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Hochwasserschäden in SüddeutschlandUnd wer soll das bezahlen?

In Frankreich gibt es schon seit 1982 eine Pflichtversicherung gegen Naturkatastrophen. Taugt die als Vorbild für Deutschland?

Hoffentlich mit Elementarversicherung: Vom Hochwasser Betroffene räumen ihr Haus im baden-württembergischen Klaffenbach Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Nach den verheerenden Überschwemmungen im Süden Deutschlands kommt neue Bewegung in die Diskussion über die Versicherbarkeit solcher Ereignisse, sogenannter Elementarschäden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) drängt auf eine Lösung. „Eigentümer von Häusern und Wohnungen müssen sich gegen Elementarschäden versichern können“, sagte er in seiner Regierungserklärung am vergangenen Donnerstag. Auf der Ministerpräsidentenkonferenz mit dem Kanzler am 20. Juni wird diese Frage auf der Tagesordnung stehen. Die Län­der­chef:in­nen fordern die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden. Bislang bewegt sich die Bundesregierung in dieser Frage aber nicht.

Durch die Klimakrise nehmen extreme Wetterereignisse zu. Etliche Bür­ge­r:in­nen bleiben auf massiven Schäden sitzen. Denn Gebäude- oder Hausratsversicherungen kommen dafür nur auf, wenn Kund:in­nen einen Elementarschadenzusatz abgeschlossen haben. Das ist aber nicht je­dem klar. Außerdem ist es in Gefahrengebieten schwierig, diesen Zusatz zu einem erschwinglichen Preis oder überhaupt zu bekommen. Bundesweit gilt er für nur 54 Prozent der privaten Gebäude. In Bayern sind es nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) 47 Prozent. In Baden-Württemberg dagegen haben 94 Prozent den Zusatz. Dort gab es bis 1994 eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden.

Bund und Länder springen zwar regelmäßig nach Naturkatastrophen mit Hilfen in Milliardenhöhe ein. Aber für Privatleute ist es nicht einfach, an diese Gelder zu kommen. Vor allem haben sie keinen Anspruch darauf. Bei einer Versicherung ist das anders. Wäre sie verpflichtend, könnte – je nach Modell – die Prämie auch in Gefahrengebieten bezahlbar werden. In Frankreich hat François Mitterrand 1982 eine Pflichtversicherung für Schäden eingeführt, die durch Naturereignisse verursacht werden. Sie wird von vielen So­zi­al­de­mo­krat:in­nen und Grünen als Vorbild für Deutschland gesehen.

Buschmann lehnt Pflichtversicherung ab

In Frankreich zahlen Kund:in­nen unabhängig vom individuellen Risiko auf Versicherungspolicen eine Abgabe von 12 Prozent der Prämie, im Schnitt 26 Euro im Jahr. Diese Abgabe steigt allerdings 2025 auf 20 Prozent. Bei einem Schaden ist eine Eigenbeteiligung zwischen 380 und 1.520 Euro fällig. Die Versicherung zahlt, wenn eine interministerielle Kommission feststellt, dass es sich um eine Naturkatastrophe handelt. Der französische Staat übernimmt einen Teil des Schadens, wenn der die Versicherer zu überfordern droht.

wochentaz

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Die deutsche Assekuranz hält nichts davon, dieses Modell zu übernehmen. Sie ist gegen eine Pflichtversicherung. Bran­chen­ver­tre­ter:in­nen weisen darauf hin, dass auch das französische System durch die Klimakrise unter Druck gerät. Seit 2015 sei die Versicherung defizitär, sagt Anja Käfer-Rohrbach vom Branchenverband GDV. „Frankreich muss an seinem System arbeiten, um es zu stabilisieren.“ Dem Verband zufolge sind hierzulande nicht neue Verträge das Problem, da gerade jungen Menschen der Klimawandel bewusst sei.

