piwik no script img

Zinspolitik der EZBDer Schaden ist enorm

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die EZB hat ihre Leitzinsen gesenkt, mit 3,5 Prozent bleiben sie aber hoch. Was einst gegen die Inflation notwendig war, spielt nun den Populisten in die Hände.

Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), spricht auf der Pressekonferenz nach der Ratssitzung der EZB Foto: Boris Roessler/dpa

D er Schritt war überfällig und daher auch allgemein erwartet worden: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag ihre Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der relevante Einlagenzins liegt jetzt bei 3,5 Prozent. Weitere Zinssenkungen werden wahrscheinlich in den kommenden Monaten folgen.

Die EZB musste ihre Zinsen senken, weil die europäische Wirtschaft schwächelt. Im zweiten Quartal ist die Eurozone im Vergleich zum ersten nur um 0,2 Prozent gewachsen, und die deutsche Wirtschaft schrumpfte sogar – um minus 0,1 Prozent.

Auch gab es keinen Grund für die Zentralbank, weiter gegen die Geldentwertung anzukämpfen. Denn die Inflation ist stark zurückgegangen. Im Oktober 2022 wurden noch sensationelle 10,6 Prozent gemessen, jetzt sind es seit Monaten nur noch 2,4 bis 2,6 Prozent.

Es ist übrigens kein Zufall, dass die europäische Wirtschaft schwächelt. Genau das wollte die EZB erreichen, weil sich eine Inflation nur indirekt bekämpfen lässt – indem man die Wirtschaft abwürgt. Wenn die Leitzinsen steigen und Kredite teuer werden, wird kaum noch investiert. Stellen fallen weg, und die Nachfrage geht zurück. In den Fabriken entstehen Überkapazitäten, sodass irgendwann auch die Preise nachgeben.

Die schwächelnde Wirtschaft drückt auf die Stimmung – und begünstigt die Populisten.

Die Inflation ist besiegt, aber die politischen Folgen sind immens: Die schwächelnde Wirtschaft drückt auf die Stimmung – und begünstigt die Populisten.

Dieses Phänomen ist nicht nur in Deutschland zu beobachten, wo AfD und BSW immer neue Rekorde feiern. Auch in den USA liegen die Leitzinsen immer noch bei bis zu 5,5 Prozent und damit sehr hoch. Viele WechselwählerInnen glauben daher, dass Präsident Biden keine Ahnung von Wirtschaft hätte. Also sind sie geneigt, ihre Stimme Ex-Präsident Trump zu geben – obwohl der am liebsten faktenbefreit darüber schwadroniert, dass Einwanderer die Katzen ihrer Nachbarn essen würden.

Energiepreise sinken

Die weltweite Inflation wurde vor allem durch den Ukrainekrieg ausgelöst, der Öl- und Gaspreise in die Höhe schnellen ließ. 2022 kostete ein Barrel Öl (159 Liter) rund 100 Dollar, jetzt sind es nur noch knapp 83 Dollar. Da die Energiepreise fallen, geht auch die Geldentwertung überall zurück. Nicht nur die EZB senkt langsam ihre Leitzinsen, auch die US-Zentralbank Fed hat angekündigt, dass sie Kredite demnächst verbilligen wird.

Hohe Inflationsraten lassen sich nicht ignorieren. Aber der Schaden der drakonischen Zinspolitik ist enorm: In den USA könnte Trump siegen – und auch in Deutschland sind die Populisten auf dem Vormarsch.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
Mehr zum Thema

79 Kommentare

 / 
  • @RUDOLF FISSNER

    Also nochmal.

    In Frau Herrmanns Artikel ist (wie immer sehr verständlich) beschrieben, warum *diese* Art der Inflationsbekämpfung (Leitzinserhöhung) die niedrigen Einkommen und Vermögen besonders hart trifft. Also die Ungleichheit befördert.

    Bei Piketty können Sie nachlesen, wie die Ungleichheit seit dem zweiten Weltkrieg zugenommen hat, und warum Ungöeichheit eine Bedrohung für demokratische Gesellschaften ist.

    Den Rest der Brücke lasse ich Sie bauen.

    Ich habe nichts gegen Inflation, auch nichts gegen deren Bekämpfung: ich habe nur etwas dagegen, wenn das eine oder das andere sozial unverträglich gestaltet wird.

    • @tomás zerolo:

      Also nochmal.

      Nach Piketty ist Inflation eine Steuer für die Armen. Sie können nicht einfach Piketty vereinnahmen und ihm unterstellen, dass er mit der Kritik von Frau Herrmann an der Reduzierung der Inflation übereinstimmt.

      Da gibt es keine Brücken zu bauen. Das geht so einfach nicht.

  • Wenn man fast nichts davon versteht, so wie ich, wäre Einlagenzins = Inflationsrate über den Daumen die beste Lösung. So ungefähr stelle ich mir das vor.

  • @RUDOLF FISSNER, @WHATEVER1984

    Ich weiss, ich weiss: Sie tummeln sich lieber in der Kirche der Unsichtbaren Hand und treiben dort Hufeisenexegese.

