echten Notsituation, aber die wird ja derzeit immer unwahrscheinlicher, da die Gasspeicher sich doch besser füllen als erwartet.

    • @CrushedIce:

      Ich hätte eher wenig Hoffnung das Thema so abräumen zu können, wenn dann weiterhin alle paar Tage neue Forderungen, nach weiteren Verlängerungen, neuen Brennelementen, neuen Reaktoren in der Öffentlichkeit platziert werden weil sich ein paar Reaktionäre davon parteitaktische Vorteile erhoffen. Solange Söder, Merz, et al. die Chance sehen die Grünen als verbohrte Ideologen hinstellen zu können werden sie genau das auch tun. Da man ihnen die Reichweite nicht wird nehmen können, sollte man eher versuchen sie in die Defensive zu bringen, tragfähige und nachhaltige Lösungen über das nächste Frühjahr hinaus haben die, von einem simplen 'Weiter so' und immer weiteren Laufzeitverlängerungen mal abgesehen, nämlich auch nicht anzubieten.

  • Also bei mir stehen ebenfalls einige "Prinzipien unter Generalverdacht, mit der Realität nicht kompatibel zu sein", etwa die in Bayern noch immer grundsätzlich geltenden 10H-Regel. Vielleicht sollte Söder da mal ganz pragmatisch und ideologiefrei rangehen ...

  • Surprise: eine Stimme der Vernunft auf den TAZ-Seiten.

    Daß die Grünen so wenig dagegengehalten haben in der AKW-Kampagne der Union, könnte auch mit daran schuld sein, daß die derzeitigen Umfragewerte für einen AKW-Streckbetrieb und selbst für Laufzeitverlängerung so hoch sind.

    Die Energie-Panikmache auf dem Hintergrund der Putin-Schikanen hat sie eher zu Einknicken als zum Gegenhalten gebracht. Wo hätten wir etwas von den Grünen zu den Gas-und Stromlieferungen nach Frankreich gelesen und das die Energienot dank maroder Atommeiler in Frankreich eine große Rolle beim Drängen auf Streckbetrieb spielt?

    Jetzt kommen noch die ungerechten Belastungen durch die Gas-Umlage auf die Haushalte zu.

    Für die SPD steht bereits ein Menetekel an der Wand: sie steht derzeit bei 17%, die AfD übrigens bei 13%.



    www.wahlrecht.de/umfragen/

    Erstaunlicherweise halten sich die Grünen derzeit noch bei über 20%.

    • @Brot&Rosen:

      Nachtrag zur Energie-Panikmache:

      "Die Angst, die mit „totalen Horrorszenarien“ geschürt werde, sei von russischer Seite erwünscht, das passe ins „Drehbuch“ der Destabilisierungsstrategie des Kreml, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert in ihrem Podcast bei MDR aktuell."



      uebermedien.de/743...ich-nicht-waermen/

  • Langsam nervt das hin und her. Politik hat dem Nutzen der Gesellschaft zu dienen, daher sollten sachbezogene Argumente gewinnen … FFF ist da schon deutlich klarer.

  • Nicht mal die Anlagenbetreiber wollen verlängern, Atomenergie ist derzeit der absolut teuerste Bestandteil im Strommix, selbst die aktuelle Einspeisevergütung für Solaranlagen liegt noch unter den 8 Cent/kwh für Atomstrom. Und wenn dieser nicht massiv gefördert wird, zum Beispiel über Versicherungsfreiheit und ohne Entsorgung dann ist dies Energie tot. Wer weiter Atomstrom will sollte sich überlegen ob er/sie bereit ist sich und die Kindeskindes Kinder zur Bewachung dieses Schrotts bereit zu stellen. Na, Herr Söder? Verantwortung?



    Ich persönlich habe eine 77 m² Solaranlage, welche mich und 3 weitere Personen zu 85% autark macht, + 20000 km Auto pro Jahr + Warmwasser von Mitte Februar bis November. Nebenbei dürfte ich so 8 MWh/pA einspeisen. Das alles für den Preis eines Mittelklassewagens.



    Jetzt noch ein kleines Windrad oder zwei...

  • Beim BTW-Wahlkampf 2021 sagten die Grünen (und die Grüninnen), dass dies die letzte Bundesregierung sei, die noch aktiv etwas gegen den Klimawandel unternehmen kann und ich habe ihnen vertraut. Das richtige Prinzip muss es daher sein, unter allen Umständen rasch aus der fossilen Energie auszusteigen, nach Draghi whatever it takes. Photovoltaik, Windkraft und die Zerteilung von U235 in Barium und Krypton kommen allesamt ohne die Oxidierung von Kohlenstoff aus. Sollten die Grünen ihre richtigen Prinzipien jetzt über Bord werfen, den Klimawandel für unwichtig erklären und Kohleverstomung forcieren, wäre ich gelinde gesagt schwer enttäuscht.

    • @Magic Theo:

      Wir müssen sowohl gegen fossile Kraftstoffe, als auch gegen Atomkraft vorgehen. Klimaschutz ist wichtig, Schutz vor Radioaktivität aber auch.