Um Kund:in­nen mit bestehenden Verträgen ohne Elementarschutz zu erreichen, plädiert der Verband für ein Abwahlmodell: Die Versicherer sollen alle Kund:in­nen mit einer Police anschreiben und ihnen den Zusatz anbieten. Nur wenn Ver­brau­cher:in­nen sich aktiv dagegen entscheiden, würde das nicht wirksam. Dieses Vorgehen müsste der Gesetzgeber erlauben. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hat signalisiert, dass er dazu bereit wäre. Eine Pflichtversicherung lehnt er ab.

Allerdings: Auch der Elementarschadenzusatz ist kein Rundumschutz. Versichert ist nur, was im Vertrag aufgelistet ist – etwa Überschwemmung, Erdrutsch, Erdbeben und Schneedruck. Dringt dann Grundwasser ins Haus, kommt der Versicherer nicht für entstandene Schäden auf. Die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands Ramona Pop hält eine Pflichtversicherung deshalb für den zweiten Schritt vor dem ersten. „Die Bundesregierung sollte zunächst gesetzlich definieren, welche Risiken durch Wohngebäudeversicherungen abgesichert werden müssen“, fordert sie. Das sollten auch Schäden aufgrund von Sturmflut, Grundwasser und Durchfeuchtung sein.

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50 Kommentare

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  • " Hochwasserschäden in Süddeutschland: Und wer soll das bezahlen? "

    Diejenigen die den Hochwasserschutz nicht ausreichend ausgebaut haben in den letzten 11 Jahren seitdem es das letzte Mal so massiv war.

    Es ist insofern auch kein Wunder dass sich die Union, Allen voran die CSU jetzt an den Europawahlergebnissen ergötzt und mit Neuwahlen etc. die öffentliche, vulgo mediale Diskussion, vom Hochwasser weg zu kriegen.

    Ich kann ehrlich kaum noch nachvollziehen wie das nicht "Herbeiführen einer Überschwemmung durch Unterlassen" ist wenn man den Hochwasserschutz vor 6 Jahren zusammenstreicht wegen:"Zu teuer" um dann jetzt zu fordern dass die Menschen sich auch noch Einzeln privat drann beteiligen sollten, stand im Videotext.

    Natürlich wieder toll für die Oberschicht, Scheiße für alle darunter so eine Abwälzung von durch Steuern zu finanzierenden Gemeinschaftsaufgaben auf Abgaben.

    • @Pleb:

      Da macht sichs einer leicht!



      Fast eder kann sein Haus für ein paar Euro gegen diese Schäden versichern. Wenn nicht, dass muss er halt Zahlen wenn sich das Risiko verwirklicht. Es wird immer noch in Überschwemmungsgebieten gebau, und sich dann gewundert, wenn sich das Risiko verwirklicht.



      Was das mit der Oberschicht zu tun hat, verstehe ich nicht.

  • Das Absurde ist doch, dass dieses ganze Drama die Menschen in Deutschland kaum bewegt. Die Menschen haben immer noch mehr Angst, von einem Islamisten in einer deutschen Fußgängerzone getötet zu werden, als ihr ganzes Hab und Gut und ihre Gesundheit durch die Klimakatastrophe zu verlieren. So merkwürdig kann Gefahreneinschätzung sein.

  • Ein Aspekt wird wieder vergessen. Gilt die Pflichtversicherung für alle Gebäude, dann auch für die Plattenbauten in Marzahn oder Halle-Neustadt. Natürlich wird eine Versicherung auf die Mieter umgelegt. Am Ende zahlen die Mieter in Marzahn und Halle-Neustadt über ihre Nebenkosten, dass der Häuslebesitzer in Schwaben eine (günstige) Versicherung bekommt, der zu nah am Fluss gebaut hat.

  • Manchmal lohnt ein Blick in Nachbars Garten: Wenn alle -unabhängig vom persönlichen Risiko- einzahlen, senkt das die Prämien. In Frankreich z.B. auf durchschnittlich 26 Euro. Pro Jahr. Und wenn man schon mal dabei ist, könnte man sich auf der entgegengesetzten Seite das Rentensystem in Österreich anschauen und feststellen, dass auch hier das unsägliche Gefasel der Nichtfinanzierbarkeit eben selbiges ist: Unsägliches Gefasel.