    Jetzt mehr im Ernst: Inflation ist ja nur ein Aspekt des Zyklus. Der andere heisst Stagnation. Beide treiben die Umverteilung nach oben voran, und somit auch die Faschisierung der Gesellschaft.

    So viel Einsicht hätt' ich Ihnen eigentlich zugetraut; ansonsten sei auf gute Fachliteratur (Piketty, z.B.) verwiesen.

    • @tomás zerolo:

      Der Artikel handelt von Maßnahmen gegen Inflation. Wo schreibt Piketty, dass Inflation etwas Gutes ist oder - in ihrem Sinne - gar Kampf gegen Faschismus bedeutet? Das ist doch alles nur lächerlich.

      • @Rudolf Fissner:

        Oder um Sie auf ein markantes Zitat von Piketty selbst zu verweisen: "Inflation ist eine Steuer für die Armen".

        Ich traue ihnen ehrlich gesagt einen verantwortungsvollen Umgang mit der Fachliteratur nicht zu.

  • Jetzt bin ich wirklich enttäuscht Frau Herrmann! Inflation bekämpft man indem man die Wirtschaft abwürgt?! Deutschland hatte mehr als eine Dekade lang ein Wachstum wie ein Bambus bei einer Inflation von rund 2 % p.a.!



    Da war aber auch z.B. Hartz4 und kein Bürgergeld.

    • @Samvim:

      EZB, FED setzten Leitzins ja nur deshalb ab 2022 hoch, Inflation einzuhegen, weil der Politik aus Feigheit vor Freunden der Mut fehlt, staatliche Investitionen für Infrastruktur, Daseinsvorsorge, Verteidigungsfähigkeit, Klimatransformation der Weltwirtschaft, statt über staatliche Neuverschuldung durch Kaufkraftabschöpfung in jenen Schichten mit Kaufkraftüberhang inflationssenkend gegen zu finanzieren, wie es US Präsident Franklin D. Roosevelt zur Gegenfinanzierung seines New Deal Credit Spending ab 1933 administrierte mit progressiven Einkommenssteuersätzen bis zu 96 %/anno, was bis in Ronald Reagan Ära 1980-1988 Gültigkeit hatte

  • "Die EZB hat ihre Leitzinsen gesenkt, mit 3,5 Prozent bleiben sie aber hoch. Was einst gegen die Inflation notwendig war, spielt nun den Populisten in die Hände."

    Warum sollten die nach wie vor recht hohen 3,5% den Linken in die Hände spielen?

  • Es gab nie eine Grund für die hohen Zinsen. Der exogene Schock wäre am besten durch Preiskontrollen und kurzfristige Förderungen behandelt worden.



    Die EZB hatte und hat die falsche Diagnose und daher die falsche Medizin verabreicht.

  • Die deutsche Wirtschaft schrumpft nicht. Sie wächst grün.



    Merkt das überhaupt irgendjemand?

  • Was einen erheblichen teil an der Inflation beiträgt ist Spekulation/Börse und der Mitnahmeeffekt des Handels. Beides hat mit den Zinssatz der EZB null zu tun. In beiden fällen dient es nur dazu einzelnen Spekulanten oder Handelsketten die Taschen zu füllen.

    • @Günter Witte:

      es hat beides nichts mit dem Zinssatz zu tun, richtig.



      Nur leider geht die Denke der EZB anders: wenn die Zinsen steigen, findet weniger Investition statt, die Wirtschaft wird gebremst, das schlägt irgendwann bis auf den Konsumenten durch, es wird weniger gekauft, die Preise können nicht mehr steigen, weil dann noch weniger verkauft werden würde, der Effekt, eine Stagnation des Preisanstiegs wird dann als erfolgreiche Bekämpfung der (scheinbaren) Inflation gefeiert. Dass das keine Bekämpfung des Preisanstiegs im Ursache-Wirkung Regelkreis ist, spielt für die EZB keine Rolle, das Ergebnis stimmt, wenn man es in pseudowissenschaftliche Diagramme überträgt....



      Klug ist das nicht, Selbstmord aus Angst vor dem Tod ist ja schließlich auch keine adäquate Lösung

    • @Günter Witte:

      "Spekulation" an der Börse hat mit der Inflation nichts zu tun und befeuert sie auch nicht. Die aktuelle Inflation rührt von Preissteigerungen bei importierten Energieträgern (Gas + Öl) und von Störungen in den globalen Lieferketten durch internationale Konflikte und Kriege her. Das war letztes Mal ab ca. 1973 schon ganz genauso.



      Wie oft muss man diese Binsenweisheiten eigentlich wiederholen?

      • @Aurego:

        Zumindest bei Weizen hat es schon mit Börsenspekulation zu tun. Der Ukrainekrieg ist nur ein Anlass gewesen, mit den Kursen und damit den Preisen zu spekulieren.

      • @Aurego:

        ""Spekulation" an der Börse hat mit der Inflation nichts zu tun und befeuert sie auch nicht."