      Atomkraft ist zwar, was reguläre Emmisionen angeht, recht sauber, aber dass im Katastrophenfall ganze Landstriche verstrahlt werden, ist ein Risiko, das rechtzeitig (also vor der nächsten Katastrophe) aus der Welt geschafft werden muss.

      Sie denken doch wohl nicht, dass Umweltkatastrophen wie die von Tschernobyl unproblematisch seien, nur weil so etwas nichts mit dem Klima zu tun hat?!

      Alles was recht ist, Sonnen-, Wind- und Wasserkraft, bitte, immer her damit, aber keine Kernkraft!

      • @Ein alter Kauz:

        Wie fängt ein Mathematiker einen Löwen? Er baut einen geschlossenen Zaun um sich herum ... und definiert sich selbst als draußen! Hinsichtlich des Artikels war mein Definitionsbereich der Vergleich von funktionierenden Kernkraftwerken mit funktionierenden Kohlekraftwerken. Für das Klima und die Atmosphäre sind die erstgenannten eindeutig günstiger. Wechselt man den Definitionsbereich und vergleicht havarierende Kernkraftwerke mit havarierenden Kohlekraftwerken, dann schneiden letztere besser ab und Sie haben recht.

        • @Magic Theo:

          Atomkraft ist kein Pappenstiel.

          Wir wissen zwar alle, dass in der Politik manchmal Kompromisse gemacht werden müssen, etwa wenn man zwei umweltpolitisch ziemlich bzw. völlig unwillige Koalitionspartner hat oder wenn ein tollwütiger Diktator sanktioniert werden muss, von dem man sich in der Vergangenheit zu abhängig gemacht hat.

          Dennoch: Atomkraft ist gefährlich. Der Betrieb von Atomkraftwerken ist an sich gefährlich, wie sich in Fukushima und zuvor in Tschernobyl erwiesen hat.

          Die fortlaufende Produktion von Atommüll ist auch gefährlich. Bei den Halbwertszeiten, die das Zeug hat, ist kaum absehbar, was damit in Zukunft geschieht. Niemand weiß, wie viel die Menschen z.B. in fünftausend Jahren noch über Atommüll wissen. Gibt es bis dahin einen technischen Fort- oder Rückschritt? Was, wenn arglose Menschen, vielleicht Kinder, in ein paar Jahrtausenden die durchgerosteten Fässer finden? Schlimm genug, dass es bereits Atommüll gibt. Noch schlimmer, dass fortlaufend mehr und mehr davon produziert wird.

          Das immer wieder bediente Argument: "Lieber Atom- als Kohlekraft" will ich auch nicht hören. Kohlekraft ist ein enormes Problem im Hinblick auf den Klimawandel, das stimmt, aber Atomkraft führt zu Umweltkatastrophen anderer Art. Niemand kann das leugnen, der die Geschichte kennt. Wir brauchen Alternativen zu fossilen Energieträgern wie Kohle, aber diese Alternative darf nicht die Atomkraft sein.

          Sondern: Strom aus Sonne, Wind und Wasser!

        • @Magic Theo:

          Was ist dass denn für eine verquere Argumentation? Jedes heute noch funktionierende Kraftwerk kann morgen ein havariertes sein. Kernkraft ist deshalb sehr gefährlich.

          Ich behaupte nicht, dass Kernkraft klimaschädlich wäre, in diesem Punkt haben Sie recht, dass Kernkraft besser ist als Kohlekraft. ABER: Der Klimawandel ist aber nicht unser einziges Umweltproblem.

          So wie wir Kohlekraft bekämpfen müssen, um gegen den Klimawandel vorzugehen, müssen wir auch gegen Kernkraft vorgehen, um Strahlungsunfällen vorzubeugen.

          Wir dürfen uns nicht die Frage stellen, ob wir entweder Kern- oder Kohlekraft wollen. Beides muss weg, so schnell, wie es geht!

  • Und das Prinzip des Atomausstieges ist richtig. Man denke an Tschernobyl, an Fukushima und (nein, das sind nicht die einzigen Nuklearunfälle) auch an unbekanntere Katastrophen wie die von Kyschtym/Majak. Alle diese Unfälle passierten ohne Einfluss kriegerischer oder terroristischer Handlungen. Jetzt, da in der Ukraine Krieg herrscht und die europäische Sicherheit generell so instabil ist wie schon lange nicht mehr, sollte man den Atomausstieg um so ernster forcieren. Artillerie und Atomkraftwerke können in Komination schlimme Ereignisse hervorrufen.

    Im Zuge des Ukrainekrieges sieht man, wie gefährlich Atomkraftwerke sind. Schon vor Monaten und jetzt wieder aktuell gibt es Vorfälle, dass das Atomkraftwerk Saporischschja beschossen wird. Dass so etwas unter Umständen deutlich schlimmer ausgehen kann als der Beschuss einer Windkraftanlage, sollte für halbwegs gebildete Menschen verständlich sein.