    • @Josef 123:

      Manchmal hilft sogar ein Blick auf den Kompost- oder Müllhaufen im eigenen Garten...

      Genau wegen dem hier auch schon wieder genannten Argument der (vermeidbaren) unnötigen Kosten wurden solche Versicherungen hierzulande (unter tatkräftiger Unterstützung von Verbraucherschützern und mit Berufung auf EU-Recht - in deutscher Auslegung) abgeschafft. Auch jene in Baden-Württemberg, die sich angeblich die Nachbarn links des Rheins vor der Einführung ihres Systems 1982 angeschaut hatten. Man hat sogar daraus gelernt und die Akzeptanzprobleme wegen der Beitragshöhe durch eine mittel- bis langfristige Unterfinanzierung ersetzt. 😎

    • @Josef 123:

      "Wenn alle -unabhängig vom persönlichen Risiko- einzahlen, senkt das die Prämien."



      Gravierender Denkfehler, sorry. Das senkt die Prämien für die Leute, die eine solche Versicherung haben bzw. brauchen. Für alle anderen indes entsteht ein Kostenfaktor, den sie ohne diese Einzahlung nicht gehabt hätten.

      • @Encantado:

        Wenn 26€ im JAHR schon zu viel sind mache ich offenbar mein ganzes Leben lang schon gravierende Denkfehler: Sowas hielt ich bislang für Solidarität. So wie Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Wohngeld und vieles andere, bei dem auch viele einzahlen, die derartige Leistungen nie in Anspruch nehmen müssen. Und da geht es um andere Beträge als um einen Wirtshausbesuch mit 3 Halbe und einer Brotzeit. Pro Jahr. Ich wohne übrigens nicht in einer gefährdeten Gegend.

    • @Josef 123:

      Wenn alle einzahlen, ohne Rücksicht auf persönliches Risiko, dann ist das eine Steuer,vielleicht sollte man das Kind gleich beim richtigen Namen nennen, Umweltsoli oder so ähnlich.

      • @Grandpa:

        Wobei Umweltsoli das falsche Wort und somit irreführend wäre. So wie Sie es meinen, soll das Geld ja an die Geschädigten der Folgen der menschengemachten Klimakrise gehen und nicht für Umwelt- und Klimaschutz verwendet werden. Vielleicht würden manche Politiker*innen es gerade deshalb so nennen, um zu verschleiern.

  • Wenn man aktiv etwas gegen den Klimawandel getan hätte in den letzten 30 Jahren, dann müssten wir gar nicht darüber reden. Es wird ja nicht mal angesprochen, dass wir im Grunde wieder nur mit solchen Maßnahmen die Folgen etwas abdämpfen, nen Sandsack in den reißenden Fluss werfen. Das ärgert mich immer bei der ganzen Diskussion um den Klimawandel- es wird immer nur gesagt was es kostet das Klima zu schützen. Aber was kostet es mittlerweile jährlich in Deutschland und weltweit die Schäden zu beseitigen? Wenn die Polkappen schmelzen was nützt mir dann bitte eine Elementarversicherung noch? Politiker konzentrieren sich wieder auf diese kleinen Sachen und lenken schön ab vom eigentlichen Problem und alle machen freudig mit.

    • @Momo Bar:

      Da haben Sie recht. Wie auch die Letzte Generation anhand ihrer Aktionen Reaktionen der Politiker*innen provoziert, die durchaus auch Unwillen der Politik aufzeigen, einfache Maßnahmen zu ergreifen.



      Aber auch viele der Menschen, die über die Klimakrise informiert sind, sind nicht ehrlich und ziehen kaum Konsequenzen, so mein Eindruck. Viele ändern kaum etwas an ihrer Lebensweise und machen irreführende Trends mit, wie bspw. neue Autos kaufen.