        Kursgewinne an den Börsen sind das erste Symptom eines Geldüberangebots (-> Geldentwertung = Inflation). Man schaue sich an, wie nervös die Börsen auf Zinsänderungen reagieren...



        "Preissteigerungen bei importierten Energieträgern" haben mit Inflation (= Geldentwertung) wenig zu tun. Sie sind der Preis für den real erhöhten Aufwand (z.B. Transport) zur Beschaffung derselben.

        • @sollndas:

          "Preissteigerungen bei importierten Energieträgern" haben mit Inflation (= Geldentwertung) wenig zu tun. Sie sind der Preis für den real erhöhten Aufwand (z.B. Transport) zur Beschaffung derselben.

          aha.



          "Price Wars" Dokumentarfilm von Rupert Russell



          www.youtube.com/watch?v=HJ4o1dtPluk

  • Das Mandat der nicht gewählten (!) EZB umfasst iW Preisstabilität.

    Ich bin bei ihnen, dass Populismus EIN Symptom von Wachstumsschwäche ist. (Spannend,daß No-Growth damit den Populismus stärkt)

    Allerdings kann man dann logisch doch nur eine bessere WIRTSCHAFTPOLITIK machen!

  • Bei allem Respekt vor der Autorin glaube ich doch, dass in dem Artikel sehr einseitig betrachtet wird. Viele der Kommentare sprechen weitere wichtige Aspekte an. Normale Zinsen, wie wir die momentan erleben dürfen, begünstigen das für die Wirtschaftsentwicklung so wichtige selektive Investieren und verhindern Verschwendung an Material und anderen Ressourcen. Damit sind sie auch ein wichtiger Betrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Der brave Sparer sollte auch nicht um seine Einkünfte betrogen werden zugunsten eines enthemmten Casino Kapitalismus, wie wir ihn zu Zeiten niedriger Zinsen erlebt haben und der immer noch andauert. Wie Hans-Werner Sinn überzeugend darlegt, sind auch die Niedrigzinsen der Vergangenheit und nicht der Ukraine Krieg die wahre Ursache der Inflation. Die Inflationstreiber der Vergangenheit wirken noch in Form von teuer eingekauften Immobilien und immer noch teuer gehandelten Global Brand Aktien. Die Investoren wollen Rendite sehen und die Gewerkschaften laufen hinterher im Interesse ihrer Mitglieder.



    Die Populisten werden immer ihre Themen finden und wenn es die Schubkarre ist, mit der das Geld für ein Brot zum Bäcker gebracht werden muss.

  • Wie kann Inflation besiegt sein, wenn sie sich in Nischen der Blasenbildung von Vermögenswerten, gemessen an Börsenkursen, an weiter steigendem Preis für Grund, Boden, Immobilien, Mieten zurückzieht, durch sinkende Zinsen genährt bei sinkender Mehrheits- Binnenkaufkraft weiter aufbläht. Da liegt Ball allerdings bei der Finanz-, Fiskalpolitik der Regierungen in EU Ländern, voran Deutschlands und nicht bei EZB Zinspolitik, sich mit Instrumenten globalen Herausforderungen völkerrechtswidrig militärischer Spezialoperationen, neben Klimatransformation von Volkswirtschaften, angesichts Klimakrise von Menschenhand seit 200 Jahren zu stellen, die da sind, staatliche Geldschöpfung aus dem Nichts u. a. für Bewältigung der Aufgabe, Pariser Weltklimagipfel Ziele 2015 einzuhalten durch Kaufkraftabschöpfung vermögender Schichten über markante Einkommens-, Erbschafts-,Vermögenssteuererhöhungen gegenfinanziert zu kompensieren. Damit es gar nicht erst zu steigender Inflation über 2% kommt mit Effekt, dass Mieten sinken, Zugang zu Vermögenswerten, Aktien Grund. Boden, Immobilien für breite Schichten wieder erschwinglich wird bei anziehender Binnenkaufkraft für klimaneutrale Binnenkreislaufwirtschaft

  • Neoliberalismus gebiert Faschismus.

    • @tomás zerolo:

      Hä? Inflationsbekämpfung führt zu Faschismus?

      Dann kann man wohl auch mit Reinigungsmitteln Corona bekämpfen 🤫

    • @tomás zerolo:

      Und freie Marktwirtschaft gebiert Wohlstand.

  • Der Schaden wurde schon vor Jahren durch die Null-und Negativzinspolitik verursacht. Seitdem sind Zinsen über Null schon eine Katastrophe. Und die noch grössere Katastrophe ist der Euro. Seitdem kann keine Währungspolitik mehr passend für die deutsche Situation mehr gemacht werden. Deutsche Rentner werden dafür noch teuer bezahlen….