  • ich sehe nicht ein dass ich in eine versicherung einzahlen soll um dummköpfen die in überschwemmungsgebieten ihr haus bauen bei überschwemmung den schaden zu bezahlen.ausserdem reiss ich mir seit jahren den arsch auf um möglichst viel co2 zu vermeiden und soll dann für die die massiv das klimaaufheizen durch auto flug gas und kohleheizung konsum von fleisch und milchprodukten usw. die schäden mitbezahlen.

    • @prius:

      Soweit ich das Versicherungsprinzip verstehe, wird die Prämie vom Risiko nicht ganz unabhängig sein.







      Ich versuche übrigens auch möglichst viel CO2 zu vermeiden, das funktioniert eigentlich am besten, wenn maus sich möglichst wenig den Arsch aufreißt.

    • @prius:

      Sicherlich gibt es das Phänomen, dass Überschwemmungsgebiete bebaut sind und versucht wird, diese zu halten. Andererseits dürfte es aufgrund Fluten infolge klimabedingtem Starkregen und Stürmen auch Menschen treffen, die zuvor nicht, seltener oder nicht so stark betroffen waren. Kleine Bäche, die zu reißenden Flüssen geworden sind, Deiche/Dämme/Warften, die nicht mehr ausreichen ... Entsprechend haben bspw. Einwohner*innen ostfriesischer Inseln auch sogenannte Klimaklagen eingereicht und damit durchaus auch im Gerichtssaal Erfolg gehabt. Deutschland ist dichtbesiedelt und die Folgen der Klimakrise werden auch häufiger und Menschen auch erstmalig treffen - auch durch Blitzeinschläge häufigerer Gewitter, Brände usw. ... aber eben auch durch zuvorgenanntes. Aber ja die Grundzüges ihres Unmutes kann ich verstehen.

  • "Hochwasserschäden in Süddeutschland: Und wer soll das bezahlen?"



    Wie wäre es mit einer Umlage auf Klima- und Umweltschädliches wie Benzin, Diesel, Schiffstreibstoff, Kerosin, Tierprodukte, Rüstungsgüter ...?

    • @Uranus:

      "Wie wäre es mit einer Umlage auf Klima- und Umweltschädliches wie Benzin, Diesel, Schiffstreibstoff, Kerosin, Tierprodukte, Rüstungsgüter ...?"



      Machen Sie's doch ehrlich und offen: eine Zwangsabgabe für alle. Denn bei dieser Aufzählung ist buchstäblich jeder direkt oder indirekt mit drin.

      • @Encantado:

        Okay, dann vielleicht weniger Rüstungsgüter kaufen. ;-) Und was soll dieses Hervorheben von Zwang? So könnten Sie auch Sozialversicherungsbeiträge und Steuern als "Zwang" bezeichnen. Ansonsten hat das Wunderwelt doch treffend ausformuliert. :-)

      • @Encantado:

        "Zwangsabgabe"..mhh..

        Vlt könnten wir ein wenig verbal abrüsten und den zutreffenderen Begriff der *Kompensationsleistung für aktuelle und zukünftig zu erwartende Schäden* verwenden.

        ..denn @Uranus hat im Kern doch völlig recht: Umwelt/Klimaschädliches Verhalten hat einen Preis..das ist Fakt. Nur wird dieser Preis bis dato auf die zukünftigen Generationen abgewälzt..

  • Der Hauptgrund für Hochwasserschäden ist, dass in Überschwemmungsgebieten gebaut wurde.

    Das ist ein Risiko, dass jeder Bauherr persönlich eingeht. Zudem bereiten sich viele Hausbesitzer nicht technisch auf Überschwemmungen vor.

    Sicher, bei solch einem Extremhochwasser ist auch viel finanzielle Solidarität gefragt. Aber die Lösung für die Zukunft darf nicht sein, dass die Fehler einzelner per Pflichtversicherung sozialisiert werden.

    Wenn es eine Pflichtversicherung geben sollte, dann sind die gefährdeten Wohnungslagen mit deutlichem Aufschlag zu berücksichtigen.

    • @Rudolf Fissner:

      Mittlerweile stellt sich aber heraus, das es immer mehr Risikogebiete gibt und auch Gebiete, die seit Jahrhunderten besiedelt wurden jetzt besser nicht mehr bewohnt sein sollten.

      • @Axel Schäfer:

        Jährlich werden immer noch tausende von Wohnungen immer noch in DE in Überschwemmungsgebieten hinein gesetzt.

  • Natürlich ist eine Pflicht-Elementarversicherung für alle Gebäude sinnvoll und - bei genauer Betrachtung - notwendig! Wir haben ja auch eine Haftpflichtversicherung für KFZ.



    Schäden wie im Ahrtal führen bei Nichtversicherten u. U. zum wirtschaftlichen Ruin, wenn z. B. die Immobilie erst vor wenigen Jahren erworben und das Darlehen noch lange nicht abbezahlt wurde. Kluge Banken würden an dieser Stelle eine Elementarversicherung als Finanzierungsvoraussetzung festsetzen.



    Vor allem würde eine Versicherungspflicht Versicherer in die Pflicht nehmen, JEDES Gebäude zu versichern. Sie könnten Versicherungen nicht mehr ablehnen.



    Der Versicherungsbeitrag muss sich verständlicherweise an der Risikoklasse orientieren, aber dafür stehen den Versicherungen ausreichende Daten zur Verfügung, mit denen sich das Risiko gerade für Hochwasserschäden abschätzen lässt. Man sollte daran denken, dass es neben Hochwasser weitere Gefahren für Gebäude gibt, z. B. Brand und Erdbeben. Auch diese sind nicht zu unterschätzen.

    • @Aurego:

      Die Haftpflichtversicherung haftet aber nur für Schäden die man bei anderen verursacht, daher hinkt der Vergleich etwas.



      Eine sinnvolle Pflichtversicherung müsste wenn dann nicht gewinnorientiert sein und über eine bundeseinheitlichen Zuschlag zur Grundsteuer finanziert werden. Wenn man die Versicherungswirtschaft machen lässt, dann werden die zwar JEDES Gebäude versichern, aber die Prämien wird sich in den Risikogebieten keiner leisten können.

      • @Axel Schäfer:

        Sie haben ein etwas merkwürdiges Verständnis von der Grundsteuer, aber prinzipiell finde ich Ihre Idee gut, solche Schäden, die viele Gebäude gleichzeitig betreffen (Hochwasser, Erdbeben, ...), über eine Grundsteuerkomponente abzuwickeln.



        Die Grundsteuer ist allerdings eine Steuer, die die Gemeinde erhält und die auf Ländergesetzgebung basiert. Die Bundesgesetzgebung setzt nur einen groben Rahmen und wird ggfs. durch eine Landesgesetzgebung ersetzt. Die Gemeinden legen dabei die Hebesätze und damit letztlich die Höhe der Grundsteuer selbst fest.



        Man könnte natürlich zur Grundsteuer eine Versicherungskomponente addieren, aber nachdem gerade eine grottenschlechte Grundsteuerreform nach einem etwas fragwürdigen Beschluss des BVerfG herausgewürgt wurde, bezweifle ich, dass jemand noch einmal Lust hat, das Grundsteuerpaket wieder aufzuschnüren.

      • @Axel Schäfer:

        Warum soll der Zuschlag einheitlich sein? Warum sollten Bauende, die sich um des lieben Geldes wegen oder der schönen Lage am Wasser einen Dreck scheren um Gefährdungen von der Allgemeinheit im Schadensfall auch noch unterstützt werden.

        Solche Versicherungen müssen sich in ihrer Höhe immer auch an den potentiellen Schäden ausrichten.

        • @Rudolf Fissner:

          Mit bundeseinheitlich meinte ich in erster Linie, dass nach einer einheitlichen Bemessungsgrundlage wie bei den weniger unstrittenen Grundsteuermodellen gearbeitet wird, aber das Hauptkriterium der Grundsteuermessbetrag ist.