    • @YeahYeah:

      So ein Quatsch! Hätten Fed und EZB damals die Zinsen nicht stark gesenkt und gleichzeitig Staatsanleihen gekauft, wäre das Finanzsystem kollabiert mit der Folge, dass die finanzstärksten Finanzinstitute, Banken und Privatleute der Welt (z. B. J.P. Morgan Chase) die Reste aufgesammelt hätten und noch viel mächtiger geworden wären, als sie ohnehin schon sind. Nebenbei wäre die Arbeitslosenquote explodiert, weil etliche Firmen in die Insolvenz gerutscht wären. Wir können heute froh sein, dass wir den Euro haben, zumal die Stabilitätsbilanz der EZB besser ist als die der Bundesbank vor 2000. Den Rentnern geht es heute nicht schlechter als vor 50 Jahren, außer, dass die Ansprüche gestiegen sind und nicht jeder Rentner mithalten kann, wenn er nur die staatliche Rente bezieht. Die Durchschnittsrente reichte aber noch nie, um davon in Saus und Braus zu leben. Erschwerend kommt hinzu, dass sich viele Boomer zu fein waren, Kinder aufzuziehen. Daher werden in 10-20 Jahren Arbeitskräfte fehlen, wenn wir nicht schnell mehr Zuwanderung zulassen. Empfehlenswert wäre z. B., mehr Studenten und Azubis ins Land zu holen, die nach Studium oder Ausbildung in Deutschland bleiben.

  • "Wenn die Leitzinsen steigen und Kredite teuer werden, wird kaum noch investiert."



    Die erhebliche Inflation von Vermögenswerten begann aber schon etwas früher. QE und eine über zu lange Jahre verfolgte Politik der Niedrig- und Negativzinzen waren deren Haupttreiber. Diese im Kern marktverzerrende Politik hat eben nicht dazu geführt, das investiert wurde. Die abrupte Änderung der Zinspolitik hat Unternehmen inkl Banken u.a. aufgrund der Entwertung langlaufender Anleihen ebenfalls in eine Schieflage beförderte. Niedrige Zinsen können genauso schädlich sein wie hohe Zinsen. Beide Phänomene können Inflation antreiben.

    • @Jutta57:

      Inflation und die Bewertung von Vermögenswerten sind zwei verschiedene Baustellen: Während sich die klassische Inflation im Wesentlichen durch wachsende Löhne speist, lässt sie sich im Fall von externen Preisschocks (Energie: Gas/Öl) nicht sofort durch steigende Zinsen einfangen. Wir hatten das ab 1973 schon sehr gut sehen können (damals war die Zinsentwicklung wesentlich krasser).

      Die Bewertung von Vermögenswerten richtet sich nach der erwartbaren Rendite minus Finanzierungskosten. Die um die Finanzierungskosten bereinigte Nettorendite liegt unter normalen Umständen bei ca. 2,5-4%. Fallen die Finanzierungskosten plötzlich stark, so passen sich die erwartbaren Renditen nach unten an. Dies wird durch steigende Vermögenspreise realisiert. Umgekehrt fallen Vermögenspreise bei steigenden Finanzierungskosten. Besonders im trägen Immobilienmarkt ziehen sich die Preisanpassungen über mehrere Jahre. Diesen Effekt bezeichnen manche als "Vermögenspreisinflation".

      Niedrigzinsphasen werden meist durch Schocks im Finanzsystem ausgelöst und dauern nur eine begrenzte Zeit. Wer zu Beginn einer solchen Phase investiert, ist klar im Vorteil, wer am Ende einsteigt, verliert.

  • Man benötigt keine Zinserhöhung um die Investitionen einbrechen zu lassen, ein Christian Lindner und der Fetisch der Schuldenbremse reicht allemal.



    Das die Zinspolitik die Ursache der Wahlerfolgen der "Populisten" ist....man kann es sich auch einfach machen

    • @Altunddesillusioniert:

      Was hat Herr Lindner, man kann von ihm halten was man will, mit privatwirtschaftlicher Nachfrage zu tun?

      • @Littleneo:

        staatliche Nachfrage sorgt bei der Privatwirtschaft für Geld zur Nachfrage...spart der Staat, ist da auch weniger drin.

      • @Littleneo:

        "Was hat Herr Lindner, man kann von ihm halten was man will, mit privatwirtschaftlicher Nachfrage zu tun?"



        Ohne jetzt ins Detail zu gehen, aber wenn der Finanzminister keine Wirkungen auf die Nachfrage hat, wer denn bitte dann?

        • @Encantado:

          Man kann zwar mit Keynes argumentieren, dass fehlende Investitionsbereitschaft der Privatwirtschaft mit erhöhter Investitionsbereitschaft des Staates zu kompensieren sei (antizyklische Fiskalpolitik), es muss aber auch klar sein, dass man damit höchstens die Ausschläge nach unten dämpft, sich in der Gesamtsumme aber nichts Wesentliches ändert, da man das ausgegebene Geld bei florierender Wirtschaft durch höhere Steuereinnahmen wieder einsammeln muss. Man bewahrt höchstens einige Unternehmen vor dem Abgrund, in den sie wegen fehlender Rücklagen in wirtschaftlich schweren Zeiten zu stürzen drohen.



          Will man die Wirtschaft insgesamt stützen, muss man Innovation massiv fördern. Das kann durch den Aufbau entsprechender Strukturen und/oder durch die Bereitstellung von Kapital geschehen.

          • @Aurego:

            Nach vielen Jahren in R&I kann ich nur sagen, dass zumindest in DE-Unternehmen Innovation ein Schönwetterthema ist. Alle haben es gerne, es darf nur nix kosten.



            Und es ist eines der ersten Themen die in Frage gestellt werden, wenn das Wetter schlechter wird. Dann kann man da ja leicht kürzen.

            Hauptsache die Boni stimmen für's Management. Langfristigkeit, Strategie? Lohnt sich nicht.

  • Schon wieder: AfD und BSW sind also Populisten. Gut. Was aber sind die anderen Parteien?

    Wir sollten uns davon lösen jeden zu verunglimpfen, der AfD oder BSW wählt. Wenn wir diese Parteien als populistisch abstempeln bedeutet dies, dass wir ihre Wähler als dumm bezeichnen. Und genau das mach diese Parteien stark.

    Abgesehen davon: Die Bereitschaft von Merz und der CDU am Migrationsgipfel teilzunehmen und dann das Meeting publikumswirksam zu verlassen, wohl wissend, dass die Forderungen geltendes EU - Recht brechen: Was ist das? Aus meiner Sicht purer Populismus!

    • @Jens Barth:

      Wie definieren Sie "dumm"? Ich kann mühelos behaupten, dass 50% meiner Mitbürger "dumm" seien. Dafür muss ich lediglich die Definition von "dumm" richtig wählen.

      In Autokratien werden sogar 95% aller Bürger als "dumm" betrachtet. Daher haben die meisten Menschen in Autokratien kein echtes Mitspracherecht.

      Das ist auch der Grund, warum wir AfD und BSW auf keinen Fall das Feld überlassen sollten, denn, würden sie regieren, würde den meisten Mitbürgern das Mitspracherecht langsam entzogen. Wir hatten das schon und wissen, dass es kein erstrebenswerter Zustand ist.

    • @Jens Barth:

      Die anderen Parteien sind Patrizisten...die machen der Oberschicht gefällige Versprechungen.

    • @Jens Barth:

      Populistische Parteien werden nicht weniger populistisch, wenn andere Parteien sich ihnen anbiedern. Natürlich war auch das Verhalten der CDU populistisch. Aber das bessert nichts an dem, was AFD und BSW treiben. Die einen sind Populistisch, die anderen sind an allen schuld.



      Keiner traut sich, die unpopuläre Wahrheit auszusprechen, dass wir uns in einem Umbruch befinden, der uns alle etwas kostet und für niemanden bequem ist.



      Wenn wir aber Populisten mit ihren scheinbar einfachen Lösungen das Heft überlassen, wird es nicht nur unkomfortabel sondern katastrophal. Für uns alle.

      • @Yemaya:

        Die Frage ist, wie die Kosten verteilt werden.

    • @Jens Barth:

      Für den "Populismus" charakteristisch ist die Unterscheidung zwischen dem Volk und einer angeblich korrupten und selbstgefälligen Elite. AfD und BSW sind eindeutig populistisch.

      Ein Oppositionspolitiker, der sich an Umfragen orientiert, seine Meinung an die Mehrheit anpasst, und geschickt mit Spielchen die Regierung vor sich hertreibt, ist nur dadurch noch kein Populist.

    • @Jens Barth:

      Volle Zustimmung. Frau Herrmann arbeitet sich an Frau Wagenknecht ab in Form von Platitüden. Siehe das Interview U. Herrmann mit S. Wagenknecht....

  • EZB, immer zu spät und dann mit dem Vorschlaghammer.



    So funktioniert Geldpolitik nicht. Aber ich war schon immer ein Gegner von Christine Lagarde, sie lässt sich zu sehr von den Regierungen und der Lobby leiten.

  • Und was Sie vergessen: Die Zinspolitik der EZB hängt auf Gedeih und Verderb von der Zins-Politik und Wirtschaftseinschätzung der FED ab. Nachdem dort lange fast manisch auf ein Ansteigen der Arbeitslosenzahlen gewartet wurde, fürchtet man nun jedes 10tel-% Inflationszuckung oberhalb der gewünschten 2% liegt. So wird nun in Trippelschnitten entlastet - um jede Norddrift der Inflation zu verhindern, und weil man den Eindruck fürchtet, die Rezession sei schon da. Und die EZB ? Sie muss FED wie der legendäre Pudel folgen, denn es gilt ein Zins-Gap zu vermeiden - auch wenn niedrigere Zinsen in Europe gerade jetzt wahrlich von Nöten wären.

    • @NormalNull:

      Sie hätten dazu sagen sollen, dass die Fed neben der Preisstabilität als Hauptziel die Vollbeschäftigung hat.



      Ja, das ist bei der Fed wesentlich intelligenter geregelt als der sture Blick der EZB auf die Preisstabilität.



      Allerdings ist die EZB der Fed dieses Mal vorangegangen und ihr nicht gefolgt.

  • Der Glaube, dass Inflationsbekämpfung und Wirtschaftswachstum gegenläufige Dinge sind, stammt aus den Siebzigern und wurde dort auch bereits widerlegt.