          Das mit der "schönen Lage" würde ich bewusst rausnehmen, denn die letzten Ereignisse zeigen, dass die Lage in vermeintlich sicheren Gebieten auch schnell kippen kann. ( Ich kenne sowas aus Lagen wo dann abseits von Bachläufen aufgrund Starkregen und ohne zusätzliche Flächenbefestigung in den letzten 50 Jahren plötzlich mal 50cm Wasser die Straße runterkommen und Keller und Gärten fluten. Das habe ich auch erst für einen Witz gehalten, bis ich die Handyvideos und die Schäden gesehen habe.)

  • Irgendwo muss es doch auch noch eine persönliche Verantwortung geben. Eine Immobilie hat einen Eigentümer, der/die soll entscheiden, ob diese Versicherung notwendig oder das Risiko akzeptabel ist. In einigen Ländern hängt die Finanzierung (auch) vom Abschluss einer Elementarschadensversicherung ab. Florida z. Bsp. hat jedes Jahr Schaeden durch Hurricanes und trotzdem gibt es keine, durch den Staat vorgeschriebene, Versicherungspflicht.

    • @maxwaldo:

      Wäre total in Ordnung für mich. Wer keine Versicherung will, möge darauf verzichten. Aber das Problem ist ja, dass in diesen Extremfällen (Ahrtal etc.) dann die Gesellschaft als Ganzes als Versicherung fungiert. Das heißt, es läuft für die Bauherren noch besser als mit Versicherung: Sie bekommen ihr Häuschen erstattet, ohne jemals einen Versicherungsbeitrag bezahlt zu haben. Und das kann ja nicht die Methode sein, die Sie meinen. Aktiv gegen einen Versicherungsschutz entschieden muss bedeuten, dass man dann eben alleine klarkommen muss, oder?

      • @Graustufen:

        So läuft das auch meist, Versicherungen drücken sich gerne ums zahlen , und Politiker lassen sich zwar gerne in Gummistiefeln fotografieren, aber zu glauben daß dann alles bezahlt würde ist naiv.

    • @maxwaldo:

      Naja, dass es in Florida keine Versicherungspflicht gebe, stimmt nur bedingt. Es gibt dort in bestimmten Fällen eine indirekte Versicherungspflicht, und zwar dann, wenn das Immobiliendarlehen noch läuft. Dazu sagt bankrate dot com (Citizens ist die staatlich finanzierte Versicherung, die einspringt, wenn man sonst keine findet):



      "Federal or state laws don't require homeowners to carry home insurance. However, if your home is still financed with a mortgage company, you are legally obligated to honor the contract stipulations, which likely include maintaining continuous homeowners insurance — and possibly a flood and windstorm insurance policy. This assures the bank that its insurable interest is protected if a catastrophic loss happens to your home. If you have homeowners insurance with Citizens Property Insurance, state law requires you to carry flood insurance."

  • Eine Pflichtversicherung sollte für Schäden durch Öltanks und ausgelaufenes Heizöl geben. Das würde auch die Umstellung auf andere Energie fördern.

  • Viele können sich eine risikoadäquate Versicherung nicht leisten. Andere könnten sich ein geerbtes Haus ohne die Erbschaft nicht leisten.



    Mit der Pflichtversicherung müssten viele ihr Hab und Gut aufgeben. In der jetzigen Situation können sie am Ort wohnen bleiben, so lange bis bzw. falls ein Schadensfall eintritt.



    Danach ist man als Flutbetroffener auch nicht schlechter dran, als andere, die immer Mieter waren ohne eigene Immobilie.

    • @meerwind7:

      ...nicht immer so einfältig denken - es gibt genug Bürger, die in ihren Geburtsstätten Immobilien durch die Eltern, Großeltern besitzen und beruflich bedingt am Ort der Berufstätigkeit ihr Haus mieten um flexibel zu bleiben..

    • @meerwind7:

      Wer sich das geerbte Schloss nicht leisten kann, muss es verkaufen. So ist das nun mal.