    Erstaunlich, dass sich das trotzdem so hält.

    • @Encantado:

      Was Hänschen lernt, lernt Hans nicht mehr neu.

  • Es war die Inflation, die vor allem die AfD begünstigte.

    Die Inflation erhöhte die Unzufriedenheit der AfD Wähler, die die Einbußen durch die Inflation nicht über 10%-ige Tariferhöhungen ausgleichen konnten.

  • Die EZB hat eine gute Gelegenheit verstreichen lassen, angemessen auf die neuesten Inflationsdaten zu reagieren. Nach dem Sinken der Inflation im Euroraum auf 2,2% hätten die Leitzinsen um mindestens 0,5% gesenkt werden müssen.



    Leider gibt es bei der EZB offensichtlich keine Spezialisten für Mess- und Regeltechnik.

    • @Aurego:

      O.k., hier noch einmal zur Präzisierung:



      Die EZB hat nicht nur den einen Zinssatz geändert, sondern alle 3, und zwar wie folgt:



      Deposit facility: 3,75% --> 3,50%



      Main refinancing operations: 4,25% --> 3,65%



      Marginal lending facility: 4,50% --> 3,90%

      Dennoch bin ich der Meinung, dass dies nicht ausreichen wird, da es der Wirtschaft nicht die nötigen Impulse (deutlich günstigere Kreditkonditionen) verleiht, um aus der aktuellen Schwäche herauszukommen.

  • Was den Populisten hilft, ist die deutsche Position als fast Schlusslicht des europäischen Wachstums. Dafür ist die EZB kaum allein verantwortlich.

    • @Nachtsonne:

      Wenn man Höcke so zuhört, ist sein Ziel, die thüringische Wirtschaft noch viel weiter zu schwächen. Dagegen ist die aktuelle Situation harmlos.

  • "Im Oktober 2022 wurden noch sensationelle 10,6 Prozent gemessen, jetzt sind es seit Monaten nur noch 2,4 bis 2,6 Prozent."

    Es war sowieso keine echte Inflation, sondern, wie hier schon angemerkt, ein Preissschock. Das hat andere Ursachen, die auch andere Maßnahmen erfordern.

    Den Bürgern hilft das aber gar nichts. Denn die Inflationsrate ist ja nur der Zuwachs. D.h. die Preise sind um 10,6% gestiegen und dann von diesem hohen Niveau eben nochmal um 2,6%.

    Und gesunkene Energiepreise? Meine Brötchen wurden mit dem Argument der gestiegenen Energiepreise um 50-100% teurer. Nachdem die Energiepreise gesunken sind, kosten sie aber auf mirakulöse Weise immer noch soviel.

    Und vor allem müsste die Regierung endlich investieren statt Deutschland tot zu sparen. Zinsen hin oder her. Und mit investieren meine ich nicht, hunderte Milliarden den Aktionären von Rüstungsunternehmen, Intel oder anderen furchtbar armen Konzernen schenken.

  • Da ist nur ein Punkt. In den USA sind die Leitzinsen 2 Prozentpunkte höher. Und dort schwächelt nichts. Ganz so einfach ist es leider nicht. Ein paar weitere Rahmenbedingungen für die Wirtschaft gibt es schon noch, sonst könnte man die Sache je mit einer Excel-Datei erledigen.

    Und dass dies den Populisten BSW und AFD in die Hände spielt? Den Schluss halte ich für gewagt. Die AFD im Osten hat aus dortiger Wählersicht zwei Vorteile: Migration und dass sich der Westen/die Presse ärgert, wenn diese Partei viele Stimmen bekommt.

    • @Strolch:

      "In den USA sind die Leitzinsen 2 Prozentpunkte höher" Und dort schwächelt nichts." richtig



      "Ein paar weitere Rahmenbedingungen für die Wirtschaft gibt es schon noch" richtig! Dort wird massiv investiert, vom Staat (was Investitionen der Wirtschaft nach sich zieht).



      Hier wird gespart, von allen Sektoren. Wenn alle sparen kann eine Wirtschaft nicht wachsen, ganz egal wo der Zinssatz liegt.

      • @nutzer:

        Hat nicht die ganze Börse vor gut einem Monat Schluckauf bekommen, weil unter anderem die Arbeitsmarktzahlen in den USA so schwach waren? Die großen (Ki) Techkonzerne ziehen den Markt noch, aber "wenn Nvidia hustet, bekommt die Börse Grippe".

        • @Höhlen!=:

          wo sehen Sie da den Zusammenhang?



          Börse ist nicht die Wirtschaft.

          • @nutzer:

            Arbeitsmarktzahlen auch nicht? Die Börse wiederum reflektiert Erwartungen und ist auch nicht völlig losgelöst von der wirtschaftlichen Lage.



            Mir ging's nur darum, dass es in den USA eben nicht alles toll ist, obwohl sie 2% mehr Zinsen haben. Arbeitslosenquote stieg, einige, auch große Akteure schwächeln ganz ordentlich, haben massiv Stellen abgebaut. Analysten sprechen von einer bevorstehenden Rezession für 2025... Zusammenhang hergestellt?