      Sollte ein Fall eintreten wie im Ahrtal (Bayern war dagegen sozusagen harmlos), ist man ohne Versicherung sowieso ruiniert, wenn man kein gut gefülltes Bankkonto hat. Wenn man nicht schafft, die Versicherung zu zahlen, wohnt man halt nicht am Flussufer.

  • @FLY

    "Eine risikounabhängige Versicherung bedeutet schließlich eine Sozialisierung des Schadens..."

    Richtig, aber quoth the article:

    "Bund und Länder springen zwar regelmäßig nach Naturkatastrophen mit Hilfen in Milliardenhöhe ein"

    ...das etwa nicht?

    Der einzige Weg wäre, die den Versicherungen durch die Klimakrise zusätzlich entstehenden Kosten aus den Einnahmen aus dem Emissionsandel zu nehmen. Wenn's nicht reicht, muss der Preis eben hoch.

  • Es kann nicht sein, dass ich seit Jahrzehnten Elementarversicherung (aktuell rund 700€/Jahr) zahle, Nicht-Versicherte die sich hätten versichern können aber jetzt aus der Staatskasse entschädigt werden sollen. Es ist doch klar, dass wer in einem Risikogebiet wohnt auch mehr Prämie zahlt, ist bei der Autoversicherung ja auch schon so.



    Wer in Überschwemmungsgefährdeten Gebieten neu baut, weil dort Grund und Boden deutlich günstiger sind, darf sich nicht wundern, wenn seine Police sehr teuer ist oder er gar keine bekommt. Er trägt das Risiko alleine, oder sollen die anderen den Preis dafür zahlen, dass er dieses Risiko wegen billigem Baugrund eingegangen ist?

    • @Rudi Hamm:

      Genau dafür, dass man überall einen Versicherungsschutz bekommt, wo legal ein Gebäude steht, wäre die Pflichtversicherung ja gedacht.

    • @Rudi Hamm:

      In der gesetzlichen KV zahlt man auch unabhängig von persönlichen Risiko.

      Rudi sichert z.B. auch Risiken, die aus einer Schwangerschaft resultieren, obwohl er höchstwahrscheinlich nicht nicht schwanger werden kann...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        In Versicherungen, in denen ein Risiko abgesichert wird, dass einfach aus dem Menschsein stammt, wird in Deutschland glücklicherweise zumindest bei den Pflichtversicherungen nicht diskriminiert. Aber wirklich alle anderen Versicherungen beziehen das jeweilige Fallrisiko mit ein.

        • @Graustufen:

          Aber man könnte das Prinzip ausdehnen?

  • Gemeinwohlorientierte und genossenschaftliche Ideen sind hier vielleicht nachhaltiger und effizienter für die KundInnen.



    Neugründungen sind sicher möglich.



    /



    wirtschaftslexikon...ssenschaften-50322

  • Das die TAZ so oft für eine Pflichtversicherung trommelt, wundert etwas. Gerade mit dem französischen Beispiel.



    Eine risikounabhängige Versicherung bedeutet schließlich eine Sozialisierung des Schadens, der erfahrungsgemäß bei Hochwasser am größten ist. Also die Millionenvillen an See- und Flussufer profitieren am stärksten, zumal die Schadenssumme dort am größten ist (und dann springt zur Not de Staat ein).



    Klar gibt es auch Altstädte mit Mietwohnungen, die aber häufig schon auf einige Überflutungen eingestellt sind.



    Bei so einer Versicherung müssen Risikofaktoren und mögliche Schadenhöhen eingehen. Das passt dann auch für das kleine Häuschen der Oma .

    • @fly:

      Gegen den Klimawandel hilft auch keine Plichtversicherung, also Geld. Wir müssen unser Verhalten ändern. Weniger ist mehr. Schluss mit Wachstum und Immer mehr Konsum!

    • @fly:

      Die Pflichversicherung ist, finde ich, eine guter Ansatz. Als Solidarbeitrag aller Hausbesitzer. Das würde die Kosten niedig halten. Bei der Krankenversicherung gilt das ja auch.