            • @Höhlen!=:

              Die Arbeitslosenquote ist gesunken, nur nicht sie stark wie erhofft.

              Weil auf mehr spekuliert wurde gab es den Schluckauf in der Börse.

              Die Richtung in die sich die Wirtschaft entwickelt ist merkbar positiv und dabei wurde nur 50% investiert von der ursprünglich geplanten Summe.

            • @Höhlen!=:

              doch Arbeitsmarktzahlen schon.



              Aber die Börse reflektiert und antizipiert und spekuliert das Geschehen der Realwirtschaft. Ist aber eben nicht die Wirtschaft.

              • @nutzer:

                Nee, die Börse ist ein Spielcasino.



                Man handelt Aktien als eigenständige Ware.

                Es stimmt, dass Erwartungen gehandelt werden, aber auf den Kursverlauf. Und dazu gibt es reichlich Voodo-Analysen.

                • @J_CGN:

                  So sieht`s aus, das Geschehen in der realen Welt ist die Inspiration auf deren Grundlage spekuliert wird. Manches geschieht absolut faktenfrei.



                  Ein Horoskop bei dem mit den Vorhersagen (zu) viel verdient wird.



                  @Höhlen!=



                  Nvidia hat die besten Zahlen ever hingelegt, die Börse war enttäuscht, weil solch ein Ergebnis ist als Dauerzustand zu erwarten sei.... besser lässt sich nicht zeigen, dass es nicht um reales geht, sondern nur um Vermutungen und Spekulation auf Gewinnmitnahmen.

                  • @nutzer:

                    es muß heißen:

                    Nvidia hat die besten Zahlen ever hingelegt, die Börse war enttäuscht, weil solch ein Ergebnis nicht als Dauerzustand zu erwarten sei.... besser lässt sich nicht zeigen, dass es nicht um reales geht, sondern nur um Vermutungen und Spekulation auf Gewinnmitnahmen.

      • @nutzer:

        Unsere Staatsquote ist wesentlich höher als die der USA.

        • @Strolch:

          und daher ist kein Geld da, für so große Programme.

          • @Strolch:

            dann können wir wohl leider nichts ändern.



            Denn wenn alle sparen, kann niemand verdienen..

            • @nutzer:

              Gute Wirtschaftspolitik ist die beste Sozialpolitik. Wir können Bürokratie abbauen, Zuschüsse abbauen und im Gegenzug Steuern senken. Es gibt viele Hebel. Aber die EZB - der Ausgang der Diskussion - ist dabei nicht entscheidend.

              • @Strolch:

                Man könnte die Steuern für unten/mitte senken und da die oben davon profitieren sie oben nur leicht erhöhen.



                0-Punkt bei der Rentenbemessungsgrenze.

                Dann eröffnet mann ein erhebliches Konsumpotential und Arbeit lohnt sich mehr.

                Dazu die Abgeltungssteuer auf 33% erhöhen.

              • @Strolch:

                damit Wachstum entstehen kann, muß das Mehr an Geld irgendwoher kommen.



                Wie erklären Sie das?



                Wenn kein Sektor (Staat, Privat, Wirtschaft) mehr ausgibt, sondern alle weniger, wie soll das Wachstum finanziert werden, wo sollen die Güter abgesetzt werden?



                Bürokratieabbau begünstigt die Angebotsseite, nach gängiger Theorie erzeugt aber ein Mehr an Angebot, niedrigere Preise , wenn aber mehr für weniger produziert wird, ist das kein Wachstum.



                Eine Angebotserhöhung erzeugt kein Wachstum, nur eine Nachfrage kann das.



                Und die Hebel, die Sie benennen, sind Hebel auf der Angebotsseite.



                Ich stimme zu, lediglich niedrigere Zinsen erzeugen nicht automatisch Wachstum, es braucht eine Nachfrage und die stimuliert man durch Investitionen.

                • @nutzer:

                  Zunächst entsteht Wachstum durch mehr Arbeit oder bessere Produktion bei gleichem Arbeitseinsatz. Der Markt regelt dann Angebot und Nachfrage. Der Staat hat hier erst einmal nichts zu regeln. Erst wenn das Vertrauen so stark sinkt, dass zwar gearbeitet wird, aber das Geld nicht mehr ausgegeben wird, kommt es zu einer Störung des Gleichgewichts. Hier kann der Staat reagieren. Wir haben aber soviel Transferleistung, dass zumindest über mehr Arbeit keiner Wachstum erzeugen wird. Diese Rahmenbedingungen gilt es anzugehen.

                  • @Strolch:

                    noch einmal, wo soll das Geld herkommen, um das erhöhte Angebot zu konsumiere, wenn alle sparen?



                    Sie beschreiben das Geschehen auf der individuellen Ebene, hier geht es aber um die gesamtwirtschaftliche Sicht.



                    Wenn es in einem System nur 5 Äpfel gibt kann man optimieren soviel man will, es bleiben 5 Äpfel. Nur wenn ein 6ter Apfel dazukommt, kann das System wachsen. Der 6te Apfel kann aber nur durch Geldschöpfung/Kredite dazukommen.



                    Solange dies nicht geschieht, können sich alle gegenseitig beliebige Anteile dieser 5 Äpfel streitig machen und manche sogar individuell reicher werden, in der Gesamtschau bleibt es aber ein Nullsummenspiel. Ergo kein Wachstum.

                • @nutzer:

                  Standartantwort in Deutschland war dann immer, das Ausland.



                  Das ist ja auch das momentane Problem, das Ausland kauft gerade weniger.



                  Und es ist auch keine klevere Lösung.

    • @Strolch:

      "dort schwaechelt" so einiges....

  • Die Suche nach Schuldigen ist kurios.



    Nein, die EZB hat keinen Regler "AfD-Wahlergebnis" in ihrer Schaltzentrale.

    Diese Darstellung unterstellt den Wählerinnen und Wählern auch eine ziemlich primitive Entscheidungsfindung - zumindest, wenn sie AfD oder BSW wählen.



    Dieser selektive Mangel an Respekt passt nicht gut zur Demokratie - vor allem aber ist er meiner Meinung nach falsch: Ich glaube kaum, dass sich die Tiefe der Reflexion der Wahlentscheidung im Mittel deutlich zwischen den Parteien, die letztendlich herauskommen, unterscheidet.

    Die beschriebenen Wirkung der Zinsen sind grundsätzlich richtig, und doch nicht die ganze Wahrheit: Die europäische Wirtschaft schwächelt auch aus anderen Gründen, etwa dem sich verlangsamenden Welthandel, insbesondere dem weiter unklaren Verhältnis zu China.

    Wichtig ist auch: Deutschlands Wirtschaft krankt am meisten und zieht den Rest Europas mit sich nach unten. Ein wesentlicher Grund dafür ist die unsichere Zukunft der Energieversorgung - Deutschland ist seit über 20 Jahren wieder zum Netto-Stromimporteur geworden, und der Mangel an Grundlast bzw. Speichern stellt viele Industriestandorte in Frage.

    Das lässt sich nicht mit Zinsen beheben.

    • @Frauke Z:

      G3und ist, dass das merkantilistische Exportmodell gespeist durch niedrige Löhne und günstige Energie vorbei ist. Isch over, isso.



      Es tut weh, aus der Komfortzone vertrieben zu werden und nun Gehirnschmalz und Geld investieren zu müssen.

    • @Frauke Z:

      "...Dieser selektive Mangel an Respekt



      passt nicht gut zur Demokratie..."

      Also ich soll vor denen Respekt haben, die die Demokratie abwählen wollen, stattdessen FaschistenInnen, StalinistenInnen oder



      PutinistenInnen - suchen Sie sich was aus - wählen. Da investiere ich meinen Respekt lieber in jene, die bereit sind, für eine freiheitlich demokratische, pluralistische und offene Gesellschaft, Verantwortung übernehmen.

  • Es wäre hilfreich, zwischen Inflation und Preisschock zu unterscheiden. Die Zinserhöhungen waren von vornherein schlechte Antworten auf die Preisschocks. Die EZB hat ein widersprüchliches Mandat, das sie gar nicht erfüllen kann. Sie ist wie ein Automechaniker, der mit einem öligen Schraubenschlüssel im OP-Saal steht und darauf wartet, dass man ihn braucht. In die Werkstatt zu gehen und dort etwas sinnvolles zu tun ist ihm seltsamerweise verboten, und so wünscht man sich, dass er am besten einfach gar nichts macht.

    • @Wonko the Sane:

      Ich musste einfach nur herzhaft lachen bei dem Bild

      Danke dafür.

  • Die Argumentation ist deswegen nicht allzu stimmig, da es lange Phasen noch höherer Zinsen gab. Und da eben keine AfD bei 20% existierte. Auch wurden ja alle Rechten Parteien oder das Trump Phänomen in Zeiten sehr niedrige Zinsen 'geboren'. Ein Widerspruch.

    • @Tom Farmer:

      Muss ich zustimmen. Ich habe 1995 ein Haus gebaut, der Zins für den Immobilienkredit lag bei 7,5 Prozent, davor sogar noch höher. Hat uns, mit einem durchschnittlichen Haushaltseinkommen, nicht ruiniert. Hatten noch Glück, da die Zinsen in der Folge gefallen sind.



      Problem sind doch die enorm gestiegenen Immobilienpreise und da speziell die Grundstückspreise. Ärgerlich für mich ist, dass der Staat dabei kräftig mitverdient, hat die Grunderwerbssteuer zumindest in Bayern fast verdoppelt.

      • @celcon52:

        Wer früher ein Haus baute, schränkte sich massiv im Konsum ein. Es war z.B. absolut normal, dass Leute, die bauten, 10 oder 20 Jahre lang nicht in Urlaub fuhren.



        Und genau das ist der wahre Unterschied zu heute. Das wollen nämlich die wenigsten. Hunderttausende könnten sich ein Haus bauen, wenn die so agierten, wie früher die Häuslebauer.