      Mir persöhnlich wäre am wohlsten, wenn der Saat eine eigene Versicherungsgesellschaft dafür schaffen würde - über die KfW vielleicht.

    • @fly:

      das Wort Pflichtversicherung klingt halt gut. Aber es muss definiert werden, was man meint.



      Gleiche Beiträge für alle? Würde ich mich gegen wehren, denn meine Versicherung würde dann teurer werden, obwohl mein Risiko nicht steigt.



      Angepasste Beiträge für alle? Können sich ja jetzt schon viele nicht leisten. Wie hoch sollen dann die Beiträge für die sein, die bisher in unversicherbaren Gebäuden wohnen?



      Bessere Informationen für alle, und schnelle Hilfe beim Räumen könnte dagegen viele Schäden verhindern.



      Nicht alle natürlich. Aber in klassischen Hochwassergebieten findet man beispielsweise keine Teppichböden und Polstermöbel in den gefährdeten Räumen. Ich kenne einen Apotheker, der sein Geschäft neu einrichten ließ, mit fahrbahren Schubladenschränken, die in den Fahrstuhl passen. War deutlich teurer als eine Einrichtung von der Stange, hat ihm aber im Laufe der Jahre viel Ärger gespart. Solche ebenfalls teuren Maßnahmen sowohl für Geschäftsleute als auch für Privatpersonen zu fördern, bringt deutlich mehr als eine Pflichtversicherung, welche ja keinen Schaden verhindert, sondern nur den Anpassungsdruck verringert.

      • @Herma Huhn:

        Was verstehen Sie denn unter "sich nicht leisten können"?



        Wenn ich die Kosten für eine Immobilie. nicht aufbringen kann, kann ich mir offensichtlich die Immobile nicht leisten.



        Wenn ich das wirklich nicht kann, muss ich mich möglicherweise um eine Immobilie bemühen, die ich mit leisten kann. Wer wirklich bedürftig ist, hat ggf. Anspruch auf Wohngeld.



        Oder sollen diejenigen, die sich überhaupt keinen Immobilienbesitz leisten können, die Versicherungsprämien der Besitzenden oder die von Ihnen beschriebenen Sonderausstattungen bezahlen?

        • @Life is Life:

          Bisher sind viele Menschen in Überflutungsgebieten davon ausgegangen, in einem nicht versicherten Gebäude auf den Schäden sitzen zu bleiben, und haben daher alles getan, um Schäden zu vermeiden.



          Nun kommen immer häufiger Gebäude zu schaden, die nicht in klassischen Überflutungsgebieten stehen, wo das Vermeiden von Schäden noch nicht gelernt wurde. Und es kommen immer häufiger so schnelle Fluten, dass für die bewährten Schadensvermeidungsmaßnahmen keine Zeit mehr bleibt oder diese nicht ausreichen.



          Daher kommt immer häufiger der Staat zu dem Schluss, dass dort Schäden beglichen werden müssen, die früher einfach nicht versichert waren und daher auch nicht beglichen wurden.



          Auf diese Entwicklung mit besserer Schadensregulierung, statt mit besserer Schadensvermeidung zu reagieren ist in meinen Augen kontraproduktiv.

  • An sich wäre eine Pflichtversicherung gut. Nur müssten neue Häuser in Hochwassergebieten ausgenommen werden. Wer in Gefahrengebieten baut sollte sich auch selbst um das Risiko kümmern.

    • @Littleneo:

      Und was ist mit jenen, die in neu geschaffene Gefahrengebuete geraten? Das Haus meiner Schwiegereltern steht seit 1662, erst 300 Jahre später, durch Flussbegradigung, Versiegelung von Außen usw. - also im wesentlichen von der Öffentlichen Hand getriebenen Maßnahmen - sind Flutschäden überhaupt zu einer realistischen Möglichkeit geworden. Es gibt leider keine einfachen Antworten...